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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-11
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1891
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Nkdaclion und LrpeLitisn Johanncsgasse 8. Sprechstunden drr Nrd«rti«ll «onnittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. URr dte NLSß«de eiv-esandttr Manuskripte «»cht sich v»r Redaclio» nicht verduchUch. Annahme her für »te nächsts«l«en»e Nummer bestimmte» Inserate an Wachrntaac» bis 3 Uhr NachmItags, an Lann- uii» Aesttaar» srül, btt «Ihr. 3n den Filialen für Zns.-^u»al>,nr: vtt, »lemm » Sartim. <«lfre» Hahn), Universilälsstraße 1, L«ui« Lösche» Kathnrineustr. 14, pan. und Königsplatz 7, nur bis ',,3 llhr. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4'/, Mk. in Alt-Leivzig, incl. Brinqerlokn 5 Mk., durch dl« Pos! bezogen Mk. Eincelne Nra. 20 Ps. Belegexemplar 10 P'. Gebühre» sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbelörderung 60 MH, w»t Postbesürderuag 70 Mk. Intrralr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Säirisien laut uns. Preisverzeichnis. Labellarijcher u.Ziffernsatz nach höher» Tartk. Krclamrn unter dem RedactionSstrich dle4aespalt Zeile SOPf., vor den Famil iennachrichtea die 6gespaliene Zeile 40 Pf. Jnierare sind siet« an die t«ppe«tti»N za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeranä« oder durch Post nachnahme. ^ 192. Sonnabend den 11. Juli 1891. Zur gefälligen Beachtung. Unsere (Lcpedition ist morgen Sonntag, den 12. Juli, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. IhXpeültlon <1es I.eip/iKler Amtliche Bekanntmachnngell. Lekauntmachung. In Erfüllung des von vielen Marktverkäufe!» an uns gerichleten Ersuchen« haben wir unter Abänderung de« tz. 8, Abs. 2 der Markt ordnung sür die Stadt Leipzig vom 22. April dieses Jahres be schlossen, die für die Markthalle festgesetzte Mittagspause, vom S«u«abe»v, de» 1t. d. M. einschließlich ab auszuhebru und dasür die Marktzeit dahin sesizusctzeii, daß die Halle vo» dem genannten Tage ab für das Publicum vom Beginn des Marktes, welcher derselbe bleibt, ununterbrochen bis Nachmittags 5 Uhr, am Sonnabend und an den Tagen vor Feiertagen bis Abends 8 Uhr geöffnet ist. Die in der Marktordnung anderweit, insbesondere in 8§. 13, 14 gegebenen Vorschriften belr. Räumung der Halle während der Mittagspause und nach Schluß des Markte«, sowie über die Eni- sernung de« Fuhrwerke«. gelte» nunmehr mit Beziehung aus die oben neu festgesetzten Fristen. Leipzig, am S. Juti 1891. Der Math der Stadt Leipzig. Or. Georgs. Lindner. Bekanntmachung. ES wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in Gemäßheit von tz. 1 Abs. 1 der Marktordnung von und mit Sonn abend, den 11. d. M., ein Theil de« Großhandelsmarkles außer in der Markthalle auch aus dein vor derselben und westlich von dem Panorama gelegenen Theil« de« Rastplatzes abgehallcn werden wird. Aus diesem Platze werden dicsenlgen Verkäufer zugelaffen werden, welche die untenbezeichiieten Obstsorten, ferner Kartoffel» und Gurken im Großhandel zu Markte bringen. Wir haben jedoch unsere Marklhallen-Inspection ermächtigt, für den Fall unabweislichen Be dürfnisses auch den Gemüsehändlern, sofern sie Großhändler sind, daselbst Stände anzuwcisen. Die Stände auf diesem freien Platze werden lediglich als Tages- stände vergeben und zwar ist dasür dieselbe Gebühr wie sür die Stände gleicher Gruppe in der Markthalle zu entrichten. Die Monatsabonncnte» von Großhandelssläiiden in der Markt halle können auch Stände aus dem Rotzplatzc erhalten; sür sie tritt in diesem Falle ein« Ermäßigung der Gebühren auf 10 pro Quadratmeter eia. Für die aus den Ständen vor der Markthalle zum Verkaufe kommenden Maaren haben wir folgende Mindestmengen festgesetzt: sür Kartoffeln Aepsei.... Birnen . . . Pflaumen . . Kirschen . . . Stachelbeeren . Johannisbeere». Weintrauben . Pfirsich« . . . Aprikosen . . Heidelbeeren. . Preistelbeereu . Gurken 1 Sack oder 50 icx-, Körbt von 25 Liier, Körb« von 20 Liter, Ortginalkörbe, 25 Liter oder korbweis«, 1 Schock. Für den Fall, daß Gemüsehändler aus den freien Platz Wiesen werden, gelten folgend« Mindestmengen: Blumenkohl Mandel, Grüne Bohnen ...... 25 Liter, Wachsbohaen 5 Echote» 25 Kohlrabi Gurken zu Pfeffergurken Wirsingkohl Rmhkohl Weißkohl Spinat 1 Schock, 5 Liter, 1 Mandel, 1 1 - 1 Viertel korbweis«, Sellerie 1 Mandel, 1 Bund — 1 Schock. „ Mandel, 1 1 - 1 Schock, 1 Mandel, 1 Bund — 5 Liter, 50 iczx. 1 Schock. Bekanntmachung. Unter Verweisung aus unsere gestrige Bekanntmachung, die Ein- richlung eines beschränk,ei: Großhaiiteisuiallics aus den: Roßplatze und die Fesiictzung von Mindestmengen sür denselben belr., briugc» wir im Nachslebcndcn die Mlndcstmengcn zur öffentlichen Kennlniß, welche wir sür den Großhandel iuucrtzalb der Markthalle fest, gesetzt haben: vteinnse. »er- 1 Schock, Blumenkohl 4 große oder 8 kleine Köpfe, Erste Malta-Kartoffeln . . 5 1, Grüne Zwiebeln .... 1 Bund -- Kohlrabi V, Schoch Möhren 4 Bund, Schoten 10 I, Bohnen 10 l, Salat 1 Schoch Gurken, ersten Kasten- . . 8 Stück, Gurken, Land- 1 Schock, Retiige 16 Bund oder 16 Stück, Rosenkohl 5 1, Zwiebeln, Perl- .... 51, - getrocknete. . . 25 I, Meerrcttig 4 Stangen. Obst. Kirschen, Pflaumen, Acpsel, Birnen in Originalkörbcn, Erdbeeren 3 l, Stachel- oder Johannisbeeren 5 l, Pfirsiche oder Aprikosen l Mandel, Apfelsinen 25 Stück, Ciironen 25 - Nüsse, grüne, in Originalkörben, do. getrocknete Kranzseigcn Datteln, Prunellen oder Kochfeigen . . JohanniSbrod Backobst Pflaumenmus Fischwaaren, geräucherte, in Originaikisten oder -Körben. Diese Mindestmengen gelten indessen nur sür den Verkauf zwischen den wrotztzändlern «ud den ffonsuuieiitcn. und es ist den elfteren bis aus Weiteres unbenommen, an Wiedervcrkäufer, wie Standiuhaber, Hausirer, Gewölbehändler u. s. w. auch kleinere Mengen abzugeben. Für dringliche und genügend begründete Fälle haben wir untere Marklhallen-Inspection ermächtigt, den Großhändlern auch die Ver abfolgung von kleineren Mengen, als sie vorstehend angegeben sind, > an die Consumenten zu gestatten. Zuwiderhandlungen gegen die obigen Bestimmungen werden von uns mit der Entziehung des Verkaussstandes geahndet werden. Leipzig, am lO. Juli 1891. Ter Rath Scr Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Liuduer. 2', lex. 1 Kranz, 1 icx, 1 ^8, 2',. lc«. 1 kx, Bekanntmachung. Bei unserem Stadtorchester, welches den Dienst in Stadttheater, Kirche und Gewandhaus. Concert zu versehen hat, soll zum 1. Oktober d. ). Li« mit Auspruch aus Pensionsberechtigung ver sehene Stelle des I. vrllistcn mit dem Jahresgehalt von 2516 .«i (1898 >l vom Theater, 320 vom Gewandhaus-Concert und 298 ^>l von der Kirche) anderweit besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche sich einem Probespiel zu unterziehen baden, wollen ihre Gesuch« mit einem kurzen Lebeotiauf und ihren Zeugnissen bis spätestens zum 15. August d. I. bei nnS einrcichen. Die Anstellung erfolgt zunächst aus ein Probejahr gegen halb- lähriiche Kündigung beiderseits: nachdem das erste« in befriedigender Weise zurückgelegt worden, tritt feste Anstellung, sowie die seiner Zeit besonders »achzusuchend« Aufnahme unter die Mitglieder des LrcheslerpeasionSsonds ein. Leipzig, den 6. Juli 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi, Oberbürgermeister. Wilisch, Aff Möhren Meerrettig Petersilie-Wurzel.... Porree Radischeu und Retiige . . Weiße und schwarze Retiige Zwiebeln, grüne .... - Perl .... » getrocknet« . . Die Anfahrt der Wagen zum Marllvlatze hat vom Königsplatze! her zu erfolgen, so daß i>c bei der Ausstellung mit der Borderseiie nach dem Panorama gerichtet sind und in vieler Richtung nach der Promenade zu wieder adsahren können. Bei der Anfahrt, Aus stellung und Abfahrt ist den Weisungen der Marktdallenbeamlc» nachzugehen. Die Anfahrt aus dem Platze darf nicht vor drei Uhr Morgens! ersoigen. Für den Marklverkehr aus dem freien Platze gelten dir sür die Markthalle bestimmten Marktzeiten: nach Schluß des I Markte« haben die Wogen wieder abzusahren. Im Uebrigen finde» die Bestimmungen unserer Marktordnung auch aus den Markt aus dem freien Platze sinngemäße Anwendung. , Leipzig, am 9. Juli 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lindner. GliKverpachtung. Die diesjährige Lbstnutzung (Aepsei, Birnen und Pflaumen) an den ffscalischen Straßen de« Bouverwailerkibezirkr Leipzig soll Lien«»«,. den 14. diese« Maoat«. vorm l« Uhr t» Saale de« hiessgen Schuh,uachrrtnnungShause« Schloszgafsr Nr. I« Meistbietend gegen sofortige vaarzahlung und unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Die in Frage kommenden Straßenabiheilungen bez. Unterabthei- lungen, ingleichen die Anzahl der darauf anstehenden Bäume sind vor dem Termine aus in den Händen der Herren Amlsstraßenmeister und drr Siraßenwärter des Bezirk« befindlichen Verzeichnissen zu ersehen. Leipzig, am 2. Juli 1891. Königlich» Strotzen- Königliche vau»er»alterei- »» AtaGerbantuipertto». Anna Meta Temmler aus Leipzig hat hier angezeigt, daß sie I ihr unterm 28. August 1890 von uns ausgestelltes Dienstbuch am 15. vor. Mts. in hiesiger Stadt verloren habe. Das Buch ist im Ausfindungssalle an uns abzuliefern. Leipzig, den 6. Juli 1891. La« Poltzetamt drr Stadt Leipzig. In Slellvertrelung: IV. 3763. vr. Schmtd. M. Rußland und die Erueuerung des Dreibundes Bisher hat die russische Presse tiefes Schweigen über die Erneuerung de« Dreibundes beobachtet, nur eine ganz ver einzelle Stimme änßerle sich dahin, daß Rußland dazu Stellung nehmen muffe — die „Nowoie Wremja". Heute liegt ein St. Petersburger Brief der „Politischen Correspon- denz" vor, welcher die Erneuerung des Dreibundes mit Rück sicht ans die veränderte Stellung Englands beleuchtet, und zu dem Schluß gelangt, daß der so verstärkte Bund in dem «leigenden Bewußtsein seiner Stärke sich zu politischen Schritten hinreißcn lassen könnte, die ebne den Hinzutritt Englands vielleicht vermieden worden wären. Dem gegenüber sei der engere Ancinandcrschluß Rußlands und Frankreichs eine Noch Wendigkeit. An dieser Kundgebung ist nur die Begründung des in Aussicht gestellten russisch-französischen Bündnisse- merkwürdig und zugleich echt russisch. Die Macht, welche durch ibr schroffes Auftreten in drr bulgarischen Frage die politische Lage EuropaS >'o sehr verschlimmert bat, welche ganz offen an Oesterreich- Ungarn die Forderung gestellt bat, daß e- Bosnien und die Herzegowina räume, welche Deutschland für den unzureichen den Erfolg deS Krieges von 1877/78 verantwortlich gemacht bat, die in einer Weise zum Kriege rüstete, als ob eS seine Existenz zu vertbeidigen hätte, dieselbe Macht lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit aus d.c Möglichkeit, daß sich der Dreibund zu politischen Schritten könnte hiareißen lassen. Leider sagt der Verfasser de« Briefe- nicht, welche Schritte da- sein könnten, daS wäre aber ganz unerläßlich, wenn man den Briesschreiber ernst nebmen soll. Die Kreise, welchen die »Politische Corresponbenz" als Sprach rohr dient, wissen ganz genau, daß der Dreibund mit größter Sorgfalt alle- vermeidet, wa» Rußland einen Borwand zum Kriege bieten konnte, daß also nicht die mindeste Absicht besteht, den Prinzen Ferdinand von Coburg al« Fürsten voa Bulgarie» aazuerkraaeu, daß ebenso wenig Neigung vorbanden ist, die Bereinigung Bulgarien« mit Ostrumelien cndgiltig zu regeln, daß überhaupt tcr k-tatun qm» aus der Battanhalbinscl von keiner Seite in Frage gestellt wird. DaS ind die Schritte, welche die „Politische Eorrespondcnz" meint, ohne sie näher zu bezeichnen, im Uebrigen kann tcr Dreibund nur den Zweck haben, eine etwaige Veränderung des «tutu« gn» durch Rußland auf der Balkanbalbinscl oder durch Frankreich an den Küsten deö Mittelincercs zu Verbindern, abgesehen von einem Rachekricgc Frankreichs gegen Deutschland zur Wiedcrerwcrbung vo» Elsaß-Lothringen. Die Bedeutung der russischen Kundgebung liegt aber weniger in der Verdächtigung der Absichten deö Dreibundes als in dem Bekenntnis;, daß die von Rußland und Frank reich aufgeworfenen Fragen europäischer Natur sind und des halb eine Stelluilgnahine der Mächte für oder wider noth- wendig machen. Der Briesschreiber der „Politischen Corrc- ponbenz" findet, das; durch die Stellungnahme England« zu Gunsten deS Dreibundes das Gleichgewicht, welches zwischen den verbündeten Staaten einerseits und Rußland nebst Frank reich andererseits bestand, zu Ungunstcn dieser beiden Mächte aufgehoben worden sei. DaS ist ein scbr wichtiges Zngeständ- niß, denn cü besagt, daß die Interessen de« Dreibundes nnd Englands mit denen Rußlands und Frankreichs nicht vereinbar ind. Rußland hat niemals ein Hehl daraus gemacht, das; es die Schutzberrschaft über Bulgarien anstrebt, daß cS überbaupt die Entscheidung über alle die Balkanbalbinscl betreffenden Angelegenheiten beansprucht nnd jeder Schulknabc weiß, daß Frankreich sich auf einen Krieg zur Wiedererlangung dessen vorbereitet, was e- im Iabre 1870 verloren bat. Diese Ansprüche Rußlands und Frankreich« aus der einen Seite und das Festhalten deS Dreibundes an den Verträgen, welche am 13. Juli 1878 in Berlin und am lO. Mai 187l in Frankfurt a M. geschloffen wurden, ans der anderen stellt die „Politische Corrcspondenz" einander gegenüber und findet, daß darauf das europäische Gleichgewicht beruht. DaS ist aber ein merkwürdiges Gleichgewicht, welches eingestandener maßen nur daraus bericht, daß der auf Störung des Friedens bedrohte Tbeil Europas nur durch die mililairische Macht der Gegenseite an der Ausführung seiner gewaltthätigen Ab sichten verhindert wird. In dem Briese der „Politischen Corrcspondenz" wird ge sagt, daß England die Beipflichtung übernommen zu babcn scheint, »m Falle eines Krieges gegen Frankreich die Küste Italien- zu schützen und es sei scbr wahrscheinlich, daß Eng land auch den gleichen Schutz für die Küste Deutschlands übernommen habe. Daraus werde aber der Dreibund zu einem Vicrbunde, und diese neue Lage nöthigc Rußland zum Abschluß eines Bündnisses mit Frankreich. DaS ist kenn doch eine sebr eigentbümlicke Schlußfolgerung. Was in aller Welt kümmert e» denn Rußland, wenn England zur Aufrechtbaltuna des Status <zur> im Mittclniecr die Italienische Küste schützt ? WaS kann ferner Rußland dagegen einwenden, wenn Eng land dieselbe Hilfsleistung an der deutschen Küste gegenüber Angriffen zur Sec übernimmt? Hat Rußland vielleicht ein Interesse daran, da» Gleichgewicht im Mittclniecr zu stören? Oder ist es Rußland darum zu tbun, einen Angriff gegen die deutsche Küsle zu richten? Kanu man sich ein rückbalt loseres Eingeständnis; böser Absichten denken, als eS in der Schlußfolgerung de« Briefstellers der „Politischen Correspon denz" enthalten ist? Wenn Rußland damit einverstanden ist, daß die beutigen Machtverbältniffe Europa« erkalten werden sollen und daß keine Veränderung der Karte unseres WelttbcilcS eintritt, wozu sind dann die Vorkehrungen gegen einen Bunt, der ganz unzweiselbaft nur den Zweck hat, den Frieden zu er kalten? Wir versprechen un« von der Mitwirkung Englands an den Zwecken de« Dreibünde« im entscheidenden Augen blick nur wenig, aber wenn eS wahr ist, daß England Italien gegenüber bestimmte Verpflichtungen übernommen Kat, so ist da« schon eine sehr wertkvollc Bürgschaft sür die Erhaltung des Frieden-. Wir erseben andererseits ans der balbamt licken russischen tkundgebung in der „Politischen Correspon denz", daß die deutsche Regierung sebr wohl daran gctban hat, sich mit England in nähere Bczicbungen zu setzen. Deutschland batte die Wahl zwischen Rußland und Eng land, eS verschmähte aber diesen Standpunkt, sondern verfolgte die feste Absicht, mit Rußland und England gleicherweise gute Beziehungen zu pflegen. DaS war gewiß daS Nichtige und würde da« angestrcbte Ziel erreicht haben, wen» Ruß land friedliche Absichten hegte. Da baS offenbar nicht der Fall ist und Deutschland sich nicht bcrbeilasscn kann, das Bündniß mit Oesterreich - Ungarn Rußland zu Liebe aus »»geben, so blieb nur übrig, denjenigen Anschluß an England zu suchen, der nach der Lage der Verhältnisse möglich war. Deutschlands Verkebr mit England bat niemals den Zweck gehabt, gute Beziehungen mit Ruß land zu stören, er war in dem Sinne gemeint wie die gesammte auswärtige Politik Deutschlands zu verstehen ist, die Friedensbürgschaften zu erhöhen. Wenn Rußland sich dadurch verletzt fühlt, so ist daraus nur zu ent nebmen, daß Rußland entgegengesetzte Ziele verfolgt, und dcSbalb ist cs gewiß kein politischer Fehler, eine Freundschaft zu pflegen und zn verstärken, die zwar keine besondere Vor theile verbeißt, aber immerhin Deutschland vor Zumutbungcn wabrt, welche ibm von Rußland gestellt werten ohne jede Aussicht auf ihre Verwirklichung. Rußlands Empfindlichkeit in Bezug auf England läßt nur erkennen, wie groß seine Hin neigung zu Frankreich ist, und bei solcher Sachlage kan» cS für Deutschland nicht zweifelhaft sein, auf welcher Seile seine Interessen besser gewahrt sind. * Leipzig, U. Juli. * Don dem Grneralfeldmarschall Grasen von Moltk ist noch unmittelbar vor seinem Tode ein wichtige- Gut achten über die Befestigung der Insel Helgoland erstattet worden. Auf Grund diese- Gutachten- sind die Pläne sür die vorzunebmenden Arbeiten so wesentlich rin geschränkt worden, daß deren Kosten nunmehr auf nicht ganz den dritten Tbeil der ursprünglich veranschlagten Summe sich stellen. Voraussichtlich wird ein Betrag von ungcsäbr 6 Millionen Mark zur Ausführung der Bauten au-reichen * Bon verschiedenen Seiten wird bestätigt, daß unter den zur wirthschastlichen Hebung der östlichen preußischen Pro vinzen in Aussicht genommenen Maßregeln die Aufbebun de« Identitätsnachweise« m Getreidehandrl sich befind«. B»rau«stchtlich wird der Reich«lag bereit« im Herbst 85. Jahrgang. vor diese Frage gestellt werden. Er bat biöbcr noch nie Gelegenheit gehabt, über den sachlichen Inhalt dieses Antrags abznsiimnien, wenn auch verschiedentlich schon Berhandlungcn darüber stattgeinnkcn haben, die zu einem starken Auseinander- gehen tcr Ansichten innerhalb der Parteien führten und von der Gegensätzlichkeit der landschaftlichen Interessen in dieser Frage zeugten. Es ist indessen kaum zweifelhaft, daß, wenn die Regierung ernstlich ibr Gewicht in die Waagschale legt, der Vorschlag eine Mehrheit im Reichstag finden wird. * Tie „Hamburger Nachrichten" äußern sich zu dem Auftreten des socialdemokratischen Abgeordneten v. Vollmar in folgender Weise: Im heutigen Mvrgenblatt ist ei» Artikel der „Nat.-Ztg." mit- gctbeilt worden, worin aus Grund von Publikationen der social- dcinvkratischen „Münchener Post" Gewicht daraus gelegt wird, daß die Ansichten des Herr» v. Vollmar über die Stellung der Social- demokralie zu Frage» der europäischen Politik von den übrigen Führern der Partei schon in srühere» Veden z»m Ausdruck gebracht eien. Wenn wir die Tendenz der Publikation in der „Ral.-Ztg." recht verstehen, so ist sie weniger daraus aerichtet, zu beweisen, daß v. Vollmar mit seine» Ansichlen in der locialdemotraiischen Partei nicht allein stehe, alS daraus, den Eindruck zu erwecken, daß die Svcialdemvkralie im Grunde ihres Herzens wirklich uational- patrioiisch sei und folglich früher schlecht behandelt worden sei. Wir begreifen, woraus es die „Nal.-Zeilung" nl>gesehen hat, aber wir müssen daran sesihaltcn, daß es em verhaiignißvoller Fehler wäre, die Versicherurgen Volluiar's und der übrigen socialdeinv- kcalische» Führer als eiwaS andere- auszusasseu, denn alS taktische Manöver, die lediglich dazu besliminl sind, diejenigen Kreise der Bevölkerung für die Socialdemokraiie günstig zu stimmen, welche sich vor Allem durch deren unpalriotische Haltung abgesloßen fühlen. Einen andere» Zweck haben diese Deklamationen nicht und können ihn nicht haben, weil dies gegen da» Wesen der Socialdemo- kratie und die Bedingungen ihres Daseins verstoßen würde. Die Socialdemokraiie wird immer revolunouair und international i» einem Maße bleibe» müssen, welche» in ihr keinen Raum sür naliouale, patriotische Anschauungen läßt, oder sie wird aushören zu exisliren. Jeder Sociaidemvkral ist Feind der bestehende» Staats- ii,id Gesellschaslsordnuiig und folglich auch der Politik, welche die bestehenden Zustände diplomatisch und militainsch sichern will. Es gehört eine kindliche Selbsttäuschung oder Schlimmeres dazu, diese eiusache Logik zu leugnen, und den aus Dupicung berechneten Be- chwichligungsphrase» der socialdemokratischen Führer — mögen sie Bvllinar oder Bebel heißen und mit venheillen Rollen für, oder in persönlicher Rivalität gegeneinander wirken — Las geringste Gewicht bcizulegcn. * In dem durch den Tod de« Abgeordneten v. Scklicckmann erledigten Reichs tags Wahlkreise Tilsit bat der national- liberale Verein in Tilsit Herrn SlaalSminister a. D. Hob- reckt als Cantidalen ausgestellt. Cantidat der Dculsckfrei- inniaen ist Herr v. Reibnitz, der Evnservaliven Gutsbesitzer Weiß; außerdem sind noch ein socialdeinokratlschcr und ein Albanischer Candidat ausgestellt. Bei den vorigen Wahlen legten die Conscrvativcu mit 10 678 gegen 8962 deutschsrei- sinnigc Stimmen. * Nack dem Erlaß de« InvaliditätS- und deS Arbeiter- schutzgesctzcS wird man Wohl allerseits in gewerblichen Kreisen, bei Arbeitgebern und Arbeitern, wie überhaupt bei allen von diesen Gesetzen Betroffenen daS Bcdürfniß einer längeren Ruhepause in der socialpolitischen Gesetzgebung empsinden. Bis zu einem gewissen Grade kann kiese (ffesetz- aebung jetzt als abgeschlossen gelten, womit freilich nicht ge sagt sein soll, daß nicht die fortschreitende Entwickelung wieder neue Bedürfnisse erzeuge. Aber große neue Gesetze auf diesem Gebiet werden wir für die nächste Zukunft nicht z» erwarten haben und sie sind auch nicht zn wünsche». Durch die Unfall-, Kranken- und Jnvalidi- tätSversorgung sind die Arbeiter jetzt gegen die äußersten wirthschastlichen Notblagcn sicher gestellt, durch die neue Schuygcsetzgebnng sind alle berechtigte» und durchführ baren Anjorderungen erfüllt, welche erweiterte Bürgschaften gegen eine übermäßige Ausbeutung der Arbeitskraft, nament lich der schwächeren Elemente, verlangten. In gewissem Sinn ist die „kaiserliche Botschaft" jetzt auSgcsübrt. Diese in alle gewerblichen Verhältnisse tief eingreifende Gesetzgebung erfordert naturgemäß eine längere Zeit der Einlcbung »nd Eingewöhnung; sie hat unserer Industrie obne Zweifel schwere Opfer auferlegt, die mit der Zeit verwunden werden müssen. Unsere Industrie bat die Lasten mit anerkennenSwertber Willig keit in der Hoffnung auf dir versöhnende Wirkung auf die Arbciterwclt auf sich genommen und man darf auch zuver sichtlich erwarten, bas; sie nicht vergeblich übernommen sein werken. Eine fast widerwillig« Anerkennung der Wobltbatcn der Socialgcsetzgebung der letzten Iabre zieht sich selbst durch die socialdeinvkratische Agitation bintnrch. Die Anfangs auch in anderen Kreisen weitverbreitete Abneigung gegen die In- validitätsvcrsicherung mit ihren vielfachen Unklarheiten und Belästigungen beginnt mehr und mehr zu schwinden; die Ausführung deS Gesetzes ist, nachdem einmal die ersten Schwierigkeiten überwunden waren, ziemlich glatt von Statten gegangen. Aber bei alledem ist doch der Wunsch gerechtfertigt, daß jetzt eine längcreZcit gewissermaßen zur Verdauung gewährt wird. DaS hat auch der jüngste nationalliberalc Dclcgirtcntag anerkannt, indem er in seinen Resolutionen u. A. ausdrücklich eine Ruhepause in der socialpolitischen Gesetzgebung verlangte. Dadurch soll e« aber keineswegs ausgeschlossen sein, daß »n Einzelnen Verbesserungen nnd Ergänzungen vorgenoinmcn werken, wo sie sich in der praktischen Anwendung als wünschcnS- werth Herausstellen. So liegt dem Reichstag dckanntlich eine umfangreiche Revision des KrankeucasscngcsetzeS vor und auch bei anderen Gesetzen werden Abänderungen und Ergänzungen nicht zu vermeiden sein. Ta« hindert aber nicht, daß dem Rubebcdürsniß aus diesem Gebiet in nächster Zeit so viel wie möglich Rechnung getragen wird. Wir stimmen ganz mit der von der „Nationallibrralen Eorrcsponden^" in Vor stehendem anSgesprochkiicn Betonung de« RubebedürsnisseS auf dem Gebiet der socialistischcn Gesetzgebung überein und wollen im Uebrigen wünschen, daß die darau geknüpften Hoffnungen aus die Wirkungen des InvaliditätS- und des Arbeilerschutz- gesctze« in Erfüllung geben. * WaS über die Vorbereitungen für die nächste preu ßische Landtagssession in den Zeitungen berichtet wirk, beruht gegenwärtig noch vorzugsweise aut Vermuthung und Eombination. Es steht nur fest, daß in fast allen Refforts, namentlich im Finanzministerium, im Ministerium de- Innern und im EuItuSministcrium, eine sebr rege Tbätigkeit herrscht, um die in Aussicht gestellten weiteren gesetzgeberischen Vor lagen energisch zu fördern. Die Minister öabcn zu diesem Zweck auf Urlaub ganz verzichtet oder ibn auf da« uner läßlichste Maß beschränkt. Es läßt sich indessen nock nicht übersehen, inwieweit die Vorarbeiten bereit« in der nächsten Srssioo den Landtag al« Grjetzeutwiirsr werd«r> d«schäst,geu
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