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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920825020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-25
- Monat1892-08
- Jahr1892
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Universitätrstraße 1, Lauts Lösche. Saiharinenstr. 14. pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. §Mn für Politik, Localgeslhichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpret- Die 6gespaltme Petitzeile SO Pfg.' Reklame» unter dem Redactiousstrich (4-o- spalleu) 50^. vor den Familieauachrtchti» (6 gespalten) 40^. Gröbere Echristen laut unserem Preis« verzeichuib- Tabellarischer und Zifferusatz oach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gefalzt), uur mU der Morgen - Au-gabe , ohne Postbes-rderu»- 60.—. Mlt Postbesürderung 70.-». Ilnnahmrschluß für Inserate: Abeud-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Margeu-Aurgab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,8 Uhr. Bel deu Filialen und Annahmestelle» je etoa halbe Stunde früher. Inserat» sind stets an die Srdedttta» za richten. Druck und Verlag von E. Polz ia Ltipttg. Donnerstag den 25. August 1892. 86. Jahrgang 42,— 50,— 123,50 123,50 33A0 28.— V — 80,80 170,40 108,05 200,80 200,— 85,— 150,25 183,75 117,— 138,— 74'« 117». 115,70 207»- 183,40 110,30 10042'§ 111,00 58,62'- 8,48 115,75 222,80 185,25 450.— 118,70 8,48 56,00 Uei«r —.— Ude »uk — »uk 442 Äbr 152 > 349'- isn > 110-« l'». MOV k, r»>-er»wi».> bvo K»U»I> !.rik»oi»cd» >r-0»c«wd«e do. » 4- chio. - «ne». ke. «ko, «lt «Mt»«»» Politische Tagesschau. * Leipzig, 25. August. Die Herforder Wahlbewegung ist reich an Ueber- raschungen. Ter thatsächlichen Secession der Teutschsrei- smnigen in Bünde ist eine Erklärung der Gcmäßigt- Eonservativen Westfalens gefolgt, die sich von nicht ge ringerer Tragweite als jene erweisen dürfte. Wir haben kürzlich milgelheilt, daß der Vorstand der conservaliven Partei Westfalens deu Beschluß gefaßt bat. falls der conservalive Hauptvorstand nicht bis spätestens Mitte Oktober den Partei tag einberufe, über den Kopf dieser Gesammtleituna hinweg mit den übrigen Provinzial-Partei-Vorständen einen Parteitag und die Revision des conservaliven Programms herbcizuführen. Gegen diesen Beschluß erhebt sich nun Widerspruch und zwar gerade in Westfalen und auch in dem Wahl kreise, welcher den Chesretacteur der ans Beschleunigung des Parteitages dringenden „Kreuzzcitunz" wählen soll. Wie wir dem „Eons. Wochenblatt" entnehmen, veröffentlicht die „Neue Güleröloher Zcitg." unter Bezugnahme auf den er wähnten Beschluß deS westfälischen ParleivorstandcS Folgendes: „Die Herren, die im Februar 1880 die Bewegung gegen die Eandidatur des Freiherrn von Hammerstein leiteten, haben in Eonsequenz ihrer damaligen Handlungsweise, die nur für die Wahl eine Trennung bezweckte, scilber sich jeden öffent lichen politischen Auftretens enthalten, sich somil jeden Ein flusses auf die Conservaliven deS Wahlkreises beheben. Sie würden auch im Interesse der Einheit der Partei weiter geschwiegen haben, wenngleich Manches, was in der Zwischenzeit geschehen ist, ihren Beifall nicht gesunden Kat. Angesichts dieser offenen Auflehnung gegen den allgemeinen Parteivorstand in Berlin, der in durchaus loyaler Weise die Vorarbeiten für den Parteitag gefördert hat, wäre längeres Schweigen ein Unrecht. Die damaligen Kampfgenossen werben erwägen, wie und wann sie im Inter esse der conservaliven Sache mit einer organisirlcn und thätigen Partei an die Ocsientlickkeit zu treten baden. Der zeitigen Parteileitung im Wahlkreise gegenüber muß und wird gehandelt werden " Diese Erklärung trifft vielleicht zufällig, jedenfalls aber praktisch sehr bedeutsam mit der abermaligen Ausstellung eben jenes Freiherrn von Hammerstein zusammen, dessen Eandidatur die Gemäßigt-Eoiissvvativen >m Jahre 1890 als den alleinigen Anlaß zu einer vorübergehenden Trennung betrachteten. In diesem Augenblicke abgegeben, beweist die Erllärung, daß die »ichtexlremcn Eonservativen Westfalen« über die KreuzzeitungSpolitiker und ihren her vorstechendsten Vertreter noch ebenso denken, wie vor zwei Jahren, obwohl seine Agitation heute nicht mehr wie damals in erkennbarer Weise von dem Miß fallen der Krone betroffen ist. Wenn die Gemäßigten er klären, cS müßte und werde „gebandelt" werden, so bezieht sich das natürlich aus eine Zurückweisung der offenen Auf lehnung gegen den Parteivorsland, aber es ist ganz undenk bar, daß die Urheber dieser Erklärung den Freiherrn von Hammerstein wählen und seine Wahl empsehlen. An eine conservalive Gegencandidatur ist bei der Kürze der Zeit dis zum Wahllage (1, September) nicht zu Lenken, Die gemäßigt-conservaliven Elemente stehen also vor der Wahl, sich der Abstimmung zuMthallen, oder einen Nichtconservativen zu wählen. Daß dies nicht ein Dculschsreisinniger sein kann, ver steht sich von selbst, und somit empfängt die von Herrn Richter betriebene dcutschfreisinnige Sondercandidatur abermals eine grelle Beleuchtung, während andererseits die Lossagung der Deutschfreisinnigcn in Bünde die glänzendste Rechtfertigung erfährt. Dieses letztere Vorkommniß sucht Herr Richter in einem langen, „die Nationalliberalen" überschriebenen Artikel auf jede Weise zu verschleiern. Er vermag jedoch hinter seinen allgemeinen Redensarten die Bestürzung nicht zu ver bergen, i» die ihn, seit längerer Zeit zum ersten Male, das selbstständige Auftreten von Parteigenossen versetzt hat. Was er über die Erklärung der BUnder Deutschfreisinnigen sagt, ist eitel Trug. Die Unterzeichner sind durchaus geachtete Angehörige seiner Partei und die Unter schrift deS eigentlichen localen Führers fehlt nur des halb. weil dieser Herr abwesend ist. An der Vorbereitung der Erklärung hat er aber, wie Herrn Richter kaum unbc- kannl^sein dürfte, hervorragenden Anthcil genommen. Auf die Sentenzen, die der deutschfreisinnizc «zübrer über die Nationalliberalen zum Besten giebt, verlohnt cS sich nicht einzugeken. Die bornirt-bochmülkige Art und Weise, mit der Herr Richter über Personen und Dinge aburtbcilt, imponirt schon längst nicht »icbr. Und was er über national- liberale Persönlichkeiten sagt, die nach seiner wissent lich falschen Angabe an dem Beschluß der Dculschfrcisinnigcn in Bünde bethciligt sein sollen, zeigt nur ausö Nene, daß bei diesem „VolkSinannc" der Mensch erst beim Parlamentarier anfängt. Innerhalb des Deulschfreisinns ist eö ihm ja bis einem gewissen Grade gelungen, dieser exclusiven An schauung Geltung zu verschaffen, anderwärts lacht man darüber. Der Anlaß zu der jüngsten serbischen Minister krisis war, wie sich jetzt herausstellt, die Wahl des dritten Regenten an Stelle des verstorbenen Protitsch. Der Leiter des bisherigen CabinetS, Pasilsch, verlangte de» freigewordenen Posten für den „würdigsten Radicalen", womit er sich wobl selbst meinlc, und er forderte die Einberufung der Sknpschtina zu einer außerordentlichen Session, damit sie auf Vorschlag der Regentschaft und Regierung den Nach folger für Protitsch wähle. Diesem Plane ividersetzte sich nun der Regent Nistitsch, so daß es zu einem Conflict zwischen diesem und dem radicalen Ministerium kam. Pasitsck wollte jedoch nicht freiwillig zurücktrelcn, woraus sich die stets wiederholten Dementis erklären, die den Meldungen von einer unmittelbar bevorstehenden Ministerkrisis entgegengesetzt wurden. Die Nachricht von der Bildung des liberalen Eabincts Avakumowitsch machte allen diesen Vertuscknngs- versucken ein Ende, Tie „Neue Freie Presse" schreibt aus Anlaß des Minislerwechsels in Serbien: Die weitere Entwickelung der Dinge in Serbien verspricht jeden falls interessant -u werden. Es wird der Milbe wcrth sein, die Entscheidung der Frage zu verfolgen, ob ein Ministerium, das nur über eine kleine Minderheit in der Volksvertretung verfügt, sich am Ruder behaupten und die öffentliche Meinung durch künstliche Mittel scheinbar zu seinen Gunsten umgestaltcn kann. Wir i» Oesterreich werden die Thaten des Ministeriums Avakumowitsch mit solcher Ruhe beobachten, wie ein Astronom aus der Sternwarte die Bahn eine- Kometen, Ob Pasitsch oder Avakumowitsch — es ist uns wahrlich einerlei, wer von Beiden an der Spitze deS Belgrader CabinetS steht. Nur werden wir noch schärfer als sonst daraus Acht haben müssen, was in Belgrad geschieht, denn ganz können wir den Verdacht nicht unterdrücken, daß die Beseitigung des Ministeriums Pasilsch, so gut der Man» in Petersburg angeschriebcn war, nicht blos auf die Absicht des Herrn Rislilsch zurückziisühren ist, bis zur Mündigkeit des Königs Alexander und bei deni Eintritt derselben die volle Macht i» Händen zu habe», sondern das; in der Intrigne, die soeben in Belgrad gesponnen worden, auch der russische Einschlag nicht fehlt. Was die Verhältnisse in Belgrad nackt wie vor schwierig gestaltet, das ist der Umstand, daß hinter den Radicalen, was Niemand leugnen kann, die überwiegende Masse dcö serbischen Volkes siebt, und wie große Mängel ihre Verwaltung auch gezeigt, wie schwere Vorwürfe sie verdient haben mag, ihre in die breitesten Schichten deS Volkes reichenden Wurzeln lassen sich nicht so schnell abgrabe». Sie werden erbitterten Widerstand leisten und ibr bevorstehender Parteitag wird der Organisation diese- Widerstandes gewidmet sein. Schon vor dem Sturze deS Ministeriums, als die Partei eine mögliche Katastrophe erst ahnte, ging, ein dumpfes Grollen durch ihre Reihen und mit grimmigem Nachdruck wurde die Tbatsacbe bervorgeboben, daß die Milizen jetzt ihre Gewehre nebst Munition bei sich zu Hause hätten. Es dürste auch die dynastische Frage ausgeworfen werden, und eS ist nicht zu ermessen, welche Ereignisse bevorsteken, wenn erst die alte Dynastie Karageorgiewitsch gegen die der Obrcno- witsch ausgcspielt wird. Nistitsch rechnet aber auf die Armee, Feuilletsn. Schloß Fenetrange. Ein Roman aus den Vogesen. 211 Von O. Elster. Nachdruck »erdete». (Fortsetzung.) „Monsieur Ieance", unterbrach Fritz Berger das Ge spräch, „ich habe eine Bitte an Euch, Wenn Ihr von der Marianne etwas hört, laßt'- mich wissen. Meine Adresse in Zabcrn habt Ihr, nächsten Herbst geh' ich ab und kehre nach meiner Heimath zurück. Da »st meine Adresse in Deutschland," „Soll geschehen, Monsieur Fritz", entgegnete er. „Sowie ich etwas hör', schreib ich Euch," „Danke, und nun lebt Wohl, wir müssen fort, es wird schon Abend," „Lebt wobl! Hoffentlich ist'S net da- letzte Mal, daß Ibr unter dem Dache ineineS Hauses weilt, lebt wohl alleweil und auf Wiedersehen!" Die drei Männer schüttelten sich herzhaft die Hand, dann kehrten die beiden Soldaten, schweigsam neben einander durch den regennassen Wald schreitend, nach Finstingen zurück. Tic Wälder der Vogesen kleideten sich in daS erste frische Grün des FrüblingS, An dem lichtblauen Himmel zogen die leichten weißen Wolken deS Aprils flüchtig vor dem frischen Winde dahin, zuweilen aus die Wälder einen kurzen Regen schauer niederschüttclnd, dessen Tropfen wie flüssige Diamanten >n dem Helle» Sonnenscheine blitzten. Es war srüb am Morgen, und die Sonne batte sich noch nicht lange über den l üamm des Gebirges erbeben und den Tbau und die Tropfen de- nächtlichen Regen« noch nicht ausgesogcn. An jedem der I Keinen, zarten Blättchen, an jedem Hälmchcn dingen die Ijlitzernden, funkelnden Tröpfchen »nd näßten die Füße der !»ier Herren, welche den schmalen Wicscnwrg zur Grenzeiche ^ßaaufstikgen. Drei der Herren trüge» die OssicierSunisorm deS Zaberner Iäger-BataillonS, während die dunklere Uniform in dem vierten einen Militairarzt erkennen ließ. Dem ziemlich beleibten Stabsarzt schien die Wanderung durch den tbaufrischcn Morgen nicht gerade sebr angencbi» zu sein. Ausatbmend stand er öfters still, und sich die Stirn mit dem Taschenluche trocknend, fragte er: „Sind wir bald zur Stelle, Usedom?" „In fünf Minuten, Toctor", entgegnete Lieutenant von Usedom, der schweigend an der Spitze deS kleinen Zuges gegangen war. „Tort oben können Sie schon die alte Eiche sehen," „Hätten sich auch einen bequemeren Platz auSsuchen können, um sich die Glieder entzwei zu schießen", brummte der Stabs arzt in den Bart, „Tie Zeugen des Herrn de Fönstrange schlugen diesen Play vor", nahm jetzt ein anderer Lfsieier daS Wort, „weil derselbe von der Grenze leicht zu erreichen ist. Wir batten keinen Grund, ihn abzulehnen. Für uns liegt er auch in sofern bequem, als daS ForsthauS TachSburg nahe liegt, wo wir bis morgen bleiben wollen," „Wesbalb fahren wir denn nicht nach dem Forstbause?" murrte der Arzt. „Mein Gott, Toctor, seien Sie doch nicht so mißgestimmt. Ist es nicht ein herrlicher FrühlingSmorgen?" „Ja, um sich einen ordentlichen Schnupfen zu holen " Wieder trat Schweigen ein. Man war inzwischen auf dem Platze unter der Eiche angekoiniiien. Unten im Thale stieg eine Lerche trillernd in die Hellen Lüfte empor. „Sagen Sie mir nur um Gottes willen, Usedom, war denn diese tolle Geschickte durchaus nölhig?" „Ja, Toctor. Ich batte mich dem Herrn de Fönötranqe zur Verfügung gestellt »nd mußte seiner Forderung Folge leisten. Ich thue cS mit schwerem Herzen, denn »n Grunde ge nommen ist Fönötrange ein vortrefflicher Mensch. Wenn diese dumme Schmugglergeschichle nickt dazwischen gekommen wäre, ich glaube, wir waren die besten Freunde geworden." „Wie bat denn die Geschichte eigentlich geendet?" „Sie ist noch nickt zu Ende, obgleich ick selbst jetzt über zeugt bi», daß mein Gegner unschuttig in. Auch der Staats anwalt ist der Meinung; dennoch muß die Untersuchung deren Verläßlichkeit angeblich über jeden Zweifel erhaben und die dcingeinäß im Stande ist, einen bewaffneten Aufstand niederzuschlagcn Die Ernennung des Generals Bogitschcwitsch zui» KriegSininistcr zeigt, daß Nistitsch sich auf Alles gefaßt macht. Bogitschcwitsch ist ein Mann nach seinem Herzen; er wird vor keiner Maßregel zurücksmeucn, die Nistitsch be fiehlt; die Regentschaft wird in ihm einen treuen Vollstrecker ihres Willens finden. In Afghanistan dauert der Kampf der Truppen des Emirs gegen die ansständischen Stämme mit wechselndem Glück fort. Die britische Regierung sandte kleinere Triippen-Ablbeilungen nach dein Bei» Kuran-Thale und nach der Tonlgrcnze, um dort die Ordnung ausrecht zu erkalten, Tic Truppensendniigen erfolgten auf Verlangen deS Emir«, Einer Trahlnicldung anS Simla zufolge haken die von Herat zur Unterstützung der Strcilkräslc im Bezirk Maiiuena entsandten afghanischen Truppen die Uslcngs in Kaisar besiegt. cö ist ihnen jedoch noch nicht ge lungen . den Ausstand in Maimcna zu besiegen. Außer ordentlich ernst und bedeutungsvoll für die Weitcrentwickelung der ohnebin sehr gespannten Verhältnisse a» der afghanisiaii-indischcn Grenze lautet ein beute auö London eingebendes Telegramm: „Nach einer Meldung dcö „Reuter'- schenBureaus" aus Simla von gestern übersandte der Emir von Afghanistan der indischen Regierung einen Be richt, welchen Oberst Ianosf über den Zusammenstoß der Russen mit den Afghanen bei Soinatosch erstattet habe. Nach diesem Berichte habe der afghanische Führer eine von Ianoff »achgcsnchte freundliche Zusammenkunft verweigert Die Afghane» seien drohend gegen die Russen vorgcgangen, woraus Ianoff die Entwaffnung der Afghanen befohlen habe. Letztere batten nun aus die Nüssen geschossen und das Feuer erwidert, Tein gegenüber werde von afghanischer Seite berichtet, daß die Russen die Angreifer ge wesen seien. Der Emir erbitte die Hilfe der indischen Negierung gegen die Russen," Falls sich die vorstehende Miltbeilluig bestätigt, so sind alle Behaup tungen, daß der Emir von Afghanistan in neuerer Zeit eine russcnfrcuntliche Politik befolge, hinfällig geworden. Die neue englische Negierung aber ist durch den unerwarteten Zwischenfall vor eine sehr ernste und verantwortungsvolle Entscheidung gestellt, und man darf in der That gcjpaiilit sein, wie sich die Herren Gladstone und Rosebcry aus der so plötzlich über sie hereingcbrochcncn Zwangslage befreien werden. Wir haben schon mitgethcilt, daß die Dclegirten des internationalen Eiscnbahn-CongrcsscS in Peters burg durch die Taotlosigkeit der Russen zu unfrei willigen Thcilnchmern an französisch-russischen Kund gebungen gemacht wurden und daß darüber in den be treffenden Kreisen eine große Verstimmung entstanden ist. Bei dem AuSsluge des EongrcsseS nack Kronstadt erreichten die französisch-russischen Sympathien ans cincin Dampfer eine so hochgradige Temperatur, daß die Ruse: „Vive In KVaix-g! Vivo In Ituksiv!" nicht verstummten lind die Musik ab wechselnd kie russische Hymne und die Marseillaise spielen mußte. Auf dem zweiten Dampfer begnügte man sich mir den Rufen, weil die Musikanten die Noten nicht bei der Hand batten. Manche Delegirte» bekundeten deutlich, wie peinlich die Tactloswkcit der russischen Gastgeber sie berührte. Der inter nationale Eisenl'ahnco»greß, der zuerst im Jahre 1885 in Brüssel, dann 1887 in Mailand und l88!> in Pari« tagte, ist von der belgischen Regierung i»ö Leben gerufen Worte», Tie Haupt stelle deS Eongresses befindet sich bleibend in Brüssel, ihr Vorsteher ist der bekannte belgische Beamte Bclpairc, der sich durck verschiedene Verbesserungen an den Locomotiven einen Namen gemacht bat, Schriftsübrer August de Lavelcye, Eö lag in der Absicht de« EongrcsseS, eine internationale Ver ständigung bezüglich der Eisenbahntecknik herbciz»sübrcn Tie erste Tagung war darum auch von der preußischen StaatS- bahnverwaltung beschickt worden, und Minister Thielen, wcitcrgesührt werden, da man der Sache doch endlich auf den Grund kommen muß. Aber ehe nian nicht der Hanpt- betbeiligtcn, des allen Zigeuners, dessen Tochter und eines Burschen, NaincnS Jockel Schmidt, babbaft werden kann, kommt leine Klarheit in die Angelegenheit." „Kann man den» die Kerle nicht fangen?" „Sie sind »ach Frankreich entflohen, und bisher hat man sie nock nicht entdecken können. Möglich ist'S auch, daß die Zigeuner Frankreich schon wieder verlassen haben. Das Volk zieht ja in aller Well umber," „Eine sonderbare Geschichte." Still, da kommt Herr de Fönötrange mit seinen Zeugen!" Auf dem Waldwege vom DachSkurger Forstbausc her nabten drei Herren in schwarzem Eirilanzugc, Ten Be gleitern des Herrn de Föiwlrange sah inan de» französischen Ossicier aus den erste» Blick an DaS kur; geschorene Haupt haar, die dunklen Bärte 5 Ia Ilonri IV, »nd das rothe Bändchen im Knopfloch bezeichnetcn den Stand der beide» Herren zur Genüge. Man begrüßte sich mit gemessener Förmlichkeit, „Darf ich die Herren mit einander bekannt machen", sagte Henri de Fönötrange, besten dunkle Augen in düsterem Feuer brannte», „Monsieur de Goncourt, Eapitain, und Monsieur Malmaison, Lieutenant — beide Herren von den l3. Husaren — werten mir die Ehre geben, meine Sccundanten zu sein." Wiederum eine stumme Verbeugung. Dann stellte Kurt von Usedom seinen Sccundanten, Prcmierlieulenantvon Willen- bcrg und Premieurlientenant von Raumer sowie den Stabs arzt Do Zimmermann vor, „Meine Herren" , ergriff Lientenant von Willenbcrg, welcher das Amt des Unparteiischen übernommen batte, das Wort, „ich fühle mich verpflichtet, nochmals einen Ver- söhmmgsversuch zu mache». Deshalb habe ich die Herren hierber gebeten " ,.?arckc»i. mon onmnrnile", unterbrach ibn Eapitain de Gon court, „Monsieur de Fonetrange wird auf eine Versöhnung nickt eingehen, che Herr von Usedom ilu» nicht Rechenschaft für den ichiiiipslichen Verdacht gegeben bat." „Lassen Sie, Willenbcrg", flüsterte Kurt seinem Freunde zu „Mag die Waffe entscheiden," damals DirectionSpräsidcnt in Elberfeld, war einer der Vertreter aus Preußen. Bald nach dem Eongrcß glaubte man in Berlin wahrzunehmen, daß es gewissen Personen und Verwaltungen darum zu thun sei, daS Schwergewicht der Regelung des europäischen Verkehrswesens von dem Verein deutscher Eiscnbabnverwalkunzen ab aus eine andere Organi sation zu verlegen, deren Mittelpurct die Brüsseler Centrale des EongresseS sei» solle. In Folge dessen sind die deutschen und österreichischen Eisenbahnverwallungen, mit Ausnahme einiger Privatbahnen, seither trotz der Bemühungen der Belgier, jene wieder zu gewinnen, dem Eongrcsse fern ge blieben, und jetzt haben die Franzosen mit ihren zahlreichen Verwattilngen kaS Ucbergewicht im Eongrcsse, der daher auch seine ursprüngliche Bedeutung eingebüßt hat. Die vorstehend gemeldeten Kundgebungen sind nicht dazu augethan, die jetzt außenstehenden Verwaltungen zur Theilnahme am Congreß wieder zu veranlassen. Der Pariser „Figaro" scheint sich mit Haut und Haar den Bulgaren verschrieben zu haben. Der zweite Bericht seines nach Sofia entsendeten Vertreters bringt Auszüge auS Unterredungen mit dem Fürsten Ferdinand und den Ministern Natschewitsch und Grekow. Sic enthalten im Grunde nichts Neues, wenigstens für den deutschen Leser; dem Franzose» ist neu, daß die Anschauungen der bulgarischen Staatsmänner ihm einmal ohne die gehässige russische Färbung lind in einer wohlwollenden Beleuchtung vorgeführl werden. Ans der Unterredung mit dem Fürsten Ferdinand ist hervorzuhelen, daß der Fürst wieder einmal, wie er daS liebt, damit cokettirte, daß er ein „halber Fran zose" sei. Im Uebrigen billigte er alle Maßnahmen Llaml'ulow's, vor Allem auch die letzten Hinrichtungen, „Mein Preinierministcr und ich", sagte der Fürst, „sind fast in allen Punctcn vollständig einer Meinung, Wer Stam- bulow augrcist, verletzt auch mich, weil er in ibm meine Lehre und meine Anschauungen angreift," Der Fürst ersparte Stainbnloiv nicht den Vorwurf, daß er sich etwas als Selbst herrscher füble, „aber", fuhr er fort, „das große Verdienst Stambulow's ist gerade, daß er meinen Ideen eine ver fassungsmäßige ^ Form gegeben Kat." Der Fürst, so erzäklt der „Figaro" weiter, zweifle weder an seiner VolkSthüinlichkeit, noch an seiner Macht. Er sei sicher, daß, wenn er unterliege, es nur unter dem Dolch oder durch die Kugel eines Meuchelmörders gMehen werde. Und lächelnd deutete er an, von welcher Serie Europas er die Meuchelmörder erwarte. Ueber seine „Anerkennung" sprach Fürst Ferdinand sehr ruhig und ohne Bitterkeit, er könne »arten, meinte er. Tie Unterredungen mit Natschewitsch und Grekow bringen nichts Neues, sie bestätigten dem Ge sandten deö „Figaro" nur, was die anderen bereits gesagt batten. Die Berichte machen in Paris gewisses Aussehen, aber wenn die Bulgare» meine», sie hätten mit dein „Figaro" die öffentliche Meinung in Frankreich gewonnen, so täuschen sie sich, den» die Zeiten, da Frankreich sich für Wahrheit und Recht begeisterte und sich zum Schützer der unterdrückten Nationalitäten aufwarf, sind vorüber. Wie gemeldet, ist der ehemalige Präsident der brasilia nischen Republik, General Fonseca, vor einigen Tagen in Rio de Janeiro gestorben. Teodora de Fonseca, geboren im Jahre l8I0, halte sich im Krieg gegen Paraguay aus gezeichnet und war nachher wegen eines republikanischen Putsches als General nach Mato Grosso versetzt worden. Ein liberales Ministerium ries ihn nach der Hauptstadt zu rück, wo er die Truppen für eine republikanische Umwälzung gewann. Im Sommer 1888 zum Marschall ernannt, wurde er noch populärer im Heer, und so konnte er sich am 15. November 1888 fast ohne Schwertstreich der Hauptstadt versickern, die Minister verhaften, den -Kaiser Toi» Pedro zur Abdankung zwingen. Er stellte sich an die Spitze einer vorläufigen Regierung, die ihn mit diktatorischer Gewalt bekleidete. 1880 bestätigte der Eongreß seine Stellung. Am Er trat zurück; Henri entfernte sich ebenfalls einige Schritte, während die Scc»nda»tcn die Bedingungen deS Kampfes fest- stelltcn. Dreimaliger Kngelwechsel wurde vereinbart; die an fängliche Distaiicc sollte zcbn Schritt betrage», nach jedem Schuß sollten die Duellanten einen Schritt avanciren. Ueber- »wrgcn früh 8 Ubr sollte der Zweikampf hier unter der Grenzeickc stattsinren Mil böslichem förmlichen Gruß trennte man sich. Die französischen Herren schritten den Wiesenpfad hinunter der Grenze zu, während die deutschen Osficiere den Weg nach dem Dacksburger Forstbausc einschlugcn. Dort, wo sich der Fußweg nach Finsting - abzweigle, nahmen Kurt von Usekoin und der Stabsarzt eschieb von ihren Kameraden. „Um cinhalb acht Ubr treffen wir uns übermorgen früh hier an dieser Stelle", sagte Kurt. „Wir werde» pünctlich da sein. Vergessen Sie nicht einen Wagen zu bestellen, Usedom. Man kann nicht wissen." „Ick werde daran denke». Adieu!" „Leben Sie wobl. Useeom — und Kopf hoch!" „Obnc Furcht. Ich bin vollkommen ruhig." „Kommen Sie heute Abend nach dem Forsthause?" „Nein, ich möchte heute für mich sein." „Nun, dann aus Wiedersehen!" „Auf Wiedersehen!" In dem kleinen Hinterstübchen des „Lion d'or" saß am Abend desselben Tages Maitre Bourgeois vor seinem Schreib tisch, in fieberhafter Hast Briefe und Papiere ordnend, zer reißend oder in kleine» Päckchen in eine Tasche steckend, welche er iiiiler seinem langen, tunllen Rock trug. Mehrere Geld rollen waren auf dem Tische anfgcstapelt. An dem Seiten baken der Tbür dingen der große Schlapphut und der Mantel des Gastwirthcs. Alle diese Vorbereitungen deuteten daraus bin, daß Monsieur Bourgeois eine Reise anziitrete» beabsichtige. Und so war es in der Thal. Die Ereignisse des beutiac» TagcS oder vielmehr deS heutigen Abend- hatten in dem Besitzer dcö „Lion d'or" de» Entschluß reifen lassen, so rasch als möglich Finstingen und Elsaß-Lothringen zu verlassen. Mit Monsieur Bourgeois war in den letzten Wochen eine aussallendc Veränderung rorgegaiigc». Sein Antlitz zeigte
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