Gesichtsverarbeitung im Vorschulalter : Wiedererkennung neuer Gesichter in Abhängigkeit des Emotionsausdrucks und neurophysiologische Korrelate des Erlernens neuer Gesichter

Datum

2007

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde die Wiedererkennung neuer Gesichter bei Drei -und Fünfjährigen in Abhängigkeit des Emotionsausdrucks untersucht und mit neurophysiologischen Parametern der Gesichtsverarbeitung in Verbindung gesetzt.

In den Verhaltensexperimenten sahen die Kinder in einer Lernphase eine altersangepasste Anzahl von Targetgesichtern, die sie von Distraktoren unterscheiden lernten. Die Dauer der Lernphase wurde dem Lerntempo der Kinder angepasst. In den Testphasen nach zehn Minuten und nach einer Woche wurde die Gesichtserkennung überprüft, indem die Kinder wiederum zwischen Targets und Distraktoren unterscheiden sollten. Die Wiedererkennung wurde in Exp.1 in konstant neutralem Emotionsausdruck, in Exp. 3 nach dem Wechsel von neutralem Gesichtsausdruck zu den Emotionen Freude und Ärger sowie in Exp. 4 nach dem Wechsel von den Emotionen Freude (Bed. 1) oder Ärger (Bed. 2) zu den Emotionen der jeweils anderen Bedingung und zum neutralen Ausdruck analysiert.Die neurophysiologische Aktivität während der Verarbeitung der Targetgesichter wurde in einer EKP-Studie (Exp. 2) bei Fünfjährigen mit der Verarbeitung von fremden und hoch vertrauten Gesichtern verglichen.

Die Ergebnisse belegen, dass Drei- und Fünfjährige neue Gesichter bereits nach einer einmaligen Präsentation überzufällig wiedererkennen konnten und zu einer stabilen langfristigen Wiedererkennung in der Lage waren. Unabhängig vom Alter zeigte sich ein Unterschied in der Effizienz der Gesichtsverarbeitung. Diejenigen Kinder, die in der Lernphase weniger Wiederholungen benötigten als andere, um die Targets sicher wiederzuerkennen, zeigten auch langfristig eine bessere Wiedererkennensleistung.

Die unmittelbare Wiedererkennung der neuen Gesichter war nicht durch den Emotionsausdruck beeinflusst. Die langfristige Wiedererkennung wurde für alle Gesichter durch einen Wechsel des Emotionsausdrucks erschwert, ging jedoch nur bei den Gesichtern, die mit neutralem Ausdruck enkodiert wurden mit einem bedeutsamen Absinken in der Gesichtserkennung einher. Etwa die Hälfte der Dreijährigen und bis zu einem Drittel der Fünfjährigen war nicht in der Lage, die Gesichter in zwei veränderten Emotionen wiederzuerkennen und zeigte in einer der neuen Emotion ein stereotypes Antwortverhalten.

Die Verarbeitungsgeschwindigkeit wurde nicht durch den Emotionsausdruck beeinflusst.

Die Dreijährigen hatten spezifische Schwierigkeiten, die Gesichter, die sie zuvor mit neutralem Ausdruck gelernt hatten, im Ärgerausdruck wiederzuerkennen. Die Fünfjährigen dagegen erzielten einen deutlichen Vorteil für die Wiedererkennung der Gesichter in neutralem Ausdruck, die sie zuvor mit Emotionsausdruck gelernt hatten.

Insgesamt wurde auf mehrfache Weise ein Alterszuwachs in der Gesichtserkennung zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr deutlich. Die Fünfjährigen erzielten trotz einer höheren Anzahl von Targetgesichtern eine bessere unmittelbare und langfristige Wiedererkennung. Darüber hinaus zeigten sie in der Bearbeitung der einzelnen Gesichter eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Anteil der Kinder, die die Gesichter in zwei veränderten Emotionen wiedererkennen konnten, lag in der Gruppe der Fünfjährigen deutlich höher.

In der neuronalen Verarbeitung wurde in der sog. N170 eine höhere Aktivierung durch die eigene Mutter im Vergleich zu den Targets und den Distraktoren deutlich. Zwischen allen drei Gesichterkategorien zeigten sich Aktivierungsunterschiede in frontalen, parietalen und okzipitalen Arealen zwischen 350 und 800 ms, wobei die fremderen Gesichter jeweils eine stärkere Aktivierung hervorriefen. Die wiederholte Darbietung der Targets führte zu einer Abnahme der mittleren Amplitude an der Elektrode P8 und zu einer Zunahme der Aktivität an P3 und Pz. Diese wiederholungsbedingten Potentialveränderungen konnten mit den Verhaltensbeobachtungen in Übereinstimmung gebracht und als spezifische Korrelate des Erlernens und des Wiedererkennens der Targets interpretiert werden.

Zusammenfassend belegen die Befunde, dass Drei und Fünfjährige zu einer stabilen langfristigen Wiedererkennung neuer Gesichter in der Lage waren und dass die Wiedererkennung in einer veränderten Emotion besser gelang wenn die Gesichter zuvor mit einem Emotionsausdruck im Vergleich zum neutralen Ausdruck enkodiert wurden. Die Ergebnisse werden im Rahmen des Modells zur Gesichtsverarbeitung von Bruce und Young (1986) sowie des Modells zur internen Speicherung von Gesichtern von Valentine (1991) diskutiert.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Zitierform