Dokument: Fallstudie zum interdisziplinären Versorgungsangebot für Gewaltopfer in der Unfallchirurgie der Universitätsklinik Düsseldorf

Titel:Fallstudie zum interdisziplinären Versorgungsangebot für Gewaltopfer in der Unfallchirurgie der Universitätsklinik Düsseldorf
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20160815-091550-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Knittel, Antje Beret [Autor]
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Dateien vom 14.08.2016 / geändert 14.08.2016
Beitragende:PD Dr. med. Graß, Hildegard [Gutachter]
Dr. Lögters, Tim [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Hintergrund: Gewalt führt bei den Betroffenen neben akuten Verletzungen häufig zu langfristigen psychischen, physischen und sozialen Beeinträchtigungen. Obwohl von Gewalt Betroffene aufgrund der körperlichen Folgen primär Kontakt zum Gesundheitswesen suchen, werden Gewaltopfer dort oft als solche nicht erkannt und erfahren häufig keine weitere und spezifische Unterstützung. Zur Verbesserung der Gewaltopferversorgung wurde im Universitätsklinikum Düsseldorf ein spezifisches Versorgungsangebot 2007 etabliert. Untersuchungen zur Akzeptanz und Effektivität solcher Angebote liegen bisher kaum vor. Die vorliegende Arbeit untersucht am Beispiel der Unfallchirurgischen Klinik, inwiefern dieses Angebot tatsächlich zu einer verbesserten Erkennung und Versorgung von Gewaltopfern beigetragen hat.

Material und Methoden: Nach einer retrospektiven Aktenauswertung 89 indizierter Akten der Monate Mai 2007 – Dezember 2008 wurde nach telefonischer Kontaktaufnahme eine katamnestische Untersuchung von 11 Gewaltopfern mit Fragebögen und einem halbstrukturierten Interview durchgeführt.

Ergebnis: Im Vergleich zu einer Voruntersuchung und weiteren Studien werden weiterhin zu wenige Gewaltopfer identifiziert, zudem nahm die Identifizierungs-quote über den Untersuchungszeitraum ab. Ein hoher Anteil der Betroffenen (47%) hatte Migrationshintergrund. Die Gewaltopfer wurden sehr überwiegend über die weiterführenden Angebote informiert, von den meisten wurde diese Information auch angenommen. Dies führte zu einer Inanspruchnahme des Angebotes der rechtsmedizinischen Untersuchung in 17% der Fälle. Das Beratungsangebot für Gewaltopfer des Klinischen Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie wurde allerdings kaum in Anspruch genommen.
Für die katamnestische Untersuchung konnten nur wenige Betroffene gewonnen werden, das lag an der Nichterreichbarkeit, Ausschlusskriterien und Ablehnung der Untersuchung. Die Nachuntersuchten zeigten in der Hälfte der Fälle noch vorhandene psychische Folgen, alle ohne Inanspruchnahme einer spezifischen Behandlung. Der Hinweis auf das Versorgungsangebot wurde positiv erlebt, wie auch das Angebot selbst.

Schlussfolgerung: Trotz der geringen Zahl von Nachuntersuchten konnte gezeigt werden, dass das geschaffene Versorgungsangebot zwar nicht zu einer verbesserten Identifizierung, aber zu einer Verbesserung der Versorgung der identifizierten Gewaltopfer beitrug. Wiederholte Schulungen des Personals sind notwendig, um die Identifizierung von Gewaltopfern und deren Anbindung an das Versorgungssystem dauerhaft zu verbessern.
Eine verstärkte Fokussierung auf die psychischen Folgen erscheint sinnvoll. Das Angebot der Nachsorge sollte niedrigschwelliger werden. Unter diesen beiden Aspekten wurde der vorliegende Flyer textlich überarbeitet. Zudem könnten eine Kopplung von Beratung an eine somatische Nachsorge, migrationsspezifische Angebote und aufsuchende Hilfen weitere Maßnahmen zur verbesserten Akzeptanz des Versorgungsangebots sein. In diesen Rahmen könnten weitere Untersuchungen integriert werden, die notwendig erscheinen, um die Akzeptanz und Wirksamkeit der Angebote für Gewaltopfer weiter zu verbessern.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:15.08.2016
Dateien geändert am:15.08.2016
Promotionsantrag am:27.01.2015
Datum der Promotion:03.08.2016
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