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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187105313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-05
- Tag1871-05-31
- Monat1871-05
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1871
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Leitung des liftung ver- ke «präsen te Anfragr« Orscheiut täglich früh 6'/, Uhr. »rüickt«» llllt erpr-ltto» JchanniSgaff« 4/S. Gerantw. Redacteur Fr. Hütt»rr. KpreLstunde d. Redattion »onmllrg« »°II ll—>r Uh» iUchmillL,» »oo 4—L UI»r. »amchmr der für die nächst- seiende Nummer bestimmten -»ientte in den Wochentagen d« 8 llhr Nachmittags. Mpziger Jagtbla» Anzeiger. Amtsblatt deS Kemgl. Bezirksgerichts und des Raths der S tudt Leipzig. A«fl«ge SVVS. Li>on»cmeat«pret» Vlertcljäk'rlich t Tblr. 7'/, Ngr., incl. Bringerlobn 1 Thlr. 10 Ngr. Znscrate die Spaltzeile l'/« Ngr. Leclamen unter d. krSuctlousstllch dir Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm. Universitätsstraße 22, Local-Comptoir Hainstraße21. X? 1S1. Mittwoch den 31. Mai. 1871. LLlaner, gen schweren r, I. H- 58. Lebens- rffenen. nach kurzen und Vater, 51 Jahren, ir Nachricht. afsenen. starb meine rtine geb. -und Groß- lanvkcn und Valtzer. Bekanntmachung. Das 21. Stück des Reichs-Gesetzblattes ist bei «ns eingegangen und wird biS zu« LK. k««f» tige» MonatS auf dem Rathhaussaale öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: M. 839. Gesetz, betreffend die Declaration des tz. 1 deS Gesetzes vom 4. Juli 1808. Vom 19. Mai 1871. Allerhöchster Erlaß vom 12. Mai 1871, betreffend die Abänderung der bisherigen Bezeichnung „Bundeskanzler-Amt" in „Reichskanzler - Amt". Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisuugen im Betrage von 30,000,000 Thalern. Vom 22. Mai 1871. Leipzig, am 30. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Schleetzner. 640. «41. Bekanntmachung. Der diesjährige Wollnrarkt t« Leipzig wird am L4 und LS. Juni gehalten. Die Wollen können schon am 13. Juni auSgelegt werden. Leipzig, am 24. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. K o ch. Schlechten. Oeffentliche Einladung. Tie elfte ordentliche Versammlung des Advocatenvereins im Königlickzen AppcllationLgerichts- bezirke Leipzig soll Montag, den 2Ü. Juni L87L, Vormittags 10 Uhr im großen Saale der hiesigen ersten Bürgerschule stattfinden. Tw Tagesordnung bilden 1, der vom Vorstande zu entartende Geschäftsbericht; 2, die Vorlegung deS Rechnungsabschlusses, einschließlich der Bestimmung der Höhe des er- > forderlich werdenden Jahresbeitrags ; 3) Vonrag des Gutachtens der Kammer über den Antrag des Herrn Adv. Schrey, die notariellen Testamente betreffend; 4) Vortrag deS Antrags des Herrn vr. Kreitmair, Obmanns deS Anwaltvereins für Bayern, auf Gründung eines „Allgemeinen Deutschen AnwaltvereineS": 5) Verhandlung über etwaige von den Mitgliedern deS Vereine- rechtzeitig eingebrachten Anträge. Leipzig, den 19. Mai 1871. Die Advocate« - Hker««er daselbst. vr. Kormann, Borst. Bekanntmachung, Revision der LandtagSwrhlli-e betreffend. "Nach ß. 24 des Gesetzes vom 3. December 1808 sollen die Listen der bei den Landtagswahlen stimmberechtigten Personen alljährlich im Juni revidirt »erden, und sind die Stimmberechtigten nach tz.1l der Ausführungsverordnung zu der angegebenen Zeit auf diese Revision und da- ihnen zustehende Befugniß, die Landtagswahllisten einzusehrn, öffentlich aufmerksam zu machen. Wir bringen deshalb hierdurch zur Kenntniß der Betheiligten, daß die Wahllisten für die drei Wahlkreise Leipzigs zur Einsichtnahme Seiten der Berechtigten auf dem Rathhause im H. Stock, Zimmer Nr. 13, während der Zeit vom 1. bis 3. und 5. biS 8. künftigen Monat- Vormittag- von 8 biS 12 Uhr und "Nachmittags von 3 bis 0 Uhr auSliegen, und fordern die Stimmberechtigten zur Einsichtnahme derselben auf. Anträgen betreffs Aufnahme in die Wahlliste oder Ausscheidung solcher, die daS Wahlrecht verloren haben, sind die "Nachweise der Wahlfähigst, beziehentlich des eingelretenen Verlustes derselben beizufügen. Leipzig, den 30. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Schleißner. Bekanntmachung. Die Ehefrauen der zum Dienst einberufen gewesenen Reservisten und Landwehrmänner, deren Ehegatten bereits in die Heimath beurlaubt oder entlasten worden sind, werden hierdurch aufgefordert, die UnterstützungSbücher unverweilt in unserem Quartier-Amte, RathhauS 1. Etage, abzugeben. Leipzig, am 30. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Lamprecht. Bauplatz - Versteigerung. Der einen Theil deS der Stadtgemeinde gehörigen zeitherigen Georgenhausgartens bildende, an der Blücherstraste gelegene und nach der neulichen Versteigerung nicht zugeschlagene Bauplatz Nr. VLL des betreffenden ParzellirungsplaneS von 20LS HI Ellen Flächeninhalt soll anderweit Donnerstag den L Juni d. I. Vormittags LI Uhr an RathSstelle versteigert werden. Der Versteigerungstermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und sobald ein weiteres Gebot nicht mehr erfolgt, geschloffen werden. Der Parzellirungsplan und die Versteigerungsbedingungen liegen in unserem Bauamte zur Einsichtnahme aus, woselbst auch Exemplare des lithographirten Planes für 5 "Ngr-, sowie auf Ver langen Abschriften von den Bedingungen gegen die Evpialgcbühr zu erhalten sind. Leipzig, den 24. Mai 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Koch. Cerutti. >»—» ."»U» , >>..>>>. --- - Leute »vr »chu Monaten fuhren wir Nach Frankreich hin durchs Sachsenlaud, Da wurde uns gespendet gutes Bier, Bouquets mit roch und farbigem Band. Dru« danken wir Euch nochmals bestens, Mr, die wir kehren heul' zurück — Kür die auch, die nicht kommen beinnvSrts, Nicht können theilen daS große Stück! Hoch leb« Deutschland! Nachdem daS Signal „Anssteigen" gegeben, stellten die Mannschaften sich in ihren Compag nien auf dem Ditto« auf und wurden als dann nach der Speisehalle geleit«, wobei sie durch die Reihe« de- mastenhast versammelten und freudig zurufendev Publicum- zu gehen hatten. Die Speisehalle war in ihrem Innern in sinniger und geschmackvoller Weise decorirt; an den Säulen gerüsten hatte man Flaggen in den Farben des Deutschen Reichs, der einzelnen Bundesstaaten und der Stadt Leipzig angebracht, während an den Wänden ringsum Wappenschilder mit den OrtS- und DatumS-Bezeichnungen der in Frank reich geschlagenen größeren Schlachten und Gefechte befestigt waren. Sämmtliche Leute deS Bataillons wurden mit Pökelfleisch «nd Erbsen gespeist, außer dem erhielt jeder Mann außer Brod ein GlaS Bier und drei Cigarren. DaS Eiappencommando, der von demselben bestellte Wirth und die Mit glieder de-BerpstegungS-Comitt- waren unermüd lich in Handreichungen gegen die Krieger thatig. Mit großer Befriedigung wurde e- allerseits be merkt, daß die Vertreter der Stadt, Herr Bürger meister Vr. Koch und Herr Bicevürgermetster vr. Stephani an der Spitze, zum Empfang und zur Begrüßung der Truppen sich eingefunden hatten; die beiden genannten Herren haben beim Diner des OfficiercorpS, welche- im Speisesaal de- Bahnhofshotels stattfand, dem Bataillon thre Glückwünsche und Dankbarkeit auSgedrückt. Während die Mannschaften in der Speisehalle ihr Mäht einnahmen, hatte sich inzwischen am Ausgang derselben eine Anzahl junger schöner Damen versammelt, die dann jeden der Krieger mit einem Lorveerzweig schmückten. Wie freudig leuchteten da die Augen der so Decorirten auf! Außerdem trug jeder Soldat ein hübsch auS- gestattetes Fefiblatt in der Hand, dessen Her stellung von dem Verpfleg ungS-Comite ausgegangen ist. Än dem Kopfe desselben befindet sich zunächst der seine Fittige mächtig ausbreitende deutsche Reichsadler, Lorbeerzweige haltend, darunter daS eiserne Kreuz und der Wortlaut jener Depesche, worin Kaiser Wilhelm von Versailles aus die Ratificationen de- Friedens-Präliminar-Vertrages meldet. Dann folgt noch folgender Text: -Leipzigs Hruß und Jank den ' hei«k<hre«de» Siegern. Willkommen, deutsches Heldenheer, Meer schluffc ent- Uhr meine Schimmel rs. ds. früh hrer viel zu r nach. , allen Ln- ßi««el. ihr em- lrungen Khanv- werden jrmsern »ljtbe- Tbeilwba Kellner me r- ttam dck ffaLro- NN »11«'. fanaene ge- ) mele Ge- daß der Erz- te gebrachten ournal offi- n'mont und mit genom- ligt, daß das welches im i. - Der rße gefunden orden. r. Lchyig, 30. Mai. Volle zehn Monate find verflossen, seitdem das deutsche Kriegsheer sich nach den französischen Grenzen in Bewegung setzte. Wir alle waren Zeuge, wie in unaufhörlicher Reihenfolge die Regimenter und Bataillone nach der bedrohten Westgrenze des Vaterlandes eilten, alle ergriffen von heiliger Begeisterung und ent schlösse«, zu siegen oder zu sterben. Wir, die wir am häuslichen Heerd daheim blieben, gaben den braven Truppen unsere Hoffnungen und Segens wünsche mit auf den Weg und waren bemüht, während der kurzen Zeit, wo hier gerastet wurde, sie nach unseren besten Kräften zu erquicken und auSzuzeichnen. Heute kehren unsere Brüder als rühm- und sieggekrönte Helden tn unsere Mitte zurück. Sie haben in dem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum eine ganze Weltgeschichte fertig gebracht, sie haben daS Vaterland vor räuberischem Anfall behütet, den Feind gezüchtigt und gedemüthigt, — sie haben endlich daS Ringen und Streben der arsammten Nation nach der Aufrichtung deS wahr haft greinten Deutschen Reiches in Erfüllung gehen laßen. Wir empfangen unsere auS dem Feldzüge heimkehrenden Brüder mit aller Liebe und Ver ehrung und gedenken dabei zugleich in stiller und wehmulhSvoller Betrachtung Derjenigen, die in dem heißen Kampfe den Heldentod für da- Vaterland gesürben sind. Wie seiner Zeit daS 5. ArmeecorvS den Truppen-Durchmarsch durch unsere Stadt begann, so eröffnet es auch jetzt wieder den Rücktransport. Pünctlich zu der angezeigten Stunde, am gestrigen Tage um 3 Uhr Nachmittags, lief der erste Extra zug im hiesigen Dresdner Bahnhofe ein. Eine um zehmre, freudig erregte Menschenmenge hatte sich auf dem Platze vor den Bahnhofsgebäuden aus gestellt und brach, sobald der Zug sichtbar wurde, in stürmisches Hurrah- und Hochrufen aus, das die Truppen mit der vollen Kraft ihrer Lungen erwiderten. Die Fenster der angrenzenden Privat- häuser waren namentlich von festlich geschmückten Damen belagert, welche ihre Willkommensgrüße durch unablässiges Wehen mit ihren Taschentüchern bezeugten. Der Zug brachte das 1. Bataillon deS Westpreußischen Grenadier-Regiments Nr. 6 mit seinen StabSofsicieren, den Oberst an der Sviye, und der RegimentSmusik, die bei der Einfahrt in die Bahnhofshalle die „Wacht am Rhein" spielte. Sämmtliche Mannschaften sahen munter unv wohl aus, obgleich die sonnenver brannten Gesichter mit ihren großen Bärten Zeua- niß von dem durchlebten strapaziösen Feldzug ab- leglen. Weniger erinnerten dre Uniformen und übrigen Kleidungsstücke daran,- da das ganze Re giment vor seinem Abmarsch auS Frankreich neu equipirl worden ist. Sämmtliche Wagen deS Zuges waren mit grünen Sträuchen,, Blumen und Fähnlein geschmückt und mit allerhand humo- Mckieri Inschriften versehen: an -inem derselben hatte st» sogar eine dichterische Seele mit folgen- dem Vers versucht: Nie kann der Größe Eurer Thal Des Dankes Größe gleichen! Euch selbst zum Walle aufgethürmt Habt Ihr das Vaterland beschirmt Vor seines Erbfeinds Streichen. Wie von dem ganzen Vaterland Sei Dank »nd Preis mit Herz und Hand Euch hent' von uns geboten! Wem auf der Welt war' es nicht kund, Wie reich besä t ist un>cr Grund Mit aller Völker Todlcn! Dank Euch, daß nicht, von Blute satt, Um unsere alte Schlachtenstadt Von Neuem trieft der Boden! Der Kränze, die der Krieg uns trug, Der alten Kränze sind's genug, Genug nun auch der nenne! An Ehren stebt uns "Niemand gleich! Jetzt gilt's im einig«, Deutschen Reich Der Freiheit Saal zu streuen! Dann wird in seinem heilige« Schooß Ein Volk sich, deutsch und stark und groß, Des Siegs und Friedens freuen! ES bildeten sich, nachdem die Mannschaften die Speisehalle verlassen, auf dem weilen Raum vor dem Bahnhofe eine Menge bunt durchmischtes Gruppen. DaS immer zahlreicher werdende Publicum umringte nnt herzlichem Zurufen und Händedruck die Krieger, während die RegimentSmusik sich hin ter dem GüterbahnhofSgitter aufstellte und wohl eine volle Stunde hindurch ihre kräftigen und lustigen Weisen ertönen ließ. Gegen »,,5 Uhr hörte man da- Signal „Ansteigen", und nun wurde auch, nachdem die Soldaten wieder zu ihren Wagen gelangt waren, das Publicum in den BahnhofSperron eingelassen, der in wenigen Augenblicken völlig gefüllt war. Allmälig fanden sich auch diejenigen Mannschaften ein, welche die kurze Zeit ihres Aufenthalte- dazu benützt hatten, in Begleitung hiesiger Bewohner vie Schützenhaus gärten zu besichtigen. Kurz vor der Abfahrt nahm an dem Wagen, m dem die Officierc untergebracht waren, der Oberst und Commandeur des west- preußischen Grenadier Regiments Nr. 0, Herr Flecker, daS Wort und dankte mit weithin tönender Stimme im Namen seiner Truppen für die herzliche Aufnahme, die sie in Leipzig gefun den, am Schlüsse seiner Ansprache alle Anwesende zu einem Hoch auf den König Johann von Sachsen und auf den Kaiser Wilhelm auffordernd. Mit voller Begeisterung wurde der Aufforderung seitens des PuvlicumS und der Truppen entspro chen ; gleiche Zustimmung fand ein Hoch auf daS brave 1. Bataillon de- Grenadier-RegimentS Nr. 6. Von schöner Damenhand wurde daS OfficiercorpS hierbei noch durch prachtvolle Bouquet- ausge zeichnet. Unter stürmischem Jubel- und Hurrah- rufen sowie dem Spiel der RegimentSmusik setzte sich gegen 5 Uhr der Zug wieder in Bewegung, um seine Last heimwärts zu bringen. Zwischen 7 und 8 Uhr traf das 2. Bataillon deS gedachten Regiments ein. Auch hier war LaS Publicum wieder zu vielen Tausenden versammelt und begrüßte in »er berzlicksten Weise die rück- kehrenden Heldenkrieger. Dieselben wurden in ganz gleicher Weise wie ihre vorauSgegangenen Kameraden von dem BerpflegungS-Eomitö erquickt und ausgezeichnet. "Während der späteren Abend stunden und der Nacht sind dann noch eine Batterie und Abtheilungen deS Jnfanterie-RegimentS vtr.37 durckgekvmmen, die sämnttlich den ihrer würdigen Empfang gefunden haben. Neues Theater. Leipzig, 30. Mai. Das Wolff'sche Schau spiel- „Pr ec io sa" beruht nur auf der Titelrolle, denn wenn auch die bei uns von Herrn Grans und Frau Back mann trefflich gespielten Rollen deS Zigeunerhauplmanns unv der Zigeunermulter, wenn auch die beiden Alten (Herr Stürmer und Herr Teller), die beiden Liebhaber, der in schmelzenden Trochäen sich auSseufzende Don Alonzo Herr Trotz) und der etwas reso lutere Eugcnio (Herr Link), wenn namentlich der tapfere Schloßvoigt Pedro mit dem frischen Humor deS Herrn Engelhardt auSgeführt und die personisicrrte spanische Grandezza in Gestalt des Herrn Comreras und der Pedronella (Herr Tietz und Frau Gut perl) ein sehr buntes, durch Mondscheinbeleuchtung und Zigeunerscenen, durch Wald- und Schloßfefie romantisch belebtes En semble bilden, — das ist Alles doch nur der Nahmen für daS Wunderkind des Waldes, für die Tänzerin, Sängerin und erste Liebhaberin Preciosa, eine Rolle, welche der Paradepony ist für Alle, denen die Grazien nicht an der Wiege agsgeblieben sind! Frl. Bland braucht sich hierüber nicht zu be klagen. Anmuth beherrscht ihr Spiel, ihren Vor trag, ihre Bewegungen; mit warmer Innigkeit giebt sie dem lyrischen Ausdruck der Empfindung das volle Recht. Für jene Geibel'sche „fromme blonde Minne", für hingebende deutsche Liebe und ihre holde Schwärmerei ist sie eine in ihrer Eigen art hochzustellende Darstellerin. Auch ihre „Pre ciosa", obgleich etwas in das deutsch Blonde und sanft Schwärmerische übersetzt, war eine anziehende Leistung. Nur schien das Organ der Künstlerin nicht gut diSponirt und so wurde die heroische Scene mit dem Räuberhauptmann nicht mit voller Energie auSgeführt. Nur Eins geben wir der Darstellerin zu be denken: die anmulhige, in Wölfi schen Trochäen liebende Preciosa ist keine Pepita, und wenn sie tanzt, darf sie nicht Ballet tanzen. ES verdirbt unS die ganze Illusion, eine solche Preciosa in Tricols zu sehen, welche die Beine nach allen Regeln der neuesten Theaterkunst umherwirft. Allen Respect vor einer ersten Liebhaberin, welche die Balletschule durchgemacbt und die Grazie der Stellungen und Bewegungen erlernt hat — doch wir schenken ihr daS Examen hierin. „Preciosa" soll nur auf daS Herz wirken und Fräul. Bland nicht mit Fräul. Casati wetteifern, deren auch gestern wieder bewährte Kunst doch derartige Ver suche sehr in Schatten stellt. Rudolf Gottschall.
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