Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 61
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Augustinus: Kommentar zur Genesis/Von der Übereinstimmung der Evangelisten
Der Sammelband vereinigt zwei exegetische Schriften des Augustinus (354-430): seine zwischen 401 und 415 entstandene, vor allem den Literalsinn erläuternde Auslegung des Buches Genesis, (De genesi ad litteram), und seinen um 400 geschriebenen Überblick über die Parallelstellen der vier Evangelien (De consensu evangelistarum). Beide Texte sind in Klosterbibliotheken Deutschlands relativ häufig vertreten; der Census der Augustinushandschriften weist 19 bzw. 22 Manuskripte für beide Texte nach.
Der Codex kann bislang keinem Skriptorium zugewiesen werden. Auf die Bibliotheksheimat könnte die bewohnte InitialeI(nter) auf Folio 118v, dem Beginn des zweiten Textes, hindeuten. Dort sieht man im gespaltenen Schaft der Initiale einen Bischof in Pontifikalgewändern mit Bischofsstab und einem Schriftband: Mercedem laborem ego reddam - Als Lohn werde ich die Arbeit erstatten (?). Darunter steht, durch seine Tracht als Abt kenntlich und ebenso in der Beischrift benannt, Wicbertus abbas. Der bisher noch nicht identifizierte Wicbertus ist also wohl der Stifter der Handschrift. Die Gewänder der Bischofsgestalt sind vielfarbig: Über der Albe trägt er die mit grünem Rankenwerk ornamentierte Tunika, deren Saum mit Stein- und Gemmenbesatz verziert ist, schließlich eine rote Kasel mit weiten Ärmeln und Kaselstab. Abt Wicbert trägt eine Tunika mit Kapuze und mittelweit ausgeschnittenen Ärmeln.
Zu Beginn der einzelnen Bücher und Kapitel steht jeweils eine Zierinitiale. Joachim M. Plotzek (1973) bringt die Ornamentik der Handschrift u.a. mit dem Berliner Codex theol. lat. fol.273 (Staatsbibl. PK) in Verbindung, der lediglich eine Initiale in roter Federzeichnung enthält (A. Fingernagel, Die illuminierten lateinischen Handschriften deutscher Provenienz der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin, Bd.I/II, Wiesbaden 1991, I Nr. 62, II Nr. 182). Am ehesten ist diese vergleichbar mit dem N(unc) auf Folio 204v des Kölner Codex. Auch bei der Berliner Handschrift steht die Provenienz nicht fest; eine Herkunft aus Groß St. Martin in Köln wird vermutet.
Zustand und Zusammensetzung
Schrift und Hände
Lateinischer Text in dunkelbrauner bis schwarzer romanischer Minuskel, rubriziert; Auszeichnungsschrift und Initialen: Ziermajuskeln; Marginalglossen: z.T. zeitgenössisch, zum größten Teil aber in einer Kursive des 15.Jhs.; ein- bis zweizeilige Textmajuskeln und Anfangsbuchstaben in Tinte, rot schattiert, und Rot;
Buchschmuck
- Mehrzeilige Initialen in Rot; Federzeichnungen in Rot mit vegetabiler und zoomorpher Motivik; große Rankeninitialen in roter Federzeichnung mit gespaltenem, rot gefülltem Buchstabenkörper und Klammern sowie mit grüner, blauer, roter und beigefarbener Füllung des Binnengrundes; große figurierte Initiale in kolorierter Federzeichnung (118v).
Einband
Einband: Pergament mit Streicheisenlinien über Pappe (Mitte 18.Jh.).
Geschichte der Handschrift
Inhaltsangabe
- 1r Inhaltsangabe des 15.Jhs. Incipit: Item in hoc volumine hec continentur/Item Augustinus super genesim ad litteram/Item Augustinus de consensu ewangelistarum .
-
1v-117v
Titel: De genesi ad litteram
(CSEL 28/1, 3-435
;
PL 34, 245-486).
- 1v Buch 1 O(MNIS DIVINA scriptura).
- 117v Ende mit Buch 12 Explicit: tandem fine concludimus .
- 118r Leer.
-
118v-209v
Titel: De consensu evangelistarum
(CSEL 43
;
PL 34, 1041-1230).
- 118v Buch 1 Incipit: I(nter omnes divinas auctoritates) : Bischof mit Spruchband Mercedem laborum ego reddam und Abt Wicbertus als Stifter.
- 133r Buch 2 Incipit: Q(UONIAM sermone): Rankeninitiale mit Drache; dieses und die folgenden Bücher mit Capitula.
- 175v Buch 3 Incipit: I(AM quoniam omnium) .
- 193v Autonome Zeichnung: Drache mit Baum.
- 197r Autonome Zeichnung: Staude mit Tierkopf.
- 204v Buch 4 Incipit: N(UNC IAM QUONI am).
- 209v Ende mit Explicit: discipulis pedes lavat .
Bibliographie
- Hartzheim 1752, S. 32
- Jaffé/Wattenbach 1874, S. 21
- Plotzek 1973, S. 332, Anm.129
- Handschriftencensus 1993, S. 607, Nr. 1021
- Collegeville 1995, S. 105f.
Quellenangabe
- Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung. München 1998. S. 180-180 (Hans-Walter Stork) [Digitaler Volltext]