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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-16
- Monat1902-02
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1902
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73.7S d-N. S4S0 d.O. l. IX S2,— 8. X V 1.N Xlx Xw X IX Olt-U-M X8. t. I). rs,— 6. II,— u. 17 so 6. ZS.7S 6. ZS,— u. — 6. w.v.-S. p.ISVI I8^S V-O I^O O IO.— O. v,— ,S,— U. >«,— O. >7,— v- IS,— u. ««,— o. X v. ÜS s. X v. — XIX ö,2S S. X IX — Xv. 2,— U. (Ll d»,l. Ix S.— 0. i. I> »,7S O. i. D. z,so (1. w vpxit z,— o. M.VP.LI i, — ü. j, so o. l. n r,— s. i. u u. i. I). — XIX r,— 6. X n. >,7S 6. X v. I.7S 0. 1.V. XSO L X IX irr rett«» »vn. .90 ü. e«Il.I/7.0!Z 6. 6. ,— o. .— 6. — U- >— 6. IZO b»0. 20 vilL SO S. ZS 6. 2S O. SO 0. XoXv.l«: iMIVL. — i>» 10 8. — O. — 6. — O. — O. ;o o. — o. >o o. — o — 6. — o. 6 6. Lsr.vL7:10I,bv S 6. S O. - U. S O. - 0. IN.X 0 li. 0 o. 0 o. s 8. 0 cx ) 6. ) 6. I>»Ltvn >s o. - 6. IS cx - 0. 0 6. s <x ) 8. r XX i 6. » 6. L X I. Xv. Xv. - 8. 0 tX - 6. S 6. - 8. - O. S » S lX s o. S 6. ) 6. 6. 8. U. O. 8. 0. - O. - 6. i <X 8 diiok Lleri- X,t8:2vb06w I. I) l. IX I. v. I. IX I.» X IX X IX i. IX XIX XI». XIX X IX XI). 1.1). X o Xkest-I, Xv. > XIX 8««I-IX Xk» t-IX ielc tlsxlv X v.vv X 0.7H VezugS «Prei- 1» der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk und den Bororte» errichteten Aus« Ladestellen abgeholt: vterteljihrlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Redaktion und Expedition: Iohannt-gaffe 8. Fernsprecher 163 und 223. Fittalerprdtti»«en: Alfred Hahn, Buchhandlg., UniversltätSstr.3, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. KönigSpl. 7. Haupt-Filiale in Serlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393. riWgcr TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsay entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Lfsertenannohme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ./t 70.—- Ännahmeschluß für Änzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 98. Jahrgang. Nr. 85. Sonntag den 16. Februar 1902. Aus -er Woche. DaS englisch-japanische Bündniß wird von allen politischen Federn und unter den verschiedensten GesichtS- puncten behandelt; nur die russische Presse verhält sich noch ziemlich sprachlos und sucht vorerst ihre maßlose Verlegenheit hinter der Phrase zu verstecken, auch der Zar wolle Frieden im fernen Osten und da das Bündniß ja dem Frieden dienen solle, komme eS Rußland nur erwünscht. Die Aufwerfung der Frage nach den Vortheilen für die Contrahenten und etwaige Nachtheile sür Andere, sowie die Versuche, diese Frage zu beantworten, sind selbstverständlich. Man darf aber vielleicht daS heutige Ereig- niß auch einmal vom Standpuncte der Schätzung der politischen Geltung des Englands von vorgestern betrachten. Der Abschluß dieses Bündnisse» ist eine recht kräftige Lebensäußerung des britischen Staates, eine viel kräftigere ohne Zweifel als die deS Jangtse-AbkommenS, und der Theil der Politiker und des PublicumS, der geglaubt hatte, man dürfte aus und über England nur noch Nach richten über südafrikanische Schlappen oder Pyrrhussiege er warten, erhält die unseres Erachtens nur nützliche Lection, daß das europäische Jnselreich noch sehr wohl zu Actionen fähig ist, die, wie wir schon dieser Tage andeuteten, eine gute Meinung Anderer von seiner Macht und seinem Ansehen zur Voraussetzung haben. ES kann auch weiten Kreisen des deutschen PublicumS nicht schaden, sich die jüngste Ueberraschung von diesem Gesichtswinkel anzusehen. Japan, vor Kurzem erst, ein wirklicher Besieger des chinesischen Riesenreiches, ist — und nicht nur in und für Ostasien — kein wenig bedeutender Factor und seine Diplomaten sind keine Phantasten oder eitlen Tröpfe, die nur von sich reden machen wollen. Wenn eine solche Macht und solche Staatsmänner in Großbritannien nickt ein durch das südafrikanische Unternehmen gelähmtes Staatswesen, sondern einen wegen seiner Activität werthvollen Bundesgenossen erblicken, so muß das eine sür Viele lehrreiche Wahrnehmung sein. Ganz gewiß fließt die große Genugthuung, welche die englische Nation über daS Abkommen verräth, zum Theil auch au» dieser Quelle. Die Briten bewähren auch sonst in diesem Fall« wieder ihren ausgebildeten Staatssinn, und wenn unter ihnen da und dort leichte Bedenken laut werden, so ist die» au» der all gemein menschlichen Eigenschaft, bei dem Abschluß von Ge schäften dem Mißtrauen zugänglich zu sein, sehr wohl erklär lich. Goethe sagt: „So bald du wählst, so bist du schon be trogen." Ist an diesem Worte gewiß etwa» Wahres, um so mehr gilt es von dem Eingehen von Bündnissen zwischen Mächten, die sich naturgemäß lediglich von ihren Interessen haben bestimmen lassen. DaS ist aber kein Grund, sich die relativen Vor theile derartiger Uebereinkommen, wenn die Umstände solche zu gewähren scheinen, zu sichern. Bismarck, der sich über die Zweischneidigkeit von Bündnissen nicht im Mindesten täuschte, hat sich doch durch den Abschluß solcher Abkommen Denkmäler gesetzt und wird jetzt nicht mit Unrecht als der Lehrmeister der englischen und der japanischen Contrahenten gepriesen. BiSmarck freilich wußte auch, daß das Be stehen eines Bündnisses nicht von der Pflicht des gui vivo gegenüber dem Verbündeten befreie. Wer dazu nicht fähig ist, für den kann die „Isolirung" in der Thal daS „Glänzendste" sein, und schon aus diesem Grunde möchten wir nicht die Meinung aufkommen lassen, als sei in den Eingangs gemachten Bemerkungen über die Bllndnißfähigkeit Groß britanniens ein Wunsch nach deutscher Nachahmung des japanischen Beispiels verborgen. Es wäre auch verfehlt, wollte man, weil der neue Vertrag seine Spitze gegen Ruß land kehrt, nunmehr das Berhältniß unseres Reiches zu diesem Nachbarstaate, daS an sich ja recht gut ist, mit beständiger Sorgenlosigkeit betrachten. Japan wird sicher keine europäischen Kastanien für England auS dem Feuer holen, kaum central asiatische, und die hohen Damen, die an der Newa und anderwärts an einem englisch-russischen Netze spinnen, in dem der deutsche Fisch gefangen werden soll, mögen von der neuesten Meldung überrascht worden sein, entmuthigt sind sie sicherlich nicht. Hat sich der auf Abwägung von Machtsactoren gegründete internationale Respect vor England gehoben, die sittliche Werthschätzung ist wohl kaum gewachsen. In der vergangenen Woche ist eS wieder Deutschland gewesen, das Erfahrungen mit britischer — Eigenart zu machen hatte. DaS Ersuchen des deutschen Boeren Hilfsbundes, eine Abordnung nach Südafrika zur Vertbeilung von Gaben an notbleidende Frauen und Kinder zu entsenden, ist rundweg abgeschlagen worden. Unser Auswärtiges Amt hat bei dieser Gelegenheit im preußischen Abgeordnetenhause wieder einmal recht hübsch reden lassen; die Gelegenheit, eine wohlthuende Entschuldigung wegen der durch ein Mißverständniß verursachten Nichtvrrtre- tung bei der Verhandlung der Sache anbringen - lasten zu können, mag dem Grafen Bülow recht willkommen gewesen sein. Und da der Präsident v. Kröcher über den englischen Bescheid nnd die relativ starke Genugthuung, die der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen darüber verrieth, keine Aussprache zuließ — von wegen der „Geschäftsordnung" —, so ist die Sache sür die deutsche Diplomatie ja recht glatt abgelaufen. Dem deutschen Volke bleibt nur der Trost, daß ries wohl die eindrucksvollste Kundgebung sür die unschuldigen Opfer einer — ungewöhnlichen Kriegführung gewesen ist, die die unqlückseliaen Kämpfe in Südafrika gezeitigt haben. Da» preußische Abgeordnetenhaus repräsentirt 35 Millionen Menschen, e» zahlt über seck» Parteien, und dieses Parlament hat sich einmütbig in einer Sache geäußert — ein in Deutsch land kaum erhörter Vorgang. Man darf freilich die That- sache nicht außer Acht lasten, daß die Socialdemokratie in der preußischen zweiten Kammer unvertreten ist. Diese Partei der Menschlichkeit hätte e» sich gewiß nicht nehmen lassen, einen Mißton in die Bekundung menschlichen Gefühls und menschlicher Hilfsbereitschaft zu bringen. Wa» den britischen Bescheid anlangt, so ist er, bei Lichte betrachtet, vollständig ab lehnend. Daß, wie da« Foreign Ossice zu erklären gnädig genug ist, „Lebensmittel,Kleider u. dergl. annehmbar sein würden", ist Werth- los, nachdem dieEutsendung der deutschen Abordnuug abgeschlagen wurde, mag die dem Botschafter Grafen Metternich zuge- sagtr, aber in Deutschland uoch nicht bekannt gegebene eng ¬ lische Note über die Art und Weise der Zugänglichmachung der formell zugelassenen deutschen Gaben ausfallen, wie sie wolle. „Finanzielle Hilfe", d. h. Geldspenden, läßt England nicht zu, „weil sie ohne Nutzen sein würden". DaS soll wohl sagen,daß die hungernden und frierenden gefangenen Frauen und Kinder in den ConcentrationSlagern doch keine Erlauboiß bekommen, ihre traurige Lage durch Kauf zu verbessern. Eine Unterstützung der kriegführenden Boeren aus diesen Baarmitteln kann die englische Regierung unmöglich ernstlich befürchten. Wenn den Boeren in diesen nunmehr fast zweiundeinhalbjährigen Kämpfen irgend etwas nicht gefehlt hat, so war eS daS Geld. Im Uebrigen muß man durch die Weigerung, eine harmlose, zu der Befolgung jeder Vorschrift der Kriegsverwaltung ausdrücklich bereite Hilfsexpedition zuzu lassen, die schärfsten Anklagen gegen die Behandlung der Weggefährten Wehrlosen durch die Engländer bestätigt sehen. ES muß sehr schlimm auSsehen, wenn die mit dem Gebrauch von Heuchelapparaten so wohl vertrauten Leute nicht einmal darauf eingerichtet sind, eine Handvoll in ihrer Bewegungs freiheit und damit ihrer BeobachtungSfähigkeit behinderter Neutraler durch ein paar Potemkin'sche „ConcentrationS- lager" zu täuschen. Die Vorgänge in der Zolltarifcommission folgen sich, aber sie gleichen sich nicht. Nach ruhigen Tagen kamen wieder heftige Stürme, die sogar den Vor sitzenden in den Grund rissen. ES ist aber wohl zu begreifen, daß die neuerdings gezeigte Nachgiebigkeit der Mehrheit Halt vor der Bestimmung machte, die da» Inkrafttreten de» Tarifeö und damit die Beseitigung der bestehenden Handels verträge dauernd in Frage stellt. Ein Berliner Blatt be merkt zu dem Beschlüsse der Commission, wonach der neue Tarif spätestens vom 1. Januar 1905 an Wirksamkeit erlangen soll, es sei „klar, daß dieser Beschluß für die Regierung schlechthin unannehmbar ist." Vielleicht denkt die Ne gierung, richtiger die Regierungen, anders darüber. Auf alle Fälle bildet die Annahme der Termin bestimmung — ein Jahr hat die Commission ihrerseits zuge standen — einen Antrieb zur raschen Fertigstellung de» vor gelegten Gesetzentwurfes. Denn eine solche wünscht Jeder außer den Freihändlern und den mit diesen verbündet«,,, grundsätzlich längst überwiegend schjchzöllnerisch gewor denen Socialdemokraten. Was die angeblich bereits abgeschlossene, jedenfalls aber in der Vorbereitung begriffene Einigung der schutzzöllnerischen Mehrheit der Tarifcommission über die Höhe der Mindestsätze sür Getreide anlangt, so läßt sich kaum annehmen, daß die Basis dieser Einigung ohne Wissen des Reichskanzlers gewonnen worden sei. In diesem Falle müßte man freilich Denen recht geben, die von Anfang an daS sogenannte Ultimatum des Grafen Bülow nicht als ein solches angesehen wissen wollten. Als der Zolltarif bekannt geworden, verglich ein handels politisch sehr weit links stehende Nationalökonom den Mindesttarif für Getreide mit den Stricken, durch die sich Odysseus an den Mast binden ließ, um nicht den Locklönen der Sirenen zu verfallen. Das Gleichniß wurde für hinkend befunden, eS paßt aber recht gut aus den von den Frei sinnigen eingebrachten und von der Tarifcommission — vor läufig — angenommenen Antrag, daS Auflegen von Gemeinde-Octroi auf Gegenstände, die im neuen Tarif mit Zöllen belegt sind, zu verbieten. ES sind nämlich zumeist freisinnig beherrschte Städte, die solche Zuschläge erheben. Der Krieg in Südafrika. Englands ritterliche Kriegführung. Es ist wiederholt behauptet worden, daß Boeren, welche sich an der Kriegführung nicht bethciligen nnd in englischer Gewalt sind, gezwungen werden, in den Eiscn- bahnzügcn Platz zn nehmen, nm dadurch die im Felde stehenden Boeren von einem Angriffe abznhalten. Mi nister Brodricl will von diesem Gcbahrcn nichts wissen. Vielleicht — so schreibt man der „Tagt. Rundsch." — gicbt ihm nachstehender Brief einer Dame ans Pretoria zn denken. Pretoria, 31. Oktober. . . - Vater ist gestern wieder von einer solchen Reife znrnckgekommcn. ES ist für ihn schrecklich, manchmal fünf Tage im Zuge zuzu bringen. ES war 1/2IO Uhr, als Vater ankam. Wir waren den ganzen Tag sehr in Sorge um ihn, denn, denkt Euch, gestern kommt Jemand an unseren Garten und fragt, ob wir schon etwas vom Vater wüßten. Ich sagte: „Nein — haben Sie denn etwas gehört?" „O ja", war die Antwort, „es ist ein Zug in die Luft geflogen." Ihr könnt Euch unfern Schreck denken; der gute Mann wunderte sich noch obendrein, daß uns das so sehr nahe ging. Natürlich war die Freude groß, als wir den Vater heil und gesund wieder hatten. Pretoria, 15. Dccember. r; . Heute Morgen ist Vater nach Pictersbnrg abgercist. Wie Ihr ja bereits wißt, werden Bürger von Pretoria mit jcdcmZ » g mitgenommen, um durch ihre Gegen wart die anderen Boeren von einem Angriff abznhalten. Wir sind sehr bcnnrnhigt, aber cs muß eben ertragen werden. Bis jetzt sind noch Alle wtedergekommcn, die zur Bahnfahrt commandirt wurden. Vater erhielt einen Platz erster Llasse in einem Wagen -irect hinter der Maschine. Die Reise dauert gewöhnlich acht Tage. ScheeperS. Der „Manchester Guardian" erzählt folgende Ge schichte von dem kürzlich erschaffenen Commandanten SckeeperS, deren Richtigkeit ihm von Jemand, der einen bekannten Namen und eine Stellung in der englischen Armee hat, bezeugt wird: Ein Leutnant, ein Sergeant und 21 Mann waren bet einem Zusammentreffen mit Schcepers abgeschnitten worden. Der Leutnant und der Sergeant wurden ge- tödtet und die Leute fuhren bi» zur Nacht fort, sich zu schlagen; bei Tagesanbruch begann -er Kampf sofort von Neuem, bis die Munition ausgcgangen war. AIS die Engländer die Boeren gegen sich rücken sahen, zweifelten sie nicht, daß sie erschaffen werden würden. Wie groß war jedoch ihr Erstaunen, al» Scheeper», ein großer, junger Mann, zu ihnen kam und ihnen ein Compliment über ihre Tapferkeit machte, indem er ihnen gestand, Satz die Boeren von ihrem Feuer stark gelitten hatten. „Wer den Sie uns erschießen?" fragten die Engländer. „Nein, wir thun niemals tapferen Männern etwas Böses. Sie müssen Hunger haben", fügte ScheeperS hinzu, führte sie zu einer benachbarten Farm und ließ ihnen Alles ver abreichen, was sie wünschten. Dann nahm der junge Commandant den Besiegten die Waffen und die Patronen taschen ab, gab einem von ihnen ein Pferd und schickte ihn zur englischen Colonnc zurück, während er mit den anderen Leuten, die er entließ, Händedrücke austauschte. „So betrug sich", bemerkt der „Manchester Guardian" dazu, „ein Mann den man erschossen hat, nachdem man ihn der Grausamkeit beschuldigt nnd wegen dieses Ver brechens verurthctlt hatte." * Kapstadt, 14. Februar. Eine Deputation unter Füh rung des Professors Hahn vom Southafrican College überreichte heute dem Premierminister Gordon Sprigg eine am Montag im Deutschen Club angenommene und von 76 hervorragenden deutschen Einwohnern unterzeichnete Erklärung. Diese weist die in Europa gegen die britische Armee, namentlich auch bezüglich der Behandlung der Boerensrauen und »Kinder erhobenen schweren Vorwürfe als unbegründet zurück. Hahn wurde auch vom Gouverneur empfangen, der seine Befriedigung über die Haltung der Deutschen äußerte und bemerkte, er werde die Resolutionen an den Minister Chamberlain weitersenden. * Pretoria, 14. Februar. (Reuter's Bureau.) Dienstag Nacht überraschte eine von Oberst Kekewich ausgesandte berittene Ab- theilung ein kleines Bo er en lag er bei Kosfyfontein und nahm zehn Boeren gefangen. Deutsches Reich. r. Berlin, 15. -ua 'e Aussichten des Zoll- c'mpromisse- , -eitS vollzogenen oder wenigstens in Auch, -...:gung deS Cen- trumS milden beiden conservativen Parteien des Reichs tags in der Getreidezollfrage ist es wichtig, das Stärkeverhältni ß der Fractionen zu berücksichtigen, um über die Aussichten des CompromifseS ein Urthcil zu haben. Nach dem Nachtrage vom 18. Januar 1902 zum amtl. ReickSt.-Handbuche stellt sich die Stärke der Fractionen nach Berücksichtigung der Nachwahlen folgendermaßen: Fraction der Deutsch-Conservativen ... 52 Mitglieder Fraktion der Neichspartei 20 - Deutsch-sociale Resormpartei 10 - Fraction des Ceutruins 107 - Fraction der Polen 14 - Fraction der Nationalliberalen .... 51 - Freisinnige Vereinigung 14 - Deutsche freisinnige Volkspartei .... 27 - Deutsche Volkspartei 7 - Socialdemokraten 57 - Bei keiner Fraction (Elsaß-Lothringer 10) 36 - Zusammen 395 Mitglieder Ceutrum und Conservative zusammen geben zwar mit ihren 179 Stimmen noch keine Mehrheit, da aber der größte Theil der Polen, der Antisemiten nnd der Elsaß- Lothringer, die zusammen 34 Köpfe zählen, dem Coin- promiß sicher zustimmen werden, was auch wenigstens von einigen nationalliberalen Abgeordneten gilt (Frh. v. Heyl, Graf Oriols, Wammhoff), so können cs die Compromißler leicht auf mehr als 200 Stimmen bringen, womit sie die absolute Majorität besitzen würden. Berlin, 15. Februar. (Freisinn, Kriegsflotte und Handels schiff fahrt.) Erst wenig Tage sind verflossen, seit der Abg. Eugen Richter im Bunde mit der Social demokratie bei der NeichStagsverhandlung über den Tirpitz'schen Erlaß sich Mühe gab, dem Flottengedanken nach Kräften Abbruch zu thun. Da trifft eS fick um so günstiger, daß beinahe gleichzeitig aus freisinniger Feder eine Schrift er schien, in der die Bedeutung der deutschen Seemacht für die Entwickelung der deutschen Handelsschifffahrt unumwunden anerkannt wird. Es geschieht dies in der schon erwähnten Schrift „Die wirtschaftliche und technische Entwickelung der Seeschifffahrt von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart" von E. Fitger, Chefredacteur der „Wescr-Ztg." (Verlag von Duncker L Humblot in Leipzig). Bestimmt, neben zwei anderen Abbandlungen als allgemeine Einleitung der vom Verein für Socialpolitik in Angriff ge nommenen „Enguete über die Lage der in der Seeschifffahrt beschäftigten Arbeiter" zu dienen, behandelt Fitger's Schrift die wichtigsten Veränderungen des Schiffs, des Verkehrsader Betriebs- und Eigentumsverhältnisse, der Necrutirung der Schiffsmannschaft, der Arbeitsverfassung und der hierfür maßgebenden wirtschaftlichen und politischen Vor bedingungen. lieber die Bedeutung der letzteren nun schreibt Fitger: „Die deutsche Handelsflagge wurde seit der Einigung deS Vaterlandes ganz anders respectirt al» vorher. Alle Welt fühlte, daß das mächtige deutsche Reich hinter ihr stand und Nie- mand sich au ihr vergreifen durste. Es ist wahr, auch bis 1866 haben di« hamburgischen und die bremischen Schiffe kaum irgendwo sich über unfreundliche Ausnahme zu beklagen gehabt. Der gänz lich« Mangel politischer Gelüste stand den hanseatischen Kaufleuten an der Stirn geschrieben. AlS tüchtige» solide, ruheliebende Bürger waren st« aller Welt willkommen. Namentlich iu Nordamerika und den englischen Colonien konnten sie und können sie noch heute auf treten wie LaudrSangehörlge. Aber vor 1866 haftete ihnen doch das Gefühl an, sich auf große, weltumspannende Unter nehmungen gar nicht oder nur als bescheidene Privat leute unter dem Schuhe einer sremden Macht einlasscn zu dürfen. DaS Bewußtsein, von der Flagge einer Großmacht gedeckt zu werden, hat Unternehmungen gezeitigt, an die man früher gar nicht denken konnte." Im Anschluß hieran beleuchtet Fitger die politische Seite der Dampfersubventionen kurz und schlagend wie folgt „Eine so bedeutungsvolle Sache, wiedieErrichtung regelmäßiger Dampserlinie» nach Ostasien, Australien nnd Ostafrika war nur möglich durch den unmittelbaren finanziellen Rückhalt an dem deutschen Reiche... Tie Möglich keit regelmäßiger Postdampferlinien von Deutschland nach dem fernen Osten ist erst Lurch Len Reichszuschuß geschaffen worden. Und ebenso die Folge davon der Ankauf zweier ganzer englischer Gesellschaften mit 26 Dampfern im indischen und ostasiatischen Küstenverkehr, die Errichtung einer regel mäßigen Flußschissfahrt auf dem Jang tsekiang, die Aus dehnung deS Küstrnverkehrs nach Japan und bis Wladiwostok. Die deutsche Tampferflagge steht dort jetzt völlig ebenbürtig neben der englischen. Pessimistische englische Ueber- treibungen gehen sogar soweit, die deutsche Flagge in jenen Ge wässern als die überlegene zu schildern und England vor Ueber- slügelung zu warnen." Herr Richter hat in den achtziger Jahren einmal aus gerechnet, daß Deutschland immer noch besser berathen sein würde, wenn es jährlich für den Betrag der Subvention in ländische Fabrikate kaufte und ins Meer würfe, als wenn es sich das e.traglose Vergnügen gönnte, die deutsche Postflagge da und dort wehen zu sehen! Vergleicht man diesen „Witz" mit obigen Angaben tatsächlicher Natur, so wird man den Weitblick des volksparteilichen Führers zu würdigen wissen! A Berlin, 15. Februar. Die „Apologetische E 0 r r e s p v n d e n z", die von der Eentralstelle des Ka tholischen Volksvereiiis in M.-Gladbach hcransgcgeben wird, empfindet unseren Hinweis auf die Auffassung des Cardinals Cajetan von der Doppelehe tNr. 66 d. „Leipz. Tagebl.") um so peinlicher, je eifriger der Klcrikalismus mit der Doppelehe Philipp's von Hessen zu krebsen pflegt. Das genannte Organ deutet daher an, unser Hinweis sei „ans den Fingern gesogen" oder von einem „obscurcn Pamphletisten" abgeschrteben, ist aber trotzdem liebenswürdig genug» uw Angabe dr,r Quelle sür unseren Hinweis zu bitten. Diesem Ersuche.« kommen wir mit dem größten Vergnügen nach, müssen aber gleichzeitig dem Befremden darüber Ausdruck geben, daß die Centralstelle des Katholischen Volksvcrcins, ob wohl sic eine „apologetische" Corrcspondenz hcransgiebt, so — „rückständig" ist, zwei hervorragende protestantische Werke zur Reformationsgcschichte nicht zu kennen, näm lich K ö st l i n ' s „Martin Luther" und Egclhaaf' ü „Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert". Im zweiten Bande des letzteren Werkes lautet auf Seite 374 An merkung 1 wörtlich folgendermaßen: „Die nltramvntanen Geschichtsschreiber verwahren sich dagegen, was K ö st l i n II 676 sagt, daß auch der Cardinal Eajctanus eine Doppelehe als durch göttliches Gesetz nicht verboten bezeichnet habe; gleichwohl ist cs so: er sagt dies in seiner Erklärung von Matthäus 10, 11 und 1. Thimo- tcns 3, 2: auch auf ihn haben die alttestamentlichen Vor gänge einen ähnlichen Eindruck gemacht, wie auf Luther". — Cajetanns' Eommeniar selbst ist uns im Augenblick leider nicht zugänglich. Aber imGriindegenommenenthebr uns, von der Vertraiiensiviirdigkeit Köstlin'ö und Egcl- haaf's ganz abgesehen, niemand anders als die „Apolo getische Corrcspondenz". der Ausgabe, auf jenen Cow- mcntar zurückzugeheii. Denn sic schreibt über Cajetanns' Erklärung zum 19. Capitel des Matthäus-Evangeliums: „Der gelehrte, in der S ch r t f t e r k l a r n n g aber 1!) vielfach neue Pfade gehende Cardinal ver tritt darin nun, wenn auch sehr zurückhaltend, unter Be rufung aus einen leicht mißverständlichen Zwischensan in Vers 9 des genannten Capitels, entgegen der bisherigen allgemeinen katholischen Tradition, die Ansicht, daß der Ehebruch die Ehe anflöSba r wache . . ." Weshalb ein Cardinal, der über die Ehe so „ketzerisch" denkt und überhaupt in der Schriftcrklärnng nach klerikalem Ein- geständniß „vielfach ncne Pfade geht", eine Doppelehe als durch göttliches Gesetz nickt verboten nickt bezeichnet baben soll, ist angesichts der Zeugnisse Köstlin's und Egclhaaf's unerfindlich. Cardinälc der römiscken >iircke sind zuweilen sonderbare Leute; ist dock einer von ihnen, wit Namen Hohenlohe, sogar in der Zeit des Cnltur- kampses nickt davor zurückgesckreckt, den Jesuitenorden eine „Landplage" zn nennen! H: Berlin, 15. Februar. sS 0 c i a l d e w v k ra t i s ch e U n w a h r h a f t i g k e i t nnd Unehrlichkeit.» Gegenüber dew prableriicken Auftreten der Svcialdewv- kratie im Reichstage und der übermiitlugen Art, wit der sie sich selbst in Fällen des Mißbrauch» gestvblener oder sonst nnrecktwäßig in ihren Besitz gelangter Actenstiicke anderen Parteien gegenüber anfspielt, wag eS an der Zeit sein, daran zn erinnern, in welchen« Maße Unwahrhaftig keit und Verstellung bei der Gründling der soeialdewvkra- tischen Partei Pathe gestanden haben. Als im Jahre 1875 die beiden bis dahin getrennten und theiliveise einander scharf bekämpfenden soeialistischen Richtungen sich durch das Gvthacr Programm zu der heutigen sociaidcwokra- tifchcn Partei vereinigten, hat Liebknecht dieses Pro gramm in der Presse und in einer Broschüre unter dew Titel „WaS die Socialdemokraten sind nnd was sic wollen" als die lautere Wahrheit und Wissenschaft ge priesen. In Wirklichkeit aber hatte die wissenschaftliche Autorität der Socialdemokratie, Marx, der auch heute noch als solche von den Socialdemokraten ancrkanm wird, kurz vor der Annahme dieses Programms vom ivissen- sckaftlichen Standpuncte ans cin vernichtendes Urtbeil über dasselbe gefällt und cs ausdrücklich als cin verwerf liches und die Partei demoralisirendcS bezeichnet. Er hatte diese seine Auffassung in Schreiben an seine nam haftesten Anhänger in Deutschland, insbesondere an Bebel, Liebknecht nnd Ancr zum Ausdruck gebracht. Aber die socialdcmokratischen Parteiführer haben dieses abfällige Urtheil deS Partciapostcls einfach verschwiegen nnd nickt zur Kenntnis, ihrer Anhängerschaft gebracht. Wie bewußt unehrlich die Führer der heutigen Socialdemokratie da- mals zu Werke gegangen sind, hat Liebknecht später, als jene Auffassung von Marx öffentlich bekannt wurde, mit cynischcr Offenherzigkeit zugegeben. Er, der selbst da»
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