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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188205049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-04
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1882
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Neb«ti»» und Lr,ktiti» Jvhannrsgaffr SS. Sprkchknndea der Urtartio«: Vormittag« 10—12 Uyr. Nachmittag« b—S Uhr. X« «lit^d« km,ei»iNter «acht Hch >« Ne»««»,» iE« »«wuUUch, «n»eh»e »er skr »tr »Lchftsel,«,»« N«»«er »efttmmte« Inserate an wachenrage« »i« :r Uhr Nachiuitta»«, an Sann» «n» Festtagen früh bi» ',,S Uhr. In -ea Fttialen für Inl.-Lnnatz«r: Vtta Klemm, UniverütStSstraßr 21, Lani» Lösche, Katharinenftraße 18, p. nur bl« Uhr. ttprigerLagtlilatt Anzeiger. Meß« Auflage L?,»00. Abonilrmrntsvrns vrertelj. 4^/, Mk.» inet. Bringerlodn ö Mk.. durch die Post bezogen K Mk. Jede einzelne Stummer 2S Pf. Beiegcxeniplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage, »h»e Postbeiürderung 39 Mk. »lt Poilbesörderung 48 Mt. Inserate Sgespaltenr Petitzeile 20 Pst Größere Lchrilren laut uajerem Preis- Verzeichnis. Tadellarsschrr Sap nach höherem Tarif. Perlamen unter i»en Nedactioastrich die Lvaltzeile SO Ps. Inserate sind ne,» an die Expebitian », senden. — Rabatt wird »ich, gegeben. Zahlung prusuum.rnmio oder durq Post. Nachnahme. ^124. Donnerstag dm 4. Mai 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Der U»terstü-«ngsfonds bei de« städtische» Krantenhaufe ist von dem Gttster diese- Fond-, Welcher ««- die Derschweiqung seines Stamens ,«r Vsticht gemacht hat, ander»ett «« de« Be trag voa Zwanzig Taufend Mart erhöht und dadurch aus Einh»»dertta«se»d Mart gebracht wordeu. Mit dem aufrichtigsten Daute brtuge« »lr auch diese neue reiche Zuwendung, durch «eiche der edle Geber abermals seiae hochherzig« Ge sinnung bethattgt hat, zur öffentliche» Keuutaih. Leipzig, den I. Mai I88'2. Der Rath der Stadt Leipzig. Idr». Georgt. Harrwitz. Vrkanntlnachuns. In Gemäßheit de« Finanzgesetze« vom 1. März diese« Jahre« und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist die staatliche Sinkommensteuer im lausenden Jahre neust einem Zuschläge von 20°,» in drei Lermtnen und zwar die Normalsten«« 1«zur Halste amSO. April und 3V. September und der Zuschlag am IS. Juli zu erheben. Der erste Termin ist demnach den 30. April dieses Jahres mit der H-ilste de« Normalsteucrsatzc» fällig. Die kiesigen Steuerpflichtigen werden daher aufgefordert, ihre Steuerbrtrthqe ungesäumt'und spätesten« binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steucr- einnahnie, Brlibl 51, 2. Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen, abzujühren. Denjenigen Steuerpflichtigen, heuen et» Steuerzettel «icht hat behändtgt werden rönne», bleibt es nach der im Schlußsätze von 8. 46 de« Einkommensteuergesetze« vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung überlasten, stch Wege» Mittheilnng des Tiafchatzangsergebuiffe- »» die Stadt'Skenereinnahme in wenden. Hierbei wird noch ganz besonder« aus tz. 49 de« bereit« ange- zogenen Gesetze« hingewicscu, nach welchem die Reklamation bst Vewneidana der «nsschiteO»»g binnen drei Woche», »o» Behstndiga«g des StenerzettelS ab gerrch»et, bei der königlichen Bezirks-Steaeretn- »ahme hier schriftlich etnznbrtpaea ist, diese Frist aber für diejrntgra, deaen et» Steuerzettei nicht hat behändtgt «erden können, von der in A. 30 deS mehrgenannten Gesetzes vorgeschriebenen östentliche» Anfforberung, mithin für da- lausende Jabr von de« unterfertigte» Lage ad zu be rechnen ist. Leipzig, den 30. April 1882. Der Rath der Stadt I)r. Tröndlin. I)r. Wangemann Vekannlmachsn-. Wegen Herstellung der Schleuß« wird die Lindenstrahe durchgehenden Fahr- von heute ab bi» aus Weitere« für dm verkehr gesperrt. Leipzig, am 4. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. U. Wir haben beschlossen, sänrmtliche aus da- am 2». vor Mon. zu Bauplätzen rum Verkauf versteigert« Areal der dem JohanniShcSpitale sgehörigrn Parce»e Rr. 317 des Fiurbnchs für Reudnitz gethane Gebote abzuiehneu und entlasten demgemäß die Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 2. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Stöß. Die Kammerjäger Herr Carl gsritzsch« au« Eutritzsch und Herr Loui« Gras von hier sind von un« mit Anweisung versehen worden, die in den städtischen Schleichen befindlichen Ratten mittelst Gistpräparate zu vertilgen. Wir haben dcS- halb die Stadt in zwei Bezirke getheilt und zwar der Art, daß al« Grenzscheide die Dresdener Straße, Grimmaische Straße, ThomaSgäßchen, Ccntralstraße. Elsterstraße, Wald- straße angenommen wird und der nördliche Bezirk an Herrn Fritzsche, der südliche Bezirk an Herrn Graf überwiesen wor den ist. Wir bringen die« znr öffentlichen Kenntniß und fordern alle hiesigen Grundstücksbesitzer aus, auch in ihren Gebäuden, insbesondere in den Privatschleußen re. für Beseitigung der Ratten ebenfalls besorgt z» sein; wir geoen anheim, sich zu diesem Behufe entweder direct an die genannten Kammer jäger oder an unsere Marstall-Expcdition, Ho-pitalstraße 2d parterre, woselbst Bestellungen entgrgengenommen werdm, zu wenden. Leipzig, dm 2T. April 1882. Der Rath -er Stabt Leipzig. vr. Georg». Eichorru« Hoh-Auction. Montag, den 8. Mat diese« Jahres sollen von Rach- mittag« L Uhr an im Kostreviere Connewitz, der Linie entlang, ea. 2« Hausen starke« Abranmretsttg, » 20 „ Schlagreistig (Langbausen) unter dm im Termin« öffentlich auSgebangmm Bedingungen und gram sofortige Bezahlung »ach dem Anschläge an O,t und Stelle meistbietend verkauft werdm. Zusammenkunft: ans dem Rounmwea« au der Heine schen Brücke bei Plagwitz. Leipzig, am 26. April 1882. Des Rath» Aorstdepntatlon. Die Herstellung macadamisirter Fahrbahnen, sowie di« Anlieferung und Verlegung von Granitschwellen in mehreren Straßen de« südwestlichen Bcbauung«plane« ist vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 28. April 1882. Der Rarh der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Cichoriu». Vellanntmachnng. Wegen Vornahme von PslastcrungSaroeiten in der Durch fahrt oeS Grundstückes DorotheenstraGe 0 8 wird diese Durchfahrt vom Donnerstag, den 3. diese» Monats, ab bi« aus Weitere« für de» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, dm 2. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Schieißner. Harrwitz. vekanntmachung. Im aertchtlicheu Aacnourlocale, Eingang von der kleine» Vnrg- gasse, sollen streit«,. dm L. «at 188», 3 Uhr Nachmittag«, die zu einer Loneur-masse gehörige» BüchervorrLthe, ak«: 100 tvmpl. Exemplar« de« Bache« Blumen am Lebenswege nebst Bogen und Bilder von demselben Werke, ferner ca. 12,000 Exemplare der Bücher FrühlingSgrüHe, Lonfirmation, Weihnachtdotr and deral., sowie verschiedene Stempel und Platten zum Prägen von Einbanddecken öffentlich an den Meistbietenden gegen sosorttge Baarzahlung ver. steigert werden. Leipzig, am 2. Mai 1882. Der Gcrlchttvokjicher des Königliche» Unttsgertchl». Freygang. Nichtamtlicher Theil. Jur Lage. Die am Sonnabend vom preußischen Abgeorbnrtenhause angenommene Resolution wegen Vorlegung eine« Gesetzes über die Verwaltung der Einnahmen und Aus gaben ruft die wiederholten Anläufe ins Gedächtnis, welche in derselben Richtung im Reichstage genommen worden sind. Herr Bitter hat sich, gleich seinen Vorgängern, au». drüMich daraus berufen, daß diese Angelegenheit nur im Zu sammenhänge mit dem Reiche geregelt werdm könne, tkber die Ersahningm, welche man bork mit dieser Gesetzgebung«, ansgabe gemacht hat. eröffnen eine wenig erfreulich« Aussicht. Die Frage ist von der größten Wichtigkeit für eine wirksame Handhabung de» Budgetrecht- der Volksvertretung. E» bankett sich um die Grundsätze, nach denen da« zwischen Regierung und Parlament vereinbarte EtatSgesetz von der Verwaltung au-zusühren ist. In Preuße» haben diese Grundsätze einen festen Ausdruck bisher nur in der Instruction für die ObcrrechnungSkammer vom IS. Dccembcr 1824 gefunden. Die Verheißung deS Art. 104 der verfass,ing, daß ein besonderes Gesetz die Ein- richtung und die Befugnisse der Oberrechnungskammer b«. stimmen werde, ist bi« jetzt nicht in Erfüllung gegangen. Im Reiche wollte sich die Regierung in gleicher Weise wie in Preußen behelfen; für dm von ihr im Jahre 1872 vor- geschlagenen Rechnungshof sollten, wenigsten» vorläufig, die für die preußische RechnungSkammer geltenden Be« stimmungm maßgebend sein. Es stellten sich indeß bei der Berathunq so vielfache Zweifel heraus, daß man einsah, die Errichtung eine« RcichSrcchnungShosc« werde sich nur im Zusammenhang« mit einer vollständigen Codifi- cation de« EtatSrechteS, mit eine», umfassenden Gesetz über dir Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben bewerkstelligen lassen. Ein solcher Gesetzentwurf ist denn dem Reichstage auch bereit« 1873 vorgelegt und 1874. 1875, 1877 erneuert worden; über die CommissionSberathung aber ist er niemals hinauSgckommm. Grund diese« Scheitern« war eine nach allen Au«gle,ch«bestrebungm immer noch Übrig gebliebene Differenz zwischen dm Standpunkten der Regierung und de« ReichOtag». betreff« deren von beiden Seiten eine weitere Nachgiebigkeit als unmöglich bezeichnet wurde. Die Differenz erstreckte sich besonder« aus dm Umfang de« Begriff« der Etatsüberschreitung, aus die Grenzen de« Rechte«, NechnunaSdefecte durch eine Allerhöchste Ordre niederzuschlagen, aus die Verwendung von Ersparnissen tzu« vacantm Gehältern zu StellvertretunaSkostm und RemnnerckÜonm, aus die lieber- tragbarkeit d» Bausonk«. Seit 187? ist der Versuch, da« in Rede stehende Gesetz zu Stande zn bringen, nicht wiederholt worden; die Controle der NeichSsinanzvcrwaltung wird noch immer provisorisch von der preußischen OberrcchnnngSkammer, und zwar aus Grund der erwähnten Cabinet«ordre von 1824, geführt. Die Folg« davon ist, daß bei den Verhandlungen der Budget-, besonder» aber bei denjenigen der NechnnngS- commijsion de« Reichstags sehr häufig principielle Streit fragen de» EtatSrccht» auS Anlaß eines concrcten Falls auf- laucken, die dann mit mehr oder weniger Aufwand an Zeit »ck doe entschieden werben müsscn. und ähnlich verhält e» sich in Preußen. E« leuchtet ein. daß ein solcher Zustand weder für eine rasche Erledigung der Geschäfte, noch für ein gute« verhält niß zwischen Parlammt und Regierung förderlich sein kann Ebenso aber erkennt Jeder, daß unter den heutigen verhält nissm wohl weniger al- je Au-sicht vorhanden ,st, die dem Zustandekommen eine« Gesetze« über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben entgegmstehende Meinungsver schiedenheit zu Überwinde«. Leipzig 4. Mai 1888. Die „Nordd. Allg. Ztg." erblickt in der gegenwärtigen parlamentarischen Bcdrängmß. der Thaksache de« längeren Zusammmtagen« de» Reichstag und preußischem Landtag einen Bewri» für dir Notkweudigkeil. immer wieder aus den Vor schlag der zwrijäyrigen Budaetperioden zurückzn- kommm. Di« Ausführungen de« Blatte» klingen fast, al« ob noch in der gegenwärtigen Rcich«tag«srsfivn wieder eine Vor lage über diesen Gegenstand zu erwarten wäre. Die Ablch- nung seiten« des Reichstag« wäre kaum zweifelhaft. Wir meinm, wir »ürdm bald au« allen durch da« lleberma j parlamentarischer Verhandlungen entstehenden Verlegenheiten »«freit werdm, wenn die Regierung sich entschließen könnte, aus da» Einbringen von Vorlagen zn verzichten. die von vornherein der Ablehnung sicher sind und von deren Be- rathung ein praktischer Gewinn nicht zu erwarten ist. — Zur Sache wird un« noch au« Berlin geschrieben: Eine seltsamere Argumentation ist wohl noch nicht erlebt worden als diejenige, mit weicher heute die „R. A. Z." in höherem Aus trage sich der Mühe unterzieht, die jetzige um-rtrkgliche Häufung der »arlamentarischen Geschälte al« eine Folge der Ablehnung der zwei jährigen Budgetperiode darzustelle» und die letztere al« da« einzig zweckmäßige Heilmittel anzupreisen. Bisher war man allge- mrin logischerwcisr der Ueberzcugung, daß gerade dir gegcnwäriige parlamentarisch» Situaiio» mit ihrem Urbermah von gesetzgeberischen Ausgaben eine entscheidende Widerlegung der Ansicht licsere, wonach die zweijährige Budgetperiode eine Vereinfachung d«S Regierung«- apparat« bedeute. Stillschweigend mußlen auch die spärlichen Freunde deS Versuchs, dir Bolk«rechie einzuschränken. zugestehen, daß lene« Gesetz, wenn e« zu Stande gekommen wäre, für die Sachlage ganz irrelevant sein würde. Denn der Reich«tag wird nicht zur Budgetberathung, sondern sür Borlagen berusen, die wahrlich weder dringlich noch aussicht-voll sin». Die Verlängerung der Landtag»- ession aber hat mit dcr Frage, ob im Reich einjährige oder zwei jährige Eiatsperioden bestehen, nicht das Mindeste zu thun. Die ojficiöse Belehrung steht also aus ganz schiefen Grundlagen, und sie macht überhaupt den Eindruck, als ob um jeden Prei« die Gelegen heit vom Zaun gebrochen werden sollte, den Plan dcr zwestährigen Budgetperiode vor dem Bergesienwerden zu bewahren. Da »ach- gerade daS Wort ,,unmöglich" i» unserer inner» Politik keinen Platz mehr zu haben scheint, so ist übrigen« gar nicht cinziisehen, wcShalb jene Vorlage nicht dem RcichSlag in seiner gegenwärtigen Session wiedernm zugehen soll. Hat doch auch Fürst Bismarck bestimmt genug erklärt, das, ihn die Ablehnung seiner Enttvürsc niemals hin- der» werde, dieselben immer wieder einznbringen; so müsse er ver ehren, „wenn er ein ehrlicher Mann bleiben wolle". Der „höchst beachten-werthe" Berliner Mitarbeiter der Wiener „Polit. Eorresp." erläutert beute den PassuS der Eröffnungsrede über da» Tabakmonopol wie folgt: „Wenn der Reichstag da« Monopol beharrlich zurückweist, zugleich aber einen anderen gangbaren Resormweg der Steuer- Verfassung andenlct, so wird die NeichSrcgicrung in eine ge wissenhafte Prüsung eintretm. Wenn der Reichstag das Tabakmonopol verwirft, ohne etwa« andere« vorzuschlagen, wird die RcickSrcqierung einige Zeit vergehen lassen, bis die Unmöglichkeit, aus dem bisherigen Wege weiter zu kommen, durch Ucberlastung theil« der Gemeinden, theil» zunächst der kleineren und bald aller Bundesstaaten sich noch fühlbarer ge macht bat al« im jetzigen Augenblick. Dann wird einer neuen Reich-Vertretung der Vorschlag de« Monopol« wiederum unterbreitet werden. Man siebt, baß bei diesem Plane eine Fjortige und überhaupt eine Auflösung de« jetzigen Reich» xageS vor dem Ablauf seiner Mandatöperiode, welche 1884 vollendet sein wirb, ausgeschlossen ist." — Dann fährt dcr Correspcndeiit sorl: Ist «» denn aber so gewiß, wie alle Welt glaubt, daß der jetzige Reichstag da» Monopol ablehnt? Do« Lentrum hat sich parlanientarsich gegen da« Monopol nicht verpslichlet, sondern nur die klerikale Presse hat sich beinahe einstimmig dagegen ausgesprochen. Aber die parlameniarisck-e Fraktion kann nicht durch die Presse ver- pflichtet werden. Da« Ecnicum zählt aber in seinen Reihen gewiß einen, wenn nicht mehrere politische Köpse, welche Folgende« zn begreifen im Stande sind: Fall« durch Vermehrung der Reich«, einnahmen eine Entlastung dcr Emzelstaalcn nicht zn Stande kommt, all« die Linzelstaatcn sortsahre» müssen, mit ihrer gesonderten, einer Steigerung mehr fähigen Finanzwirlhschast neben der Last ihre« eigenen Haushalte« die zunehmend« Last der RkichSau-gaben zu tragen, so wird schon nach einigen Jahren die Existenz dcr meisten Einzclstaaten, mit Ausnahme Preußen«, eine höchst gefährdete ein. Die Erhöhung der Reich-einnahmen erleichtert die Existenz der Einzelstaaten, aber macht sie auch abhängig vom Reiche, welche« in sich selbstständig und fest wird. Die Ueberlastung der Einzel- staaten durch ungenügende Entwickelung dcr Reichssinanzen läßt grnächst da« Reich schwach, bcsörvert aber in schnellem Tempo die Ungleichheit zwischen Preußen und den übrigen Bundesstaaten in Bezug auf die innere Haltbarkeit. Er ist also doch die Frage, ob die weit blickendsten unter den Eentrumtsührern nicht den indirekten Weg zur Er weiterung der Einheit, welcher in dcr Trockenlegung der Reich«, inanzen besteht, alS den gefährlicheren erkennen und sich deshalb entschließen, den wenn auch unwillkommenen, so doch bei weite», minder gefährlichen Weg dcr Stärkung der Reichssinanzen zu be- treten. Es liegt auf dcr Hand, daß diese Disposition de« LentrumS in der Fraktion sofort die Oberhand gewinnen würde, wenn die Verhandlungen mit Rom gerade in der Heil dcr parlamentarischen Entscheidung über da« Tabakmonopol an emem Scheideweg anlongen sollten. Ein großer Theil de« LiberaliSmu« bat sich in blind verstockte Opposition hineingeredet. Diejenige Presse jedoch, welche dem ein- sichtigen Führer der Nationalliberalen befreundet ist, deutete kürzlich an, die Nationalliberalen würden unter Ablehnung de« Monopols mit einer anderen Basi« zu einer rntwickelung-sähigrn Steuer- Verfassung de« Reiche« hrrvortrrten. Ist die Bas!» gut, so werden di« Nationalliberalen einen verdienten Triumph feiern, ist sie un brauchbar, so werden sie sich hoffentlich zum Monopol bekehren. Diese« Raisonnemcnt scheint wenig geeignet, die Ansicht aller Welt" zu widerlege», daß die Äblehnug de« Monopol« sicher sei. Ucker den Organisation-plan, den der znrück- getrctcne RcichSsingnsminisier v. Szlavy sür die occnpirtcn Provinzen entworfen, äußern sich jetzt bochofsiciöse Pcster stimmen, daß auch sür den Nachfolger Szlavy'S die Frage herantrcten werde, ob Bosnien und die Herzegowina schon jetzt aus europäischem Fuße organisirt werken sötten, oder ob zu einer einfachen billigeren BerwaltungSart zu greisen sei Letztere Aeußerung scheint darauf hinzuweisen, daß die Oppo- sitlonSorgane nicht ganz Unrecht gehabt, wenn sie behauptet, man wolle in den occupirten Provinzen wieder die alte Mililairarenze mit einer ausschließlich mtlilairischen Verwal tung Herstellen. Wie die Dinge liegen, wird die Entscheidung nicht lange aus sich warten lassen. In Klansenbnrg in Siebenhüraen hat seiten« der dortigen ungarischen Chauvinisten eine Versammlung siatt- aesunden, welche die maßlosesten Beschimpfungen gegen die Siebenbürger Sachsen und Alle« wa« deutsch gerichtet. E« wurd« unter Antcrm dcr Beschluß gefaßt, an alle Ungarn Siebenbürgen« die Aufforderung zu richten, alle Geschäft«, beziehungen mit den Sachsen abzubrechen und bei sächsischen Kausleuten und Gewerbetreibenden nicht» ru kaosen. Zum Schlüsse dcr vrrsammlung wurden noch die berüchtigten Verse Ladi«lauS Aranh'« gegen die Deutschen declamirt» wo ck unter Andrrm in wörtlicher Uebcrsetznng beißt: ^Ntcht jene schnöd« Rotte kann nn» gefährlich sein, Die stet« bramarbastrt und deren Mach» nur Schein, Die >hr« leeren Bücher, erfüllt v«n Hochmut-, schreibt. Mit ihrer Frennd- nnd Feindschas« schwungvollen Handel treibt; — Nicht achte de« Gesindel«, ob wild »« auch rumorte; E« koch» nnr Bettelsnppen und spricht nur leere Wortei" — Und da hat Herr von Ti«za noch jüngst behauptet, daß der Deutsche in Ungarn sich hoher Achtung erfreue. Wie au» Petersburg gemeldet wird, sucht die dortige ' solizei eisria nach einem Engländer, dcr in einem eleganten ; )otcl der MorSkaya cingckchrt. Dcr Fremde hatte ganz da« Acußere eine» Engländer«, sprach auch nur iin Hotel mit )itse eine« Dolmetscher« englisch und empfing keinerlei Be uche. Zwei Tage nach der Ankunft drö Fremden erschien bei dem Hotelbesitzer rin Polizeibeamtcr, um über den Eng länder Erkundigungen einzuzieheu. Dcr Beamte äußerte daS Verlangen, den Fremden unauffällig sehen zu können, woraus der Wirth erwiderte, die« sei um so leichter, weil der Fremde im Speisesaale soeben frühstücke, wo dcr Polireibeamte wie ein Gast eintrcten und «in GlaS Wein nehmen könnte.' Da« zcschah auch und der Engländer schien von seine« Teller aum aufzublicken. Nach einer Weile entfernte sich der Beamte, um seine Wahrnehmungen zu melden. Auch der Engländer verließ da« HauS, um nicht mehr zurückzukehren. Seine Koffer fand man leer. E- heißt, daß dcr Verschwundene einer der Hauptsührer der südrussischen Nihilisten sei, der, in London wohnend, mit einem geheimen Auftrag der dortigen Nihilisten nach Petersburg geschickt worden. Ruf fische Blätter veröffentlichen drn UrtheilSspruch in dem eit 1'/, Monat dauernden Intendanturproccß gegen Makscdeesf und Genosse». Nach demselben sind der Wirk!. StaatSratk Makscbeess, Prioroff, Schestakoff und Karassewitsch zum Verluste des Adel», de« Range«, der Orden und aller besonderen Rechte und zur Verbannung nach TomSk, resp. Arckangel und Perm vcrurlheilt worden. Die übrigen Anoe- klagten erhielten kleinere Strafen. Dcr der Krone verursachte Schaden muß von Makscherff und Prioroff ersetzt werden, jreigesprochen wurden die Angeklagten Oberst Nawrozki und Oberst Tscheglokoff. Hosralb Spitzbarth. Eolleaieusecretair Akiinoff und die Kausleutc Wolstein, Kaminka, Warschau»«! und EhotimSki. Da- Urtkeit gegen Makscheeff. Prioroff, Schestakoff und Karassewitsch wird durch den KriegSmiutster dem Kaiser unterbreitet werden. Die leidige „Donaufrage", gewissermaßen ein eiserne« Inventar der europäischen Diplomatie, die es auf dem Ber liner Congresse ablehnte, auf die Detail« dieser mit vielerlei diplomatischen Schwierigkeiten verknüpften Angelegenheit ein- uge.hen, hat seit dem Jahr« 1878 ihrer Lösung geharrt und chicn in der jüngsten Heit diesem Ziele bereit« so nahe ge rückt, daß man hoffte, dieselbe von dem diplomatischen Arbeits- Programm verschwinden zu sehen. Durch den hartnäckigen Widerstand, den Rumänien dem betrefseuden Arrangement Zvtztich entgegensetzte, ist diese Hoffnung wieder in einige Ferne entrückt. Wenn man nicht wüßte, daß anfänglich England» neuerdings Rußland die rumänischen Staatsmänner m ihrem Widerstande gegen die auf ein gewisse« Ucbergewicht Oester reich« abziclcnden Vorschläge erniuthigt hat» so würde dieser Eigensinn durch seine Kühnheit überraschen. — E« handelt ich sür Rußland offenbar darum, die Bemühungen, die Nebcrwachung dcr Schifffahrt aus der unteren Donau, von Galay bis zum Eisernen Thore. unter österreichischer Ober aufsicht und Leitung zu paralysiren. weil Rußland daraus eine Schwächung seiner eigenen strategischen und kommerziellen Position besorgt. Es muß sich indessen demnächst zeigen, ob Rumänien seinen Widerstand bi« zum Aeußersten ^u treiben gesonnen ist, denn soeben hat du französische Negierung, von der daS in Rede stehende Projekt auSgearbritet worden ist, die betrefseuden Borschläge an die Mächte gelangen lassen und von England und Oesterreich bereits die Zusage der Annahme erhalten, von den übrigen Mächten darf dieselbe alS unmittelbar bevorstehend erachtet werben. Nur Rumänien scheint nach wie vor auf der entschiedensten Negation beharren zu wollen. In allen politischen Kreisen von Bukarest wird der französische Vorschlag als unannehmbar für Rumänien erachtet. DaS allgemeine Mißvergnügen ist jetzt mehr gegen Frankreich alS gegen Oesterreich gerichtet. Der Ministerrath hat am Sonnavend Sitzung gehalten, um über daS Projekt, daS man nack seinem Urheber Barrtre benannt hat. zu berathen. Man cinigtc sich dahin, eine gemeinsame—geheime—Berathung der beiden Kammern zu veranlassen und von dem Ausfall der selben die weiteren Entschlüsse abhängig zu machen. — In zwischen wird gemeldet, daß die Position de« Cabinct« durch die Haltung de« Senat» gegenüber einer innerpotitischei» Frage, betreffend den Abschluß von landwirlhschastlichen Pachtverträgen, plötzlich sehr kritisch geworden sei. Das Ministerium hat gedroht, seine Entlassung zu nehmen, wenn der Senat die von seiner Commission gemachten Vorschläge aiinchmcn sollte, vielleicht ist kiese Annahme die beste Art, um auS der fatalen Sackgasse hcrauSzukominen, in die sich die Kammern wie da- Ministerium bei dcr Donausragc ver rannt haben. Eine au« Sofia kommende Mittheilung führt die vom Fürsten Alexander von Bulgarien angciivmmene De mission de« KrikgSministerS, Generals Krylow. auf den Einfluß de» russischen GciieratconsulS, Herrn Hitrowo, zurück. ES wird hinzugesügt, daß ursprünglich an einer Collectiv-Dkmission aller höheren russischen Ossicicre in bul garischen Diensten gearbeitet worden war und daß zu diesem Zwecke vor Kurzem in Costa eine Zusammenkunft sowohl der iu der Hauptstadt aiiwescndcu al- auch einiger aus Posten im Inner» deS Lande- befindlichen russischen Ober- ojficiere stattfand, an der auch Herr Hilrowo theil- genommen hätte. Dieselbe blieb aber erfolglos; viel mehr wurden in dcr Versammlung Stimmen laut, daß die vorgcschlagene Demonstration einem Bruche deS den» Fürsten geleisteten EitcS gtrichkäme und dcr militairiscken Ehre und Würde nicht entspräche. De- Weiteren wurde in der bulgarischen Armee eine von einein der Adjutanten de» Fürsten, Marinow (einem Bulgaren), signirte Lithographie verbreitet, in der die bulgarische» Ossiciere verständigt wurden» der Fürst plane die Entseniniig aller Russen von dcr Armee, waS die Beförderung der bulgarischen Ossiciere znr Folg« haben werde. Die bulgarischen Ossiciere weigerten sich aber, da« Eirculair, an dessen Echtheit sie mit Recht zweifelten, anzunrhmen. Adiutant Marinow erklärte bei der Untersuchung deS Falle« entschieden und feierlich, daß er mit dcr Kund- gcbuna, die seinen Namen trug, nicht- gemein habe und nicht» über ihren Ursprung wisse. In der Türkei hat sich schon wieder einmal ein Wechsel in der obersten StaatSleitung vollzogen. Man meldet di« soeben erfolgte Absetzung de« Groxvezier» Said Pascha» ressen Stellung schon seit längerer Zeit sür unhaltbar galt. Vermuthlich sind e« die Differenzen zwilchen ibm und dem immer mehr da« Svstem einer persönlichen Regierung an«- bildenden Padischah über dir Modalitäten bei der Regelung der russischen KriegSkostenzahlung, welche ihn zum Fall g»
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