!I R!i l! Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvcrcins. Freitags, den 20. August. 1841. Ein Traum. (Aus alten Papieren.) Ich trat in einen berühmten Buchladen und sah an ei nem Ende desselben zwei junge Leute mit Kollationiren be schäftigt. Ich fragte nach dem Eigenthümcr Herrn *** und hörte eine klägliche bedrückte Stimme antworten: was steht zu Ihrem Befehl? Treten Sic näher. Weil ich niemand sah, so blieb ich stehen. Treten Sie an den vor Ihnen lie genden hohen Bücherstoß. Ha! dacht ich, dahinter wird mein Mann sich aufhalten. Aber zu meinem Erstaunen sah ich da niemand und dieselbe Stimme fragte mich aber- malcn: was ist zu Ihrem Befehl? Die Arkadia; ein Rit ter- und Schäferroman, aus dem Englischen, im 17. Jahr hundert geschrieben. Ha! Daniel! Wilhelm! wer ist bei der Hand? rief die Stimme- Wilhelm, geh ausNro. 6 und hole das Buch, das der Herr fordert, cs ist noch ein gehef tetes Exemplar da- Herr, sing ich an, ich bin kein Freund der Unsichtbaren. Treten Sie nur aus Ihrem Jncognito, der Ballen, wovor ich stehe, kann doch nicht reden. Ein langer schwerer Seufzer unterbrach mich. Leider hören Sie den unglücklichen *** mit Ihnen sprechen. Vernehmen Sic meine traurige Geschichte. Sie wissen, daß ich der Verleger des Rinaldo Rinaldini und mehrer Räuber- und Gcisterge- schichten und Romane bin. Ich wurde bei meinem Verlage ein reicher Mann, und würde noch reicher geworden sein, wenn nicht die verdammten Rezensenten ... doch stille, sie haben mir durch ihre bezahlte Nachsicht und Geschmacklosig keit auch manches Gute erwiesen. Mein Name und meine Meßartitel mochten im Tartarus schon lange bekannt sein, erst vor Kurzem bin ich unter das schreckliche Unheil des Höllenrichters Minos gefallen. Ich bin als Verleger vieler Räuber- und Geistergeschichten, besonders des Rinaldo Rinaldini und anderer den Geschmack beleidigenden Bücher (so heißt es im Unheil) die mir aber Geld einbrachten, bei Leibesleben verdammt, unter diesem Ungeheuern Bücherstöße, 8r Jahrgang. der aus solchen berüchtigten Büchern bestehen muß, so lange zu liegen, bis in Deutschland (hier seufzte Herr *** lief) sich ein Bücherverleiher entschließt, alle diese Schriften aus seiner Leihbibliothek ins Feuer zu werfen und nie wieder darin aufzunehmen u. s. w. Was sagen Sie zu diesem schreck lichen Urtheile? Haben Sie Hoffnung, daß sich eine so uneigennützige Seele finden sollte? — Ich wollte ihm Trost zusprechen, aber er unterbrach mich schreiend: Sehen Sie, lieber Herr! das Paket an der Seite des Rinaldo, es quält mich unbeschreiblich. Es enthält alle die Ankündigungen der Schriften, die in meinem Verlage hcrausgekommen sind. Ach! sie waren so empfehlend, so einschmeichelnd und anlockend, in so mancherlei Wendungen und Formen vorgelragen, und oft mit ganz großer Schrift abgcdruckt, daß ich mir was daraufzu gute that, und allen meinen Milbrüdern im Buchhandel den Rang damit abgc- wonnen halte. — Eben trat Wilhelm mit der Arkadia her ein. Ich bezahlte das Buch, versprach dem Leidenden, seinen Unfall allen Bücherverleihern, die ich auf meiner Rückreise finden würde, zu erzählen, und — erwachte. — Armer ***! die Stunde deiner Erlösung wird so bald noch nicht schlagen! Dein Rinaldo war nur der Vorläufer von tausend und aber tausend Raub-, Mord- und Spukge schichten, eine blutiger und schrecklicher als die andere. Welche Strafe wird Minos über die Verleger dieser Schriften ver hängen? Tröste dich an den Gefährten deiner Leiden und hoffe auf künftige Zeiten! — Aus den Verhandlungen des rheinischen Provin- ziallaudtags über Prcßgcsctzgebung. (Fortsetzung.) Ein Mitglied des dritten Standes führt an: Sicyes soll gesagt haben: „Die Revolution ist eine schöne Sache, aber schlechte Menschen haben sich später hineingcmischt." Auch 1