Anzeiger m,» Elbeblatt. Wochtllschrist zur Belehrung und Unterhaltung: 33. Dienstag, den 24. April 1849. Diese Wochenschrift erscheint wöchentlich zwei Mal — Dienstag und Freitag — und kostet vierteljährlich 7 Ngr. S Pf. Inserate aller Art werden bis Montag und Donnerstag früh 8 Uhr ausgenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum gewöhnlicher Schrift mit 6 Pf. berechnet. Riesa, den 23. April 1849. Die in der letzten Nummer der Oschatzer gemeinnützigen Blät ter enthaltene authentische Nachricht, daß der be rühmte ultramontane Nürnberger Meister bildender Kunst, Herr Professor Heidelvff, in dem für die Oschatzer Kirche rcstaurirten, wie eine Geige hoh len uralten Ehristusbilde auf dem Oelberge bei Jerusalem gepflückte Kräuter gefunden, deren Ackht- hcit durch ei» Pcrgamentstreifchen mit den zwar unleserlichen und abgekürzten, aber doch glücklich herausgebrachten Worten: üerbula moris oliveti völlig außer Zweifel gestellt wird, hat hier und in der ganzen Umgegend alle wahrhaft gläubigen und frommen Gcmüther in eine schone Ekstase ver setzt. Insbesondre sehnen sich alle diejenigen, welche mit scharfen Geruchsnerven begabt sind, bereits danach, in die offene Seiteuwundc des Krcnzbildes zu riechen, um des aus derselben hervorströmeu- den eignen Wohlgcruches inne zu werden, mit der gewiß untrüglichen Hoffnung sich schmeichelnd, daß diesem Wohlgeruche irgend eine wunderthätige Kraft innen wohnen werde, welche, wenn auch nicht von derselben Wirksamkeit, wie der heilige Rock zu Trier, in Bezug auf Heilung Lahmer und Gichtbrüchiger, doch vielleicht zur Herstellung des verlorenen Gedächtnisses, Wiederbelebung ächt kirch licher Frömmigkeit, Vertreibung roth- republika nischer Freigeisterei, Aneignung politischer und so cialer Spürnasen n. dergl. m. kräftigst beitragen dürfte. Man hofft deshalb auch von der resp. Behörde, daß sie die erforderlichen Vorkehrungen treffen werde, um den nach diesen Wohlthaten sich sehnenden Gläubigen die Erreichung ihrer from men Wünsche zu erleichtern, natürlich gegen Ver abreichung eines gewissen Riechgcldes, dem nur Uebelwollende die Eigenschaft eines sogenannten Ablaßkrameö zuschrciben würden. Denn wenn man auch die, wir hoffen von keinem Profanen angekündigte Einschließung eines Absenkers dieser wunderthätigen Pflanze in ein Glaskästchen nicht mißbilligen will, so kann man sie doch keineswegs für ausreichend und der hohen Bedeutung dieser Reliquie würdig befinden, wie man denn auch das beigefügte Urtheil angeblicher Sachverständiger, jene Iierbul» mons oliveti sei Wermuth, nicht für ein compctentcs, sondern für ein sehr triviales er achten und die Schlußbemcrknng, vom Gerüche derselben wäre etwas durchaus nicht warzunehmen, für eine völlig unberufene, mit der Wahrnehmung der gewiß seinen und scharfen, an solche Gerüche gewöhnten Nase des Herrn Professor Heidelvff nu offenbaren Widerspruche stehende und daher unglaubwürdige erklären muß. Wer mit der Re liquien-Geschichte nur einigermaßen vertrant ist, weist recht gut, daß die wunderthätige Eigenschaft solcher heiligen und venerablen Gegenstände in der Siegel nur denen erkennbar ist, welche sich eines besonders züchtigen und von irdischen Genüssen abgezogenen Lebenswandels befleißigen, gleichwie nicht Alle, die da rufen: Herr, Herr! in das Himmelreich eingehen werden. Auch muß man vor züglich da, wo es auf die Erkenntniß wohlriechen der Kräuter vom Oelberge bei Jerusalem ankommt, die Schafe von den Böcken wohl unterscheiden. Glückliches Oschatz! Im Besitze Deiner alt- gothischen Kirche nebst clito Thürmen und Ge meinde, wirst Du bald in Deinen Mauern un zählige Schaaren frommer Pilger begrüßen, welche zu Deinem Ehristusbilde wallfahrten werden, um aus der Seitenwuude den eignen wunderthätigen Wohlgeruch mit ihren gläubigen Nasen zu schlür fen und an dem Anblicke der ächten derliula MONS oliveti unter Glas und Nahmen sich zu la ben. Nimmt man endlich noch dazu, daß auch