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Ein verrannter Professor, wie er im Buche steht. Während alle Welt sich nach Frieden sehnt, und im Osten die ersten verheißungsvollen Anzeichen der nahenden Kriegs- beendtgung auftauchen, hält daS Oberhaupt der nord- amerikanischen Nation eS für angebracht, gerade jetzt vom Kongreß die Ausdehnung deS Kriegszustandes auf Oster» reich-Ungarn, die Türkei und Bulgarien zu ver langen. Während selbst ein Lord LanSdowne, der Ein- kreisungSgehilfe des seligen Eduard, anfängt nachdenklich zu werden und einen vorsichtigen FriedenSfühler auSgestreckt . hat, holt Herr Wilson wieder die große Pauke hervor und verursacht abermals ein ohrenbetäubendes Gelärme über daS verruchte Deutschland, ganz in der echt amerikanischen Barnummanier, die unser Hindenburg erst kürzlich wieder mit so köstlichen Worten gekennzeichnet hat. Der Präsident ist offenbar von der berechtigten Sorge geplagt, daß man in Europa unter dem tiefen Eindruck der Vorgänge in Rußland und in Italien aufhören könnte, von seiner Mitwirkung im Weltkriege noch irgendwelche Wunderdinge zu erwarten, daß Furcht auf der einen und Hoffnung auf der andern Seite schwinden könnten angesichts der Tatsache, daß dir Liquidierung des sinnloS gewordenen Krieges endlich einen rascheren Gang zu nehmen beginnt. Deshalb stellt er si ch wieder hin aus den offenen Markt und bietet sich an zur Befreiung der Welt und preist die Herrlichkeiten, die er zu vergeben habe — für denjenigen, der sich seiner Führung demütig unterwerfen wolle. Aber nHer weiß, ob die Zeiten noch einmal wiederkehren, da alles, waS aus Washington kam, von den Ententrvölkern wie die Offenbarung Gottes hin- genommen wurde. Vorläufig sieht es nicht danach aus. Also was will Herr Wilson? Den Krieg gewinnen Natürlich, vorerst und vor allem. Das kann man ihm nachfühlen, nachdem er sich mit Kopf und Kragen vor feinen Landsleuten dafür eingesetzt hat, daß die Welt endlich und endgültig vom Krieg befreit werden wird. Aber — so fragt er weiter mit erhobenem Zeigefinger: wann sollen wir Len Krieg als gewonnen betrachten? Etwa wenn die da drüben in Europa Frieden geschlossen haben, weil sie genug haben des grausamen Spiels oder weil sie die Irrtümer, in denen sie befangen waren, eingesehen haben oder weil das, waS ihnen alS Kriegsziel vorgeschwrbt batte, doch als unerreichbar erkannt wurde. Bewahre, sagt Wilson, durch aus nicht. Ich höre zwar auch hierzulande einige Stimmen murren, die auf Lehren dieser Art hinauszu» kommen scheinen — aber wann wird ein waschechter Ameri kaner sich durch Schreier, durch Gedankenlose und Unruhe stifter beirren lassen. Wir sind die Sprecher des ameri kanischen Volkes, und dieseS wünscht den Frieden nur Lurch Überwältigung des Übels, nicht durch irgendeine Art von Vergleich, den es vielmehr mit tiefer Entrüstung -urückweist. Der Friede muß Lurch die Waffen erobert »erden — anders will es dieser ausgezeichnete Friedens präsident nicht mehr machen. Deshalb sagt er zweierlei — aber nun wollen wir lieber wörtlich zitieren, damit die ganze prachtvolle Schönheit dieses Seelenergusses auf den Leser mit unverminderter Stärke einwirken kann: .Erstens, daß die unerträgliche Erscheinung, deren häß liches Gesicht die Herren Deutschlands uns zeigen, diese Bedrohung durch Intrige, verbunden mit Stärke, als welche wir die deutsche Macht jetzt so deutlich sehen, ohne Ge- . wissen, Ebre oder Eignung für einen durch Vertrag ge schloffenen Frieden, zu Boden geschlagen und, wenn nicht völlig auS der Welt geschafft, so ooch von dem freundlichen Verkehr zwischen den Völkern aus geschlossen werden muß; zweitens, daß, wenn diese Erscheinung und ihre Macht wirklich besiegt ist und die Zeit kommt, wo wir über den Frieden verhandeln können, wenn das deutsche Volk Sprecher haben wird, deren Wort wir trauen können, und wenn diese Sprecher bereit sein werden, namens ihres Volkes ein allgemeines Ur teil der Nationen darüber anzunehmen, was künftig Grundlage für Gesetze und Verträge über das Leben der Welt sein soll, daß wir dann willig und froh sein werden, Len vollen Preis für den Frieden zu zahlen, und dies ohne Murren. Wir wissen, welches dieser Preis sein wird: es wird die volle, unparteiische Gerechtigkeit sein, Gerechtigkeit in jeder Beziehung und für jedes Volk. Dieses schließliche Übereinkommen müssen unsere Feinde ebensogut wie unsere Freunde abschließend ' Nun wissen wir'S also, und nichts ist davon abzu handeln: die Herren Deutschlands gefallen dem Despoten in Washington nicht, deshalb müssen sie fort von ihrem Platz, der Kaiser und sein HauS und die Generale, die allesamt ein Ärgernis darftellen in den Augen eines ManneS, der die Welt nach seinem Ebenbild formen und umgestalten will. Auch andere Sprecher müssen wir unS zulegen, also Kanzler und Minister, Abgeordnete und Parteiführer, wenn wir vor Wilsons Augen Gnade finden wollen, das aber erst, nachdem die deutsche Macht / - zu Voden geschlagen ist; denn vorher, Las sieht der Herr Professor wohl ein, werden wir für eine solche Radikalkur doch nicht windelweich zu bekommen sein. Also alles müssen wir von uns werfen, was uns groß gemacht hat und waS der Ausdruck deutscher Kraft und deutschen WesenK ist, um dann der Wohltat gewürdigt zu werden, ein allgemeines Urteil der Nationen darüber anzunehmen, was unS frommt und wie wir demnächst unsere weitere Zukunft einzurichten haben. Selbstbestimmungsrecht der Völker? Aber die soll selbstverständlich nur sür die andern gelten, unS will Herr Wikfon erst einmal den Fuß. auf den Nacken setzen; dann wird sich, so meint er, schon alles finden. Ausgerechnet Herr Wilson l Ein Gegenstand des Ge lächters ist er für unS, weiter nichts, dieser verrannte Professor, der sich einbildet, eine Macht wie die deutsche mit seinem blöden Theaterdonner ins Mauseloch jagen zu können. Wir wissen schon ganz gut, daß eS ihm lediglich darum zu tun ist, seinen schwer bedrängten Bundesgenossen in ihrer Not brizusvringen, und da seine Millionenarmee noch sehr weit im Felde ist, muß er sich einstweilen auf große Worte beschränken, gegen die allerdings selbst unsere U-Boote nichts auszurichten vermögen. Er hat den Friedens- funken, den der P ap st entzünden wollte, sofort mit rohem Zu griff ausgetreten, er möchte am liebsten auch die jetzt in Gang gekommenen JriedenSverhandlungen mit brutalen Worten niederschlagen. Lassen wir ihn schreien oder lärmen, diesen armseligen Zirkusdirektor; je ohnmächtiger er sich gebärdet, desto besser muß es mit unserer Sache bestellt sein. Er fürchtet offenbar nichts so sehr als daß wir im Osten freie Hand bekommen könnten. Um so klarer wird daS Ziel, daS wir zunächst zu erreichen haben. * Lius oem Wortlaut der Wilson Note. Berlin, 6. Dezember. Wie immer, so gibt auch diesmal die Agentur Reuter die Wilson-Note teelöffelweise von sich. Den einen Tei! verbreitete sie in der Nacht zu heute, den Rest erhielt man heute vormittag vorgesetzt. Aus diesem Teile seien ;üer einige charakteristische Sätze wiedergegeben: Es ist unmöglich, irgendeinen Maßstab der Gerechtig keit anzuwenden, solange solche Kräfte nicht mattgesetzt oder vernichtet sind, wie dfe, über welche die gegenwärtigen Herrscher Deutschlands verfügen. Nicht eher, als bis das vollbracht ist, kann daS Recht alS Schieds richter und Friedensstifter unter den Völkern eingesetzt werden. Lassen Sie hier kein Mißverständnis obwalten; unsere augenblickliche Aufgabe ist die, den Krieg zu gewinnen. Nichts wird uns davon je abbringen, bis sie erfüllt ist. Alle Macht, alle Hilfsmittel, die wir besitzen, an Menschen. Geld und Rohstoffen, sind ihr gewidmet und werden ihr weiterhin gewidmet sein, bis unser Zweck erfüllt ist . . . Denjenigen, welche den Frieden zustande zu bringen wünschen, ehe dieser Zweck erfüllt ist, empfehle ich. ihren Rat anderswo anzubringen. Wir wollen nichts davon wissen ... Der Friede, den wir schließen, muß' das Unrecht ab- stellen; er muß die einstmals schönen Landschaften und glücklichenßVölker Belgiens und Nordfrankretchs von der preußischen!» Eroberung und Bedrohung befreien, aber auch die lker Osterreich-Ungarns, des Balkans und der Türkei, j^ . ohl in Europa wie in Asien, von der unver schämten Fremdherrschaft der militärischen und Handels- autokratie Preußens befreien. Jedoch sind wir Ls uns selbst schuldig, zu sagen, daß wir keineswegs wünsche», Osterreich- Ungarn zu schwächen oder zu (hier ist die Depesche ver stümmelt). Es geht uns nichts an, was es mit seinem eigenen Leben industriell oder politisch anfangen will. Dieser Weltbefreier Wilson ist also mit der an gekündigten Befreiung Belgiens und Nordfrankreichs noch nicht zufrieden, nebenbei will er noch Osterreich-Ungarn, den Balkan, die Türkei und Kleinasien „erlösen", mit welchem Worte die beutelustigen Italiener ihre Gier zu bergen sich bestrebten. Wilson steht auf keinem anderen Standpunkt, auch hinter seinen tönenden Worten steht nichts als die unglaubliche Qberhebung, die ganze Welt dem Dollarhunger des Vankretums auszuliefern. Er wird ebenso mit seinen Plänen scheitern, wie die zurzeit heulenden und zähneklappernden „Erlöser" in Italien. Oer Krieg. M»S Le» -sterretchtfch - «ngarische» H««reSb*r!cht) Wien, S. Dezember. Der Feind hat auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden eine schwere Niederlage erlitten. Am 4. früh brachen nach mächtiger Artillerievorbereitung, an der auch deutsche Batterien mitwirkten, die Truppen deS Generalfeldmarfchalls Conrad zum Angriff gegen die GebirgS- stellungen deS Meletta-Gebietrs vor. In gewaltiger Über höhung angelegte, reich ausgerüstete Abwehreim ichtungen stützten die mit aller Zähigkeit geführle Verteidigung: hoher Schnee und strenge Kälte erschwerten daS Vorwärtskommen, aber sorgfälttge "AngriffSvorbereitung und die Tapferkeit unserer Angreifer wußten jedweder Gegenwirkung Herr zu werden. Vorgestern früh fielen der Monte Badelecch« und der Monte Tondarecar, um Mittag der Monte Miel«. Gegen Abend brach vor nnserm umfassende« Ansturm der italienische Widerstand auf der Meletta zusammen. Die von Valstagna her«ufstrebende» Berstärkrngen de* Gegner* wurden durch östlich der Brenta stehende Batterien in der Flank» gefaßt. I« den gestrigen Morgenstunden verlor n«ch erbittertem Ringen der Feind den Monte Zomo und die Stück haltstellung bei Foza, um S Uhr nachmittag* streckte, seit 24 Etnnden völlig eingeschloffe«, die italienische Besatzung auf dem Monte Castelgomberto die Waffen. Alle* Gelände nördlich der Frenzela-Achlucht ist in unserer Hand. Nebst großen blutigen Opfern büßten die Italiener an diesen ,w«i Tagen über 11OVV Mann an Gefangenen und über Vt> ve, schütze ein. Unsere Verluste find gering. g- Selbständigkeii Estlands. Heimberufung der estländischen Soldaten. Der estländifche Landtag beschloß, daß die höchste Macht zurzeit in feine» Händen liegt. Gr erließ einen Aufruf an alle estländischen Soldat-«, worin er die ernste Lage de* Lande* schildert und die Soldaten ausfordcrt, sofort in die Heimat zurückzukehren und sich dem Vaterland» zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig hat der Landtag die Einberufung einer konstituierenden Nationalversammlung beschlossen, die über Lie Bildung eines selbständigen Staates Estland Beschluß kaffen soll. * Der deutsche Gegenstoß. Englands Niederlage bei Cambrai. Der größte Sieg während des Krieges, so haben die englischen Zeitungen den Erfolg der Truppen bei Cambrat in den letzten Novembertagen genannt, und daran die Be hauptung geknüpft, es sei der englischen Heeresleitung ein Durchbruch der deutschen Front und ein erfolgversprechende- Anschneiden der deutschen Siegfriedstelluug geglückt. Und heute? Die englische Heeresleitung wird natürlich von den blutigen Verlusten schweigen, 'die sie zwangen, die Offensive gegen Cambrai einzustellen, um die Front völlig zu verkehren, sie wird auch verschweigen, daß sie 9000 Ge fangene eiubüßte und vieles Material verlor. Aber sie wird die Niederlage nicht in einen Sieg umfälschen können. DaS englische Volk aber, das in den letzten Tagen gezeigt hat, daß es nachdenklich zu werden beginnt, wird sicher keinen Mut aus dieser Offensive /schöpfen, die so viel versprechend begann und nun so kläglich endet. * Die Käuipfe in Ostafrika. Ein Reuterbericht aus Deutsch-Ostafrika berichtet über Lie letzten Kämpfe gegen die Streitmacht Hauptmann Tafrls. Er schildert, wie die englisch-belgische Übermacht die Deutschen zum Rückzug gegen die portugiesische Grenze zwang. Von dort her bedrohten ihn neue Kräfte, so daß Tafel sich in der Nähe von Newala von allen Seiten be drängt sah. „Knapp an Nahrungsmitteln," so heißt eS in Lem Bericht, wandte er sich nach Osten iu der Erwartung, Lettow-Vorbeck zu treffen; wir jedoch wandten alle Vor sorge an, beide auseinanderzuhalten. Umringt, ausge hungert und außerstande, Verbindung mit Lettow-Vorbeck