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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-15
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1887
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Erschein täglich früh 6'/, Uhr. Leöltto, ,»t Lr»e-tti«, Johnnnelgass« 8. Aprechidmüe» her Ned«Ns»: «-rmittaa» 10—12 Uhr. N»ch«üt»^ b—6 Uhr. NWgtr.TagMatt Auflage LS,7»v. Ldonurmentrprel» viertelj. 4'/, MH >»ct. vriagerlohu ü Mk., durch di? Post bezogen k Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegerenrplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (tu Taaeblail-Format grsalzts ohne Poftbe>örderilng 60 Mk. »tt Postbesördernug 70 Mk. Inleratr baespaltene Petitzeile 20 Pf. I »»»«*«' »er s»r »te I W»»er z»ser«»r »> I MSl»»«,«, 2t« 2 Utzr NkchmiNNG«. I «G««-mr»Kes»t^«sr»tz di» /.2Utzr I >» R» FUi«1r» str 2»c I vtt» <le»», Univerfittttstraße 1. I L—t« Lösche. I Knkhnrimnßr. « pan. n. KönigSpla» 7, I «r dt»'/.» »tzr. Anzeiger. tabellarischer ». Ziffrrnsatz »ach höherm Tarif. Kkltamen »ntrr dem Redactionsstrich die Igrspalt. Zeile SOPs., vor denFamiliennachrichte» die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Erpeditta« »> Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnvaumeranüo oder durch Post- aachnadme. I ^ 349. Donnerstag den 15. December 1887. 81. Jahrgang. . AmMcherThetl. kllctiiichishiig. L» haltigen Tage ist Her, O«ear Eftmtl Walter, lither Bürgermeister in Grimma, alt besoldeter Sta-trath ha Stadt Leipzig don un» verpflichtet und eingewiesen worben. Leipzig, den 14. December 1887. Der Math der Stadt Leipzig. -L Der »«er Polizei»sstcht steheud», zuletzt hier Lützowstroße Rr. 24 I »oh»dafte Handarbeiter Lotzann Her»»»« Ge»tsch gen Gnnnntch, am 27. L»rU 1813 io Mockau bei Leipzig geboren, hat sich fett dem 17. Oktober dieser «nsflcht entzog«». Wir bitte», aus de» p. Geaisch zu fahnde», ih» t« Brtret»ugt- salle sestznuebme» «nd Nachricht davon anher gelaoge» z« tafle». Leipzig, de» 10. Deermber 1887. L«» Poltreiamt der Gt«dt Leipzig. II. 7016. Bretschneider. Dietrich, dies Nicolai-Symuakum. U»«eld»«ge» für Ostern 1888 werden am 7. Januar von — , . - . ,10—12 Uhr und in der Woche vom 9 -11. Iaunar täglich vo» vr. Georgi. Heatschel. 111—12 Uhr angenommen. Erbeten wird die Vorlegung de- letzten - ' Schulzeugnisses. Leipzig, 1b. Derembrr 1887. vr. Matzhoss. Die »Achge -ke»jahrs«effe beginnt «it de« 2. 2a» «war 1888 und endigt mit dem IS. Januar 1888. Ein« sogenannte Bor»o«he, d. h. eine Frist »um ««»- packen der Daaren und zur Eröffnung der Meßlocale vor veginn der eigentlichen Mefle, hat die NeujahrSmeffe «teht. Jede friihere SrSffaaag, sowie jede« längere Offen, halt» der Meßlocale in den Häusern, ebenso da« vorzeitige U»»p«Se« an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortige« Sehliehaaa jede«mal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe bi< zu 7K Mark ^ »» entspradender Hast geahndet werden. Lrtpzrg, den 21. November 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Vekanntmachung. Di« MeOdörse für die Ledertadastrie in nächster Nrujahrsmesse wird Montag, den 2. Jaaaar 1888, Nachmittag« von 2—3 Uhr im Saale der „dkenea Dürfe" hier abgehalten werden. Leipzig, den 21. November 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. In 8337. vr. Georgi. Hennig. vermitlhulls. Da« der hiesigen Skadtgemeinde gehörige Hanckgraad- stück Mühlgaffe Rr. 2 nebst zugehörigem Garten fall »»« I« April k. I». an gegen halbjährlich« Kün dig»- Mittwoch», de» 21. ds«. Mt»., Bor«tttag» 11 Uhr, auf dem Ratbhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 18, an dm Meistbietende« anderweik vermtetbet werden. ' Ebendaselbst auf dem großen Borsaale liegen die Brr» miethung«- und Bersteigerung-bedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 7. December 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. ln 3384. vr. Georgi. Krumbiegel. Ausschreibung. Die zu dem Umbau im Leihhausgebände erforder lichen Srhlofferarbettea und Herstellungen von Gas lritnagr» sollen vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen hierzu können im Bauamte, Hochbauverwaltung, Rathhau«, II. Obergeschoß, gegen Er legung von 30 ^ entnommen werden. Die Angebote sind versiegell mit der Aufschrift „Schlosser- arbeite«» t« LethhanSgebäude", bez „GaSlrttnn- ar» t« Lethhaasgebände" b>« zum 27. December d. Ä. Abend» L Uhr an obenbezeichneter Stelle einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern »der die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig» den 12. December 1887. Id. 4829. De» Ratb» der Stadt Leipzig Baudeputatloa. »m 9. diese« Mouot« ward« im Roseuthale eiu bi« jetzt set»er Persönlichkeit »ach uabekauuter Mann erhäagt ansgesnadeu und polizeilich aufgehoben. Wir richten an Jedermann, welcher Auskunft über die Per- sönllchkett d«S Lrbäugtea zu geben vermag, die Bitte, sich »»gesäumt bei «ar zu melden. Leipzig, am 12. December 1887. Da» V<ltzeta«t der Statzt Lechzt«. 1.6219. Bretschneider. H. P«rso»»b«schreibu»g de« Tobt» »»d verzrichuti der Effect» drssrlbra: Alter: ohugesühr bO Jahre alt. Staub: a»schet«eud Arbeiter, grüße: 1.6K m. Haar: dunkel. Lug,»: grau. Zähne: desert. gesicht: liaglich. Bekleidet war der Tobte mit einem graue» Stoffrock, grauer Weste u»d Hose, eiaem blau und weiß gestreift» ungezeichnetea Hemde, elaer braunen Jacke, eiaem grau» uud einem rothgeftreiste» Halstuch« »ab einer dunkeln Stoffmütze. In d» Lasch» der Kleider befanden sich ei» gleichfalls u»ge- »eichnete» blangeftreifte« Laichentuch und et» Taschenmesser. Sekunde« winde» während der Lattzerseftchiel« tm Kepstall-Palast hier 2 Operu«liser lein» im Etui), der» Eigenthumer hierdurch ausgesordrrt werden, stch als solch« rechtzeitig beim Unterzeichneten Polizei-Lmte bchus« Empfangnahme der Objecte z» legiiimiren. Leipzig, de» 12. December 1887. Da« Paiizeiamt der Stadt Lechzt«. Nr. 83b1 I». «retschaetder. «. Vekanntwachnng. hi« Urtfl»»», »er Sparraffe »er »emeiube Mtzckera betreff»» Nachdem die unterm 1. Mai diese« Jahre« ausgestellt« Spar- eessenordnung der Srmeinde Möckern vom Königlichen Mintftrrinm des In«» la»k Decrrtt dom 21 Oktober diese« Jahre« bestätigt worben, wird Folge»««« bekannt gemach». Die Sparkasse besteht al« ein öffentliche« Institut der Gemeind« Möckern nnter Lritnng de« »emeinderath« »nd Anificht der König« liche» Amtöbanptmannschoft Leipzig. Regnlativmößig erfolgte Ein» in breselbr sammt Zinsen vertritt «nd gewährt di« gemeind« »l« Grschäftstag« find Dienstag und Freitag jeder Woche vo» Nachmittag« 3—6 Ubr frstgeftelft wordeu. >» Feiertage, fällt der Betrieb an« D» Svareafl« »trd D1ea«ta«, a« 1. Januar 1888 erstffwet. Der Zinsfuß betrigt drei und ei« drittel Peocrat. Da« «eschäftOlacal besinbet fick i» hiesigen Ge«rt»tzea«te> Möckern, d« 12. Drcembcr 1887 Der Gemeinbe-Varsta»«. Schubert. ZitchtamMcher Theil. Jur Frage des österreichischen Grenzschutzes. Die zweite Berathung in Sachen de« Schutze« der galizi- schen Grenze, welche am Dienstag unter dem Vorsitze de« Kaiser« Franz Joseph uud im Beisein de« Erzherzog» Albrecht stattsaiid. ist der untrügliche Beweis für die Unrichtigkeit der von den Wiener Blättern über da« Ergebniß der erste» Be- rathuog vom 8. December verbreiteten Nachrichten. Danach sollt« vorläufig nicht« geschehen, um die voricbiebung russi» scher Truppen an die Grenze durch eine entsprechende Maß regel auf österreichischer Seite zu beantworten, und eine zweite Berathung der militairischen Lage sollte überhaupt unterbleiben. Das Ergebniß der Berathungen ist mit dem Schleier de« Geheimnisse« bedeckt, aber wenn wichtige und entscheidende Beschlüsse gekaßt worden sind, so müssen ihre Wirkungen bald zu Tage treten, sei e« durch Truppenverschiebungen oder durch sonstige Maßregeln. In dieser Beziehung ist die gestern von un« mitaetheilte, von der „Nordd. Allg. Ztg." wiedergegebene Berliner Correspondeoz de« „Standard" al« ein Ereigniß anzusrhen; denn sie verfolgt den Zweck. Oesterreich den vollen Ernst der Lage zum Bewußtsein zu bringen, und die Bemerkungen de« Verfasser« über den Dreibund, welche au« dem Munde eine« wohl unterrichteten Diplomaten stammen, werden nicht ver fehlen, in Wien tiefen Eindruck zu machen. Ein Büudniß ist keine Hc-rath, sondern sozusagen eine Reise ans gemein schaftliche Kosten, von denen zeder Theitnebmer seinen eigenen Theil bezahle» muß. Versäumt der eine Theil, die« zu thun, so wird der andere sich entweder einfach weigern, die ganzen Auslagen allein zu bezahlen, oder, wenn er eS roch tbut. so wird der nicht bezahlende Thcil al« sein Schützling erscheinen.' Diese Sprache ist so verständlich, daß nur zu wünschen ist, sie möchte in Wien nicht nur verstanden, sondern die darin enthaltenen Fingerzeige möchten auch befolgt werben Freilich ist au« der langen Pause, welche zwischen den beiden militairischen Beratbungen liegt, zu erkennen, daß man die etwa nöthig werdenden Maßregeln nicht für besonder- dringlich erachtet, denn sonst wäre die Truppen bewegung nach der galizischen Grenze schon in vollem Gange. Fünf Tage sind »ine lange Zeit in gesahr drohenden Zeitläuften, und wenn sie unbenutzt bleiben, so kann der dadurch entstandene Ausschub uneinbringlich sein. Entweder ist der Grenzschutz genügend, dann bedarf r« nicht eingehender Berathungen, um diese Thalsache scstzustellen, oder rr ist nicht genügend, und dann muß das als nötbig Erkannte sofort geschehen. Daß man damit zögert, ist. ganz abgesehen von den etwa schon gefußten Beschlüssen, zu be klagen. Da« Wiener »Fremdenblatt" bezeichnet da« Gerücht von dem beabsichtigten Rücktritt Kalnoky's al« eine Erfindung in Börsenkreisen, welche an maßgebender Stelle gar keine Be achtung gefunden babe. Immerhin ist e« zur Beleuchtung der Lage nicht überflüssig, davon Kennlniß zu nehmen, dag man in Pest von Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Grafen Kalnoky und dem Erzherzog Albrecht spricht, und daß diese angeblich darin bestehen, ob Oesterreich Rußland in B»i garien Zugeständnisse machen soll, um den Krieg zu ver meiden. oder nicht. Kalnoky sei gegen solche Zugeständnisse. Erzherzog Albrecht dafür. Die UnwabrsLeinlichkrit dieser Meinungsverschiedenheit erhellt schon daran«, daß Erzherzog Albrecht wobl al« mili- tairische Autorität gilt, aber keineswegs al« politischer Rath- aeber de« Kaiser». Diese« Berhältniß trat auch bei der ZanSky- Angelegenheit im vorigen Jahre hervor, al» man in Ungarn den durch die Kirchhosscene erzeugten Groll aus die Schultern de« Erzherzog« Albrecht abzulaven suchte. Die öffentliche Meinung sowohl in Oesterreich-Ungarn, al« in Deutschland faßte die Berufung de« Erzherzog« Albrecht nach Wien ledig, lich in dem Sinne aus. daß er über die militairische Lage sein Urtheil abgeben und sagen solle, wa» er unter den gegen wärtigen Umständen für nöthig erachte. Die politische Seite der Lage ist Sache de« Grasen Kalnoky. und e« ist klar, daß zwischen ihm und dem Kaiser Einigkeit herrschen muß, wenn rr die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten in der Hand behalten soll. Die Berathuiigcn in Wien sind vorwiegend militairischen Eharakter«, und wenn Gras Kainocky der ersten Sitzung beiwohnte, so geschah die« unzweiselbast nur zur AuSkunstScrtheiluag» aber nicht, um die Richtig keit und Zweckmäßigkeit der von ihm vertretenen Politik der Bcurldcilung der militairischen Autoritäten zu unter» wersen. Da« Gerücht ist immer dann besonder« geschäftig, wenn über Da«, wa» man zu wissen wünscht. Schweigen beobachtet wirb, und au« diesem Streben erklärt sich da« Gerücht von dem bevorstehend«,, Rücktritt Kalnoky'« mindestens ebenso sehr al« au« der Absicht, dasselbe sür Bvrsenzwecke auSzunutzen. Nachdem die Frage de« Grenzschutz«« in Oesirrreich so offenkundig zum Gegenstände von Erörterungen der militairischen Autoritäten gemacht worden ist, käme rS ei»,,» Rückzuge mit schwerer moralischer Einbuße gleich, wenn die Beratbungen ergib» nißlo« Verliesen. Die Herausforderung seiten» Rußland« ist so unzweiselbast» die Verstärkung der Truppen an der galizischen Grenze ist eine so allgemein bekannte und zugestandene Thal fache, daß nur zwei AuSwrge vorhanden sind, um au« der gegenwärtig bedroblichen Lag« herauszukommen: entweder zieht Rußland seine Truppen von der Grenze soweit zurück al« sie da« gewvbnliche Maß überschreiten, oder Oesterreich ziebt eine entsprechende Truppen,abl zum Schutze Galizien« zusamme». Durch eiu« solche Maßregel würde di« Krieg« gesahr nicht erhöht, sondern verringert, weil e« dann sür dir ! an Zahl überlegenen russischeu Truppen an der Gelegenheit u einem plötzlichen Uebersall de» schutzlosen Nachbargebiets ehleu würde. In diesem Sinne ist auch Beschluß gesagt worden, wie au« der neuesten Kundgebung des Wiener Fremdenblatte«" erhellt. Wir haben den Werth de« österreichischen Bündnisse« sür da« deutsche Reich niemals in Zweifel gezogen, >m Gegenthcil »ab«,, wir dasselbe gegen Angriffe, von welcher Seite sic auch gekommen sein möge», stets in Schutz genommen; um so be rechtigter find wir, die Frage zu stellen, wie sich Deutschland in einer Lage verballe» würde, in welcher sich heute Oester- reich befindet. Wir beantworten diese Frage dahin, daß wir eS überhaupt nicht hätten soweit komme» tasten, wie eS ist, ondrr» daß wir die Truppenbewegungen jenseits der Grenze Zug um Zug beantwortet hätten. Deutschland besanv sich vor einigen Zähren in äbnlichcr Lage wie Oesterreich. Auch an der Grenze zwischen Rußland und Preußen fanden anf allende Truppenverschiebuiigen. Festung-- und Eisenbahnbauten iatt, welche begründete Besorgnisse sür die Zulu»,st erweckten. Diese Veränderungen halten aus deutscher Seite unmittrtbar die »ölhige» Grgenmaßregeln zur Folge. Der Grenzschutz wurde durch Truppenverlrgungen verstärkt, Festung-- und Eisenbahn- bauten wurden in Anguss genommen, und in Folge dessen sah man aus russischer Seile bald ein, daß der Versuch einer Ueber- raschung mißlingen müsse, und stellte die außergewöhnlichen Rüstungen ein. Auch Oesterreich kann militairischen lieber» raschungen von russischer Seile nur durch tbatkrästige Gegen- maßregeln die Spitze abbreche». Es genügt nicht, daß die Aufmerksamkeit Europa« aus die russischen Truppenbewegungen an der galizischen Grenze gelenkt wird, daran« macht sich Rußland erfahrungsgemäß sehr wenig, eS kommt vielmehr daraus an, daß d»e Möglichkeit zum verderblichen Gebrauch der an der Grenze zusammengezogenen Truppen abgeschnilten wird, und in dieser Beziehung thul Eile noch. Je energischer Oesterreich seine Vorkehrungen trifft, um so mehr wird c« im Stande sein, zur Erhaltung de« europäischen Friedens beizutragen und seine Stellung im Dreibund« voll auSzusüllen. * Leipzig, 15. December 1887. ' Die Besserung in dem Befinden deS Reichskanzlers Fürsten vo» BiSmarck hält in erfreulicher Weise an. Professor vr. Schweninger ist am Dienstag anS FrievrichS- rnh nach Berlin zurückgekrhrt. * Die „Nationalzeitung" kehrt ssck in einem Artikel, welcher oas Thona der KriegSbksorgnisse erörtert, a-gen einige Organe, welche für vssiciöS geilen und in rhrer Weise die Lage barstcllen. DaS genannte Blatt bemerkt u. A.: .... Soviel man jetzt zu versiehe» glaub», hat der letzte Preßseldzug den Zweck gehabt, Oesterreich wieder einmal all dem bequeme» militairischen Oplunismus auszuschreckrn, »» welchem cs befriedigt zuichaut, wie sein Vundcsqenosse Deuischlond unausgesetzt seine Rüstung vervollständigt, Rußland, sein natür licher Antagonist, dass lbe tkul. Während diese beiden Reiche ihre Armeen bereits nach Millionen beziffern, steckt Oesterreich »och >n den Hundertkausende». Weniger ist es zu begreifen, wenn eia Organ, das ossic löse Allürca zur Schau trägt und offenbar vielfach authentische Mniheiluugen cmpsänqt, die „Berliner Politische» Nachrichten", die deutsche Nation aussortern, sich ja keiner falschen Sicherheit hinmgebe». Hier fragen wir, was bezwecken solche Ermahnungen? Was hat eine Nation zu Idun, die ich lhaisächlich keiner falschen Sicherheit hingiebl? Wir sragen vor Allem, hat eS die deutsche Nation »ülhig, daß man ihr solche Er mahnungen ertdeilt? Wir bemerkea gleich, daß wir das Letztere entschieden verneinen. Fürst Bismarck bändigt mit starker Hand die Hhdra des Krieges in Europa. Diese Politik hat die etnllimmige Zustimmung der Nation und ruft ihre herzliche Dankbarkeit hervor; aus der wo sundkeit dieser Politik beruht auch die sogenannie Hegemonie Deutsch lands, die eben nur dcr Beweis der moralischen und cultiirellen Kraft der FriedcnSldee ist. Wenn die Panslawisten und Chauvinisten, welche Deutschland- „Hegemonie" stürzen wollen, eine bessere Idee finden, dann wird es mit dieser Hegemonie ohne Schmerischlag zu Ende sein; mit den Waffen werden sie Deutschlands Sicklung ichiver- lich erschüttern. Die deutsche Nation weiß sehr gut, was ihr diese Friedenspolitik a» Geld und Kraft kostet; aber sie leistet das Menschenmögliche, nicht auS Furcht vor dem Kriege, sondern im Bewußtiem, Trägerin einer großen und edlen Idee zu sein, an der Europas Zukunft hängt. Da« deutsche Volk weiß aber auch sehr gut. daß wenn e« so große Lasten dauernd tragen soll. eS seine Arbeitskraft, seine Unter- »ehmungSkrast auf das Aeußcrste aiistrengen muß und daß diese Anstrengungen durch eiuen Kriegsausbruch jederzeit in ihren Ergeb nissen gelähmt werde» können. Die osficiüse» Warnungen können ihm daher in dieser Richtung obiolul nichts Neues sagen. Bor ewigen Tagen hat sich sogar ein Organ gesunden, welches glaubte, Deutschland davor behüten zu müsse», bei Kriegsausbruch „den Kops nicht zu verlieren". Wir holten alles Da- sür durchaus zwecklose Bemühungen. Die materielle Grundlage solcher Warnungen keunl Jeder, wenn man aber Kriegsgefahren gegenüber alle nützlichen Unternehmungen ausgeben sollte, so hätten wir in de» letzte» süiiszelm Jahren wenigstens die Hände in den Schooß legen und über tiefsinnige Preßorakel nachsinnca köanea. Und wer bezahlte dann unsere Armeen? Wir glau en, daß die Preßorgone, die in solchem Geiste arbeiten, sich über die Stimmung de» deutschen Volkes sehr täuschen, und schlagen vor, dasselbe bei seiner Arbeit zu lasse», bis man seiner Kraft zum Kampfe bedarf. Es wird schon mit Herz und Hand zur Stelle lein, wenn die Siuode schlagen sollte, die Niemand im Voraus weiß. Will man die Beunruhigung zum Cvstem machen, so wüßten wir wirklich nicht, woher das Geld sür die Pasten des Frieden- und deS Krieges kommen soll. Handelt es sich dabei aber um Bedürsiiisse der Diplomatie, so wäre dringend zu wünsche», daß dieselbe andere und weniger zweischneidige Mittel fände. Auch wir sind der Ans,chl, daß diejenigen Blätter, welche sich den Anschein geben, „ossi cid«" zu sei», sich in ihren Mittheilungen über die Lage der größten Vorsicht be^ fleißigen sollten. * Der bekannte deutschfreisinnige Agitator, der frühere Major a. D. Hinze, ist auch bei den Nachwahlen zur BerlinerStabtverordnetenversamm tung durch gefalle», obschon der ganze sorlschrilllichc Wülffapparat ein, schließlich der gesummten Presse sür ihn gearbeitet hatte. Er erhielt in der ersten Abkheilung de« 8 Wahlbezirk» 80 gegen 114 Stimmen, welche aus den gemäßigt-liberalen Eandibaten Seeger sielen. Auch Berlin gehorcht offenbar dem sortschritk- liche» Eommaiido nicht mehr recht und e» giebl oisicielle Eandidaluren, gegen die sich selbst dcr Bcrlmrr Wähler auslrhnt. * Die Mittheilungen in der Tagespresse über ausgedehnte Fortlsicationen an der pfälzischen Westgrenze bringen, so schreibt die „AugSburaer Abendzeitung'. Aus stellungen. welche sehr stark an die Gevgraphic-Aen»li»sse der verlegt und ebenso da» nur 6 Kilometer vom Rbein entfernte Zeiskam (ein kleiner woblhabender Ort Mit c»,-gedebnlem Geznüsebau) als psälzischer Grenzort etwa tOO Kilometer weit »ach Westen verschoben wird Es wirb von Erweiterung der Festungsvorwerke, großartigen Baracken-Anlagen und Errichtung von «nzäbligen Feldküchen gefabelt, welche zur Ausnahme mehrerer Regimenter bestimmt seien. Zn Wahrheit wird bei GermerSbeim nur der Ercrcirplatz vergrößert, em neuer Schießplatz eingerichtet, und, da von der Statt sehr weit »ach diesen Plätzen ist, Vorsorge sür einige Unterkunstsräume und Kochgelegenheit getroffen zur Ersparung der sür den Hin- und Rückmarsch erforderlichen vielen Zeit. Auch ein Aus bcwahruiigSort sür die SchießplatzgerLlhc wird geschaffen. Gesellschaft vom <» » * Ueber die Oesterreichische Weißen Kreuze wird gemeldet: Die Oesterreichische Gesellschast vom Weißen Kreuze bat im Jahre 1887 neue Statuten erhalten, welche sich von den früheren namentlich durch Lendernnge» in den Bestimmungen hin- sichtlich der Verleihung von Freiplätzen unierscheiden. Solche Freiplätze finde» sich sowohl in eigenen Eurhiusern, welche die Gesellschaft an verschiedenen Orlen der Monarchie errichtet Hai. als auch in anderweiien Heilanftalien. Ja beide» Arien soll den cur- und heilung-bedürftigen Mitgliedern de- kaiserlich königlichen Heeres, der Kriegsmarine und der beiden Landwehren, den ZSg- liiigen der österreichischen militairischen Erziehungs- und Unter- richtS-Anstalien uns, soweit der Raum und die betreffenden Hausordnungen e« zulassen, auch den Angehörigen von Mn- gliedern des Heere«, der Marine »nd der Landwehren unenigeli. liche Unterkunft, ärztliche Hilfe und, soweit die Mittel der Gesellschaft eS gestatten, auch Verpflegung geboten werden. Da« Weiße Kreuz ist außerdem bestrebt, sein» Pfleglingen und Schützlingen möglichst weitgehende Begünstigaog» i» Bezug aus Reisekosten, Preise der Trink- und Baderuren und der sonstigen Turbedürsnissc, der Taxen re. zu vermitteln. Statutenmäßig berechtigten Eurbedürftige» in Wien, ivelche nicht in der Lage sind, auswärts eine Trinkcur zu gebrauchen, liefert die Gesellschast die rrsorderlicheu Miueralivassei, nach Maßgabe der verfügbaren Borrülhe, unentgeltlich oder zu mög lichst niedrigen Preisen. Die Reihenfolge, in welcher dir Anwärter aus Freiplätze der Regel naL Berücksichtigung finden sollen, ist die folgende: a. Osficiere vom Hauptmaua abwirt« und diesen gleichstes,ende Militairbeamie, Olficiersaspiranten und Zöglinge der Miliiali- Erztehungs- und Unierrichlsanstalt». letztere nach Maßgabe dfü Offenseins von Plötzen, welche für sie bestimmt sinv;> b. Osficiere und Mililairbeamte der dotieren Grade, falls die verfügbaren Freiplätze durch Bewerber der unter «e. ausgesührteu Grade nicht erschöpft sind; in beiden Fällen gehen active Osflcter!' und Müftaird-aiute denen des Ruhrstandes vor: e. Frauen, Wittweu und Kinder von Ossieicren und Militair- beamten des HeereS, der Marine »nd der Landwehren, wen, nort, Berücksichtigung der unter ». uud si genannten Bewerber Freiplätze verfügbar bleiben. Gleichzeitige Ausnahme eine« curbedürsiigt» Familiengliedes mit dem Eurgastc in eine Anstalt der Gesellschast kann nur in dem Falle tallfiiibc», daß dcr Curgast nachweisbar einer steten Obsorge bedarf. Ausnahme vou Lurgästen in eiu EurhauS der Geselllchasi oder in eine» mit freier Wohnung verbundenen Fretvlatz einer anderen Anstalt ist nicht zulässig, wenn der Zustand de« Betreffenden «ine Spitalpflege erheischt. Sitz und Leitung deS Vereins befinden sich zu Wien. Wenn eS den Bereinszwecken förderlich erachtet wird, errichtet der Verein Verbände seiner Mitglieder als answäriige Zweigvcrcinc. Außerdem strebt die Gesellschaft die Vereinigung bereits bestehender oder in der Bildung begriffener Vereine, welche einen dem eigenen gleichen oder einen ähnlichen Zweck verfolge», mit sich selbst an. um aus dcr Gesellschast vam Weißen kreuze immer mehr de» Mitlelpuucl aller gleichartigen Arbeit zu machen. * ES scheint, daß der Ernst der Lage, welcher überall die friedliebenden Staate» zu militairischen Kraftanstren- gungen nötkigt, nunmehr auch von den niederländischen Politikern erkannt zu werden aiisängt. Nach einer vom Krieg-minister getroffene» Bestimmung werben allen jungen Leuten, welche »ch den seit 1870 in den Niederlanden er richteten Freiwilligenverrinen zur Abhaltung von Waffen- übitnge» aiischlicßeii, bei ihrem Eintritt in d,c Armee bedeu te,>de Vorthcile gewährt. Sobald sie oienstpflichtig werden und genügende Beweise ihrer Fertigkeit in der Woffenübung oblegen, können sie alsbald zu Gefreiten oder Unterosficieren befördert werde» und noch andere Bortheile z. B- hinsicbllich Le« Kasrrneiilebc»« genießen. Bereit» haben sich mehrere Hundert junge Leute, meisten» Zöglinge der Gymnasieen und Realschule», zur Thrilnahme an kiesen Aaft'c»ül'u»gen bereit erklärt. Zedeiifall« nimmt es die Regierung mit der LandcS- vertheidiguiig-srage jetzt ernster. * Zur Lage in Rumänien wird der „Allgemeinen Zeitung" an- Bukarest. 7. December, geschrieben: Unsere Opposition »st von einer wahren Berleuiiidungswnlh besessen, die sich jedoch, nackt den bisherigen Erfolgen zu riribeile», schließlich nur gegen deren Urheber kehren kann. In der k»,inner bat Ministerpräsident Braiiano die in der Interpellation Fleva's gegen die Militairverwaltung voigebrachten Anklagen Puiiel sür Punci widerlegt, und im Senat hat heute der srühcre Kriegeniüiisler AngheleSco die Einsetzung einer parlamentarischen Enquete zur Unter suchung seiner Bniissührung verlangt. Dcr Opposition kam dieser Antrag offenbar sehr ungelegen, da sie die W igernng des Minister präsidenten, Herr» Fleva die ans letzter Zeit stammende» Miliiai» Lieserungtaclen zur Begründung seiner Inlerpellalion ailSzuiolqcn, al« einen Beweis für da« Schuldbewiißtsein der Regierung ausz». nützen gedachte. Der Antrag Anghelesco'S droht diesen Plan, von dessen Existenz olle Spalten unserer Ovvosilionsorgane reden, zn durchkreuze», und hat daher Senator Marzesco, der ob srmer sophistischen Redekünste berüchtigte Führer der Iasiycr Intransigenten, sich dcr undankbaren Ausgabe einer Bekämpfung eben dieses An trages unterzogen. Doch wurden seine Aussübrungen. daß die Regierung eine Untersuchung mtlitairlschcr Dinge aus Grund von Acienstücken nicht zulasse, und daß daher die Einsetzung einer En quete sür die Affarre Angbelesco zwecklos sei, von Braiiano mit der Erklärung widerlegt, daß die Regierung durchaus nicht daran dekkc, die Aussolgunq von Aktenstücke» an »ine parlamentarische UnlersiichlingS-Eoiniinision zu verweigern. Während die Affairc Anqhcle-eo aus diese Art von der -ssenllicden Tagesordnung abgesetzt wirb, hat aber Herr Fleva schon sür ,,n neues BerleiimdungSmanöver Sorge getragen. Und zwar hat er tn einer gestern der Kammer aiigemeldrlen Interpellation gegen den Polizeipräseelei, Morussi und gegen mehrere andere vorläufig noch nichi genannte hochgestellte Personen den Vorwurf erhoben, mit deai wegen Falschmünzerei und anderer Betrügereien ,n Untersuchung stehenden Schwindler Andronik u»Ier einer Decke zu stecken. Der Fall Andronik spielt schon jiemlich lange; doch scheint eS den Untersuchungsrichtern trotz aller Bemühungen nicht zu gelingen, Stützpunkte sür eine positive Auslage zu gewinne». Wie in den meiste» Fällen, wo die Raihselhasligkeit IM Benehmen de« Ange klagten und dessen Schlauheit die Geduld der Richter und de« Pubti- rums aus eine Harle Probe stellen, hat sich auch um die Affaire Andeomk ei» wahrer Leaendcnkranz gebildet. Tasi aber rin Mann, wie Fleva, welcher sich sür die Nachfolge Braiiano'« eben gut genug Franzosen erinnern, indem da» am Rhein, also an der pfälzischen Oslgrenze gelegene Germer-Heim an die Weslgrenzc I Haft, »n Parlament eine Altweibrrgeschichte erzählt, vetchc de»
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