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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188003246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-24
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1880
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Erfchedtt tLzltch früh 6V. Uhr. »«»«n— >»» ««kNtt-, IohauuiSgaffe LS. Htznchst»,»», »er Leöarlt»»: V««tttagS 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. Mr die Nie,»»« ringksalldirr wiini. scrlZte »acht ich dir Rtdactton sich» »rrvtadllch. der für die uüchft- Nmnmer bestimmte« a« «ochentagru bis N«chmtttagS. an Loua- ,eu früh dto'/.st Uhr. H» beaFUtate» fiir Zas T«ah«r-. Ott« Klemm, Umversitätsstr. 22, Km>IFL1fchc,1iatharinrnstr. 18,p. a»r vis Uhr. Auflage 16.000. Jede einzelne Nummer 2» Pf. Heleaeremvlar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postdesvrderung 8» Ml. mit Pofidefbrderung <8 Ml. Zastmle ügrsp. Petitzeile 20 Pf. Grühere Schrrstru laut unserem PrelSverzerchuib- — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Irrüuae» «»er »e« Lr»«tt,«strtch die Spaltzeile 40 Pf Inserat« sind stet« an d. Lr»ebM»i zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«i»lUL«r»n<to oder durch Postvorschuß. Mittwoch den 24. März 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. In unserer Bekanntmachung vom 10. Januar d. I. hatten wir die Besitzer bez. Administratoren der jenigen Grundstücke, welch« von den beabsichtigen Schleußenbauten in der Nürnberger-, Sternwarten- und lhalsttaße betroffen werden, aufgefordert, wegen Unterführung der Fallrohre u. s. w. die Ausführung der erforoeruchen Arbeiten unverzüglich bei uns zu beantragen. Da dem bisher von vielen Seiten noch nicht nachgekommen ist, so bringen wir unsre obengedachte Be kanntmachung mit dem Bemerken in Erinnerung, daß von allen denen, welche der Aufforderung nicht bis S»« 16. Nbrtl h. I. Folge geleistet baden, die angedrohte Geldstrafe von 60 .4t unnachsichtlich eingezogen werden wird und daß außerdem die Unterführung der Fallrohre auf ihre Kosten von Rathswegen erfol ge« wird. Leipzig, am 12. Mär, 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Danaemann. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in den 88 35 und 37 deS Gesetze- vom 1. December 1864, die Aus übung der Jagd betr., haben wir die Forstbeamten angewiesen. Diejenigen, welche ihre Hunde auf städti schem Jagdgebiete, etuschltestltch des Nosenthales, revieren lassen, zur Anzeige zu bringen, unbeaufsichtigte und im Aufsuchen oder Verfolgen des WildeS begriffene Hunde aber zu tödten. Wir sprechen hierbei die Erwartung aus, daß die Eigenthümer von Hunden in ihrem eigenen Jntereffe dies« Anordnung nicht unbeachtet lasten, und oadurch zur Schonung deS alle Besucher der städtischen Wal dungen erfreuenden, neuerer Zeit sehr zurückgegangenen Rehstandes mit beitragen werden. Leipzig, den 13. März 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mefferschmidt. Bekanntmachung. Die Ausführung der PflafterungSarbeiten in der Harkortstraße ist vergeben und werden die unberück sichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntmß gesetzt. Leipzig, den 19. März 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. In Gemäßheit der 88 3 und 7 des Regulativs für Ausführung von Gasrohrleitungen und GaSbeleuch- tungSanlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1863 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Klempner Herr Friedrich Enke, Nordstraße 9. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Borrich tungen nachgewirsen hat. Leipzig, den 19. Mär, 1880. rer Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Nitzsche. Pfarrstelle. Durch Emeritirung des jetzigen Inhabers wird die Pfarrstelle zu Panitzsch mit Althen Ende Juni d. I. vacant. Wir fordern Bewerber um diese Stelle auf, Gesuche und Zeugnisse biS zum 26. April d. I. bei unS einiureichen und bemerken, daß mit derselben ein Einkommen von jährlich 3852 .Ni 97 sowie freie Amts wohnung, welche beim EmerittrungSfondS mit 600 .4- eingestellt ist, verbunden ist. Leipzig, den 22. März 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mefferschmidt. Königlich Sächsisches Standesamt. Wegen Reinigung der Lokalitäten sind die Expeditionen deS Standesamtes Dienstag, den SS. und Mittwoch, den 24. März d. I. von Mittag 12 Uhr ab geschloffen. Leipzig, am 19. März 1880. Der Standesbeamte: Direktor Julius Uurckhardt. Papftlhum und Socialismus. ES ist Alles eitel; selbst die deutschen Römlinge- welche sich als mannhafte Gottesstreiter mit welt lichen Interessen an den Kämpfen der Gegenwart beiheiligen, werden die Richtigkeit des «salomo nischen Spruche« nunmehr zugeben müssen. Wet zuletzt da« Verhalten der Centrumspartei sowohl im preußischen Landtage wie im Reichstage mit aufmerksamen Blicken beobachtet hat. dem kann ein bedenkliches Schwanken der Priester in Frack und Soutane nicht entgangen sein. Noch hört man die alten Fanfaren, welche rum Sammeln u» daS. Banner der Partei „Gleiche« Recht für Alle" geblasen werden, aber die Sturmbläser ent wickeln nicht mehr den kampfesfreudigen Elan von ehedem, der Drommetenton klingt zag und zögernd, als erwarte daS Fähnlein daS Commandowort zum Rückzuge. Welch eine Wandlung in der Handhabung der Taktik hat sich hier vollzogen! Die großen Führer, die Windthorft, Schorlemer, ReichcnSperger und die anderen Streiter des CentrumS haben ehedem aanz anders gegen Mehrbelastungen der Steuer last des Volkes — gegen Ausnahmegesetze und andere unbequeme Dinge geredet, als sie jetzt gegen die Militairvorlage und gegen das Socia- tiftengesetz sprachen! Was sonst gegen das Princip und aus Princip geltend gemacht wurde, all diese Beweisgründe und Sophistereien richten sich heute nur gegen Truggebilde, gegen daS „Uebermaß der Bedrückung", gegen die „Entrechtung" und „Aus beutung" des Volkes. DaS Centrum hat die MaSke fallen lasten, eS manövrirt nur noch auf demagogische Art, ohne schöpferisch an dem Werke der Gesetzgebung theilzunehmen. So kann im Sinne der Herren daS Militairgesetz angenommen werden, soweit seine Nothwendigkeit bewiesen wird, so soll das Socialistengesetz, ehemals vom Eentrum principiell abgelehnt, von ihm ver längert werden, wenn nur eine richterliche Be schwerdeinstanz errichtet wird; wenn nicht, viel leicht auch ohne Dieselbe! In allen Winkeln des LagerS macht sich eine Verlegenheit bemerklich. welche die Absicht der Um kehr bezeichnet, und Furcht und Besorgnitz herrschen, ob die Heerde der Gläubigen auch ferner bin den ehrgeizigen Führern folgen wird. Wir find geneigt, ernste Bedenken gegen den Bestand der CentrumSparteials politischer Partei zu er heben. WaS nützt der Frieden mit der Regierung den Genossen der kleinen Excellenz, wenn sie nicht mehr gewählt oder nicht mehr in der Zahl gewählt werden, welche die Bundesgenossenschaft der Libe ralen dem Kanzler Überflüssig erscheinen lasten Man hat in der That allen Grund, ver zagt M ^tu,de»n nachdem der Papst er catbeär» EiaeitNWm den »US verdammt hat, fällt für die halten, überhaupt da« demagogische Handwerk mit Erfolg sortzusetzen. Wer so blmd zu gehorchen »«steht, wer ein Leichnam in der Hand des römischen Papste« ist, der muß selbst bei den Anwälten des ZukunstSstaateS sein Ansehen verlieren. DaS Buhlen «m die Gunst der unteren VolkSrlastcn in den katholischen Industrieberirken deS Reiches, daS Wühlen in den katholischen Gesellen- und Arbeiter- Vereinen ist problematischer geworden, denn die Kirche selbst bat die Socialdemokraten in Acht mid Bann erklärt; e- wäre Auflehnung gegen ihre heiligen Gesetze, »«m man den vatikanischen Be fehlen nicht gehorchte und sie nicht politisch bekräf tigte. Koma localL est! Kern römisch Gesinnter darf mehr anders handeln, wie es der dreizehnte Leo in seiner epochemachenden Kundgebung verlangt! Die Umkehr in den Grundsätzen ist fromme Pflicht geworden, und was sonst als verdienstliche Thal erschien, gilt beute als Verrath! Wenn Bischof Ketteler diese Wandlung des VaticanS erlebt hätte, er, der streitbarste deutsche Prälat und Tagespoli tik«! In seiner Schrift: „Die Arbeiterfrage und daS Christenthum", nimmt seine Gnaden entschie den Partei für Lassallc gegen Schulze-Delitzsch mit ganz denselben Redewendungen, wie man sie in jeder socialdemokratifchen Versammlung hören kann. Da wird-Über mchMpuent^FenhenMbrUa»- tkr und me atmen Hungernden Arbeiter ristonnirt;^ aber der Kirchenfürst ist offenbar hoch erfreut, in Lassalle den Mann gesunden zu haben, welcher die Arbeiter dem liberalen Lager entfremden kann. Nach weitläufigen Betrachtungen darüber, mit voll kommener Billigung des Lassälleanischen Gedankens kommt der Verfasser zu der Schlußfolgerung, daß nur die Kirche berufen sei, die Kluft zwischen Arm und Reich auszusüllen, und daß sie das längst und mit Erfolg qethan haben würde, wenn man ihr nicht die westliche Macht, wenn man ihr nicht die Kirchengüter geraubt hätte, deren Rückgabe dann direct verlangt wird. Selbst das „Eherne Lohn gesetz" galt dem Bischof Ketteler als fo unumstöß liche Wahrheit, daß er ohne Weiteres die Phrase wiederholt, daß Jeder, welcher dies in Abrede stellte, nur die Absicht haben könne, das Volk zu täuschen. „Das ist der Sclavenmarkt unseres li beralen Europas, zugeschnitten nach dem Muster unseres humanen Liberalismus." Im Sinne dieses Mannes wirkten, wie Professor vr. Karl Birn baum zu Leipzig in einem geistvollen Essay „Die Klerikalen, deren WirthschastSprogramm und ihre Arbeitervereine"*) speciell hcrvorhevt, die Moufang, Kolping, Majunke und die ganze Hetmanschast der CentrumSpartei in ihren mehr oder minder socialistisch angehauchten Vereinen. Indessen, Rom hat gesprochen und nach der an- aedeuteten Richtung hin ist es mit dem klerikalen Demagogenthum vorbei. Der Erlaß, welchen der Papst am 24. Februar an den gewesenen Erz bischof von Köln entsandte, predigt schlankwegdie Vernichtung de« SocialismuS und weist mit Ent schiedenheit die revolutionäre Auflehnung desselben gegen den Staat zurück. DaS ist, so meinen wir, die erste rechte Friedensbotschaft, durch welche dem Streite zwischen Staat und Kirche ein Ziel gesetzt werden kann. Herr v. Puttkamer aber wird seine versöhnlich« Rechte in die Hand de- Herrn v. Windthorst legen und mit dem CentrumSsührer die Leidenschaften beschwören können, welche durch lange Jahre hindurch einen Theil unseres Volkes erregten, eS seiner Arbeit entfremdeten und valer- landSlo« zu machen drohten. Politische Aebersicht. Leipzig. 23. Mär». Tie kirchenpolitische Lage de« preußischen Staate« bildet daS unerschöpfliche Thema der gesammten deutschen Presse. Indem wir auf den heutigen Leitartikel verweisen, geben wir an dieser *) In -er soeben erschienenen Schrift ,L8ichtige Tag es fragen". Vorträge über Parteistandvuncte und Parieibestrebungen auf dem Gebiete der Wirth- fchaftSpolitik von vr. Karl Birnbaum, Pro- feffor an -er Universität Leipzig. Berlin, Theodor Hoftnann. Wir behalten unS vor, auf daS Werk zurückzukonmPN. Die Redaktion. Stelle unserem Berliner Correspondenten das Wort, der sich zur Sache wie folgt äußert: „Eine hervorragende politische Persönlichkeit Berlins, welche als ein Factor unseres Staatslebens be trachtet werden muß, äußerte in diesen Tagen: „Wenn der Friede tm Innern gesichert ist, so wird die Auseinandersetzung mit den äußeren Feinden beginnen." Ob diesem AuSspruche ein so maßgebender Werth beizulegen sei, wie in gewissen Kreisen angenommen wird, hören wir von anderer Seite berweifeln. Fürst Bismarck hat schon wiederholt den Beweis geführt, daß er in tSactionen weder mit der Zuneigung noch mit der Abneigung des Vatikans und des CentrumS rechnet. lleberdieS folgt das katholische Oesterreich den Intentionen des protestantischen Staatsmannes, und der älteste Sohn der Kirche, Frankreich, steht am Vorabende desselben Cul- tnrkampseS, den Deutschland in den letzten Jabrcn geführt hat. Bestätigen sich die Mittheilungcn über die Vorgänge im letzten Ministcrrath, so wären die Linien bereits gezogen, nach welchen die preußische StaatSregierung bei dem anzubahnendcn Frieden niit Rom ihr Verhalten einzurichten hätte. Man verhehlt nicht, daß die Einzelnheiten der Zu geständnisse PrcußmS im culturkämpferischen Lager eben so viel Ueberraschung erregen dürften, als unter den süddeutschen llltramontanen die Nach giebigkeit des Papstes hcrvorgerufen hat. Wenn auch die Verbesserung der Maigcsetze nicht mit einem Male, sondern nur ruckweise und nach Maß gabe der päpstlichen Gegenleistungen erfolgen soll, o würden die Zugeständnisse der Regierung doch derartige sein, daß dir versöhnlicheren Elemente der katholischen Kirche in Preußen dadurch befrie digt sem dürften. Dir Aufhebung des StaatS- gerichtShoseS, so großen Werth die llltramontanen auf dieselbe legen, stände nach jenen Auf fassungen nicht zu erwartm, wohl aber würde diese Institution gegenstandslos werden, weil der Klerus selbst keine Veranlassung mehr bieten würde, Prozesse gegen ihn anzustrrngen. In Beziehung auf Orden und Congregationen würde der Staat auf dem Verbote beharren, welches die betreffenden Gesellschaften (Schulbrüder, Schulschwestern :c.) von dem öffentlichen Unterricht ausschließt. Aber er würde gegen d«e Wiedereinführung jeiur Orden und geistlichen Genossenschaften, die sich mit der Krankenpflege beschäftigen, Nichts einzuwenden haben. Von der katholischen Kirche wird erwartet, daß sie aus die Gesetze betreff« der VermögenSver waltung schon deshalb keinen besonderen Werth legt, weil die Caplanswirthschaft in der Verwaltung zu Unzuträglichkeiten geführt habe, unter welchen die Kirche selbst zu leiden hatte. Die Staatsaufsicht über die Seminare und die Frage der Staatsprüfungen würde seitens der Regierung nicht z» einem Streit punkte erhoben werden, an dem die Verhandlungen scheitern könnten. Man wird die gegenwärtige Form dieser Gesetzesbestimmungen 'allen lasten, dafür aber anderweitige Bürgschaften suchen und verlangen, damit die Curie ihr früheres Sylem der Priester- erziehung mit den berechtigten Jntereffe« des Staate« in Einklang setze. AuS diesen Mittheilungen geht hervor, daß auS äußeren und i»nerm Gründen der Staatsklugheit in erster Linie die Kampfgesetze außer Kraft treten werden. Dies wird in wesent lichen Fällen, vielleicht nicht formell, sondern durch Absterben der bezüglichen Bestimmungen erfolgen. ES wäre falsch, anzunehmen, daß daS Centrum auf diese Taktik nicht eingehen sollte. Erst vor einigen Tagen sagte eines ihrer Lichter und Er- leuchter: „Wir fangen nicht in Rom an, wie wir uns zu verhalten haben, weil man dort die deutschen Verhältnisse nicht kennt. Befolgen wir die Rath schläge, so gefährden wir vielleicht unsere Inter nen; befolgen wir sie nicht, so setzen wir uns mit dem Vatikan in Zwiespalt." Darum ist die Re gierung der Politik des Centrums insoweit sicher, als sie weiß, daß die Curie demselben eine gewisse Selbstständigkeit gewährt". Auch die ausländische Presse folgt den zwischen Berlin und Rom schwebenden Ver handlungen mit eingehendstem Jntereffe. So erblickt die Londoner .ZimeS" iu dem Briese deS Papste« Leo an Herrn Melchers ein Zeichen, daß der Kampf zwischen Fürst BiSmarck und dem Vatikan endlich im Begriff ist, eines natür lichen Todes zu sterben. Leo Xlll, meint die „Times" habe sich über die Beziehungen zwischen Staat und Kirche eine von sei nem Vorgänger grundverschiedene Theorie gebildet. Pius IX. habe sich dem kindlichen Glauben hinge- jeden, daß Könige und Staatsmänner von der Äor- ehung dazu bestimmt seien, Leibeigene Roms zu sein. Papst Leo versiehe besser die Verhältnisse seiner Zeit. Er begnüge sich mit der Herrschaft aus seinem eigenen Gebiete. Er sei sogar bereit, die Genehmigung deS Staats zur Ausübung seiner Vorrechte nachzusuchen, natürlich unter der Voraussetzung, daß diese Geneh migung ertheilt werde. Seine Ansichten über die Grenzen seiner Herrschaft gingen vielleicht über Das hinaus, was die weltlichen Behörden ihm zuge stehen würden .allein er weigere sich nicht, die Sanktion der weltlichen Mächte für einen Theil seiner Ansprüche anzunehmen, wenn er sie nicht für das Ganze er langen könne Papst Leo wisse ohne Zweifel sehr gut, daß die römische Kirche ihre Rolle unter dem deutschen Volke nur unter der Bedingung deS Zusammenwirkens mit der deutschen Regierung zu spielen vermöge. Wenn die römisch-katholische Geist lichkeit Etwas dazu beitragen solle, die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung zu befestigen, welche in Deutschland untergraben und geschwächt worden, so müsse sie vor Allem der Rolle des Verschwörers gegen den Bestand der deutschen Nation entsagen. Ob diese Stellung ursprünglich eine aufgrzwungene oder eine freiwillige gewesen, so sei sie doch immer die Stellung, welche die römische Kirche mehrere Jahre lang eingenommen habe. So lange sie beibehalten werde, müsse der Vatikan zu den Fein den und nicht zu den Unterstützern der Ordnung ge zählt werden. AuS den Kreisen der hohen Diplomatie mel det die Berliner „Nationalzeitnng" vom Mon tag: „Der russische Botschafter in Pari«. Fürst Orloss, ist aus der Rückreise nach Petersburg am Sonnabend Abend in Berlin eingetroffen und gedenkt bis zum Freitag sich hier aufzuhalten. Bald nach der Ankunft erhielt der Fürst einen mehrstündigen Besuch deS hiesigen russischen Bot schafters von Sabuross. Heute Nachmittag wurde Fürst Orl»ff vom Kaiser in Audienz empfangen. — Vom Pariser Specialcorresvon- denten der „N.-Z." gebt derselben telegraphisch unterm 2l. März folgende Mittheilung zu: Fürst Orloss ist gestern Abend nach St. Peters burg abgereist. Per russische Botschafter, welcher von dem gesammten Personal der Botschaft zum Bahnhof geleitet wurde, hat vor seiner Abreise weder dem Präsidenten der Republik noch dem Conseilpräsidenten de Freycinet Ab schiedsbesuche gemacht. Angeblich ist das aus besondere Instruction von Seiten seiner Regierung geschehen." Von Seiten des Statthalters von Elsaß- Lothringen ist ein weiterer Schritt geschehen, um die als lästig empfundenen AuSnahmemaß- regeln zu beseitigen. Tie Zulassung der verboten
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