Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-14
- Monat1900-02
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen-Ausgabe Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig. 81 Mittwoch den 14. Februar 1900.' Durcheinander I werden die Befangenen jetzt in fehl fti vielzerühmten I die 3000 englischen Gefangenen in Pi lut nutzlos er- z wegen dürfen. Die hiesigen Jingo» si, ,t 10 keklt eS Gefangenen sehr zufrieden, ja. e» wm wieder herg,stellt Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nach einer Nach- sich di« ftemdea A«uahmeschl«ß für Anzeige»: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. - Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Anzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psq. Nrclamrn unter dem Redactionsstrick l4ge- joaiten- SO^j, vor den Aamiliennachrichtrn (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjap nach höherem Tarif. Ne-action und Lrpedition: J«da«ni»gafie 8. Di« Expedition ist Wochentags ununterbrochen gebffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filiale«: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Sortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und KünigSpIatz 7. 9L Jahrgang- t»tztra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung Ä>—, mit Postbeförderung X 70.—. eiMer TagMM Anzeiger. ÄmtsAatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ratljes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Ob nun die Doerrn oder die Engländer im Rechte waren bei dem ursprünglichen Streite, Niemand kann die Tbatsache bezweifeln, daß die Entsendung von Tausenden von Bewaffneten an die Grenze von Transvaal eine Kriegsdrohung in aller Form war. Wer aber, so fügen wir hinzu, mit dem Kriege droht, muß auch auf den Krieg vorbereitet sein. DaS aber waren die englischen Machthaber nicht, oder sie waren eS nur in ganz ungenügendem Maße. Dieser Borwurf wird ihnen mit vollem Recht gemacht, und eS ist ihnen nicht gelungen, ihn zu entkräften. Sie haben den Krieg leichtfertiger, V. b. in diesem Falle frevelhafter Weise beraufbeschworen, und sie allein sind schuldig an dem Blut, das bis jetzt vergossen ist und leider noch vergossen werden wird. Nun, wo die Sache für England ein schlimmes Ende zu nehmen droht und es an der Zeit ist, die „Verantwortlichkeiten festzustellen", ist eS eben so thöricht, wie dreist, den Spieß umzudreben und zu sagen: die Boeren begannen den Krieg, den sie schon lange wollten, wir aber kämpfen auö Notbwehr. So schreibt wörtlich der „Standard" und halb England betet eS ihm nach, aber jeder redlich Denkende weiß eS anders als dieses mit Blindheit geschlagene Volk, dem eS al- selbstverständlich gilt, daß die Selbstsucht die bessere Ueber- zeugung, daß dir Herrschsucht das Gewissen erwürgt. Freilich stellten die Republiken das Ultimatum und rückten auf englisches Gebiet, in Natal, vor, aber erst dann, als «S ihm so wenig, wie sonst einem mit normaler Sehkraft au-« gestatteten Menschen noch zweifelhaft sein konnte, daß England den Krieg um jeden Preis wollte, und nur darauf aus war, durch weitere Verhandlungen Zeit für die Eoncentrirung seiner Streitkräfte am Eap zu gewinnen. Einem Straßen räuber, der einem friedlichen Wanderer die Pistole vor die Stirn hält, den Arm wegschlagen, macht nicht zum Angreifer. Zn diesem Fall waren die beiden Republiken. Sie konnten nicht ander« bandeln und jeder andere Staat hätte im gleichen Falle das Gleiche getkan. Die Verantwortung für da» Blutver gießen ruht also auf den Schultern der englischen Diplomaten, nicht auf denen Krüger'» und Strijn'S. Im Nachfolgenden bringen wir einige Briefe aus Sem Eaplande, die der „Westdeutschen Ztg." im Original zur Verfügung ge stellt wurden, auszugsweise zum Abdruck: 14. Januar 1900. Liebe M. Du hast mir einen so langen, interessante» Brief geschrieben, daß ich mich sofort revanchiren will, zumal da ich jetzt in den Soinmerferien lebe und reichlich Zeit zum Schreiben haoe. Zu nächst möchte ich Euch bitten, Euch wegen G. keine Sorge zu machen. Den in der Transvaal wohnenden Deutschen geschieht nichts. Wollen sie nicht freiwillig in den Krieg mitziehen, so werden sie nur zur Bürger- oder Stadt- und Polizeiwache herangezogen. Und ich glaube, Letzteres ist mit G. der Fall. Also ängstigt Euch seinetwegen nicht! Die Kriegsgefangenen, unter denen sich V. befindet, sind nun alle auf einem Transportschiff internlrt, welches auch in Simonsbai liegt und „Manila" beiß:. Bisher haben vier der Gefangenen versucht, zu enlwiichen, und ec- ist zweien auch wirklich gelungen, zu entkommen, während zwe^ wieder erhascht wurden. ES thut mir sehr leid, daß ich Eure Gruß- nicht mündlich an V. überbringen kann, weil infolge odrngenann:»- Fluchtversuch» Besucher nicht mehr zugelassen werden. Ueberhaur: strenger Hart gehalten, wahrend ... . . „ Pretoria sich ziemlich weit bc- wegen dürfen. Die hiesigen Jingo» sind mit dieser Behandlung der — 'angenen sehr zufrieden, ja, e» wurde wiederholt in den hiesig, i lsthodeS-Zrituogen der Antrag gestellt, man solle doch die Gefangenen in Einzelhaft halten, damit dieselben bei sich Eink.hr ballen könnte) , um über die Größe ihres Verbrechen» nachzudenken, gegen England, da» große England, die Waffen erhoben zu haben. Diese» sind doch zweifellos unerträgliche Zeichen einer tiefgehende n politischen Geistesstörung, wie man sie uooo 70 auch bei den Franzosen und besonder» bei Victor Hugo bemerkte. — Da ist wohl gar lein Zweifel, daß, wenn dir Boeren nur nicht im Kamps ermüden, die Engländer auch nicht dir geringste Aussicht aus da baden, wa» sie mit „Sieg" bezeichnen, d. h. Knebelung und Untei drückuug der Republiken. Hier glaubt kein vrrnünstiger Mensch daran, daß die Engländer die Boeren unterkriegen. Es fragt sich nur, ob die Boeren dir Engländer unterkriegen und die Söhn.- Albion» zum Laad hinauSwersen; denn »« ist gar nicht anzu- nebmen, Laß auf derselben Bast», aus der der Krieg ausbrach, auch wieder Friede geschlossen wird. Wir müssen nun wissen, wer Herr in Südafrika ist, England oder das Asrckanerthum Für diese beiden antagonistischen Element« ist in Zukunft kein Raum nebeneinandrr io Südafrika. Wir sich die Brrbältmsst- dier weiter entwickeln werdra, ist mir ganz dunkel und unerklärlich Dena dir längst angrkomwrnen Feldherren Robert« und Kitcheuec können an der Sachlage wenig ändern. Beide sind beim englisch.» gemeinen Soldaten sehr beliebt und sind wahrscheinlich zum Oberbefehl nur au» diesem Grunde auserseden, um da« bedenklich io« Wanke» arrathenr Vertrauen der Soldaten in di» oberste Heere«leitung wied», hrrzustellen. Denn da« Factt der Situation ist doch einfach da« folgende: Am II. d. M. dauerte der Krieg drei Monate. Währen dieser Zeit stad di« englischen Elitetruvpea in Natal und im Westen «heil» ,in geschlossen, thril» geschlagen und demoralisirt worden, so daß wenig mit ihnen anzufongen ist. Und währeud dieser Zeit ist der ttrez auf englischem Gebiet geführt worden und di» Engländer habe. noch keinen Fuß in dir Rrvubllken aesrtzt. Nun sollen di« Reserven kommen, und di» MUtz und di» PeomanN», d. h. »nglisch» F>,u. »oerischer Zähigkeit, und da» „Reuter'scbe Bureau" selbst kann nicht umhin, es den Söhnen AlbionS und den frivolen Machern beS Kriege», die Weihnachten, im Schatten der britische» Flagge, in Pretoria feiern wollten, nach London zu kabeln. Man meldet unS: * London, 13. Februar. (Telegramm.) Der Bericht erstatter des „Reuter'jchen Bureaus" telegraphirt aus Rens- burg, daß er eine Unterredung mit einem australischen Bericht- erstatter, der das Boeren lager am II. Februar besucht hat, gehabt habe. Die Boeren, die den australischen Berichterstatter begleiteten, erklärten ihm, sie hätten 120000 Mann, die fähig seien, für das Vaterland zu kämpfen und den Krieg auf unbegrenzte Zeit sortzusetzen. Die milttiirischen Vorschläge der Londoner Regierung finden, wie der „Voss. Ztg." aus London telegraphirt wird, keine sehr günstige Beurtheilung. Der militärische Sachverständige des „Morning Leader" sagt: Der in beiden Häusern entwickelte ministerielle Plan ist im großen Ganzen ein kolossaler kostspieliger Schwindel, der einerseits bezweckt, das Land zum Glauben zu verleiten, daß eine befriedigende Reform unseres Militärwesens endlich vollbracht werden soll, andererseits Sand in die Augen den fremden Nationen zu streuen. Sin französisches Urthcil über Buller. * Der „Matin" erhält einen aus dem Boerenlager vor Ladysmith am 20. December batikten Brief de» Leutnant» Galopand, der mit dem französischen Oberst Billebois Mareuil den Operationen folgt. Der Brief enthält eine Schilderung der Schlacht bei Eolenso, die bald nach dem Siege de» Generals Cronje bei Stormberg geliefert wurde. Galopand findet die taktischen Fähigkeiten des Generals Buller gering. Dieser habe unsinniger Weise seine Leute geopfert, wie das folgende Resultat lehre: Die Engländer verloren 3000 Todte und Verwundete, 9 Officiere, ILO Gefangene, 10 Kanonen und 9 Munition-- kästen, die Boeren dagegen nur 4 Todte und 14 Verwundete. neue Pause vorangeben. Ladysmith sei mit frischem Fleisch versehen, täglich würden 30 Ochsen geschlachtet. Wie das Material zu solchen Hekatomben in die eng eingeschloffene Stadt gekommen ist, bleibt freilich em Näkhsel. Immer wieder wird von englischen Berichterstattern die Mar aufgetischt, die Boeren, namentlich die Freistaatler würden de» langen Kampfe» müde und verlangten heim zu ihren Hütten und Felbern. Jetzt kommt auch einmal ein Zeugniß von Der Krieg in Südafrika. —p. Neber weitere Bewegungen der Boeren südlich vom Tugela zur Umgebung Buller'S verlautet auch bis Dienstag Abend Nichts. Dafür fließen die Nachrichten jetzt reichlicher über die Vorgänge bei NenSburg im Norden der Capcolonie. Hier wird fast täglich gekämpft mit wachsendem Erfolge. Man berichtet unS: - RcuSburg, 13. Februar. („Rruter'S Bureau".) Hob- kirkS und BastardSurk, zwei Plätze, von denen die Boeren am Sonnabend Besitz ergriffen hatten, wurden von den briti schen Truppen besetzt, nachdem der Feind durch »ine heftige Beschießung vertrieben worden war. (Wiederholt.) * RcnSbur», 13. Februar. (Telegramm.) Die Boeren drängten gestern wieder die britischen Vorposten an der Westflanke zurück; sämmtlichr Vorposten gingen von Bastards- nek und Hodkirksmill nach Marders farm zurück. Die Eng länder erlitten einige Berluste. Einzelheiten fehlen. (Reuter's Bureau). * Arnsburg, 13. Februar. (Telegramm.) Die britischen Truppen bei Slingerssontein sind gezwungen worden, sich nach RenSburg zurückzuziehen, da ihre östliche Flanke bedroht war. Im Vortheil sind also entschieden die Boeren. Da einige Verluste der Engländer zugrstanden werden und „Einzel heiten fehlen", ist anzunehmen, daß hie Engländer wieder theureS Fersengeld haben zahlen müssen. Nm Kimberley, die Diamantenstadt, die Stadt der Tobten, wie man sie jetzt bei dem großen Sterben innerhalb seiner Wälle und Schanzen nennen könnte, hebt thatsächlich da» Tournier von Neuem an. Wie dem „Standard" vom Modderflusse telegrapbirt wird, wurde den dortigen Vertretern der Presse bedeutet, sich während der nächsten Tage der größten Zurückhaltung zu befleißigen. Es verlautet, Lord Rodert« plane ernrn entschlossenen Versuch zum Entsätze von Kimberley. MagzerSfontein und Spyfontein sollen vermieden und die dort stehenden Boereu durch zwei Divisionen in Schach ge halten werden. Hierher gehören noch die folgenden Mit- theilungen: * Mstzder-River, 13. Februar. (Telegramm.) Gen»ral- major Eoloila, der zum Befehlshaber der in der Bildung be- griffen»» S. Division rrnOint worden ist, wird in feinem bi», hrrigen Eommando über die Gardr-Brigade vom Obersten Pola- carew ersetzt. — Neber 1000 Flüchtlinge sind hier auS Varkley-West angekommen. — Die Truppen der Borren, di» sich bet MagerSfontrtn befinden, haben an Stärke sehr obge- nommrn. Ein Theil von ihnen hat sich wahrscheinlich nach Kimberley begeben. — Di, E i s» n b a h n br ü ck e, dir die Boeren theilweise zerstört haben, ist fast worden. (Reuter's Bureau.) * London, 13. Februar. (Telegramm.) richt der Abendblätter au» Eapstadt haben Militär-Attachs« «ach Modder-River begeben, um sich dem Feldmarschall Robert» anzoschließen. Die voeren im Znluland. „DailyMail" erfährt auSPietermaritzburgvom 12.F«bruar: Eine Drahtmeldung von Eshowe besagt, daß rin große» Borencommando mit einem Train von achtzig Wagen und neuu Kanonen da» Lager bei Nqutu bezogen bat. Gerüchtweise verlautet, e» wolle Eshowe belagern. Wahr scheinlich beabsichtig« e», die Jnsuzihügel zu befestigen, um di« britischen Truppen zu verhindern, durch da» Zululand zum Entsatz, von Ladysmith zu marschiren. Der nächsten Entsatzbrwegung dürfte »'ne Die auglo-iudische Armee und ihr Werth für »en Vorrenkrieg. Nachdruck verbaten. Aus Calcutta, 21. Januar, schreibt un» unser ständiger Herr Mitarbeiter: Wie bekannt, hat das Londoner KriegSamt, um dem empfindlichen Mangel an Cavallerie auf dem südafrika nischen Kriegsschauplätze abzubelseu, einige europäische Cavallerie-Regimenter auS Indien nach Afrika beordert. Die Mobilisirung eines derselben — der bis dahin in Umballa garnisonirenden 1b. Lancier» — hat ein grelles Lickt auf die Kriegsbereitschaft der anglo-indischen Armee geworfen. Die Sollstärke eines Cavallerie-RegimenteS aus Kriegsfuß beträgt 671 Säbel und 27 Officiere. Von den 27 Officieren diese» Regiments waren aber 9 abcommandirt, so daß daS Regi ment mit nur 18 Officiere inS Feld zieht; und ob es that- sächlich 671 Mann zählt, ist auch sehr unwahrscheinlich. Es bandelt sich aber hierbei nicht etwa nm eine vereinzelte Er scheinung. Vielmehr weist die Organisation der anglo-indischen Armee überhaupt kaum geringere Mängel auf, als die des Mutterlandes. Da sind zunächst drei verschiedene Gewehre im Gebrauch; die Milizen der Grenzstämme, auf die man so großen Wertb legt, sind mit den alten Snider-Gewebren ausgerüstet, sämmtliche Sepoyregimenter sowie die VolunteerS (die übrigen», beiläufig gesagt, mit Ausnahme von etwa 3 Regimentern, zu- sanimengelaufenes, halbschwarzeS Gesindel obne jede mili tärische DiSciplin sind), führen das Marlini-Henry-Gewebr, und nur die europäischen Infanterie-Regimenter sind mit dem Lee- Metford-Gewehr bewaffnet. Ein ähnliches Durcheinander herrscht in Bezug auf Vie Artillerie, bei der die >' ' Bergbatterien sich im Afridifeldzuge al» absolut nutzlos wiesen haben; und waS den Transport angeht, so fehlt eS geradezu an Allem und die Confusion ist unglaublich. Noch schwerer aber wiegen vielleicht die Mängel der Führung. Gerade wir in Indien haben reiche Gelegenheit gehabt, diese kennen zu lernen; denn Indien ist seit Langem die hohe Schule der höheren englischen Officiere gewesen, und eben hier hat sich die „Drauf-Taktik" ausgebildet, die da- Alpha und Omega der englischen Strategie bildet und ihre Niederlagen in Südafrika wesentlich mit verschuldet. So galt z. B. Sir George White, den ich persönlich sehr gut gekannt habe und der Lord Robert»' Nachfolger im Generalcommando der jüdischen Armee war, als einer der tüchtigsten englischen Generale und seine militärischen Eigenschaften Warrn in Indien so hoch geschätzt, daß man nur von diesem Gesicht»- puncte auS versteht, warum die anglo-indische Presse jetzt in rin solches Lamento auSbricht. Sir Georae White mag geradezu als der Typ»« deS anglo-englischen Officier« gelten. To bat er z. B. im afghanischen Kriege 1879,80 bereit» al» Major und zweiter Commandeur de» Regiment« gelegent lich be- Sturme« einer Anhöhe, während die von ibm ge führte Abtheilung angeblich erschöpft auSruhte, ein Gewehr ergriffen und bat allein voraostürmend den feindlichen Führer erschossen. Da« war jrdenfall» sehr tapfer, aber ob wirklich nothwendia und zweckmäßig, mag doch billig bezweifelt werden. Auch General Gatacre ist einer der typische» Generale, die au« der indischen Schule hervor gegangen sind. Elegant, liebenswürdig, begeisterter Sports man, ohne tiefere« militärisch»« Wissen, glaubt er, daß persönlich» Bravour vollständig dinreickt, um den Sieg zu Bezugs-Preis k» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten A»S- uobestellrn ab geholt: vierteljährlich >»4ch0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» b.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich ^l S —. Direkte tägliche Kreuzbandlendnng in« Ausland: monatlich 7.SO. Wer tragt die Verantwortung, England oder Transvaal? -p Die liberale Opposition im englischen Unterhaus« hat in der Adreßdebatte anläßlich der Verlesung der Thronrede eine unendlich klägliche Rolle gespielt, weil sie tagelang die überlaut donnernden Batterien ihrer anscheinend ex pectore kommenden Beredtsamkeit gegen daS konservative Cabinet Salisbury und den Minister für Colonien Joseph Cbamberlain in» Feld geführt, weil sie in dem Vorwurf sich nicht er schöpfen konnte, daß der Krieg gegen die südafrikanischen Republiken, der bei Geduld und gutem Willen vermeidbar gewesen, doch nicht vermieden worden wäre, um dann, fast in demselben Athemzuge wieder einzugesteben, daß der Krieg ein gerechter gewesen, daß England ihn nickt provocirt habe und daß er bedingungslos bis zum siegreichen Ende durch gekämpft werden müsse. Wollte die Opposition schließlich so charakterlos zusammenklappen wie ein Taschenmesser, dann hätte sie, das wird ihr mit Recht ins Gesicht gesagt, lieber von vornverein schweigen und sich bescheiden sollen. Ein Verdienst hat sie sich aber doch erworben. Sie bat ,'vram muncko den unwiderleglichen Beweis geführt, daß die Regierung Ihrer Majestät den Krieg gegen die Boeren be gonnen hat, ohne auch nur annähernd genügende Vorbereitungen getroffen zu haben, die einen siegreichen Ausgang für England gewährleisteten. Es ist damit festgestellt, daß das Cabinet Salis bury im böchsten Grade nicht nur leichtfertig, sondern frevelhaft gebandelt hat, weil daS Gegentbeil der Kriegsbereitschaft, der himmelschreiende Mangel an Vorsorge und Voraussicht die Schlag auf Schlag folgenden Niederlagen Englands und damit den unabsehbares Unglück im Gefolge habenden Verlust un gezählter Menschenleben verschuldete und noch immer ver schuldet. Es war vorauszuseheu, daß die verantwortlichen Stellen und die ihnen ergebene Presse diesen Vorwurf als absolut unbegründet zurückweisen würden. Aber wie ist die- ge schehen! DaS konnte man natürlich nicht Wort haben, daß der britische Dünkel und der insulare Hochmuth der Londoner Machthaber die Intelligenz, die nationale Kraft und das militärische Können des vei achteten BoerenvolkeS gründlichst unterschätzt batten. DeSbalb suchte und sucht man Zuflucht hinter der unehrlichen jesuitischen Ausrede, daß die englischen Staatsmänner mitsammt der Heeresverwaltung von dem Kriege — überrascht worden seien, daß Salisbury und Chamberlain, in dem guten Glauben, mit einem redlichen Gegner zu unterhandeln, der Absicht gewesen seien, die Differenzen auf dem Wege sreuudsckaftlichen Vergleichs aus der Welt zu schaffen, daß aber Paul Krüger plötzlick wider alles Erwarten da» verbängnißvolle Ultimatum gestellt und England den Krieg aufgevrungen habe, den es nicht gewollt, ja an den es nicht einmal gedacht habe. ES ist gut, daß ein Engländer selbst eS ist, der diese Legende von dem englischen Lamm und dem boerischen Wolf unbarmherzig zerstört. Einer der angesehensten Londoner Publicisten, der Herausgeber der „Revjew of ReviewS", W. T. Stead, reißt in seiner klassischen Flugschrift „Sind wir im Recht?", von der in England in wenigen Mocken über 30 000 Exemplare verkauft wurden*), den officiellen und officiösen Heucklern die MaSke vom Gesicht. Er schreibt u. A.: Die Boeren glauben und sind bereit, eher zu sterben, als diese» Glauben aufzugeben, daß der Ver trag von 1884, bestätigt durch die Worte der englischen Staatsmänner von Lord Derby biö zu Cbamberlain — dieser iagte am 8. Mai 1896 im Unterbause: Mit Präsident Krüger Krieg anzufangen, um ibn zu Reformen im Innern seine« Landes zu zwingen, war eine That, ebenso unmoralisch, wie unklug —, daß dieser Vertrag ihnen das absolute Reckt einer Selbst verwaltung gewährte und jede Einmischung Englands in ihre Angelegenheiten verbot. Die engliscke Negierung glaubt, daß trotz Herrn Cbam- berlain'S ausdrücklicher Verwerfung deS Einmischung-rechte«, Transvaal Reformen in seinen inneren Angelegenheiten auf zudrängen, die Zeit gekommen ist, wo sie zum Schutze für ihre Unterthanen direct in die inneren Angelegenheiten Trans vaal« eingrcifen muß; und da sie gegen diese Einmischung Widerstand findet, schickt sie sich an, ihrer Forderung Nach druck zu verleiben durch Entsendung von Infanterie, Cavallerie und Artillerie zu dem ringrstandenen Zwecke, die Boeren zur Unterwerfung zu zwingen. Jever Soldat mehr, der seit der Eonferenz von Bloem fontein — in der Krüger, soweit wie nur irgend möglich, nachgegeben — nach Südafrika abgesendet worden ist, wurde offenkundig und eingestandenermaßen als eine Drohung für Präsident Krüger geschickt. Er sollte durch diese Entfaltung zu dem Zugeständniß gezwungen werden, daß England seine eigenen Bedingungen für dir Verwaltung seine» Lande« ihm verschreiben dürfte. E« ist in England nicht allgemein be kannt, daß bereits im August 1899 den Boeren von dem britischen Agenten m Pretoria ausdrücklich betont wurde, daß England den Krieg erklären würde, wenn sie den Uitlander» da- Bürgerrecht nicht nach fünfjährigem Aufenthalt im Lande gewährten. Diese Tbatsache steht verzeichnet in M. Conyngham Green« Depesche vom 15. August 1899, die sich im Blaubuch 6 9521, Seite 45 vorstnde». Nach der Beschreibung der Verhand lungen über da« Bürgerrecht mit dem Vertreter Transvaal« fäbn er wörtlich fort: „Ich sprach sehr ernst zu ibm und erklärte, daß dir Situation höchst kritisch sei, und daß Ihrer Majestät Regierung, welche den Ausländern verspr»chungen gemacht habe, gebunden sei, deren Forderungen zu unter stützen, und, wenn nöthig mit Gewalt durchiusehen. vkck sagte, daß der einzige Ausweg für dir Südafrikanische Republik in dem sofortigen Eingehen auf die Mindest forderung von Bloemfontein zu finden sei. Somit sehr» wir, daß dir Tran«vaal-Regitrung die reine Wahrbeit sagt, wenn sie in ihrem Manifest erklärt: Groß britannien hat zwei Alternativen angrboten — Bürgerrecht nach fünf Jahre« »der Krieg. *) «in« vorzüglich» U»b»rs»tzu,a an« d«r Feber A. von Oven- »an d«r tzo»w, (ein«, Dam») tft so»b»n in b»m bentschvSltisch»« I »»lag ,.v»in" tu MNnch»n ericki»n»n. erfechten. Endlick entstammt auch der neue Höchstcomman- dirende Lord Roberts of Kandahar der ind^ck.- Schule und ist genau wie die andern ein Draufgänger. Od Lord Roberts das Kriegsglück wird wenden können? Sein Feldzug in Afghanistan war keineswegs ein Muster taktischer Führung, aber sein Glück war sprichwörtlich. WaS nun die weitere Verwendung indischer Truppen in Süd-Afrika angeht, so ist es mit Rücksicht auf die im Stillen stark gäbrende und durch die immer furchtbarere Dimensionen annehmende HungerSnoth genährte Unzufriedenheit der Eingeborenen völlig ausgeschlossen, noch mehr europäische Truppen, namentlich Infanterie, aus Indien herauszuzieben. Dagegen bat das Kriegsamt schon die „Eventualität" angedeutet, daß eingeborene Truppen, Sepoy'S, nach Afrika geschickt werden könnten. Ihrer Ver wendung stehen aber gleichfalls die ernstesten Schwierig keiten entgegen. So sind die sämmtlichen Sepoy Regimenter zur Zeit, wie erwäbnt, mit dem Martini-Henry-Gewehre ausgerüstet; und man müßte dann entweder auf dem Kriegsschauplätze zweierlei Patronen verwenden — ein Uebelstand, der zu Verwechselungen der folgenschwersten Art führen könnte — oder die nach Südafrika ab gehenden SepoyS in aller Eile mit Lee-Melford-Gewebren bewaffnen. Was aber sollten die SepoyS mit Gewehren machen, mit welchen sie nicht umzugchen wissen? Allein eS bieten sich der Verwendung der SepoyS in Südafrika neck andere große Schwierigkeiten. So haben die eingeborenen indischen Regimenter durchweg eine viel zu geringe Anzahl von Officieren. DaS britische Infanterie-Bataillon in der nominellen Kriegsstärke von 1010 Mann zählt 27 Officiere. die eingeborenen indischen Bataillone von der gleichen Soll stärke haben dagegen nur 12 Officiere, die Cavallerie-Nezi meuter gar nur 10. Allerdings sind neben diesen europäischen Officieren noch eine Anzahl eingeborener Officiere vorhanden, die aber bei aller Tüchtigkeit doch kaum einem Europäer gleichgestellt werden können. Nun nehme man einmal an, ein derartiges Bataillon befinde sich im Kampfe gegen die Boeren und die Verlustliste au Officieren würde die gleiche Höbe wie bei den bisherigen Kämpfe» erreichen; da wäre denn nach zwei Gefechten kein Officier mebr übrig. Und WaS dann? Ein europäisches Regiment kann schließlich durch jeden Officier commandirt werden. Nicht so «in Sepoyregiment. Dazu gehört vor allen Dingen eine genaue Kennlniß einer der Hauplsprachen der indischen Re gimenter: HindoStani, Punjabi oder Pushtu, und ferner, waS gar nicht genug gewürdigt werden kann, eine ganz genaue Kenntniß deö Charakters und der Eigenthümlickkest der SepoyS. Man müßte also für jeden außer Ge fecht gesetzten Officier eines Sep oy re gi m en t es auf Indien zurückgreifen, und dadurch würden natürlich die in Indien bleibenden Regimenter in der kürzesten Frist all' ihrer Officiere entblößt werden. DaS ist wieder in Rücksicht auf die hiesigen Verhältnisse ausgeschlossen, und so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die englische Armee in Süd-Afrika, wenn sie wirklich um einige Srpov Regimenter vermehrt werden sollte, eine wesentliche Ver stärkung ihres Kampfwerthe« dadurch nicht erlangen würde.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite