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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187511093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-11
- Tag1875-11-09
- Monat1875-11
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1875
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j« nach c. 78.58 l.50. do. s«. ro. —, to. >roi. —, 1. 53.50 a» erster saß —, Mel,4 Faß - Diel,« II. loud to. mp incl. »er. Ter > M»rki- sen über- deri uud nan eine Markt größeren -ergriffen er etwas dev bis» »trttus. ehr ver- »S. Lvc» iber und vr. 4 pr. a Forte- 43.7S biß incl. »1b« fest. I 38—41, i« Zufuhr i 57—83, 23 Faß Lerouen lte. ruhig. twaS nir- erikanisch« o Rückeu- iooemdrr- !. Decbr » -e fremd« rren, blieb ri grrisg, Ha, er f«sr. r l».Z.) für «Urn häft hierin :n fand i» . während n; Rogge« mg, Gerste lveräuderte 100» Kilo r,6 — Kilo nett» T per 848 neu. nach Ein Nru- v^l 4v -« c t i e o. in 2v G.; nd 85 G.; 4900 B.; er - do. Pr-r» >itz ; v 21 önigSgrvb« S. , Lugau- - Knchberg erhohudorf- OeUwitzrr » 4v d^ Leutoui» r» Erscheiut lüglich früh 6'/, Uhr. Ledmiloa uud -rpebilioa Jvhannisgaffe 33. Verantwortlicher Redacteur Fr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction Bonnitlag« von 1l—,2 Uhr Siachmtllag« von 4 —L Uhr. Annahme der für die nächst- olaende Nummer bestimmten Znserate an Wochentagen bis iUhr Nachmittags, an Lonn- und Festtagen früh bis Uhr. z« bruFilialcn für Inf.Annahme: Otto Klemm, Universitatsstr. 22, SoutS Lösche, Hainstr. 21, Part, nur bis V»3 Uhr. WpMer Iayclilal! Anzeiger. ÖlM für PoM, SocalAeschichte, Handels- und GkschasMmM ««fla-e 1S,«-0. Adoanementoprei» viertelj. 4 V.Mk, incl. Bringerlohn 5 Mst, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 1v Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 3»'> Mk. mit Postbcsördening 45 Mt Inserate Igesp. Bourgcoisz. 2vPf. virößrre Schriften laut unserein PreiSverzeichniß. — Tabellarischer Latz nach höherem Tarif, «rclaiiien unter dem «edaetlan,strich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. erpcditi m zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonnmsraaäo oder durch Postvorfchuß. !oh- L' Ti Bekanntmachung, die Urliste fSr die Mrschwore«ei»Wahl bete. Die vorschriftsmäßig revidirte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eineß Geschworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 25. diese- bi- zum S. künftigen Monat» mit AuS- aahme der Sonntage in den Stunden von Vormittag» d—12 Uhr und Nachmittag» 3—6 Uhr aus dem Rathhanse im 2 Stock Nr. 15 zn Jedermann» Einsicht öffentlich au-liegen. Diejenigen, welche nach tz. 5 de» Gesetze» vom 14. September 1868 von dem Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben ihre Gesuche »nter Beifügung der erforderlichen Bescheinigungen bei deren Verlust innerhalb der vorstehend angegebenen Frist bei »n« schriftlich einzureichen. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder volljährige »nd selbstständige OrtSeinwohner wegen Uetergehnng seiner Person, dafern er z« dem Amte eine» Geschworenen fähig z» sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, den 22 October 1875. De« -lat- de« Gt«d1 Leipzig. vr. Georgi. Lerutti. SM » uer Vas«- > - , irrs « Schlemaer ioritste». n«.»Lleche 883 4'/.',. d.; Aist«- b'/. W G.; i Oberhsh»- chader 5'/. /, 88'/, V.» «'/. 88 > G.; »o.u . rvl'/.G.; BerrmSglL» ^sev. nicht. I Uhr 23 M Frauke» 8.7», Silbe,- . bpnc. hu —, Kölo- ). «hrmtstb, DwmftLbirr »baut 151.». -perulaiiooß- h«b» 278^0» lustrra «174, 1 bei ruhiger MuMatischer Lertcht. A»eites Guterpe.Loucert — DterleS Uewa»dha» s Gouerrl — Orge l-Lo«cert »»» <k Grothe. Leipzig, 8 November. Das zweite Euterpe- Eoncert hatte eine überaus zahlreiche Zuhörer, schast in der Buchhändlerbörse versammelt — ein» der erfreulichen Zeichen für da» Interesse, welches da- Eoncert-Institut auch in der dies maligen Saison zu erregen vermag. Einer der Gründe hiesür lag wiederum in dem gewählten Programm, ein andrer in der Wahrnehmung, weiche schon da» erste Eoncert zuließ, daS zweite noch bestärkte: daß die Mitglieder der Euterpe- Capelle mit dem besten Willen »nd einer Hin gebung, von der da» Beste zu hoffen ist, an ihr Werk gingen E» ist nicht zu erwarten, daß die Leistungen selbst sofort gleichmäßige »nd durchaus befriedigende sein sollen, wo eine, obschon au» guten, geschulten Elementen bestehende, doch ein halbe» Jahr lang getrennt gewesene Capelle zu- sammeotrttt, — noch dazu »nter eiuem neuen Dirigenten; e- ist aber da» Allererfreulichste, wenn mau m dem Maße Lust und Liebe zur Sache i»det, wie hier. Dieser freudige Eindruck, dem sich unwillkürlich eine sichere Hoffnung für die Zukunft de» Institut- -eigesellt, hat bei »nS denn auch manche augen blickliche Erinnerung au» dem neulichen Concect überdauert, für die Splitterrichter einen nach- Migeren Aufbewahrungsort haben mögen. Nur einige- Allgemeine sei hier gesagt. Die Herren Teiger mögen sich künftig einer größeren Reinheit in der Tongebung und einer größeren Subtilität in der Phrasvung befleißigen; die Herren vläser aber mögen sich durch ein etwaige» kleine» Mißgeschick, da» in jedem Orchester passiren kann und eben nur augenblicklich zu stören vermag, den guten Muth nicht ver derben lassen, sondern getrost und fest ihr Ziel im Auge behalten. ES sind glücklicher Weise der einsicht-vollen Leute genug unter Denen, die zu- hören; sie wissen da» Wesentliche vom Unwesent lichen zu scheiden und haben ihre Freude an der Art, in welcher die Mitglieder diese» Orchester» ihre Ausgabe erfassen. Die Ouvertüre zu „Toriolan" (op. 62) von Beethoven, mit der da» Eoncert begann, erhielt eine maßvolle, im Tempo »nd der Echattirung eher zu maßvolle Wiedergabe; der Andantrsatz au» der Faust-Sinfonie von Lißt, „Gretchen" be- titslt, kam zu bestmöglicher Darstellung; ganz vortrefflich gelangen die Orchestersätze au» der Nosamundenmusik von Franz Schubert. Die Chöre in dieser Musik waren mit äußerster Sorg salt und künstlerischer Umsicht vom Dirigenten vorbereitet; der „Hirtenchor" erfreute sich uu, grtheilten Beifall». In allen Chören war mit Freuden wahrzuvehmen, wie vorzügliche», must kalisch-tüchtige» und klanglich-edle» Material der Dirigent für sei« Werk zu gewinoen vermocht hatte. Eine nach der Ouvertüre von Fräulein Clara Degeuer gesungene Nom«mz« erquickte durch die Ruhe «ud Noblesse, mit welcher die genannte Dame ihrer Empfindung bei dem Gesang Aus druck gab. Die Solistin de» Abends war Fräulein Thoma vör- von der kaiserlichen Oper zu Moskau Tiner Sängerin, der so schöne Stimmmittel zu Gebote stehen, und die so bereitwillig diese Mittel im Dienste der Kunst zu verwerthen bemüht ist, kann man mit Freuden da» Wort reden. Ihre S»ffafl«ng der Lieder: „Botschaft" von Brahms »nd „Du bist die Ruh'" von Schubert, ließ da» letztere erkennen. Aber noch faßt sie die Sache nicht immer in der rechten Weise an, und sowohl m der Romanze von Delibe» aus dessen Oper „Der König hat» gesagt", als auch in Schuberts ^Gretchen am Spinnrade" mischte sich etwas Gewöhnliches beim Bortrage ein, dem man, wo «it Effekthascherei Nichts gethan ist, nur ungern net. ne ganz «»»gezeichnete Aufführung veran- Ätete neulich Herr Eapellmeifter Reinecke im dhaus Ich erinnere mich seit Jahren eine» so schönen u-eupollu-Gesang gehört haß«, »« am 4. November, dem Lodestage Mendelssohns, zu dessen Erinnerung. Diese Er» innerung in würdigster Weise zu erwecken, konnte es wohl kaum ein geeigneteres Mittel gebe», als eine solche Aufführung von des Eomponisten Motette „Mitten wir im Leben sind" »nd nachher von Choren, SoliS und der Quvcrtore a«S dem Oratorium „Paulus". Daß das letztere nicht ganz gegeben wurde, ist nur zu bedauern. Man befürchtete für die-mal eine zu große Ausdehnung de» Eoncert»; für den Sommer ist, wie verlautet, eine vollständige Auf führung in einer unserer Kirchen in Aussicht ge nommen. Die solistische Mitwirkung de» Fräulein Marie Gutzschbach und der Herren William Müller, Hungar »nd Ruffeni war ganz geeignet, den Charakter de-Concert- al» einer Erinnerung»- feier im edelsten Sinne zu wahren. Wenn wir danken wollten, müßten wir am Dirigentenpult ansangen und könnten dann am letzten Sänger- platz oder beim jüngsten Orchestermitglird erst wieder aushören. Den Schluß diese» außerge wöhnlichen Loncertabeuds bildete die in makel loser Schönheit dastekeuhe Lufstthrung von Beethoven» Eroica-Sinfonie. C. Piutti. Leipzig, 8. November. Unter regster Theil- nahme de» Publicum» ging am gestrigen Sonn tag da» bereits für den Reformationstag ange kündigte Oraelconcert de» Herrn Carl Grothe von Statten. DaS Programm dessrlbcn bot in der Hauptsache drei Orgelvorträge de» Concertgcber», nämlich Präludium und Fuge in ^.-moll von I. S. Bach, eine Pastoral-Sonate vp. 88 von I. Rheinberger und „Am Bußtage", Fuge von Earl Piutti. Außerdem war Herr Grothe noch wesentlich betheiligt an der Ausfüh rung einer Fantasie Über den Choral: „Allein Gott in der Höh fei Ehr", für Orgel, Trompeten, Posaunen »nd Pauken von W Steinhäuser. Herr Grothe besitzt bereit» jetzt den Ruf eine» Orael- vtrtuosen von fast unfehlbarer Technik, ein Ruhm, den ihm selbst der Neid wird lassen müssen. In der That, die Ruhe, mit welcher der Künstler selbst die schwierigsten Passagen, sei es mit den Händen oder den Füßen aussührt, die Sicher heit, mit welcher er, der seines Augenlichtes Beraubte, die verschiedenen Manuale be herrscht, find wahrhaft bewundernSwerth. Wenn wir seiner Auffassung gegenüber hier und da anderer Meinung find, so wird das den virtuosen hoffentlich nicht «leidige» Sind doch selbst gereffte Künstler iu dieser Beziehuoa oft verschiedener Ansicht Im Allgemeinen ist es eine übergroße Hast, die »ft au den architek tonischen Verhältnissen der Loustücke rüttelt »nd dadurch de» gewollten Eindruck verwischt. So z. v. im Präludium der ^ moU Fug«. Dagegen erschien uu» in der Steinhäuser'scheu Fantasie fast dunhweg ein größere» Zusammentreffen der durchgeheudeu punctirteu Rhythmen wünschen» Werth. Lin längerer Umgana'mit Kuvstgenoffen und der dadurch bewirke Meinungsaustausch würden nach dieser Seite hin gewiß die besten Folgen für den jungen Künstler haben. Die Fuge von Earl Piutti war übrigens ganz neu und die Fantasie von Steinhäuser wenigsten» hier noch nicht gehört. Ja Bezug auf letztere bleibt zu bedauern, daß nur der l. Satz derselben a»Sgesührt wurde, d«sscn Beziehungen zum Choral sehr lockerer Natur sind, während der zweite »nd dritte ganz wegfielen. Obwohl da» Hauptmotiv desselben nur von geringer Bedeutung ist, was durch die H8»fiae und wesentlich homophone Ver wendung desselben nur noch schärfer hervortritt, macht da- Ganze doch einen imposanten Eindruck. Carl Piutti gehört »nter den jüngeren Orael- compoaistrn entschieden zu den hervorragendsten. Sein neuestes Werk fesselt von vornherein durch ein äußerst charakteristische» Thema »nd erhöht diese» Interesse im Verlaufe noch durch die ge schickte und fließende Verarbeitung desselben. Die durch den Wechsel der Stimmung wohl motidirte Steigerung nach dem Schluß hin verleiht demselben Überdies einen Glanz, der nach dem Titel allein kaum zu erwarten war. Wir halten es deshalb für durchaus angemessen, daß der Eomponisi durch Beigabe der z» Grunde liegende» Vibelworte für richtige Auffassung seines Werkes gesorgt hatte, womit übrigen» nicht gesagt sein oll, daß dasselbe, einfach al» Fuge tn Lwoll bezeichnet, unverständlich geblieben wäre In Abwechslung mit den genannten Orgelsätzen trug Herr Concertmeister Schradiek in vollendeter Weise zwei Sätze .>v<i»ote a«S dem italienischen Eoncert von Bach" (für Bioline und Orgel bear beitet von vr. Kretzscdmar) und „vargo von I M. Leclair" vor, zwei Prachtnummeru und nicht etwa des gegenwärtigen Programm» allein. Dem vortrefflichen Künstler besten Dank. Herr Kam mervirtuos Schröder hatte weniger glücklich ge wählt, was uns im beiderseitigen Interesse herz lich leid gethan hat. Er spielte in seiner gewohn ten trefflichen Weise ein Xrs Rar!» von F LiSzt. Ein hoffnungsvoller Zögling de» Leipziger Eon- seroatoriums, Herr Hungar, sang außerdem den 26. Psalm, für Bariton und Orgel compontrt von F. Lachnrr, wofür wir ihm gern unfern Beifall zu er kennen geben. Frl Siör dagegen, welcher wir zwei weitere GesangSvorträge verdankten, wird aus letzteren diesmal gewiß gern verzichten. Daß sie trotz vollständiger Indisposition die Ausfüllung der von ihr sreundlichst übernommenen Nummern de» Programm» dennoch übernahm, dafür sei sie unserer Anerkennung versichert. Die Titel der beiden von ihr gewählten stimmungsvollen Ge sänge von A. Winterderger waren „Am Grabe" und „Wiedersehn". Den bereit« genannten wie den noch zu nennenden geehrten Milwirkenden (Herr Prettz, Orgelbegleitung, und die Herren Weinschenk, Zscherneck, Essigke, Kogel, Wolf. Günther, Instrument) Dank und Anerkennung für ihre zugleich im Interesse einer guten Sache aus gewendete Mühe Moritz Vogel. Italienische Neisebriefe. Pavia, 2S. Oktober. Nach den stürmischen Jubeltagen in Mailand that Einem die Ruhe einer steinen reinlichen und gemüthlichen Stadt, al» welche Pavia sich auf den ersten Blick, nach dem ersten Gange durch die Straßen ganz richtig ankündigt, ganz wohl. Da» Verweilen in ihren Mauern — sie hat wirk lich noch Mauern, Wälle und Bollwerke au» sehr alter Zeit — wird dem deutschen Reisenden nicht schwer, wenn er sich auch nicht au» dlo» historisch sympathischen Gründen dazu entschloßt, elwa um dem Orte für seine Treue gegen die deutschen Kaiser in den bewegten Zeiten der Welfen und Ghibellmen eine dankbare Aufmerksamkeit zu er weisen. Pavia stand zu Kaiser und Reich, bi» die wackere BunoeSgenossin von dem mächtigen Mailand unterworfen und willenlos gemacht wurde Mit dem Namen Pavia verknüpfen sich auch die glorreichen Erinnerungen der Kämpfe Karl'» V. mit dem stolzen Kranzosenkönig, der vor dritthalb hundert Jahren hier geschlagen »nd gefangen genommen wurde »nd seiner Nation da» höchst zweideutige Beispiel eine- Manne» nicht von Wort gab. General Ducrot, der Ehren wortbrecher von 1870, konnte sich recht gut auf diesen Kranz I. beziehen, wenn auch von seinem Unrecht aus die Brandmarke ob seines Wortbruchs dadurch kein Litelche» entfernt wird. Die Kunst, welche sich uur an edle erhabene That» mit Palette oder Meißel heranmachen sollte, hat »icht verschmäht, König Franz darzu- stelleu, wie er sich, das seinem Sieger gegebene Haudgelöbniß schnöde vergessend, aufs Pferd schwingt mit dem zu einem gcflügelten Worte erhobenen bekannten Rufe: „stqraiieoo pour kaviv!" Doch hinweg von diesem Bilde. In das ehrenfeste und gestrenge elfte Jahr hundert zurück versetzt ein Baudenkmal de» lom bardisch, romanischen S:yles, welches einen im posanten Eindruck ans den Beschaner macht: die Kirche G. Michele. Ich sah den Strmkoloß zuerst in der Stunde der Dämmerung und erhielt dadurch eine romantisch schöne Illusion. Die Fayade hob sich gewaltig und kräftig, wie die Zeit aus der sie stammt, trotzig in den Abend himmel hinauf. Die uralten Saudsteinarbeitrn, welche sich wie Hieroglyphenstreifen quer über da» Gebäude hinwegziehen, waren schwer zu erkennen Eia braver Pavese, der mir den Weg zur Kirche dvrch die engen Gäßchen gezeigt hatte, glaubte mich auf diese bandförmige Ornamentik der Fayade besonder» aufmerksam machen zu sollen, indem er sie alle» Ernstr» al» Hieroglyphen be> zeichnete Die seltsamen Thiergestalten und andern Figuren können Laien allerdings aus diese Annahme bringen. Der Giebel hat hoch oben in schwindelnder Höhe eine Säulengalerie, die nach der Spitze zu von beiden Seiten empor- Nimmt. Sie ist nicht für den Fuß de» Menschen bestimmt, unwillkürlich denkt man aber doch dara», ob das Waguiß nicht möglich wäre, und schaudert vor dem Gedanken — Acbt Pfeiler mit Doppelrundbogen tragen die drei Schiffe des Innern, Fresken von Schülern Giotto'» schmücken dieselben. Ein anderer, kriegerischen Zwecken dienender Bau lenkte meine Schritte gen Norden. Dort oben liegt, gar grimmige Tbürme uud Mauern mir Zinnen, Brücke und Brückenkopf aufweisend, da» alte C «stell der Visconti. Es rührt aus dem dritten Viertel de« 14. Jahrhundert- her «nd hat im Hose recht alterthümliche Giebel. Letztere zu sehen, versuchte ich durch da« Brücken thor Einlaß zu erhalten. Die erste Schildwache ließ den Leipziger durch. Ehe ich aber zur zweiten kam, hielt mich ein Unterosficier an. Ich weiß nicht, wa« ich Verdächtige« an mir hatte, genug, ich hatte erst mit dem biedern königl. italienischen Feuerwerker zu parlamentiren, bi« er mir einen Mann mit gab. um bi« an den Hof Herangehen und vom Portale au» einen verstohlenen Blick aus die den Hof umgebenden, roth wie die Außen seite aufgemauerten Seitengebäude Wersen zu können. Ich fühlte mich für die Mühe diese» Zwiegesprächs mit der bewaffneten Macht nicht eben reichlich entschädigt. Ganz ander» muthete ein kleine- Leitengäßchen an, da» auf eine Villa zu führte, deren Eingang durch zwei Seitengebäude, dazwischen ein Eisrn- gitter, verschlossen war, in deren weiten Hof mit Seiten- »rd Ouergebäude man durch jene» Gitter hineinfchauen konnte, die Bia Malafpina mit der ihr den Namen gebenden literarhisto rischen interessanten Besitzung. Der Eingang zeigt links »nd recht» Skulpturen »nd lateinische In schriften, welche den Vorübergehenden darauf auf merksam machen, daß hier Boöthtu» und Pe trarca geweilt haben. Dicht bei ist da» Täßlein „Bicolo S. Zeno", welche» zur gleichnamigen Kirche führt, wo Petrarca ein Enkelkindlein, da» seine Tochter geboren hatte, begraben ließ, seinen Schmerz in einer Anzahl lateinischer Distichen au«strvmend, die an der PorticuSwand de» Mittelgebäuves zu lesen stehen. Petrarca, so wird erzählt, verweil^ hier mit Schwiegersohn und Tochter im Herbst, vielleicht ist der Garte« hinter dem Hause, der von einem kleinen Bache durchzogen ist und nach der Piazza Loreto hinaus eine Terrasse mit tempelartig ausgebauter freier Säulenhalle enthält, noch derselbe, in welchem der Dichter mit den Seinigen einst die Herbst frische genoß. Jetzt sah e» sehr herbstlich und ganz einsam darin au». Niemand begegnete mir in den schattigen düstern Baumgängen, welche nach der hohen Mauer hinlausen und allerlei Grottenüberraschungen bieten. In einer Ver tiefung stand eine schilsbedeckte Hütte, der Anker platz «ineS Miniaturnachen», der versteckt hier für Kahnpartien „iu nuov" bereit lag. Die kleine mit gefallenem Laub bedeckte Tiefe war bei näherem Hinsehen ein Teich. — Man konnte hier recht ungestört von Petrarca und Laura träumen; doch nein, ein schöner, zum Glück.auch schweigsamer Pfau war mein Gesellschafter, als ich auf der Terrasse unter dem Säulenbaldachiu stand und auf die Piazza Loreto, jetzt »mgetauft in Piazza Petrarca, sinnend hinabschaute. Ob Petrarca wirklich hier gewohnt hat, bleibt dahin gestellt, Volksglaube ist e». E« geht dem Ge bäude wie manchem anderen, Sage und Geschichte lausen durch einander. Auch Boöthius' Name wird mit der Casa Malafpina in Zusammen Hang gebracht, ob mit eben so viel Recht wie der de» Petrarca, ist vollend« »nerwiesen. Positiv ist, daß die Gebeine de« Verfassers de» goldenen Buche»: „v«Ua Lossolanious ckvlla k'Uoioll»' seit 1844 unter der Mensa des Hochaltäre» der Kathedrale von Pavia ruhen. Vorher waren sie in der Peterskirche (Livlo ä'Oro) unter gebracht gewesen Heuer sind e» gerade 1350 Jahre, daß der Philosoph aus Befehl König TheodorichS aus dem Agro Ealvenzano uns zwar auf einer Stelle nahe bei der Kirche der Heiligen GervasuS und Protasus, die damals vor den Stadtmauern lag, grausam hingerichtet wurde. In der Straße, die früher Porta Palazzo hieß »nd welche von der Piazza Castello nach der Basilika S. Pietro in Eielo d'Oro führte, erhob sich einst der berüchtigte Thurm, in welchem der römische Senator Voöthiu» gefangen gehalten wurde. Pavia hat vor wenigen Wochen fast durchweg neue Straßen- «nd Plätzcnamen erhalten, die von einer Commission de« Stadtrath« festgestellt worden waren. Es ist darüber eine Broschüre erschienen, ie mir vorliegt. Boöthi»«' Name wird danach cbensallS verewigt, mdem die bis herige Contrata S Jnvenuo mit ihrem kleinen Platze, sodann die .1 Gervasu«straße und Piazetta, endlich die zum Walle führende Rampe mit dem gemeinschasUichen Nan»? r „Via Zeveriuo Vovrio" benannt worden sind. Der Loreto- und Porta Palazzo-Platz heißen jetzt „kiarra ketrarea'. Auch eine Franckstraße, nach einem badischen Landsmann benannt, haben wir hier. Sie hat den Namen „Bia Giuseppe Franck' ron dem be rühmten Mediciner Joseph Franck, der 1771 tu Rastatt geboren, später mit den Eltern nach Italien überfiedelte «nd der Nachfolger seines
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