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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930414015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-14
- Monat1893-04
- Jahr1893
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Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Etztra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Audaabe, ohne Postbesorderung 60—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Ännalsmefchlnß für Aiyelgrn: Bbead-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an dir Ertzedttion zu richten. Druck und Verlag von E. Pol, t» Leipzig. ^ 188. Freitag den 14. April 1893. 87. Jahrgang. o a. ». o s. ü 6. o « I«. I t. kl.k o 6. >»tte„. 'S! ^— U. 5. 8 d»8. 6. 5. 8. 6 6 8. 8. «. 6. 8. S. rtt«««,,. >».kt.IWg L «. ' 8. d. KI. l<88 8. > 0. > 8. 6. S. i 8. s. Sir rar. s: > s. > u. > 8 kt. 6. kt. ». «. 6. 0 6. 6. 6. ml l6 8<««rIMeI « L. 0. 8 8. ». ». « 8. 8. ' 6. k». I». 8. 8. 8. tU-k «,e>. » »eötc. ,v «0. »N. «s, 8. tllck kt»ei- o.v. «.!> el> «t> «l) ,v. ler.It.-vie Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, die Beschaffenheit der 8eichnungen zu Neubau- re. Projecre» brlr. In Bezug aus da« zu den Banzetchnungen zu verwendende Maltrial und deren Beschaffenheit wird hiermit Folgende« bestimmt: Tie zum Zwecke der Erlangung der baupolizeilichen Eriaubnitz zu vaulen aller Art einzureichendrn Zeichnungen, Siluation«- »läne rc. müssen deutlich, correct, auf dauerhaftem Material, Müdesten« etn Vrrmplar (für die Acten) auf Pauselctnvau» uud in dauerhafter Weise auSgeführt sein. Hrctographien, Lichtpaufrii und dergl. sind von der Annahme uaraeschlossen und werden zurückgewiesen. Zugleich verweisen wir hierdurch auf unsere Bekanntmachung rom 12. Mai 1882, die TttuatianSplink zu Neubau-Projekten delr., mit dem Bemerken, daß unvollstündige, d. h. den Brslimmungen ia A. 10 der Au-führungs-Verordaung zum Gesetz vom 6. Juli 1868 nicht entsprechende, Siiuatioiitvlane ebenfalls zurnckgewiesen werden. In beiden Fallen haben sich die Bauenden etwa cintretrnde Ver- z»gerungen und dadurch entstehende Nachthrile selbst zuzuschreibrn. Leipzig, am 10. April 189». Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Beorgi. Busch. Ausschreibung. Die Stadt Leipzig beabsichtigt ihre Schleußenwässer (Sielwassrr) einer Reinigung und Klärung »u unterwerfen und bewilligt sür die drei relativ besten Lösungen der damit verbundenen Ausgabe je einen Preis von SUOO, »000 und 2000 ^l; der erste Preit kann aus »osten de« dritten erhöht werden. Bedingungen und nähere Angaben sind gegen Bezahlung von 1 X von der Tiefbau-Verwaltung der Stadt zu beziehe». Dt« Lösungen sind bi« zum 1. Lctader d. I. bei der Nuntiatur de« Rothe« etazureicheu. Leipzig, deu 11. April 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia.1SS8. Vr. «eorgt. «i«ß,l Lekauulmachung. An den beiden ersten Sonntagen der Lstermeffe» am 78. und -m 2». April, wird der Postdienst bet den Postanstalten im tuuerea Stadtgebiet von Leipzig, wie solg», wadrgeaommen: I. Brief-, Meid- unp Packetdeftrltung. Tie Bestellung der gewöhnlichen Briefe, «Lrnschreidbriese, Geld- Kiese und Postanweisungen geschieht in deu zum Bestrllbeztrk der ldmerlichen Postämter 1 und 18 (am Augustusplatz) gehörigen Stadt» Ideilen Sonntag, den IS. April, während de» ganzen Tage« IN denielben Umsang« wie an Werktagen. Sanntag. Pen 28. April» wird dir Bestellung varmittag« wie an Werktagen au«gejüdrt; H»ch«ittag« ersotgt nur eine Bestellung, und zwar um 2'/. Uhr i» dem vom Meßverkehr hauptsächlich berührten Slabttheiten. Tie Packetdeftednng wird an den bezeichneten beiden Sonn lagen Vormittag« wir an deu Werktagen »»«geführt; Nachmittag« ü»det innerhalb der für den Nics,verkehr in Betracht kommenden eladtthril« noch eine besonder» Bestellung der Packele um 8'/, Uhr statt II. Dienftftnnpr» skr de» Verkehr «tt de« Pudlten«. Bet dem Kaiserliche» Postamt 1 (am Augustusplatz) «erden di« kchalterdieaststuadeu Sonntag, den IS. April, »»» 7 Uhr Vonnittag« dt» 8 Udr Nach«tt1a»d und Sonntag, den 88. April, vo» 7 Uhr vormittag« di» 7 Udr Nachmittag« abgebalten. Bei den Adriaen Paftanftalten in Leipzig findet eine A»«dedn«n» de« Befteiln«,«- und Schalteroienftr« an de« ,r»achten Heiden Sanntage» nicht statt. Leipzig, 18. »peil 189». Ser Uatserttche Lder-Pofidireetor, Geheim« Oder-Poftrath Walter. Gesucht wird der «» IS. August 1868 z, Lindenau geboren» Haudarbeiter Otto War HrintSr, welcher zur Fürsorge sür sein» der «ffeutliche» Unterstützung anhelm- gesallene Familie anznhalten ist. Leipzig, am 10. April 189». Der Math der Stadt Leipzig. Brmenamt. Adttz. H. 1. L IV. Nr.771/ISIS. he»tschel. Dolge. LeLanutmachuuß. von dem am S. Februar diese« Jahre- verstorbenen Fräulein Emilie Auguste Träger sind „der Leipziger Arinenaiistalt" und für die weiblichen Insassen de« Armenhäuser in Alt-Leipzig als Bermächtiiist auSgesetzt worden. Nachdem diese Summen vo» dem Testamentsvollstrecker, dem Privatmann Herrn Earl Friedrich Krebs hier, an uns zur AiiSzablung gelangt sind, bringen wir bie« mit dem Ausdrucke de» herzlichsten Tanke« gegen die verewigte hiermit zur öffentlichen Kenntnist. Leipzig, den IS. April 1893. Ta« Arnikndtrectoriu»». 8t.-U. 67. Hentschel. Liltmann. Hekaniltllilichullg. In den Stallungen de« Gehöft« Brd -Eat.-Nr 1üO Abtd 8 in Lripzig-itleinzschocher »ft unter den daselbst eingestellten Kühen die Want- »nd tilauensenchc au«gebrochcn. Indern wir dir- unter Bezugnahme auf 8. 2 der Verordnung de« Königlichen Ministerium« de« Innern vom U). August 1892 »ur öffentlichen lienntnist bringen, bemerken wir zugleich, dost für du« in den Ställen de« fraglichen Grundstück« eingestellte Rindvieh die Stallsperre »»geordnet worden ist. Während der Tauer der letzteren dürfen Wiederkäuer und Schweine in da« nurenvähnte Gedöst nicht eingesiihrt und oline besondere Erlaudnig sür jede» einzelnen Fall auch nicht auSgesührt werden. Leipzig, den 11. April 1893. Ter Natd der Stadt Leipzig. VIII. 81L8^ vr. Georgt. Dietrich. Lerirksverein I^eip2!x-8tac1t. vlonatap. ckea 18. Tpril 18V8, iideoan S Odr iw 8»»l« cker «rsle» Llirperaedul«. lopvaarcknung: I. vio in äer lotritau Veraaiiiwluog uurltek^eatnUteo 8 ävtrLp;e (ek. DiiilaüuogiknNe». II. In gsmsinnvdnstUodor 8lt»nag mit ckein Lerlrdi» rerein I-elprlp-I.auel: «mtrap, cklo Vortrauenieommiiaion d«rr. vr. Aeloae. Die Verschärfung des Wuchergesehes. vr. 1. Mit der zweiten Lesung de- Gesetze- „betreffend Ergänzung der Bestimmungen Uder den Wucher" wird sich der Reich-kag in den nächsten Sitzungen zu beschäftige» haben. Die Eommission, deren Bericht dieser zweiten Lesung zu Grunde liegt, hat den ursprünglichen Entwurf wenig verändert. Bon dem GesichtSpuncte au-, daß die bestehende Gesetz gebung in durchaus unzulänglicher Weise strafbaren Wucher nur bei Darlehen und Stundungen einer Geldsorderuug kennt, ist ver Begriff „Crrditwucher" aus den Miß brauch jede- zwriseiligen Rechtsgeschäft- ausgedehnt, da- ähnlichen Zwecken dient, wie die vorhergenannlcn. Hinzu- aesügt wurde ferner die Bestimmung, daß übrrhaupl jedes Rechtsgeschäft als Wucher strafbar ist, wodurch gewerbS- und gewohnheitsmäßig die Nothlagr, der Leichtsinn, bie Un- erfahrenbeit eine- Anderen auSaebeutet werden unk derartige Gegenleistungen au-brdungen sind, daß nach den Umständen de- Falle« die BermögcnSvortheile in ausfälligem Miß- verhältniß »u der Leistung stehen. Die Strafen sind streng; einfacher Wucher der hier charakterisirten Art wird mit Grfängniß bi- zu sechs Monaten und zu gleich mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark gestraft aewerbS» und gewohnheitsmäßiger Wucher nicht unter drei Monaten und zugleich mit Geldstrafe von 150 bis 15 000 Eine bequeme Art, dem Strafrichter unerreichbar die Kauflust Unerfahrener au-zubeuten, ist beispielsweise da- einer großen Beliebtheit sich erfreuende Mittel, bei öffentlichen Bevsteige- rungen, ländlichen Bieb-Auctionen, einleitend und zum Schluß Spirituosen zu verabfolgen. Der Entwurf reibt diesen Kall jenen de- Strafgesetzbuchs an, die mit 150 Strafe oder entsprechender Hast geahndet werden können. Nur eine wesentliche Aenderung hat die Commission vollzogen und zwar an einem Puncte, der in der Thal einer durchgreifenden Aenderung bedurfte. Es bandelt sich um die Fcrmulirung der Bestimmung über die RcchnuiigSablegnug am Schluß des JabieS. Bor uns liegt eine treffliche Broschüre über taS Wuchergcsetz vo» I)r. Eger, der bis vor Kurzem Staatsanwalt in Marburg war. also in einer Gegend, die notorisch Gelegenheit in Hülle und Fülle bielcl, die verschiedenen ErscheinungSfermc» de« Wucher« zu stutircn. Ei» eingehende» Capucl ist dem wucherischen Handel mit Bich gewidmet, wodurch »och mehr als durch de» Betrieb wucherischer Crcdit- geschäslc und GrundstUckvcrkäufc der ländliche Wohl stand »ameullich in den Gegenden vorwiegend bäuerlichen Besitzes untergraben wirk. Er siebt die Hauplgesabr darin, daß die Händler keine Bücher zu subre» verpflichtet sink, wodurch bei der Complicirtheit der Geschäfte der Tbatbestand ick nicht »ur vor dem au keine umständliche Rechnung ge wohnten Bauern verdunkelt, sondern sich sogar schließlich vor dem geschärften Auge de« Richters als unentwirrbarer sliiäncl darbictet. Ein Beispiel genüge: Die wucherische Bich Bcr- leibnng. Ter Bauer erhält da« Tbicr; cS gebärt ihm nicht zu eigen; der halbe Nachwuchs ist sein, die andere Hälfte fällt dem Gläubiger zu. Und wenn da« Thier fällt, ist der Bauer haftpflichtig für die Hälfte des vom Gläubiger ge schätzten WcrthS. Ein »eucS Thier wird nun dem ZahlungS- l.ufähigen ausgcdrängl; das Spiel wiederholt sich. Wir siebe» davon ab, den Fall weiter ausznmalen; er ist typisch, wie 1>r. Eger ausführt, und darum besonders gefährlich, weil niemals der Schuldner über feine BermvgenS-Berbällnifsc Klarheit erbält, eS sei denn, daß der Gläubiger die Zeit sür gekommen hält, die Schlinge zuzuziebrn. Die Negierung hatte in Borschlag gebracht, baß Jeder, der gewerbsmäßig Ercditgeschästc betreibt, sür jedes Kalender jahr binnen drei Monaten nach Schluß desselben einen voll ständige» Rechnungsauszug über die noch schwebenden Ge schäfte mitzntheilcn habe. Die HankelSbcziebungcn der öffent lichen großen Ercdiliiistitutc mit ihren Fluctuationen und diminuitiveil Austauschformen waren nicht genügend berück sichtigt. Darum beschloß die Commission, daß öffentliche Banken. Bodencreditinstiltne, Hypothekenbanken, Kausleule im Wechselverkehr mit Kaujleuten, die im Handelsregister sirmirt sind, dieser Berpflichtung nicht unterliegen. So dann wurde bestimmt, daß kein vollständiger Rechnung« anSzug, sonder» nur das Schlußergcbniß, die Gesammt höbe der Schuld, dem Schuldner mitgetheill werden muß. Ob cS aber ein glücklicher Gedanke war, diese Anordnung »och dadurch zn verclausulircn, daß nur vorsätzliche Ber- letzung dieser Pflicht straffällig macht, ist eine ankere Frage. Wie foll der Lorjatz immer nachgcwicsen werden? DaS ist selbst bei einem Criniiiialvergeheii, das sich aus kurze Zeit zusamincndrängt und i» seinen Einzelheiten klar liegt, nicht leicht möglich. Wozu muß dies« Clausel bei einem Gesetze führe», da« de» Richter aiierkauntermaßen vor Rechtsfragen der schwierigsten Art stellt? Gegen daS ganze Gesetz hat sich ein EntrüsinngSsturm rrboben namentlich seitens der Abzahlungsgeschäfte; die Einwendungen richten sich vornehmlich gegen den unzweifel haft elastischen Paragraphen, der RechlSgcfchäste als strafbar bezeichnet, „wenn gewerbS- und gewohnbeitSmäßig unter Aus beutung der Notblage, des Leichtsinns oder der Unersabrenbeit Bermägcnövortbeile sich oder einem Dritten beschafft sind, die den Werth der Leistung dergestalt überschreiten, daß nach Umständen de« Falle- die BermögcnSvortbcile in ausfälligem Mißverhältnis zu der Leistung stehen." So lautet der Para graph, der selbst von nicht gerade manchesterlichrr Seile in Rücksicht auf die Dehnbarkeit der als charakteristisch bei- aesügten Eigenschaft als eine Bedrohung selbst de« reellen Handel- durch die Böswilligkeit nichtsnutziger Schuldner, in Lumina verworfen worden ist. In der Commission ist die Bestimmung zurrst abgelchnt schließlich aber wieder- bcrgcstellt worden, weil der Bertreter der verbündete» Regierungen kategorisch erklärte, andernfalls da« Gesetz rund abznlebnen. Dieser Paragraph ist zweifellos von weit tragendster Bedeutung, denn auch der „ArbeilSvertrag" fällt darunter. Hier liegt auch die Gefahr vor, daß er Querulanten zückten und die Arbeitgeber unangenehmen Scheercrcie» an-setzen kann. Die Svcialdemokrate» vertraten beispiels weise in der Commission den Grundsatz, daß eine Acticn- gescllschaft, die bobe Dividenden erzielt, ibre Arbeiter »ach diesem Gesetz straffällig bewuchert, wenn sie ihren Arbeitern die ortsüblichen Löhne zablt. Run wird zwar kein Richter den GeichäflSgcwin» als Maßstab des Lohnes nehmen; aber die Einleitung de« Bcrsadrc»« wird kaum verhindert werden können, wen» die socialtcmokratischc Agitation sich diese Handhabe energisch zu Nutze macht. Eine andere Frage jedoch ist die, ob darum taS Gesetz fallen muß. Neunzebn AbänterungSaiiträge sink in der Commission qestellt, und mit 10 gegen 7 Stimmen ist schließlich der abgcäntcrte Entwurf angenommen worden. Man darf daher gespannt sein, wie sich der Reichstag zn dem Entwurf, der in seiner socialen Grundidee ebenso nützlich wie nötbig ist, stellen wird. Deutsches Reich. QII Berlin, 18. April. Trotz aller Warnungen der Presse »nd trotz der NolbstandSversaminliinge» ist auch im vorigen Jabre, das zu den denkbar schlechteste» sür unser wirthschast- licheS Leben gekört, tcrZuzug von Arbeitern nach Berlin aus den Provinzen unk ans dem Reich ganz bedeutend gewesen. Wir haben nämlich ein ziemlich einfaches Mittel, um dies constatircn zu können. Da die Stadl Berlin einen eigenen Alters BersicherungSanstaltS - Bezirk bildet, so läßt sich der Zu- und Abzug durch die Auszeich nungen der Berliner Anstalt über die QuittungSkarten- Eingänge und -AuSgänge seststellen. Bei der Berliner BcrsichcrungSanstalt sind min bis zum 8l. Dccembcr l892 88 788 Karten »lit den Namen fremder Anstalten rin gegangen. Die Karten sind also außerhalb Berlins seiner Zeit auögestelll worden, und die Jnbaber der Karten sind später nach Berlin gekommen und hier auch beim Umtausch der Karten verblieben, mit anderen Worten, eS sind 88 788 Personen, Arbeiter, Dienstboten, HandlnnzSgehilfen (letztere bis zu 2000 JahreSverdienst) nach Berlin gekommen. Ganz erschöpfend ist diese Zahl deshalb nicht» weil eine große Anzahl Zugezogener — namentlich im An fänge deS IahrcS — »och nicht im Besitz von OuittungS- karlen war, weil ferner eine große Anzahl ihre Ouittung»- karlen noch nicht eingetauscht hat. Indessen daS Gros der Zugezogcnen ist sicherlich darin entbaltrn. Aber nicht nur bie Zahl, sondern auch der HcrkunflSbezirk der Zugezogcnen läßt sich seststellen. Es sind zugezogen au« Ostpreußen >822, Wcstprcußcn 1607, Braiidenbnrg l8 684, Pommern 2725. Posen 2021, Eckilesien 8898, A»l,alt 2095, Schleswig reich Sachsen 1862. Württemberg 98, Baken l59, Groß- berzogtbum Hessen 185, Mecklenburg 552, sächsische Hcrzog- lhümer und Neuß 872, Oldenburg 88, Braunschweig 190, Hansa- städle 184, Reict'Slande 58. Wir aus den Zahlen rrsichllich ist, bat der stärkste Zuzug au« der nächsten Umgebung Berlin« stattgefunden. Dem Zuzug siebt freilich ein nicht unbelräck'tlick'tr Abzug gegenüber; cs sind nämlick bei der Berliner Anstalt 28 551 Karlen au- den Bezirken fremder Anstalten ein gegangen, welche s. Z. in Berlin au-gestrUt wurde». Tic Inhaber der Karten haben später Berlin verlassen und sind auch beim Umlausch der Karle» außerhalb Berlin« geblieben, mit anderen Worten, cS sind 28 551 Personen «Arbeiter rc.) a»S Berlin weggezogen, so daß zu Gunsten Berlins ein PluS von 15 281 verbleibt. lü Berlin» 13. April. Im Monat Februar sind 22 Redacteure und 67 Anhänger der Social demo kralic, also 89 Personen, zu insgesammt 6 Jahren 8 Monaten Gefängnis; und 8619 Geldstrafen vcrurtbeill worden. Bier Jahre Gef'ängniß fallen der Bergarbeiter- Bewegung zur Last. Besonders zahlreich sind wieder die Beamten- und Fabrikanten Beleidigungen vertreten, doch fehlt eS auch an de» sä'wcrcrc» Bcrgchen wie Majcstälöbelcidigung, Gotteslästerung, Bcschimpsung der christlichen Kirche, Wider stand gegen die SlaalSgewalt, Anreizung zur Gewalt ,c. niä't. Eine Berurthciluiig wegen „Pfaffenbeleidigung" rcgi- ftrirt auch der „Borwärt-" in seiner geschmackvollen Weise. Diese Beschimpfung eine« Geistlichen barmonirt nicht mit dem socialdemokratischc» Programmsabe: „Religion ist Privatsache", und in Bayern oder Westfalen wurde sich .» Feuilleton. Naturwissenschaftliche Nundschau. «l»ch»r»e »ert^e». Ter elektrisch« Lichtbogen. — 3500"6. hip». — Der elektriich« lplüh- oieii. — Kohl« und Kohlenstoff. — Graphit, Earbonado und Tnm.ant. — Hncktelluna echter Diamanten im Laboratorium. — Tiainantasch«. — Kohleustoff löst sich in schmeljendem Eisen aus. — lki» Kunstgriff «ur Erzeugung hohe« Drucke«. — EiS und Eisen. — Ter Kern ringt mit der Schale. — Dtamantpnlver. — Silber oll Lösungsmittel. — Goldhaltig« schwarz« Diamanten. — Diamant« stdnken. — himmlisch« Diamanten. — Bildung der Diamant,» in kr Ratnr. — Geschichte der Diamontverbrennuug. — «500' hip«. — Wie heiß ist dt« Sonn«. Bor achtzig Jahren gelang e« dem englischen Pbvsikrr Cir Humpbrey Davy, zum ersten Mal« die blendend» Erschei nung de- elektrischen Lichte« zwischen zwei zugespitzten Kohlen- stäbchco hervorzurnfen. Zu diesem Experimente bedurfte er damals einer Riesenbattrrie von 2000 Elementen, »nd da eine solch« Kraftquelle kostspielig ist, konnte daß elektrische Licht jahrzehntelang nur in physikalischen Laboratorien er glänzen. Trotzdem ging eS im Jahre l8«S al« dir „Sonne" bei einer Aufführung der Oper „Der Prophet" mit zweifel losem Erfolg» auf; e« erobert« zunächst die Bretter, welche die Welt nur bedeuten, dann aber. Dank den Fortschritten der Technik feit den siebziger Jahren, dir wirkliche Welt und e« leuchtet heut« von den, uordfftbeu, ridkaltrn Hammerfrst bi« zu den glühenden Ländern de« Aequator« Ter elektrische Lichtbogen liefert aber außer dem Lichte »och eine ander« Kraft, eine der allerhrstigstrn Glutheu, dir »ir auf Erden zu entfachen vermögen. Sie wird schon seit «iuiaeu Jahren mit großem Erfolg in der Metallurgie zu drrfchirdeuea Zw«ckeu gebraucht, uud ueuerdiug« wandt« auch die Wissenschaft dieser Gluth eine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Man versuchte sie zu messen, und Biolle glaubt a»f Grund sorgfältigster calorimrtrischer Berechnungen annehmen zu dürfen, daß sie etwa -t- 8500» 6. betrage. Ein anderer Pariser Gelehrter Henri Moifsan construirte a»S Ziegeln ungelöschten Kalke« einen eüifachrn elektrischen Glukosen, in welchem die verschiedensten Körper auf ibr Berbalten gegen die Gluth de« elektrischen Lichtbogen« geprüft werden können. Dir Ergebnisse dieser Versuche waren überraschend und führten neuerding» zu wichtigen Ausschlüssen über die ver schiedenen Modifikationen des Kohlenstoffes; eS gelang Moissaa, echte Diamanten berznstellen. Jui gewöhnlichen Leben verwechselt man oft den Kohlen stoff mit der Kohle, aber die letztere ist niemals chemisch reiner Kohlenstoff; sie besteht aus Kohlenstoffverbindungen, in welchen außer dem Kohlenstoff in größeren oder geringeren Mengen Sauerstoff und Wasserstoff vorhanden sind, und auch der amorphe Graphit, der in der Natur vorkommt, enthält fremde Veimenanngen. Im reinsten Zustand tritt unS der Kohlenstoff in feinen Krystallsormcn entgegen. Wir kennen einige dieser Formen. Wir finden schwarze barte Krystalle, dir dem hexagonalem Snstem angehören und etwa zweimal so schwer wie destillirte« Wasser sink, die Dichte von 2 besitzen, da« ist krystallisirtrr Graphit. Dann kennt man schwarze Krystalle de« octaSdrischen Snstem-, deren Dichte um 8 schwankt; man nennt sie vielfach schwarze Diamanten oder Earbonade. Endlich sind Jedem die durch ihre Härte a»S- arzrichneten dorckisichtigen Koblenstoffkrystalle de« octaörrischcn System« mit einer Dichte, die um 8,5 schwankt, bekannt — die Diamanten. Die Ausgabe, Diamanten berznstellen, erschien, nachdem man ihr« Zusammensetzung erkannt batte, durchaus möglich e« wurden auch die verschiedensten Mittel versucht, den Kohlen stoff in Krystallform de« Diamanten umzuführrn, aber bislang ohne Erfolg. Der Kohlenstoff ist in verschiedenen schmelzenden Metallen, namentlich in Eisen, löslich; kühlt sich der Schmelz- l»ß ab, so kann der Kohlenstoff aus ihm berauSkrnstallisircn. Dieser Vorgang wirk in unseren Hoböfen beobachtet, in denen das Eisen bi« ans 1700» 0. erbiNl wird; beim Erkalten der Masse scheidet sich der Koklcnstoff auch in Krystallform ab, diese Krystalle sind jedoch nicht Diamante», sondern schwarze Grapbitkrystalle. Aber auch der Diamant besteht nicht au- vollständig reinem Kohlenstoff; im Saucrstoffgase verbrennt er je nach seiner Härte bei 760 bis 875« i'. zur Kohlensäure, aber c« bleibt »och etwa- Asche zurück. I» diesen Rückständen, die oft »ur den tausendsten GewickitStbeil de« Diamanten und noch weniger betrage». fand man Srmen verschiedener Stoffe, wie Sili cium, Magnesium und Ealcium, vor Allem aber Eisen. Dieser Umstand ließ die Aiiiiabmc nicht unberechtigt erscheine», daß der Diamant auch in der Natur an- schinclzendem Eise» berauSkiystallisirtc, nnd diesen Gedankengang verfolgte Moissa» in seinen Diamantstukie». Zunächst bandelte eS sich darum, zu erfahren, in welcher Weise schmelzendes Eisen den Koblenstoff aufzulöse» vermag. Da» Eisen fchwiyt bei etwa NOO" und i», Moissan'sche» Glühofen konnte c« bis auf 8000» erbitzt werde». Da zeigte eS sich, daß je beißer da« Eisen wurde. eS sich desto mehr mit Kohlenstoff sättigte, wobei der letztere ibm in Gestalt besonder« gereinigter Zuckerkohie zugcsiihrt wurde. Ließ man die geschmolzene Masse erkalten, so erhielt man verschiedene Resultate: wurde da« Eisen auf l>00 bi- 1200» erhitzt, so schieden an- ihm amorphe »col.le und Grapbit berauS; wurde e« bei 8000» reichlich mit Kohlenstoff gesättigt, so erhielt man sehr schöne schwarze Krvstalle, die sich jedoch bei näherer Untersuchung als Grapbitkrystalle erwiesen. Ihre Fläche glänzte wie ein Spiegel, so daß man sie aus den ersten Blick ,ür durchsichtig hatte halten können, sie waren so Kart, daß sie den Rubin ritzten, aber ihre Dichte war geringer al» die de« Diamanten; r« waren eben Grapbitkrystalle. Nun war der Weg vorgezcichnet. Vielleicht würde eS gelingen, a»S schmelzendem Eisen Diamaiitkrystalic zu er halte», wenn man den Kohlenstoff unter einem hoben Druck krystallistrcn ließe! Wie aber den Druck bcrstellc»? I» welchem Apparate sollte man die auf 8000» erlichte Masse comprimiren? Die Losung de- schwierigen Problem- gelang durch einen Kunstgriff; daS Eisen mußte selber den Truck liefern. ES ist Nalnrgcscv, daß Körper in der Därme sich auS- delmcn »nd in der Kälte zusammenziehen; aber von diesem Gesetz gjebt eS Ausnahmen. Tie bekannteste bietet uns das Bei halten des Wasser«; wird eS derart abgeküblt, daß eS aus dem flüssige» in den festen Aggregatzustanv übergebt, so tebnt eS sich in dem Augenblicke auS; E>« nimmt einen größere» Raum ein als Wasser, daraus beruht die Jeder mann bekannte Sprengkraft teS gefrierenden Wasser«. Ebenso verhallen sich aber auch andere .Körper, unter den Metalle» Eisen und Silber. Beim Festwerden dcbitt sich der Eisenguß au«. Auch daS war längst bekannt. Aber die Anwendung de- Bekannten zur Hcrstellnng echter Diamanten ist neu. Moifsan dachte: Wen» wir einen auf 3000» erhitzten Eiscn- klumpen plötzlich linier Wasser tauchen, dann wird sich das flüssige Eise» rasch abkühlen, und zwar wird die Abküblung an der Oberfläche stärker sein, al» in dem Innern der Mast«; »m den Eisenklumpen wird sich eine feste Schale bilden, während da- Innere noch flüssig bleibt. Ziehe» wir nun, sobald die äußere scste Hülle sich b>« zur Rotbgliitb de« Eisen» abgeküblt bat, den Eisenklumpen auS dem Wasser heraus nnd lassen ibn an der Lust langsam sich abkühlen! Allmälia wird auch daS flüssige Eisen im Innern de« Klumpen« fest werde» müssen; beim Erstarren wird e« sich auSdebnea, aber die im Waller gebildete feste eiserne Umhüllung w«rd dieser AuSkebnuag einen Widerstand entgegensetzen, so wird der Kern mit der Schalt de« Eisenklumpen« ringen und dabei wird rin ungeheurer Druck im Innern entstehen wüsten. Der
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