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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185608167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-08
- Tag1856-08-16
- Monat1856-08
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1856
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Leipziger Tageblatt und Anzei g e r. * 229. Sonnabend den 16. August. 1850. Die Säckerlaxe. (Fortsetzung aus Nr. 22Ü.) Zweiter Artikel: Der Mangel an zuverlässigen Unterla gen. — Die Unmöglichkeit der Controle. Es giebt kein Gewerbe, bei welchem der Geschäftsaufwand und Reinertrag nach einem für alle Verhältnisse passenden Maß stabe sich feststellen läßt. Die Erzeugunas kosten ändern sich we sentlich nach der Intelligenz und Solidität des Gewerbtreibenden, nach dem Betriebskapital und der hiermit in Verbindung stehen den Ausdehnung des Gewerbes und nach einer Menge zufälliger Umstände, z. B. der Verbindung mehrerer verwandter Gewerbe mit einander, der Lage des Locals u. s. w. Ein Bäcker, der neben dem Schwarzbrod jährlich für 20,000 Lhlr. Weizengebäck verkauft, hat ganz andere Produktionskosten, als wer eine mit diesem gleiche Quantität Roggenbrod, aber kein Weißbrod bäckt; wer mit einem Umsatz von 50,000 Thlr. arbeitet, andere, als wer 5000 Lhlr. jährlich umwirft; es kann der Eine ein Gewölbe für 1000 Thlr. MiethzinS inne haben und ausgezeichnete Geschäfte machen, wäh rend ein Anderer, der 40 Lhlr. zahlt, zu Grunde geht. Wer in einem Local täglich Bier braut, wird mit der Hälfte des Gewinns im Vergleich zu Dem sich begnügen können, der wöchentlich einmal braut. Wer seine Rohmaterialien zeitig einkaufen, Credit geben kann, ist in einer weit günstigeren Lage, als Der, dem es an Mitteln fehlt; wer da- Publicum dauernd reell bedient, hat einen weiten Vorsprung vor Demjenigen, der in dieser Beziehung zurück steht. Alles dies bedarf nur einer Andeutung, keines Beweises. Indem nun die Polizei den Fabrikationsaufwand feststellen will, um hiernach die Taxe zu ermitteln, thut sie den ersten will kürlichen Schritt, indem sie ihren Maßstab an ein, gar keinem Maßstabe anzupassendes Verhältniß legt. Wir werden dieses bei den einzelnen Taxen sehen. Was vorerst die Brodtaxe , betrifft, so ist 1) der Preis des Roggens zunächst in Betracht zu ziehen, und man legt den Durchschnittspreis zu Grunde, welcher sich auf irgend einem Markte erglebt. Ein solcher existirt aber der Regel nach in der Wirklichkeit nicht, wird erst künstlich geschaffen, indem man den höchsten und niedrigsten Marktpreis notirt, vielleicht willkür lich dm erstem ermäßigt, und so dm Mittelpreis sucht. Dieser ist nun meistens ein ganz falscher, weil man neben dem Scheffel- preiS nicht die Qualität des Roggens, die wesentlich verschieden ist, berücksichtigt. Wird jetzt z. B. von demselben Producenten Roggen auS der Ernte von 1852 und 1853 verkauft, ersterrr im Gewicht von 175 Pfund zu 6 Thlr., letzterer 160 Pfund wiegend zu 5»/, Thlr., so wird man als Durchschnittspreis 5»/» Thlr. an- nehmm; in Wirklichkeit ist aber der erstere Roggen billiger als der letztere, der Durchschnittspreis müßte sich darum über 6 Thlr. stellen. Ferner liegt es ganz in der Hand der Bäcker (wie solches auch hier und da geschehen soll), zum Zweck der Erlangung einer höher« Taxe irgend ein Quantum zu höherm Preise zu kaufen und so der Taxe ihre erste Grundlage zu entziehen. Endlich hängt von dem Bodm und der klimatischen Lage, worin der Roggen gewachsen ist, von der Witterung des betreffenden Jahres in Be ziehung auf die Mehlergiebigkeit desselben so viel ab, dak rücksicht- ltch des Werches ein irgend geeigneter Anhaltepunct im Allgemeinen nicht geboten ist; und es ist deshalb ganz zweifellos, daß ein wirk licher Durchschnittspreis für die Taxbehörde sich nicht gewinnen läßt. Weiter kommen in Bettacht 2) die auf der Mehlgewinnung lastenden Kosten, bestehend a) in der Fracht von dem Markte nach der Mühle und zu rück, welche man in der Art veranschlagt, daß man die Taxe nach dem Kornpreise auf dem (möglicher Weise mehrere Stunden entfernten) größeren Markt berechnet, die Frachten, die bei niedrigen Preisen eben 15 Procent bettagen können, hinzuschlägt und hiernach die Taxe nor- mirt, während häufig daS Korn fast ausschließlich aus der nächsten Umgebung entnommen wird; b) in den Kosten der Vermahlung, welche je nach der Ein richtung der Mühlen und der Concurrenz bis m 40 Proc. differiren, während die Taxe nur die höhern zu Grunde legt; 3) Die Menge des gewonnenen Mehls. Abgesehen hier davon, daß der Mehlwerth von dem einen Scheffel Roggen um 20 Pcocent hoher sein kann, als derjenwe von einem andern, zieht der eine Bäcker 100, der andere 120 Pfund Mehl aus demselben Mahlgute. Die Taxe legt nur eine Norm zu Grunde. 4) Die Menge des aus dem Mehle zu gewinnendm Brodes. Diese lft eine wesentlich verschiedene, je nach dem Werthe des Roggens, je nachdem derselbe mehr oder weniger ausgemahlen wird; denn je schwärzer das Mehl ist, je mehr Kleienthelle dasselbe enthält, um so weniger bäckt sich das Brod auS, um so mehr Wasser hält dasselbe zurück. 5) Der Werth der Abfälle, welcher wieder ganz verschieden nach der Qualität des entnommenen Mehles ist, je nach den allgemeinen Futterpreisen wesentlich variirt, bei Feststellung der Taxe aber meist als eine konstante Größe angenommen wird. Wenn nun ferner 6) bei Feststellung der Brodtaxe die Verwendung von reinem Roggenmehl als Norm angenommen wird, bekanntlich aber von vielen Bäckern bedeutende Quantitäten geringen, auf andere Weise gar nicht zu verwendenden Weizenmehls, Erbsenmehls rc. beige mengt werden; wenn 7) die Kosten der Fabrikation ganz und gar verschieden sind je nach dem Umfange des Gewerbes und hierfür ein fester Maß stab nicht zu finden ist (wie z. B. nach der Stärke des Betriebes der Feuerungsaufwand allein um 1 Pf. auf das Pfund Brod differiren kann); wenn 8) der Taxbehörde geradezu die Möglichkeit abgeht, zu be- urtheilen, ob das Brod nach der von ihr festgestellten Taxe wirklich ausgebacken sei, weil, wie eine Behörde gelegentlich aussprach, ein „Meßinstrument für die Güte des Brodes nicht bestehe", so darf man sich nicht wundern, wenn in derselben Provinz, bei den selben Roggenpreisen die eine Behörde das Brod um 25 Procent höher taxirte als die andere, wenn man an einem Orte annimmt, daß von demselben Scheffel Korn 165 Pfund Brod auszubackm sind, wo man an dem andern 200 zu Grunde legt; und man wird ein vollständiges Bild von der Richtigkeit der Taxe sich ent werfen können, wenn man noch hinzunimmt, wie Bäcker von einem größerm Absatz bei Semmeln einen Rabatt bis zu 16, bei Brod bis zu 8 Procent gewähren, so daß z. B. in Dresden, um die Taxe aufrecht zu erhalten und damit nicht ein Bäcker dem andern die Kundschaft entziehe — ein solches Rabattgeben ver boten wurde. (WaS über Fleisch-, Brau-, Schänktaxen rc. a. a. O. noch gesagt wird, übergehen wir hier, weil es gerade für Leipzig keine praktische Bedeutung mehr hat.)
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