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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910915021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-15
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Ein ExpeditionScorpS unter Führung de« Premier-Lieutenanl- v. Zelewski, der zur Züchtigung der räuberischen Wabeke von Kilwa in da« Innere auSgcsandl worden war, ist vollständig vernichtet worden. Es liegt darüber folgende amtliche Meldung vor: Berlin, 13. September. Nachdem dem Auswärtigen Amte nur eine kurze von schweren Verlusten bei der Expedition Zelewski in Ostafrlka sprechende Depesche zugegangen war, ist heute die Mel- düng ebenda eingetrossen, daß jene Expedition am 17. August, Morgen«, in Uheda südlich vom Ruhaha.Fiuße von Wahehr über fallen und zersprengt ist. Vermißt werden: Osficiere Zelew-ki, Zitzewitz, Pirch, vr. Buschow, Unierosficier« tzerrich I, Tiderwitz, Schmidt, Henzrlhaupt, Hemperich. Wohlbehalten sind Osficiere Tettenborn, Heydebrcck, Nnlerofficiere Kay und Wutzer. Ein Extrablatt des „Berliner Tageblattes" vom gestrigen Tage meldet noch, daß zehn Osficiere und 300 Schwarze gefallen seien. Fünf Weiße würde» vermißt. Ferner seien drei Kanonen und viele Waffen verloren gegangen. Die Wahebe haben ihren Sitz im südlichen Tbeile Deutsch- Ostafrika«, und »war in dem GebirgSlande zwischen dem Ruhaha- (oder Rueda-) und dem Uulangaflusse, die beide Nebenflüsse de« Nufidji sind, der gegenüber der Insel Mafia in den Indischen Ocean wündet. Die Wahehe sind ebenso räuberisch und kriegerisch wie die Massai« und die mit ihnen stammverwandten Waganda im nördlichen Tbeile unsere« oslafrikanischen Schutzgebiete«. Doch sind sie gefährlicher al« die letzteren Stämme, weil sie — vermuthlich durch portu giesische Händler von Mozambique au« — mit guten Schießwaffen und reichlicher Munition versehen sind. Die Wahehe hatten wiederholt Einfälle in Usagara unter nommen und die südliche» Karawanenstraßen bedroht. E« wurde deshalb bereit« zu Anfang diese« Jahre«, im Monat Februar, der Ehes Ramsay zur Bestrafung des räuberischen Stamme« auSgeschickt. Ramsay gelang e« damal«, eine fried liche Lösung herbeizuführen. Die Wahehe boten ihm zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit ein Geschenk von 60 Stück Rind vieh dar und versprachen, allen gestellten Forderungen (Rückgabe der geraubten Menschen und Entschädigung der Wasagara) nachzukommeu. Als Sicherheit für die Ein haltung dieser Versprechungen schloffen sich 450 Wahehe mit viel Elfenbein und Vieh dem Chef Ramsay an. Trotzdem hielten die Wahehe nicht lange Ruhe. Sie nahmen die Raub züge in die benachbarten Gebiete sogar in verstärktem Maße wie früher auf, so daß man deutscherseits beschloß, energisch gegen sie cinzuschreiten. Zu diesem Zwecke sollte Lieutenant Schmidt II. von Bagamoyo au« die Räuber im Norden fassen, während Premicrlieutenant v. Zelewski, Commandeur der deutsch-ostafrikanischen Schutztruppr, von Kilwa au« gegen sie Vordringen sollte. Lieutenant Sckmidt soll inzwischen von seinem Zuge ohne Resultat zurückgekommen sein. Di« Vernichtung de« Zelewski'schen Corp« ist vermuthlich durch die äußerst ungünstigen Tcrraiuvcrhältnifse herbcigeführt worden. Da« Gebiet, welche« die Wabehe bewohnen, ist ge- birgm und waldreich. Es war deshalb den ihren Gegnern an Stärke weit überlegenen Wabehe ein Leichtes, das Ex- pcditionScorpS, das in seinen Bewegungen sehr bebindert war und sich vermuthlich in einzelne Trupps hatte.auflösen müssen, zu umzingeln oder in einen Hinterhalt zu locken. Bei der sie dem verheerenden Feuer und dem Ansturm der Gegner. DaS kaiserliche Gouvernement in Dar-es-Salaam wird aus dieser Katastrophe zweifellos die Lehre ziehen, daß Einzel züge gegen kriegerische Stämme in unwegsamen Gebieten besser zu unterlassen sind. Wenn sie auch nicht so unglücklich enden, wie die Zelewskische Expedition, so werden im besten Falle nur vorübergebende Erfolge durch sie erzielt. Unbedingt nothwendig ist ein systematisches Vorgehen. Es müssen die Erpcditionen gewissermaßen schrittweise in die Wälder und Büsche Vordringen, passirbare Wege schaffen und Stationen anlcacn, an denen sie einen Stützpunkt haben und durch die der Verkehr mit der Küste vermittelt wird. Sodann muß man aus Mittel und Wege sinnen, dem Handel mit Waffen und Munition an der Südgrenze unseres Schutzgebietes ein Ende zu bereiten. Wa« den vermuthlich gefallenen Führer des Expedition« corps, Premicrlieutenant v. Zelewski, anbetrifft, so war der selbe einer der tüchtigsten Osficiere unserer ostafrikanischen Sckutztruppe. Geboren am 13. März 1854 zu Borrrck in Wcstpreußen, wurde er 1874 Secondelieutenant. Bon 1883 bis 1885 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin. Zum Premicrlieutenant befördert, nahm er Urlaub zum Eintritt in die Dienste der Deutsch-Ostafrikanischcn Gesellschaft. Al« der Ausstand in Ostafrika im Jahre 1888 ausbrach, war er Chef derStation Pangani, wo er durch den General de- SultanS von Zanzibar, Matthews, nur mit knapper Noth entsetzt wurde. Ende 1889 erhielt er den nachaesuchten Abschied aus der Armee behufs Eintritt» in die Wchmann-Truppc, bei welcher er sowohl im inneren Dienst, al« auch al« Führer von Ex- Petitionen »ut Auszeichnung thätig war. Bei Umwandlung der Wißmann-Truppr in eine kaiserliche Schutztruppe am 1. April 189l wurde er zum Eommandeur derselben ernannt. Lieutenant von Zitzewitz gehörte zur 5. Compagnie der Schutz truppe, Vr. Buschow war Arzt bei derselben. * Die „Berliner Polit. Nachr." begleite« die Un- glückskunde mit folgenden Bemerkungen: Wie wir hören, sind an amtlicher Stelle eingehendere Mitthei- lungen über das Mißgeschick der deutschen Schutztruppr in Ostasrika bis zur Stunde nicht eingetroffen, können auch der Natur der Sache nach noch nicht erwartet werden. Mit einem abschließenden Urtheiie über da« Geschehene, insbesondere seinen Ursachen »nd seiner Tragweite nach, wird man daher einstweilen noch zurück- haiten müssen, da ein solche« erst tm Vollbesitze de« iafor- motorischen Material« gefällt werden kann, welche« dir lieber» lebenden der Expedition dem Aulwariigen Amte zu erstatten nicht verfehlen werde». Für jetzt wird das Hauptgewicht aller Commentar« zu dem bekiagen-ivrrlhen Ereignisse aus die Er- sahruugtthatsach« gelegt werden müssen, daß Katastrophen, wie dt«, lenig«, von der «nsere Schutztruppr neuerdtug« betroffen worden, keiner coloaialea Macht erspart geblieben sind, deren mit Kühnheit und Thatkraft degabt« Vorkämpfer e« mit ihrer Ausgabe «ruft nehmen. Au« den letzten Jahren allein würde sich da« der deutsche» Schutziruppe widerfahrene Mißgeschick durch zahlreiche Beispiel« aus der Coloniaigeichichie der übrigen europäischen Staate» erläutern lasse». Wenn mithin, von dem unmittelbaren, rri» menichlichen Eindrücke de« Vorgesallenen abgesehen, di« Katastrophe der Expedition Zelewski keinen Grund zu aiarmtrenden Be sorgnissen hinsichtlich des Stande« der Dinge in Deuiichostasrlka darbittet, so versteht e« sich andererseits von selbst, daß nicht« unter- lassen werden wird, den Urhebern derselben, den Wahehe«, «ine derbe Züchtigung angedeihen zu lassen, welche sie für die Zukunft in gebührendem Vespert vor der Macht de« Deutschen Reiche« er- halten wird. Obwohl da«, wie gesagt, sich von selbst versteht, so mag hier doch noch ausdrücklich darauf bingewiesen sein, um vessi- miftisch« Anschauungen über die Zukunft der deutschrn Oslasrtka- Politik im Keime zu ersticken. * Dir „Nationalliberale Correspondenz" äußert sich über die Katastrophe wie folgt: Die Niederlage, von welcher die kaiserliche Schutz truppe in Deutichostafrika in der Expedition de« Premier- lieuienant« v. Zelewrki betroffen worden, erscheint nach den vor liegenden Berichten al« der schwerste Schlag, welchen unsere kriegerischen Uniernebinungen in jenen Landschaften jemal« er litten. Das Zelewski'jche SxpeditionScorps scheint leider nahezu ausgerieben zu sein und die Rückwirkung einer solchen Nieder, läge aus weite Strecken Afrika« ist nicht unbedenklich. In dessen >entmlithiaen darf man sich auch durch solch« bedauerliche Vorkommnisse nicht lassen. Sie sind nun einmal unvermeidlich mit einer aktiven Colonlaipolitik in einem ganz oder halb wilden Lande verbünde» und man muß sie stet» in seine Berechnungen mitaufnehmen. Unterschätzung des Gegners und allzu kühnes Vorgehen haben sich eben einmal gerächt. Kein« andere Eolonialmacht, am wenigsten di« Engländer und Franzosen, sind davon verschont geblieben, ohne daß die« ihren Unter»ehmung«geist im Mindeste» gelähmt hätte. Im Gegentheil, er zog daraus nur neue Nahrung und Anseuerung. Auch wir werden den Mißerfolg wieder autzumachen wissen. Der Reichstag hat vor Kurzem etu Gesetz angenommen, durch welche« die Trupp« de« Reich«commtssar» i» Ostafrika in eine kaiserliche Schutztruppe verwandelt wird. Da durch hat auch da« Reich di« Verpflichtung übernommen, die Schart« ahehe aus« Neue Achtung vor der deutschen Herrschaft eingeflößt werden müssen. Leipzig, 15. September. * Der Trinkspruch, welchen Se. Majestät der Kaiser Trinkspru« bei dem Festmahle de« hessischen Communal-Land- tag« am ll. d. Mt«, nach der Red« de« BicemarschallS der Althcssischen Ritterschaft, Kammerberrn von der M ausbrachtc, hatte folgenden Wortlaut: Im Nomen der Kaiserin uud in Meinem Rainen danke Ich für die freundlichen Worte und für den liebenswürdigen Empfang, der Un« zu Theil geworden ist. AuS Münchens Gefilden hergekommrn, wo Ich den bayerischen Heerbann besichtigte und vom bayerischen Volk mit tauiger Liebe und Treue ausgenommen worden bin, bin Ich jetzt hier zur Stelle, um die stahibclvehrteii Söhne des HessenlandeS einer Besichtigung zu unterziehen. Es wird wohl Niemandem von Ihnen wunderbar erscheinen, wenn Mich beim Belreten de« Tasseler Boden» eigenthümliche Ge- suhle bewegen. Wenn Ich an Meine Jugendzeit zurückdenke, von der Ich 2', glückliche Jahre hier verleben durste, jo erhebt sich in inniger Verbindung mit diesen Jugenderinnerungen vor Mir z». »ächjl das Bild Meines verewigten Herrn Vater«, in dessen Stabe e» Mir vergönnt war, den Einzug der hessischen Regimenter in Cassel tm Jahr« 1871 zu erleben. Da« war da« erst« Mal, wo Ich in Lasset gewesen bm. Der Einzug hat auf Mich einen tiefen Eindruck gemacht mit dem Jubel der Bevölkerung über die heim- kehrenden Streiter, mit dem Jubel über den wieder aaserstandenen Deutschen Kaiser und da« Deutsche Reich. Seit Meiner Schulzeit sind sünszedn Jahr« verflossen und auf jene Zeit ist nunmehr eine Zeit schwerer Verantwortung gefolgt, di« Gott der Herr aus Mein« Schultern gelegt hat. Die stille Arbeit, die Ich hier habe vollsühren können, hat Früchte gezeitigt, von denen Ich hoff«, daß sie zum Wohl« Meine« Volke« gereichen werden. Aus den Bahnen, di« Meine Vorgänger beschritteu, bin auch Ich entschlossen zu wandeln. Ebenso wie für Mein alte« Preußen schlägt Mein Herz auch für da« Hessenvolk, und Ich versichere di« Provinz Meiner Kaiserlichen Huld und Gnade. Ich spreche dabei zugleich die Hoffnung au«, daß die Provinz auch Mir in Meinem schweren Kampfe und bei Meinen schweren Arbeiten helfend und thätig zur Seite stehen möge, ebenso in der Arbeit im Innern, wie die kampfbereiten Söhne zum Schutze de« Friedens nach außen. Und so erhebe Ich denn Mein Gla« und trinke e« auf da» Wohl der Provinz und ihrer Vertreter; sie leben hoch! — hoch! — hoch! Bei dem Parade di ner am Sonnabend erhob Sich Seine Majestät der Kaiser und König zu folgendem Trink spruch: Meinen TrinkspruH auf da» Wohl de« Armeecorp« beginne Ich mit dem Ausdruck Meine» herzlichen Danke« an alle Meine er- tauchten Vettern dafür, daß sie hergekommen sind, um an der Spitz« ihrer Regimenter die Parade mttzumachen und dadurch derselben die erhöhte Weihe zu geben. Den guten Traditionen, die da« Lorp« aus den Schlachtfeldern in jedem Trcssen stet« auszuwetsen gehabt hat, folgend, wird e«, wie ich vertraue, nach wie vor in allen Vorfällen stet« zu Meiner Zufriedenheit sich bewähren im Kriege und tm Frieden. Ich erhebe da« Gla» nnd trinke auf da« Wohl de« Xl. Armee corvr und seines Lommandtrenden; sie leben hoch! und nochmal« hoch! und zum dritten Mal hoch! * Wir leben in der Zeit der Uebrrraschungrn. Heute wird von Berlin au« die Ankündigung von einem zu er wartenden Besuch de« Zaren am deutschen Kaiserbof verbreitet. So wird der „Magdeburgischen Zeitung" geschrieben: „Die Meldung, daß der Zar innerhalb weniger Tage von Kopenhagen nach Berlin zu Besuch kommen werde, haben wir, al« sie auftrat, zunächst gar nicht wiedergegeben, da eine Beglaubigung von zuverlässiger Seite fehlte. Heute sind wir in der Lage, die Nachricht wenigsten« al« eine nicht durchau« nnbegrundete bezeichnen zu können. Ucber Zeit und Ort der in« Auge gefaßten Zusammenkunft der beiden Monarchen wird man gut thun, auf sichere Angaben zu verzichten — au« be kannten Gründen, über die wir nn« veShalb nickt weiter au«- lassen. - ' - dal d , nicht, xinrerejjant wird e« irdeofaU« sein, den Eindruck, den die Ankündigung de« Besuche« in Pari- machen wird, zu beobachten. Der Kaiser dürste übrigen- erst am 20. d. M. hierher oder nach Potsdam zurückkehren." Unmittelbar aber an Vorstehende« knüpst^da« genannte Blatt salzende Mit theilung : Wie immer, wenn der russische Kaiser in Kopenhagen weilt, ist auch diesmal da- Gerücht von einem Besuche desselben am Berliner Hose nicht auSgeblteben. Wenn der Zar in Deutschland erscheinen sollte, dürfte er ebenso wie in früheren Jahren einer ehrenvollen Aufnahme gewärtig sein. Im Uebrigen wurde, nach den Erfahrungen der letzten Jahre zumal, Niemand übertriebene Erwartungen an einen solchen Besuch knüpfen wollen. Er würde nur ein Bewert dafür sein, daß an höchster Stelle auch weiter an der Möglichkeit eine« friedlichen Nebeneinander sestgehaiten wird, aber er würde die Besorgniß nicht nehmen können, daß auch hier die Gewalt der ent- 'rssclten Leidenschaften sich einmal stärker erweisen werde als dir lieblichsten Absichten. Der letzte Krieg gegen die Türkei ist wider Willen des verstorbenen Czaren begonnen. Da« Bündnis), zu dem sich jetzt Frankreich und Rußland die Hände gereicht, hat gleichfalls persönliche Antipathien de« jetzigen Czaren zu überwinden gehabt; und wer will sagen, wie lange e« dauern wird, bi« dieser neue Defensiv- bund, gestiftet zu den, offensiven Zwecke, da« aestörte Gleich- gewicht in Europa wiederherzustellen, seinen wahren Charakter offenbaren wird? Immer mächtigere Heere-massen versammelt die russische Regierung an der deutsch-österreichischen Grenze, und au« dem Westen klingt au« den Berichten über die Leistungen der französischen Armee da« „Erzbereit" de« Jahre« 1870 immer deutlicher und zuversichtlicher heraus. In einer solchen Lage können nicht Besuche, kann nur dt« Gewißheit Beruhigung verleihen, daß auf unserer Seite nichts verabsäumt ist, di« Grenzen de- Lande« icher zu stellen, und daß mit un« die Bataillone unserer tapferen Verbündeten bereit stehen, jeden feindlichen Angriff aus den Bestand der verbündeten Reiche mit Waffengewalt zurückzuweiscn. * Die Münchener „Allgemeine Zeitung" schreibt: „Als Ausdruck de« vollen gegenseitigen Verständnisses darf es be trachtet werden, daß der Herr Reichskanzler während der letzten Stunden seine« Hierseins in iuofsicieller Weise auf da« Freundschaftlichste mit den Ministern v. Crailsheim und v. Feilitzsch verkehrt. Beide Minister, sowie der CultuS- minister v. Müller gaben nebst den Mitgliedern der königlich nste preußischen Gesandtschaft dem Reichskanzler bei der um 5>, Uhr Abends erfolgten Abreise das Geleit an die Bahn. Für den Herrn Reichskanzler War von Berlin auS ein Directions- waggon zur Verfügung gestellt worden." * Der Kaiser ernannte den Großherzog von Hessen zum Generalobersten der Insautrrie. * Der deutsche Iuristrntag hat sowohl in der Ab teilung als im Plenum sich gegen den Erlaß von strafgesetz licken Bestimmungen gegen die Trunksucht ausgesprochen und nicht, wie verschiedentlich berichtet wurde, gegen ein Trunksuchtsgesetz überhaupt. Die Bedeutung des Beschlusses wird sich im vollen Umfange erst bcurtheilen lassen, wen» die Begründung desselben im Wortlaute vorlicgt. Vorläufig macht der vorliegende Bericht über die Verhandlung, so bemerken die „Bcrl. Polit. Nachr.", den Eindruck, daß sowohl die Redner als die gehaltenen Reden etwa auf dem Niveau standen, wie die Monatsversammlung des Berliner Waldeck Vereins, in welchem die jüngsten Mitglieder der Rechtsanwalt schüft gern ihr Licht leuchten lassen. Abgesehen hiervon, darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, daß eS sich in Köln um eine Versammlung von reinen Fachjuristcn handelte, bei deren Berathungen ersahrungS- und naturgemäß die socialpolitischen Erwägungen mehr in den Hintergrund treten. ES ist ja hinreichend bekannt, daß die socialpolitische Gesetzgebung, wie sie sich auf dem Fundamente der kaiserlichen Botschaft vom 17. November >881 ausbaut, gerade in den Kreisen der Fachjuristen vom wesentlich technisch-juristischen Stand puncte aus erheblichen Widerstand erfahren hat. Diese Gegnerschaft» welche das Bedürfniß des praktischen Lebens vom absolut juristischen Standpunkte nicht ausreichend zu würdigen wußte, hat gegenüber der Socialgesetzgebung de« Reichs einen Erfolg nicht zu erringen vermocht. Auch da« TrunksuchtSgrsetz ist wesentlich von socialen Motiven dictirt und bildet ein Glied indersocial politischen Gesetzgebung des Reichs. Es darf daher gehofft werden, daß wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft ein vom rein juristischen GesichtSpunctr geleiteter Widerstand gegen die socialpolitische Gesetzgebung des Reich» von Erfolg nicht begleitet sein wird. * Auf den in Paris erscheinenden „GauloiS", der in letzter Zeit lügenhafte Berichte über den Gesundheitszustand des Kaisers gebracht hat, nimmt die kaiserliche Post keine Abonnementsbestellung mehr an. * Wegen „Beschimpfung der christlichen Kirche in Folge eines im „Kladderadatsch" veröffentlichten Bilde« „Gimpelfang in Trier" ist gegen den verantwortlichen Redactcur des Blattes, Johanne« Trojan, da- Strafverfahren eingeleitet worden. Eine bessere Reclame für den „Kladdera datsch" konnte wohl kaum gemacht werden. * Die amtlichen Mittheilungen über den Versuch, den Arb eite rmanzel auf dem Gebiete der Landwirtbschaft in den östlichen Provinzen Preußens durch Gewährung der Be schäftigung russisch-polnischer Arbeiter zu beseitigen. Keruben, wie man erfährt, auf sehr sorgfältigen Erhebungen über die Wirkung der Maßregel. Diese hat nur theilweise den Ab sichten entsprochen, namentlich insofern, al« tatsächlich die sogenannte Eachsengängerei augenscheinlich abgenommrn bat. Dagegen haben sich die russisch-polnischen Bauern vielfach durchaus nicht tauglich für die übernommene Beschäftigung erwiesen. Gleichwohl ist man nicht gesonnen, die Maßregel bezüglich der Zulassung solcher fremden Arbeiter zurückzuziehen. * Bekanntlich soll die preußische Reform de« Unter- richtSwesen« sich auch auf die Töchterschulen auSdrhnen. ES wird dabei genau so verfahren werden, wie bei den bis herigen Maßnahmen für die Knabenschulen. Erhebungen, uud zwar über höhere und Volk-schul-Lchranstalten sind bereit« cingelcitet und ihre Ergebnisse werden einer Conferrnz vcn Sachverständigen unterbreitet werden. Wie c« heißt, ist in« Auge gefaßt worden, den Mädchcnsckulunterricht im Hinblick aus da- praktische Leben auf weibliche Handarbeit, Wirt schaftsführung u. s. w. au-zudehnen und dabei die Er fahrungen, welche im Auslande gemacht worden sind, zu verwerten. * Nachdem der heilige Shnod nnd die Gesellschaft de« Großen Kreuze» bereits zu Sammlungen privater Spenden für die Nothleidenden io den von der Miß ernte betroffenen Gegenden ausgefordert hat, hat sich nun mehr auch da« Ministerium de« Innern veranlaßt gesehen, eine Verfügung betreffs derjenigen Gaben zu treffen, welche den ihm unterstellten Behörden zur Ucbermitteluug an di« Notleidenden übergeben werden sollten. Gleichzeitig macht da« Ministerium bekannt, daß die Regierung 22 Millionen Rubel zur Unterstützung an die Nothleidenden angewiesen Hab« und daß die Nothleidenden mit Saatkorn zur Bestellung der Wintcrfelder versehen worden sind. Ein der Bekanntmachung beigegebenes Verzeichniß nennt 13 Gouvernements, di« von der Mißernte vollständig heimgesucht worden sind, bei 8 anderen ist di« Heimsuchung nur eine theilweise. * Am Sonntag fand iu München unter dem Vorsitz« Sr. Königs. Hoheit de« Prinz-Regenten eine StaatSrathS- Sitzung statt, in welcher die Vorlagen für den baykrischen Landtag rndgiltig festgcstellt wurden und die allerhöchste Sanction erhielten. Das Ministerium de- Aeußrrn hat, nach den „Münchner Neuesten Nackrichtcn", folgende sechs Gesetz entwürfe zur Vorlage gebracht: 1) Vermehrung dcö Fahr- materialS tür die Eiscnbabnen und die weitere Anlegung von Doppelgleisen, 2) Cenlralisirungen und Umbau aus bayerischen Bahnhöfen, 3) Umbau auf dem Babnhof Ncumarkt an der schiefen Ebene; 4) Bayerische Lokalbahnen, 5) Pfälzische Local dahnen (Garantie), 6) Umbau und Ccntralisirung auf den Pfälzischen Bahnen (Garantie). * Veranlaßt durch erneute Ausstreuungen über angeblich schlechtes Befinden des Fürsten Bi-marck, hat sich die „Pommersche ReickSpost" vorgestern telegraphisch nach Varzin gewandt und folgende Antwort erkalten: „DaS Be finden de« Fürsten ist vortrefflich; die ungünstigen Nachrichten sind erfunden." » * » * Die Begrüßung de- Kaiser« Franz Josef durch den rumänischen Kriegsminister La ho Vary in Bistritz gelegent lich der Siebenbürgcr Manöver wird in Wien sehr beachtet. Man erblickt darin ein gewichtiges Anzeichen der freundschaft lichen Beziehungen Rumäniens zu Oesterreich. * Am Sonntag verweilte der französische Consnl in Fiume, Ckevalier Sauvaire, in der Aaramer Aus stellung. Tamburasi spielten die Marseillaise, daS Publicum acclamirte die Hymne, die umstehenden Herren und Damen riefen „Vivo la Vranoo, vtvent los aiuis cts nos sröro« los Uussos!" Der Consul schwenkte den Hut und entgegnet«: „Vivo I» Orvrttio" und „2ivi In Ilivntslcn" l,E« lebe Kroatien!") und sagte, daß ihn dir herzliche Begrüßung tief rühre. * In dem Beschlüsse der italienischen Regierung, den General Gandolsi auf seinen Posten in Massauah zurück zusenden, darf der Beweis gefunden werden, daß die afri kanische Politik Rudini'S nickt von derjenigen CriSpi'S ab weicht, der Gandolsi zum Gouverneur ernannt hat. Jetzt läßt sich eine Periode stetiger Entwickelung in Afrika er warten. Sicher ist eö, daß daS Colonialgcbiei erhalten bleibt, in gleichem Umsang, aber mit geringeren Kosten. „Popolo Romano" wünscht, daß in nächster Zeit die Ausgaben für Afrika fest bestimmt werden, aber der Gouverneur größere Vollmackt zur Verwendung erhalte. Dasselbe Blatt vertraut auf Gandolsi, daß er alle Hindernisse überwinde» und das Interesse Italien« nach dem Wunsche des Volke« ver treten werde. * AuS London wird gemeldet: „Time«" und „Taily- Telegraph" bezeichnen die Meldung von der Occupatio» der Insel Sigri al« eine völlig haltlose Erfindung. — „Timeö" meint in ihrem Finanzartikel, eö handle sich mög licherweise um ein Spekulation s-Manöver, der neuen russischen Anleihe in Paris Schwierigkeiten zu bereiten. „Daily Telegraph" glaubt eine Erklärung dcü GerüHteS darin zu finden, daß englische Schiffe im AuSlande zuweilen die Erlaubniß erhielten. Mannschaften und selbst Geschütze vorübergehend zu UebunaSzwccken zu landen. Wahrscheinlich liege rin ähnlicher Vorfall vor. Die Occupation der Insel sei einfach unmöglich. * Zu dem ColonisationSplan deS BaronS Hirsch bemerkt die „Times": „ES handelt sich in jeder Beziehung um ein riesenhafte- Unternehmen. Einige eminent praktische Geschäftsleute haben ihre Billigung ausgesprochen. Dennoch kann man einige Besorgniß nicht unterdrücken. ES muß sich erst zeigen, ob die russischen Juden sich zu Auswanderern und besonders nach einem neueu und unentwickelten Lande eignen. Arnold White bat als Ergebniß seiner Untersuchungen gefunden, daß viele russische Juden gute Landwirthe sind, aber alle guten Landwirthe machen noch nicht gute Colonisten, und die iandwirthschastlichen Talente der russischen Juden sind doch immerhin noch nicht über alle Zweifel erhaben. Auch können sich leicht Schwierigkeiten mit den Regierungen und den Völkern, wohin die compacten Massen der Einwanderer gebracht werden sollen, erheben. Ebenso scheint es nicht unmöglich zu sein, daß die Regierung des ZarS sich weigern wird, die Leute ziehen zu lassen. Mag Rußland auch die Juden noch so sehr ver abscheuen, so könnte eS doch kaum gleichgiltig zuschauen, wenn zahlreiche seiner Unterthanen sich seiner Flagge entziehen. Selbst die Juden sind gutes Kanonenfutter in KrirgSzeiten und Steuerzahler in FnedenSzcitcn. E« ist ferner zweifel haft, inwieweit eine in solchem Maßstabe unternommene Aus wanderung wirklich daS LooS der Mehrheit der Juden lindern würde. Viele mögen ihre Lage verbessern, die große Masse der Bevölkerung aber würde verarmen durch den Verlust der Blllthe ihrer Rasse. Endlich liegen die Gefahren vor, welche alle in großem Maßstabe unternommenen Operationen in sich bergen. Gerade ihre Größe setzt sie unendlich vielem Risico auS. ES ist daher jedenfalls die äußerste Vorsicht nöthig." * Aus CarprntraS in Frankreich liegt folgende Meldung vom 14. September vor: Bei der beute jlattgehabten Frier der hundertsährigen Vereinigung dcö Comtat Venaissin mit Frankreich hielt der Minister deS Innern, Eon st ans, eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß Frankreich sich wieder erhoben und seinen Platz in der Welt wieder ein genommen habe. Der Minister warf einen Rückblick auf die Politik der Republik, welche zur Wicdererhebung Frankreichs geführt habe, und fügte hinzu, die Regierung werde dieselbe Politik auch in Zukunft Verfolgern Die Regierung fordere alle guten Bürger, alle Patrioten aus, sich mit ihr im Dienst« dieser Politik zu vereinigen, der letzteren durch ihren Anschluß an dir Regierung noch größere^
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