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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189412141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18941214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18941214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-14
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.12.1894
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Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich AtsWs-AnMtk für K«h«d«rf, KAlitz, Ktrnsdorf, Risdors, A 8OÜ», Hti»riihs«t, Mmitn« u. MW». Amtsblatt für de« Stadtvat zu Lichtenstein. LL. Ia-rgang. —------— - M. 389 Freitag, dm 14. Dezember 1W4. SUs«, Blatt"«rschtirü täglich l«mß« Son«. Md yesttagS) abends für den fo1^m^ag7^^eUeljährl^cher' Bezugspreis 1 MarkUf. — Einzelae"Nnmmer'lS Pfennige/-^- 'Jefiellungen nehmen anher der Expedition rn Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisern Postanstalten, Postboten, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekKMtMKchMg. Für den Kaufmann Herrn Kau! Johannes Zobel aus Lichtenstein, dessen Aufenthalt unbekannt ist, ist von dem unterzeichneten Königl. Amtsgerichte Herr Grubenoorstand August Bauch in Lichtenstein als Abweseuheitsvormund bestellt worden, was hiermit bekannt gemacht wird. Lichtenstein, am 10. Dezember 1894, Königü AnttsgsrrchL. Gehl er. «-»MW«» Lagesgefchichte. * — L i ch t s n st e i n, 13 Dez. Premierleutnant a. D. Westmark, der Begleiter Stanlty's, hielt gestern abend im Hotel zum goldnen Helm hier einen Vortrag über seine Reiseerlebnisse in Afrika. In lOsstündiger Rede schilderte der Vortragende, der das Deutsche in fremdländischem Acc-mt sprach, in glühenden Farben dis Naturschönheiten an den Ufern des Kongo, die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen, deren Handels- und Ekwerbsverhältvisss, das Sklaventum, die schreck lichen Schauspiels der Menschenopfer, Menschenfres serei rc. Er schloß mit einem poetischen Appell an die Anwesenden, für koloniale Zwecks einzwreten und damit zur werkthätigen Menschenliebe und Abschaf fung des grausamen Sklaventums beizutragen, auf daß der Spruch des großen Gellert zur Wahrheit werde: „Wie du deinen Gott über Alles lieben sollst, so liebe deinen Nächsten als dich selbst." Reicher Beifall lohnte den Vortragenden. * — Rödlitz, 13. Dez. Vergangene Nacht um 1 Uhr wurden hier di« Einwohner du? ch Feuer lärm unerwartet aus dem Schlafe geweckt. Es brannte das dem Bergarbeiter Büttner gehörige Wohnhaus. Dasselbe war von 4 Familien bewohnt, und ist dem schnell erschienenen Feuerwehren von Röblitz undHohn- dorf zu danken, daß genannten Familien ihre Habe teilweise gerettet wurde. Hausbesitzer Büttner, der bei Ausbruch des Feuers sich im Schachte bei der Arbeit befand, wurde sofort von dem Vorfälle benach richtigt, leider war das Haus bei seinem Erscheinen bis auf das untere Stockwerk abgebrannt. Die Ent- stehungsursachs des Feuers ist unbekannt. Wie wir hören, hat der Hausbesitzer Büttner nicht versichert. * — Heute erfüllte sich das erste Jahr, seit Se. Durchlaucht Fürst Otto Friedrich von Schönburg- Waidenburg aus dieser Zeitlichkeit geschieden ist. Aus Anlaß der Wiederkehr des Todestages ward heute in der Gruftkapelle des hiesigen Schlaffes eine An dacht abgehalteu, an welcher Ihre Durchlaucht die Fürstin-Witive Pamela mit I, I. D. D. der Prin zessin Luise und den Prinzen Sigismund und Fried rich, ferner auch Se. Durchlaucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg teilnahmen. * — Die Königliche Amtshauptmannschaft zu Glauchau ist in dex Lage, aus Mitteln des Bezirks- Verbandes 110 000 Mk. im Ganzen oder getrennt gegen Verzinsung zu 4 vom Hundert und Gewäh rung mündelmäßiger hypothekarischer Sicherheit aus zuleihen. Im Falle pünktlicher Zinszahlung wird eine Kündigung voraussichtlich auf längere Zeit nicht eintreten. — Beim Nahen der Weihnachtszeit dürfte es angebracht sein, besonders unbemittelte Leute vor einer Klasse von H a u s i e r er n zu warnen, die auch unsere Gegend unsicher machen. Es wird von Görlitz ans ein schwunghafter Handel mit Uhren, Gold- und Silberwaren getrieben, dem namentlich die sogenannten kleinen Leute zum Opfer fallen und gefallen sind. Ganz abgesehen davon, daß derartige Waren durch die Gewerbeordnung vom Haus ierhandel ausdrücklich ausgeschlossen sind, erhalten die Käufer für ihr gutes Geld nur geringwertige Waren, sie werden aus's Frechste betrogen. Man lockt sie aber damit, daß Ratenzahlungen, bald zu 1 Mk., bald so gar zu 50 Pf., nachgelassen werden. Das besticht den kleinen Mann: er läßt sich Vorreden, daß er auf diese Weise mit Leichtigkeit etwas erwerben kann, was er sonst im ganzen Leben nicht sein eigen nennen könne. Es sollte doch Jedermann bedenken, daß ihm ein solider Uhrmacher, ein reeller Goldarbeiter sicher ebenso annehmbare Bedingungen stellen würde, bei dem er obendrein noch die Garantie hat, daß er gut bedient und nicht übervorteilt wird. — Jeder Gartenbesitzer sollte es sich^zur Pflicht machen, in seinem Garten an geschützter Stelle einen Futterplatz für die Vögel herzurichten und denselben während des Winters in stand zu halten. Abfälle giebts ja in der Wirtschaft genug, und selbst wenn man, was sehr zu empfehlen ist, noch einige Groschen für Fütterung ausgiebt, so machen sich diese doch reich lich bezahlt. Die Freude au dem munteren Treiben am Futterplatz entschädigt reichlich für die geringen Unkosten. — Schutzmittel gegen das Ausgleiten bei Glatt eis. Während der Winterzeir, wo oft während der Nacht plötzlich Glatteis auf den Fußsteigen und Straßen eintritt und das Gehen gefährlich wacht, fei aus folgendes Schutzmittel gegen das Ausgleiten auf Glatteis aufmerksam gemacht, 3 § Terpentin, 12 § Kolophonium, 3 § Benzin und 15 g Spiritus läßt mau in einer Flasche an einem warmen Orte so lange stehen, bis eine Lösung des Terpentins und Kolophonium erfolgt ist. Mit dieser Lösung bestreicht man einigemale die Schuhsohle» und läßt die Flüs sigkeit eintrocknen. Dieses Mittel, das Chemiker E. Soxhlet mit dem Namen „Bodensohlen-Fluid" belegt hat, konserviert auch das Leder. — Nochmals wird darauf hingewiesen, daß die gestempelten Briefumschläge und Streifbänder sei! dem 1. Juli ihre Gilligkett verloren haben und spätestens Ende dieses Monats nach dem Nennwert des Stem pels gegen Fleimarken bei Rückempfang des Betrages der Herstellungskosten von 1 Pf. für Briefumschlag und 1 Pf. für je 2 Streifbänder umgetauscht werden müssen. — Alljährlich während der letzten vierzehn Tage des Monats Dezember ist die Konsignation der vor handenen Pferde und Rinder au einem und demselben Tage in sämtlichen Ortschaften vorzunehmeu. Diese Konsignation ist für das laufende Jahr aller Orten am 28. Dezember zu bewirken. — Ein gewiß kerndeutscher Mann, der Feld marschall Moltke, hat in seiner klassischen Abhandlung „Die westliche Gienzfrage" sehr scharf den Unterschied zwischen dem Anteil der Schweden uud der Franzosen am Dreißigjährigen Kriegs beleuchtet. Moltke sagt: „Die jüngste Geschichtsschreibung der Deutschen ist in der That zu freigebig mit Vorwürfen gegen den König Gustav Adolf gewesen. Er wollte erobern, er hatte sogar den kühnen Gedanken, deutscher Kaiser zu werden. Gut, wir zweifeln nicht daran. Aber wenn er seinen Plan durchgesetzt hätte, wäre denn das ein Unglück für uns gewesen? Er war ein Fürst germanischen Stammes, er würde so ganz Deutscher geworden sein, daß Schweden fortan nur noch als deutsche^ Provinz hätte gelten können. Ueberdies war es ihm mit dem Kampf um die Glaubensfreiheit ernst. Er war als Protestant geboren und erzogen und innig von der Wahrheit überzeugt, die damals unterdrückt werden sollte. Mischte sich auch in seine Empfindung politischer Ehrgeiz — wer wag behaup ten, daß die Frömmigkeit dieses edlen Königs bloß Maske gewesen sei? Sie war es nicht. Sein An denken muß allen Protestanten heilig bleiben. Frank reich handelte wie ei» Dieb, der in eine brennende Stadt kommt, nicht um zu löschen, sondern um zu stehlen. Es hatte nicht das geringste Recht, sich in die deutschen Angelegenheiten einzumischx», das Volk in Deutschland sah dies sehr wohl und machte zwi schen Schweden und Franzosen einen großen Unter schied. Es begrüßte den König Gustav Adolf als Retter, es warf sich vor ihm auf die Kmee und er flehte seinen Segen. In dem sogenannten Retter da gegen, der mir französischen Truppen über den Rhein kam, in dem General Turenne, sah es nur einen Räu ber und Mordbrenner. Tausend öffentliche Stimmen jener Zeit, fliegende Blätter und Berichte sprachen für die Schweden, richt eine für die Franzosen." — Wie es in der Welt steht. Es ist Heuer eine ganz aparte Weihnachtszeit. In früheren Jahren, wenn man sonst gegen die Mitte des Dezember kam, nahm die Frau Politik mit allem ihrem Kram vor dem grimmigen und doch so lieben Knecht Rupprecht Reißaus, und es gab kein Aushalten. Heute muß sich der fidele Freudenbringer verkriechen, und dis Politik schwingt so herrisch ihr Szepter, als wollte sie sagen: Wartet nur, übers Jahr ist auch noch einmal Weih nachten. Es sieht freilich ernst aus, der Vorhang ist aufgezogen auf der Bühne, auf der sich der entschei dende Kampf zwischen der Reichsgevalt und der So- zialbemokratieabspielen foll. Darauf drängt offenkundig alles hin, das ist auch das klare Programm der in neren Politik des neuen Reichskanzlers. Die Sozial demokraten, Herren Liebknecht und Singer an der Spitz?, haben mit der bekannten Demonstration gegen das Hoch auf den Kaiser, bei welchem sie sitzen blie ben, den Feldzug eröffnet; die Antwort ist die Ein bringung eines Ktaatsanwaltsantrags andenReichstag, in welchem bekanntlich der Letztere um die Genehmigung der strafrechtlichen Verfolgung der Abgg. Liebknecht und Genossen wegen MgjeMsbeleidigung ersucht wird. Der Reichskanzler und die preußische Regie rung vertreten de» Standpunkt, daß — nach dem genaue» Wortlaut der Verfassung — Reichstagsab- gevrdnete nur wegen ihrer Reden und Abstimmungen im Reichstage nicht verfolgt werden können, während bisher im Parlament die Ansicht obwaltete, die Ver fassung sichere das ganze Verhalten eines Abgeord neten im Sitzungssaals gegen straf- oder zivilrecht liche Verfolgung. Die Entscheidung über den Staats anwaltsantrag, der im ganzen deutschen Reichs und darüber hinaus ein kolossales Aufsehen erregte, wird thur.lichst bald erfolgen, da es doch allseitig erwünscht ist, daß Klarheit eintritt. Lehnt der Reichstag ab, so blerbt es dem Staatsanwalt überlassen, bei Schluß oder Auflösung des Reichstages selbständig gegen die Sozialdemokraten vorzugehen. Zs will wirklich schei nen, als ob wir ganz scharf nach der Klippe der Reichstagsauflösung zusteuerten. Der Kaiser, der seinen angekündigten Jagdausflug nach Hannover unternommen hat, hat vor der Reise noch dem Reichs- tagsprüsidium gegenüber ausgesprochen, daß er die sozialistische Demonstration weniger gegen sich, als gegen die Reichstagscinrichtungen gerichtet betrachte. Der Kaiser betonte ebenfalls die Notwendigkeit der Annahme des Umsiurzgefitzes. Hier steckt also der Stein des Anstoßes in dieser Reichstagssession. Seine jahrelange Krankheit hat nun auch der Erbauer des Suezkanals, Lesseps, dem der Pariser Panamakrach Gefängnisstrafe, die freilich nie vollzogen ist, ein- brachie, überstanden. Lesseps war schon lange Zeit fast blödsinnig und hat von den skandalösen Pana mavorfällen wohl kaum noch etwas erfahren. I» Paris, wo man ohne Erpressungsaffairen nun schlech terdings nicht leben kann, geht der neueste Skandal dieser Art seinen Weg weiter. Auch mit der Spionage angelegenheit beschäftigen sich die Revanchezeitungen noch auf das Eifrigste in der stillen Hoffnung, Deutschland doch endlich einmal was am Zeuge flicken zu können. Will aber nicht gehen. In Rom versucht sich der frühere Premierminister Giolitti, der Bieder mann, welcher im Bankenskandal kompromittierende
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