Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-28
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/» Uhr. Ue-arli-n uni LnKdiliou Iohaaue-gasse 33. -prkchliunirn irr Urdactioa: Borinitkag« lO—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Kitr »i« Niiä,a^t -!N»kt-l>ricr «ach, ftch »>« -l,d«c»>«» »ich« »krduUtuh. «nn»h«e »er sür »te «S«ft1-l,e»»e N»««er »est,««ten Inserate a« 2S»»eo»O,rn »>» S lldr Nachmittags, an Tann- »„»Festtage« srüh »«»',,» Uhr. In irn Filialen fiir Ins.-Innasime: Otla Rlemm. Univerliiät-straße 21, Laut» Lösche. Katharinnisrrave 18,». «nr bis 'i,L Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L7,SV«. Hionnemtnisorr,» vienelj. 4'/, incl. Bringerlokn ö Mk.. durch die Lost bezogen 6 Mk. Jeve einzelne stummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage» ohne Poslbeiörderung 39 Mk. «it Poslbeiürverung 48 Mk. Inserate öqespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schritten lant unjerem Preis» verzeichnlb. Tabellarischer «ah nach höherem Tarif. Lrliamen unter den Keiactionstlrich die Svaltzeile 50 Pf. Imerate sind i«ei- an die OrvriMion zu ieaven. — Nabakt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeranao oder durch Post- nachnahme. ^-240. Montag den 28. August 1882. 76. Jahrgang. Amtltcher Theil. Vekanntmachung. Wegen der Feier des Lcdaiilages wiro der aus Sonnabend, den 2. September d. I fallende Wockenmarkt aus Freitag, de« I. September d. I. hiermit verlegt. Leipzig, den 2l. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Harrwitz. Vekanntmachung. Nach unserer Bekanntmachung vom l2. September 1871 ist es bei Geldstrafe bis zu 60 .<k oder entsprechender Hast verbolen. Pferde, Zughunde oder andere Zugthiere auf öffentlichen Wegen, Straften oder Platzen ohne besondere Aufsicht zu taffen. 3n Ucbertretungsfällcn ist häufig von den Geschirrführern zu ihrer Entschuldigung daraus Bezug genommen worden, daß ihnen von ihren Dienstherren oder Auftraggebern Be sorgungen übertragen seien, wobei sie die Geschirre verlassen müßten, z. B. Austragen von Maaren u. dergl., ohne daß ihnen eine zweite Person zur Beaussichtigung des Geschirres beigegeden werde. Da diese Angaben häussg begründet sind, und die Ge» schirrführer sonach von ihren Auftraggebern zur Uebertrelung obiger Vorschrift veranlaßt beziehentlich ausdrücklich ange wiesen werden, so verfügen wir hierdurch, wie folgt: Wer bespannte Fuhrwerke auSscndet und dabei den (Heschirrführern Aufträge ertbeilt, bei deren Ausführung dieselben die Zugthiere «ich» fortwährend beaufsichtigen können, und nicht eine zweite zu dieser Beaufsichtigung geeignete Person beliebt, verfällt, wenn die Zugthiere ohne Aussicht gelaffen werden, in die nämliche Strafe, wie die Geschirrsührer. Leipzig, am 23. August >882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. T r ö n d l i n. ElckoriuS. Vekanutmachnng. Wegen Pslasterarbeilen wird von Montag, den 28. diese- Monat- an, auf die Dauer Vieser Arbeiten 1) die Mühlgaffe aus der Streck« zwischen der westlichen Ecke des Stadthauses und dem Voigt- länder'schen Grundstücke» 2) die Strafte an der Pliste aus der Strecke zwischen dem Eingänge zum allen AmtShose, welcher offen gehalten wird, und der Schloßbrücke für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. Augun 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. ElchoriuS. Vekanntmllchnng, die ArbeitSnachweisungS-Anstalt und deren Filialen betreffend. Durch da» freundliche Entgegenkommen der Herren Kauileute V. Hohlfeld, Ranstädter Stcinweg 1l, H. Unruh, Äestplatz >7, ZuliuS Bachman«, Rilterstraße 27. Äebr. SpiUner, Windmüblenstraße 30, LouiS Apitzsch, Ecke des Grimmaischen Stcinweg» und der Querstraße, und F. Reichert, Neumarkt 42, sind wir in de» Stand gesetzt worden, neben der MÜhl- gaffe Nr. 7 im Hose befindlichen Eentralstelle unserer Arbcits- nachweisungSanslalt an den genannten Qrte» Annahmestellen sür Arbeitsangebote zu errichten und haben sich die genannten Herren der damit verbundenen Mühe und Arbeit bi»her dankcnSwerlh unterzogen. An unsere Mitbürger richten wir aber wiederum die dringende Bitte, uns durch recht ausgiebige Benutzung der von unS getroffenen Einrichtung in den Stand zu setzen, unsere schon trüber ausgesprochene Ansicht, daß es bester ist, dein Armen Arbeit, als Almosen zu geben, zur Thatsache zu macken. Leipzig, den 24. August 1882. DaS Armendtreetoriuur. Winter. Bekanntmachung. 3m Tecoratwnsmagazin fürs Slabllheater (MittelgebLute de- städtischen LagcrboseS) sollen Mittwoch, den 30. August d. I., Vormittags 10 Uhr drei gebrauchte Instrumente i I Flügel, 1 Pianino und l tafelförmiges Pianosorte) a» den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unker den Bietern, öffentlich ver steigert werde». Leipzig, den 25. August l882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Ge o r gi. Wilisch, Aff. König!. Liichl. Standesamt. Die Expeditionen des TtandeSamIcs befinden sich in Zukunft Schloftgaffe — -lallozplun, — lEingang links von ecr Ledig-Passage). Wegen teS Umzuges dabin muß die ErpckitwnSzeit derart abgekürzt werden, daß unaufschiebbare Meldungen DienSiag, den 20. August d. I. Vormiltags 8—9 Uhr im alten Locale. Mittwoch, den 30. und Donner-tag, den 31. August d. I. Vormittags 8—lO Uhr im neuen Locale angebracht werden können. Vom l. September d. 3. an werden bi« gewöhnlichen Gcschästsstunden wieder cingekallen. Leipzig, den 27. August l882. Der Standesbeamte. Dir. Julius Burckharbt. Vekanntmachung. Durch freiwilligen Abgang des zeithcrigen Inhabers kommt dem nächst die Stelle des TrtSftratzen - AusseherS zur Erledigung. Dieselbe soll mit einem zuverlässigen, im Straßen-, Schleuste», und Hochbau kundigen und mit der Feder bewanderten Mann anderweit besetzt werden, Nähere Auskunft ist im Gemeindeamt zu erhalten. Bewerber habe ihre Gesuche bis zum 1. September »> e. anher elnzureichcn. Lindenau, am 84. August 1882. Ter Semetnderath. Oueck. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 28. August 1882. Herr v. Scdlözer ist am Sonnabend auS Varzin nack Berlin zurückgckehrl. Es liegt sehr nahe, diese Reise, wie ries auch allseitig geschehen ist. in Zusammenhang mit der brennenden Frage teS Vorgehens der katholischen Geistlich keit gegen die Mischehen zu bringen. Wie weit dies zulrisst, wird sich ja bald zu zeigen haben. Einstweilen wird man sich zur Lricntirung die folgenden Thatsachen vergegen wärtigen. Herr v. Scblözer. welcher am Enke seines secks- wöcbentlicben Urlaubs ini Begriffe stand, sich aus seinen Posten nach Nom zurück zu begeben, war bald nach seiner Ankunft in Deutschland zu dem Reichskanzler nach Barzin gereist und hatte sich dort bereits verabschiedet. Ter Kaiser gewährte dem Gesandten am Montag eine längere Audienz, welche allgemein als eine Abschicdsaukienz angesehen wurde. Der Gesandte wurde nach Babelsberg zur kaiser lichen Tafel besohlen. Er verließ gleichzeitig »iit dem Kaiser Berlin und aus dem Bahnhof ließ ihn der Kaiser in seinen Salonwagen bescheiden, uni nochmals mit ihm zu conseriren. Faßt man die vielfach verbreitete Angabe ins Auge, daß der Kaiser persönlich von der Mischehen-Aiigelegenbeit peinlich berübrt sein soll, so gewinnt ein weiteres Gerücht Wahr scheinlichkeit, daß sich Herr v. Schlözer im besonder» Auftrag des Kaiser» nach Varzin begebe» habe Selbstverständlich ,» niemand in der Lage, solche Angabe aus ihre Richtigkeit zu cvntrvliren. Die Verabschiedung dcS Prinzen August von Würt temberg, welche durch dessen angegriffenen GcsuiidkeitS- zustand zu einer unabweisbaren Notkwendigkeit wurde, hat, wie es heißt, den Kaiser sehr bewegt. Bekanntlich bcstekt zwischen diesem und dem Prinzen August von Württemberg eine sehr innige srenndschastlichc Beziebnng. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im 3ahre 1886 würden cS im nächsten Frühjahr 25 Iabre werken, daß der Prinz daS Eommando des Gardccorps sülirle. Man halte allgemein gehofft, daß cS ihm möglich werden würde, bis dahin ans seinem Posten zu verbleiben Wie man hört, hat der Kaiser die Bewilligung des Abschiedsgesuches des Prinzen mit einem äußerst huldvollen Handschreiben begleitet. Es steht jetzt sest, daß Gras Brandenburg II. das Commando des Gardecorps erhält, welches er bereits wäkrend der Beur laubung deS Prinzen August sübrte. Gras Brandenburg, ein Verwandter deS Kaisers, commandirte bisber die Gartc- Cavalleriedivision. Vorher stand er an der Spitze der 3. Garve-Cavalleriebrigade. 3n dieser Stellung trug er in der Schlacht bei MarS ia Tour durch den von ihm geleiteten Angriff der 1. Garde-Dragoner an seinen, Tbeil erheblich zur Entscheidung dieser Schlacht bei. 3n der deutschen Kriegs- geschickte füllt diese Helkenthal der Garde-Dragoner unter der Führung des Grasen Brandenburg eines der Blätter un vergänglichen RuhmeS auS. lieber den Nachfolger des Grasen Brandenburg im Eommando der Garde-Eavallcrie ist eine endgültige Bestimmung noch nicht getroffen. DaS Vorgehen des Herrn Eugen Richter in der schleswig-holsteinischen Wahlbewegung bat, so viel wir sehen, noch nirgend», auch nickt in der ibm sonst ergebenen Presse, Zustimmung gefunken. Die fortschrittlichen Blätter, wenn sie nicht offen ihre Mißbilligung aussprechcn, begnügen sich, die Thatsackcn zu verzeichnen. Ändere sprechen ihr Mißfallen nnumwunben auS. So sagt das „Berliner Tageblatt": Wir sür unser» Theil können über den Zwischen fall nur unser lebhaftes Bedauern auSdrückcn. da er ein schlechte» Vorbild ist sür die Bestrebungen, die so nolkwendige Einbeit der Liberalen allenthalben zu fördern. Qhne Zweifel wird eS viele aufrichtig liberale Männer geben, welche da» gänzlich unmotivirte Verhalten deS Herrn E Richter in diesem Falle ausS Entschiedenste mißbilligen. Es wäre zu wünschen, daß er darüber nicht im Ungewissen gelassen würde, damit er sich überlegen könne, ob er nickt besser daran lbue, seine übereilt zugesagte Candidatur im Pinneberger Wahlkreise wieder rückgängig zu machen. — Aber auch sonst fehlt eS nicht an Feindseligkeiten der Fortschrittspartei gegen gemäßigtere Liberale. Wir verzeichnen nur die Ausstellung zweier fort schrittlichen Canbidaluren gegen die nalionalliberalcn Inhaber der Mandate im Wahlkreis Lennep-Solingen. Ein dort verbreitete» Flugblatt geht mit der Thätigkeit der Herren von Evnern und von Cuny während der verflossenen GesetzgeoungSpcriode ins Gericht; ihre Sünden bestehen in der Ablehnung deS Steuererlasses, in der Bewilligung der geheimen politischen Fonds, in der Zustimmung zur Eisenbahnverstaatlichung, also in Handlungen, bei denen sie mit der ganzen nationalliberale» Partei übereiiistimmten. Auch hier heißt es wieder: Lieber einen Eonservativcn als eine» Nationalliberalenl „Aufrichtige Eonservative". sagt daS angeführte Flugblatt, „vermögen der liberalen Sacke nickt derart zu dienen, wie Abgeordnete, welche gleich Herrn v. Eynern und v. Eunv sich zwar liberal nennen, in Wirk lichkeit aber nur Ekörr»sr>cde innerbrlb der liberalen Partei sind." Angesichts des Auftretens von Eugen Richter in Pinneberg ist eS wirklich kühn, von Slörensrieken zu reden! Einer der beiten fortschrittlichen Gegenkandidaten. Herr l«r. Phillip - in Berlin, wird deSlialb ausgestellt, weil er ein den Ultramcntancn angenrbmer Eankikat ist. Und während sie selbst VaS Büntniß mit den Klerikalen suchen, schreiben die Organe der Fortschrittspartei in die Welt binein, es bandle sich um Brechung des con'ervativ-klcrikalen Bündnisse»! — 3m Wablkrcis Bock'in» werden die Herren Or. Löwe. LouiS Berger und I«r. Schultz, die beiden crsteren, „weil immer mehr von den freisinnigen Grundsätzen abgeivichen" von der ortschrittlicken Leitung verworfen. Ihnen entgegen werden zwei „entschieden Freisinnige" gestellt, die dritte Stelle aber noch sreigekaltc»: es soll darüber mit den Ultramontane» verbankclt werden. Und doch hat Herr Berger zur Empfeh lung der Wiederwahl des fortschrittlichen Abg. UHiendorfs im Wablkrcis Soest-Hamm soeben ein die parlamentarische Tbaligkeit Ublendcrss's in sebr anerkennender Weise beleuch tendes Schreiben an das dortige liberale Walilcomits gerichtet. Derartige Züge charakkerisiren immer von Neuem die Einig keit, wie sie die Berliner Fortschrittspartei versteht. Bei der NeickS lagSersatzwabl in Bromberg erhielten nach den letzten, bis au« zebn Bezirke vollständigen Berichten die Herren Hcmpel (Fortschr.) 4179. v. Scheuck (cons.) 3l9l, v. Cozworowsky (Pole) 2755 Stimmen. Es wird onack eine engere Wahl zwischen den beiden erstgenannten einlreken. 3»> Vergleich zu den Wahlen von 1881 ist bei allen Eandidaten die Stimmcnzabl erheblich zurückgegangen, iiameiltlich bei dem fortschrittlichen Eandidaten, der im ersten Wahlgang 5453 Stimmen erbielt. Bei der Stichwahl ent hielten sich die Polen größlentheilS der Abstimmung. Be iolgen sie auch jetzt wieder diese Taktik, so ist der Sieg des ForlschriltsmanneS gesickert. DaS Organ dcS Reichskanzler-, die „Nordd. Allg. Ztg.", kommt aus die (bereits von unS besprochene) Rede Paul Bert'S im Pariser Trocadero vom 6. August zurück und erklärt die von Bert verlesene Proklamation deS Prinzen Friedrich Karl sür „eine einzige freche Lüge vom ersten bis zum letzten Wort." Der Artikel schließt: Die Erfindung ist so pluinp, daß man billig über den Muth Paul Verl's, seinen Landsleuicn so etwas ausdinden zu wollen, staunen muß: selbst deren Leichtgläubigkeit in Bezug ans deulsche Verhältnisse und insbesondere aus die von deutschen Heerführern Frankreich zugesügtcn Leiden, muß dock, etwa« stutzig geworden sei». o>S ic vernahmen, dag diese angebliche Proklamation zur Vertilgung Frank- reich- vom Erdboden und zur Bernichtung de« französische» Volkes aus- gewrdcrt haben sollte. Doch wir haben uns nicht damit z» be- »chairigen, was die Franzosen den Bänkelsängern und Marktschreiern des Chauvinismus glauben wollen und was nicht; ebenio wenig gebt da- un- etwas a», wenn Paul Bert in einem weiteren Haupistllck seines zum „Auswendiglernen" bestimmten itatechitmuS dem alten Märchen des Berrathes Bazaine's in Metz weitere Bcrbreilung zu geben versuchte; auch wenn Herr Paul Bert cnipsahl, die fran zösische Jugend vor Allem in die Ilenntniß der Heldenthaten und Erfolge der französischen Armee im Jahre 1870/71 einzuweihen, so können wir von unserem StaiiPpunctc daran weder etwas auSletzc», noch die sran- - üsiiche Jugend darum beneide». DasEinzige, was un» an dieser vonPaul >m Trocaderr ausgesührten Scene interessirt und was wir als beachtenswerlh bezeichnen müssen, ist der Umstand, daß dieser er findungsreiche Redner und Chorführer eines kritiklose» Chauvinis- mus zu den Jiuimen des Herrn Gambetta gehört und unter dem sür diesmal allerdings kurzlebigen Ministerium desselben Unterrichts- minister war, und daß ohne Zweisel zu erwarten stehl, Herr Paul Bert werde, sobald Gambetta wieder als Lenker des Slaatsruders auslrelen sollte, alsbald auch wieder eine hervorragende Stellung einnehnien. Wir werden in solchem Falle denn auch nicht im Zweifel sein können, was von Herrn Paul Bert und seinem Ein flüsse innerhalb der französischen Regierung zu erwarten sein wird — seine freche Erfindung der „Proclamation" gestaltet einen ziem lich sicheren Schluß aus die Absichten, die zur Au-sührung gebracht werden sollen, sobald die rcvanchedurstige Anhängerschaft Ganibelta'S inclusive Paul Bert wieder die Geschicke Frankreichs leite» würde. Nicht nur die Wiener, sondern auch die deutschen Socia ldem o kraten sind ans eine strammere Organisation bedacht. Wie der „Nat.-Ztg." auS der Schwei; bestätigt wird, haben sämmtliche dentscke socialdemvkralische Reick's- tagsabgcordnete, ausgenommen Rittingkausen. mehrere Tage in Zürich über eine neue Organisation ihrer Partei Rath gepflogen. AuS Kattowitz in Schlesien, nahe der russischen Grenze, werde» unS eine ganze Reibe Belästigungen mit- gclhcilt, welche sich die russischen Zolldeamleii gegen deutsche Geschäjlsleute und Reisende zu Schulden kommen lassen. Nickt allein, daß alle Koffer und sonstigen Reisegepäckslücke aus das Rücksichtsloseste durckgewühlt werden und jedes Stück Papier, das irgend einem Gegenstände als Einschlag dient, hervorgezogen und gelesen wirk, so müssen auch noch viele Geschäftsleute und Reisende eine LcibcSuntersuchung sich ge fallen lassen. Dieselbe wird sogar, ohne zwingende Gründe, aus Frauen ausgedehnt, waS indcß mehr zur rohen Be lustigung der russischen Zollbeamten, als aus irgend einem amtlichen Griinke zu geschehen scheint. So ward vor einigen Tagen eine junge Frau aus Kattowitz, die ihre i» Ezenstochau wohnende Schwester besuchen wollte, an der Grenze sofort von den russischen Zollwäcktern umringt, welche die Frau durchsuchen wollten. Diese sträubte sich dagegen und verlangte aus das deutsche Gebiet zurückgebracht zu werden. Die Russen erzwangen aber unter rohem Gelächter die Durchsuchung der Frau, woraus diese empört nach Kattowitz zurückkebrte. Es wäre hohe Heit, deutscherseits gegen solche Unverschämlheilen energische Emspracke zu erheben. Die irredentistlschen Schmutzblätter Italiens wütben gelegentlich deS Tricstcr Attentats und der dort vorgenoinmenen Verhaftungen noch immer gegen Oesterreich »nd tischen ihren Lesern die unverschämtesten Lügen aus. So wagt der samose „l apitniio brseL««^, zu deutsch: „Capitain Lärmmacher", zu behaupten, die in Triest verhafteten ,.fr»- telli ilLliani" würden, »in von ihnen Geständnisse zu erpressen, im Gefängnisse „gefoltert", indem man ihnen nur stark gesalzene Heringe zu essen gebe und dazu kein Wasser reiche. Und dieser lügenhaste Blödsinn wird auch von vielen Italienern geglaubt. „Horrible Pascha", ick ost. Ara bi. macht den Eng ländern mehr zu schaffen, als sich a»S dm ossiciellen Sieges- bulletins erkennen läßt. Eine sichere Beurtheilung der egyptiscken Lage wird nach wie vor dadurch von vorn herein zur Unmöglichkeit gemacht, daß wir über den eine» Factor, die Zustände in Inneregypten, gänzlich im Un klaren gelassen werken; denn nach wie vor beruhen alle An gaben über Arabi unk sein Heer aus den Angaben von Ucber- läusern. Die wlmdersainsle Mär, waS diese Herren den Briten erzählen, lautet solucnkermaßcn: „Arabi'S Artillerie besteht auS 80 Krupp schen Kanonen und zwei Feldbatterien, welche ans den Verlchanzungen gegenüber von Ramleh und jenen Tel-el-Kebir- gleichmäßig vcrtkeilt sind. 3n de» erster«, be- nndel fick auch eine Mitrailleusen Batterie. 3n Salieh, 34 eng lische Meilen nordwestlich von J-mailia. sieben drei Regimenter mit vier Geschütze» und einer Schwadron Eavallcrie. 3» Tel-el- Kebir sind ungesäbr 12,000 Mann Rekruten und 6000 Be duinen. sowie ei» Regiment Eavallcrie. Die Unzusriedenbeit in ArabiS Lager ist im Ziinel'me». Sehr wenige seiner Ossi cicrc »ntcrlintzen ihn »ul ansrichtiger Hingebung, während die Geineinen nur durch Furcht in den Reihen gehalten und am Dcserliren verhindert «verteil. Tie deserlirtcn Ossicierc behaupten, daß ein rwci- bis dreistündiges Geseckl bei. Tel- el-Kebir hinreichend jcin wirk, die ganze Rebellen-Armee in alle Winde zu zerstreuen. Arabi'S Ossicierc in Tet-cl-Kebir üud alle Egvplcr. Arabi selbst, behaupten sie. sei kein Sol dat". — 3» Alexandrien scheint eS den Engländer,, schlecht zu gehe». Ma» sieht den spärlichen Nachrichten, welche die Eeiislir zu unS durchdringe» läßt, deutlich an. daß sic vieles verschweigen. Gewiß ist. daß die Engländer nicht mehr »nt den Egypter», sondern die Egyplcr mit den Engländern anbindeil. 3e»e scharfen NecognoScirungen, welche den Brite» so viel Vergnügen »lackten, haben jetzt Arabi'S Truppen übernommen; jeden Augenblick hört man, daß Rain leb oder Mer oder irgend eine Vorstadt von Beduinen und Milstaphcsln überfallen wird. Nun kommt auch noch die Nachricht, daß General Wolselcy die Division Hamleps nach 3si»ailia zu zieben beabsichtigt, unter Hintertassung einer Garnison z»>n Schutze Ramlebs. 3n der That dürste die englische Truppenmacht zu klein sein, um zu gleicher Zeit von Älexandrien und vom Canal auS aus Kairo zu marschiren. — Ter Kliedive drückte dem Berichterstatter eines Londoner BlatteS gegenüber seine Bcsorgniß aus. daß Arabi dem Netze, welches die englischen Generäle um ibn weben, entschlüpfen «verte. Er fügle hinzu, er hoffe, Arabi würde dicS thun, «veil er (der KI>erivrs sich nickt mit dem Gedanken vertraut machen könne, daß Arabi in London wie Cctewayo ausgestellt würde. Man sieht, der Kbedive ist immer »och zu sehr Egyplcr, um in Arabi einfach einen Feind zu sehen. Ans Südamerika liegen wieder einige Nachrichten über den Krieg zwischen Chile einerseits Peru und Bolivia andererseits vor. Obwohl von einem mililairischen Widerstand der beiden verbündeten Staaten gegen das zu Wasser und zu Lande gleich siegreiche Chile nick-t mehr die Rede sein kann, so ist doch an eine Becndigurbg des Kriege»-nicht zu denken, denn der Abschluß eines FnebentzvertragS scheiterte bisher stets an den zu hohen Forderung«, Chiles. Auch der Versuch eine« SeparatabkommenS mit Bolivia ist jetzt ge scheitert und die Feindseligkeiten Hab«, ihren Fortgang genom men, wobei da» lang belagerte Mollendo, die Hafenstadt von Arequipa, in die Hände der Chilenen fiel. Da bei den anarchischen Zuständen Peru» keine Aussicht aus Zahlung der von Ebile verlangten Kriegs«ntschSdig.ung ist. so bereilct die chilenische Regierung die Annexion de» ganzen eroberten Küstengebiet» bis zum Flusse Camarones, südlich von Arica, vor. Die bezügliche Borlage ist dem chilenischen Eongresse bereits unterbreitet und ihre Annahme zweifellos. Außerdem soll der Eongreß noch um Bewilligung eines weiteren Creditö von etwa 50 Millionen Mark angegaisgen werden. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 27. August, lieber den von der „deutschen Resorniparlci" geplanten (antisemitischen) Eongreß in Dresden äußert sich nunmehr auch LaS „DreSdn. Iourn." Das amtlicbc Blatt schreibt: „Mehrere Blätter haben eines Gerüchtes erwähnt. cS werde in sächsischen Negierungskreisen die Frage diScutirt, ob der Eongreß, welchen die deutsche Resormpartci in den Tagen deS l l. und 12. September in Dresden abzuhaltcn gedenke, zuzulassen oder zu hintertrciben sei, und daß, wenn auch ein förmliches Verbot nicht wahrscheinlich sei. doch aus Andelltungc», die in »iLßgcbentcli sächsischen Kreisen laut geworden seien, entnommen werden müsse, daß der geplante Eongreß nicht gerade crwLnsckt sei, und das; derselbe sich jeken>alls einer scharfen polizeilichen Conlrolc zu untcrwcrsen haben werbe. Sicherm Vernehmen »ach ist die obige Miltheilung unbegründet, indem sklr die Regierung bis jetzt durchaus keine Beranlassung Vorgel,-gen hat, bezüglich ,e»cs EongrcsscS irgend eine Entschließung zu fassen, und keinerlei Umstände vorhanden sind, welche die Anordnung besonderer polizeilicher Maßregeln nothwendig erscheinen lassen könnten." ** Leipzig, 27. August. Das hiesige königl. Schwur gericht tritt glaubbaslein Vernehmen Lach, in der ersten Hälfte deS Monat Oktober zur vierten und letzten dies jährige» Ouartalssitzung zusammen. Es läßt sich selbst verständlich zur Zeit die Zabl der zur Aburtbeiluug ge langenden Anllageffille noch nicht angeben; allein voraussicht lich befindet sich linler den bi» dabin spruchreif gewordene» Tacken auch die bekannte Untersuchung gogc» die Scklosscrs- srau Dathe wegen Tödtung ihrer beiden Kinder. — Die königl. preußische Kammersängerin Fräulein Marianne Brandt ist von der Direktion unseres Stadl- tbeatcrS sür eine Reihe von Gastdarstellungen im Laute der Saison gewonnen worden. Dieselbe wird nach Beendigung ihrer jetzigen Thätigkeit in Bairculh zunächst am 3l. d. M. hier als Fidelio aujlreten. * Leipzig. 27. August. Trotz erhöhter Eintrittspreise war das Kry stall-Pa last-Theater an» gestrigen Abende, beim erstmaligen Auftreten der GroteSk-Tänzer „Tbc Phoites ' in alle» seinen Raumen vollständig besetzt und mit Spannung sab daS Publicum den Leistungen dieser diabolische» Künstler gruppe entgegen. Seit ibrer Abwesenheit von Leipzig haben die Mitglieder derselben ein ganz neue« Programm geschaffen, ja. ihre Gliedersertigkeit in den seltsamen Tänzen;c. hat sich noch weiter vervollkommnet. Wabrbast großartig ist die Pantomime: ,.I,e8 i'usoackv» ck» Oinlilo", in welcher die ganze Gesellschaft in Thätigkeit tritt und einen förmlichen Hölle»- spiik aussührt. Mil dieser Leistung setzen diele „Teiffels kunstler" — denn als solch erscheinen sie im vollsten Sinne de» Wortes — ihrem tollen Spiel die Krone aus. * Leipzig, 27. August. Gestern Abend gab die hiesige Schuhwaareiisabrik von Pörsck und Sauer iliren zabl reiche» Arbeitern und dem Personal in Kiesel'» Kafseeqartcn in Connewitz ein Sommersest, das in beiterster unk ge selligster Weise verlief und als ein schönes Zeichen von der Eintracht zwischen den Arbcttcrn und der Pruicipalitat der gedachten Firma gelten kann. * Leipzig. 27. August. Ein interessantes Phänomen wurde gestern AbenL '/«8 Ubr beobachtet. Ai» südwestlichen Himmel zeigte sich «n glühenver Körper in der scheinbaren Größe einer Kegelkugel, flog mit großer Geschwindigkeit nach Nordost zu und verschwand, nachdem er in iiiebrcre Stücke zersprungen war. ebenso schnell wie er sichtbar geworden. ^Leipzig, 27. August. Mittelst der Dresdner Babn gin cn b»t Morgen 7 Ubr 20 Min. die Onartierm ack r der l enge» Infanterie Brigade in Starte von üOssi
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite