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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-22
- Monat1904-01
- Jahr1904
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Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Volizeiamtes der 3tadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petit,zeile 2s. Reklamen unter dem RedaNionSstrich (4 gespalten) 75 vor den Familtennuch- richten (ü gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sur Nachweisungen und Osfertenanuahm« 2ü itrira-veilagen Igesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung .4 M.—, mit Postbesörderung .« 70.—. An»ah«eschtuß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Vr. Victor Klinkhardt St Co.). Nr. 38. Var lvirdtigrte vom Lagr. * Aus Deutsch-Südwestafrika wird die Belagerung von Omaruru bestätigt und die Plünderung von Etiro gemeldet. Die HülfSexpedition des „Habicht" soll einen Vorstoß von Karibib auS (aus Okahandja?) beabsichtigen. * Der frühere preußische Eiseabadaminister v. Maybach ist gestorben. * Die sozialdemokratische Agitatorin Fanny Imle hat ihren Austritt auS der sozialdemokratischen Partei Deutschlands angezeigt. * In Iohnstown (Pennsylvanien- explodierte ein Dampfkessel im Kefselraume der Eambria Steel-Company. Etwa 12 Beamte sollen getötet und 25 verletzt sein, unter ihnen viele lebensgefährlich. Var gtörrere veuttchlanä. ob. Die „Darmstadt" hat mit der Ersatztruppe für Deulsch-Südwestafrika ihre Fahre von Wibhelmshaven nach Swakopmund angetreten. In weniger als drei Wochen wird der rasche Lloybdampser im Hafen unseres südwestafrilanischen Schutzgebietes angelangt sein und Dank der großen Hafenmole seine Ladung schnell und sicher ausschjffen können. Nicht bloß im Inlcmdc, soudcrn noch mehr im Auslande wird die Schnelligkeit, mit der die deutsche Htilfsattion eingeleitet und durchgeführt worden ist, gebührende Beachtung sinücn. „Bereit sein ist alles", das ist heute wie zu Moltkes Zeiten die Devise des Reiches, wo immer es sich um die Wahrung des deutschen Ansehens und der deutschen Ehre, wie um eine Zurückweisung feindlicher Eingriffe in unsere Hoheits rechte handelt. Bei dem Ausstande der Hereros kommt ja die Existenz des deutschen Reiches nicht in Frager selbst mit einer überseeischen Expedition größeren Stils, wie sie sich vor vier Jahren bei den Boxerwirren in China als notwendig erwies, läßt sich die jetzige Httlfsaktion nicht vergleichen. Aber eine leistungsfähige Organisation muß sich auch bei kleineren Gelegenheiten bewähren. Eine solche Teil mobilisierung bildet gleichsam die Probe auf das Exemvel. Insofern ist es erfreulich, daß die Sache bisher so vor züglich geklappt hat und deshalb voraussichtlich auch im weiteren Verlaufe klappen wird. Zugleich darf auch anerkannt werden, daß, wie die Regierung, so auch der Reichstag seine Aufgabe begriffen und sich ihr gewachsen gezeigt hat. Trotz aller Zäune, welche die Geschäftsordnung des Reichstages gegen eine gesetzgeberische Ueberstürzung errichtet hat, waren die er forderlichen Kredite im Handumdrehen bewilligt. Auch derReichStag kann, wie der Vorgang zeigt, seiner Redselig keit und Äritiklust gelegentlich Schweigen gebieten. Nicht einmal die Sozialdemokratie wagte es in diesem Falle, gegen die Regierungsforderungcn zu stimmen. Daß ihr die Enthaltsamkeit recht schwer wurde, ist ja anzunehmen. Es war auch wohl weniger der gute Wille, das Reich zu kräftigen, als die Besorgnis, -aß eine Ablehnung in solch entscheidendem Augenblicke das ohnedies erschütterte Ver trauen selbst der waschechtesten Genoffen einer allzu starken Belastungsprobe unterziehen würde. Indessen ist nach dem Worte eines geistreichen Franzosen die Heuchelei eine Huldigung, welche das Laster der Tugend darbrtngt. Welches immer die Motive waren, durch die die einzelnen Elemente Les Reichstages sich bestimmen ließen, so zeigte sich doch, daß wir auch heute noch in Deutschland in notwendigen Dingen einig sind. Das dicke Ende wirb freilich nachkommen. Denn erst der Aufstand der Hereros niedergeschlagen oder wenigstens der Entsatz der bedrohten Weißen gelungen ist, dann wird die Frage aufgeworfen werden müssen, wie es zu dem bedauerlichen Aufstande, der nach dem Zeugniffe des Reichskanzlers Grafen Bülow die Früchte zehnjährigen Fleißes vernichtet hat, kommen konnte. Es wäre ver früht, schon heute eine zureichende Antwort darauf geben zu wollen, zumal auch die Re gierung ihr Jgnoramus zugesteht. Immerhin ist es für die Leitung unserer Kolonialverwaltung etwas peinlich, daß sie von dem Aufstande der Hereros völlig überrascht werben konnte, ja daß sie noch immer bet der Nachforschung nach den Gründen mit der Stange im Nebel herumtappt. In kolonialfreundlichen Kreisen ist man weniger hoffnungs selig gewesen unb hat schon seit Monaten aus die gefähr liche Gärung unter den Hereros hingewiescn. Aber auch unsere Kolonialverwaltung scheint bisweilen nach dem bureaukratischen Grundsätze zu handeln: Was nicht in den Akten ist, das ist nicht in der Welt. Da macht sich denn manchmal die Wirklichkeit in all ihrer Hartnäcktgleit recht unangenehm geltend. So viel sich von Deutschland aus bisher die Dinze übersehen lassen, hat die Mißstimmung der Hereros ihren tiefste» Grund wohl darin, daß diese Naturkinder ihre frühere Ungebundenheit aufgeben und sich an eine straffere Ordnung gewöhnen sollen. Aber bas war es Freitag den 22. Januar 1904. 98. Jahrgang. doch schwerlich allein; es müssen auch aktuelle Gründe Vorgelegen haben, die zum offenen Aufstande drängten. Wie weit die Hereros sich durch den Balmbau in ihrem Besitze bedroht sahen, wie weit sie durch die Not zu einem Berzweislungsschritte gedrängt wurden, das läßt sich reute noch nicht bestimmt entscheiden. Indessen muß doch besonders auf einen bestimmten Punkt hingewiesen werden, und das ist die Rolle, die das englische Kapital in unserem südwest afrikanischen Schutz gebiete spielt. Es hat schon seit längerer Zeit in kolonialen Kreisen Mißmut erregt, daß das englische Kapital drauf und dran ist, große und wertvolle Gebiete unserer Kolonie mit Beschlag zu belegen. Vor allem muß es aber an- tößig erscheinen, daß sogar zwischen der deutschen Ver waltung in Südwestasrika und den Minengesellschaften n Transvaal Beziehungen angebündelt wurden, die auf einen Export der Hereros und Ooambos unseres Schutz gebietes nach Johannesburg hinzielen. ES ist ja begreif lich, daß den Minenmagnaten in Transvaal das recht brauchbare schwarze Menschenmaterial unserer Kolonie in die Augen sticht und daß sie alle möglichen Versuche machen, um aus Teutsch-Südwestafrika Arbeiter für die Goldunnen zu exponieren, die noch billiger sind und sich noch schlechter behandeln lassen als die Kulis. Wie weit dieser Export schon begonnen hat, darüber liegen be stimmte Angaben allerdings nicht vor. Aber es ist schon bedenklich genug, daß der stellvertretende Gouverneur dem Goldsyndikate überhaupt die Erlaubnis zur Einfuhr von Menschen gegeben hat. Wenn solche Jagdscheine aus Menschen überhaupt ausgegcben werden, dann wird allerdings — das lann man mit gutem Gewissen be haupten — aus Teutsch-Südwestafrika nie etwas werden. Tenu die erste Ausgabe einer weisen Verwaltung muß doch sein, die Bevölkerungszahl so viel wie möglich zu Heven, nicht aber an ihrer Dezimierung mitzuhelsen. Schon heute fehlt es ja nicht au Stimmen, die an der Zukunft Deutsch-Südwestafrikas überhaupt ver zweifeln und die Kolonie so schnell wie möglich losschlagen möchten. Wer das nicht will, der muß konsequent den übermächtigen Einfluß des englischen Kapitals bekämpfen. Denn sobald England unsere Kolonie wirtschaftlich be herrscht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann es keine Hand auch politisch darauf legt. Nun haben sich ja die Hoffnungen, die man auf Deutsch-Südwestafrika wegen feines den Weißen zuträglichen Kliuras und son stiger günstigen Verhältnisse setzte, bisher nur zum klein sten Teil erfüllt. Die Erfolge in der Ansiedelung deut scher Ackerhauer und Viehzüchter sind bescheiden, die Kinderkrankheiten von der Kolonie noch nicht über wunden. Deshalb sollte man aber nicht verzweifeln und die Rettung nicht vom englischen Kapital erwarten. Viel mehr muß die Aufgabe der Verwaltung in einer möglichsten Erleichterung der Besiedelung durch deutsche Landwirte gesucht werden, während es notorisch ist, Laß heute in dem so dünn bevölkerten Lande schon Landnot vorhanden ist, weil die großen Gesellschaften die Hände über die ihnen reservierten kolossalen Gebiete halten. Auf der andern Leite muß eine mettausschauende Politik durch eine kluge Mischung von Milde und Strenge die Eingeborenen zu ge winnen suchen, um sie allmählich zu civtlisieren und zu brauchbaren HülfSkrästen heranzuziehen. Das größere Deutschland, wie es sich uns durch das Expansionsbedürfnis des deutschen Volkes gebieterisch aufdrängt, ist auch in Eüdwestafrika das Ziel, auf das die Negierung hinarbeiten muß. Die Heimatspolitik bedarf ihrer Ergänzung durch eine geschickte Leitung und Rege, lung des Auswanderungsstromes. Bisher ist es noch nicht gelungen, diesem Strome sein Bett anzuweisen,' nur einzelne Rinnsale konnten wir in unsere Kolonien ab- leiteu. Der Aufstand der Hereros läßt vermuten, daß dabei manche Fehler gemacht wurden. Aber die auf das größere Deutschland gerichteten Bestrebungen sind des halb nicht weniger notwendig. Es kann sich höchstens darum handeln, aus den bisherigen Erfahrungen zu ler nen, um es in Zukunft besser zu machen. An der nötigen Unterstützung durch das Volk und den Reichstag wird es nicht fehlen: das hat auch die HülfSaktion für Südwest, afrika gezeigt. Deutsche- Reich. * Berlin, 21. Januar * Ltaatsminister ». Maybach s. Heute vormittag ist nun auch einer der letzten großen Mitarbeiter am Werke der ersten Organisation deS neuen Deutschen Reiches gestorben. Deutscher Eisenbabnminister zu werden, war iym zwar nicht vergönnt, trotzdem hat er auch für Deutschland eine vorbildliche Bedeutung gehabt, wenn er auch nur für Preußen daS finanzielle Rückgrat hat schaffen können, das er dem Reiche gern gegeben Härte. Albert von Maybach, geboren 29. November 182L zu Werne in Westfalen, wurde 1854 RegieruagSasiesfor und Mitglied der königl. Direktion der Lstbatm; 18üü wurde er zum staatSjeitig zu bestellenden Mitglied der Prlvatdirektion und 18o7 nach Ucbergang des Unternehmen- in Staatsverwaltung zum Vorsitzenden der Direktion der Oberschlesiscken Eifenbadn ernannt. Nach vorüber gehender Beschäftigung als Ministerialdirektor im Handelsministerium trat er 1874 an die Spitze deS ReichSeisenbahnamte« und wirkte als solcher für den Gedanken einer Urbertragung der deutschen Eisenbahnen auf das Reich. 1877 wurde er Uoterstaatsjettetär im Handelsministerium, 1878 zum Handel-Minister und, nachdem Vas Handelsministerium geteilt worden war, 1879 zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt. In dieser Stellung wußte er den Widerstand, den die Verstaatlichung der Privatdahnen anfangs im preußischen Landtage fand, bald zu besiegen. Die glänzenden Erfolge des Staatsbahnsystems find in erster Linie das Verdienst M.s. 1882—93 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses, feit Juli 1879 Ches des Neichsamtes für die Verwaltung der Reichs eifenbahnen in ElsaßLothringen, außerdem Mitglied des Bundes rats und des preußifchen Staatsrats. 1888 wurde ihm der Schwarze Adlcrorden verlieben. Im Juni 1891 erhielt er die erbetene Enttafsung. * Eine wichtige Perfonalfrage löst die „Natlib. Korr." folgendermaßen: ,Im Bundesrat wie im Reichstag wird aus naheliegenden Gründen die Frage der Nachfol gerschaft des leider zu früh verstorbenen Präsi- denten des retchSstatisttfchen Amtes viel er örtert. Dr. Wilhelmi galt mit Recht als einer der am meisten fortgeschrittenen Lozialreformer. Es ist begreiflich, Laß nicht ganz vereinzelt der Wunsch hervor tritt, es mvchie auf den durch den Tod des vr. Wilhelmi verwaisten Posten eine Person berufen werden, die durch ihre sozialpolitische Vergangenheit eine gewisse Bürgschaft dafür bietet, daß der mit -er Errichtung der arbeits statistischen Abteilung im reichsstatistischen Amt be schrittene Weg auch in Zukunft weiter begangen wird. Die Berufung eines Ntitgliedes des Reichs amts des Innern an die Spitze des von diesem ressortierenden reichsstatistischen Amtes gilt daher als wahrscheinlich." — „Daher" ist gut. * Die «oScrneu technische» Fortschritte uns die tech nischen Hochschulen. Es ist mit besonderer Freude zu begrüßen, daß unsere technischen Hochschulen in idrcm Lehr plane den neuesten technischen Erfindungen die größte Auf merksamkeit widmen. So beabsichtigt man an der technischen Hochschule in Berlin in Anbettacht der großen Bedeutung, welche gegenwärtig die Frage wegen der Beschleunigung der Verkehrsmittel aus den Schienenwegen hat, den Unterricht im Eisenbahnmaschincnwesen und Signalwesen ein gehender als bisher zu behandeln und zu dem Zwecke die Unterrichtsmittel auf diesem Gebiete in großer Anzahl und entsprechend den Errungenschaften der neuen Zeit zu er gänze». In Anbetracht der großen Bedeutung, welche die Erplosionsmotoren in neuer Zeit erlangt haben, wird beabsichtigt, in den Unterricht-plan für das Ingenieur laboratorium die Untersuchung von Maschinen dieser Art cinzusügen. Bei dem Unterricht im Maschinenlabora- korium haben die Wasserkraftmaschinen bisher nicht diejenige Berücksichtigung gefunden, Vie ihrer Bedeutung aus wirtschaftlichem und industriellem Gebiete zukommt, weil bei Lage de» Laboratoriums abseits von einem Flußlaufe die künstliche Beschaffung großer Wassermengen mit sehr hoben Kosten verbunden sein würde. Dieiem Mangel soll durch Herstellung eines Laboratoriums für Waffermotoren in der Nähe der Hochschule auf der Schleuseninsel im Tiergarten abgehollen werden. Bei dem gegenwärtigen Stande der Entwickelung der GaSmotore und Dampfturbinen ist es selbstverständlich von größtem wissenschaftlichen und wirt schaftlichen Werte, daß an der technischen Hochschule rin ein gehendes Studium dieser Maschinen, verbunden mit For schungsarbeiten, zum Zwecke ihrer Vervollkommnung betrieben wird. Deshalb soll eia besonderes Laboratorium für Ver- brenuungSmotore und Dampfturbinen erbaut werden. Auch die Errichtung eines Laboratoriums für Statik der Bau konstruktionen ist in Aussicht genommen. Es sollen hier Untersuchungen über den Erbdruck, über Äerbundkörper aus Beton und Eisen und über die Torsion von Konstruktions profilen angestellt werden. * AuS der Praxis der Sozialrefarm. Rian hat den Arbeiterinnen für den Fall ihrer Ver heiratung einen kleinen Spargroschen in die Hand geben wollen, indem man idnen das Recht zugestanv, die zur Invalidenversicherung bezahlten Beiträge sich zurückerstatten zu lasten. Nimmt man ihnen dafür nicht eine Anwartschaft von unvergleichlich höherem materiellen und ideellen Wert? Ein Mitglied des ReichsversicherungSamtS hat sich zu dieser Frage unlängst folgendermaßen ausgesprochen: „Ein Mädchen, welches 200 Marken erster bezw. zweiter Klasse hat, erhält 14—20 .«, und zwar mehrere Wochen, wahrscheinlich in ber Regel mehrere Monate nach der Hochzeit. Vorher kann es den Erstattungsanspruch weder gellend machen noch auch nur durch Abtretung oder Verpfändung verwerten. Dafür gibt sie die An- wartfchaft auf eine Rente von 116 bezw. 132 auf; die Auwart- schäft auf eine Rente, welche nicht nur im Falle dauernder Er werbsunfähigkeit, sondern auch dann gezahlt wird, wenn eine Krank- heit über ein halbes Jahr dauert; welche in dergleichen Fällen so gar wiederholt gezahlt werden kaunl Sind schon LOO Marken vorhanden, so werden 35 bezw. 50 gezahlt unter Verzicht auf eine Reute von 115 bezw. 150 Wie unwirtschaftlich eia solches Geschäft ist, wird klar, wenn man sich vergegenwärtigt, welchen Ge- fahren die Frauen im Wochenbett ausgesetzt sind; wie verhältnis mäßig häufig beim Hantieren mit Spülwasser, Speiseresten, Kohlen, Müll uud dergleichen durch unscheinbare Hautriffe, Zellgewebseut- züudungeu mit nachfolgender Vereiterung der Haud oder de» ArmrS hrrvorgeruftn werden, welche ungeheure Menge von Opfera die Tuberkulose, Blutarmut, Frauenkrankheiten fordern. Und vollend unwirtschaftlich erscheint die Erstattung, wenn mau bedenkt, daß die große Mehrzahl der Frauen des Arbeiterstande- gezwungen ist, durch versicherungspflichtige Arbeit zur Ernährung der Familie bei zutragen, daß diese Frauen, wenn sie dir Erstattung erlangt haben, mit der Zurücklrgung der Wartezeit von vorn anfangen muffen und daß sie dann, bei unregelmäßiger Arbeit einen viel längeren Zeit raum brauchen, um die Wartezeit zu erfüllen". AuS vorstehendem ergibt sich, daß die Riickbezahlung der Beiträge beinahe in allen Fällen eine Unvorsichtigkeit, eine unwirtschaftliche Handlungsweise ist, die bester unterlassen wirb. Die kluge und wirtschaftliche Ehefrau läßt sich also di« Beiträge nicht zurückdezahlen, sondern bleibt in der Versicherung und schlägt den Weg der freiwilligen Ver sicherung «in. * Zur Negelnng der A»ko»»bilhaftpfiicht v»» Reichs- WeOe« liegt HSute folgende Information vor: Dt« auf An regung ein-elner Bundesregierungen in die Wege ge- leiteten Bemühungen, dem vielfach heroorge-reteaea Wunsche gerecht zu werben, und die Urheber der durch Selbstfahrer (Automobiles angerichleten Schäden der Haftpflicht zu unterwerfen, sind einstweilen zu- rückgestellt worden. Es sollen erst weitere Erfahrungen abgewartet werden. In hervorragenden juristijchen Kreisen ist man hiermit nichts weniger als einverstanden. Auch die neulich im preußischen Herrenhaufe an den Minister des Innern gerichtete Anfrage des Prinzen zu Schönaich - Carolath über diese Materie hat — vielleicht außer bei Sportsleuten — die allgemeinste Zu stimmung gefunden, so daß trotz der Zurückhaltung der preußischen Regierung und des Bundesrates diese Frage nicht einschlafen wird. * Zur Answeisnng des Reichstagsadgeordneteu Deisor aus Frankreich wird der „Germania" „von verschiedenen Seiten berichtet", daß „das Ministerium Eombes eifrig bemüht ist, in Berlin an mehreren Stellen Material für die Beantwortung der am Freitag in der französischen Deputiertenkannner stattfindenden Inter pellation zu sammeln. Man hat unter anderem im Reichstage sehr genaue Erkundigungen etngezogen über die Abstimmungen des Abgeordneten Delkor, besonders bezüglich der RNlitär- und Marinevorlagen, Uber die Stellung Delsors zur ZentrumSsraktion usw." Weß Geistes Kind übrigens der elsässische, vom Zentrum ge hätschelte Fanatiker und „deutsche" Reichstagsabgeordnete ist, das ersieht man aus einer Mitteilung der Breslauer Zeitung". Danach t-at sich Delsor von einem Sendling des nationalistischen „Echo de Paris" interviewen lassen und hat diesem eine alte Heldentat erzählt, die er vor zwölf Jahren im deutschen ,Lerker" verbüßt hat. Jene Heldentat nun war keineswegs eine deutschfeindliche, sondern eine ganz bösartige Kundgebung gegen den Pro testantismus. Delsor hatte nämlich in einem Artikel über das „unsittliche Berlin" geschrieben: „Der Zu hälter und die Dirne sind keine schlechten Pro testanten, sondern logischeProtestanten." — Da mit prahlt der Mann heute noch! * Die „Nordische Wasserkante". Im Dezember flössen die sozialdemokratischen Parteigelber in die Parteikaffe spärlicher als sonst; immerhin kann -er „Vorwärts" über eine runde Summe von 14 000 an Einzelbeträgen quittieren. Den Ausfall deckt der große, reiche Unbekannte, die „Nordische Wasserkante". Er hat aus seinem Depot diesmal das nette Sümmchen von 60 000 hcroorgcholt und es der sozialdemokratischen Parteikaffe überwiesen. Wird diese große Summe dazu verwendet, denjenigen Lrimmitschauer Arbeiterfamilien, welche durch Schuld der Sozialdemokraten jetzt brotlo- geworden sind, neue Existenzen zu verschaffen, oder fließt ie in den schon bereit liegenden Kriegsschatz von 1^ Pftl- lioncn, der in diesem Sommer einen neuen, schon in Aussicht gestellten Streik heraufbcschwören soll? * Der Kaiser machte gestern nachmittag einen Spazier gang im Tiergarten. Nach der Cour^ sah der Kaiser noch bei sich die General-Obersten Graf Schliessen und Hahnke, die General-Adjutanten v. Kessel, Graf Hülsen-Haeseler, v. Moltke und Fregatten-Kapitän v. Grumme. — Heute Morgen um 8 Uhr 25 Minuten begab sich der Kaiser nach Potsdam und dort zu Wagen nach dem großen Exerzierschuppen, wo er die 2^7. und 12. Kompagnie des 1. Garde-RegimentS besichtigte. Sodann fand ein zweimaliger Vorbeimarsch statt, an dem alle 12 Kompagnien des Regiments teilnahmen. Der Kronprinz führte als Hauptmann die 2. Kompagnie. Der Schaustellung wohnten bei Prinz Friedrich Leopold, Prinz Eitel-Friedrich, die Generalität, daS Haupt-Quartier und die fremvberrlichen Offiziere. Um 11 Uhr begab sich der Kaiser zu Fuß nach dem ReaimentShause des Offiziers korps und nahm dort daS Frühstück ein. Um 12»/« Uhr fuhr der Kaiser nach dem Stadtschlosse und fuhr dann zur Fa sanen- und Kaninchenjagd nach Eutenfänger. Der Kronprinz und Prinz Eitel-Kriedrich fuhren in einem Schlitten ebenfalls zur Jagd. — Im Bundesrat« erwartet man nächster Zeit den Eingang des Wortlaut- der in Pari- vereinbarten internationalen Sanität-- Konvention. Die mehrfach ausgesprochene Erwartung, auch die Türkei werde dieser Konvention beitreten, teilen unterrichtete ltteise nicht; ebenso gering ist die Aussicht für den Beitritt ber Ver einigten Staaten zu dieser Konvention. — Zwölf Resolutionen hat die Zentrums fraktion des Reichstages zur weiteren Beratung des Reichs haushalts Etats einaebracht. Sie decken sich mit den Initiativ anträgen, die die Zeutrumsfraktion am Beginn der Reichstags session ringcbracht hat, die aber bei der großen Zahl von Initiativ anträgen in der Reihenfolge nicht so bald im Reichstage zur Beratung kommen würden. Falls diese Etatsresolutionen zur Abstimmung gelangen, sollen die entsprechenden Initiativanträge als zuruckgezogen gelten. Außerdem hat die Zentrumsfrattion die beiden schon mUgeteUten Resolutionen eingebracht. — Dir Koalition der deutschen Privat-Beamten. Wie uns mitgeteilt wird, soll am 31. Januar in Berlin «ine durch den „Deutschen Brennmeisterbund" einberusenr Sitzung von Delegierten der Verein« deutscher Privatangrstellten stattflnden. Tie an der Sitzung beteiligten Privatbramtenverrine haben sich den beiden Petitionen, die der „Deutsche Brennmeisterbund" beim Reichstag eingrreicht hat, angrschlofien. Die erste Petition betrifft die „Abänderung des tz 61 der KonkurSordnung", die zweite den Erlaß eines Gesetzes, betreffend „Schriftliche Abfassung der Dienst verträge". — Einrichtung von Lesezimmern kür Beamte und Arbeiter. Nach den bisher gemachlen Erfahrungen im Eisenbabn- ressott hat sich die Einrichtung von Lesezimmern mit kleinen Bücher- fammlungrn für Beamte «td Arbeiter, daS Auflegen von Lesestoff in den AusentdaltSräumen nsw. gut bewährt. Das Personal hat in erfreulicher Wrije hiervon Gebrauch gemacht und ist dadurch vom Wirtschaftsbejuch abgehaltrn worden. Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten ersucht die königlichen Eisenbahndirektionni, diesen Einrichtungen ihre stete Aufmerksamkeit ^uzuwenden und mit ihnen weiter vorzugeben. Die zur Beschaffung der Bücher erforder lichen Mittel sind zum Etat anzumelden. Soweit das nicht mehr angängig ist, ist die Genehmigung zur Verwendung von Mitteln des Etats bei dem Minister einzuhole». - Schwerin t. lM, SO. Januar. Weg,» „Abendmahls, erschleichung" wurde seinerzeit der Lehrer und Küster R « bm in Pampow bei Schwerin vom grohherzoglichen Konsistorium zur Strafversetzung verurteilt Auf die Angelegte Berufung hob das obere üirchengericht Lies Erkenntnis auf und erkannte gegen Rchm wegen «ergehen» im «mtt auf eine ckeldsttaie von 30 weil er sich und lerne Familie al« Küster von dem Genüsse des h«Ug«n Abendmahl- in da Gchelfttech« zu Schwerin nicht zurück-
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