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Evangeliar (sog. Hillinus-Codex) (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 12)

Bibliographische Beschreibung

Bezeichnung
Hillinus-Codex
Entstehungsort
Von einem Reichenauer Maler und einem Seeoner (?) Schreiber in Köln gefertigt
Entstehungszeit
zwischen 1010 und 1020
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
211 Blätter (Fol. 122 doppelt vergeben)
Format
366 mm x 260 mm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-1704 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Cod. 12
Katalogsignatur
Jaffé/Wattenbach: XII.
Frühere Signatur
Darmst. 1951
Katalogsignatur
Handschriftencensus Rheinland: 975
Schulten-1980: Kat. 38
Clemen: 6
Alternative Signatur
Köln, Dombibliothek Hs. 12
Katalogsignatur
HMML Microfilm-No.: 35,143

Überblickbeschreibung

Hillinus-Codex

Laut Schreibereintrag (2v) wurde das Evangeliar von den Brüdern Purchardus und Chuonradus für den ansonsten nicht nachweisbaren Kölner Domherrn Hillinus angefertigt, der im ungewöhnlich plazierten Dedikationsbild (16v) dem hl. Petrus das fertige Buch überreicht. Wenn auch nicht in Köln beheimatet, so weilten die beiden Brüder doch während der Arbeit an diesem Codex mit großer Wahrscheinlichkeit in der Stadt, wie es der schon genannte Eintrag zu Beginn des Evangeliars nahelegt. Das Lokalkolorit färbte vor allem auf das Dedikationsbild ab, dessen bekrönende Architektur den karolingischen Kölner Dom und dessen Fußboden die Deckplatte aus rotem und grünem Porphyr vom Grab Erzbischof Geros (969-976) vor dem Kreuzaltar des Domes darzustellen scheint. Eine solche, fast realistisch zu nennende Charakterisierung von Architektur ist in der ottonischen Zeit einmalig und wird daher nur mit Zurückhaltung zur Kenntnis genommen. Eine weitere Kölner Eigenart ist das Autorenportrait des Bibelübersetzers Hieronymus (347/348-419/420) zu Beginn der Handschrift. Während das Bildthema auf der Reichenau unbekannt ist, gehört es in Kölner Evangeliaren fast zur Standardausstattung.

Dem Eintrag zu Beginn der Handschrift entsprechend können zwei an der Herstellung beteiligte Kräfte nachgewiesen werden (Hoffmann 1986). Der Schreiber wurde in der heute nach Seeon lokalisierten Schreibschule ausgebildet (vgl. Dom Hs. 144; Kat.Nr.79) und war laut Hoffmann auch an einem Evangeliar in Erlangen beteiligt (Universitätsbibl., Ms.12). Verwandte Initialen mit lappigen Blättern, stumpfen Astenden und blütenartigen blauen Blättern finden sich z.B. auch in der Bamberger Benediktsregel (Staatsbibl., Ms.Lit.143) derselben Schule. Die Miniaturen und Initialzierseiten dagegen sind eindeutig aus der Reichenauer Tradition hervorgegangen und unterschiedlichen Vorlagen verpflichtet. Motivisch eng verwandt ist das Evangeliar Ottos III. (München, Staatsbibl., Clm 4453), das nicht nur die Initialzierseiten vorbildet, sondern auch Einzelmotive wie den struppigen Vogel der Lukasinitiale (109r). Gleichzeitig scheint eine Handschrift des Trierer Gregormeisters ihre Spuren in der Ausstattung hinterlassen zu haben. Das Matthäusbild (22v) gleicht verblüffend demjenigen seines Evangeliars aus der Sainte-Chapelle (Paris, Bibl. Nat., Lat. 8851), das auch im Reichenauer Perikopenbuch Heinrichs II. (München, Staatsbibl., Clm 4452) vorbildhaft wirkte, also in der Schule bekannt war, während sich Hieronymus an dem Gregorbild (Trier, Stadtbibl., Hs. 171/1626) bzw. einem hypothetisch zu rekonstruierenden Hieronymusbild des Meisters orientiert (Schnitzler 1956). Auch einige der kleineren Initialen stehen in der Trier-Reichenauer Tradition (z.B. 17r; vgl. Berlin, Staatsbibl. PK, Ms. theol. lat. fol.34).

Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S.349-350 (Ulrike Surmann)

Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-1704
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-1704
Lizenzangaben

Die Bilder sind unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 veröffentlicht

Diese Beschreibung und alle Metadaten sind unter der Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 veröffentlicht

Klassifikation