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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189008168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18900816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18900816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-16
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 16.08.1890
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Wachen- und Kachrichtsblatt zugleich GWfMuzWr ßr HohrSorf, Zielitz, PnMrrf, Rssdorf, St. Wie», HeimPort, Rarikm« «»h Miilsti. Amtsblatt für Ve« Sta-trat zu Lichtenstein. 4«. Jahrgang. Nr. 189. Sonnabend, den 16. August 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (anher Sonu» und Festtags) abends für den folgende« Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten» Korpuszeile oder dere« Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. * — Lichtenstein, 15. August. Wie bereits hinlänglich bekannt geworden, erhält unsere Stadt am 18. August Militär-Einquartierung. Es dürfte nun geraten sein, daß sich jedermann rechtzeitig um die Zahl der ihm zufallenden Mannschaften an maß gebender Stelle kümmert und zwar umsomehr, da nur die Offiziersquartiere von behördlicher Seite an gesagt werden. Es dürfte schon deshalb geraten sein, sofort Auskunft einzuholen, damit bei beabsichtigter Weiterverquartierung auch rechtzeitig Platz gefun den wird. * — Callnberg, 15. August. Der gestern und heule hier stattgefundene Jahrmarkt hatte zur Folge, daß sich ein recht reges Leben entwickelte. Zahl reiche Besucher waren aus den umliegenden Orten anwesend. Wie man allgemein vernimmt, sollen die Verkäufer auch befriedigende Geschäfte gemacht haben. * — I'. R ö d l i tz, 15. August. Heute früh gegen '/«6 Uhr entstand in dem Seitengebäude des Gutsbesitzers Gottlieb Ebersbach auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise Feuer. Das Seitengebäude brannte binnen kurzer Zeit total nieder. Durch schnelles Eingreifen der Feuerwehren blieb das Wohn gebäude erhalten. — Die Sommerszeit geht zur Rüste. Eine kühne Behauptung, aber doch unanfechtbar gegenüber den zahlreichen Anzeichen in der Tier- und Pflanzenwelt, die darauf hindeutcn, daß der Herbst, die Zeit des Scheidens und Vergehens, herannaht. Der Lieblings baum der Deutschen seit uralter Zeit, die Linde, in der Reihe unserer Gehölze das zuletzt blühende, hat ihren honigduftigen Blütenschmuck fallen lassen, und das Bienengesumme droben in den Kronen ist ver stummt. An die Stelle der Blüten ist an allen un seren einheimischen Büschen und Bäumen das Frucht werk getreten. In den Wäldern und Gehegen röten sich die Dolden der Eberesche, des Schneeballs, der Mehlfäßchen, Herlitzen und Hagebutten; die Schlehen, Brom- und Heidelbeeren bläuen sich, der Fruchtanhang des Ligusters taucht sich in Schwarz, während die Stadta»lage« fällig; wundersame Mistel und der Peterstrauch wie mit weißen Perlen behängt erscheinen. Auf den Feldern erklingen Sichel und Sense; die Zeit der Ernte ist gekommen. Der Sang der Lerche verstummt, wenn die goldenen Garben zu Mandeln und Stiegen ge sammelt werden. Der Ruf der Kuckucks und Pirols, der Amseln und Drosseln wird seltener. Still und einsam beginnt es in dem dichtbelaubten Wald zu werden, seine Vögel, seine Lieder verschwinden und verhallen. Mit dem Beginn des Augusts, des Ernte monats, verlassen schon viele unserer Sommervögel Dorf und Stadt, Wald und Hain. Den Reigen er öffnen die Mauersegler oder die Turmschwalbe. Dieser großen düsteren Schwalbenart, welche am liebsten auf Ruinen, alten Schlössern und Kirchen haust, folgen bald die Uferschwalbe, die Nachtigall, der Wendehals, die zierliche Bachstelze. Und nacht das Ende des Monats heran, weht der Wind in allen Gemarkungen über die Stoppeln, dann verläßt uns auch die Wachtel mit dem Wachtelkönig, der Storch, die Rohrdrvssel, der schmucke Wiedehopf, der sangreiche Mönch und Gartenlaubvogel. Der Rückstrich, also die Wiederkehr unserer Sommer- oder Wandervögel im Frühling aus dem warmen Süden umfaßt etwa dieselbe Zeit wie der Abzug — ein Vierteljahr. Die Feld- oder Him melslerche macht um Lichtmeß, wenn die Schneeglöck chen sich erschließen, den Anfang; Wachtel, Turtel taube und Seeschwalbe bilden um die Zeit der Aepfel- blüte den Beschluß. Den Abzug beginnt bald nach dem 25. und 26. Juli, nach Jakob und Anna, die Turmschwalbe, den Beschluß machen die wilden Tauben, Feldlerchen, Kraniche, Staar und Buchfink erst gegen Ende Oktober. — Dernächste Stenograph en-Ko ngreß wird im kommenden Jahre stattfinden, mit Rücksicht auf den Umstand, daß 1891 das 50jährige Jubi läum der Stolzeschen Schule stattfindet, wurde als Ort des Kongresses Berlin gewählt. — Laut einem der „Gl. Ztg." von befreundeter Seite zugegangenen Telegramm aus Wien ist der Chemnitzer Sängerextrazug, welchen auch die Sänger unseres Bezirks benutzten, am Donnerstag Morgen 8 Uhr 15 Minuten bei prächtigem Wetter dort ange kommen. Die Sänger wurden feierlichst empfangen. Die Dekoration wird als großartig bezeichnet. Leider erlitt der Zug in Tetschen wegen eines Raddefektes einen unfreiwilligen Aufenthalt. — Dienstsuchende Mädchen, sowie ihre Eltern und Vormünder, seien darauf aufmerksam gemacht, daß der Verein Volkswohl in Dresden seit kurzem eine Dienstvermittelung eingerichtet hat, und zwar ist dies namentlich in der Absicht geschehen, in Dresden fremde Mädchen vor den Gefahren der Großstadt und vor Ausbeutung und Irreleitung zu bewahren. Der Verein nimmt als Vermittelungsge bühr von den Mädchen nur 25 Pf. und da die Nach frage der Herrschaften eine sehr starke ist, so ist jedes ordentliche Mädchen sicher, daß es auf seine Stelle nicht lange zu warten braucht. Günstig ist noch be sonders, daß diese Dienstvermittelung sich im „M äd - chenheim" des genannten Vereins befindet, wo die Mädchen zu den niedrigsten Preisen auf Wunsch Unterkunst und Mahlzeiten erhalten können. Nähere Auskunft erteilt die Hausmutter des Mädchenheims, Frau Müller, Dresden-Altstadt, Gärtnergasse 3. — Dresden, 14. August. Vor dem Königl. Schwurgericht begann heute vormittag 9 Uhr die Hauptverhandlung in dem Prozeß gegen den Maurer August Otto Beger aus Chemnitz und den Uhr macher Paul Ludwig Hermann Neubauer aus Altdamm bei Stettin wegen gemeinschaftlichen, bezw. in Mitthäterschaft verübten Mordes. Nach dem Wahr spruch der Geschworenen wurde Beger wegen Mordes zum Tode und Neubauer wegen Beihülfe zum Mord zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Dresden, 13. August. Die Zahl der zu den Sängerextrazügen nach Wien in Sachsen ver kauften Fahrkarten beziffert sich auf rund 3000, wo von ein Drittel für 2. Wagenklasse. — Aus Dresden bringt man folgende, auch anderwärts anwendbare Betrachtung: Teilnahme für Freud und Leid des Nebenmenschen ist einer der schönsten Züge des menschlichen Herzens und ein wenig Neugierde wohl verzeihlich; wenn beide R o s e. Roman von I. von Werth. < Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Heloise fuhr fort: „Nun darf ich Dir auch sagen, wie unsäglich ich Dich liebe. Ich kann wieder offen und natürlich sein, ohne fürchten zu müssen, Dein Herz wieder zu verlieren. Das Leben bisher war ja nur ein quälender Traum, aus welchem ich endlich an Deinem Herzen erwacht bin." Sie hielt erschöpft inne. Das Sprechen hatte sie angestrengt, und tiefe Röte auf die gewöhnlich bleichen Wangen gezaubert. Jetzt, zum ersten Mal, erschien sie Harald schön, wie sie da vor ihm lag mit den eigentümlich glänzenden Augen, dem schwarzen, lose herabhängenden Haar und den roten Wangen. Und dies Mädchen liebte ihn, seit so langer Zeit. Wie viel hatte er hier gut zu machen. Er preßte ihre Hände an Lippen und Herz und flüsterte wieder und wieder, vor ihrem Lager knieend : „Ja, Heloise, ich liebe Dich, liebe Dich von ganzem Herzen. Vergieb meine frühere Kälte; ich will sie Dich ver gessen machen im Uebermaß meiner Liebe." Wieder wurde die Portiöre leise und vorsichtig zurück geschlagen und Doktor Gröner trat in das Zimmer. Die alte Hermine hatte bisher am Fenster gesessen und sich vergebens bemüht, an ihrem Strickzeug zu arbeiten; bei dem, was sie mit angehört, war Thräne auf Thräne auf die Arbeit, und Masche auf Masche von den Nadeln gefallen. Jetzt erhob sie sich und ging dem Doktor entgegen. Sie traten Beide an das Lagerder Kranken. Der dicke Teppich machte ihre Schritte unhörbar. Als Harald den Arzt bemerkte, erhob er sich, aber Heloise hielt seine Hand fest und bat: „Geh nicht von mir, Harald, laß mich nicht wieder allein in der finsteren Nacht. Ich bitte Dich, bleib bei mir." Harald sah erstaunt und beruhigt zu dem Professor hinüber und die Kammerfrau sagte: „Hier ist der Herr Professor Gröner, der nach dem Befinden des gnädigen Fräuleins sehen will!" „Herr Doktor, Sie hier?" fragte Heloise. „O, ich danke, es geht mir besser; mag sein, weil ich so glücklich bin. Mir ist, als dufteten Veilchen um mich her, aber es sind wohl nur die Blumen des Liebesfrühlings." „Ich habe Dir einen Strauß Veilchen mitge bracht," entgegnete Harald und gab ihr die Blumen, die bisher vor ihr auf der Decke gelegen, in die Hand. Die Kranke atmete entzückt ihren Wohlge ruch ein. „Nun Hermine, mußt Du uns auch Licht bringen; ich möchte die Veilchen gern sehen. Nicht wahr, Herr Doktor, sie darf?" Die Drei sahen entsetzt bald die Kranke, bald sich gegenseitig an. Schon wollte Hermine ihre junge Herrin über ihren Irrtum belehren, da machte Doktor Gröner noch rechtzeitig ein Zeichen, daß sie schwieg. Er trat vorsichtig leise an das Fenster und riß plötzlich die Gardinen auseinander, daß die Hellen Sonnenstrahlen in blendender Fülle in das Zimmer fluteten. Sie zitterten warm und golden über die fieberheißen Wangen der Kranken und über die großen, weit geöffneten, schwarzen Augen. Dennoch zuckte sie mit keiner Wimper, und gleich darauf wiederholte sie ihre Bitte: „Nicht wahr, Herr Doktor, Hermine darf Licht bringen?" „Sie müssen sich noch ein wenig gedulden," erwiderte der Arzt freundlich. „Strengen Sie nur einmal die Augen ein wenig an und bemühen Sie sich, die Dinge ringsum zu unterscheiden. Man ge wöhnt sich so leicht an die Dunkelheit. Jetzt sehen Sie einmal dahin, woher sie meine Stimme kommen hören. So — sehen Sie mich?" Die Kranke hielt einige Augenblicke lang die Augen nach dem Fenster gerichtet, durch welches der sonnige Sommerhimmel herein lachte in wolkenloser Klarheit. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte leise: „Ich kann nichts unterscheiden. Es ist ganz finster und schwarz." „O, Du barmherziger Gott, sie ist blind," schluchzte die Kammerfrau und sank in die Kniee, ohne die warnenden Zeichen der beiden Männer zu beachten. Wie gedämpft der Schreckensruf auch erklungen, das Ohr der Kranken hatte ihn aufgefangen. Leichenblässe überzog die eben nochfieberrotenWangen, ihre Brust hob und senkte sich in fliegender Hast und endlich rangen sich abgerissene Worte zwischen den bebenden, bleichen Lippen hervor: „Blind? Blind? — So ist es nicht finster um mich her — vielleicht Heller Tag — und meine Augen haben nur ihre Kraft verloren ? — Doktor Gröner, ich beschwöre Sie, sagen Sie mir die Wahrheit, bin ich blind ge worden ?" Sie saß jetzt aufrecht auf ihrem Lager, die ge sunde Hand wie flehend gegen den Arzt ausgestreckt, die großen, schwarzen, glänzenden Augen mit so entsetzlich starrem Ausdruck zu ihm erhoben. Das lange schwarze Haar floß aufgelöst über das weiße
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