Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960820023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896082002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896082002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-20
- Monat1896-08
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe eiz>.',iger TaMall Druck und Verlag von E. Bolz in Leipzig SO. Jahrgang Donnerstag den 20. August 1896. -2. LtL. 7j Dir Morg«n-A»-gabe erscheint um '/,? Ubr. die Abrnd-AuSgabe Wochentag» um ö Uhr. t«0 reo US,KO 101.60 102,75 05,50 101.60 102.60 trs «I .sei t it o ,»1. Ur >>e ^IU it .0. si- od Gl. I >rir "° 3 3>5 1 3 3>y 4 121,— 148,— 186,— 204,— 156.50 85.50 170.50 216,70 309,— 158 60 111.40 141.20 307», 815,— 158,60 160 80 41,— 160.40 181.70 156.40 160.70 2b» daß eS seine Ansicht durchsetzte. Die Gegensätze, die sich hier entgegenstehen, sind ganz klar bezeichnet: auf der einen Seite ist es der verantwortliche, auf der andern Seite der unverantwortliche Rathgeber des Kaisers, die für die kaiserlichen Entschließungen in Betracht kamen. Die Annahme, als ob das Militaircabinet mit dem Kaiser ge wissermaßen identisch sei und Lurch die kaiserliche Person gedeckt werde, ist also zurückzuweisen; sowohl weil die Ver hältnisse dadurch unrichtig dargestellt werten, als weil man die Person des Kaisers, soweit eS irgend angängig, auS solchen öffentlichen Erörterungen herauslassen sollte." Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. -keclamen unter dem RedacttonSstrich 4ae« spalten) LO/H, vor den Fainilienaachrichkr, (6gespalten) 40>4- Größere Schriften laut unserem Preis- verjeichiiiß. Tabellarischer und Ziffer»!-- nach höherem Taris. ^nnahmeschluk für Aryeignr: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 UhL Ptorge».Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Gei den Filialen und Annahmestelle« je ei« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au di» i-r-edttia« zu richten. trv. KL Ne-action und Lrpeditio«: Zodannesgasse 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen ga^snet von früh 8 b!» Abmd» 7 Uhr. Filialen: Dtt» Klemm'» Tortim. tAlsrrS Hahn». U-iversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Üntbarinenttr. 14. pari, und Königsplatz 7. Meine Liebe zu Dir ist treu ich Dich vergessen, Melanie." „Aber wir müssen uns in Zukunft al« Fremde begegnen und Du wirst mir daS Unvermeitliche nicht noch erschweren", bat sie wieder. „Ich hoffe, von Berlin fortzukomnien, zu einer Gesandt ¬ schaft. Erst fürchtete ich unsere lange Trennung, jetzt werde ich sie wie einen Rettungsweg begrüßen", sagte der Assessor. So schieden sie in tiefem Schmerz, doch ohne Bitterkeit; sie wagten es nicht, sick zuiammen auf der Straße zu zeigen, um nicht die indiscreten Bemerkungen von Bekannten heraus- zusordern, die ihnen zufällig begegnen konnten, und der Assessor, der als der Erste ging, warf sich in eine Droschke, denn in Melannie's Gegenwart hatte er nicht an den raschen Flug der Zeit getackt, und er war in Gefahr, die ihm vom Minister bestimmte Stunde nicht innezuhalten. Der Minister empfing ibn sehr freundlich, sprach ihm seine Anerkennung aus und theilte ihm mit, daß er ihn sür einen Secretairposten bei der französischen Gesandtschaft aus ersehen hätte. „Sie werden die hohe Auszeichnung begreifen, die Ihnen wird", sagte Seine Excellenz, „aber ich interessire mich ganz besonders für Sie, lieber Wildburg» und werde Sie stet» im Auge bebalten. Nur nock Eins, eine etwas peinliche Krage: die Stelle verlangt Repräsentation, da- Gehalt ist natürlich nicht ausreichend, ich muß deshalb wissen, ob Sie über die erforderlichen Mittel verfügen. Daß Ihnen da- Majorat entgangen ist, weiß ich ja, die späte Heirath de« alten Frei herrn von Wildburg erregte za damals Aufsehen genug — aber ich hoffe doch, daß Sie nickt ungünstig gestellt sind." „Das ist nicht der Fall, Excellenz, die bescheidene Rente, welche mir das Testament meines Onkels aussetzte, sollte mir nur gezahlt werden, bis ich eine feste Anstellung erhalten, und dieser Zeitpunkt bat sich durch die Carriöre, die ich ein geschlagen, weit binauSgeschoben." „Nun, so wird c« Ihnen ein Leichte- sein, mit Ihrem Vetter» dem jetzigen Majorat-Herrn, ein Arrangement zu treffen", sagte der Minister wohlwollend. „Er wird Ihnen seine fernere Unterstützung nicht entziehen." „Unmöglich, Excellenz, ich kann nickt al- ein Geschenk an nehmen, was ick bisher als mein Recht beanspruchte." „Ueberlegen Sie es wohl, Ihre ganze Zukunft steht auf dem Spiel", sagte der Minister kühl. Der Assessor verbeugte sich tief. Mit erzwungener Ruhe, aber leise bebender Stimme erwiderte er: „Dann bleibt mir nur übrig, Ew. Excellenz meinen tief empfundenen Dank zu Füßen zu legen; aber ick kann nicht ander» handeln, die Umstände machen eS mir unmöglich." Der Minister runzelte die Stirn; der unerwartete Wider stand ärgerte ihn- Dann besann er sich ander«. Der junge Mann stand noch da, auf da« Zeichen seiner Verabschiedung ^xso, ist «m a vrswco 1<»ipeie, (188) 12 vdi pst. ,6«r»" ,»vt p»„irt l ltev Vorii Stelle ein FrenndschaftS- und Handelsvertrag treten soll, und Begrenzung der erhthräischen Colonie nach Süden hin durch die Mareb-Belesa-Linie — ohne Weitere- acceplircu werde. Bedenklich erscheint es dem russischen Freunde ter Abessinier nur, daß gerade jetzt, durch die Beschlagnahme des holländischen Dampfers „Doelwyk" und seiner für den Negus bestimmten Waffenladung, eine neue Streit frage geschaffen sei; denn Menelik werde, weil er als voll kommen unabhängiger Herrscher eines großen Reiches respectirt sein wolle, auf das Recht der freien Waffenein fuhr zur Erhöhung der Wehrfähigkeit seines Landes niemals verzichten. Anzeiger. Amtsblatt des Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Votizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. .6.! Pk-l i>r i ult! L. ro. 79,60 157,— 8885 58,65 118.65 47,52'2 9,50-2 58,65 1,26'« 114,— 266 — er «trüctrls Ltetix. urr.l 12'!« tvt.I 01^8 «. Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. August. Mit vereinzelten Ausnahmen haben sich nur Gegner der uatiöliallihcralc» Partei, namentlich verkappte Gegner, mit den von uns knrz und lediglich um eines äußeren Um standes willen erwähnten Auslassungen der „National- Zeitnng" zum bevorstehenden nationnlliberalcu Lelcgirtcu- tag ernstlich beschäftigt. Das Blatt bezeichnete, wenn es sich auch eines andern Ausdruckes bediente, im Grunde ein Eartell der Nationalliberalen mit den Demo kraten als möglich, Grund genug sür nationale Politiker, die zugleich Realpolitiker sind, die Eingebung sür nichts mehr als einen SommernachtSlraum auzuschen. Es ist richtig, was in dem Artikel ausgeführl wurde, daß das liberale Bürgerthnm in den Parlamenten nicht seiner Zahl und Bedeutung entsprechend vertreten ist. Der Grund ist in den Versuchen zu Parteineubildungen zu jucken, die sich aus natürlichen Ursachen zunächst gegen die gemäßigten Parteien richteten, und das liberale Bürgerthnm ist gemäßigt liberal. Eine Stärkung von links her kann der Liberalismus nicht erwarten, weil mau dort doctriuair, radical, oppositionell um der Opposition halber, aber Alles eher denn liberal ist. Die „freisinnige VolkSpartei" hat das Centrum unterstützt, das nur von der Social demokratie, die jedes menschliche SelbstbestimniungSrecht aufheben will, an Freiheitsfcindlichkeit übertroffen wirt, nnd sie hat die Socialdemokratie selbst mächtig und bewußt gefördert. Sie ist praktisch antinational und ihre Schwester, die süd- es auch theoretisch. Die Or»ra-Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbrförderuag SO.—, mit Postbesörderuag 70.—. Wenn in letzter Zeit in der Presse Mittbeilungrn über Forderungen verbreitet wurden, welche die Marineverwaltung im nächstjährigen Etat erheben würde, so war deren Un zuverlässigkeit schon aus dem Umstande berzuleiten, daß der RcichShanöhaltSetat sür 1897/98 im Entwürfe noch lange nicht hcrgestellt ist. Es wird auch noch einige Zeit darüber vergehen. Bis dahin thul man gut, alle Meldungen von Neuforderungeu der Marineverwaltung mit Vorsicht aus zunehmen. Gegenwärtig läßt sich mit Sicherheit nur der Theil des nächsten Marineetats übersehen, der sich auf die Durchführung der schon begonnenen Bauten be zieht. Hier kommen zunächst fernere Raten für die Panzer schiffe l. Clasfe „Ersatz Preußen" und „Ersatz Friedrich der Große", von denen das erstere zwei Jahre länger im Bau begriffen ist als taS letztere, in Frage, sodann Raten für Len Kreuzer 1. Clasfe „Ersatz Leipzig" und für den 2. Clasfe „Ersatz Freya", sowie sür ein Torpedvdivisionsboot und für die in diesem Jahre in Angriff genommenen 8 Ersatz-Torpedoboote. Sodann handelt es sich um die Wetterführung des in der Denkschrift zum Etat für 1889/90 aufgestellten Planes. Die darin projcclirlen Schiffe sind bekanntlich, soweit Panzerschiffe, Kreuzer und Avisos in Betracht kommen, gänz lich, soweit Panzerfahrzeuge darunter waren, zum größeren Theile vollendet. Von den damals als Kreuzercorvellen, jetzt als geschützte Kreuzer bezeichneten Fahrzeugen ist jedoch bis her nur eins, und zwar „Gefion", fcrtiggestellt. Vier andere, „1i", „I.", „N" und befinden sich im Bau. Für die ersteren beiden werden die dritten, für die letzteren die zweiten Raten im nächsten Etat erscheinen. Jeder dieser Kreuzer ist mit einem Kostenaufwande von 7,5 Millionen Mark veranschlagt; für die ersteren beiden sind je 3,5 Millionen, für die letzteren je 1 750 000 be willigt. Die Bauzeit für die letzteren ist auf einen kürzeren Zeitraum als für die ersteren angenommen, man dürste deshalb auch wohl für sie im nächsten Etat auf eine größere Rate zu rechnen haben. Schließlich wird der Bau des StativuSkreuzerS „6" Weiler geführt werden müssen, der die vorhandene Zahl von Stglionskreuzern auf 9 erhöht, während in der erwähnten Denkschrift eine Zahl von 13 als nothwendig bezeichnet wurde. Auf 15 bis 20 Millionen Mark wird mau alle diese Forderungen, die sich aus schon erfolgten Bewilligungen als nothwendig ergeben, mit den „B. P. N." wohl schätzen dürfen. Abwehr reacliouairer Be strebungen anlangt, so hat man sich diese immer als von einer klerikal-conservativen Coalition drohend vor zustellen, nnd gegen den Klerikalismns werden die heutigen Führer des linken Freisinns unsichere Bnndesgenosscn bleiben. Es ist richtig, auch Herr v. Bennigsen hat zu der Zeit, als das Zedlitz'sche Schulgesetz drohte, den Freisinn zu einer Annäherung eingeladen. Aber gerade das, was sich seit jener Zeit zu getragen bat, zeigt, daß er Unmögliches gewünscht hatte. Der Freisinn vat sich der Opposition gegen jenes Gesetz angeschlosfen, bas kann nickt bestritten werten, ein Antbeil an dem schließlichen Erfolg kann ihm jedoch vernünftiger Weise nicht zugebilligt werden. Tie Schulgesetzvorlage wurde zurückgezogen, weil man das Gesetz nicht gegen den Widerstand von Elementen durchsetzen wollte, von deren Wichtigkeit, ja Unentbehrlichkeit für eine deutsche Politik sich zu überzeugen die Regierenden Jahrzehnte hindurch reichlich Gelegenheit hatten. Zu diesen Elementen gehört der Freisinn nicht; wir möchten den Minister sehen, der im Reiche oder i» irgend einem Bundesstaate die Krone zur Zurückziehung eines Gesetzes mit dem Hinweise darauf bewegen wollte, daß es den Beifall des Herrn Richter und seiner Freunde nicht findet! Er wäre sicher, gefragt zu werden, welches von der Regierung vorgeschlagene politische Gesetz denn dieser Politiker jemals gebilligt Kälte? Der Freisinn hat sich durch seine gewerbsmäßige Opposition derart discreditirt. Laß seine Bundesgenossenschafl in einem Kampfe gegen antiliberale Zumuthungen die liberale Sacke schließlich nur compromittiren könnte. Ehe ein Wecksel von Personen den Vollzug eines LäuterungSprocesses außer Zweifel stellt, ist da nichts zu hoffen. BezugS-PreiS t« der Hauptexpedition oder den km Stadt- oe»trk und den Bororten errichtet« Au»« aabestellen abgebolt: vierteljährlich^44.50» zweimaliger täglicher Zustellung in» Haue ö.SO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche tbreuzbandieuduog tu» Ausland: monatlich ^ll 7.50. Deutsche- Reich. * Vcrli», 19. August. „Die Frauen frage auf dem internationalen Londoner Socialistrn-Congreß" — mit diesem Thema beschäftigte sich gestern Abenv eine öffentliche Frauenversammlung. Das Referat übernahm die Delegirte Fräulein Ottilie Baader: „Wir proletarische Frauen", so führte die bekannte socialdemokratische Agitatorin 122.50 89.75 Sp. 200,— 8 n nu 147,— ?d. 140,— »l 216,— 89,— harrend, in untadliger Haltung, aber doch in sichtlicher Be wegung. Das war kein leichtsinniger Starrkopf, der ohne tiefere Motive seine ganze Zukunft aufs Spiel setzte. „Unter diesen Verbältnisfen kann ich Ihnen nur den Rath ertheilen, auf die diplomatische Carriöre zu verzichten", sagte der Minister. „ES thut mir leid, ich hatte es gut mit Ihnen im Sinne. Aber waS ich als Staatsmann verliere, das möchte ich mir im Privatverhältniß zu Nutzen machen. So biete ich Ihnen eine andere Stellung, nicht so glänzend, aber sicher und einflußreich. Sie wissen, ich habe großen Grundbesitz, namentlich in den östlichen Provinzen. Natür lich kann ich mich um meine eigenen Angelegenheiten gar nicht kümmern, nnd mein Generaldirector bat unumschränkte Vollmacht und vertritt mich nach allen Seiten. Er muß mein unbedingte« Vertrauen, Gewandtheit, Umsicht uuo GeschäftSkenntniß besitzen. Das Alles ist bei Ihnen der Fall. Mein bi-bcrigrr Generaldirector, der Major von Tbümcn, will mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter die Stellung, die eine volle Manneskraft verlangt, aufgeben, und ich biete sie Ihnen an. Daß sie den hohen Anforderungen gemäß dotirt ist, sowohl in pekuniärer als in gesellschaftlicher Be ziehung, versteht sich von selbst. Wenn Sie sich zur An nahme entschließen können, werden wir uoS über die Be dingungen leicht einigen." „Excellenz sind zu gütig, dieses Vertrauen ehrt mich tief", sagte der Assessor nicht ohne Verwirrung. „Ich verstehe", unterbrach ibn der Minister gütig, „der Vorschlag kommt Ihnen ganz unerwartet, und über eine Leben-frage entscheidet man nicht im Fluge. Nehmen Sie sich acht Tage Bedenkzeit; sollte dann Ihre Entscheidung so ausfallen, wie ich e« in meinem Interesse wünsche, so ver lassen Sie ungesäumt den Staatsdienst, so lange halte ich Ihnen die Stelle offen." Er grüßte den Assessor freundlich mit leichtem Kopfneigen, und dieser zog sick zurück, eine Beute der widerstreiteoksten Empfindungen. Sollte er Alles verlieren, di» Geliebte, daS Ziel, da- sein Ehrgeiz so unablässig erstrebte? Und doch, wie sollte er eS erreichen? Wieder fesselte ihn die- elende Geld, da« er verachtete nnd da« Loch den Schlüssel zu Allem bildet, wa« die Erde Verlockendes bietet. Sollte er sich langsam emporarbeiten, um endlich mit grauem Haar eine Stellung zu erreichen, wie sie ihm vorschwebte, nachdem er seine beste Kraft im Erklimmen der Stufenleiter vergeudet und erschöpft hatte? Hier bot sich ihm ein Feld, da« nach außen weniger glänzend schien, auf dem aber eine große Der russische Minister für Verkehrswege, Fürst Cbilkow, der soeben nach Sibirien abgereist ist, um den Bau der großen sibirischen Eisenbahn zu besichtigen, wird sich, wie gemeldet, von Wladiwostok nach Japan begeben, sick dort einige Zeit aufhalten und nach San Francisco gehen, um von da eine Reise durch die Vereinigten Staaten an- zutreten und von New Jork über London und Paris gegen Ende Oclober nach Petersburg zurückzukehren. Mit dieser großen Rundreise bezweckt der Minister, in das amerika nische und englische Eisenbahnwesen, sowie den Binnen- sckifffahrlsbelrieb einen möglichst genauen Einblick zu ge winnen. Der Plan der Reise geht offenbar von dem Zaren selber aus, der an Allem, was den großen sibirischen Eisenbabnbau betrifft, den lebhaftesten Anlheil nimmt. Der Zar versäumt nickt eine einzige Sitzung des Bau-Comil^s, das nur ans seine Weisungen hin handelt. Er betrachtet das Unternehmen als den größten Schritt, Len Rußland je in ter Richtung LeS modernen Verkehrs gelban hat, und in diesem Zusammenhänge gewinnt die Reise seines Ministers eine ganz besondere Bedeutung. Sie ist ein weiteres Symptom sür die außerordentliche Geschäftigkeit, die augenblicklich in Rußland auf allen Gebieten des Verkehrswesens herrscht und die sich z. B. auch in dem Plan kundgiebt, eine Linie nach dem Weißen Meere hin zu bauen, um den alten Handel von Archangel wieder neu zu beleben. Durch seine Ver gangenheit ist Fürst Cbilkow besonders dazu berufen, selbst zu prüfen, anstatt Andere an seiner Stelle zu senden. Er hat sich bereits in seiner Jugend in Nord- und Südamerika gründlich umgeieben und hat hier wie einst der Zar Peter der Große als Schiffszimmermann, als Grob schmied, Monteur und Locomotivenfübrer gearbeitet. An diesen amerikanischen Aufenthalt erinnert sogar noch seine Aussprache des Englischen. Er wird natürlich in Amerika mit offenen Armen ausgenommen werten; ein besonderer Luxuswagen wird ihm dort zur Verfügung gestellt werden. Abgesehen von dem Eisenbahnwesen, dem sein Hauptinteresse gilt, wird er in dem Felsengebirge auck die Gold- und Silber industrie studiren, mit Rücksicht auf die unterirdischen Schätze Sibiriens, und vielleicht auch in Kansas den Colonien russischer Mennoniten einen Besuch abstatten. Fürst Chilkow wird von seinem Sohn und einem Secretair begleitet. ich für die Erfindung der Dichter gehalten, in Wirklichkeit giebt. Ein grenzenloses Verlangen nach Glück faßte mich. Ich kannte den Abgrund, der uns trennte, aber ich schloß die Augen und überließ mich der kurzen Seligkeit. Jetzt büße ich um so schwerer. Kannst Du mir nun vergeben?!" „Meine arme, arme Melanie!" rief Albrecht rief er griffen auö. „Wie viel hast Du gelitten! Aber sei stark und muthig. Noch ist es nicht zu spät. Habe Vertrauen zu mir und meinem Stern. Der Minister will mir wohl. Er hat mich in einer Stunde zu sich besckieden. Wer weiß, welche Aussichten sich mir eröffnen?! Nur wenige Jahre Geduld, und ich biete Dir ein gesichertes Loos. Wir werden in einfachen, bescheidenen Verhältnissen leben, ich bin de» Deinen ein treu sorgender Sohn und Bruder, und Du lernst ein stilles Glück kennen, von dem Du jetzt noch keine Ahnung hast." Melanie schüttelte traurig den Kopf. „Täusche Dich nicht, Albrecht, mein Lebensbild ist wahrer, als das Deinige. Und dann — mein Liebling, sieh mich nicht anders, als ick bin. Ich könnte mich nicht wohl fühlen in engen Verhält nissen, für die bescheidene Häuslichkeit bin ich nicht geschaffen, Anlage und Erziehung weisen mich auf ein rauschendes, ge selliges Treiben hin. So groß auch meine Liebe zu Dir ist, so würde sie mich doch nicht vor Uebervruß und Langeweile bewahren, die das Glück crtödten." „So ergiebst Du Dich lieber einem Menschen, der Deiner nickt würdig ist, der Deinen Werth nicht zu schätzen weiß und der Dir in keiner Weise genügen kann!" rief Albrecht auS. Melanie zuckle die Achseln. „Mir bleibt keine Wahl, und Erwin von Wildburg ist gutmütbig und lenkbar, ich werde ihn beherrschen und ich werde ihn auf die Stelle erheben, die ihm sein Name und sein Vermögen anweist. Er liebt mich nach seiner Weise, das heißt, es schmeichelt seiner Eitelkeit, in mir eine so passende Repräsentantin sür sein Haus zu gewinnen, und wir werden eine gute und zu friedene Ehe mit einander führen. Du aber zürnst mir nicht mehr, Albrecht. Glaube mir» eS wird die Zeit kommen, in der Du mir Recht giebst und mir dankst, daß ich nicht schwach war." „Nie, nie!" rief er aus. „Meine Liebe zu und unvergänglich. Nie werde ich Dich vergess. Von antisemitischer und hvchconservativer Seite, so namentlich von der „Kreuzztg." und der „Slaatsbllrgerztg.", ist bekanntlich versucht worden, die Erörterungen über Len Rücktritt des KricgSministcrs dadurch in ganz falsche Bahnen zu leiten, daß man die Sache so darstellt, als ob der Conflict nickt zwischen dem K r i e g Sm i n i ster und dem Cabliiet, sondern zwischen dem Kriegsminister und dem Kaiser bestanden habe, während dem Cabinet nur die be scheidene Rolle eines Vollstreckers und Vertreters des kaiser lichen Willens zugesallen sei. Gegen diesen, zu Gunsten der Camarilla unternommenen Versuch der Irreführung wendet sick anscheinend inspirirl die „Köln. Ztg.", indem sie an leitender Stelle bemerkt: „Das ist eine vielleicht absicht liche Verdunkelung des T h at be sta n d e s. Es ist ja vollkommen richtig, daß der Kaiser in letzter Instanz sich für die Auffassung des Cabinets und nicht für die des Kriegs ministers entschieden hat, aber der Conflict ist keinesfalls zwischen dem Kaiser und dem Minister entstanden, sondern eS ist dieHandlungsweise des Cabinets, die ihn hervor gerufen und schließlich allerdings so zu lenken verstanden hat, deutsche „Volkspartei", ist Möglichkeit eines gemeinsamen positiven Wirkens zeigt sich also nicht. Und was die Es unterliegt keinem Zweifel, daß das gegenwärtige italienische Cabinet den dringenden Wunsch hegt, mit dem Negus Menelik so bald als möglich zu einem endgiltigen Friedensschluß zu gelangen. Bekanntlich soll der Negus entschlossen sein, trotz der Intervention des Papstes, dessen Abgesandtem er ohne Zweifel die beste Aufnahme zu Theil werden lasse» wird, die etwa 2000 in Schoa noch internirren Kriegsgefangenen, deren Loos das denkbar schlimmste ist, erst sreizügebcn, wenn die FriedenSbetingungen in geböriger Form vereinbart und vertragsmäßig festgelegt sind. Der soeben in Rom eingetroffene vielgenannte russische Capitain Leonliew, ein Kenner der abessinischen Gepflogenheiten und Verhältnisse, macht, wie der „M. Allg. Ztg" auS Rom geschrieben wird, kein Hehl daraus, daß die Mission des Majors Nerazzini, den der Gouverneur von Erythräa, General Baldissera, als FricdenSunterbändlcr nach Abessinien ent sendet hat, nicht zum Ziele führen dürfte; er hält es sogar sür sehr wahrscheinlich, daß man diesem Abgesandten das erbetene Geleit nach Adis Abeba, der Residenz des Ober königs, einfach verweigern werde. Menelik, der die auf den Vertrag von Uccialli, und zwar speciell auf den streitigen Artikel 7 desselben, gestützten Protectoratsansprüchc Italiens entschieden zurückweist und den letzten Feldzug wesentlich zur Erkämpfung der volleu Unabhängigkeit Abessiniens unternommen hat, will nicht mit einem Beauf tragten des Gouverneurs verbandeln, sondern nur mit einem von König Humbert oder seinem Ministerium unmittelbar Bevollmächtigten, und zwar mit einem Militair oder Diplomaten hohen Ranges. Einen solchen Unter händler — so erklärt er — würde der König von Italien entsenden, wenn es sich darum handeltff zwischen ihm und einem europäischen Monarchen den gestörten Frieden wieder herzustellen; meine Würde gebietet niir, die gleiche Rücksicht nahme zu fordern. Indem man einen einfachen Stab-officier, den obcnein nur der Gouverneur von Erythräa instruirt und be vollmächtigt hat, mit den Friedensverhandlungen betraut, sucht man mich nach wie vor als Vasallen zu behandeln. Einen der artigen Versuch aber werde ich mit aller Entschiedenheit zurück weisen. In der Consulta ist man von diesen Anschauungen des abessinischen OberkvnigS seit einiger Zcit schon unterrichtet, nichtsdestoweniger hat man ihnen bisher nickt Rechnung ge tragen, vielleicht weniger aus grundsätzlichem Widerstreben, als weil die Zahl der Generale oder Diplomaten, welche der amharischen Sprache mächtig nnd daher zur Uebernahmc der Mission in jeder Hinsicht qualificirt sind, sehr gering ist. Dieser Uebelstand kann aber schließlich auch nicht ausschlaggebend sein. Einem Berichterstatter des „Corriere di Napoli" versicherte Leontiew, daß nach seiner Ueberzeugung Menelik,sofern man ihm in Bezug auf die Person und die Art der Bevollmächtigung des Unterhändlers willfahre, die italienischerseits in Aussicht genommenen Friedensbedingungen — Verzicht aus den Protec- toralsanspruch, also auf den Vertrag von Uccialli, an dessen Sühne. Roman von E. Halden. Nachdruck verboten. Auch meine Eltern haben sich aus leidenschaftlicher Liebe geheiratbet; sie beachteten keine Warnung und überwanden alle Hindernisse. Jetzt ist meine Mutter eine kranke, vor zeitig dem Grabe zuwankende Frau, mein Vater ein ver bitterter, mit sich und dem Geschick grollender Mann. Wie riet Vorwürfe und Anklagen sind an die Stelle ihrer einstigen LicbeSsckwüre getreten! Welch täglicher Kampf gegen die Misere deö Lebens verbirgt sick hinter der glänzenden Außen seite! Während wir von Fest zu Fest eilen, herrscht im Hause die Noch, und unter der kostbaren Seidenrobe verbirgt sick nicht nur die Sorge um die Rechnung de- Schneiders, wndern die bange Frage, wo das tägliche Brod hernehmen, wenn Bäcker und Fleischer nicht länger ohne Bezahlung liefern wollen?" „Entsetzlich!" stöhnte der junge Mann. „Ja, in diesem Elend bin ich ausgewachsen", fuhr Melanie fort, „ick freute mich meiner Schönheit, denn ich wußte, welche Hoffnungen meine Eltern daran knüpften, und ick weilte sie. Für uns gab e« nur noch ein Streben, da« nach einer reichen Heiratb für mich. Deshalb brachten die Eltern die größten Opfer, der Schimmer mußte aufrecht erhalten werden, bis das Ziel erreicht war, sie hofften dann von mir w Entschädigung für Alles, und so setzten sie ihre letzten Mittel daran. Sie sind tief verschuldet, mein armer Bruder, der im Cadctlenbause ist, verliert jede Aussicht, wenn ich die Meinen enttäusche. O diese gräßliche, demüthigenke Jagd uack Rcichlbuin, der mir nur durch die Hand eines Bewerbers zu Tbeil werken kann! Du ahnst nicht, welche Leiden ich zu cit-agen hatte, denn mein Stolz bäumte sich dagegen auf! T>c Welt sah nur meine Triumphe, mein Läckeln wußte inchts von meinen Kämpfen und Tbränen! Ich bin schön, aber auch für ein schöne« Mädchen ist eS nicht leicht, den reiche» Freier zn finden, der ihre Armuth, ihre zerrütteten Verhältnisse, die Sorge um ihre Familie mit in den Kauf »imnit! Ich verachte mich oft selbst. Da lernte ich Dick kennen, Albrecht» und nun wußte ich, daß es die Liebe, die r >r. > 102.40 lckit 208.90 kost. 156.75 176.60 160.60 122,20 8,50 264,— 248.75 49,70 lsi L 218.25 124, — 353,— 170 — 142,10 174,— 150.— 282,50 176,— 123,— 110,— 300,— 67,— 83.50 105.25 95,— 125, — fb. -to i»o 6. 1U. »b. «i>. >r.) >r.) k. -k. »k. -k. rot. 108,40 Io. 99,40 als 104,25 lv. 100.30 lot. 91,— -kr 52,80 1.0. — «rl. — ü- 55,40 ior. kr. 80,20 t.-8 138.80 »cd. 137.90 d. 89.90 >Llb 119,20 -Mo 94 20 >o 107,40 ..-8. 144,25 -4.- ?IIl 105,50 tds 123.25 »otr 15875, 122,80 K.-L 88,10 <1 112,— i-dr. 211,80 tLN 184 50 «rk. 154,70 dr) 120,6.0 im.) 184 75 .-V. 122,50 öod 273,75 gio. 23025 86.90 161,— »cd 109,90 si 125,50 irr. 169,60 216.10 21380 urr 210,15 7ieo 90,— — Ir. 184 40 a 160.30 107,40 kr 43.25 so 156,30 17675 a 160,75 181,— 112,60 «re. 131,25 Mo 55,25 «: > Zcdvacd. Voi»«n r>«o r 8«pteiokcr 4,A> 24, per o,oi>. 4). „^ockori»^! 8ottsr<t»m k. 2K. OLwpksr a«i».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite