Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187106129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-12
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amsterda»! bürg k. tz. u 3 M«. a 2 No», r. 2 Moa. >M. 88»,., . S. 80'^I lang 79»/,. iuruau —.1 aß.) Pr»j. Sechscl loi,! ^/,. Pachrj rn.Sl.-kls rcn 277 „I »reute dtz » .1 »hu 411.2L,l ^t«) UM, 'b. 188',., . Nordweß- Dldeubnraa bahu-Ll '' t Primi South. rtsch-Ochr- iorbörse.) OKIM Lombardei I lnglo-Siist.- woleonsd'or I orduxstbahi Zapter-Ral,! Loose -.-,1 —, Bai!-! 40, Aial»- Lombardei I izter 258.-,! nSd'or 9.84. Wechsel! 25.Llrlla»-i Reichaib.- b/l«, 3t»-! 14">s. LX ikan. Allleihe Russen pro kexikaner - »ieue 2',,Xs imvollei- >,000 Ballen, ort 3000! e.) »Gold-1 doll m Gold 1882 112^ ondS 1NM I Lnebah» 19»/,. Pett». Mehl (ata * Goldagio, CourS 112, m »/.. oleum raff« . 10. 3mi !Üt 78', S., Roageu loa er Jmn-Ziü »., pr. Herds xnz: - pr. d. N. M 17 ylr. blr. K Sgr.. Sgr.,Herts Tanv: , per d. «. >., pr. Herds ist. - Hajo ,, A. Nag.) Der onsrechlt der mtliche gesterr enehmigt ad te., oid ^ g «lept» > ue« »«.Alt, ^ r, RvU , eu. >tel H-llffe. »tü z valiiu j , w. Gchm». IröffUer y«s. Onchiee H«s. ighausa, -Ml her » vi«er- u!«beßtzer «X , R-i« M Hrscheckt Ugltch früh 6»/, Uhr. QMM, «c» «MdMnl Johamlirgafle 4/S. luaM. «odaüeur Fr. chittmr. Speechsund« d. «edactroa ««««»,«»°a n—li Uhk I-ch»M«4« »«, 4—b Utzk. WWh« der für die nächst. Isolde Nummer bestimmten Mmtr in dm Wochentagm st« 8 Uhr Nachmittags. WpMtrIagMtt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Sechzig. «nN».k »»o». Ad«n»cmr«I»prri» Pierteljährlich I Tblr. 7'/, Nqr., incl. Bringerlohn 1 Thlr. 1v Olgr. Inserate die Spaltzeile 1'/« Ngr. Rrctamru unter d. Urdact1ou»strlch die Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm. Universitätsstraße 22, Local-Comptoir Hainstraße 21. X- 183» Montag den 12. Juni. ^ 1871 l. ( Bekanntmachung. Tie Tag und Nacht besetzten Feuerwachen sind angewiesen, bei vorkornmenden Schadhaftigkeiten ti den zwischen den Grundstücken und den Hauptrohren liegenden Wasserrohren (Speiselntungen) lie Nschlußhähne auf den Straßen zu schließen, und können vaher Meldungen solcher Defecte bei da ßnerwachen 9K. 1 -Tasch«arkt -kr. 2, - 4. Magaztngafse Mr. I, - 5. TchletterfrraHe, fünfte Bürgerschule, - S IohanniSbospital, - 7. Fleischerplatz Skr. 8 Mm. Leipzig, am 9. Zuni 1871. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Schleißner. Frau Schirmer 2 »L, von Edmund 5 Z. E H. 1 P. W. H. R. 3 9!. 9k. 1 Karl Tauchnitz 10 «F, Grassi 30 »/», P. M. D. 2 »L, L. ?). 5 »§, F. H. 2 Archivar Hentschel 1 »L, Pastor Kunad 1 »/>, Zuw. ZuliuS Müller 2 »F, Rds. 2 4p, Richard Ayrer 1 »/, Z. C. K. L C. 10 »p, T. H. 5 Frau Caroline verw. Hauk 1 »/, Maiktvoiat em. Richter 1 »/, Johann Lange 3 «/, Frau Pauline Kahnt 1 und 2 Packele Kleidungsstücke, Friedrich ck Lincke 5 »/, Ungenannt 1 Packet Kleidungsstücke. L. G- W. 2 »L, Bicebürgermecster vr. Stephani 5 »F, Stadtrach Julius Francke 1 «F, Ludwig Gerber L Comp. 5 »L, Margarethe H. 5 »p, A. R 3 »F, Böhne jun. 5 »P, M L T. 1 »L, Frau Bertha verw. Böhne 5 »F, P. 1 G. K. 3 »L, H. C. Plaut 100 Bekanntmachung. Die Herren Professoren und Docenten an hiesiger Universität werden hierdurch veranlaßt, die schriftlichen Anzeigen der Vorlesungen, welche sie im nächsten Winter-Semester 1871/72 zu halten beabsichtigen, Behufs der Anfertigung des LectionS - Cataloqs baldmöglichst und spätestens den 14. Juni L87L in der Universität--Eanzlei einzureichen. Leipzig, den 1. Zuin 1871. vr. W. Hankel, d Z. Exrector. Für Neustadt und Langburkersdorf Md bis jetzt nachverzeichncte Gaben bei unS eingegangen und an das Hülfs-Comit- abgesendet worden. Zndon wir den Gebern unfern aufrichtigsten Dank hierdurch ausdrücken, wiederholen wir, daß der- ghpa Gaben auch ferner bei unsrer StiftungSbuchhalterei, NathhauS erste Etage, entgegen ANMMll werden Leipzig, am 9. Zuni 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. E. Stephani. Schleißner. O. H. Kr. 3 »L, Frdr. Brandstetter 2 «/, vr. Ehr. Frd. Pohle 2 »F, A. T. K. 1 »/», Ad. Ran 10 Geh. Rath v. Wächter 7 »L, G. 10 »/, G- H. Böhme 1 Hellgolh 1 »F, Richter F Hem 10 L- H. 10 ««k, A. D. 1 »L, Gerold 10 »«?, Frau Schwarze 1 »/, vr. Freiesleben 2 L H. E. M. R. 1 »F. P. F. 10 M. S. 1 «/, H. Wohlwerth 2 »/, R. 1 »§, G- H. krn seu. 2 »L, A. Z. 10 ««c, Earl Voigt 10 Gesangl. Höpner 20 Z. D. Weickert 5 Bekanntmachung. - Für den Reubau der Nicolaischule an der Königöstraße hier sollen die Klempner arbeiten im Submissionswege vergeben werden. Diejenigen, welche die Ausführung dieser Arbeiten zu übernehmen gesonnen sind, wollen die Blankette, Bedingungen rc., sowie die dazu gehörenden Zeichnungen auf unserem Bauamte gegen Hinterlegung einer Eaution von 5 Thalern abholen und ebendaselbst die Blankette, mit ihren Preisforderungen versehen, bis zum 14. dieses Monats Abends 6 Uhr wieder abgeben. Die Blankette sind zu versiegeln und mit der Aufjchnft „Klempner- arbeit — Mcolaischulbau" zu bezeichnen. Leipzig, am o. Zuni 1871. DeS Raths Baudeputation. Ar». ; Magdet. A s » H-» Im Muldenlhal. 8 Ganz in unserer Nähe befindet sich ein herr liches Stückchen Erde, welches nach dem alten Er- sahrunaSsatze, daß man das nahe liegende Gute links liegen läßt, für Viele noch eine torra in- cognitL zu sein scheint: ich meine das schöne Mul- dellthal. Was machen sich oft die Leute für Lops^rbrechens. um eine schöne Tour aüszusuchen nid Mißlich doch nur wieder auf das nicht mehr ««gewöhnliche Dresden mit sächsischer Schweiz und aufThüringen zurückzukommen. Tahin schwärmen Ar Ännstm zu Tausenden au-, um viel Natur, »brr «och mehr — Menscben zu sehen und sehr, sehr oiel Geld darauf gehen zu lassen. Da lobe it mir doch mein ruhiges bescheidenes Mulden- thal, welches noch nicht vyn den Touristen ab- gegrak ist, wo aber auch die Touristen noch nicht »ücgrast werden. Und doch nimmt es daS Muldenthal an Schön heit gewiß mit den schönsten Gegenden auf, die wir m weitem Umkreise haben. Es ist so reich an lieblicher Abwechslung. Wir wandeln durch steundlicht THLler, lachende Auen und romantische Gründe; dichrbewaldete Höhenzüge, durch welche dir ba!b sanfte, halb ungestüme Mulde in reizenden Schlangenwindungen sich immer wieder durchbrickil, mit dem Wanderer gleichsam „Ver stecken-" spielend, sind unS fast immer zu Seiten; roll sanft ansteigenden Bergen eröffnen sich groß artige Panoramen und wundervolle Aussichten auf einzelne Puncte; eingestreut zwischen Berg und Thal erquickt unS der Anblick überaus schmucker Dörfer, und bequem erreichen wir rasch hinter- euxmdrr in ununterbrochenem Genüsse einer herr lichen Natur alte und interessante Städte und größere Ortschaften, deren anmuthige Lage uns ent- züch und die selber wieder reich an Schönheiten Md, namentlich durch ihre kunstvollen Anlagen berühmt gewordene Parke enthalten. Aber nicht allein die Natur ist eS, welche auf dieser Tour uns so entzückt; erhalten wir doch tunt Gelegenheit, ein von Menschenhänden er richtetes Riesenwerk der Technik zu bewundern: diemueGöhrcnerEisenbahnbrücke. Und wie kann der denkende und fühlende Mensch, der hin- Lllsvaudrrt in die schöne freie Welt, um, in ihren Genuß versenkt, einmal so recht frisch und von Grund auö sieb seiner selbst bewußt zu werden, Geist und Herz mit hohen, im Trubel deS Tage- lruses nicht aufkommenden Empfindungen neu zu «ähren und zu stärken, sich sinniger angeregt fühlen, als wenn er auf einmal inmitten der herrlichsten Mur, welche ihn in freudiges Staunen versetzt, fit zur Bewunderung hingerissen fühlt für daS, was der Menschengeist, dieser winzige Geist in der unendlichen Natur, erdacht hat, was Menschen hände ausgeführt haben, wenn er mit gerechtem Stolz gewahr wird, wie Menschengeist und Men- stcnarveit die Hindernisse der Natur, die sich dem ^ menschlichen Fortschritt entgegenstellten, so mit 'cke,«barer Leichtigkeit zu überwinden gewußt haben! l Tcr Anblick der Göhrener Brücke war für mich einer der stimmungsvollsten Augenblicke auf der ganzen Tour, und ich hätte es nicht bereut, sie ! allein deshalb gemacht zu haben. Ich will nun in Folgendem eine kurze Skizze dn schönen Tour geben, nach welcher Jeder, dn zu derselben sich ebenfalls angeregt fühlen sollte, was, hoffe ich, bei recht Vielen der Fall sein »nd, bequem sich richten kann. Borau-schicken will ich, daß ich zu der Tour drei Tage verwendet habe, daß sie sich aber ganz bequem, wenn man nur eine oder zwei Stationen aus de. Tag mehr nimmt, waS ohne große An strengung möglich, in zwei Tagen machen läßt. In Gesellschaft einiger Freunde fuhr ich am Sonn abend Nachmittag mit dem 6 Uhr-Zug der Leipzig- Dresdner Eisenbahn nach Großbolhen; das ist die nächste Station hinter Grimma. Man langt dort >/i8 Uhr an und macht sich, nachdem man in der Bahnhofsrcstauration einen kleinen Abend imbiß eingenommen, sofort auf den Weg nach Colditz. Man gehe aber ja nicht die langweilige Ehaussee, sondern wende sich nach der links vom Bahnhof allmälig aufsteigenden Höhe. Ein sehr hübscher Weg in welligem Terrain führt nach Kötteritsch und Groß- und Klein-Sermuth. Ganz in der Nähe dieser Ortschaften vereinigen sich die Zwickauer und die Freiberger Mulde. Bei Kötte- rusch führt unS ein Holzsteg aus vas rechte User der hier ziemlich breiten Mulde. Nach einem Marsche von etwa zwei Stunden (von Großbothen aus) sehen wir das freundliche Colditz auf einem Hügel, an welchem die Mulde unmittelbar vorbei stießt, vor uns liegen. Wir steigen den Hügel — cs ist inzwischen der Mond aufgegangen und spiegelt sich in den Fluthen der Mulde — hinauf und suchen in der Stadt ein Nachtauartier. Am andern Morgen ist zunächst Rochlitz unser Ziel. Es ist von Colditz aus in drei Stun den gut zu erreichen. An dem schön gelegenen Schlosse und der Irrenanstalt vorbei gehen wir aus Colditz hinaus, und eS erschließt sich uns, indem wir eine Pappelallee entlang geben, sofort ein liebliches, von bewaldeten Hügelketten ein- aeschlossenes Thal, welches von der Mulde durch flossen wird. Quervor schiebt sich wie ein Kegel der Burgberg in das Thal herein. Zn 45 Mm. sind wir in Lastau, einer still und friedlich ge legenen Mühle, in welcher der Müller dem Wan derer gern ein ausgezeichnetes Glas Milch verab reicht. Bei Kralapp, nicht weit hinter Lastau, sitzt unS der Fährmann auf daS Unke Ufer der Mulde Uber, und wir marschiren auf Weitzen zu. Von dort auS geht es Uber angenehme grüne Hügel, die abwechselnd immer neue, hübsche geschlossene Aussichten auf daS Muldcn- thal gewahren, nach Poppitz. Dort ladet der neugetaufte Gasthof zum ,,Eisernen Kreuz" zu einem patriotischen Morgenschluck ein, und nun wan dern wir gerades WegS nach Rochlitz, welches sich lang vor uns hin streckt. Zn Rochlitz muß Der jenige, der die Tour auf 3 Tage macht, sehen, wie er sich die Zeit am angemessensten vertreibt. Natürlich versäumt man nicht, sich in der nied lichen Stabt em wenig umzusehen, nimmt daselbst das Mittagsmahl ein, um neu gestärkt nunmehr auf den Rochlitzer Berg zu steigen. Das ist nicht gerade eine große Kletterarbett. Er steigt sehr langsam an, so daß man sogar per Wagen hinauf- kutschiren kann. Bor der Sonnenhitze schützt den Wanderer zur Noth ein schöner Nadelwalv, der zur Rechten sich hinzieht. Zn einem Stündchen ist man oben. Gewalriae Steinbrüche erregen zu nächst unsere Aufmerksamkeit. Bald aber warten unserer ganz andere Genüsse. Auf daS Plateau hinausgelreten, haben wir ein herrliches Panorama über die ganze Gegend meilenweit im Umkreise und eine glänzende Fernsicht. Zm Nordwesten schließt der PcterSberg bei Halle, im Südosten der Fichtelberg im Erzgebirge das Panorama. Der Colmbcrg bei Qsckatz ragt ganz deutlich im Nord- osten hervor, und im Südwesten steigen die Höhen- züge bei Zwickau an. Um mit einem Blick dieses ganze große Panorama zu übersehen, versäume man ja nickt, auf den Friedrich-August-Tburm bin- aufzugehen, der eine Station der mitteleuropäischen Gradmessung bildet. Da sieht man ein große- und schönes Stück Erde zu seinen Füßen liegen, und wo daS Auge hinsieht, erfreut eS fick an freundlicken Thälern. romantiscken Höhen, wohl bebauten Fluren, die wie bunte schön geglättete Teppiche daliegen, schmucken Dörfern und Städten. Auf dem Rochlitzer Berge bringt man, immer neue Schönheiten entdeckend, den Nachmittag zu, geht dann gegen Abend (vielleicht um 6 Uhr) auf der anderen Seite, wobei man nickt den Waldweg zu wählen versäume, den Berg herunter und wendet sich direct nack dem nicht weiter als etwa »/, Stunde liegend,» -r^vri wnv «iedcr Quartier gemacht. Man sieht sich die 700 Jahre alte, durch ihre Kanzel berühmte Kapelle im Schlosse an, welche gleichzeitig die Grabstätte der Grafen von Wechselburg ist und das Grabmal des Stifters ver Kapelle, Devo's des Feisten, enthält, und ist schließlich froh, wenn man auS der schauer lichen Kirchenluft wieder in die schöne freie Natur, den herrlichen Schloßpark gelangt, den man deS Abends nach allen Richtungen durckstreift, indem man sich vom Schloßverwalter auf die Merkwür digkeiten und die schönsten Puncte, die an der Mulde liegen, besonders aufmerksam machen läßt. Und nun, gute Nacht! Wer sollte nicht, befriedigt von einem so schön durchlebten Tage, ganz wunder bar schlafen und süß träumen? Vielleicht schon von den Herrlichkeiten, die uns morgen bevor stehen, denn der zweite Tag ist der Glanzpunct der Tour. Wir machen unS bei Zeiten von Wechselburg auf. Nach einem Wege von etwa Stunde gelangen wir an die Stelle, wo die Chemnitz fick in dce Mulde ergießt. Auf diese Bereinigung blickt die majestätische Göhrener Eisenbahn brücke herab, welche die aus zwei hohen auö der Mulde emporsteigenden Hügeln gelegenen Dörfer Göhren und Cossen mit einander verbindet. Ein majestätischer Bau! Zur gemächlichen Betrachtung derselben befindet sich in der Nähe eine Restau ration. Aber merkwürdiger Weise konnte weder Jemand in dieser Restauration noch auf dem Bau der die Aufsicht fübrende Beamte unS die genauen Dimensionen deS Riesenbaues angeben, und man stritt sich nur, welche Brücke höher sei, die Göhrener oder die Göltzschthalbrücke. Nach meiner unge fähren Schätzung ist die Brücke an 200 Fuß hoch und in ihrer vollen Ausdehnung etwa 800 Fuß lang. Ganz imposant nimmt sich das Gerüste aus, welches allerdings den klaren Einblick in die architektonischen Verhältnisse etwas verhindert. Zu ihrer äußersten Höhe führen, nachdem man die Anhöhe erklommen, ganz bequem angelegte Treppen. Leider mußte ich auf halbem Wege dahin zu gelangen wieder umkehren, da der Ingenieur sich gerade zur Besichtigung oben befand. Am 10. Juni ist der Schlußstein der Brücke gelegt worden. Ter Weg von Göhren nack Lunzenau, der nächsten Station, wieder etwa 2 Stunden zu gehen, ist ganz reizend. Nament lich kurz vor Lunzenau kommt man durch einen romantischen Grund, der an die sächsische Schweiz erinnert. Freundlich lackt uns aus dem Lüstern Nadelwald, der von der Mulde aus ansteigt, eine in Schweizer Styl gebaute Billa, Friedheim ge nannt, entgegen. Ein reicher Chemnitzer Kaufmann hat, wie man mir mittheilte, fick dieses herrliche Stück Erde mit feinem Geschmack zu seinem Tußcu- lum auSerwählt. Hier laßt uns Hütten bauen, sag ten auch wir, die wir bescheiden nur durch die Gegend «änderten, und machten eS uns, der Billa gegenüber, im Walve bequem und ergötzten unS ohne Neid an dem begreiflicken Wohlbehagen der glück lichen Villenbesitzer. Rasch durcheilten wir das liebliche Lunzenau und gelangten nach kurzem Marsche auf eine Anhöhe, von welcher aus sich unS plötzlich eine Aussicht erösfncte, die uns ein lauteS, von freudiger Ueberrafckung eingegebeneS „Ah!" wie aus einem Munde entlockte. Es war Rochsbürg, welches vor uns lag. Am Fuß der Anhöhe, welcher unser Aussichtspunkt ist, fließt die Mulde. Sie macht an dieser Stelle einen Bogen und schließt in diesem eine sanft ansteigende mit kleinen bäuerlichen Häusern besetzte Landzunge ein. Zur Linken guckt das alterthümlicke Schloß aus dem dunkeln Nadelholz, welches die Hügel bedeckt, hervor und blickt auf das schäumende Wehr, weicvcs unten in ver Mulde angelegt lst. Reckcs zeigen fick, auf die Hügel einzeln zerstreut, Häuser und Billen, und das Ganze ist beleuchtet von der zur Mittagshöhe aussteigenden Sonne. Das ist ein wonniger, herzerquickender Anblick! Und wie bunt gestaltete sich das Leben in diesem Augenblicke! Der Gottesdienst war eben zu Ende, und die frommen Kirchenbesucher füllten die sich die Anhöhe herabschlängelnden Wege. Unten wartet ihrer der Fährmann, der ohne Unterlaß munter an der Kette von einem Ufer zum andern fährt. Auch wir be dürfen des emsigen Fährmanns. Denn wir müssen wieder auf das linke User der Mulde, um nach unserer nächsten Station, Penig, zu gelangen. Es versteht sich von selbst, daß man Rochsburg nicht verläßt, ohne auf die herrliche Natur einen Frühschoppen getrunken zu haben. Die Restauration gewährt einen günstigen Aussichtspunct. Der Weg von Rochsburg nach Penig geht sehr angenehm, ohngefähr 2 Stunden, hart ^an der Mulde hin. Zn der Mitte des Weges zieht Amerika unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich. Za, Amerika! Sv heißt nämlich eine großartige Spinnerei, welche, aus einer Menge von Fabrik- und Wohngebäuden und technischen Anlagen be steht und wie eine Colonie am jenseitigen Ufer sich hinzieht. An der Mulde, über welche lediglich für die Zwecke dieser Fabrik hier eine Tonnenbrücke führt, weht stolz das amerikanische Sternenbanner. Penig erreichen wir zu Mittag und begnügen unS, von dieser Stadl mehr nicht als daS — Mittaasessen zu genießen. Nach gehaltener Mit tagsruhe — auch hierzu hat man genügend Zeit — macht man sich auf den Weg nack Wolken burg. BiS Thierbach geht der Weg längs der Chaussee; das ist aber nur eine kurze Strecke. Bon Thierbach aus wird es wieder wunderschön, und Wolkenburg selber, das man in 1 Stündchen erreicht, hat eine so liebliche Lage, wie ein Dorf sie nur irgend haben kann. Wir bleiben aber nicht im Dorf, sondern gehen auf den mit herr lichem Park versehenen Schloßberg; dort ist wieder Concert und Nuhepunct. Der letztere ist ganz reizend; das Concert, zu welchem sich die !>:nito volöe der ganzen Umgegend zusammensindet, minder, trotzdem vas Entree nickt weniger als 3 Neu- groscken beträgt. Uebernachtet wird im Gasthofe des Dorfes, wo der Tourist über die Billigkeit der Preise erröthet. Ter Mann fängt jetzt an, fick ein Fremdenbuck anzulesten. Wer weiß, wie lange eS noch mit der Billigkeit währt! Am dritten Tage endlich geht die Tour etwas einförmiger als bisher, von Wolkenburg über Schlagwitz nack Waldenburg. Dieser Ort liegt wieder sehr schön. Das daselbst befindliche Privar- museum des Fürsten von Schönburg, welches wesentlich Zoologisches und Mineralogisches, u. A. aber auck eine Mumie enthält, ist deS Ansehens werth. Von Waldenburg geht man in dem schönen Grünefelder Park, und auS diesem heraus ge langt man auf einem ganz unfehlbaren Wege über Remse nach Glauchau. Hat man noch ein Stündchen Zeit vor Abgang des Zuges, so kann man sich Glauchau selber arischen. Sonst setzt man sich sofort auf dre Bahn und fährt entweder nack Altenbur g ober nach Zwickau, um von dort I auS wieder der Heimat h zuzndampfen. I Ick wählte Zwickau, und in der Thal hat man
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite