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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891111302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891111302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-13
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'cewix-r « Ver- 0,14 — »eketl- >mr»i»s, k«r. v«md»r N«» u» N»w - »oe In von ,4" von » »»«5 1» r>»el> >r»Iioi>" ^>v»' t» der Hanpterpebirioa oder den im Stadt bezirk und dra Vororten errichteten Au«- garestellen abgeholt: vierteijL-rltch^ll.LO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Han« 5L0. Durch die Post bezogen sur Dcnischland und Oesterreich: viertelführlich ü,—. Tirecte täglich« Kreuzbandienduug in« Auslaich: monatlich Gt S—. Tie Morgen-AuSgabe erscheint täglich '/,7 Nhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. Vrdaction un- Expedition: 2»hannrS,asse 8. Dir Expedition ist ununterbrochen ge. bsfnet voa früh 8 bi« Abend« 1 Uhr. Filialen: Ott« Kle««'a Sartim. tAlsrrtz UnivecsilätSstraße 1, LoulS LSsche, Katharioeustr. 1«, pari, und KünlgSplatz ?. Dnul und vertag von E. Potz tu Leipzig. Avend-Ansgabe. tlWM ^ 379. Anzeiger. Organ sür Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GcschSftSverkehr. J«sertion-prers Viaraen-Lulgab«: die ügespaitem »eitr SO-j. Reklame, unter dem Redaction»- strich («geipalteni vor den Faonlien- ii ach richten tOgeipalten) 10/S Abend-AnSgabe: die Ogespaltrne Petitzeile 10 R e eI a in»n unter dem RebactilmSsrnch llgeipalten) 1 .X, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenslunde >8gespaitrn> 00^, Grössere Sctirliien laut unserem Preis» verzeichniv, Tabellarsscher und Ziffcrnjatz nach höherem Darts. k»xtra-vet>agen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe . obne PostbssSrdernng OO.—, mit Poftbesörderuug 70.—. Lnuahmelchlaß fir Inserate: Abend-Au«gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag? 1 Uhr Sonn- und Festtag- früh 9 Uhr Bei den Filialen und Aniiakmestellea ,e eiu» balde Stunde früh«. Inserate sind stets an die ttzrpedili«» zu richten Sreita§ den 13. November 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 13. November. * Heute sind in Dresden die Stau dekammera mit einer Thronrede eröffnet worden. S«. Majestät der König gedenkt im Eingänge dieser Thronrede der bevor stehenden Vermahlung seines Neffen als eines freudigcn und glückverheißenden Ereignisses. Die Thronrede con- statirt sodann die wirthschastliche Entwickelung dc« LandeS in günstiger Weise. Nach der Erwähnung einiger GcsetzeSvorlagen heißt c« bezüglich der Finanz-Ver hältnisse, dieselbe» seien sorldauerud in günstiger Ent wickelung und gestalteten auch seiner die Verwendung reich licher Mittel. Die Thronrede kündigt au die Ausführung der weiteren Ausbesserung der Beamten-Gehälter, namentlich der niederen, dann eine Vorlage für die Er höhung des Minimalgehaltes der Volksschul- lchrer, sowie die Ueberuahuic der den Schulgemeinden ge währten Beihilfen zu den Lehrcrgehalten dauernd auf die Slaatscassc. Die Negierung verzichtet thcilweisc aus die Einnahmen aus der Schlachtsteuer und gedenkt eine mäßige Herabsetzung der Schweineschlachtstcuer vor zuschlagen. Ferner beabsichtigt die Negierung den weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes vorzuschlagen, sowie die Anlage eines Verkehrs-und Winterhafens in Dresden zu errichten. * Der BundcSratb hat in seiner Plenarsitzung am Donnerstag dein Entwurf eines Gesetzes wegen fZeslstellung des R-ichshauShaltsetatS für daS Elatsjahr 1892 93, sowie dem Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Neichöhaushaltsetat für das Elatsjahr 1891,92 und Ausnahme einer Anleihe sür Zwecke der Mannc- Vcrwalinng seine Zustimmung ertheilt »nd verwies den Ent wurf eines Gesetzes wegen Ausnahme eine, Anleihe für Zwecke der Verwaltungen deS NcichSheereS, der Marine und der Neichs- Eisendahncn, sowie die llebersicht der Reichs Ausgaben und-Ein nahmen für daS Etatsjahr 1890/91 an den Ausschuß für Rechnungswesen, den Entwurf eines Gesetzes über die Ein nahme» und Ausgaben der Schutzgebiete a» die Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr und den Antrag BraunschwcigS, betreffend die Abänderung des tz. 184 des Strafgesetzbuchs, an den Ausschuß für Justizwescn. Der mündliche Bericht dcö 6. und 10. Ausschusses über den Be schluß des Reichstags zu dem Anträge des Abg. Auer und Genosten, die strafrechtlichen Maßnahinen gegen Mitglieder dcS Reichstags während der Vertagung desselben betreffend, wurde von der Tagesordnung abgcsctzl. * Die Initiative Sr. Majestät beS Kaisers hat- schon auf verschiedenen Gebieten deS öffentlichen Lebens Abhilfe geschaffen, ohne daß cS nötbig war, die Klinke der Gesetz gcbung in die Hand zu nehme». Aus neuester Zeit beweist dies wobt am besten der Umstand, daß »ach der'Allerhöchste» Willenskundgebung in Salben des ProcesseS Heinzc sowohl von der Polizei als auch von den Gerichten gegen daS Zuhältcrthnni weit energischer vorgegaugeu wird, als früher. Aber auch schon früher hatte der Kaiser persönlich den Anlaß zur Abstellung vorhandener Mißsländc gegeben. So hatte er, wie wir hören, vor einiger Zeit mit Bezug auf die vorjährigen Hochwasserverwüstungen in denjenigen Gegenden, in welchen bisher selten oder gar nicht solche Ge fahren sich gezeigt hatte», Untersuchungen darüber an- gcvrdncl, ob und inwieweit die bisherige Methode der nlnßbehandlung die Hochwassergefahren zu erhöhen ge eignet sei und welche Hilfsmittel zur Verhütung ähnlicher Katastrophen, wie sie inzwischen zu beklage» gewesen, ergriffen werden könnten. Im Versol^dieser Anordnung des Kaisers Kat daS töniglich preußische LtaatSministcrium ein gehende Vorschläge vorbereitet, die sich nn Wesentlichen auf die Bildung eines Untersuchungsausschusses für Hochwasser- fragen, dessen GcschästSplan, sowie Geschäftsführung beziehen Diese Vorbereitungen sind gegenwärtig soweit gediehen, daß i» naher Zeit die Allerhöchste Entschließung Uber die Vor schläge deS SlaatSmiiiisteriumS wird cingcholt werden können. * Fürst Bisnzarck wird dem Vernehmen nach am Sonnabend auf der Reise nach Fricdrichsruh Berlin passiren. * AuS Spandau wird gemeldet: Ueber den zukünftigen Umfang des Betriebes der königl. Fabriken hicrsctbst, welche unerwartet große Aufträge für die HecresauSrüstnng erhalten habe», erfahren wir von zuverlässiger Seile: Tie Artilleriewerkstatt wird im Ganzen lOOO Arbeiter neu einstellen und damit den bisherigen Personalbestand auf 2300 erhöhen. DaS Feuerwerkslaooratorinm braucht anüOO neue Arbeiter, die Geschüygießerei deren ca. 300. In allen drei Instituten wird fortan mit Ucberstuiideil bcjw.Tag uild Nacht gearbeitet. Dieser erhöhte Betrieb wird im Feuerwerks tadoralorium voraussichtlich ein halbes Jahr, in der Artillerie Werkstatt ein volles Jahr anhalten. Die fernere Gestaltung de« Betriebes der (Neschützgicßcrei hängt von der Entscheidung betreffs der neuen Geschütze ab. — Zum Schutze der Privat industriellen gegen den Eontractbruch der Gesellen und Arbeiter haben die Directionen der königlichen Fabriken neuerdings wirksame Maßnahmen getroffen. Ten neu emzustcllenden Arbeitern wird eröffnet, daß sie, sobald ihr trüberer Arbeitgeber gegen sie die begründete Beschwerde er hebt, sie halten die vorige Stellung mutbwillig und ohne ordnungsmäßige Kündigung-' ':'zebeii, sofort wiederauüder Fabrik entlassen werden. * Die Frage^ der Brsei. ung von Schiffswracks, welche für die Schifffahrt gefährlich werden, in offener See war an den deutschen Küsten bi» vor Kurzem keines wegs befriedigend gelöst. Neuerdings ist durch frenndnalh- barliche Verständigung zwischen den Secuferstaateli die Sache so geregelt, daß jeder Staat verpflichtet ist, inner- balb seiner LandeShobeitSgrenzrn derartige Hindernisse der Seeschifffahrt zu beseitigen. Da indessen auch außer halb deS bekanntlich nach der Seesritr zu engbegrenzten Vande«bobrii«gebietrS SchifiSwrackS zu einer ernsten Gcfabr für die Schifffahrt werden können, hat sich das Reich ent schlossen, mittelst der Marine helfend cinzugreisen. Tie LaMdtspvtqeidehikdeu der Seeujerstaalen sind daher an- zewiesen, von etwaigen gefährlichen Wrack- außerhalb de« -andeShoheitSgebietcS den zuständigen Marincbehörden Mit- theilung zu machen. Die Ausgabe der letzteren ist eS, die Beseitigung derartiger Schifffahrt-Hindernisse zu veranlassen. * In den drei Reden von maßgebender Stelle, welche ich in den letzten Tagen über den europäischen Frieden ausgesprochen baden, tritt eine gewisse Verschiedenheit, wenn nicht gar ein Widerspruch der Auffassungen deutlich hervor. Lord Salisbury hat den allbeliebtcn wolkenlosen Himmel leuchten lassen. Marchese di Rudini ist ebenfalls bestrebt gewesen, die Lage Europas in friedlichem Lichte zu zeichnen, aber von der Ungelrübtheit deS Horizonts ist er offenbar nicht in gleichem Maße überzeugt, wie sein englischer College es zu ein behauptet. Der italienifcheMinisterpräsident hofft, taßGott den Hcreinbruch eines Krieges über Europa nicht zulasscn werde, und er ist überzeugt, daß die Mächtigen der Erbe vor der allzu schweren Verantwortung zurückschrecken, welche sie mit der Hervorrufung blutiger Coustictc übcrneknien würden. Aber er bat doch für gut gehalten, den die auswärtigen An gelegenheiten behandelnden Thcil der Mailänder Rede mit dem Satze einzutcilen: „Mit einem starken Heere, mit einer mächtige Flotte, mit treuen Allianzen sind wir im Stande, unsere Unabhängigkeit gegen jeglichen Angriff ausrecht zu er halten." Demnach liegt dem Marckcsr die Rudiin die Gesadr eines solchen Angriffs jedenfalls nicht außerhalb deS Bereichs der Möglichkeit. Der Kaiser von Oesterreich endliöb spricht, bei aller Hoffnung aus eine friedliche Entwickelung der Dinge in der Zukunft, ausdrücklich von den „Gefahren der politischen Lage Europas", von den gegenwärtigen Sorge» und Lasten des bedrohten Friedens". DaS stimmt wenig zu dem blauen Himmel Lord SaliSburv'S. Mit voller Absicht hat Kaiser Franz Josef an den Ernst der wirklichen Lage erinnert; soll er doch nachher noch gegenüber einem Mitglicdc der österreichischen Delegation betreffs der Frieden-Hoffnungen zur größten Vorsicht gemahnt haben. Es ist in der Tbat nutzlos, ja gefährlich, einen künstlichen Opti mismus zu erzeugen, während die realen Verhältnisse dafür keine Unterlage bieten. Rudini hat mit einer ähn lichen Wendung, w>e Herr v. Caprivi in Osnabrück, die gegenwärtige Gruppirung der Mächte unter den harmlosen Gesichtsproct deS europäischen Gleichgewichts zu stellen ver sucht. Man könnte daraus eine große Beruhigung schöpfen, wenn unter diesem Gleichgewicht allerseits die Erhaltung deS bestehenden ZustandeS in Europa verstanden würde. Ohne Zweifel ist dies die Absicht nicht nur Italiens, wie di Rukini auSsührt, sondern deS Dreibundes über Haupt. Wo aber hat man von französischer oder russischer Seite eine ähnliche Versicherung gehört ? Auch dort redet man vom europäischen Gleichgewicht, aber nicht von einem be stehenden, sondern von einem erst noch herzustcllenden. Die sranzösisch-russische Allianz beruht aus der Unzufriedenheit mit dem bestehenden Zustande Europas, und darum entspricht cs der Wahrheit, wenn Kaiser Franz Josef von einer Ge fahr für den Frieden Europas gesprochen hat. * Ueber die Berliner Etadtverordnetcn-Wahlen wird u»ü geschrieben: In acht Tagen werden in Berlin die Stadtrerorkiietciiwablen vorüber sein und wir werde» dann vielleicht das Vergnügen haben, t5 statt 10 socialdemokratischc Stadtverordnete zu besitzen. Mit Hochdruck arbeiten die Socialdcnwlraten, während die anderen Parteien leider noch sehr saumselig sind. Die hier und dort angebahnte Einigung der nichtsocialistischen Parteien gegenüber den Sociatdemo traten ist nicht zu Stande gekommen; durch Ausstellung bc soliderer Eandidaten der Hausbesitzer-Vereine ist auck, noch Verwirrung in die Reihen der nichtsocialistischen Wähler schaare» gekommen. Mit den heftigsten Anklagen gegen die jetzige Majorität im „Rothen Hause", zu der bekanntlich ge mäßigt-conscrvalivc Männer, wie Spiuola, Heß, Diersch gehören, gehen die socialdemokratischcn Agitatoren vor. Die Singcr'schcn NothstaudSanträge, die u»S mitten in den socia listischen Staat versetzt hätten, sind bekanntlich abgelchnt wvrden, dafür aber eine Anzahl anderer Anträge angenommen worden, durch die es in jeder Weise möglich ist, der herrschen de» Noth zu steuern. Hunderttauscndc von Mark giebt die Commune von Berlin eptra der, und dabei entblöden sich die Agitatoren nicht, in den Bersammtunacn zu behaupten, „für die Noth inBerlin hätten die Bourgeoisvertreter nur ein höhnisches Zucken, in Geldgier seien die selben verknöchert." Natürlich wird in den socialdemokrati schen Communalversammlunaen noch für andere Dinge Propa ganda gemacht; da werden Resolutionen zu Gunsten der streikenden Buchdrucker gefaßt, da wird beschlossen, Wcb- waaren nur dann zu kaufen, wenn sie mit der Controlmarkc ver sehen sind. Die albernsten Anklage» werden von den neu auf gestellten Caudidaten, die ja wie üblich meistens aus oem LAonde der Budiker entnommen sind, erhoben; es ist un begreiflich, was in dieser Beziehung vorgebracht werden kann. Jedenfalls bat die Socialdemokratie die Massen in große Erregung versetzt, und wenn die übrigen Parteien nicht in den letzten Tagen vollen Dampf aussetzen, dann werden uns die 15 socialdemokratischcn Stadtverordneten wohl kaum er spart bleiben; noch kann dicS verhindert werden. * DaS neueste (7.) Heft der „ Mitlbciluugcn" cc- Vcrliner Schulverein» enthält eine llebersicht der Orts gruppen, auS der hervorgeht, daß der Verein nicht uicbr im Wachsen, sondern im Rückgang begriffen ist. Die Gesamint zahl der Zweigvercine bat sich auf 350 vermindert, und unter diesen befinden sich nicht Wenige, welche nur mii Müde lebenSsäbig erhalten werden können. Einzelne Landes- und Provinzialvcrbände haben sich recht wacker gehalten: daS Königreich Sachsen hat immer nochlt, Brandenburg 38, die Provinz Sachsen mit Anhalt 27, Württemberg 26, Thüringen 23, Schlesien und das rechtsrheinische Bayern je >5 Ortsgruppen. Andere Verbände sind aber zusammen geschmolzen: so giebt eS in Schleswig - Holstein nur noch 6, in Wcstprcnßrn 5, in Posen 4, in Hannover 7 und in Pommern 5 Ortsgruppen. Der Rückgang des Schul- vereinS ini Deutsckien Reiche ist auf verschiedene Ursachen zurückzusühren: In sehr viele» Orte» hat man geglaubt, daß mit der Annäherung der österreichischen Regierung an die Deutschen nun auch die Notb der deutschen SlammcSgenoffen in Oesterreich an den Sprachgrenzen und in den -Sprach inseln gehoben sei, daß insbesondere in Böhmen mit dem versuchten Ausgleich dir Unterstützung dedräugter deutscher Gemeinden überflüssig werde und daß dort, wo ja noch die Deutschen einer Unterstützung bedürften, der Wiener Schul- verein allein werde Kelsen können. Sodann haben neuere Vereine, wie der deutsche Coloniatrerein, der deutswe Sprach verein und der Allgemeine deutsche Verband, den Schulvereins ortSgruppen nicht wenige Mitglieder entzogen. Um den Schulvercin wieder aus fcinr frühere Hohe zu bringen, gebeult die Leitung Wanderredner zu gewinnen und in alle die Städte zu senden, wo einstmals eine Ortsgruppe bestanden bat oder wo sich die nöthige Zahl Mitglieder zu einer solchen finden dürfte. Im Jahre l890 Halle der Cenlratvorstand allein 30 299 Einnahmen und ein Vermöge» von >0 300 An Unterstützungen wurden 14 587 .«! bewilligt und auS- gezabtt; zu Stipendien wurden 3800 --e destiiniul, für Bibliothekszwecke 3049 -L Außerdem haben die einzelne» Verbände und Ortsgruppen noch über 50 000 ^ an Unter stützungen versandt. Nach Bödmen stoffen z. B. allein 17000 .-e, nach Galizien 3700 ^7. »ach Siebenbürgen l l 700 .-S, nach Tirol 0200 nach Sofia 1900 .<r, nach Samoa 2l00 .-7 Die Nabert'sche Sprachenkarte, welche daS de»ts<1>c Sprachgebiet in Europa einst und jetzt in prächtiger Weise darstclll, ist jetzt im Erscheinen begriffen und wird einer größeren Anzahl sächsischer Ortsgruppen nnentgclttich über reicht werde». * Ueber die erdichtete Hinrichtung eines Marine- soldaten in Fort MüngerSdors schreibt die „Kölnische Zeitung": Tas böswillig in die Wett gesetzte Gerücht, das, i»l Festung«, gesanglich zu Müngersdorf am 5. d. ein Matrose der Knegomariiie Itandrcchltieh erschossen worden sei, hol nicht nur griche Ausregmig bervorgcrmc», sonder» auch allerlei unklare Benieituiigcii über das geltende MilitairgerichtSversahren veranlasst. Es ist Labei auch viel Romantische? von bei» geh«,neu Verfahren ge,prochrn und in weiten Kreisen die Vorstellung erweck', worden, als ob ,n Müngero- dors etwas geschehen wäre, was das Licht der Oessenllichteil nick» vertrage» könne. Man hat jedoch bei diese» gruseligen Vor stell,uigen ganz übersehen, dass ,a auch in, bürgerliche» Strass verssihrcn daS TodeSurtheil nicht öffentlich voUslreckl wird, »nd war darüber nicht unterrichtet, dass in Frieden-zeite» die Hinrichtung einer Miiitairpcrso» — mit einer unten zu erwähnenden möglich, n Ausnahme — vollständig in denselben Formen geschieht, wie die eines durch de» Lvriich eines llwitgcrichls Veriirtheiiten. ES bussle daher nicht überflüssig sein, dieser- zu betonen und aus die ciu- schlogiaen Bestimmungen dcS Müitair-Strafgeictzvnchs und der Militair - Ltrafgerichtsordnuiig hinzuweisen, Gesetze, die 1a genau ebenso Jedermann zugänglich sind wie daS Reichs-Strafgesetzbuch und die Etrasprocessordililug sür das Deutsche Reich. Der tz. 14 deS Mitiiair-StrasgesetzbuchS sür daS Deutsche Reich, daS also nicht nur in Preussen, sondern in allen deutschen Staaten gilt, lautet: „Die Todeosirasc ist durch Erschiessen zu vollflrecken, wenn sse wegen eines militairischc» Verbrechens, im Felde auch Lau», wenn sie »argen eines nicht militairischen Verbrechens erkannt worden ist Hierzu ist zu bemerken, dass durch daS Mititair-Strasgcjetzbuch also für militairische Verbrechen — die Todesstrafe i» FriedenSzeite» gar nicht angedroht ist und das, die Vollstreckung eines Todesurlheils ivege» eines nicht militairische» Verbrechens in Friedenszeitc» den Eivilbehörde» anheimsällt und, wie schon erwähnt, i» deisselben Forme» vor sich geht, wie beiVeriirtbeiliiiigeii durch die Civilgerichte." In dieser Beziehung bestimmt tz. 183 Militair-Ltrafgcrichloarbaung in Vbs.3: „Die Vollstreckung der bürgerlichen Tödesslraie erfolgt durch die lllvilgerichtc.TerPeriirlheilte ist hierzu nach derBestätigung dc -Erkeiint- »isscs a» LaS LanbeS-Justii-Eollegiu'», in dessen Gericht-bezirk er sich befindet, abzuaebcil und durch dasselbe die Publicaiion und Voll streckung de-S Erkenntnisses zu bewirken." An Stelle des Landes- Jiistiz-llollegiumS ist inzwischen die StaatSamvallschast des ein schlägige» Landgerichte-) getreten. Wohl nicht ohne Absicht ist i» dem oben erwähnte» Gerüchte nun als vrrurlhcilter Misselbäter ein Matrose der Kriegsmarine gewählt worden, »m damit die Möglich keit einer standrechtlichen Ericksscssung »litten im Friede» besser zu begründen. Es ist allerdings richtig, dass sich Theilc unserer Marine im Kriegszustände befinden, während im Land« Friede herrscht, und dass an Bord eines Schiffes das Krieg-recht walte» kann, d. h. die Bestimmungen d«S Miiitair-Strafgcsetz-Buchcs, die sur den Krieg gelten, in Anwendung kommen, auch wenn die Flotte als solche nicht i» kriegerische Tbütigkeit getreten .st. Dieses ist immer dann der Fall, wenn ei» Schiss der Marine ausserhalb der heimischen Gewässer allein fährt, sich also nicht im Gcschwndervcrbaiide be findet. Für die Marine ist bestimmt, dass die Todesstrasc entweder an Bord oder innerhalb des Reiches und im Falle eines Krieges innerhalb des feindliche» Gebietes vollstreckt werde» kan». Damit wäre die Möglichkeit gegeben, dass auch im Frieden innerhalb des Deutschen Reiches die LodeSslrase an einer Militairpersmi wegen eines militairischen Verbrechens vollstreckt wurde. Ein solches ttrlhcil ist seit Bestehen des Deutschen Reiches im Friede» noch kein tinzigeS Mal gefällt und vollzogen worden. DaS die Todesstrafe auS- sprechende Erkenntnis, müßte in diesem Falle durch das Gcncral- Auditoriat aus seine Gesetzlichkeit geprütt und durch den Kaiser vor der Vollstreckung bestkligt werden. Dabei ist aber gar nicht abzusehen, wie der Berurlhcille zum Strawollznge in daS Festungs- Gesängniss nach Müngersdorf gebracht werben soll, das nur zum Vollzug von Freiheitsstrafen, nicht aber etwa zur Ausnahme von Untersuchungsgesangenen bestimmt ist. Die Strafvollstreckung wurde vielmehr an dem Orte eines Marine-GcrichteS, also in Kirl oder Wilhelmshaven, stattfinden. Die Strafvollstreckung durch Erschiessen findet, um auch diesen Punct zu berühren, nach dem fs. 2 der Militair-Straf-BollstreckiingS-Vorschrift, die rkenso wie die oben genannten Gesetze in jeder Biichbaiidlung zu haben ist, in folgender Weise statt. E» wird hierzu eine Trupven-Abtheilung von mindestens der Stärke einer Eompagnie beschligt. Ei» Stabsosficier — nicht ein Premierlieulcnant, wie bei dem erdichtete» MüngerSdorser Falle angegeben wurde — leitet daS Verfahren und trägt Sorge dafür, dass der Verurtheilte bei dem Gange zum Tode von einem Geist lichen seines Glaubensbekenntnisses begleitet werde. Ans den, Richt platze wird dem Verurtheilte» die Erkenntnisssormcl, sowie die Be- stätigungSordre durch einen Auditeur »orgelest». Ick» in zwei Glieder eingetheilte »nd fünf Schrille von dem Bernrlheitten auf- gestellte Mannschaften sichre», nachdem dem Geistlichen z-vor gestatte» ivorden, dem Verurtbcilten nochmals zuzusprechen, das Allheit aus Eommando oder Wink aus. * In einem „Tie preußische Rkgirriiii^ und die Polen" llberschriebencn Leitartikel sazt der „-Hamburger Correspondcnt": Der rasche Wechsel zwischen straffem An ziehen der Zügel »nd gänzlichem Hängenlassen derselben ist charakteristisch für die Venvaltiing der preußischen Landes- theile mit polnischer Bevölkerung. Man ist von einem Ertrem nur zu oft zun, andern ilbergegangen, ebne dem einen oder dem anderen Zeit zu lassen, seine volle Wirkung zu üben. Vor Allem aber ist durch tiefen Mangel an Con- fequenz verhindert worden, daß da« Bewußlseinvoii kerAlilorität deS preußischen Staates in seinen Bürger» polnischer Ab stammung in dem Maße erstarken konnte, wie dies für die bedingungslose Unterordnung der slawischen Bcvölkerunc nothwendtg erscheint. Da« Hamburger Blatt bezweifelt, daß in der Berufung deS Herrn v. StablewSki, von dem sie polonisirendc Tendenzen befürchtet, ein völliger Systemwcchsel zu finden sei, meint aber dock', diese Berufung gehe weit über eine Milderung der Form und rcS Tones binauö und bade die Bedeutung einer wesentlichen Modisicalio» wichtiger Glieder dcS Systems von, Iabrc 1880. Bestimmend dafür sei die auswärtige Politik gewesen. * Großes Aussehen erregt die Behauptung süddeutscher Blätter, der Kaiser habe iu das Fremdenbuch dcö Münchener RathbauseS zu seinem NaincnSzuge die Worte eingetragen: 8nf,rc-ii>!k Imc regw voluillus, d. b. des Königs Wille ist das höchste Gesetz. Angenommen, daß die Nachricht wahr sei, ist cS doch jedenfalls ausgeschlossen, daß der Kaiser dcabstchligl haben sollte, durch eine solche Umgestaltiilig des erhabenen Römerwortes, welches daS Allgemcinwobl als höchste Richt schnur der StaalSlcilung erklärte, eine» Staat-ssrundsatz auf- zustcUen. In Deutschland wie in allen civilisirten Staaten kommen die Gesetze durch das Zusammenwirken der verschiedenen verfassungsmäßige» Factorcn, der .Krone, der Regierung und der Volksvertretung, zu Stande; versagt einer dieser Factorcn seine Mitwirkung, so kann kein Gesetz Rechtskraft erhalte». Cs kann nirgends die Absicht bestehen, an diesem Gnindsatz der conslitutioncllkli, durch die Verfassung beschränkten Monarchie zu rütteln. Die Ersahrniig bat gezeigt, daß die Monarchie auch innerhalb kiest- gesetzlichen Rahmens in der Lage ist, zum Woble des Vaterlandes sehr kräftig und erfolgreich aus den Gang der öffentlichen Dinge cinznwirken Collie die Aeußernng also tbatsächlich in dem Münchener Fremtenbnchc verzeichnet slekcn (karan ist nach den Miktheilniigen Münchener Blätter nicht mehr zu zweifeln', so wird man »ach einer pivchologischeii Deutung suchen müssen, welche dieselbe mit kc» vcrfassnngSmäßigen Grundlagen »nscrcs Slaaiswesciis verträglich erscheinen läßt. Man darf wohl aniielnnen, daß die Aeußernng gleich so mancher ankern nur in clwaS nbe> spitzter Form daS Streben deS Kaisers widcrftssegcit, den gesetzlich umschriebenen Einfluß der Krone in der ciissck'iedcnslcn Weise geltend zu machen. * Zum Vertreter der Stadt Kol» im Her.e»l,>rjnS wählte der Stadtralh einstimmig den Oberbürgermeister B e ck e r. * Im Wahlkreis HildeSbeim bat die tcutsch- hannoverschc (welsische) Parteileitung die anfangs ans- gcstellle eigene Candidatur des Freiherr» von Hodcnberg jetzt zurückgezogen und fordert ihre Wähler ans, für den Cantidalen der Ccnlrnnioparlci, Gntöbc il-cr Bauern, eister, cinzutrctrn. * Der Landlagsal'geordncte für Franlsurt a. M, Herr v. Hergenbabn, der der »alionallibcralen Fraelion angc borke, Kat, wie schon kurz gemeldet, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat »icdcrgclcgl. Er war erst seil Beginn der gegenwärtigen Legislaturperiode Milglstd des preußischen AbgcordiictcrhauscS und mit knapper Mehrheit <209 gegen 2ä<> Stimmen) gegen einen tenliü'sreissun! zen Caudidaten gewählt. DaS Abgeordnetenhaus verliert an ich» ein nament lich in Verwallungsfragen bewährtes Mitglied. * Die natioiiallil'krale Fraktion dcS preußischen Abgeord netenhauses hat einen schmerzlichen Verlust erlitten: Der dem Haust seit >885 als Vertreter von Bcrstiihrnck Wittlagc in. Osnabrück) angehörige Oekonom Julius Buk denk'erg ist ini Alter von 73 Jahren gestorben. Cr war mit l >7 gegen >03 Stimmen gewählt. * Der vom Pariser „Figaro" milgetheilteii Nachricht von der angeblich bevorstehenden Vermählung des GroßbcrzogS von Hessen mit einer Tochter des Prinzen von Wale» schenkt inan in Berliner diploinalischcn Kreisen keine Be achlung. Man hält sie vielmehr für eine jener pikanlen Er findungen, die daS genannte Blatt von Zeit zu Zeit dringt. * Aus München wird geincltct: Die Nachrufe sur den verstorbenen Baron Frcyschlag beben besonders hervor, daß er bei der bescheidensten Zurückhaltung doch die festeste Stütze der Ministerien Lutz und Crailsheim gcwo>e». Sein Haupt- vcrdicnst sei, daß er Lutz gedeckt und mit kräftiger Hand den Ucbergang im Iabrc >880 geleitet habe. Tie Entscheidung über die Ernennung seines Nachfolgers wird erst einige Tage nach der morgen erfolgenden Beerdigung erwartet. Die Combination WolfSkccl -Klug, welche beule die meiste Wabr- schcinlichkcit bat, wäre sicher, wenn nicht Beide schwer ab kömmlich wären. WolfSkccl, welcher kränklich ist, wäre als Freund und Begleiter des Prinzregenic» bei dessen Morgen spaziergängcu, .sagten und Reifen, Klug als Verwalter tcö Vermögens des Königshauses schwer zu ersetzen. Außer Haag wird als möglicher Candidat sonst noch Baron Zoller genannt. * Für die ReichStagSwabl in Hall-Oehringcn ist der bisherige Vertreter des Wahlkreises Leemaiiii von der Candidatur zurückgetretcn undOekonomicratb Mnhlhäuser- WeinSberg als nalionallibcraler Candidat ausgestellt worden. * 4- * * Wie auS Wien mitgethcilt wird, bat die Thronrede eine» außergewöhnlich lebhaften Widerhall in den Bc- völlcrungSkrciscn gesunden, was besonders von jener Acußcrulig gilt, in welcher die persönlichen Gefühle dcS Kaisers )um Ausdruck taiiicn und er den Wunsch bclonte, es möge ibm vergönnt sein, den Völkern verkünden zu können, daß die Sorgen wegen des bedrohte» Friedens ihr Ende erreicht haben. Cs fehlt nicht an Stimmen, die auf die Erwähnung dcS bedrohten Friedens Gewicht legen und diesen Worten eine besonders ernste, ja bennrnbigendc Bedeutung bennessen. Ernst tlangcn die Worte des Kaisers allerdings, und er unterließ eS ja auch nicht zu bemerken, daß die Gefahren trotz des Streben- nach Erhaltung des Frieden- »nd gleicher Versicherung seitens aller Cabinete nicht beseitigt seien und die Rüstungen nicht zum Stillstand ge bracht werten können Allein in den maßgebenden Kreisen trilt man entschieden der Auftastung entgegen, als ob in dielen Aenßoi uiigen der Thronrede ein bcunrubigendlS Moment erblickt werden könne, da dieselben eben die Situation nur in jener Weise darstellcn, wie sie sich tlar jedem ruhigen Beobachter der Verhältnisse präsentirt Diesen Thatsachc» gegenüber kann man vielmehr nur Beruhigung ans der Wahrnehmung schöpfen, daß eben die verbündeten Mächte ibr ganzes Streben aus die Erkaltung dcS Friedens ricknen und das all gemeine Friedcit-bedürfniß, welches die Tbronretc besonders betont, die Hoffnung aus den Erfolg dieser Bestrebungen rechtfertigt.
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