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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041010014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
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Anzeigen-PrriS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Rrdaktioasstrich (4gespalt«n) 7K »Z, nach den FamUiennach» richtea (6 gespalten) KO Tabellarischer und yissrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertruannahme 25 Annahmefchlutz für Anzeigen. Abend.Au«gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit da Morgen-Ausgabe, oha« Postbrsürderung 60.—, mit Postbeförderuug 70.—. Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ar,unterbrochen geöffnet vou früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. P-l- tu Leipzig (Jnd. Vr. R. L W. kliothardt). Montag dm 10. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Var Aichtigrte vom lagt. * Eine von 2000 Männern in Lage (Lippe) besuchte VolkSversamlung billigte den von der Lippeschen Re gierung an den Bundesrat gestellten Antrag und er klärte eine Anfechtung des Regentschaftsgesetzes als einen unberechtigten und bedauerlichen Eingriff in die Selbstverwaltung und Souveränität des Lippischen Staate«. (S. Letzte Dep.) * Der Zweite Kongreß Deut scher Hand elsa gen t en wurde gestern in Hamburg durch Goldschmidt-Berlin eröffnet. (S. letzte Dep.) * In Ziöa fand gestern die Salbung des Königs Peter von Serbien statt. (S. letzte Dep.) * DaS große Dauerfahren in Dresden über 100 Kilometer gewann gestern Champion-Paris vor Robl- München, Hall-London und Simar-Paris. (S. Sport.) Der Lippirche stonMlit. Man schreibt uns: Tie welfische Presse be fleißigt sich, den lippischen Vorfällen gegenüber öer größten Zurückhaltung. Das Organ der braun- fchweigischen „Rechtsparteien" gibt seinen Lesern den Rat, „sich bei Beurteilung der lippischen Dinge ein vor sichtiges Urteil zu bewahren", und das hannoversche PZelfenorgan beschränkt sich seinerseits auf die Mitteilung öes Tatsächlichen und auf die Wiedergabe anderer Aus lassungen. Offenbar hüllt sich das Welfentum einst weilen deshalb in Schweigen, weil es verhindern will, daß aus der Bekundung des wölfischen Standpunktes für sie Lösung der lippischen Frage von den maßgebenden Stellen Schlüsse gezogen werden, die den: »velfischen Interesse nicht entsprechen. In einem Punkte aller- oings gibt das braunschweigische Welfenblatt seiner Meinung Ausdruck; es schreibt nämlich: „Was bei dieser Gelegenheit als demütigend für das deutsche Fürstentum in einem überraschend großen Teile der deutschen Presse, selbst (!) der nationalen, empfunden wird, das liegt weniger in dem kaiserlichen Telegramm, als in dem Bestehen und der Handhabung der preußischen Militärkonventionen überhaupt. In welches Abhängigkeitsverhältnis von Berlin deutsche Fürsten, wenn nicht schon durch den Ab schluß, so jedenfalls durch die Handhabung der Kon ventionen, tatsächlich gebracht sind, das ist zwar schon nie ein Geheimnis gewesen, aber bei dieser Gelegen heit allerdings wieder ganz besonders grell hervor getreten!" Außerhalb der partikularistischen Strömungen hat In Deutschland bisher niemand daran gedacht, daß der vor einem Menschenalter erfolgte Abschluß der Militär konventionen zwischen Preußen und den Bundesstaaten die deutschen Fürsten in ein „Abhängigkeitsverhältnis von Berlin" gebracht hat. Und als jüngst das braun- ichweigische Welfenorgan es unternahm, die Verleihung der Namen „Hamburg", „Bremen" und „Lübeck" an die drei in den Hansestädten stehenden preußischen Regi- meuter zu einem Verhetzungsversuch zwischen Berlin und Hamburg auszubeuten, hat eine Reihe nationaler Blätter dieses Gebühren scharf zurllckgewiesen. Die Nichtvereidigung der Truppen an Lippe auf den Graf- Regenten verhilft jetzt den wölfischen Anschauungen zu dem bisher entbehrten Relief. Der lippische Konflikt berührt übrigens auch die Thronfolge in einem anderen deutschen Bundesstaate, in Sachsen-Meiningen. Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen, der älteste Sohn des fast 78jährigen Herzogs Georg, hat nur eine Tochter; eine männliche Nachkommensck)aft aus der 1878 mit Prin zessin Charlotte geschlossenen Ehe ist nicht mehr zu er warten. Nach dem Prinzen Bernhard geht also die Thronfolge auf seinen Bruder Friedrich, der aus der zweiten Ehe des Herzogs Georg stammt, über, und die ser, Prinz Friedrich, ist seit dem 25. April 1889 mit Adelheid Gräfin zur Lippe-Viesterfeld, der älteren Schwester deS Graf - Regenten Leopold, vermählt. Würden nun die Biesterfelder in Lippe als nicht thron folgefähig erklärt, würde ihnen durch einen neuen Schiedsspruch die Ebenbürtigkeit abgesprochen, dann wäre auch die Ehe des Prinzen Friedrich von Sachsen- Meiningen von der Thronfolge ausgeschlossen. Das wäre gleichbedeutend mit einem Erlöschen der re gierenden Linie in Meiningen mit dem Prinzen Friedrich, und Meiningen würde nach den be- stehenden Erbverträgen an Sachsen-Koburg- Gotha fallen. Man steht, wozu die Aufrollung der Ebenbürtigkeitsfrage führen kann. Neben einem Dhrönchen kommt gleich noch ein zweites in Frage. Mit gewohnter „liebenswürdiger" Aufmerksamkeit lmt sich natürlich die Londoner Presse bereit» des lippischen Streitfalles bemächtigt, um ihn — was man wünscht, glaubt man ja so gerne — als eine Art Fürstenrevolu tion gegen die kaiserliche Macht auszuschlachten. Die «Westminster Gazette", die sich schon zu dieser! Frage dahin äußert, daß ein „Dampfhammer gelegentlich auch eine Nuß knacken kann", veröffentlicht die Zuschrift eines ihrer Leser, der von sich behauptet, daß er sein ganzes Leben lang deutsche Fragen aufmerksam verfolgt hat. Es heißt darin: „Sie würden mit ihrem Vergleiche der Wahrheit viel näher kommen, tvcnn Sie von dem garstigen, ab- schlissigen Wege sprächen, auf dem der Karren umkippt. Tatsächlich ist das Gefühl, gegen welches der deutsche Kaiser in voller Rüstung zu Felde zieht, eines der im Vaterlande am mächtigsten wirkenden — das nur hinter jenem zurllcksteht, welches im Jahre 1870 die deutschen Legionen geschlossen gegen Frankreich ziehen ließ. Es ist die eifersüchtige Achtung der Deutschen für die Würde und die Rechte des souveränen Fürsten ihres eigenen engeren Vaterlandes — ein Gefühl, das, wie viele glauben, wiederholt und von dem jetzigen Kaiser verletzt worden ist, während es seit dem Jahre 1866 von dem Genius von „Blut und Eisen" auf das sorgfältigste geschont und berücksichtigt wurde. Uns Engländern mag es als eine ganz unbedeutende Sache erscheinen, dieses Gefühl in der Person eines liliputa- nischen Grafen verletzt zu sehen. Jeder deutsche, sou- veräne Fürst fühlt aber die Beleidigung, und von noch größerer Bedeutung ist, daß dieses Gefühl von der großen Mehrheit seiner eigenen Untertanen geteilt wird. Im folgenden Satze geht dem Schreiber seine Animo sität gegen deutsches Wesen und deutsche Einrichtungen vollständig mit der Objektivität durch: „Wenn der Bundesrat, der berufen werden dürfte, über die Erbansprllche des Grafen Leopold von Lippe- Biesterfeld das Urteil zu fällen, nicht gegen ihn ent scheiden sollte, was sehr unwahrscheinlich ist, dann wird Sr. Majestät Telegramm nur die Zahl der langen Liste von Telegrammen (mit ,enem an Krüger an der Spitze) vermehren, die unter dem Leichensteine mit der kurzen Inschrift: „Es tut mir leid, daß ich gesprochen!" begraben liegen. Der Direktor einer der größten Jn- dustrieunternehmungen Deutschlands teilte mir kürz lich mit, daß daS Krüger-Telegramm seine Firma 20 Millionen Mark gekostet habe und daß der Verlust im Geschäftsverkehre Deutschlands aus derselben Ursache auf 500 Millionen Mark veranschlagt werden könne. Es ist noch zu früh, zu sagen, was das letzte Telegramm des Kaisers an einen „kleinen", deutschen Grafen dem Kaiser kosten kann." Sehr schmeichelhaft ist diese Kritik gewiß nicht, und wenn auch etwas Wahres darin liegt, so sollte man doch gerade jenseits des Kanals nicht vergessen, daß der hohe britische Adel genug vor seinen eigenen Türen zu kehren hat. Mebr Initiative unä Inttiguet In der Berliner Presse haben jetzt außerordentlich unterrichtete Leute entdeckt, daß die Tibetexpedition des Obersten pjounghusband ein Mißerfolg gewesen sei. Der Libetvertrag sei noch gar nicht abgeschlossen, er sei weder von dem Dalai-Lama, noch von höchstdessen Stellvertreter, noch von dem chinesischen Amban unter- zeichnet und bedürfe ferner der Bestätigung des in dischen Vicekönigs und endlich der Zensur der Londoner Regierung. Die entscheidenden Stellen, so weiß ein Berliner Blatt zu melden, seien „in Verlegenheit". Wir wünschen nur, daß doch unsere leitenden Stellen recht bald in eine ähnliche Verlegenheit geraten möch ten. Aber man weiß wirklich nicht, ob man sich über den Dünkel oder über die Leichtgläubigkeit unserer auswärtigen Korrespondenten mehr wundern soll. Diese Herren kommen gar nicht auf die Idee, daß es dem englischen Auswärtigen Amt opportun erscheinen kann, jetzt zum Rückzug blasen zu lassen, um Rußland nicht auf« Aeußerste zu reizen und daß natürlich die maß gebenden Londoner Blätter diese Notwendigkeit sehr wohl begreifen und sich einer so patriotische» Taktik ohne weiteres anschließen. Aber wir haben uns daran gewöhnt, uns über die Erfolge, die andere Nationen davontragen, mit sehr billigen Beschwichtigungen hinwegzutrösten. Nimmt Frankreich Besitz von Marokko, so erhebt der deutsche Philister warnend Len Zeigefinger: „Oh, wie tief wer- den die Franzosen in den Beutel greifen müssen und wieviel Blutvergießen wird diese neue Erwerbung kosten!" Unterwirft England Tibet, so trösten wir uns damit, daß ja die Regierung ihren Erfolg nicht schlvarz auf weiß besitze. Als ob in diesem Falle das papiern« Dokument neben der unbestreitbaren Realität irgendwie in Frage kommen könnte! Aber der Deutsche bat sich kongruent zu dem Typus Caprivi entwickelt. Er will weder „ganz Afrika", noch Marokko, noch Mittelasien auch nur geschenkt haben. Wirklich, unsere Selbst bescheidung ist rührend! Aber nicht einmal dies will das Ausland aner kennen. Es vermag gar nickt an soviel Resignation, an soviel Neigung zu einem Veilchendasein ^u glauben und beschuldigt unß zu alledem noch der Jntrigue. Wenn wir nur diesen Insinuationen glauben dürften und endlich die Hoffnung hegen könnten, daß unsere Aus wärtige Politik einer Jntrigue fähig sei. Wir wollen uns dock nickt durch hoble Worte imponieren lassen. Ts ist La» Recht und die Pflicht unserer Diplomatie, zu sich ihre Unschuld so blütenweiß wie bisher erhält. gemeldet wird, sind, wie die „Köln. Ztg. intriguieren und wir legen gor keinen Wert darauf, daß sie sich ihre Unschuld so blütenweiß wie bisher erhalt. veulsches Keich. * Berlin, 8. Oktober. * Material zu den wasserwirtschaftlichen Vorlagen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hatte der XX. Kommission des Abgeordnetenhauses (Wasserwirtschaftliche Vortagen) zu gesagt, baß die von ihr gestellten Fragen schon acht Tage vor dem Wiederbeginn der Verhandlungen schriftlich beant wortet werden sollten. Bereits vor diesem Zeitpunkt ist die gegebene Zusage erfüllt, indem sowohl dem Vorsitzenden der Kommission, Grafen Wartensleben-Nogäsen, als auch sämt lichen an den Beratungen beteiligt gewesenen Mitgliedern am 0. b. Mts. die Fragenbeanlivortung als stattliches, mit vielen Pläne» und statistischen Nachweisen versehene» Heft zugestellt worden ist. Wie die Herren Agrarier damit zu „arbeiten" gedenken, ergibt sich aus folgender Auslassung der „Dtsck. TageSztg.": Man wird es der Regierung aufrichtig danken, daß sie bemüht gewesen ist, die ihr vorgctegten Fragen möglichst sorgfältig und eingehend zu beantworten. Es wäre eine Mißachtung, wenn die Kommission dieser Beantwortung »ich: die erforderliche Aufmerk samkeit schenken wollte. Ten Mitgliedern wird Zeit gelassen werden müssen, die Materialien der Regierung sorgfältig und ohne Ueberhastung zu prüfen. Nur wenn eine derartige eingehende Prüfung stattfinden kann, ist eine überzeugende Wirkung von ihnen zu erwarte». „Sorgfältig prüfen" wird sich in diesem Falle nicht viel unterscheiden von „auf dir lange Bank schieben". — Ter StaatLminijter a. D. Karl v. Tbielen begeht heute sein goldenes Dienstjubiläum. Am 30. Januar 1832 als Sohn des späteren geldpropstes Thielen geboren, ist er nach Vollendung der juristische» Studien an de» Universitäten Bonn und Berlin am 0. Oktober 1854 als Auskultator vereidigt morden. Später trat er zur allgemeine» Verwaltung über, bestand im April 1860 die große Staatsprüfung mit Auszeichnung und ver waltete als Regicrungsassessor das Landratsautt in Berleburg. Seit 1864 war er in der Eisenbahnverwaitung tätig, zunächst als HülsSarbeiler bei der königlichen Direktion in Saarbrücken, dann in der Eisenbahnabtcilung des Handelsministerium«. Während des Jahres 1866 war Herr v. Tbielen Mitglied der Direktion in Breslau, dann wieder Hülssarbeiter im Ministerium und ging am 1. April 1867 in Len Privatesten- bahndicnst über. Fast 13 Jahre lang entfaltete er als Mitglied der Direktion der Rheinischen Eisenbahn eine für die Rhein lande bedeutjame Wirksamkeit, und als 1880 diese Bahn verstaat licht wurde, kehrte Thielen als Geh. Regierungsral und Abteilungs dirigent der linksrheinischen Eisenbahndirektion in den Staatsdienst zurück, in dem er nun rasch ausstieg. Noch im Jahre 1880 rückte er zum Oberregierungsrat auf und am I. November 1881 wurde er zum Präsidenten der Direktion Elberfeld ernannt. Bon da kam er sechs Jahre später in gleicher Amtselgenschast nach Hannover, wo er sich bei den Kaisermanovern im September 1889 die besondere An erkennung des Kaisers für die vortresstich geteitete rasche Be förderung der Truppen erwarb. Als 1891 der Minister v. May bach zurücktrat, wurde Thielen am 20. Juni des genannten Jahres sein Nachfolger. Genau elf Jahre hat er an der Spitze des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten gestanden. Dem Plan deS Mittellandkanals brachte Thielen ein starke- Interesse ent gegen; er hat die Kanalptäne ausgearbeitet und sie im Landtage energisch vertreten, er war es, der nach dem Scheitern der Kanal vorlage den bekannten Ausspruch: „Gebaut wird er doch!" in die Oesfenttichkeit brachte. Nachdem er aber im Januar 19c.»2 sein siebzigstes Lebensjahr vollendet halle, suchte er seine Entlassung aus dem Amte nach und erhielt sie am 23. Juni 19v2 unter Belassung des Titels und Ranges als Staatsminifier und unter Verleihung des Ordens vom Schwarzen Adler. Ter Adel war ihm am Neu- jahrstage 1900 verliehen worden. — Die Berliner Engros - Schlächtergesrllen erstrebten, wir bereits gemeldet, die Aufhebung der Sonntags- fchlachtung und hatten am vorigen Sonntag die Arbeit ver weigert. Die Schlächter sind bereit, diese Schlachtungen einzustellen, hatten dazu aber ein allgemeines Verbot der Sonntags- sch lucht ung mindestens für die ganze Provinz Brandenburg für notwendig. Am Freitag wurde nun in einer von Meistern und Gesellen gut besuchten Versammlung die Bildung einer gemischten Kommission beschlossen, die aus ein lolches Verbot hinarbriten soll. — Ter Ausstand in der Berliner Holzindustrie drobi einen ungeheuren Umfang anzunebmcii. Nachdem die Möbel tischler ausständig geworden find, hat letzt der Zentralverband der Bautischlecmeiiter von Berlin und Umgegend beschlossen, alle weiteren Verhandlungen mit dem Zentralverband der Holzarbeiter abzubrechen und in 8 Tagen eine Generalversammlung abzuhalicn, um sick über dir Aussperrung auch der Bautischler jchlusgg zu machen. * Karlsruhe, 9. Oktober. Am 16. d. M. wird der engere Ausschuß der nationalliberalen Partei des Groß Herzogtums Baden zu einer Beratung über die politische Lage und die nächstjährigen Landtagswaylen zufainnientrelen ; di» badischen Reichstags- und Laitdtagsabgeordneten baden zu dieser Versaminiung und Beratung ibr Erscheinen zu gesagt. * rtrastbnrg, 8. Oktober. In diesen Tagen soll au verschiedene mittlere und kleinere Garnisonen des Reichs landes eine gebeime Verfügung ergangen sein, die besagt, daß in Hinsicht aus die Vorkommnisse m Fvrbach m Zukunft in den kleinen Garnisonen die Besatzung mindestens alle fünf Jahre wechseln müsse, damit keine zu große Vertraut heit mit der Zivilbevölkerung entstände. An erster Stelle sollen für diesen Wechsel die Garnisonen Mutzig, Zabern und Schlettstadt in Aussicht genommen jeiu. Oesterreich-Ungarn. * Tin ne«,- Anhängsel zu »en Ha» Kur-er tlnuferenzen. Die Wiener Blätter vom Freitag melden: Der italienische Botschafter am Wiener Hofe, Herzog von Avarna, fubr heute nachmittag- beim Auswärtigen Amte vor na» die verschiedenen fremdsprachigen Schulen, die zur Zeit bestehen, sollen unter gemeinsame Verwaltung gebracht werden. — Gleichzeitig mit der Abschaffung und Amal gamierung von Provinzialämtern soll die Zahl der jetzigen fremden Ratgeber verringert werden. — Der Posten eine obersten Ratgebers sür die koreanische Regierung bleibt zur Zeit unbesetzt. — Der Ackerbau soll gehoben, brachliegende Landstrecken angebaut, überhaupt die natürlichen Hilfsquellen des Bodens gehoben werden. vrr rurrircb-Iapanirchr Krieg. Der Vertrag zwischen Japan und Aorea besteht nach der soeben in Deutschland eingetroffenen „Deutschen Japan-Post" aus 25 Artikeln, und zwar haben die wesentlichsten folgenden Jnbalt: Das koreanische Finanz departement nimmt zur Einführung fiskalischer Reformen einen Japaner als Oberaufseher der Finanzen an. — Um Korea diese Reformen zu ermöglichen, streckt Japan die nötigen Fond» vor, als erste Rate zunächst 3 Mil lionen Aen. — Der Anleihevcrtrag über lO Millionen Jen, den der Hof von Korea mit der Bumpei Takagi-Bank abgeschlossen hat, wird ungültig erklärt, da er ohne Ge nehmigung des japanischen Gesandten zu Söul abgeschlossen war. — Das Münzsystem wird neu aufgestellt, die gegen wärtige Währung wird beseitigt und di« m Umlauf befind lichen Kupfermünzen werden eingezogen. — Eine Wäh rungs-Union wird zwischen Japan und Korea ab geschlossen. Japanisches Geld soll ungehindert in Korea zirkulieren. — Um die Beziehungen mit den Fremden zu verbessern, wird ein amerikanischer Bürger als Ratgeber für das Auswärtige Amt angestellt. — — Sobald die japanische Regierung von Korea ersucht wird, sich mit dessen auswärtigen Beziehungen zu befassen und seine auswärtigen Untertanen unter ihren Schutz zu nehmen, werden die koreanischen Gesandten und Konsuln aus dem Auslande zurücka erogen. — Gleichzeitig mit der Zurückziehung der koreanischen Gesandten und Konsuln aus dem AuSlanvc werden die fremden Gesandten in Korea von Söul zurückgezogen und nur die fremden Konsuln bleiben auf ihren Posten in Korea. — Aus pekuniären Gründen wird die koreanische Armee verringert. Die jetzt existierenden 20 000 Mann werden aus lOOO herabgesetzt, die Garnisonen in den Provinzen werden abgeschafft, nur diein Söul bleibt bestehen. — EinM ilitärunion zwischenJapan und Korea wird einaefÜbrt, um da- japanische System in Korea einzuführen. — Um der Würde de» koreanischen Hofe» gerecht zu werden, sollen die Wahrsager und sonstige« Paa, da- aus dem Aberglauben ein Geschäft macht, aus der Nähe deS Souveräns entfernt werden. — Alle überflüssigen Beamten werden entlassen. — Die Aeniter sollen allen Schickten de» Volke» zugänglich sein ohne Rück sicht auf Rang und Familie. — Die Praxi-, die Aemter zu verkaufen, wird verboten; die Aemter werden mit denen besetzt, die nach Erziehung und Fähigkeit di« ge eignetsten sind. — Da« Erziehung-system soll reguliert werden, ver Mlrtana aer sierers. K«r Erhebung der Hsttsntstten. Die Naman oder Hottentotten, deren Erhebung nunmehr gemeldet wird, sind, wie die „Köln. Ztg " in Erinnerung bringt, in etwa zwölf Kapitänschaften geteilt, die alle im Süden deS Schutzgebietes wohnen, bis auf zwei Gruppen, die I in Franzfontein und Zrsfontein im Norden angesirdelt sind, und den versprengten Stamm der Afrikander. Eine zahlreiche hottentottische Bevölkerung befindet sich in Windhuk. Es sind die Khauashotlentotten, die nach der von ihnen und den Herero ge meinschaftlich im mittleren Osten deS Schutzgebietes angestellten Erhebung niedergeworsen und zwangsweile in der Hauptstadt angesiedelt wurden. Die Hottentotten sind meisten« erst im 19. Jahrhundert über den Orangefluß eingewandert. Ihr Hauptführer dabei war Jan Jonker Afrikander, nach dem der vorerwähnte Stamm benannt wird. Zuerst vertriebe» sie die nur mit dem Kirri (Stockkeule) be waffneten, von Norden in das Land gekommenen Herero, bis diese ihnen in den 1860er Jahren auch mit Feuerwaffen ent- gegentreteu konnten Zwischen beidenRassen herrschte stetsFeind- schaft und Krieg, von dem einmaligen Zusammengehen gegen die Deutschen abgesehen. Einer der Hottentoltensührer, Moses Witboi, der sich bei Gibeon festgesetzt hatte, griffe besonders er folgreich in diesen Nassenkamps ein, und sein Sohn, der jetzt noch lebende alte Hendrik Witboi, bedrängte die Herero so sehr, daß ein Feldzug der deutschen Expeditionstruppe gegen ihn notwendig wurde. Darüber machte Hendrik vorübergehend Frieden mit den Herero. Er war früher Schullehrer und spricht ziemlich gut Holländisch. Er machte mit seinen gewandten Reitern und Schützen im Jahre 1893 der kleinen Truppe sehr viel zu schaffen, seine Leute überfielen, beraubten und ermordeten zahlreiche Weiße und bekannten die Veste HoornkranS. Dann war Witboi lange Zeit nicht auszuspüren. Einmal bedrohten seine Krieger sogar Windhuk. 1894, nachdem der jetzige Gouver neur Oberst Leutwein den Befehl übernommen hatte, wurde mit den Verstärkungen, die er aus Europa mil gebracht hatte, und mit Hülfe von 70 berittenen Bastards gegen Witboi vorgegangen, der in dem Nauliuft-Gebirge einen sicheren Versteck hatte. Bis die Verstärkungen kamen, schloß Leutwein einen längeren Waffenstillstand mit Witboi, um dann nach einem fruchtlosen Briefwechsel in den letzten August- und den ersten Septenibertagen nach schweren Ge fechten den zähen Gegner zu unterwerfen. Seither halten Hendrik und seine Leute de» angrlobten Frieden treu lich gestatten. Seine Hülfeleistung in dem jetzigen Herero- kriege wurde lürzlich durch Verleihung eines Ehrenzeichens anerlannt, nachdem er schon im Kriege gegen dce Khauas- Hottentotten und deren Verbündete 1897 und 1898 Heeres- solge geleistet hatte. Genaue Angaben über die Zahl der Hottentotten, nach denen man die Tragweite ihrer jetzigen Erhebung, oder doch eines Teiles der Angehörigen dieser Nasse, ermessen könnte, stehen nicht zur Verfügung. Es kann sich bei Gibeon und KeetmannShooP nur um je einige hundert Krieger handeln, über deren Bewaffnung sich nur sagen läßt, daß sic viel Waffen und Munition besitzen und in den Gebirgen des Südens Schlupfwinkel finden, bei Venen sich Kämpfe wie von Naukluft und die neuerlichen aus den Kharrasbergen im äußersten Süden wiederholen können. Die Aussichten sind also vorläufig sehr trübe.
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