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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931026026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-26
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Tabellarischer und Zissernsah nach höherem Tarif. Eptr«-Vei>a,cn (gesalzt). nur mit der Morgen-Au-aabe, ohne Postbesörderung W.—. mit - "" Postbesörderung 70.—. ^nnahmeschlnß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morge n-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh ' ,8 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz In Leipzig. ^548. Donnerstag den 26. Oktober 189L 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Aus Antrag der Erben de« Hotelbesitzers Gottfried Schnabel in Klotzsche soll da» zu besten Rachlaste gehörige, dort im Lrl-theile »önigSwald, Ecke der KSnigSbrücker Strotze und Jägerstrabe ge legen,. orttgerichtlich aus b3850 abgeschatzte, „Carolaschwtzchen" genannte Hotel- nnd Nestau»a»i«u»grun»ftück Rr. 126 de« Brandkatasters, Nr. 2l6p. des Flurbuchs und Fol. 33S de« Grund- und Hypothekenbuch« für Klotzsche, einschlietz. lich de« Hotel- und RestaurationS-Jnventar« im Taxwerthe von 4212 60 de» IS. N»»e«der diese« Jahre«, 11 Uhr vormittag« im Nochlatzgrundstücke öffentlich gegen da» Meistgebot zur Ver steigerung gebrach« werden, wo« unler Bezugnahme aus die an der Gericht-lafel — Lothringer Strotz« 1, part. — und im Nachlatz- grundstücke auSHSngenden Anschläge hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 20. Oktober 1888. König!. AmtSgrrtcht. Abth. III. ». v. l>r. Kleinpaul. Politische Tagesschau. * Leipzig, 26. Oktober. Wie sich jetzt herauSstellt, hat vie nrne Ktnanzmintstrr Tonsrremz, die gestern in Berlin geschlossen worden ist, sich nicht nur mit dem Weinsteucr-Entwnrfe, sondern mit dem ganzen Steurrbouquet beschäftigt, mit besten Hilfe dir Kosten der HeereSorganisalion und der ReichSsmanzresorm gedeckt werden sollen. Tie „Norde. Allgem. Zig." meldet nämlich in ihrer heutigen Morgenausgabe: „Die Conserrnz der Finanzminister der am Weinbau vorzugsweise beiheiligten Staaten ist gestern Nachmittag geschlossen. Auch bei dieser Gelegenheit trat die einstimmige Austastung hervor, daß eine da« Brrhältniß der Einzelstaaten zum Reich regelnde Finauz- rrsorm im Interesse der Ersteren unbedingt geboten sei, da da« gegenwärtige System der Matricularbeiträge nach Fortfall der Ueberweisungen nickt« Anderes bedeute, wie die Verlegenheiten de« Reichs auf die Einzelstaalen übertragen. Die ebenfall« zur Besprechung gelangenden Entwürfe de« Tabaksteuer- und Reich« - Strmpelabgaben- gesetzt« fanden einstimmige Billigung. Bezüglich de« Entwurfs eine« WeinsteurrgesctzeS wurde be schlossen, weitere Erwägungen darüber anzustellen, ob nicht auck bei einer Erleichterung der vorgesehenen Controlen der finanzielle Erfolg der Vorlage gesicher erscheinen möchte." Den niederschlagcndstcn Eindruck wird diese Meldung natür lich aus die Tabakfabrikanten machen, denn nachdem die Finanzministrr der Einzelstaaten den Entwurf de« Tabak- sleuergcsetzeS einstimmig gebilligt haben, ist kaum zu erwarten, daß im Bunde«ratbe die Eingaben und Proteste der Fabri kanten viel Erfolg haben werden. Ihre Hoffnung beruht also fast allein noch auf dem Reichstage. Aber auch in den Kreisen der Abgeordneten niedren sich die Stimmen, welche die Neigung bekunden, wenigsten« die vorgcfchlagenen Steuer Projekte nicht principiell zu verwerfen. Wir erinnern besonderi an die am Sonntag in Crefeld gehaltene Rebe de« Cenlrum« sührer« vr. Lieber, in der e« u. A. beißt: „Wenn die direkten Rcich-einnahmen nicht mehr reichen, daun werden die Matricularbeiträge in- Nn gemessene erhöht. Da« ist der zeitige unlö«bare Zusammenhang der reich-- und rinzelstaatlichrn Finanzen. Wir waren schon einmal so weit, daß im Jahre l87S die Matricularbeiträge eine solche Höhe erreichten, daß sie die Einzelstaaten an den Rand de« Bankerott« zu drängen drohten. E« ist leicht gesagt, daß die Leute, welche die Mililairvorlage durckgedracht haben, auch für die Mehr ausgaben sorgen müßten. Aber da- bat einen großen Haken. Ick bin der Ansicht, daß wir mitthun müssen. Jeder, der es wohl mit dem Volke meint, muß Mitwirken, und Keiner darf wie jener bekannte Knabe sagen: ES geschieht dem Vater recht, wenn mir die Hände erfrieren, warum kaufte er mir keine Handschube. Um unsere Finanzen zu ordnen, brauchen wir jährlich 100 Millionen Mark mehr." Im weiteren Verlauf nahm dann der Redner gegen dir vorliegenden Projekte der Tabaksabrikat- und der Wcinsteuer eine keineswegs rundweg ablehnende Stellung ein. Herr Lieber hat damit off.» anerkannt, daß eS sich bei der Aus führung eine» nun einmal bestehenden Gesetze« nur noch darum handeln kann, wie und von wem, nicht ob über haupt die Kosten auszubringen sind, und er dal ganz richtig daran die weitere Bemerkung geknüpft, daß, falls r« nicht gelingt, dem Reich die nolhigen neuen Einnahmen zu verschaffen, die Einzelstaaten dafür aufkommen wüsten, daß diese aber alsbald in die unerträglichste finanzielle Be- drängniß gcrathen würden. So ist e« in der Thal. Ist eine Verständigung über die vorliegenden Projekte nicht zu erreiche», so tritt eine Zwangslage ein, die notbwendig zur vorläufigen Abwälzung der Last auf die Einzelstaaten sübren muß. E« wird vann nicht lange dauern, bi« von allen Seiten der dringende Nothruf erschallt, das Reich möge wieder in Stand gesetzt werden, aus die Zuschüsse der Bundesstaaten zu verzichten E- liegt daher im eigensten Interesse Derer, welche von dcr Einsührurg einer Tabak- fabrikalsteuer den Ruin der gesammle» Tadakinvustrie br» sürcklen, nicht lediglich gegen diese Steuer zu protestiren» sondern auch aus „bessere Vorschläge" zu sinnen, di« Aussicht aus die Zustimmung der gesetzgebenden Faeloren haben nud die unumgänglich nöthigen Erträge in Au-flcht stellen. Die HauVcl«verträ«e mit Nu«ä»ien, Serbien und Epsnien, die bereit« am I. Januar 1894 in Kraft treten sollen, werden dem Reichstag alsbald nach der Eröffnung vorgelegt werden und muffen auch unverzüglich zur Verhand lung kommen. Namentlich der rumänische Handelsvertrag wird im Reichstag viel Anfechtung erfahren, da er die Zollherabsetzung für Getreide auf 3>/, Mark enthält »ad Rumänien als Ausfuhrland für diese« Product eine wichtige Rolle spielt. Es wird damit bereits die große Streitfrage ausgerollt werden, die dem mächtigen Widerspruch gegen den Handelsvertrag mit Rußland zu Grunde liegt, die Frage, ob Deutschland noch fernerhin Handelsverträge mit getreideauSfübrenden Ländern unter Ge währung der niedrigeren Kornzölle adschließen soll. Es wird also gleich »ach Beginn der ReichStag-siyuiiaen die im Lande herrschende Erregung zum parlamentarischen AuSbrnch kommen, und auch aus die fernere Entwicklung unserer handelspolitischen Beziehungen zu Rußland wird bei dieser Gelegenheit bereits eine Helle Beleuchtung fallen. In ganz Oesterreich bat die Rede de« Grafen Hoden wart über Wablreform einen tiefen Eindruck gemacht. Eine so nachdrückliche Opposition von dieser Seite hat man nirgend- erwartet, und namentlich seine Erklärung, daß die konservative Partei sich verpflichtet halte, auch für daS städtische Bürgrrlhum, selbst wenn sich darin liberale Gegner befinden, einzutrelen, wird als der Ausdruck einer ganz neuen parlamentarischen Situation angesehen. DaS „Vaterland" schreibt, die Rede Hohenwart« enthalte ein Programm, und diese« liege namentlich in den Worten: „Wir werden nicht zugeben, daß da- politische Schwergewicht von den besitzenden Elasten ans die Besitzlosen übcrgewälzt und so ein Zustand geschaffen würde, den jeder ElaalSmann al» höchst bedenklich bezeichnen müßte." Welchen Eindruck die Rede auf die Regierung machte, ist au« den osficiöscn Blättern nicht zu erftben, welche sich mit einer haarspallerischen Polemik gegen einzelne Bemerkungen Hvhen- warl's begnügen, ohne aus die politische Bedeutung der Rede einzugehen. Im Abgcordnetenbause bat die Rede Hoben- warl's nur die Meinung verstärkt, daß eS früher oder später zur Auslösung de« Hause« kommt, denn man siebt nickt mehr blo« vor einer Opposition gegen die Wahlresorm, sondern vor einer Opposition gegen die Regierung, die aus dem Conflictc, den sie leichtherzig herausbeschworen, mit ganz heiler Haut sicherlich nicht hcrvorgeheu wird. Die Nüssen haben Part« verlassen; sie sind in der Thal trotz der an sie gestellten Zumulhungen und stürmischen Liebkosungen Alle mit dem Leben davon gekommen. Ob ihre Gesundheit nickt gelitten, wird sich erst später scst- stellen laste». Es Ware jedenfalls nur ein Act der Ge rechtigkeit, wenn ihnen die Pariser Woche als .Kriegs jahr" angerechnet würde. Die Pariser Blätter schlagen nach der Abreise der Lielgeseiertcn einen merkwürdig ruhigen und bescheidenen To» a». Sie besprechen das Resullat de- russischen Besuche- und kommen zu dem Ergebniß, daß derselbe die äußere Stellung Frankreichs befestigt. im Innern die Annäherung der politischen Parteien herbei- gefilhrt und dadurch der Regierung die Möglichkeit geboten habe, wirthschastliche und sociale Reformen auSzuarbeiten. Weiler nickt«? Und deswegen alle die Festlichkeiten, all die Unterwürfigkeit und all die Entwürdigung? Und jedensall- springt nickt einmal so viel heran«, wie die französische Presse in ihrer beginnenden Ernüchterung glaubt. Dem Zaren ist die Republik durch die Festtage in Toulon und Pari« gewiß nicht fester an- Herz gewachsen, und die übrigen Mächte, die überhaupt Sympathien für Frankreich Kegen, werden nach diesen Schauspielen sicherlich noch weniger alS je fick beeilen, ihr Berhältniß zu einer politisch so un klaren Nation zu befestigen. Und wa« die Annäherung der politischen Parteien betrifft, so wird sie nicht länger dauern, al« der Rausch. Schon wenn die Radicalen die Frage a»f- wersen, wa« die Komödie gekostet und ringrdrackt bat, wird dir gerühmte Einigkeit der Parteien in die Brücke gehen. Wie der „Kreuzztg." a»S Rom berichtet wird, bat man eS in den »atteantfchen Kreisen nicht bei der freundlichen Beurtheilung der Russrnfeste in Frankreich bewenden lassen, sondern den Nuntius in Paris angcwicsen, fick an den Festen in geeignelcr, freundlicher Meise zu bclbciligen. Der Besuch der russischen Officiere bei dem Erz bischöfe von Pari« wird jetzt al- Antwort auf diese Freundlichkeit angesehen. Die parlamentarische Eampagne in Italien wird ich, wie man der „Polit. Eorr." au« Rom schreib«, sehr leb- >ast gestalten, da die vereinigte Opposition entschlossen ist. osort nach Wiedereröffnung der Kammer einen Sturmlauf auf die Stellung des Ministerium« zu unternebmen. Es wird bereits eine ganze Anzahl von Interpellationen vor bereitet, die den Kampf auf der ganzen Linie eröffnen sollen. DaS Ministerium wird seinerseits diesen Ent- scheivungSkampf sofort bei der Ausstellung des ArbeilS- programm« der Kammer herbkizuführen suchen, indem eS den Antrag stellen wird, al« ersten Gegenstand die Finanzsrage nnd die Bcratbnng de« Finanzprogramms der Regierung auf dir Tagesordnung zu setzen und die bereit« angekündigtcn wlitischen Interpellationen bi« nach Erledigung der Finanz rage zu vertagen. Zeigt eS sich bei dieser Gelegenheit, daß da« Cabinet noch Uber eine ansrbnlicke Majorität verfügt, so wird dann an die Berathung der verschiedenen Geseyesvor- lagen geschritten werken, welche da« Ministerium betreff- der Herstellung de- Gleichgewicht« im StaatSbauSbalte vor bereitet bat. Die Bcratbnng diese« Gegenstandes dürfte sich bis zu den WeihnachtSserien auSdehne». Nach Neujahr würde dann die eigentliche politische Teballe beginnen, nämlick über die Interpellationen betreffs dcr auswärtigen und dcr inneren Politik, da« Resultat der Untersuchung der parlamentarischen Commission über die Banksrage u. s. w. Gebt daS Ministerium, was sich gegenwärtig unmöglich Vor aussagen läßt, au- diesen Kämpfen siegreich bervor, so kann seine Stellung für längere Leit als gesichert betrachtet werden; zeigt eS sich aber, daß die Majorität zusammcngcschrnmpfl ist, so wird der Sturz de« CabinclS unvermeidlich, und e- kann sich dann bloS um die Frage handeln, ob dir eventuell ausbrrchciiLc Knse eine vollständige oder eine bloS theilweise sein wird. Tie ursprünglich ans den 14. Mai anberaninlen, dann nach beißen parlamentarischen Kämpfen bi« auf WeilcreS ver schobenen Gemrindewahlcn in Spanien sind nnnmcbr aus den 19. November angrsctzt. Cie werten diesmal von größerer politischer Tragweite fei», als seit Langem, denn sie werden zeige», ob die Siege der Republikaner bei den letzten EortcSwablen nur EintagSersolge waren oder ob die spanische Nation lbalsächlich in« republikanische Fahrwasser gerarbe» ist. Die Ereignisse de« verwichcnen Sommers sprechen biersür. Die Republikaner werden jetzt, nachdem dcr Demokrat Puigcervrr an die Stelle des früheren Ministers des Innern, Benancio Gonzalez, getreten ist, unter günstigeren Vor bedingungen in den Wahlkampf cinzutrelc» vermögen. Puig- cerver hat sich zum Eintritt in das Eabinet nur aus die Zusage Sagastas hin entschlossen, daß von einer „Ber befferuug" dcr Wählerlisten zu Gunsten dcr nichtrepublikanischen Parteien und von jeder Verletzung oder parteiischen Acntcrung der Wahlvorschrifle» Abstand genommen werde. Tie Silbcrsragc in Nordamerika nimmt den Charakter einer Secschlange an. Im Jabre 1878 wurde die Blandbill angenommen, ei» Gesetz, »ach welchem die nordamerikanische Regierung auf Rechnung de« Staal- schatzcS monallich mindestens 2 Millionen und höchstens 4 Mill. Silberdollars im Werlbverbältniß von l: 15,,988 prägen und als gesetzliches Zahlungsmittel gelten lassen sollte. DaS war eine directc Unterstützung der Silberminenbesitzer, die durch die immer mehr i» Aufnahme komniende Gold währung eine Entwertbung deS weißen Metall« zu erwarten batten. Die Blandbill bewährte sich, aber sie genügte nickt. Als die Union 1890 sich im MacKinley- rausche befand, wollte man neben den Aoklibatcn, die man den amerikanischen Fabrikanten crwie«, auch den Silber männern einen Vortheil gewähren. Unter dem Vorgeben, für die Baarzahlung rinzulreten, stimmte nian der Fenillrto«. Die quade Foelke. Roman aus der EmSgau. 22j Boa F. Slinck-Lütetsburg. «-»druck «ertöten. (Fortsetzung.) Rechtsanwalt Buddenberg führte die Angeklagte, die sich nur mit großer Anstrengung aufrecht erhielt, m den Saal. Außer den Richtern und Geschworenen waren eine ungewöhnlich große Anzahl Juristen, aber nur wenig Laien als Zudorer anwesend. Foelke Brun« sab nicht«, al« fie den weilen Raum betrat, obgleich ihr Blick denselben durchirrte. Sie folgte der ihr leise zugeslüsterten Weisung ihre« Anwalt«, aus der An klagebank Platz zu nehmen. Dann wurde e« ihr dunkel vor den Augen, ihr drohte eine Ohnmacht. Mit zitternder Hand langte sie nach der kleinen silbernen Dose in ihrer Tasche, um durch den darin enthaltenen, mit Salmiakgeist getränkten Schwamm die sinkenden Leben«geister neu zu wecken. Da tönte ihr Name an ihr Ohr, Fragen wurden an sie gerichtet, welche sie ansang« nur mit leiser, dann aber festerer Stimme beantworlele. Sie dachte an Buddenberg « Warnungen. E« dünkle sie gegenstandslos, für ihre Ehre, ihr Freisprechung zu kämpfen, aber da« kleine Gesicht de« blaffen, kränklich auS- sehrnden Kindchen- tauchte vor ihrem inneren Auge auf, und gegen diese« Kind batte sie Pflichten. Die Angeklagte machte nickt weniger aus den Staatsanwalt, al« auf Richter und Geschworene einen völlig überein stimmenden Eindruck. Dem Staatsanwalt wurde eS schwer, die meisterhaft ausgcarbeilete Anklageschrift, welche dir Ge schworrnen von der Schuld einer verworfenen Brrbrecherin überzeugen sollte, gemäßigt vorzutragen, und Foelke Brun- brach förmlich unter der Wucht der gegen sie rrbvbenrn Be schuldigungen zusammen. Aber die kann folgende Ansprache de« Vorsitzenden richtete sie wieder aus — in ihr lag eine Güte, die sie unendlich beruhigte, und mit fester, wenn auch leiser Stimme konnte sie ohne Zögern jede an sie gerichtete Frage beantworten. Foelke Brun» war unschuldig. Einstimmig hätten die Ge schworenen beim Anblick dieser Frau mit dem todtblaffen Gesicht und den, schmerzlichen Lächeln um den Mund kiese« Urkheil abgeden können, »och ehe di« Verhandlungen eröffnet waren. Die sehr auch die öffentliche Meinung absichtlich und unabsichtlich beeinflußt war. um in ihr eine Schuldiae erblicken zu lassen, jeder Vorwurf, den ihr zu machen man sich geneigt gefühlt, niußle zurückweichra vor vem Ausdruck eine« reinen edlen Cbaraktcr», den da« Gesicht der unglücklichen jungen Frau wikerspiegelte. Dann kam da« Zeugrnverdör, zunächst der Gatte der An- :klagten. Bernd Brun« machte einen beinahe unheimlichen indruck. Er war erst vor wenigen Tagen au- der Be- bandluiig de« Arzte« entlassen. Da- Laster, dem er sröbnle, batte ihn auf da« Kraiikenlager geworfen, und sein Leben war zwei Tage »nd zwei Nächte bindurch ernstlich gefährdet gewesen, ehe es dem Arzte gelungen war, ihn in «inen anhaltenden Schlaf zu versenken, der ihn rettete. Da« plötzlich nothwenbig gewordene völlige Entbehren geistiger Gelränke balle aus den Körper de« Genesenden furchtbar gewirkt: Bernd Brun«' große Gestalt war gebeugt, seine Haltung eine schlaffe, so daß eS den Anschein hatte, al« ob er sich nur mit Mühe auf den Füßen erhallen könne. In seinen Bewegungen zeigte er Unruh« und Hast, seine großen Hände zitterten. Mit sichtlichem Widerstreben beantwortete er die an ihn gerichteten Fragen. Von den, Vorsitzenden de« Gerichtshöfe« daraus ausmcrksam gemacht, daß er al« Ehemann der An- geklagtrn sein Zcugnig verweigern könne, batte eS «inen Augen blick den Anscheins al« denke er daran, einen solchen Ausweg zu betreten. Bernd Brun« schüttelte den Kopf, rr wollte nicht davon Gebrauch »lacken. Er wiederholte einen Theil der von ihm gemachten Aussagen, nicht so präcise und übereinstimmend al- in der Voruntersuchung, aber obne Widersprüche. Al« er ging, warf er einen scheuen Blick z» Foelke hinüber, die obne ein äußere« Zeichen von Erregung still vor sich niedrrblickte. Ihm folgte Weiderich Heymann. Sie trat mit der ganzen Keckheit und Sicherheit auf, die ihr eigen war, und erschien wir zu einer festlichen Gelegenheit geputzt, wenn auch in der Kleidung einer Magd. Da« wiker- fprnstige Haar schmiegte sich in weichen Wellen an die Schläfe »nd war im Nacken zu einem Knoten verschlungen. Ihre Kleidung war von tadelloser Sauberkeit, blitzblanke Schuhe »lackten förmlich ans ihre kleinen Füße in schneeweißen Strümpfen aufmerksam. Keine Spur von Befangenheit war an ihr bemerkbar. Ihre dunklen Augen musterten mit der gleichen Kaltblütigkeit Richter, Geschworene nnd sonstige An wesend», während sie die an sie gerichteten Fragen beantwortete. Da fiel ihr Blick aus die Angeklagte, welche auch jetzt iu sich usamniengesunken scheinbar theilnahmloS dasaß. In Wolbcrich ^eymann'S Augen leuchtete eS ans, baßersüllt, unheimlich. Loch schnell senkten ibre langen Wimpern sich herab, und al« sie sich dann wieder hoben, glitten ihre Augen wie prüfend über dir Reibe der Richter. DaS Mädchen zeigte eine unglaub liche Geistesgegenwart. Eine Entlastung-zeugin für die Angeklagte trat ein. Es war Antje, die ehemalige Großmagd de« Bernd BrunS'schcn Ebepaare«. In dein weiten Saale herrschte tiefe Stille, jeder einzelne der Anwesenden wünschte eine Entlastung der Angellaglcn. Eine solche im eigentlichen Sinne fand nicht statt. Aber mit beredten Worten, die den Stempel der Wahrheit a» der Stirn trugen, schilderte Antje da« Eheleben ihrer ebemalige» Herr schaft. Während Fra» Brun« vom frühen Morgen bi« zum späten Abend bemüht gewesen sei, das Hauswesen in muster hafter Ordnung z» erhalten, wie sie e« von Kindesbeinen an gelernt, habe der Bauer sich um nichl« gekümmert, sondern sei seinem Vergnügen nachgegangen und gewöhnlich trunken und in schlechter Laune beiinaekommen, um dann mit dem Gesinde Streit anrusangen. Die Frau habe er anfangs in Rübe gelassen, erst später, besonder« nach der Geburt de- Mädchen«, an dessen Stelle er einen Buben sich gewünscht, sei auch sie eine Zielscheibe für seine schlechten Stichclrekc» geworden, aber sie habe um des lieben Friedens willen immer aethan, al« höre sic dieselben nicht. So war c« z» Streitig keiten zwischen Mann und Frau eigentlich nicht gekommen, überhaupt habe die Letztere den Bauer immer in Schutz ge nommen, wenn je ein Wort laut geworden war, welches da» Gesinde gehört. Dann machte Antje Mitteilung von jenem Vorgang mit ihrem Herrn, dem die Frau zum Opfer gefallen war. Ohne das Darwischentreten derselben würde der Bauer sie mit der Heugabel zu Boden geschlagen habe», obwohl sie nicht« verbrochen. Ihr gemachte Vorwürfe habe sie nur ruhig und bescheiden abgelebnt, wie e« einer Magd gezieme. Aber der Bauer fei angetrunken gewesen, nicht sinnlos berausch», sondern in dem Stadium, i» welchem er sich gegen Mittag immer befunden, und in welchem rr am meisten zu fürchten gewesen sei. Nur der Frau, die den Bauer gehindert und dadurch selbst von der Zinke der Heugabel schwer in der Schläfe verletzt worben, habe sie e» zu danken gehabt, daß sie ohne Schaden davongekommen. Auch der alle Hausarzt der Familie Meinhard! wurde noch vernommen, und wa« daran -«fehlt, um Foelke Brun« als diejenige erscheinen zu lasse», welche sie war, trat nun zu Tage. Er hatte die Angeklagte von Kindheit an gekannt und in ihr einen selten reinen und edlen Cbaraktcr erblicken niüsien. Die Lüge war ihr fremd gewesen, offen »nd cbrlick habe sie jeden Fehler cingestandcn und sehr bereut, während sie für das Unrecht Anderer immer eine Entschuldigung gesunde». Foelke BrunS sei aber nicht allein ein reiner, sonder» auch ei» großer Charakter. Der Vater babc sich schwer an seinem Kinde vergangen, als er dasselbe, wenn auch in der besten Absicht, in eine Sonderstellung gedrängt, die sic in einen Consticl bade bringen müssen, den zu bestehen nur ganz besonder- tüchtige Menschen im Stande »ein würden. Sie habe durch ihr ganze« Verhalten gezeigt, daß sie ein solcher sei. Obwohl geistig hochbegabt, im Besitz von reichen wissenschasllichcn Kenntniffcii, die sie sorglich vor den Augen der Menschen habe verberge» müsse», um in ihrem Kreise nickt den Schein de- Lächerlichen ans fick zu laden, sei sie, dem Wunsche ihre« Valer« folgend, die Gattin eine« Manne« geworden, von dem sie nickt erwarten konnte, daß er ihren Ansprüchen an das Lebe», die sie durch ibre Bildung zu machen berechtigt war, gerecht werke» würde. Slill und bescheiden habe sic sich in einer Lebenslage zurecht gesunden, die sie unmöglich halte befriedigen könne», und ein weniger roher und gcwalttbäliger Charakter, wie der diese« Trunkenboldes, würde von dieser zu dem Muster eine« Mannes und Galten gemacht worden sein. Aber während Bernd Brun« nm Haaresbreite durch einen von der anwesenden Magd Antje verbürgten Vorgang zum Mörder an dcr snugen Frau geworden, babe er durch eine lügenbast ersonnene An klage, in Vccbindung mik einer lüderlichcn Dirne, die im ganze» Dorse ob ihrer Aosbcit und Verlogenheit gefürchtet und gemieden war, Foelke ans die Anklagebank gebracht, indem er sic einer böswilligen Brandstiftung unk sogar deS Ehebruches beschuldigt. Damals, bei dem vorerwähnten Fall, zu Frau BrunS berufen, babe er sie ohnmäcklig von Blulvcrlust ge sunden, der durch eine tiese, lebenSgesährliche Wunde an der Schläfe entstanden gewesen. Erst vor ganz kurzer Zeit Halle er in Erfabrung gebracht, wovon jene bergerübrt. Nicht, wie die Kranke ihm gesagt und Antje damals, auf da« dringende Verlangen der Frau Bruns, bestätigt, von einem Stoß, sondern von dem Schlag mit einer Heugabel, den sie durch ihren Gallen empfangen. Wenn die junge Frau von ihrem un würdigen Gatten babe frei werten wollen, so würde sie obne Zweifel ein solche« Ziel viel leichter nnd sicherer durch eine von diesem Vorgänge crstatlele Anzeige bei dcr SlaalSanwalt» schast erreicht haben, al« durch Verübung «me« Verbrechen«,
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