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Wachend tat t L „ ? ü- j»'« .,n»sr n,littet» für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn- und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. —- - —— /rettag, den l2. Segtemker l862. 15 (37.) Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 1Ü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Redaction. Umschau. Noch immer wendet sich die Aufmerksamkeit ungetbeilt Italien zu. Der Löwe hinter den Gittern ist seinen Feinden noch ebenso fürchterlich, als da erSicilien ausregte. Die Minister in Turin sind darüber in Zwiespalt gerathen, was man mit dem gefangenen Garibaldi anfangen solle. Der Kriegsminister will ihn vor ein Kriegsgericht stellen. Kein anderer Minister stimmt ihm bei. Das Kriegs« gericht kann ihn nur zum Tode verdammen, sagen sie. Das kann und darf nicht sein, auch dann nickt, wenn er hinterher begnadigt wird. Er ist Abge ordneter; als solcher hat er das Recht, vom Senate abgeurlheilt zu werben. Dagegen spricht sich der Justizminister entschieden aus. Was wollt Ihr thun? ruft er aus. Garibaldi öffentlich und feierlich anklagen? — Guts dann wird er sich öffentlich und feierlich vertheidigen. Meint Ihr, daß er als armer Sünder auftreten wird? Er hat geirrt, aber nur so, wie große und reine Männer irren. Sein erster Jrrthum hat dem jungen Italien zwei Kronen und ihm die Bürgerkrone eingetragen. Der erste Patriot Italiens wird sprechen; ganz Italien wird an seinen Lippen hängen, ihm zu- jauchzen und seine Feinde und Richter verwünschen und verdammen. Sein Proceß wird sein Triumph sein! Wir brauchen keinen Proceß; gegen die Pro klamation des Königs hat er sich vergangen; deß ist Italien Zeuge, und das ist seine Schuld, die nichl erst bewiesen werden muß. Gut, so kann sein König Gnade walten lassen auch obne Proceß. Und er wird und muß es! — Der König Victor Emanuel hörte den Verhandlungen schweigend zu, er sprach kein Wort. — Garibaldi bat jetzt einen auf dem Schiffe geschriebenen Brief veröffentlicht, worin er seine Gefangennahme schildert. Er hatte wirklich seinen Leuten verboten, zu schießen, und der Befehl war so pünktlich befolgt worden, daß die Bergjäger unter Oberst Pallavicini ganz nahe herankommen und eine volle Salve geben konnten. Garibaldi wurde gleich von zwei Kugeln getroffen, die eine durchbohrte seinen Schenkel, die andere gefährlichere zerschmetterte ihm den Fuß. Er mußte sich wegtragcn lassen, und in der Verwirrung, die dadurch entstand, hatten die königlichen Truppen leichtes Spiel. Die eine Kugel haben die Aerzte noch nicht finden können, doch ist sein Leben außer Gefahr. Auch sein Sohn Menotti ist in der Bes serung; die Aerzte wollen ihm ein Bein ampuliren. Die Gefangenen sind in eine Festung gebracht wor den und werden dort von 3 Bataillonen Soldaten bewacht; doch hat der Kommandant noch um Ver stärkung gebeten. Mit großer Strenge verfährt die Regierung gegen die zu Garibaldi besertirten Soldaten; sie werden ohne Weiteres erschössen. In Rom, wo man es am wenigsten erwarten sollte, hat die Nachricht von dem Scheitern des Garibal- di'schen Unternehmens große Betrübniß hervorge rufen. Aber die Cardinale sind schlau, sie denken so: Garibaldi ist unser Feind, Victor Emanuel ist unser Feind und Napoleon ist es erst recht. Wenn nun unsere Feinde einander in die Haare gerathen, so kann für uns nur Vortheil erwachsen. — Diese Aussicht ist ihnen nun zu Wasser geworden. — Am meisten wird sich wohl Kaiser Napoleon über die sen Ausgang freuen, und wenn Garibaldi verur- iheilt wird, so ist es sicher sein Betrieb. Er wird es Garibaldi niemals verzeihen, einen Unterschied zwischen ihm und Frankreich gemacht zu haben; die Worte Garibaldi's: „Frankreich seufzt unter der eiser nen Hand seines Tyrannen!" wird erihm nie vergessen.