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[TEI]
Der Text ist den Stimmen entnommen.
TVWV 1:495
1. Dictum (Tutti)Es ist das Hertz ein trotzig und verzagt Ding. Wer kann es ergründen? [Basso] Ich, der Herr, kan das Hertz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeglichen nach seinem Thun nach den Wercken seiner Hände. 2. Recitativo (Tenore)Wie irret doch die sichre Welt, in dem sie die Gedancken bey ihrem rohen Leben vor zollfrey hält? In weltlichem Gericht darf man zwar nicht von selber Red und Antwort geben; und weichen sie gleich aus der Tugend Schrancken, wird uns darum doch keine Straffe zuerkannt. Jedoch vor Gottes Richter Stuhl ists nicht auf gleiche Art bewandt, der fordert auch von den Gedancken Rechenschafft; da werden sie gerichtet und bestrafft, wenn sie aus bösem Hertzen kommen. Hingegen die Gedancken, derer Frommen schreibt er zum Seegen an. Er weiß das Hertze zu ergründen; vor seinen hellen Augen kan auch der geheimste Trieb der Seelen sich nicht verbergen noch verhölen; was wir gedacht, geredet und gethan, wird er zu seinen Zeiten finden. 3. Aria (Alto)Heller als die Sonnen Strahlen ist des Höchsten Augen Licht. Menschen kan man wol betrügen, die am Äußern sich begnügen, doch vor Gott gilt dieses nicht. Da capo4. Recitativo (Canto)Erforsche mich mein Gott, erfahre meinen Sinn, und sieh, ob ich auf rechtem Wege bin und führe mich auf heilgem Wege. Gib, daß auch die Gedancken nie von dem graden Stege der Tugend mögen wancken. Ach! mache nur den Grund des Hertzens recht gesund. So werden alle Thaten hernach nach deinem Sinn gerathen. 5. Aria (Tenore)Ach beßre doch an meiner Seelen, mein lieber Gott, durch deinen Geist. Ersticke du in meiner Brust der alten Schlangen Sünden Wust, daß ich nichts dencke, nichts erwehle, als das, was dir gefällig heißt. Da capo 6. Recitativo (Basso)Ja, wenn mir Sinnen und Gedancken zuletzt bey meiner Todes Angst vergehn, so laß mich auch als denn nicht wancken und mich im Geist den Himmel offen stehn. 7. ChoralWenn mein Hertz und Gedancken vergehn als wie ein Licht, das hin und her thut Seyd, wann ihm die Flam gebricht. Als denn fein sanfft und stille, Herr laß mich schlaffen ein. Nach deinem Rath und Willen wenn kömmt mein Stündelein. Und laß mich an dir kleben wie eine Klett am Kleid und ewig bey dir leben in ewger Wonn und Freud. |
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| Quellenangabe | Ms. Ff. Mus. 980 - Domin. XIX post Trinit. : Es ist das Hertz ein trotzig und verzagt Ding p. ; a. 2 Violini, 2 Oböe, 1 Viola, Canto, Alto, Tenore, Basso con i ripieni + Violoncello, Violono in ripieno [...] / di Georgio Filippo Telemann. [Frankfurt am Main], [zwischen 1717 und 1731]. Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, UB Frankfurt am Main: Ms. Ff. Mus. 980 https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:2-238984 / Public Domain Mark 1.0 |
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