Dokument: Das Fortbildungsverhalten niedergelassener Ärzte im Bereich der Ärztekammer Nordrhein

Titel:Das Fortbildungsverhalten niedergelassener Ärzte im Bereich der Ärztekammer Nordrhein
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20120830-102711-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Bartnick, Cora [Autor]
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Dateien vom 25.08.2012 / geändert 28.08.2012
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Einleitung
Die vorliegende Studie stellt eine Ist-Analyse des Fortbildungsverhaltens niedergelassener Ärztinnen und Ärzte im Bereich der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) dar, einer der größten Landesärztekammern in Deutschland. Hierzu wurden alle besuchten Fortbildungen (n = 44.760) im Rahmen der Continuing Medical Education (CME) am Beispiel der Hausärzte (n = 850), Fachärzte für Augenheilkunde (n = 122) und Fachärzte für Orthopädie (n = 138) aus den Universitätsstädten Aachen, Bonn und Köln im Zeitraum 2002 bis 2007 untersucht.

Zielsetzung
Für alle drei Fachgruppen sollte vergleichend die Anzahl besuchter CME-Fortbildungen, die Auswahl didaktischer Formate sowie das Fortbildungsverhalten über den definierten Zeitraum untersucht werden.
Bezogen auf die Fachärzte für Augenheilkunde und Orthopädie wurden außerdem die Anteile fachspezifischer und nicht fachspezifischer CME-Fortbildungen ermittelt und hinsichtlich der bevorzugten didaktischen Formate untersucht.
In der Gruppe der Hausärzte wurde besonderes Augenmerk auf die Fortbildungsschwerpunkte „Arzt-Patienten-Kommunikation“ und „Qualitätssicherung“ gelegt und eine differenzierte Betrachtung dieser Fortbildungen bezüglich Häufigkeit, didaktischem Format, Geschlecht und Alter der Teilnehmer vorgenommen.

Methodik
Die zugrunde liegenden Daten wurden von der Ärztekammer Nordrhein zur Verfügung gestellt und, sofern unvollständig, manuell ergänzt. Die Bearbeitung und Auswertung der Daten erfolgte unter Verwendung der Tabellenkalkulationssoftware MS Excel.

Ergebnisse
Fortbildungshäufigkeit: In allen Fachgruppen zeigte sich gleichermaßen ein Anstieg der CME-Teilnahme auf mehr als das Doppelte ab dem Zeitpunkt, als die Fortbildungspflicht für niedergelassene Ärzte eingeführt wurde.
Didaktisches Format: Bei fast der Hälfte der besuchten CME-Veranstaltungen handelte es sich um Vorträge, an zweiter Stelle stehen die interaktiven Formate mit Beteiligung jedes Teilnehmers. Der Anteil von Print- und Online-Fortbildungen nimmt von Jahr zu Jahr deutlich zu.
Unterschiede zwischen Fachgruppen: Hausärzte und Fachärzte für Augenheilkunde nahmen durchschnittlich an doppelt so vielen Fortbildungsveranstaltungen teil wie die Fachärzte für Orthopädie.


Geschlechtsspezifische Unterschiede: In allen Facharztgruppen besuchten Frauen mehr CME-Fortbildungen als ihre männlichen Kollegen.
Fachspezifische und fachfremde Fortbildungsthemen: Bei den Augenärzten und Orthopäden machten die nicht fachspezifischen Fortbildungen nur einen geringen Teil der besuchten CME-Veranstaltungen aus; auffallend häufig wurde hier das multimediale Format gewählt.
Fortbildungsinhalt Kommunikation: Zum Fortbildungsschwerpunkt „Kommunikation“ wurden insgesamt nur wenige CME-Fortbildungen besucht; zahlreiche Ärzte nahmen im untersuchten Zeitraum an gar keiner Veranstaltung zu diesem Thema teil. In diesem Bereich zeigte sich die höhere Fortbildungsaktivität der Frauen noch deutlicher. Bei den didaktischen Formaten stellten auch hier interaktive Arten der Fortbildung nur einen untergeordneten Anteil.
Fortbildungsinhalt Qualitätssicherung: Fortbildungen zum Thema Qualitätssicherung wurden noch seltener besucht als kommunikationsbezogene; zwei Drittel der Ärzte nahm im untersuchten Zeitraum an keiner solcher Fortbildung teil. Auffällig ist hier die Dominanz des interaktiven didaktischen Formats mit konzeptioneller Beteiligung jedes Teilnehmers.

Diskussion
Der verpflichtende Erwerb von Punkten durch Teilnahme an CME-Fortbildungen erweist sich als wesentliches steuerndes Element für das Fortbildungsverhalten der Ärzte. Das bei weitem meistgenutzte didaktische Format ist der Vortrag als sicherlich unaufwändigste Art der Fortbildung, jedoch entsprechend der Literatur mit geringerem Lerneffekt gegenüber Formaten mit aktiver Beteiligung jedes einzelnen Teilnehmers.
Es gibt einige Evidenz, dass Ärztinnen ein anderes berufliches Selbstverständnis haben als ihre männlichen Kollegen, das mir einer größeren Unsicherheit und einem subjektiv höheren Fortbildungsbedürfnis einhergeht, dies kann als Grund für ihre höhere Fortbildungsaktivität diskutiert werden.
Bislang erfolgt - unabhängig von Geschlecht und Facharztgruppe - die CME-Teilnahme überwiegend bedürfnis- und nicht bedarfsgesteuert. Es wäre erstrebenswert, die Fortbildungsteilnahme künftig mehr nach den objektiven Defiziten auszurichten, orientiert an einer individuellen Bedarfsanalyse mittels Selbst- und Fremdeinschätzung im Sinne eines Continuing Professional Development (CPD).
Der Nutzen von Fortbildungsmaßnahmen ist nicht einfach zu erfassen. Kurzfristige Effekte, insbesondere von interaktiver Fortbildung mit Beteiligung jedes einzelnen Teilnehmers, im Sinne eines Wissenzuwachses, einer Änderung der Einstellungen der Ärzte und einer Verbesserung praktischer und kommunikativer Fertigkeiten bei der Patientenversorgung konnten nachgewiesen werden. Die langfristigen Effekte auf das Verhalten im klinisch-praktischen Alltag und vor allem auf das Patienten-Outcome erfordern hingegen noch weitergehende Lehr- und Lernforschung.
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Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:30.08.2012
Dateien geändert am:30.08.2012
Promotionsantrag am:09.09.2099
Datum der Promotion:09.09.2099
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