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Tharandt, Nossen, Aitbenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt jür die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. 45. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags , und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. —— Nr. 49. , Freitag, den 19. Juni 1885. »7M--, . - . , ' 'j- Bekanntmachung. Nachdem Frau Sophie Pavline verehel. Grahl in Hirschfeld für die Ortschaften Alttanneberg, Neutanneberg, Hirschfeld, Mergenthal, Elgersdorf und Deutschcnbora als Leichenfrau und Frau Christiane Mmalie verehel. Schumann vafelbst als Stell vertreterin für die Erstere in Pflicht genommen worden ist, wird dies andurch veröffentlicht. Meißen, am 11. Juni 1885. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Baste. Bekanntmachung. Die Entnahme von Kies, Sand, Steinen oder sonstigem Materiale aus dem innerhalb der Nullwasserstandslinie gelegenen Elbbette, sowie von Elbstromcorrectionsbauten ohne vorgängige Erlaubniß der Königlichen Straßen- und Wasserbauinspection Meißen I wird hiermit untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Haft geahndet. Meißen, am 15. Juni 1885. Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. v. Baste. Nachdem von heute ab der König!. Friedensrichter Herr Gutsbesitzer Hermann Zscheile in Wildberg mit der interimistischen Be sorgung der frtedenSrichterlichen Geschäfte in den Ortschaften Weistropp nebst Rittergut, Hühndorf und Kleinschönberg bis auf Weiteres be auftragt worden ist, wird Solches hiermit bekannt gemacht. König!. Amtsgericht Wilsdruff, d-» i?. Zum isss. vr. Ganglost. Berlin. Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl ist am 15. d. Vormittags 10 Uhr 15 Min. auf seinem Schlosse Kleinglienicke gestorben. Der Kaiser hat aus Anlaß des Ablebens des Prinzen Friedrich Karl seine für Donnerstag Abend in Aussicht genommene Abreise in Bad Ems vorläufig wieder verschoben. — Aus Anlaß de- Ablebens des Prinzen legt der königl. Hos aus 4 Wochen Trauer an. Ueber den verstorbenen Prinzen Friedrich Karl schreibt die „N. Z." u. A.: Wenn Einer, so ist Prinz Friedrich Karl ein deutscher Held, ein Streiter für Deutschlands Einheit und Größe gewesen. Ob ihm bewußt oder unbewußt, haben seine Thaten Preußen zu Deutschland erweitert. Sein Schwert hat Schleswig-Holstein befreit und Elsaß- Lothringen wieder zu Deutschland zurückbringen helfen. Eine im Ar- meeverordnungSblatte veröffentlichte Cabinetsordre, welche für die Offiziere der Arm« und der Marine Zwöchige Trauer vorschreidt, be sagt im Eingänge: Mein Haus, Meine Armee, unser ganzes Vaterland haben durch den heute erfolgten, Mich tief erschütternden Tod Meines Neffen, der Prinzen Friedrich Karl, einen sehr schweren Verlust er litten. E« werden viele Herzen mit Mir trauern, die eine warme Empfindung für unsere Waffenehre haben, und die dessen eingedenk sind, daß der verstorbene Prinz von frühester Jugend an der Armee mit ollem seinem Denken und Sireben angehörte, daß ganz jung schon sein Blut für die Waffenehre floß, daß er dann in drei Kriegen die Armee fortgesetzt zum Ruhme und Siege geführt hat. Hohe Ehre sei seinem Andenken, welches für alle Zeiten in der Geschichte die eines Preußischen Prinzen würdige Stelle finden wird. Die Kunde von dem so plötzlichen Hinscheiden des Prinzen Friedrich Karl hat nicht nur das königl. Haus in tiefe Trauer ver setzt, auch in der Bevölkerung wurde die Trauerbotschaft mit den schmerzlichsten Empfindungen vernommen. Prinz Friedrich Karl war >m besten Sinne des Wortes eine populäre Erscheinung. Jeder kannte ihn, im Volke kursirten viele Erzählungen über sein soldatisches We sen, von den vielen Tausenden, die unter ihm gedient, wurde er hoch gehalten. Die gesummte Presse widmet dem Prinzen die ehrendsten Nachrufe. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin Haden der Erkrankung des Vetters die innigste und werkthätigste Theilnahme zu- grwendet. Am Sonntag Morgen eilte der Kronprinz auf die Nach richt von dem ersten Schlaganfall nnverweilt in Person nach Klein- Glienicke, wo er zu seiner groß n Beruhigung hörte, daß der Zustand des Patienten nicht nur nicht hoffnungslos sei, sondern im Gegentheil eine Besserung mit ziemlicher Bestimmtheit erwarten lasse. Am Abend nach g Uhr wiederholte der Kronprinz seinen Besuch in Begleitung der Frau Kronprinzessin und verweilten die Herrschaften bis nach 10 Uhr Abends bei dem erkrankten Vetter. Gestern früh nach 8 Uhr er schien, wie schon berichtet, der Kronprinz wiederum in Klein-Glienicke, und unmittelbar nach Empfang der Todesnachricht begaben sich der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin an das Sterbelager des Ent schlafenen, von dessen Verlust sich die Herrschaften auf's Tiefste er griffen fühlten. Dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen ist schnell ein zweiter Generalfeldmarlchall in den Tod gefolgt. Am 17. Juni früh ver schied in Karlsbad dem Vernehmen nach an einem Lungenschlage der Gcneralfeldmarscholl Freiherr v. Manteuffel, Stadthalter von Elsaß-Lothringen. Die „Kölnnche Zeitung" meldet dazu noch folgende Einzelheiten: Der Stadthalter erkrankte am 14. dss. Mts. au einer Erkältung, die anfangs unbedenklich war, später sich zu einer Lun genentzündung entwickelte. Der behandelnde Arzt gab anfangs beruhi gende Versicherungen ab, erbat jedoch später den Generalarzt Dr. Neu bauer zur Consultation nach Karlsbad. Vor seinem Eintreffen trat schon eine Verschlimmerung ein, welche heute früh um 9 Uhr zum Tode des Stadthalters führte. Abermals ist dies für den greisen Kaiser ein unheilvoller Schlag, denn der verstorbene Feldmarschall stand seinem Herzen seit lange nahe und er betrachtete ihn als eine vornehmste Stütze der Rechte des Thrones". M. war 1809 gebo ren, ward 1848 Flügeladjutant des Königs Friedrich Wilhelm IV., 1857 Chef des Militärcabinets. Nach dem Vertrag von 1865 zum Gouverneur der Herzogthümer ernannt, ließ er 1866 preußische Trup pen in Holstein einrücken. 1870 führte er das erste Aemeecorps und ward später Oberbefehlshaber über die Besatzungstruppen in Frank reich, zuletzt Stadthalter im Elsaß. Seine Concilianz gegen die Fran zosen machte ihm Feinde , doch war er ein unbedingt reichstreuer deut scher Mann und hat viel zur Beruhigung dort durch vornehmes We sen und Wohlwollen beigetragen. Ueber den verstorbenen Feldmarschall v. Manteuffel schreibt die „N. Z.": Weniger, als irgend eine andere hervorragende Persönlich keit aus der Zeit der Erhöhung Preußens und der Stiftung des Rei ches ist Edwin von Manteuffel mit kurzen Worten zu charakterisiren; dazu war sein Wirken zu verschiedenartig, sein Wesen zu complicirt, und theilweise fehlt für die Würdigung seines Strebens und ThunS der sichere Anhalt der Thatsachen, statt deren man es mit Gerüchten und Ueberlieferungen der öffentlichen Meinung zu thun hat. Aber sieht man von diesen Dingen und ebenso von dem, vielfache Kritik herausfordernden Wirken der letzten Jahre in Elsaß-Lothringen ganz ab, so bleiben so viel hervorragende Leistungen, so viele und große Verdienste um das Vaterland übrig, daß auch an des Feldmarschalls von Manteuffel Bahre ganz Deutschland sich in Anerkennung und Trauer vereinigen wird. Die Nachrichten über den Stand der braunschweigischen An gelegenheit lassen deutlich erkennen, daß zwischen den Bundesregie rungen ziemlich lebhafte Verhandlungen stattfinden, deren Ergebniß die Annahme des preußischen Antrags wohl nicht in Frage stellen wird, wenn auch die Motivirung desselben wenig Anklang findet. Die „Ger mania" meint, den Regierungen würde vor dem Präjudiz bange, wel ches die Annahme des Antrags mit seiner gegenwärtigen Begründung schaffen und dahin lauten würde, daß legitim succedirende Fürsten in Deutschland durch Bundesrathsbeschluß abgesetzt werden können, um Mißhelligkeiten vorzubeugen. Sie setzt aber boshaft hinzu, sie wolle abwarten, wie sich der geplante politische Selbstmord anders werde begründen lassen. Auf die Begründung wird der Reichskanzler vor aussichtlich keinen Werth legen, wenn im Uebrigen die Regierung deS Herzogs von Cumberland in Braunschweig beseitigt wird. Es hat den Anschein, daß die bayerische Regierung in dieser Richtung die Ini tiative ergriffen hat. Die Behauptung, daß Sachsen bedingungslos auf Seiten des preußischen Antrags stehe, wird jetzt schon dadurch al- irrig zugegeben, daß auf die Reise des Großherzogs von Weimar nach Dresden deshalb ein besonderes Gewicht gelegt wird, weil derselbe sich in voller Uebereinstimmung mit dem preußischen Anträge im Bun- desrath befinde. Die Meldung der „Nat.-Ztg.", der deutsche Bot schafter in Wien, Prinz Reuß, Schwiegersohn des Großherzogs von Weimar, sei für den Fall einer Wahl eines Regenten in Braunschweig für diese Stellung in Aussicht genommen, ist deshalb überraschend, weil nach dem Braunschweiger Regentengesetz die Wahl eines Regen ten aus den nichtregierden Prinzen der deutschen Fürstenhäuser nur unter der Beraussetzung zulässig ist, wenn der zur Thronfolge in