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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-18
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Vez«s-PreiS ff, »er Hanptezpebttto« oder de, im Stad». d»,iri und b«, Lororten errichteten Aus- --bestellen ab geh alt: Rrrtrljührlich^lstüh hei zwetmatlaer täglicher Zustellung in« Hau« >» 5^0. Durch die Post bezogen für Deutschland uu» Oesterreich: vierteljährlich . Direct» täglich« krenzbandlendu», iM» Ansland: «uuatiich ^l 7.50. DftMorgno-Ansgab« erscheint täglich '/,7U-r. di« Ldeud-Autgobe Wocheatagl b Uhr. LrLiution und LrvtLitio«: Jatznnnrsgaffe 8. Di» Expedition ist Wochentags ununterbroche» ^äsfuet »o, früh S bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott» Mr»«'s Larti». («lfre» UuiversitLtästrohe I« La««» Lösche, NMhariurustr. 14, patt, und KSnlgsvlatz V. Morgen-Ausgabe. LMM.TilgMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiG die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Reelame u »uter da» Nrbactiondflclch (saa- spalte») bv^z, vor dea Kamiliannnchrtchtr» (6gel-alt«»1 40 Größere Lchristen laut uuserr» Pmts- veiz»lchlllß. Tabellanscher uuh gtßmchatz uach höherem Tarif. Ertr«»veii«Oea (gefalzt), »», »N der Morgen-A««g»d«, »hu» Pofthefärdemmg ^4 60.—. mit Postdefärdernog ^4 70. Ilinnahmeschliß fir !Xu)eiße»: >b«ud->u»gob«: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bei de» Filialen und «nuadmesieünr z» ein« halbe Stund« früher. An-eigen sind stet« «» di« Nr»e»t1h«n zu richten. Drnck »nd verlaq von L Val, t» Leipzig ^ 533. Donnerstag den 18. Ottober 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die Pflaster««, eine» Wege« t« städtischen Srankrnhause 5U Tt. Jacob hier soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tlejbau* Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß. Zrmmer Nr. 23 au- und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingejendet werben können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausjchrist: »Pflafterardeiten t« Krankrntzause" versehen in dein oben bezeichnet«,, Geichasi-ziminer ßt« zum 2>». Oktober ü Uhr Nachmittag« tinzureichen. Der Nach behält sich da« Recht vor, säminlliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 17. October l894. De» Nath« «er «ladt Leipzig Krantendausdrdutatton. Gefun-en oder al« berrenlo« angemeldet relp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bi- iS. Ottober 1894 folgende Gegenstände: »in Portemonnaie mit 26 ^l 45 ^ und einem Gepäckschein, ein« dergl. mit 5 90 /H, ein Betrag von 3 und 2 ^l, N galpeue Damen-Rrmontotr-Uhren l2 derselben mit Kelten), ein« silberne Vtzliiider-Reuiontoir-ravonett-Uhr mit buntem Band, eine silberne Atzlinbrr-Remouiotr-lltzr mit »eite, eine nrusilberne Rrmo»totr-Uhr. eine klrtnc «escete silberne Gtzlinder-Uhr. mehrere golbrne Roige, «in gravirler Trauring, ein silberne« Ikelltn.Almdond, ein goldener Armreif, ein goldene« Medaillon mitBand, ein Klemmer, 2 Brillen, ein Loos der Reichesechlschule, 2 Leihhausschcine, ein Jahrgang der „Neue Welt", 2 Fächer, ein grüner Sammet - Poinpadour mit div. Inhalt, ein Paar GlacS- Handschuhe und »in SHIip-, drei Borhemdchen und 4 Kragen, »in Packe« schwarzes Barn, ein Damen - Schultertuch, 2 Damenhüte, ein Damenjacket von schwarzem N>p«, «in Pelzmuff mit Schachtel, ein Packet Wälche, eine Schürze, ei» grauer Hrrrenmantrl und 1 Hut, 2 ve» schiedene Mantelkragen, l Paar neu« Herrenschnürschuhe (bereits im Juli gesunden), mehrere Schirme, «in größerer neuer Besen, eia DSthtolbe«, ein »otilenträgerkissen, eine wollene Pserdedecke, rin Ga«oftn, 22 Stück Ga-rohrinuffstllcke, ein »ts. aebog. Ad- flußrobr, ein rchantafteu mir Lebermaaren, »in «rtörtger Hauvwagen init einem Koffer und Säcken re. und ein zu geslvgener Canarienvogel. Znr Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch- im HI. Quartal 1893 Funbgegeiislände bei un« abgegeben haben, aus, dieselben zurnckzusordern, andernsall« darüber den Rechten gemäß versügt werden wird. Leipzig, den 16. October 1894. Da« Poliretamt der Stadt Leipzig. Bretschnrider. Ml. Skkanntmachung. Wegen Reinigung der GejchäilSräuine bleibt unsere Palizeieaffe Frr»tag, de» 19. diese« Maua«» ,-schlaffen. Leipzig, am 16. Ottober 1894. Da« P-lizriamt der Vtadt Leipzig. v. L. 4532. ^ Brerschneider. Unger. Lhomasschule. Anmeldungen von Schülern, die zu Ostern 1895 in die Sexta einirclen lallen, werden Donnerstag, Freitag und Sonnabend, den 2ö-, 26. und 27. October, von 10 d>S >2 Uhr BornultagS an- aeuommen. Außer dem letzten Schnlzeugniß ist der Gedurts- und Impfschein vorzulegen. Leipzig, am 16. Ottober 1894. Vr. 4nvxm»an. Realgymnasium. Die Anmeldungen z»r Liieraufiiahme werden schon vom 26. di- 28. diese- Monats (Freitag. Sonnabend, Sonntag), zwischen 11 und l Uhr, in der Schule enlgegeugenomi»»». Ich bitte, die Schüler persönlich vorznsi.Uen »nd solgende Scheine mitzubruige»: Gedurl-nrkundc und Lonftisloii-au-weiS (oder statt beider zusammen da» Familienbuch), Jmpfbescheinigung und letzte Schule,nsur. Leipzig, dea 17. Ottober 1894. Der Rector. Pros. Vr. Böttcher. I. Realschule, Rordftratze S7. Die Anmeldung neuer Schüler für Ostern 189.» erbitte ich mir Dien-tag den 28.. Mittwoch den 24. und D«n«er»tag den 25. Oetoder, Borniitlag» zwischen 8 und >2 und Nachmitiag- zwischen 3 u»d 6 Udr. Eine stande-amtliche oder sirchliche Beschei- nigung de- Geburlsiage«, da» letzl« Schutzeugniß und der Imps- schein sind vorzutegen. Leipzig, den 14. Ottober 1894. vr. k. kkalr, Direktor. ll. Realschule L'eipzig-Reuduitz. (ffahlgarten- un» fftzonffreftratzen-GSr.» Anmeldungen für die nächste Ostrrausnadme werden bereits in der Woche vom 22 bis 27. Oktober, Bormittags von Il>—11 und Nachmittag« von 3—ü Udr «rbeien. Geburt«- und Impfschein, wie die letzte Eenlur sind bei der Anmeldung vorzulegen; persüalich« Vorstellung der kn-ben ist erwünscht. Leipzig-Reudnitz, den 14. Ottober 1894. «. L«. r. Direktor. woran ist -erFrie-e imSierkrieg gescheitert? O. U. verit«, 17. Ottober. Die aus Veranlassung der Gastwirtbe zwischen den Ver tretern de« .Brauerring«" und der Boycott-Eommission rin- grleitelen Verhandlungen sind, wie bereits berichtet, rrsultatlo« verlaufc» und diejenigen Brauereien baden Recht beballen, welche von vornherein jedes weiter« Unterhandeln abzulebneii rieihen. Wenn nun auch an der Tbaisachr, daß der Kampf nunmehr mit erneuter Energie von beiden Seiten sortgesüdrt werden wird, durch rückschauende Betrachtungen nicht» ge- Lntert wird, so erscheint es doch für die Bciirlheilung der Sachlage «otbwendig, zu untersuchen, woran der Friede aeschritrrt ist. Es baden bekanntlich drei Berbandlungen ftattgefunden: zwei öffentliche unb «ine vertrauliche. In der erste» Verhandlung vom 29. September einigte man sich dshia, daß überhaupt nur zwei von den Forderungen, welche die Socialdemokraten ausgestellt batten, nämlick die Wieder» einstellung der entlassenen Arbeiter und die Errichtung eines Arbeitsnachweises, in Frage käme». Die Aner kennung der Arbeiterorganisationen war von den Brauereien niemals bestritten worden; auf Lohncntschätigung für die auS- aesperrten Arbeiter wurde seitens der socialvemokratischen Führer verzichtet, und die Nichtanerkennung tcSArbeiterfeiertagS sollte nach den Erklärungen der Letztere» kein Hinderlich für eine Einigung bilde». Un Bezug aus die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter war im Laufe der Verhand- lungen von den Socialdemokraten anerkannt worden, eS könne nicht verlangt werde», daß die betreffenden Arbeiter ihre alte» Posten wieder erhielten oder gar in dieselben Betriebe wieder eingestellt würde». Ja, man hatte von socialtemokratischer Seite auch zugegeben, daß eine gewisse Anzahl überhaupt nickt wieder emgesielll zu werden brauchte, nur hatte man Namhaftmachung der Betreffenden gefordert. Ueber die für einen Arbeitsnachweis maßgebenden Grundsätze war in der vertraulichen Besprechung, »achtem die Brauereiarbeitcr ihre, selbst nach Ansicht der socialkemo- kratischen Führer zu weit gehenden Forderungen fallen gelassen halten, gleichfalls ftnr Eiiiiguiig erzielt worden. Nach alledem war die Annahme nicht unberechtigt, daß cS auf Grundlage dieser Vorberatbuiigen am 13. d. M. zu einer Einigung kommen würde. Statt dessen wurden die Berhandlungeii gleich bei Punct l abgebrochen, nachdem die Herren Singer und Auer einen Frieden auf Grund der von den Brauereien gestellten Bedingung, daß 33 Arbeiter in den vereinigten Brauereien »ickt wieder angestcllt werden sollten, für eine» ehrlosen bezeichnet halten. Inzwischen ist nun aus Grund de« stenographischen Berichts trotz der Ableugnung de« Abgeordneten Auer unzweifelbaft festgestellt, daß bereit« in der ersten Sitzung von 2ü—30 Arbeitern die Rede gewesen ist, ja daß die Herren Auer und Singer sogar davon gesprochen halten, diese Arbeiter anderweitig unterbringen zu wollen. Man wird daher zu der Ueberzeugung nicht nur kommen können, sondern kommen müssen, daß die Zahl der in Neke stehenden Arbeiter nicht der Grund für de» theatralischen Abbruch der Verhandlungen gewesen ist. Nein! Entweder dw Herren Auer und Singer habe» ein falsches Spiel gespielt und nur neuen Stoff für die Masse» gebraucht, um die ver glimmenden Kohlen von Neuem anzusachen, oder sie sind nickt mehr Herren der Situation» nicht mehr Führer, sondern Geführte gewesen! Wir nehme» La« Letztere an, wozu un- einerseits die Bemerkung de« Herrn Auer, daß er und sein Freund Singer in Folge ihrer Nachgiebigkeit in der ersten Sitzung beinahe ihre Popularität eingcbüßt hätten, andererseits der Umstand Beranlassung giebt, daß die aus- gesperrlcn Brauer in einer in der Zwischenzeit abgebalrenen Ber- sammlung die Beycottcommission auf da« Schärfste angegriffen und von einer Preisgabe ihrer Interessen gesprochen batten. Ganz abgesehen davon, daß zwischen den Zahlen 25—30 und 33 kein nennenSwerlher Unterschied ist, lönnen doch auch 33 Arbeiter, die in einer Anzahl von Betrieben nicht wieder Anstellung finden sollen, vernünftigen Menschen, zu denen dir Herren S.nger und Auer doch gerechnet sein wollen, keinen Anlaß bieten, dafür Hunderten von Arbeiter«« die Möglichkeit der WietereiiisteUuug zu entzichen — namentlich nicht in einer Stadt wie Berlin, wo anderweitige Arbeitsgelegenheit für jene „33" wohl zu sinken sein würde, die „Hunderte" aber da» Heer der Arbeitslosen erheblich verstärken müssen. Mehr als 400 Arbeitern war durch daS Entgegenkommen der Brauereien die Wiedereinstellung gesichert, und wegen 33 läßt man diese noch länger darben, verweist man sie auf die leere» Unicr- stützuugscaffen! DaS ist socialdemvkratische Humanität. WaS will e« überhaupt beiße», wenn in 3l Brauereien 33 Arbeiter nicht wieder eingestellt werken ? Diese 33 Arbeiter machen noch nicht l Proc. de« in jene» Brauereien beschäf tigten Personal« au«. WaS heißt das gegenüber der großen Zahl derer, die täglich >n den einzelnen Industriestädten, ja in einzelnen Fabriken au« diesem oder jenem Grunde ent lassen werden? Und ist es denn nicht da« ureigenste Recht der Arbeitgeber, diese oder jene Arbeiter zu ent lasse» und nicht wieder anzuiicbmen? Halten nickt die Herren Auer und Singer selbst zngcgeben, daß man Niemand zuninthen könne, >Llörenfrietr zu dulden? Und jene 33 Arbeiter sind nicht nur Störenfriede gewesen, sondern sie haben sich auch — wie man bört — noch ankere Dinge zu Schulden kommen lassen. So sollen einige ihre Arbeitgeber öffentlich beschimpft, andere ihre Vorgesetzten al« bestocken bezeichnet haben. Wieder andere haben bei ihrer Entlassung Drohungen ausgesprochen, die von einem Fana tismus zeugen, der geradezu gefahrbringend werte» kann. Solche Lcnle wiedereinzustellen,sollen die Arbeitgeber gezwungen werden? Da« l»eße, da- Reckt ans den Kops stelle», das hieße, sich seinem Gegner mit gebundenen Händen auSlicsern, »nd daS wird man wahrlich von Niemand und somit auch von den 3l Brauereien um so weniger verlangen können, al« dann alle bisherigen Opfer umsonst gewesen wären. Die Brauereien sind bi» an die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit gegangen, weiter dursten sie nicht geben, um ihrer Ebr« und um der ganzen Industrie willen nicht. Jetzt beißt rS nur noch Krieg oder Sieg! Und man wird erwarten können, daß die Arbeitgeber st, ganz Deutschland auch ferner auf Seite der Brauereien stehen und nach Kräften dazu bei tragen werden, daß der Kampf zu einem Siege führt, der den Uebermuth fanatischer Agitatoren zu dämpfen geeignet ist. Deutsches Reich. AA. Verlii». 17. Ottober. Unter den Blättern, die mit der größten Zähigkeit an der Behauptung sesthalten, e« batten in der Sitzung de« preußischen Staat-ministrrium« vom l2. d. M. „zwei Strömungen gegen einander gekämpft", stehen natürlich dir „sreisinn igen" in erster Linie. Sie wünschen einen resultatlosen Kamps und deshalb muß er entbrannt sein. Gleichzeitig ricviet sich indessen di« „Freis. Zeitung" des Herrn Eugen Richter darauf ein, daß au« den Brratdungrn de« preußischen Ministerium« doch etwas brrauskommt» was nicht nur den preußischen Landtag, sondern auch drn Reichstag beschäftigen wird. Noch vor einigen Tagen war da« Blatt begeistert für das Regiment re« Grafen Eaprivi; nun aber, da alle Anzeichen daraus bindeulen, der Reichskanzler werde, entsprechend der König« berger Aufforderung des Monarchen, den zirlbewußten Kamps gegen die Feinde der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung aafnchmen — jetzt bekennt sich Herr Richter als Gegner dieser Politik. Nacktem in der ,Nordd. Allg. Zig " die Aussübrungen der Wiener »Polit. Eorresp ", welche einen Kampf gegen die Socialdcmokratie als überflüssig hinaestellt halten, nachdrücklich verleugnet worden ist, erinnert Herr Richter an die Rede, welche Gras Eaprivi nach seinem Amtsantritt im April 1890 über eine Benutzung der ossiciösen Presse aehallcn hat. Allerdings erklärte Gras Eaprivi es damals für nolh- wendig, vordem wünschenswertbe Artikel später desavouiren zu können. Ader er bezog sich ausdrücklich auf die aus wärtige Politik und betonte ausdrücklich die „Beein flussung auswärtiger Ansichten". Diesmal Handel« es sich doch zweifellos um eine Frage der inneren Politik, um eine Frage, in der Gras Eaprivi sich vor der Brrmuthung schützen will, er stehe noch oder habe jemals auf dem von der „Pol. Eorr." vertretenen Standpunct gestanden. Trotz aller Berufung auf eine alte Rede de« Reichskanzler« wird also Herrn Richter nicht« Andere« übrig bleiben, al« entweder sich zu der Ansicht drS Reichskanzler« zu brkehrcn oder diesen zu bekämpfen — um ihn gegen dir Eaprivi- Stürzlcr zu vcrtheidigen. 1k Berlin, 17. October. Wenn neuerdings Stimmen laut werden, welche verlangen, daß die Maßregeln zur Organisation des Handwerk» binanSaeschoben werken, bi« die Ergebnisse der für daS nächste Jahr in Au-sicht genommenen Berufszählung vorliegen, so wird zwar an zurrkennen sein, daß die lhatsächliche Unterlage sür eine durch greifende Gesetzgebung aus diesem Gebiete nicht überall auS- reicht, aber r- wird übersehen, daß so in« Einzelne gebende Erhebungen, wie sie sür den bezeichneten gesetzgeberischen Zweck erforderlich sein würden, gar nicht mit einer allgemeinen Gcwerbezählung verbunden werden können. Die Zahlkarten würden so complicirt werden, daß die Richtigkeit der An gaben darunter empfindlich leiden müßte. Außerdem wäre, wenn jener Anregung Folge gegeben würde, eine übrr> au« unerwünschte, mit den von der ReickSregierung ab gegebenen Zusagen unvereinbare lange verzbgerung un vermeidlich, weil bekanntlich Jahre vergehen, ehe die Einzelerhebungeu zu einem Gesammtbilde verarbeitet sind Man ist daher in denjenigen Kreise», welche einer wirksam«, Organisation de» Handwerk« im socialen und wirtbschast- lichen Interesse, da« weit über den Kreis de« Kleingewerbes hinausreicht und u. A auch die Industrie in Bezug auf die technische Au»b,Idung ihre« Personal» berührt, das Wort reden, der Meinung, daß ein anderer Weg einznschlagcn sec, um eine sichere Unterlage für dir zur gedeihlichen Entwickelung de« Handwerk« erforderliche Ordnung desselben zu gewinnen. Wenn, wie schwerlich zu bestreiten ist, der Hauptmangel darin bestellt, daß darüber, was die Ge- ammthen trr selbstständigen Handwerker für rrfordrr- liä> erachtet, damit das Handwerk wieder goldenen Boden erbält, ein sichere« Unheil bi«her nicht zu gewinnen ist, viel mehr nur die in Innungen organiflrten Handwerker ihre Wünsche biSber kund gegeben haben, diese aber nur kinen Bruchiheil der Gesamuudeit «präsentsten — so liegt der Gedanke nahe, zunächst eine Organisation zu schaffen welche, wie dir in Preußen eiozusührenkrn Landwirthschasts kammern die Ärsammtheit der Landwirtbe, da« ganze Hand we-ck und sämmtliche selbstständiaen Handwerker rrpräsentirt Auf dieser Grundlage zunächst aa Iioe organisirt« Hand werkerkammer» wurden den doppelten Bortheil bieten daß sowohl trr Stand wie die Gliederung de» Handwerks thatsächlich genau festgestellt, als auch eine Gesammt- Vertretung desselben erzielt würde, deren Gutachten über die grundlrgendro Fragen der Organisation, sowie Ab grenzung gegen de» Großbetrieb, Schutz gegen Schmutz concurrenz, Ordnung de« Lehrlingswesen« u. s. w. al« der Ausdruck der Gesammlanschauung b«S ganze» Handwerks gellen kan». Es unterliegt wohl keinem Zwcijel, daß, wenn dir Reichsgesepgcbung unter vorläufiger Zurückstellung minder sprnchrrifcr Fragen ebne Bcrzug d,e Errichtung von Hand Werkerkammern in diesem Sinne ermöglichte, damit der Neu ordnung de« Handwerks sowobl nach der Richtung zweck dienlicher Maßnahmen al« der raschen Durchführung eine wirksame Förderung zu theil werden würde. - verliu. ll. Ottober. Die „Schlesische Zeitung" hatte ge meldet, daß im Interesse de» miftlairifthen Dienste« die Selbsthemirthschaftung der Eantinen durch die Truppen bis ,um Iadre 1896 aufhören solle. Aus Grund an amtlicher Stelle ringezogener Erkundigungen kann der „Hamburg. Eorrespondcnt" miltbeilrn, daß diese Nachricht jeden Anhalts entbehrt. Tie heute noch in Kraft be stehende Eantinenordnung rührt au« dem Jahre >883 ber und hat im Jahre >890 nur insofern aus Anweisung de» Kaiser« «ine Aländerung erfahren, al«, wo cs sich machen läßt, den Mannschaften in Nebenräumen Gelegenheit z»m Lesen einer Zeitung oder zum Briesschreiben geboten werden soll. Die Eantinen sind im klebrigen ein« Privat angelegenheit der Truppen, für welche amtlicher- seit« nur festgesetzt ist, daß Ersvarnisse gruntjätzlich nicht gemacht werden dürfen: wo sich solche dennoch herauf stellen, müssen sie der Mannschaft wieder zu Gute kommen Außerdem sind die Truppen angebalten, bei der Abco mmaa dirung von Mannschaften vierwöchrnilich einen Wechsel eintreten z» lassen, damit sie dem Dienst nicht in uach tbeiliger Weise entzogen werden; auch zur Bermridung anderer Uebelstänke. Der Mililairbehörde ist es nach wie vor am liebsten, wenn e« gelingt, die Eantinen an Unter nehmer dr« EivilftankeS zu verpachten, schon weil sie damit der Sorgen unb Mühen der Srlbstbewirtbschastung llberboben ist. Dir« laßt sich aber nicht immer durchfuhren unb wird sich auch in Zukunft nicht durchführen lassen. Biele Trupprntheile liegen in weil rotferntrn Fort« und in EasernementS, dir nicht selten eia« Stunde von der Stadt «niserni sind. Letzterer Umstand wird wegen der Zu nähme der Koste» sur Bauplätze nahe bei oder i» drn Städten in Zukunft noch mehr zur Geltung kommen. Al«dann vflegen sich Pächter entweder nicht zu melden, oder, wenn es geschieht, haben die Kort« — unb auch di« Easrrnemenl« — nicht immer Raum sür die Unterbringung der Kamilir de« Pächter«. In diesen Fällen bleibt nicht« all Selbstbewindschaftung durch die Truppen übrig, nach Maßgabe der vorhin an geführten Festsetzungen. E« leuchtet hiernach eia, daß nicht ämmtliche Eantinen an Privatunternehmer verpacht«» werden können und daß die bisherigen zwei Arten bestehen bleiben. Kommt eS doch vor» daß von demselben Bataillon, je nach einer Easernirung, ein Theil Selbstdewirlhschastung hat, ein anderer die Verpachtung. * Berlt», 17. Octobrr. Ueber den Toast, welchen der Abg. vr. Hammachrr aus dem nationaUiberalrn Dele- siricntag in Frankfurt a. M gehalten und der zu manaig- achen Erörterungen i» der Presse Anlaß gegeben hat, wird i» den „Mittheil, sür die Vertrauensmänner der national- liberalen Partei ' milgetdcilt: „Herr Karl Ludwig Schäfer gab bekannt, daß von de« drei veredrten Partelsührern, die in diesem Jahn da« 70. Lebensjahr vollendet baden, die Herren vr. Hammocher und Hobncht im Saale anwesend seien; er widmete ihnen ein dnisacheS Hoch, worauf Herr Abg. vr. Hammocher dankend erwiderte, indem er di« Blicke aus den ruhmreichen Führer der Partei, Herr» von Bennigsen, hinlenkte, der leider verhindert sei, zum Detegirtentog zu kommen. Wenn je eine Partei stolz sein dürft ans «inen Ziibrcr, so sei e« di« nolionaUideral« Porte«. Al« All« ver zweifelten an der Zukunst im zerrissenen Lalerlaude, La richtete sie Rudolf v. Bennigsen wieder empor, der in dem von ihm geschaffenen Nationaiverein mit patriotischer Begeisterung aus e>n einig Deutsch land hinarbeilete. Und wenn trübe Tage in Zukunft wiederkehren sollten, so dürft die Partei und dürft da« Baierland versichert sein, daß der bewahrte Raihgeber in gleicher Weise sich ausopsernd den Pflichten sür die gemeinsame große Sache hingedrn werde, wir je zuvor in mancher kritischen Stunde. Do« dürft sür Alle mit zur Gewißheit beitrage», daß Reich und Staat auch au- schwersten Gefahren doch immer wieder groß und herrlich hervorgehen werde. Wenn er (Redner) ans diesen Man» ein Hoch ausdringe, so Irl er überzeugt, daß er e» dote an« der Brust ,tde« Einzelnen, und drr^. Tonnerrus, der durch die Räume ging, gab dem Redner Recht." V. Berltu. 17. October. (Telegramm.) In der Ruhme«halle de- königlichen Zeughauses hieisclbft hat heute, wie schon kurz gemeldet worden, von 10 Uhr Vormit tag- ab die Ragrluii« der den vierten Bataillonen der Infanterie Regimenter» den Pionier»Bataillonen Nr. 18, 19 und 20 und den ersten Bataillonen der Eisrnbahn-Regimenter Nr. 2 und 3 verliebeneu neuen Kntzaen in Gegenwart der kaiserlichen Majestäten und königlichen Prinzen und der diS heutr früh in Wildpark bezw. Potsdam ringetrofienen fürstlichen Gäste stattgesunden. Der Kaiser war kurz vorher aus Wiesbaden, die Kaiserin mit den königlichen Prinzen und den fürstlichen Gästen gleich zeitig mit dem Kaiser au« Wildpark bezw. Potsdam in Berlin eingetrosfen unk hatte» sich alsbald nach dem Zeug bause begeben. Daselbst waren auf allerhöchsten Befehl — anßer den im GartecorpS bienenden und zur Zeit bei ihrem Truppentheil anwesende» Prinzen aus regierenden deutschen Häusern — da- kaiserliche Hauptquartier, dir Grnrraladju- lantrn, Generale L la »uito und Flügeladjutanten, der Reichs kanzler Graf von Eaprivi, der Genera! Frltmarschall Graf von Blumentbal, der Generaloberst von Pape, der KriegS- minislcr, General brr Infanterie Bronsart von Schellendorff, der Stellvertreter de» Ehes« de« Gcneralstabe« der Armee, dir commandirende» Generale de« Garkecorp-, de« k. bi« 11. und de« 14. b>« 17. Armrecorps, die direcien Vorgesetztender delbeiligien Trupprniheile und der Eommandant von Berlin, die Eomniandeurr trr Regimenter, welche Fabne» rrdalten bade», begleitet von je 1 Ossteier und 1 Unlerofficier, erschienen. Auch ballen zu der Feier trr deutsche Botschafter in St. Peters burg, Generalatjutaiit v. Werder, und der frühere Kriegs- Minister, General der Insantrrie von Kaltenborn - Stachau, Einladungen erhallen. In drr Rubmeshall« hatten die tircctcn Vorgesetzten Ausstellung bei drr ersten zu ihrem Befehlsbereich gehörende« Fabne, und zwar au der Spitze der Fahne, wo di« RrgimcniScomniandeure an den Tischen standen, genommen. Die Fahnenstangen wurden am untern Ends von de» Lieutenants gehalten, denen die Unter- osficiere zur Seile stände». Jeder Eommandeur war mit einem Hammer versehen. Die kaiserliche Familie und die Fürstlichkeiten vcrsaminelten si>1> im Licktbose de« Zeughauses unb traten in die RubmeShallc ein, nachdem der Eommandant de« Hauptquartiers, General licntenant r. Plcsien, dem Kaiser gemeldet batte, daß Alle« zur Nagelung bereit sei. Ter Kaiser schritt zunächst zu den Gartesahnen und schlug in die Fahne des 4. Bataillon» de» 1. Gardc-Regimrnt« z. F. den ersten Nagel, die Kaiserin drn zweiten Nagel ein, worauf der Kronprinz, dir Prinzen Eitel Friedrich unk Adalbert, dir Prinrcn und Prinzessinnen, die deutschen Fürste» u. s. w. folgten. Bei Len Fahnen, deren Landesherren anwesend waren, schlugen diese unmittelbar nach dem Kaiser den Nagel für sich und die Mitglieder ihre« Hause« «in, und eS^ folgte dann erst die Kaiserin u. s. w. In weiterer Reihrnsolgr schlugen Nägel ein: der Reichskanzler» General - Feldinarschall Gras v. Blumentbal, Generaloberst v. Papc, trr KrirgS- niinister und so weiter fort b>s zu drn Lieutenants und Untervfficiercn. Von den Fahnen de« GartecorpS begab sich der Kaiser, gefolgt von den übrige» höchste» und hoben Herrschaften, zu den Fahnen des l. Armeeccrp« u. s. s. und schlug schließlich den letzten Nagel in die Fabne de« 4. Bataillon» de» Infanterie Regiments Nr. IN N7. Armrecorp«) ein. Nach dcentigler Nageluna sämmtlichcr Fahnen begab'sich der Hof mit den sürstlichen Gasten nach dem königlichen Schlöffe» wo in der Wohnung der kaiserlichen Majestäten um l Uhr Familicn-FrühstückSlasel und im Apollo-Saale MarscdaUlajrl staitsand. Die Abfahrt der höchsten Herrschaften nach Wild park bezw. Potsdam erfolgte um 3 Uhr Nachmittag«. —-Berlin, 17. Oktober. (Telegramm.) Zum Besuche tze« Sirbrnkönt«» weist die .Nordd. Allg. Ztg." aus die früheren herzlichen Begegnungen de« König« mit drn Kaisern Franz Josef, Alexander und dem Sultan hin unb fährt dann fort: Serbien steht in der Reibe der europäischen Königreiche al« jüngste« Glied da. Um so mehr mochte sich der jngentlicke Monarch gedrungen fühlen, durch Pflege persönlicher Beziehungen mit den Beherrschern mächtiger, dem Serbenlande und -Volke freundlich arsiontrr Staaten im erhöhten Maße beizutragen, die bestebenden guten freundschaftlichen Verhältnisse zu befestigen. Die herz liche Ausnahme, welche der hob« Gast am Hose unsere« kaiserlichen Herrn findet» wird bei dem Könige Alrxander die Ueberzeugung befestigen, daß sür die Durchführung drr schwierige» Ausgaben, welch« da« Schicksal aus seine Schütter»
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