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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190005189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19000518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19000518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-18
- Monat1900-05
- Jahr1900
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.05.1900
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Familienabend des Gnstav-Adolf-Zweigvereins Riesa. Der vom hiesigen Gustav-Adolf-Zweigvereine vorgestern Abend im Wettiner Hofe veranstaltete Familienabend wurde durch den Vorsteher des genannten Vereins, Herrn Pfarrer Friedrich, mit herzlicher Begrüßung der erschienenen Damen und Herren und mit dem Hinweise eröffnet, daß der Gustav-Adolf-Verein? mit der Waffe werkthätiger Bruderliebe, wie sie aus evangelischer Glaubensstärke entspringe, ein Hüter und Bewahrer evangelischen Lebens sei und daher helfend da eingreife, wo evangelische Ge meinden mitten in Ländern mit römisch-katholischer Bevölkerung besondere Schwierigkeiten zu bekämpfen haben. Ein weites Feld ganz besonders ersvrießlicher Thätizkeit sei ihm zur Zeit in Oesterreich erwachsen, was die beiden erschienenen Redner, die gleichfalls herzlichst bewillkommnet wurden, näher erörtern würden. Herr Pfarrer Kretschmar aus Kreinitz sprach hierauf in einer, eine reichliche Stunde währenden, recht volkLthümlichen Rede über die evangelische Bewegung in Oesterreich und führte, in aller Kürze wiedergegeben, etwa Folgendes aus: Die Oster glocken haben uns vor Kurzem den Sieg des Lebens über den Tod verkündet, indem sie uns an die Auferstehung erinnert, gleichzeitig aber auch den Frühling eingeläutet und uns dadurch hoch erfreut haben. Ein geistiger Frühling im Reiche Gottes, wodurch der Aberglaube gebrochen und der Todesschlaf der Lauheit und Gleichgültigkeit zerstört wird, ist aber viel schöner, und solch eine Wiedergeburt ist jetzt in Oesterreich vom schlesischen Gebirge bis an die Adria zu verspüren, indem dort die seiner Zeit mit Gewalt erdrückte evangelische Kirche jetzt wieder auflebt. Dafür wollen wir unsere Herzen erwärmen; zu dieser Wieder belebung wollen wir auch unsere Hände öffnen. Reich an Ge- müth, vielfach arm an irdischen Gütern sind die Bewohner des mit uns so innig verbundenen Oesterreich, die letzt den Ruf er schallen lasten:> „Los von Rom!" Der Ruf ist dem nicht über raschend, der Oesterreichs Geschichte, insbesondere seine Kirchen geschichte, kennt. Oesterreich ist bis zum 30jährigen Kriege fast ganz evangelisch gewesen; mit List und Gewalt hat man dort den Katholicismus wieder eingefühlt. Joseph II. hat den Evangelischen in Oesterreich Glaubens- und Gewissensfreiheit verschafft, und das Jahr 1848 Hot ihnen Gleichberechtigung mit den Katholiken gegeben und katholische Ucbergriffe obgeschafft; aber nur wenige der Bewohner sind zum evangelischen Glauben zurück gekehrt. Wunderbar ist's, daß der Ruf: „Los von Nom!" der erst 1898 erschallte, nicht früher erklungen ist. Seit 1'/, Jahren haben sich in Böhmen, Mähren, Oberösterreich und Steiermark in einzelnen Gemeinden 5, 10, 50, 80, 100, inSgesammt aber 20 000 Seelen, von der römischen Kirche losgelöst. Bedenkt man, daß die römische Kirche ihre Glieder äußerst zäh festhält, daß die Regierung Oesterreichs die evangelische Bewegung möglichst einzudämmen sucht, daß dos Streben nach Gewinn und materiellem Verdienst Viele gegen religiöse Dinge gleichgültig macht, daß es an und für sich schwer ist, seinen alten Glauben abzuschwören und daß auch äußere Schwierigkeiten, als Rücksichten aus ein Geschäft oder auf eine amtliche Stellung, wie auch auf die Familie, den Uebertritt zum evangelischen Bekenntniß erschweren, so ist offenbar die Zahl der 20000, die übergetreten sind, eine sehr große zu nennen, und diese Bewegung ist nicht Menschenwerk, sondern GotteS Fügung. Gottes Zeit läßt sich nicht mit unsern Uhren messen; wir hofft» aber, daß der schöne Anfang der evangelischen Bewegung einen schönen Fortgang nehmen werde. Nun fragt man rach den Ursachen der vorhandenen Thatsache. Geschichtliche Bewegungen sind nicht von ungefähr. Welches sind die Wurzeln der evangelischen Bewegung in Oesterreich? Manche sagen, die Gründe seien mehr politischer als religiöser Natur. DaS ist falsch. Auch ist es noch schief, wenn man sagt, die Bewegung sei mehr religiöser als nationaler Natur. Beide Begriffe schließen einander nicht aus, sondern können uyd sollen einander stützen und ergänzen. Ein wahrer Christ muß auch ein warmer Patriot sein und sein Vaterland, sein Volk, seinen Lcndesvater von Herzen lieben. Luther liebte auch das deutsche Volk. Er war ein deutscher Patriot, und darum erklang es auch bei ihm: „Los von Rom!" und für Deutschland ist daS Erringen des evangelischen Christenthums ein großer Segen geworden. Das tiefempfindende Gemüth der Deutschen findet Befrie digung in der evangelischen Kirche, denn sie hat ein Herz für das Volk. Lutherisch sein heißt deutsch sein. Evangelische Ge meinden in streng katholischen Ländern, wie in Posen und Galizien, haben einen festen Halt an ihrer deutschen Kirche und Schule, an deutscher Predigt und deutschem Unterricht. Diese Dinge sino ein Tamm gegen das Polenthum, und so ist es auch bei den Sieben bürger Sachsen. Sie widerstehen der Magyarisirung, weil sie fest an der evangelischen Kirche hangen. Wenn hingegen kern deutsche, aber katholische Familien sich in den erwähnten Län dern ansiedeln, da werden diese Leute fanatische Polen oder Magyaren; denn die katholische Kirche nimmt ihnen ihr Deutsch- thum. Daher giebt es Stockpolen mit kerndeutschem Namen. Es ist nicht zu leugnen, daß nationale Kämpfe, die schon seit Jahren die Grundfesten des aus vielen Nationen und Natiönchen mit eben so viel Sprachen bestehenden Kaiserstaates Oesterreich erschüttern, die evangelische Bewegung hervorgerufen haben. Jedermann weiß, daß cs unter diesen Nationen nicht immer schiedlich und fried lich zugeht; 9—10 Mill. Oesterrcicher sind Deutsche. Sie bilden die stärkste der einzelnen österreichischen Nationen; stärker sind aber die slavischen Nationen Oesterreichs in ihrer Gesammt- heit, und sie schließen sich zusammen, wenn es gilt, die Deut schen zu unterdrücken. Den Deutschen gebührt in Oesterreich die führende Rolle; denn nur deutsche Kraft und Ausdauer hat daselbst Kultur geschaffen, und es ist deutsches Verdienst, daß Oesterreich ein „an Siegen und an Ehren reiches" Land ist; denn hauptsächlich deutsches Blut ist auf Oesterreichs Schlacht feldern geflossen. Josef II. war der Ueberzeugung, daß die deutsche Sprache als Staatssprache der Kitt sei, der Oesterreich zusammenhalte. Auch die gebildeten Tschechen sprachen deutsch und verkehrten nur mit ihren Kutschern und Knechten tschechisch. Nach Fürst Bismarcks Ansicht konnte Oesterreichs Einheit nur durch Erhaltung seines einheitlich deutschen Charakters gewahrt werden, und der Geschichtsprofessor Treitschke hat eS ausge sprochen, daß Oesterreich von Golt verlassen sein müsse, wenn die Regierung gegen die Deutschen sei, was den Ruin deS Staates herbeiführen müsse. Getäuscht haben sich diese großen Män ner. Man hat in Oesterreich die slavischen Stämme groß gezogen. Infolge der Sprachenverordnungen haben tschechische Beamte das Land überzogen; ein Wirrwarr ohne Gleichen ist entstanden, besonders in dem an Naturschönheiten und Erzeugnissen so reich gesegneten Böhmen, und die Deutschen sind, ehrenvolle Aus nahmen abgerechnet, verlassen von denen, die ihnen beistehen sollten. Der Hochadel hält es zumeist mit den Tschechen. Fürst Schwarzenberg, ganz deutschen Namen tragend, sucht auf seinen Besitzungen deutsche Sitte und Sprache zu tilgen. Verlassen sind auch die österreichischen Deutschen von der Kirche, während die tschechischen Geistlichen fürs Volk rintreten. Die Geistlichen sind vorwiegend tschechischer Nationalität. In 114 gemischtsprachigen Gemeinden sind 272 Geistliche Tschechen nnd nur 23 Deutsche; aber auch in rein dcutschrn Gebieten ist vielfach die Geistlichkeit eine vorwiegend tschechische. Warum fehlt es an ku schen Uiesaer K Tageblatt Fernsprechstelke Freitag. 18. Mai IS»», Abm»S S» Jahr, Brehm. Brehm. Geistlichen? Die Priesterseminare sind in tschechischer Hand. In solchen Anstalten wollen sich Deutsche nicht quälen lasten. Nur Söhne armer, weniger gebildeter Deutschen lassen sich in den tschechischen Priesterseminarien auf Kosten der Kirche erziehen und werden dann dem Spruche gemäß: „Wes Brot ich effe„ des Lied ich singe" fanatische Tschechen. Die Folge ist, daß sich gebildete Deutsche immer wehr vom geistlichen Berufe abwendeu. Ein slavischer Geistlicher schrieb an seine Thür: „Hunden und Deutschen ist der Eintritt verboten". (Schluß folgt.) Bekanntmachung. Die Anfuhr« von 4VV Meter Klarschlag »um Wegebau vom ElbauSladeplatz zur Dorf straße hier soll Montag, den LI. Mai d. I., Nachmittags 4 Uhr im Gasthose zu Gröba an den Mindestfordernden in Accord vergeben werden. Bedingungen werden vor Beginn de» Termins bekannt gemacht. Gröba, am 17. Mai 1900. Sl. Otto, Gemeindevorstand. OertlicheS und Sächsisches. Stt-Ia, IS. M»i IS00. — JnRödecau brannte vergangene Nacht in der 3. Stunde das Wohnhaus deS Herrn Flcischermstr. Lamm nieder. Die im Ober geschoß wohnenden bez. schlafenden Leute wurden durch das Feuer überrascht und konnten nur mit knapper Noth das Leben retten- Eine Abtheilung des hiesigen Freiwilligen Rettungscorps rückte mit einer Spritze nach dem Brandplatze ab und traf als erste und einzige auswärtige Feuerwehr dort ein, so daß es sich wiederum eine Prämie verdient hat. — Das Feuer ist in der Schlaskammer des Dienstmädchens entstanden. Dasselbe hat, wie verlautet, während der Nacht ein auf einen Reisekorb gestelltes Licht brennen lassen und durch letzteres wird der Brand ent standen sein. DaS Mädchen erwachte glücklicher Weise noch rechtzeitig, so daß es sich retten konnte, doch dürsten ihm so- ziemlich alle Kleidungsstücke verbrannt sein. — Der Verband Sächsischer Bäcker-Innungen „Saxonia" tagt am 12. und 13. Juni in Zittau. Die Tagesordnung ist eine sehr reichhaltige und interessante, besonders sollen ver schiedene Vorträge über wirthschaftliche und Jnnungsfragen ge halten werden. Mit den, Vcrbandstage ist auch eine große Aus stellung für Bäckereigeräthschaften und Verbrauchsgegenstände . verknüpft. )e( Dresdner Landgericht. Als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne die erforderliche Er laubnis; das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militär pflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes ausgehalte» zu haben, strafbar nach § 110 Abs. 1 des ReichsstrafgesetzbücheS hatten sich gestern vor der V. Strafkammer, unter dem Vorsitz de» Herrn Landgerichtsdirektor Bockwitz, der am 26. Juli 1877 in Zaithein geborene in Riesa wohnhaft gewesene Handarbeiter Franz Oskar Nicolai und der am 2l. August 1877 in Riescr geborene, daselbst wohnhaft gewesene Handarbeiter Paul Arthur Fischer, der am 21. Norember 1877 in Diesbar bei Großenhain geborene, zuletzt in Riesa wohnhaft gewesene Handarbeiter Emst Robert Funke und der am 17. August 1877 in Krauschitz bxi Lommatzsch geborene, in Riesa wohnhaft gewesene Handarbeiter Adolf Richter zu verantworten. Die sämmtltchen Angeklagten, deren Aufenthalt zur Zeit unbekannt ist, waren nicht erschienen und erkannte der Gerichtshof auf eine Geldstrafe von je 300 Mk. oder 30 Tage Gesängniß. )e( Dresdner Landgericht. Ein gemeingefährlicher RückfalV- dieb hatte sich gestern in der Person des am 20. Mal 187» in Zaußwitz geborenen, schon sehr oft mit Zuchthaus und Gesängniß vorbestraften Handarbeiters Friedrich Hermann Schmidt vor der 6. Strafkammer zu verantworten. In der Nacht zum 27. März d. I. entwendete der Spitzbube aus dem Gasthof von Pietsch in Gröba, nach dem er sich in der Garderobe verborgen ge halten halte, auS derselben einen Tragkorb mit Kleidung-- unk Wäschestücken, eine Wanduhr, einen Spiegel und auS dem Turn saal ein Paar Turnschuhe, alles im Gefammtwerth von 28» Mark. schlüff« der Generalversammlungen vom 12. Dezember 1899 und 13. März I9»v at»>» geändert worden und daß an Stelle deS Herrn Ernst Leberecht Haake der Stellmachermeister Herr Georg Heinrich Möbius in Riesa Stellvertreter der Vorstandes ist. Riesa, am 15. Mai 190». Königliche- Amtsgericht. Helduer. ?uf Blatt 298 d«S Handelsregisters für den Bezirk d«S unterzeichneten Amtsgericht», die Firma Speicherei- und Speditions-Aktiengesellschaft in Riesa betreffend, ist beute eingetragen worden, daß der GefellschaftSvertrag vom 23. März und 2V. April 1897 durch Beschluß der Generalversammlung vom 29. März 1900 abgeändert worden ist. Riesa, am IS. Mai 190». Königliches Amtsgericht. Helduer. Da» Riesaer Tageblatt Erscheint jeden Tag «end» mtt Ausnahme der Sonn- und Festtage. Lierteljährltcher Bezugspreis bei Abholung in dm Expeditionen in Riesa und Strehla oder '.durch unser« Tr-W» frei in» Hau» 1 Mart SO Psg., bet «bholmrg am Schalter der Latserl. Postanstaltm 1 Mark 2S Psg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark «v Pfg. Anzeigm-Annahme für die Nummer de» Au»gab«M-M bi» Bormittag v Uhr ohne »rmähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Aaftanieustraß« KV. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Auf Blatt 242 des Handelsregister» für den Bezirk deS unterzeichneten Amtsgerichts, die Firma Riesaer Dünger-Abfuhr-Aktiengesellschaft betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Gesellschaft-Vertrag vom 16. April und 21. Mai 1892 durch die Be- ««d A«r»tgrr Wkwk «L Aiytirkk) Amtsblatt der König!. Anttshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa.
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