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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-22
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1890
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrdartion und LrprdUion Johannesgasi« 8. Zprrchilundrn der Urdaction: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. Ftr di» NüSuad« etaaeiiadier vtonulcrchl» macht stch di« Nkdactira lucht »rrdltwlich. A«aatz«e »er für »ie nächstfolgende Nummer »efttmmten Inlerare an 8,chentagen »iS 3 Udr Nachmittag«, an Ssnu- und -efttagen frü tz bis'S U»r. Zn drn Filialen für Ins.-Ännal>mr: ktt« klemm« Eoritm. (Alfred Hahn), UniversitStssttaße I, Lauts Lösche, katharinenstr. 23 Part, und KönigSplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. ^ 112. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Dienstag den 22. April 1890. Slbonuement-prei- vierteljährlick 4'/, Mk, incl. Dringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzeln» Nummer 20 Pf. Belegcremplar 10 Pt Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt» ohne PostbetdrLerung M Mt. mit Poßbesorderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pctitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis». Tabellarischer u. Zissernsay »ach Höhen» Tarif. Neclamrn unter demRedactiontstrich die 4gespalt. Zeile 50 Pf-, vor den Familien Nachrichten die 6gespaltenc Zeile 40 Pf. Inserate sind siet» an die texpedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben.' Zahlung praeinmwrnlulo oder durch Post- nachnahme. 81. Jahrgang. .Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Herstellung der Trottoir- entlang der Markthalle Iin der W>»di»ühlcngaffe und auf dem Noßplatze soll an eine» I Unternehmer in Accord verdungen werden. Dir Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties- Ibau-Vcrwaltung. RathhauS, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 14. lau- und können daselbst eingesehen ober gegen Entrichtung Iler Gebühre» im Betrage von 50 ^f, weiche eventuell in jBriesmaiken cinzusenden sind, entnommen werbe». Bezügliche Angebote sind versiegen und »»t der Ansschrist „TrvttotrS in der Windmühlengaffe" Iverseheu rbendaseibst und zwar bis zum 28. April 1890 ^Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Nalh behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote labzulehnen. Leipzig, den 16. April l890. DcS NathS der Stadt Leivztg jll> 1969 Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Trottoirarbeitcii in de», »eu herzustellenden Tbeile Iler Brüderstraße zwischen der Kurprinzstraße und der Wnid- Imühlengasse sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen I werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer iTiesbau-Berwaltuilg. RalhhanS. 2. Stockwerk, Zimmer I?!r. 14. auS und könne» daselbst eingesehen oder gegen Enl- IriLtuiig der Gebühren im Betrage von 50 ^f, die eventuell Im Briefmarken clnzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrist „TrvttotrS in der Brüderstratze" Iversehen ebendaselbst und zwar bis zum 28. April 1890 Nach. ImiltagS 5 Uhr einziireicheu. I Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmlliche Angebote libzulehnen. Leipzig, den 16. April 1890. DcS NathS der Stadt Leipzig Ild 1969 Straßeuban-Deputatiou. Zu der akademischen Feier des Geburtstages Deiner Majestät des Königs, welche Mittwoch, den 23. dieses Monats Vormittags 11 Uhr in der Aula der Universität statt finden wird, beehrt sich der Unterzeichnete die Freunde und Gönner der Universität hiermit ergebenst eiuzuladen. Leipzig, am 21. April 1890. Der Rector der Universität Or. W. Wundt. Diebstahls-Bekanntmachung. ^ Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) mehrere Stücke Bettwäsche mit den Zeichen „1V^ L." und rschiedenen Nummern, sowie 2 erbSgelbe Rollvorhäiige mit Ruinen, vom Juli 1889 bi» 4. d. M.: 2) eine Pappschachtel mit der Aufschrift: „10 Patronen", ent haltend 8 Paar Hirichhake«, am 16. d. M.; ^ 3^ ein ^oinmcrüvcrjirher von dunkelbraunem, gestreiftem Stoff, it seidenen Patten, dunkclrothein Futter, einer Reihe Hornknöpse ll verdeckter Batterie und Stosfhenkcl, ein Paar braunledernc itacvhanvschiche mit Patenwerschluß, sowie ein schwarzer, steifer lilzhut mit rolhem Futter, vom 13. bis 14. d. M.: 4- 7 Stück Bordbrctter, 4 Stück 3 und 3 Stück 6 Meter dmg, eine eiserne ftsprossige Letter und eine Gartcubank, 1 Meter sang, grün gestrichen, in der zweiten April-Woche; 5) eine kastcnkarre, am lü. d. M.: 6) ein Sümmernlierztchrr von dunkelbraunem, gerieftem Stoff, nit einer Reihe schwarzübersponnener Knöpfe, mit verdeckter Batterie, Ihwarzem Futter und Stosfhenkcl, ein Paar braune Glacöhand- Ischuhr mit Patenwerschluß, am 15. d. M.; I 7j ein Gcdett Betten »Deckbett, Unterbett und Kopfkissen) mit sänket« und hellrolhbreitaestreiflen Jnlcts, vom 10. bis 11. d. M.; 8) ein Winterüberzirher, dunkelblau, mit schwarzem Sammet- Prager», schwarzscidencn Patten, schwarzen: Futter und Stoffhenkel, sam 8. d. M.; 9) ein Lommerüberzicher, grau, mit schwarzem Futter, einer finde übcrspor.nener Knöpfe mit verdeckter Batterie und defectem Ltosthenkel, ein schwarzer, -steifer Atlzhut mit braunem Futter. an die Finna: „ltcruünrä Ollnrerockt, Llüdlüauseo j. Tb?', am . d. M.; 10) ein Paar Schaftstiefeln, fast nen, sogenannte Halbstiefeln, Kalbledern mit rothcm Schaktfutter, vom 15. bis 16. d. M.; n) ein großes Portemonnaie, schwarzledern mit Ktapvk und rißem Schlößchen, darin circa 21 .äl in einer Doppelkrone und Inner Münze, sowie eine Färbereimarke in Form eines Eisenbahn silletS, am 16. d. M.; 12) eine silberne Lylinbernhr ohne Goldrand mit geriefter Rückseite, innen eingravirt: .Flrn-tt I-eicksanrinp;, V^nlcklrireksn", srbst anhängender vergoldeter kette au» länglichen Gliedern mit ! anhängenden gelben Medaillen, am 16. d. M.: 131 ein Lomwerüberttchcr, ziemlich neu, dunkelblau, glatt, varzgefüttert, mit 2 Reihen schwarzübersponnene Knöpfe sviel- ht auch schwarze Steinnußknöpfe) und init einem mit weißem itrabt umwundenen Swffhenkel, am 16. d. M.; 14) ein Rock-Anrug, getragen, von blauem in» Graue schim> rndcn Stoff, mit schtvarzem Schooß- und buntein Aermelfntter, »e silberne Hylindcr-Uhr, alt, etwa» groß, mit glatter Rückseite, lleftem Rand und Fabrik-Nummer 511, voin 8. bi» 13. d. M.; 15) ein Handwagen, 2rädrig, blaugesttichen, am linken Vorder- m „0. Illriali" ringeschnitten, vom 17. bi» 18. d. M.; 161 ein Ballen, sign. k. 4307 ', enthaltend S7 Kilo »ertlich, seit 8. d. M.; 17) ein Sommerüderzteher von Lllnkclbraunem, gerieftem Stoff, nit ebensolchem Kragen, überlponnenen Knöpfen mit verdeckter alterie, schwarzem Ripssutter, bläulich earrirtem Aernie'.sutter »nd ölMenkel, darin die Finna „8ii>r-fn«I Simon, Berlin", ein weiße» "aschkiituch. aez. ,.bl. X." in Monogramm, am 18. d. M.; 18 eirra 24 Meter roth- und wettzklrtncarrtrte Letne- »and, am 20 d. M.: 19 eine silberne Ctzltnder-Uhr, mit Secunde, Rückseite mit Ikrei, »artiger Verzierung, mit wappenähnlichem Schildchen, daraus die iBuchüaben ,.0. k " aravirt, nebst anhängender Rickelkette au» Igrosen Gliedern mit Carabinerhaken, am 19. d. M.; l SO) eine große Nickelmenage mit 5 Gefäßen, innerhalb der lichten 2 Monate; 21 eine goldene Damen-Uhr» Rückseite mit dem Monogramm B ", nebst kurzer, feingltedriger, goldener kette mit Knebel Quaste, am 20. d. M. Elwaiae Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen gensiände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer ninal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 21. April 1890. La» Poltzet-Amt der Stadt Leipzig. Bretschueider. B. Bekanntmachung. Die durch den Markihallcnbau bedingten Pflasterarbeitcn in dcr Windmühlengaffe und aus dem Noßplatze sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Berwalluug, Ratbhau». 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen oder gegen Ent richtung dcr Gebühre» im Betrage von 50 Pfennigen, welche eveiiluell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterarbeitcn an der Markthalle" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. April 1890 Nachmittag» 5 Ubr einzurcichen. - Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 16. April 1890. DrS NathS der Stadt Leipzig Id. 1969. Straßenbau-Deputation. Königliches Gymnasium. Zur Feier des Geburtstage» Sr. Majestät de» König« soll Mittwoch den 23. April Vorm. 10 Uhr ein ActuS abgehalteu werden, für den Herr Iw. Hünlich die Festrede übernommen hat. Zu freundlicher Tbeilnahine an der Feier ladct iin Name» de» Lehrer- collegiunrs ergebenst ein Leipzig, am 2l. April 1890. vr Richard Nichte». Thomasschule. Ter Geburtstag Sr. Majrstät des König» wird am 83. d Konats Vormittags 10 Uhr durch eine» FestactuS gefeiert werden, u welchem ich hierdurch ergebenst cinladc. Leipzig, am 21. April 1890. Vr. äangMLru». Erledigt sich unier» grgnr den Tischler Franz Nobeel Lotzse von hier 26. März 1890 erlassene Bekanntmachung durch dessen »ns mig. Leipzig, den 19. April 1890. ^ La« Polizei««: ber Stabt Leipzig. V. W6. «retschaetder. Tr. »e» Nicolaigymnasium. Der «ein» zur Feier bcs Geburtstage« Sr Königs findet Mittwoch, den 23. April, Vorm. 8 Uhr stat Festrede wird dcr Unterzeichnete halten. Zu geneigter Thcilnahme ladet iin Namen des LchrercollcgiuinS ergebenst ein Eonrcctvr Pros. t^el»t»ar»lt «aj. tt. Die Städtisches Realgymnasium. igtcn Thcilnahme an der tttwoch, drn 23. d. M., Bormittag« 10 Uhr in der Aula unserer Schule zu veranstaltende» Frier des Geburtstage« Sr. Majestät de« König« Albert ladet im Namen des Lehrercollegiums ergebenst ein Leipzig, am 19. April 1890. Giesel, Rector Städtische Realschule in Leipzig-Reudnitz. Zur Feier de« Grbnrtütages Sr. Majestät de« König« Albert wird Mittwoch, den 23. April, früh 8 Uhr rin Fest artus im Saale unserer Schule abgehalteu. Zum Besuche desselben ladet im Namen des Lehrerkollegiums ehrerbietigst und ergebenst ein Leipzig-Reudnitz, den 21. April 1890. vr. Hi. DIrcctor. ttetlentlieke Ilirntjeklelirniistalt. 2o ckor am blittvock, cken 23. Xpril, Vormittag 10 lllrr im 8nnlo 6er Xnstnlt ottttttinävncken leier 6en Veburlntogen 8r. lilajentöt Sen Xlsnig, beehrt »ich iw Xawen 6cs 1-chrvrcoIIcgium» ero-cbvnst einrulncken Dort IVoitrum, virector. »icht als gleichberechtigt, sonder» als Königreich Italien galt den Franzosen Zur internationalen Lage. Den Vrennpuuct der gezeiiwärtigen inlernationalen Lage bilden die Bestrebungen Deutschland» und Italien», solche Beziehungen zu Frankreich herzustellen, welche den äußerlichen Frieden in einen auf der gegenseitigen Gesinnung der Völker beruhende» zu verwandeln geeignet sind. Da» ist ein schwierige» Beginnen und der Erfolg ist nicht augenblicktich zu erwarte», aber wie Tropfen Steine aushöhle», so kann die Wirkung unermüdlicher Bemühnugen auch hier aus die Dauer nicht ausbleibe,,. Für Deutschland hat die internationale Arbeiter- ichutzconserenz da» Mittel daraebokcii, um die friedliche» Be ziehungen zu Frankreich z» befestigen. Tic Ani'mcrksainkeiten, welche Kaiser Wilhelm dem französische» Senator IulcS Simon bei Gelegenheit dcr Eonsercuz erwiesen hat, sind i» Frankreich nickt unbemerkt geblieben und hoben dort sehr angenehm berührt. Ueberhaupt haben alle französischen Dele gieren der Eonsercuz in ihre Heimath Eindrücke an« der deutschen Hauptstadt milgebracht, weiche der Ausbreitung l'reundlichcrer Anschauungen in Frankreich, als dort bisher walteten, förderlich sind. Diese Wirkung wird um so nach drücklicher sein, weil die Delegirten nickt sowohl die Vertreter der französischen Regierung al» de« französischen Volke« sind. Es bandelt sich »m Maßregeln, deren humaner Zweck keiner Mißdeutung fähig ist, und die Delegirten haben in Berlin hinreichende Gelegenheit gehabt, sich davon zu über- z-ugen, daß dieser Zweck mit dem größte» sittlichen Ernst und ohne jede Nebenabsicht verfolgt worden ist. Deutschland hat den redlichen Wille» gezeigt, mil allen Industriestaaten EnropaS zur Verbesserung de« LovieS der arbeitende» Eiaffen zusam» menzuwirkr». Da» bringt die Völker einander näher und mildert die Rachegedanken Auch als die Gebeine de« Gene ral» Earnot und vo» Frankreich« erstem Grenadier Latour v'Auvergiie in ibr Vaterland zurückbesördert wurden, konnten die damit beauftragten französische» Abgesandten nickt umhin, die Liebenswürdigkeit und den Eifer der deutschen Ossiciere und Beamten, mit welche» sie bei diesem Anlaß zu verbandet» Hallen, rühmend anzuerkenne». S">che Eindrücke verwischen sich nickt und tragen früher oder später Früchte, besonder«, wenn die spätere Haltung und Handlungsweise der gehaßten Nation damit stel» in Ueberrinstimmung bleibt. Die tünsilick genährle und ausgestackelte Rachsucht der Franzosen muß endlich besieirn Empfindungen weiche», wenn sie nur durch Langmuth und Freundlichkeit erwidert wird. Ander» liegt da» Verhaltniß zwischen Frankreich und Ilatien. Frankreich glaubte von jeher, ein Reckt aus die Freundschaft und Bundesgenoffenschast Italien» zu babc». aber e» betrachtete da» stammverwandle Volk der Italiener al» untergeordnet, da» ^ , al» ihre Scböpsnng, nach ihrer Meinung war Italien Frankreich dafür zu ewigen. Dank verpflichtet, daß Napoleon III. jenem die Lombardei und Venedig verschafft hatte, obgleich Venedig ihm wohl auch ohne die Eessio» im Jahre l866 zugesallen wäre und obgleich die Räumung NoniS von den sraiizösischen Truppen i>» Jahre 1870 kein Act de» freien Willens Frankreich» war. I>» Widerspruch mit den französischen Anschauungen ging Italien seine eigenen Wege und trat im Jahre 1882 rem Dreibund bei. also einem Bunde, dessen Zweck die Isolirung Frankreichs war und welcher Frankreich »öthigte, Frieden zu ballen. In Folge dessen flammte ein töviticher Haß der Franzosen gegen die Bruder-Nation auf, der sich in ber Ver folgung ilalieiiischer Arbeiter in Frankreich und in diplo matischen Schachzügen kundgab, wie in der Streitfrage wegen Besteuerung der französischen und griechischen Staats angehörige» in Massauah und in fortdauernden Grcnz- streitigkeiten. Darin ist Dank der erleuchteten Politik EriSpi'» in der neueste» Zeit eine erfreuliche Wendung eingetrelen, und al» ein unzweifelhafter Beweis der sreundfckasllichen Gesinnungen Italiens für Frankreich ist die Absendung eines italienische» GesckwaderS nach Toulon zu betrachte», mit der Bestimmung, de» Präsidenten Earnot bei seiner dortige» Anwesenheit zu begrüßen. Einen besonder» feierlichen Cbaraklcr hat dieser HoslichkeitSact durch ei» eigenhändige» Schreiben de» König» Humbert au Earnot erhalle», welche» den Admiral Lovere alS außerorbenllichcn Gesandten beimPräsidcnt der sranzvsischen Republik beglaubigte. Der Präsident erhöhte die Bedeutung dieser internationalen Huldigung durch die Erklärung, baß er ste al« ein Zeugnis! für die Gefühle dcr italienischen Nation gegen Frankreich aussaffe und zeichnete de» italienischen Ab, gesandten durch die größte Zuvorkommenheit auS. E» ist unausbleiblich, daß die so schwer zusrievcnzustelleuden Franzosen sreuude in Italic» von der Begegnung von Tvulo» den Anfang einer »eilen Acra datire» werden, welche i» ihrem Sinne natürlich »ur aus Kosten der Freundschasl und Bunde» genoffeuschast Italien» und DeulschlanbS in ihre vollen Ncchlc treten kan». Die Enttäuschung, durch welche diese Partei in Ilalien eine» Bessere» belehrt wird, muß natürlich der un begründete» freudigen Aufwallung aus dem Fuße folgen. Aus französischer und englischer Seite fehlt c» auch nicht an irrlbü»>l>chcn Auslegungen der neue» Lage. Nach der Meinung sranzösischer Blätter ist jetzt die Zeit gekommen für den Abschluß eine» Bündnisse» zwischen Frankreich und Oester reich-Ungarn, und englische Blätter künd-ge» an, daß die Führung des Dreibünde» jetzt »ach dem Rücktritt BiSmarck's aus Kalnoky übergehen werde. Es ist kaum nvlhig, auf solche Hirngespiuiiste Rücksicht zu nchinen. aber da das NeuigkeitS bedürfinß auch den unsinnigsten Nachrichten eine thatsächliche Grundlage anzubichten Pflegt, so erscheint c» koch nicht über flüssig, sie mil einigen Bemerkungen zu begleiten. Die Festig teil de» Dreibünde» beruht aus der Gemci»sanike-k der Interessen der drei Mächte Deutschland, Oesterreich Ungar» und Italien. Durch die Vereinigung dieser drei Mächte wird da» europäische Gleichgewicht hergestellt, welche» man fälschlich durch de» Wiener Congrcß ausgerichtel zn haben vermeinte. Da» Gleichgewicht besteht nur in dem Falle, wen» nach keiner Seite hin ein Ucbergewicht sich geltend macht. Vor dem Jahre 1866 hatte Fraulreich da» Ucbergewicht »nd wollte e» vier Jahre später wieder in vollem Umfange Herstellen, wa» ihm aber be kanntlich nickt flelang. Napoleon III. wollte die Verträge von 1815 rrvidiren und durch neue ersetzen, diese Mühe ist ihm durch den Verlauf de» Kriege» vo» 1870/7t erspart worden. Die Verträge von 1815 sind durch die Wucht der Thatsachen außer Kraft gesetzt worden, und a» ihre Stelle ist ein Zustand getreten, welcher wesentlich ans dem Dreibünde beruht. Der Dreibund ist eine bewährte Fricdenöbürgschaft und c» liegt nicht der geringste Anlaß vor. ei» dieser Bürg- schast zu rütteln. Nur die Feinde des Frieden können solche» Trieb empfinden. Wen» cS wahr wäre, daß Fürst BiSmarck den Dreibund geleitet hätte, dgn» hätte zu dcr Zeit seiner Leitung ein Ucbergewicht Deutschland» in Europa bestanden, waS jedoch schon dadurch zur Nichtigkeit berabsinkt, bas; der Dreibund aus der Gleichberechtigung dcr Mächte beruht, welche ibn bilden. Deutscklaud bat so wenig e-»e» überwiegenden Einfluß innerhalb de» Dreibundes beansprucht und ausgcübt, so lange Fürst BiSmarck im Amte war, als e» jetzt einen solchen Ein sluß Oesterreich-Ungarn zugestehe» könnte. Allein da» Genie BiSmarck'» hat ihm in ganz Europa einen hervorragenden persönlichen Einfluß gesichert, dieser Einfluß ist ihm aber freu willig zugestaiivcn worden und zwar nur deshalb, weil man wußte, daß er seine moralische Macht nur im Interesse der Ausrechthattung de» Frieden» gebrauche» würde. * Leipzig, 22. April. * Au» Berlin verlautet, daß der Gesetzentwurf über die Verbesserung der Beau, len-Besol dünge» in Preuße» in dcr Sitzung de» Staats«, inist criu»,» am Sonnabend sestgestelll und die Embolung dcr Allerhöchsten Ermächl-guiig zur Vorlegung de« Gesetzentwurf» beschlossen worden sei. * Unter der Ueberschrist: .Die Parteien nach dem Rücktritte BiSmarck'»" schreibt die „Kölnische Zeitung" Feierlich hat der Kaiser nach der Entlassung de» bi»heriaen Steuermanns die Beibehaltung de» alten Curses verkündigt. Der neue Steuermann hat im preußischen Abacordiielenbauie dua Wort ausgenommen. Da» hat alle Deutschen beruhigt, die es gut mit dem Valerlondc meinen, di« in der Politik kein Spiel, feinen Tummelplatz für Träumereien und Eitelkeiten sehe». Es hat nur eine kurze Zeit gedauert, daß nach dem Weggang des Fürsten Bismarck die Bahn frei schien für Projectenmacher, «niurlich „ur in deren Einbildung, und daß auch ernstere Denker innerhalb dcr poli tischen Parteien die Schwingen zu allerlei kühnen Flügen erprobten. Noch ehe Herr v. Laprivi durch kluge, besonnene Worte zur Er nüchterung beitrug, hatte man vielfach schon einzuseben begonnen, daß mau ein Gebäude, wie das von den Händen eines BiSmarck in Jabrzchnten mühsamster Arbeit errichtete, selbst wenn »na» wollte, nicht über Nacht abtrage» kann. Wenn man genauer »achsah, wo man denn den Hebel «»setzen wollte, so mußte man die Entdeckung machen, daß da alles vom Grund bis zum Giebel merkwürdig eng und fest zusammcnhänge. Wo denn ansangen mit dem Abrcifien, Hcrausnehincn, wen» nicht das Ganze einstürzen sollte? Ein wunderbarer Bau dieses Prenfien-Deutschand mit seinen großen n»d kleinen Bundesstaaten. Einzig in dcr Welt, Verfassung, Gesep- >cbung, Behörden ganz cigentbüinlich gestaltet, nie dagewesen. Vieles o geichichilich altersgrau »nd daS Ganze doch lebend in den neuesten DaseinSsorme», vielsack, ein Vorbild selbst für Völker, die sich die vorgeschrittensten dünken. Man wird eS sehr vorsichtig angreife» »lüsten, wenn man da Aenderungen anbringen will. Gewiß, sie werden kommen, nichts Menschliche» hat ewigen Bestand, neue Zeile» werden koimncn mil neuen Ansprüchen und Bedürfnissen. Aber sind sie denn schon da? Wir sehen vorerst nur einen Per- onenweckiscl, und deshalb auch an maßgebender Stelle nur das berechtigte sorgfältige Bemühen, die Sache, den Grundbestand unserer politischen Einrichtungen zu erhalte», sie vor Schade» durch jenen Wechsel zu bewahren. So denkt man in, Kreise der leitenden ^taatsmäniier, und so werden auch die politischen Parteien, wenn sie auch zuerst, unmittelbar nach jener Veränderung am Steuer ruder, satt alle sich den Mutt, durch allerlei Erwartungen halten chwcllen taffen, sich daraus einrichten müssen, dem Gewordene» wie einer Macht, die man nicht mit ein paar Alhemslößen ausbläst, gegenüberzuslkhen. Die Conservative» »löge» nnr erst die Zwie tracht im eigenen Lager überwinden, ehe sie größer» Einfluß aus die Regierung zu üben versuchen. Ta» Eentrum möge nur seine kühnen Erwartungen hcrabstimmen; was in ihm an Fähigkeit zu einer Regierungspartei etwa tics verborgen steckt, soll erst noch ent deckt werden. Jeden Beitrag, de» es zur Förderung guter Dinge im deutschen Reiche etwa gewähren kann, hat Fürst Bismarck schon aus ihm herauSgepreßt. Gegenleistungen an diese Partei von Seilen dcr Regierung giebt es fast nicht mehr; die Rechnung ist ö ziemlich ausgeglichen. Die Socialdcmokratcn haben durch ihren Beschluß wegen bcS 1. Mat schon gezeigt, daß die Verstärkung ihrer Fraclion ihnen das Bewußt,ein der Verantwortlichkeit ver- schärft hat. Niemals ist ihren Bestrebungen, an denen bekanntlich Fürst Bismarck z»erst einen „berechtigten Kern" öffentlich anerkannt hat, von den Mächten des Staatslebens gewissenhaftere Beachtung beschenkt worden als jetzt. Auch daS wird, wenn unter den Füns- unddreißig die besonnenere Richtuna sich behauptet, sie möglicher weise mehr und mehr auf einen Weg weise», auf dem man niit ihnen verhandeln kan». Die Deuschfreisinnigcn werden wohl bald den driiigendflkii Anlaß von allen Parteien haben, den aus gepackten Wnistchprobenloffer wieder zuzuschlicßcn. Lbenauf liegt ans dem ans Lickst gebrachten Plunder ihr Verlangen, daß alsbald das, was sie ossictöse Presse nennen, obrigkeitlich todtgesckstagen werde. So wichtig erscheint den Herren diese Forderung, daß sie nach dem Sturze Bismarcks die preußische Volksvertretung tagelang mit solchem Oualk untcrdaltcn, ohne auch nur den schüchternsten Ver- such zu machen, ihre groben Verleumdungen in eine faßbare Form zn bringen. Eine Partei, die dazu im Stande ist, wird der »cue Kanzler zwar mit der gewohnten Höflichkeit behandeln, in seiner ernsthaften Rechnung niit den Parteien wird sie aber nur eine kleine Rolle spielen. Leute, welche die Acußerungeii der „Kölnischen Zeitung" für „officlöS" erklärte», wenn sie die Regierimgspolitik vcrthcidigtc», dieselben aber erst recht alS „ossiciöS", alS „beslellle Arbeit", al» „osficiöses Doppelspiel" hinslellten, wenn sie die Politik des Fürsten Bismarck i» irgend einem Puncie bekämpften, kann man doch schwerlich ernsthaft nehmen. Denn solche Leute beweisen durch ein dcrarilaes Gebühren >a lediglich, daß sie entschlossen sind, unter keine» Umständen die Unabhängigkeit der Gesinnung Anders denkender anznerkcnnen. Es giebt in dcr national liberalen -artel manche, welche nicht abgeneigt wären, niit einzelnen der cutschsrcistnnigen ein besseres Verhaltniß anzuknUpsc»; andere können sich nicht ganz leicht dem Eindruck entziehen, daß inan die Rickert und Genoßen lieber den Gegnern überläßt; dort sind sie nützlicher. Andere, um die es Einem leid Ihitt, sie in der Ge sellschaft zu sehen, müsse» sich, so meinen Manche, selbst heraus retten; die alten Freunde, von ihnen einst im Stich gelassen, haben dazu nicht die Verpflichtung. Ueberhaupt hat die »ationaUiderale Partei »ur allen Anlaß, den alten Siandpnnet zu wahren, und jetzt auch bessern Spielraum dazu, da die vielfach beengende Rücksicht vergangener Tage weggcfallc» ist, dein Fürsten Bismarck einen Rückhalt zu gewähren, auch wenn die Partei darunter litt. Sie wird die neue Zeit »icht damit beginne», unzweckmäßige Einräumungen zu machen. Achnlich verhält es sich mit der Reichspartei. Nur unverzagt weiter wcggcrückt von den Extremen I Tort blüht kein Heil. Die Zukunft gehört den Mittetparteicn. Wir hätten beinahe gesagt: dem Cartel. Aber wir fürchten, zwar nicht für officiöö, aber für Unverbesserliche der allen Zelt, der Bismarck-Zeit, gehalten zu werden, und das wäre doch gar zu schlimm. Niemand will, so lange er lebt, zum alten Eise» geworfen werden. * Der „Berliner Actionair- bezeichnet die jüngst erwähnte Annahme, daß da» Berggesetz dem Landtage in dieser Session nickt mehr zugehen werde, als unrichtig. Er schreibt: „Die Vorlage ist fertig, und e» siebt nur »och die königliche Genchinignng zur Einbringung derselben bei dem Landtage auS. Diese Genehmigung kan» jederzeit eingeholl werden, und sie wird crlbeilt werben, sobald Die» angezcigt erscheint Tie AbändcrungSoorschläge stehen in einem gewissen Zu sammenhänge mit den Abänderui'gövorschlägen zur Gewerbe- Ordnung, die gegenwärtig den BuiidcSralb beschäftigt. So^ bald der Einklang zwischen den beide» Regierungsvorlagen formell gesichert ist, slehl nicht» >», Wege, die eine bei de», Reichstage, die andere bei dem Landtage eiiizubringcn, und e» einpsiehlt sich vielleicht sogar, beide Körper gleichzeitig darüber berathe» zu lasten, um de» Eiuklang zu erhalle». Dringlich sind beide gleichermaßen.- » » » * AuS Petersburg, 19. April, wird n»S geschrieben: Nachdem die deutsche „ RigaschcZeitnng " von der Reicks- regierung unterdrückt worden ist, scheint e« daraus abgesehen zu sein, in den Ostseeprovinzcn die russische Presse z» fördern. In Rcvai erschien nämlich die erste Nummer einer russischen täglich erscheinende» Zeiliing „Gorovskoj Iislvk (Tage blatt) und wurde dieselbe von der hiesigen nattonalriissische» Presse mit Eiilbusiasmus begrüßt. Man glaubt, daß die R- aierung das Blatt nölhigensallS finanziell unterstützen wird. — D:e Gefahr der E»ischlcpv»»g der Eholera a»S Persien scheint vorüber zu sein, öa da» Ministerium de» Inner» die Aus hebung dcr Quarantäne an der persischen Grenze bekannt macht. * Iobn Lemoinne beschäftigt sich im Pariser „Matin" mit dem Ebrgeize (!) Preußen», eine Seemacht zn werden, welche» schon der Große Kurfürst kegte »>>v jetzt in Kaiser Wilhelm II stärker al» je zuvor anslebt. „Herr v. Bismarck", schreib» der Akademiker, „welcher der An sicht war, das neue Deutsche Reich zusamnienzuhalteli sei schon ein genügendes Stück Arbeit, war nicht sehr wann für die coloniale Ausdehnung eingenommen. . . . Jetzt, da er verschwunden ist, scheint dcr Uaiicr schon ei» ganzes Programm von llnlcrnchnningeii zur See zn besitzen.... Die Engländer sind darüber und daß die Teulschcn mit Hilfe Emin Paschas ihre Jnlcreffen-Lphärc i» Asrtka
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