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Die Hundertjahrfeier von Rheinhessen im Jahr 1916

Deckblatt der "Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier. 1816-1916." von Heinrich Bechtolsheimer [u.a.].

„An meine lieben Rheinhessen! Heute vor hundert Jahren hat Mein in Gott ruhender Ahnherr, Großherzog Ludewig I., Besitz von Rheinhessen ergriffen. (…) Heute stehen Meine tapferen Rheinhessen Schulter an Schulter mit den Brüdern aus allen deutschen Gauen wieder im Kampf für des Deutschen Reiches Macht und Ehre“, so wandte sich Großherzog Ernst Ludwig am 8. Juli 1916 an die Bewohner der Region Rheinhessen. [Anm. 1]

Mitten im Ersten Weltkrieg jährte sich die Existenz dieser nach dem Wiener Kongress geschaffenen und an das Großherzogtum Hessen angegliederten Provinz zum hundertsten Mal. Aufgrund des Krieges fielen die Feierlichkeiten jedoch nur sehr schlicht aus. In einer im Jubiläumsjahr von der „Historischen Kommission für das Großherzogtum Hessen“ herausgegebenen Festschrift wurden die Feierlichkeiten zum rheinhessischen Jubiläumstag am 8. Juli beschrieben: „In einer Sitzung des rheinhessischen Provinzialtages, die am 8. Juli zu Mainz stattfand (…) haben wir der hundertjährigen Zugehörigkeit der Provinz Rheinhessen zum Großherzogtum Hessen gedacht. Die rheinhessischen Schulen haben eine einfache Gedenkfeier veranstaltet, und Sonntag, den 9. Juli, hat man in den Kirchen beiderseits des Rheins der Neugestaltung gedacht, die der 8. Juli 1816 unserem engeren Vaterlande gebracht hat." [Anm. 2]

In der feierlichen Sitzung des Provinzialtags in Mainz, die wegen der Rücksicht auf die Kriegsverhältnisse die einzige Jubiläumsveranstaltung darstellte, hatte der Provinzialdirektor Wilhelm Best die anfangs zitierte Grußbotschaft des Großherzogs verlesen. Anschließend verabschiedete der Provinzialtag eine Dankadresse an den in Darmstadt residierenden Landesherrn. [Anm. 3]

Wenn schon der Krieg verhinderte, dass man – wie ursprünglich geplant – den Jubiläumstag in der ganzen Provinz mit größeren Festlichkeiten gebührend feierte, so wurden die Besonderheiten Rheinhessens wenigstens im Vorwort der Jubiläumsschrift gelobt: „Unsere Heimatprovinz ragt unter den deutschen Gauen hervor. Es ist ein altes Kulturland (…) schon vor Beginn unserer Zeitrechnung haben die Römer in Mainz und Bingen gesessen (…). Edle Kirchenbauten ragen längs des Rheinstroms auf. Wir brauchen hierbei nur an die Dome zu Mainz und Worms und an die Katharinenkirche zu Oppenheim zu erinnern. Reich und wechselvoll ist die Geschichte dieses Landstriches. (…) Der Heimatliebe verdankt auch diese Schrift ihre Entstehung." [Anm. 4]

Nach diesen Lobeshymnen auf ihre Heimat, stellten die drei Autoren der Festschrift – die alle Wert darauf legten, in Rheinhessen geboren zu sein – verschiedene Ausschnitte aus der rheinhessischen Geschichte dar. Der Pfarrer Heinrich Bechtolsheimer schrieb über „Die Provinz Rheinhessen in den beiden ersten Jahrzehnten ihres Bestehens“ und der Direktor des großherzoglichen Haus- und Staatsarchivs zu Darmstadt beschrieb im zweiten Teil der Festschrift anhand von Quellen die genaueren Umstände der Verhandlungen über Rheinhessen auf dem Wiener Kongress und der Besitzergreifung der Provinz durch den hessischen Großherzog. Im dritten Teil des Jubiläumswerkes ging der Mainzer Kreisamtsmann Kurt Strecker historisch noch etwas weiter zurück und stellte „Die Gegend zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg im Jahre 1787“ vor. [Anm. 5]

Im Erlass des Großherzogs Ernst Ludwig hatte dieser zudem die Errungenschaften seiner Regierungszeit für Rheinhessen gelobt: „Der Rhein, so lange Grenze und Schranke zwischen den Gauen und seinem rechten und linken Ufer, verknüpft heute enge das von Ludewig I. erworbene Neuhessen mit den alten Stammlanden Meines Hauses. Die stolzen, unter Meiner Regierung erbauten Rheinbrücken, sind Wahrzeichen des wachsenden Verkehrs und Wohlstandes wie des immer inniger gestalteten Zusammenhaltens der hessischen Provinzen.“ Der Erlass des Großherzogs zum Jubiläum Rheinhessens 1916 endete mit dem „innigsten Wunsch (…), daß es Mir bald vergönnt sein möge, Mein schönes Rheinland durch die Nöten und Schäden dieses Krieges in einen langen gesegneten Frieden führen zu dürfen." [Anm. 6]

Verfasser: Felix Schmidt

Verwendete Literatur:

  • Bechtolsheimer, Heinrich/Dieterich, Julius Reinhard/Strecker, Kurt: Beiträge zur rheinhessischen Geschichte. Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier 1816-1916, Mainz 1916.
  • Hoffmann, Klaus Dietrich: Die Geschichte der Provinz und des Regierungsbezirks Rheinhessen 1816-1985, Alzey 1985.

Erstellt am: 21.09.2016

Anmerkungen:

  1. Bechtolsheimer, Heinrich/Dieterich, Julius Reinhard/Strecker, Kurt: Beiträge zur rheinhessischen Geschichte. Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier 1816-1916, Mainz 1916, S. V.  Zurück
  2. Ebd., S. IX.  Zurück
  3. Vgl. Hoffmann, Klaus Dietrich: Die Geschichte der Provinz und des Regierungsbezirks Rheinhessen 1816-1985, Alzey 1985, S. 65.  Zurück
  4. Bechtolsheimer/Dieterich/Strecker 1916, S. Xf.  Zurück
  5. Ebd., S. XIf.  Zurück
  6. Ebd., S. XIf. und S. VI.  Zurück