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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-08
- Monat1893-06
- Jahr1893
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VezugS'PrelS ! ftfte hesoleppeditian oder den kn Stadt« z«ck «ch de» Porotte» errichtete» AoS- I 2che>» «dgetzolt: otenelsöhrlich^TSLO; tzi »n»«>i«r täglicher Zustellung m« tzW» 4äL Dur« dt« voll bezöge» tür tzwtl-tm» ind Lelterrelch : olerietitdrllch gl DK»«» täglich« Rrruzbandirsdusg W UuSlsud: «onattich 7.SO. M,A»»».«a«gad« erlchelnt täglich '/,7U-^ ft, Id»d>ft»»,ab» Wochentag» 3 Uhr. Lü«rN», »d LrreM««: Joda»»»««a>« fi. »DZeditt», ik vocheaiag» ins, terb roch«, »4*1 w» srä» « dt» »d«ds , Uhr. Filiale«: vft«-»'« Tarlt«. lAlfrr» H«,,^ llsloerillätSsirah, z, Lonts Lös«». «eftsettesSr. 14. patt, nn» küslaspia» ?. Morgen-Ausgabe. HriM. Tageblatt Anzeiger. Organ filr Politik, Localgcschichte, Handels- nnd GeschLftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzcile 20 Pfz. Reklamen uatrr dem Stedactionsstrich (4gB spalte») 30-E, vor den Familieunachrrchtr» <6 gespalten) 40^. Prögrr« Vchritie» laut unserem Preis« oerzetchoiß. Tabellarischer ,»d Ztsserusatz »ach höhere« Tarif. Ghtr«»Veilagen (gesalzt), nur mit der Dtoroe».Ausgabe, ohne Poslbesörderuag SO.—, »»t Postbesürderuag >» 70.—. A««al,mtlchluß für Anzeigen: >d»,d»>»«gad«: vormittag» lv Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sau»- und Festtag» früh '/,v Uhr Bei de» Filialen und Annabmestellea je ein« halb. Stund» früher. U«1»ige» stad siet» an di« Gr-rNttian t« richten. Druck und Verlag von E. Pol» kn Leipzig. ^288. Donnerstag den 8. Zuni 1893. 87. Jahrgang. «mtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachlm-, »ie st, Alt-Lei»,ta nnd den Ttadttheilc» «lt» «n» Nenttirr» Hesse», Auaer-Vrattentzors. Neufchönrtel», Rruftadt. Tdan- ftr, uu» valkmarstzors «ntrrg,brachte« Ziedtiober Herr. Kreitaa. den 0. Juni »a» Aachmitta,« S Uhr »h I-I l« kalsrrsaale der kkentraldalle ;n Leih»«, die iritlichr Uiitersuchuna aNer i» Alt-Leipi>s und de« aben- puiunlen iiruen Stadiihriie» det srewbrn Leuten »egen ei, feftgesrntes Zirhgelb untrvaebrachtrn, «ach nicht Ich,Ipfl>««>»ra »tuder ftattfinbrn. Die jjithiiiüuer, welch« in der Lag» sein müssen, über Namen, kimrteon und Alter der außerehelichen Eltern, sowie de» Sinke» jeltsl, dezjiglich der Eltern auch über deren Stand Auskunsl zu pd,,. werde» hierdurch auigeiorden, jeue Rinder am »ingang», meadnten lag« dem giehkinderarzt Herrn vr. mvü. Taube uater ketuigiing de» Lontrolbuche« vorzustelleu. llsrnttchulbigte« Antzeudletde« venuirer «ebe« einer rr»»l>,>««s»rase nunnchsichtllch die verrchttsun« ru« Hatte« »es jikhiiudern. Leipzig, de» 3. Juni 1893. Da» «rmenamt. 4. L Mi. ar. 1VS8. Heatjchei. Wöller. Lekanntmachnng. viederboll ist e» vorgekommcn. daß die Flüsse de» Stadtbezirks Lurch Einwcrse» von Uncalh verunreinigt werden, in<b»jond«re ist, - ismenllich in letzter Zeit — beobachtet worden, daß «u» den Sin,» der an die Elster, Pleiße und Luvve angrenzende» Grund- mich Eariensdsälle und sonstiger Uarath in dir Flüsse geworfen »upe» suld. L, diele Verunreinigungen sür Vassanten und Anwohner sedr teUIngriid sind, dringen wir den g. >33 unsere« Straßen-Poiizei- Kijilanv» hierdurch iu Erinnerung und bemerken, daß Zuwider- d«»d>iiiige», insoweit nicht «ine höhere Strafe «inzutreteu haben v-rd«. mit Geiditros» di« zu 60 ^l ober Hast bi« zu 14 Lagen gechiidei werden. Lnpjig. den 2. Juni 1893. Her Aattz un» ha» Pa>izela»t her Ttaht Let»>i>. vr. Georgü Vrrtschaeider. ll. ?«». Stahl. 8- lb3. La» Tinschütten von Kehricht, Schlacken, Scherben, Ruß »der lliwild irgenb welcher Art iu die im Stadtbrzirl« befindlichen Flüsse «rd Rnhigräbeu, sowie iu de» Schwaneateich und di« Teich« im Jotztwuwark nud Rosen thai ist verboten. Aekannlmactlung. Die öffentlich ansgeichriebene Regelung und Herstellung der ?,»Mge an der Bürgcr- und an der vezirtaschnie, Ivwi» di» kilauernag von Fußwegilbergängeu «u der »irche zu LetUziß- tiutdkuau sind vergeben worden. Die iinderückstchiigt gedliedeuea Bewerber werdaa dishalb au» iirn» dez. Angeboten entlassen. Leiöjig, de» ü. Juoi lE. !- A«v R4. Der Rath her Ttaht Leih»il». l)r. Georgt. iktchoriu». Lekgllutmachunß. Die öffentlich ausgeichrwdea« Pflasterung d«r AlehtMherftra«« d« ist oergeden wocven. Die anberücksichtia, gebliebeueu Bewerber »erd«» deshalb hier- Lurch an» ihren dez. Angeboten entlast«». l>»><ig, »m ü Juni lvü3. I-.N« 817. Ter «ath »er Ttaht Leipzig. O». Georgt. Lrchorias. Bekanntmachung. DK öffentlich au«gefchriebeueu Pfiasterungsarheite« ln der lAiglcher L kratze find vergebe» worden. Du nnberuckstchiigi grdli,denen Bewerber »erdr» deshalb hirr- Lvch «a» idren bez. Angebote, entlaste». Leipzig, ,» b. Juni 1683. Dev Natt der Ttaht Leipzia. ^ 8lS. Oe. Georgt. Lichorius. Lckanntmachuna. Mr bringe» hierdurch zur öffentlichen Reirntniß, daß wir die wiiihe, der nordwestlichen Fluchtiini» der Ptechierffraß« und der ikizicher Straß» gelegene Strecke der VluMkttftratzr mit Aus- ich eh der Fußwege iu ltädtiiches Ligeuthum und tu städtisch« Unter- de!w«g übernommen Koben, harzig, de» 1. Jnm >833 Ter Tattz her Gtatzt Leipzig. Lekannlmachvng. Die vffenillch ausgeschriebrnen Pflasterungsarbeitea l» der Vkünzgaff« hier fiud »ergeben wvrden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werdrn deshalb hier durch au« ihre« dez Angeboten entlassen- , Leipzig, am ü. Juni 16S6. . 2M. Ter Math her Ttadt Leipzig. ^ 81L. vr. Georgt. Etchoriu». Vr Georg »st. vr. Redlich. Lirschknverpachlnng. Di» die»jödrig, Nutzung von de« fi«raltiche» Rtrschh-»«en «e de« viraßen der aachgenonnten Ami»srraf,rnmeisr«rb»zirk» ioll »e»r» s»f«rli»r haare Hrzahluag und unter den sonnigen bei irißniinq der Termine bekannt zu gebenden Bedingung«» im Wege du «lastgedv«» ssieutltch »rrpachte» «erden und zwar: l. -reit«,, »eu D. Jaal ». ). »a» Llarmittaa» I« Uhr «» t« Saftdate „zu« Znnmrrh,s" t» Varna 1» ff«»»ug der pirschalleen im Bezirke »er A« ««Pr atzen »elfter h««ß»«uu iu Varna und Nriiu» I, Lahfteih«, eiuichli^lich kr st«»m>geu der Adtheilnnge» 3 »ud 4 der Borna-BtartrausiLLler Liriß«. L >»t„. »en lD. Juni h. I. »aft varattttags 1V Uhr an t» Aiwwler lchen Teftauraui a« vahuhas zu Fratzhnrg d« Du,», de, h'richa»«a t» vezttt, da« »«taftratzrnwetfter« »chr».,, »afeihft. Rtmaack. den 14. J»,l h. »an Nach»lttaa4 4 Atz« an i» Taftdaf, ,.»n« ftranprinz" t> »rattzsch k> ft,»«u- der »irlch«üe«, iw Bezwft d«a U»t»ftrntzrn«etfter» »wdrri das,I »ft. Hoden Auskunft über di« einzelnen Straße» und deren Unter- ckft»»V >»wi» über di» Anzahl der au liehe, den Rinchbäum« «dcklw di» sorgen,nten Amtsstraßeumrisrer nnd di» Wtrier der w«el«u klroßeuadtheiluaaen Rttti Ttr«tz„. „» Saffer» Uhntat. Van»rr»al»«r«1 raMnIpeetia, l, Leipzia. Varwa. «» ». »»« IS». Michael. Tatzmaa». Vie Veutschösterrelcher und die Negierung. o° Wien, 8 Juni. Den Deutschen Oesterreichs nützen ihre maßlosesten Feinde am meisten. <s« sind die« die Jungczechen, «i« haben durch ihr wilre« Hussiienihmn die Alkczeäien und dadurch eine Hauptstütze der Taaffe'schen Akegierungspolilik bcseiiigt. S e baden den Kaiser Kranz Joses stutzig gemacht, so daß er seinen leitenden Mlnister schon vor drei Jahren zu einer lbeii- wcisro Aeuverung de» Eurses veraiilaßle. Kaller Joses bezeichnete vor drei Jahren di» jungezechische Politik ai« ebenso „phrasenhaft-, wie „gefährlich". Und vor zwei Jadren bei der LantesaussleUung in Prag sprach rer Monarch von dem „unpalrielifchen" und „bochrerriitbe- rischen" Benehmen jun^czrchischer Hetzer, gegenüber den bekannten russisch-franjosiichen Demonstrationen in Prag. E« ist auch bekannt, daß der geplante böhmische Aus gleich das eigen« Werk des Kaiser» ist. Alles, waS die Jungczcchen seit drei Jadren gegen das Zustandekommen Liese« Ausgleiche« uolernommen haben, muß tcr Kaiser als eine persönliche Kränkung empfinden. Denn bei verschiedenen feierlichen Begebenheiten der letzten Jahre hat der Monarch Heiont: „Der Ausgleich muß zu Stande kommen, denn er ist eine Staalsnoldivendtgkeit.* Unser letzter Brief handeltr von dem jüngsten historischen Scanval im böhmischen Laudlage Die äunaczechcn wußren e» zu vereiteln, daß die Au«gle>ck«vorlagc Uber Errichtung eines deutschen Krei»geriä>tt« in Trauten»» zur Berdanrlung kam. Wenige Tage spätrr bemerkte Vr. Weitlos aus dem deutschen Schuiverem-ragr in Trpliy darüber: „Der vou mir vor 8 Jadren geldane Putspruch, daß Böhmen rin eigen- thümlichr«Land fei, in dem die Steine eine beredt» Sprache sprechen, muß noch dabin erweitert werden, daß in Böhmen neuesten» auch Tintensässer und Sessell ebnen eine beredte Sprache führen." Der Abgeordnete vr. Groß schilpen« den Hepensabaih in der Prager Landtagsstube und bemerkt», daß an Stelle des Meinung»«iistauichr- derKaustkampfzu treten droke und daß gegenüber der zu Tage getretenen Rohheit kein ankere- Gefühl al» La« kr» ticssien Ekel« auskommr; die Deutschen wären sich vollständig darüber klar geworden, daß man die würdigen Nachkommen der Hussiien vor sich Hab«, die lediglich an der Oberfläche mit etwas Euliurslrniß ver leben seien. Nach dem letzten böhmischen LandtagSscandal war man mit Recht darauf gespannt, was jetzt geschehen werke, um ken .Ausgleich" zu Enve ru führen. Es läge ja in der Macht der Regierung, manche Sachen im administrativen Wege zu orknrn. Der Juftizminister Gras Schönboru aber bgl vorläufig keine Lust, die Errichtung des Rrei-aerichtes in Trauteuau und Aebniickrs entfach zu verordnen. Er will erst kie iAe»»huiigung des böhmischen Vandiaae« dazu haben. Acht Tage nach Schluß ke« döbmischen Landtages traten in Wien vre beiden Delegationen zusammen. Bei dieser Gelegenheit «aispaan sich ein Nachspiel zum böhmischen Landtagsscandal. Absichtlich wählte man keinen Jung- riechen in die Ausschüsse. Als der jungczechische Delegiere Herold sich darüber beschwerte, sagte vr. v. Plenrr offen, daß man mit einer solchen Partei nichts zu schassen haben wolle. Darob neue Hetze. Man drohte in Prag, Herrn Vr. v. Plrutr todtschlage» zu wollen, wenn er sich wieder in Prag blicken lasse. Wenige Tage nach Plruer'S Erklärung fand Empfang der Delegationen beim Kaiser statt. Bei dieser Gelegenheit zeichnete der Monarch den Küdrer der Deutschen aus fallend aus und lobte die Haltung der Deutschen, während die vier jungezechischen Delrgirtcu vom Kaiser absichtlich über gangen wurden. Seitdem eine Reihe von Symptomen dafür sprach» daß man in maßgebenden Kreisen die den Deulschen gegnerische Richtung verlassen und ein» Badn einjchlagen wolle, dir de» nationalen Wünschen und den gerechtfertigten Ansprüchen der Deutschen zum Mindesten nicht entgegengesetzt ist, Hai dir vereinigte deutsche Linke ihre »ppofiiionelle Haltung ausgegeden und dir Politik der freien Hand, der Selbst ständigkeit ihrer Entschließungen zur maßgebenden Richt schnur erhoben. Daß di« Regierung eine consrquente Ent- wicketung der deuischsreuublichrn Richtung nicht begünnigt Hai, daß vielmehr in dieser Entwickelung häufig Rück schläge «intraiea. zu schwach, um rin« sofortige Kampf stellung der Linken zu rrchlsertigen, aber stark genug, um tieft Partei mit neuem Mißtrauen gegen die Regierung zu «rsüllen, soll nicht aelrugnel werden. Wie aber die Dinge lagen, konnte dir Linke nichts Anderes thun, als ihre Pvliiik der freien Hand fortsetzen. Dean um die Regierung zu stürzen, dazu ist sie zu schwach, da sie im besten Kalle uur üdcr r»n Drittel der Stimmen im Adgeorkartenhaufe verfügt. Edeusowenig konnte sie «brr Plane bezüglich rer Schaffung einer compariea Mehrheit verwirklichen. So blieb sie darauf angewiesen, sich die Actionsfreiheil zu «adrrn und je nach den Umständen da« Gewicht ihrer Stimmen möglichst im Interesse ihrer Grundsätze und des deutschen Botte« in Oesterreich wirken zu lassen. Durch rudigrS, staal«männische< Bergede» im Reichsratdr unk im böhmischen Laniagr sucht« di« Linke diesen Grundsätzen immer weiteren Nachdruck zu verschaffen. Sie zog diese Taktil jenen Ratdichlägea vor, die zu einem entscheidenden Schritt» in der Richtung der Opposition drängten, und zwar ging sie dabei von ker Ansicht aus, daß die oppositionelle Kampf stellung sofort eine Jsotirung ker Partei und rin Zusammen schließen brr Gegner nach sich ziehen würbe. Edenfo maßvoll ging sie im böbmiichro Landtage vor; das letzte Manifest be weist dies zur Genüg«. Die Haltang der Linke» ist häufig angegriffen wvrden Daß ihr« Haltung ein« Partei nicht populär mach«, versteht sich von selbst. Denn immer ist die schritt weise Eroberung deS Terrain« ein mißliche- Ding für »n- gekuldige Zuschauer. Aber höhere staatSmäiniische Erwägunaen geboten diese Haltung, und es ist ein sehr erfreuliche» Er- eigniß, daß der Monarch in seinem Gespräche mit dem Abgeordneten von Plener der Haltung der deulschsonschrill- lichen Partei die vollste Anerkennung zollte. Da« absichtliche Ueberseben der Jungezecken und die voll« Würdigung der maßvvllrn politische» Haltung der Linken — diese beiden Thatsachen werfen ei» charakteristisches Streiflicht aus die Lage. Ob auch die Zukunft unter demselben Zeichen stehen wird, muß abgewarlet werben. Deutsches Reich. * Berlin, 7. Juni. Aus dem Reichstage liegt, wie schon angezeig« wurde, das Berzeichniß aller namentlichen Ab» fl i mmu„gen vor, die während der ganzen Tauer der achte» Legislaturperiode, also von 1880 bi« >893, statt.zcfunden haben. Das Verzeichn iß ist nach mehrfacher Hinsicht lehr interessant. Bor Allem giebi e« einen neuen Zahlenden)?,« für den schlechten Besuch de« Reichstags, der mit dazu beigetragen ha«, daß die deutsche, durch eine Mehrheit Bebel N>chlcr-L>eber zusammen gesetzte Volksvertretung so sehr in der öffentlichen Meinung gesunken ist. Diese beispiellose Pslichtvergessendeit zahl reicher Neichslagsmitglieder bat da« Ansrhen d«S deulfchcn Reichstags in der allerbedenklichsten Weise untergraben. In den drei Jahren von 1890 bis lS93 haben im Ganzen 32 namentliche Abstimmungen ftattgrsunden: in diesen 32 Fällen, die zum größten Tbeil wichtige Aufgabe» der deutschen Volksvertretung betrafen, konnte also zahlenmäßig seslgcstellt werden, wie viele Abgeordnete jeveSmal seblien. Zieht man nun ben Durchschnitt aus Leu angegebenen Zahlen. >o stellt sich heraus, daß aowesend waren 2LV, gefehlt hatten l47 Abgeordnete, daß also durchschnittlich jedesmal mehr al« rin Drittel alle» Mitglieder durch Abwesenheit glanzte. ?kur bei fünf Abstimmungen, über dir Militairvorlagc von 1890 und den damaligen Antrag Bamberaer über die zwei jährige Dienstzeit, über den Antrag Richter wegen Er mäßigung der Kornzölle, sowie bei den zwei letzten nament lichen Abstimmungen vom 8. Mai 1893 waren mehr denn 3ut) Abgeordnete von im Ganzen 897, nämlich 339. .339. 3l»i im Jahre >890. und 3K.3 und 872 am 8. Mai 1893 an wesend. In vier Fällen, am 1V. April 1891 bei Brrathung der Gewerbeordnungsoovelle, am 24. Januar 1893 und 28. Februar l893 bei der Prüfung der Wahl des Abgeord neten von Reeden, und endlich am l8. April 1893 bei der Abstimmung über den Sachwucher war das Haus nicht einmal beschlußfähig, fehlte also über die Hälfte aller Mitglieder. Al« Euriosum ist zu vermerken, daß, abgesehen vom Fürsten Bismarck, der schon vor An nahme der Wablcandivatur erklärt hatte, bah er schwerlich an den Sitzungen theilnehmen werbe, der elsaß-lothringische Abgeordnete Freiherr von Dietrich bei sämmlliche» nament lichen Abstimmungen gefrbll hat. Möge das deutsche Volk sich bei den bevorstehenden Wahlen ein Spiegelbild Vorhalten, wie der deutsche Reichstag unter der Mehrheit der Social- demokraten, ForisLritller unv Ullramonlanen sich und das öffentliche Anseben der drutschen Volksvertretung heruntcr- aewirthschafiet ha«, und möge e« dafür sorge», daß der neue RciebSlag au« ebenso unabhängigen wie pflichttreuen Ad geordneten zusammengesetzt werde. k Berlin. 7. Juni. Ein interessantes Urtbeil über den Reichstag des Grgrncartrl« fällte in seiner jüngsten Danziger Wahlrede der Adg. Rickert, der be kanntlich selb» ker unter der Leitung Richter - Lieber > Bebel stehenden Mehrheit angcbörte. Er sagte nämlich, er habe in den 23 Jadren seiner parlamentarischen TdätigkcU sehr schöne Zeiten verlebt, in den ersten Zeile» nach der Gründung de« deutschen Reiche«, als die Grundlagen unserer heutigen Rechtsordnung gelegt wurden, da sei rin mächtiger Zug im Ganzen gewesen und es sei eine Freude und ein Stolz gewesen, Parlamentarier zu sein. Wie ander« jetzt; rin be ständig beschlußunfähiger ReiwStag, der nicht leben und nirhl sterben konnte und von dem man doch sagen mußt«, daß die Brschlußunfädigkeit noch immer ein Glück war. Denn sonst wären noch mebr „schöne" Gsfetz« zu Stande gekommen. Wir haben dem nichts lrinzuzusügen. ss. Berlin, 7. Juni. Es ist eine, namentlich auch nach der letzten BörsenknsiS viel erörterte Ealaiiiität, daß rin sehr großer Tbeil de« Publicum«, welches bei seinen Eapilal- anlagen auf den Erwerb von Werlbpapierrn angewiesen ist, eine äußern mangelhafte Kenntniß der Eursbewegung an der Börse besitzt. Die Tage-presse ist nur in grogeren Zwischenräumen in der Lage, eine llebersicht zu geben, und eieie kann niemals eine vollständige sein. Hat der kleiner« Eapitalist es mit einem gtimssenv-iften Bankier zu thu», so wird dieser dem Kunden seine Kenntniß der älteren Vor geschichte eines in Rede stehenden Papier- nicht vorcntdalten. Die Erfahrung gerade der letzten Jabrr bat aber gezeigt, daß auch zahlreiche «n'auiere Elemente den Berkedr de» Publicum« mir der Börse vermitteln. Mündliche und schriftliche Informationen (wir erinnern nur an da« famose „ Börsen - Journal", bas die Strafgerichte seit länger al« einem Jahr beschäftigt und noch weiter beschäftigen wird) dienen vielfach da;», den Kunden ein Papier, da« rer „Bankier" in seinem Interesse forciren will, al- höchst de gedrenSwerib zu schildern oder umaekedrt vir Zukunft aus sichisvoller Effecten in den düstersten Karben »» malen. Bei diesen Informationen spielt eine tendenziöse Darstellung der Eoiirsbrwezung häufig die erste Rolle Da« Publicum findet oft eine Zifferncolonne hinter einem Papier, die es glauben machen muß, es handle sich um ein von jeder hoch- bewrrtbrte« Papier, während der Kode Eours nicht« weiter als da» Ergebniß einer Mache der jüngsten Wochen ist. Der artigen Irreführungen beugen die seit eimarn Wochen erscheinenden „Btrsr« »Tstzetlkt," (Berlin 8Vr, Friedrich- straße 31, I. E. Krüger) vor. Tie dielen eine sortgrsetzke, vollkommen tendenziöse Ttattstik der amtlichen Noti- rungen aller an der Berliner Börse gebandelten Werth- Papiere in überaus übersichtlicher und handlicher Form. Da dir „Tabellen" allwöchentlich erscheinen, so ermöglichen sie dem Eapitalisten, jederzeit zu erkennen, wann der Eours eines ihn interessirenden Papiere« sich aufwärts »ver abwärts zu bewegen begonnen bat, ob die Bewegung ruhig und stetig oder eine sprungweise gewesen ist. Aus diese Weise bilde» die Tabellen, die übrigens auch für die Bankgeschäfte von Werlb sind, da sie ihnen die bisher übliche eigene TabeUensübrung ersparen, für den balbwegS besonnenen Eapilaliften ein Eontrolmiltel gegenüber sorcirten Ratbschlägen. V Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Der „Reichs- anzeigrr" publieirt die Verordnung, betreffend die Aus einandersetzung zwischen dem Staate und der Gemeinte Helgoland dinflchllich der Helgoländer Grundflächen. Danach wird die Grundfläche de- Oberlande« an Preußen unv die de« Unterlandes und der Time, sowie Austernbank an di« Gemeinde Helgoland verwiesen. Tcr Gemeinde bleibt ferner vom Oderlande da- Wasserreservoir, der Schul» unk Kiichengrund. Den, Staate verbleibt vom Unterland« daö GerichtSgebäute, da- Postgcbände und mehrere bestimmte Grundflächen. Tie von der Marineverwaliung durch Anschifsung hergestclllrn Grundflächen verbleiben dem Reiche. 2-- Brrllti. 7. Juni. (Telegramm.) Gegenüber der Anschauung der „Hamburger Nawrichlcn" und der „Frei sinnigen ZtMmg", daß eine zweite ReichStagsauslösung arge» den Geist der Berfasiung und gegen den Grundsatz: kis iu iäem verstoße, schreibt die „Llcorddeutsche Allgei». Zeitung" beute in einem osfieiösen Artikel: Dieser Verlust', die Bersassung zum Nachlheile der Rcgierung-gcwalr a»S- »ulegen, verdient entschiedene Zurückweisung. Die Be stimmung des Artikel 24 der Alcichsversassung isi an sich klar. Sir knüpft da« Recht der Auslösung an da» Ersordrrniß eines Beschlüsse« de- Bundesralbcs und der Zustimmung de« Kaiser«, kennt aber sonst keinerlei Be schränkung. Die Auslegung, daß damit nur „formelles Rech» geschaffen werde und der Geist ker Verfassung der Regierung Schranken auferlege, welche der tlare Wortlaut nicht vorflebt", ist juristisch unhaltbar und im coiicrclen Falle uni so verkehrter, weil am allerwenigsten bei einer niilitairi scheu Frage di« Absicht der Reichaverfassnng gegeben sein könne, dem Bolum des Reichstag« den Eoaraller eine« Ur- tbrils letzter Instanz brizitlegen, dein kie Regierung sich unweigerlich zu sügen hätte. Die Berusung endlich aus den strairechilichen Grundsatz >u bis in illoi» >st vollständig un verständlich. Die Regierung wird ihrerseits die Versalsiing gewisseiihast halten, aber auch jedem Boluch riilgcgenlreleii, der dahin gehl, di« verfassungsmäßigen Recht« unv Gewalten zu ihren Unguustrn zu verschiehen. « Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Graf Herbert Bismarck ist sehr eifrig bemllht. in de» Kreisen Jcrichow I und ll seine Eantidattir zum Reist'Stag zu vertreten. Cr tritt dabei sür eine Verständigung zwilchen Reistwiug unv Regierung in der Militairvorlage r»i. Auch gegen die Handelsverträge sei er »>chl, wenn sie nur geschicki abgcfasjt wären und un« keinen Schaden brächte». Einer bestimmlcn Fraeiion will er sich nicht anschließcn, sonder» al» Wilder in den Reichstag einlrrten. Von den „Freisinnigen" dcü Wahlkreise» »ft der bisherige Vertreter Siabtraih Woellmer iu Eharlottenburg als Eaudidal ausgestellt. — Die Berliner Nachricht der „Daily New«", der Kaiser habe eine Einladung zur Tbrilnahinc an tcr Hochzeit de» Herzogs von V°r> am 0. Juli angenommen, enlbevrt nast' der „Köln. Zig. jeder Begründung. Der Kaiser denkt oist-l daran, in Liesen für die Zukunft de« reuifchcn Reiche- e„l scheidenden Tagen Deutschland zu verlasse». Eine Reise nach England ist am hiesigen Hose überhaupt erst sür die Regatta Woche in Eowe« im August in Erwägung gezogen: bis rahin dürste sich jedenfalls unsere innere politische Lage geklärt haben, nnd die Theilnakme de» Kaiser» an den englischen Regattafeierlickkeiten dürste deshalb entsprechend den Besuchen der Vorjahre wahrscheinlich sei». Aber auch »ich« einmal sür Viesen Besuch in England sind bisher endgiltige Beschlüsse gefaßt. — Der „Vorwärts" fordert die „Genoffen" auf, an Brrwandte, Freunde, Bekannte Briefe z» schreibe», worin man sie auf den Ernst nnd die Dichtigkeit der bevorstebcndcn ReichslagSwahl aufmerksam mach« und womöglich den Gan ditalcu res delrcfscndcn Wahlkreise« nennt. — Der neue commandirende General de» VH. Armee korps, Generallieuteiiant von Go eye, der zuletzt die 2l. Division rommandirle, ist am t0. Januar l850 Lecontc lieutenanl geworden, wurde am 3l. Mai >839 zu», Premier lirutenanl und am 20. September I8lU zum Hauptmani, befördert; al« solcher machte er den Feldzug >870/71 mit unv erwarb sich während desselben da« cifernr Kreuz erster Elaffr. Nach Beendigung de« Feldzuges wurde er zum Major, fünf Jabrc später zum Oberstlieiiteiiant und am 16. September >88l zum Obersten befördert. Al« General major befehligte er laiigere Zeit dir 60. Infanterie Brigade (Mes); die Beförderung zum Generallicuienant erfolgte am 17. Juni >889. Rach der Rangliste ist v. Goetze der dritt älteste Generallieutenant, von Winlerfcldt, der bekanntlich mit der Führung de» GardecorpS beauftragt ist, tcr siebente; zwischen Beiden befinden sich Prinz Friedrich von Hohcn- zollern, Eommanteur der 22. Divisiou. Gras Fink v. F,»len stem, Evinmandtur der 17. Division, und v. Bülow, Eon, mandeur der 23. Division. * Hagen, ü. Juni. Wie dl» „Köln, volksztg." mitlbeilt, is, zwar mchi l»r. Lieder, wodl aber Herr Stützet ni Essen Eaudidal de» hiesige« EenirumS. „Takilsche Gründe", beißt es, ..machien ein solortige« Eintreten für den Fortschritt unmöglich. Was kct der sichern enger» Wahl zu thun ist, wird spüier im Schönste deS Eomitvt unter engster Fühlung mit uosern Führern reisuch er wogen werden." * Waltzeck, 6. Juni. Im Aufträge des König» ron Preußen beruft der Lanbrsdirector Frdr. v. Saldern den Landtag der Fürstentbllmer Walkeck und Pyrmont zu einer autzerordentliHen Tagung aus den 12. Juni nach Arolsen brbufs Vereidigung der LandlagSmitgliecer vor dem neuen Lankesflirstrn. ). Grrlz, 7. Juni. Ti» Brrbondliingen zwilchen Mitqliedern der reichslrruen Parteien und der reubüch-conservaiiven Partei be hufs ftuistrllung etue« gemeinsamen ReichsiagScandlkaien sind gescheitert, nachdem vou letzterer Sette der vorgeichlagene Kauf mann Karl Weinmoao lia Firma weder und Feusteli, weil derselbe lhnru zu liberal erscheint und Freimaurer ist, nicht an- geaommet werde, «ul diel« Weis» gelangt da« viaada« sür das
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