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Dresdner Journal : 29.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-29
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1870
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1870 Sonnabend den 29 Januar. IvmmnmttMwE: 1» Kor«a »a»S« /»krUaki »rMr. — »rr > „ 1b „ „ !b „ 8i»»«Io»Kuu»i»«r»ti 1 „ I» kr-u-»»» »rittILbiD^ r -rku. »v»»«rk»It> »«»»»»«- sinn 1«» po»t o»t »nlkralrnprrNt. ^Rr ä»a K»vm »iv«r x»sp»»«a«Q 2eiiO; 1 vot«r „Lt»k«»»oät" <U« Teil«! i K^r. Erscheine«: e^ljek, mit /to»o«km« ä«r ko oll «llN ^d«vü» kür li«o kolixoiä«» DreMerMmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Snsermenaiinaymt aurwürl«. k». 8ic»xo»r»r^i», Lumnü»»lolllr äs» vreiiällsr ^ouro»t»; ek«Qä»».: 8. Lxoi-ix, 8vo«x f'olir; S»mdirrss->»rU»- Vi»»-I,«ix,iß:-L»»«I-kr»olleort » l» : klusxxsv»!» » Voa^L«, L«rlu». «iooi il »'s«! s »ukUIi., tixnkuxrx»'» kor«»», N^ooi.su blu>>»r: Lrsmsll' L Koxourrnz Lr«»I»o:l. K^Lxo>:x'» Annonce- >u>«an, Niar S: t'oiirxo i rranlrkart a. ».: »'«< i>s linnkli.; Nola: ^io. Utvaa» « . kxri,: l^xrri rx, Nvi.r.i8« LCo., (8, klae« äs I» tioorx«': ?r»^ s'» koiii-io»'» Uucüü. V>»ll Li.. OSSLUI» Herausgeber. Könixl. Lrpsäitioll äs» Oraaänsr äonraal», l>r«»ä«a Llarien,:r»»-« Ko- 7 Amtlicher Theil. Dresden, 21. Januar. Se. Majestät der König habln allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Maler Guido Hammer hier, das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehene Berdienstkreuz des Herzog!. Sachsen-Erncstiuisch:n Haus ordens anvehme und trage. Bekanntmachung. Nach § 21 des mit dem 1. Januar 1870 in Kraft getretenen Bundesgesetzes, betreffend die Wechselstempel- steuer im Norddeutschen Bunde, vom 10. Juni 1869 (Bund«--Gesetzblatt vom Jahre 1869, S. 193 fg.) ha ben die Notare und andere Beamte, welche Wechsel proteste ausfertigen, die Verpflichtung, die Versteue rung der bei ihnen verkommenden Wechsel und An weisungen- von AmtSwcgen zu prüfen und die zu ihrer Kenntniß kommenden Zuwioerdaudlungen gegen das gedachte Bundesgesetz bei der nach Z 18 desselben zu ständigen Behörde zur Anzeige zu bringen, auch so wohl in dem Proteste, als in dem über die Protestation etwa aufzunchmenden Protokolle ausdrücklich zu bemer ken, mit welchem Stempel die protestirte Urkunde ver sehen, oder daß sie mit einem Bundesstempel nicht versehen ist. Indem die Notare und Gerichtsbehörden hierauf noch besonders aufmerksam gemacht und dabet auf die in Nr. 1 des Dresdner Journals von diesem Jahre, sowie in der Leipziger Zeitung und in allen Amts blättern abgedruckte, den Buntuswcchselstempcl betref fende Bekanntmachung des Finanzministerium- vom 28. Deccmber vorigen Jahres verwiesen werden, wird erwartet, daß dieselben der ihnen nach der erwähnten bundee gesetzlichen Bestimmung obliegenden Verpflich tung gebührend nachgehen werden. Etwaige Zuwiderhandlungen sind bei den Appclla- tiensgerichtcn, als den, den Untergerichten und No taren in ihren Bezirken zunächst vorgesetzten Aussichts behörden zur Anzeige zu bringen. Diese Verordnung ist in allen Amtsblättern abzu drucken. Dresden, am 24. Januar 1870. Ministerium der Justiz. vr. Schneider. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Moskauer Zeitung. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Opinione. — Nazione.) Tagesgeschichtr. Dresden: Kammervcrhandlungen. Gesetzblatt. — Berlin: Bundesrathsjcssion eröffnet. Kammerverhandlnngen. Chinesische Gesandtschaft. Vermischtes. — Rostock: Neues Universitätsgcbäude. — München: Adrcßentwürfe. Ehrenbürgerrecht an Döllinger. — Karlsruhe: Badensche Bank. — Wien: Zur Adreßdebatte des Abgeordnetenhauses. — Paris: Socialisttsche Agitation. Verurtheilun- gen. — Florenz: Stimmung bei den Gerichts höfen. Conflict mit Paraguay beigelcgt. — London: Neue Excesse in Thornclifse. Verhaftun gen. — Stockholm: Vom Reichstage.—Bukarest: Ministerctrcular betreffs der Juden. — Serajewo: Feuersbrunst. Safet Pascha. — New Uvrk: Vom Kongreß. Decretc. Beilage. Laudtagsverhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 27. Januar.) Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Donnerstag, 27. Januar, Nach- mittags. (W. T. B.) Die Zweite Kammer geneh migte in heutiger Sitzung den Gesetzentwurf, be- treffend die Verleihung deS Rechts zur Ausgabe von Banknoten an eine badische Bank, nach den Anträgen der Commission mit allen gegen eine Stimme. (Vergl. die „Tagesgeschichte") Wien, Donnerstag, 27. Januar, Abends. (Corr Bür) Die ,,Pr." schreibt: Im Auftrage deS LandeSaerichteS in Strafsachen wurden heute Morgen S Uhr bei etwa 20 Arbeitern Hausdurch suchungen vorgenommen und Schriften mit Be schlag belegt. ES handelte sich insbesondere um Schriftstücke, durch welche die Verbindung mit aus wärtigen politischen Vereinen nachgewiesen erscheint. Wie wir hören, wurden einige solcher Aktenstücke aufgefunden. London, Donnerstag, 27. Januar, Mittags. (W. T B.) Der Gesundheitszustand der Königin hat sich gebessert. ÄuS New - Uork wird vom gestrigen Tage pr. atl. Kabel gemeldet: Der Präsident der Republik Haiti, General Salnave, ist erschossen worden. — Die Leichrnfrierlichkeiten zu Ehren Peabody'S fin- de» am 1. Februar in Portland statt. Dresden, 28. Januar. Die .Moskauer Zeitung* fährt fort, ihre Spal ten mit den gehässigsten Anklagen gegen Preußen »u füllen. So sagt da- Kalkow'sche Blatt in Nr. 1 seines diesjährigen Jahrganges bei Besprechung der Er eignisse und Begebenheiten des verstossenen Jahres un ter Anderm: Das Berliner Cabinet habe, „wie nicht ander- zu erwarten gewesen und wie es in Zukunft immer wieder geschehen werde,* Rußlands Interessen auf dem Pariser Congresse in der griechischen Frage bekämpft und nencrdings England zn Liebe die Pforte gegen den Vicekönig von Aegypten unterstützt. Die preußische Presse habe sich während des Jahres 1869 durch einen maßlosen Haß gegen Rußland ausgezeich net und in dieser Beziehung Alles überboten, was in früherer Zeit an preußischer Feindseligkeit gegen Oester reich und Frankreich geleistet worden. Die Feindschaft gegen Rußland komme in einem Staate zur Geltung, dessen Finanzen einer zunehmenden Zerrüttung verfal len sind. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung*, welche bekanntlich rin scharfe-Auge für die Be strebungen ihrer Moskauer Collegtn hat, tritt diesen Auslassungen derselben, welche sie geradezu als „Fäl schungen" bezeichnet, in sehr entschiedener Weise entge gen. Das Berliner ministerielle Blatt sagt, daß die „Moskauer Zig ", um ihre Agitation gegen die Poli tik des Norddeutschen Bunces forlsetzen zu können, das System der Fälschung und Täuschung gar nicht entbeh ren könne; ihren Lesern sollten eben nur Anschauungen, Vorstellungen und Nachrichten zngesührt werden, welche dem Zwecke der Aufregung der russischen Bevölkerung gegen Deutschland zu dienen bestimmt sind, und fährt sodann in Bezug auf die obigen Behauptungen des Katkow'schen Blattes fort: „In der griechischen Frage ist Preußen gewiß nicht minder wie Rügland und die andern Grchmächte für die Erhaltung des Friedens thätig gewesen. Die entgegenstehende Behauptung der „Moskauer Ztg." ist die Fälschung einer allgemein be kannten Thatsache. Dieselbe Politik der Versöhnlichkeit hat Preußen in Uebereinstimmung mit den andern euro päischen Cabincten in der Differenz zwischen der Pforte und dem Vicekönig um so mehr festgehalten, als diese Differenz sich innerhalb der Grenzen einer innern tür kischen Landcsangelegenheit bewegte. In beiden Fällen besteht die Fälschung der „Moskauer Ztg." in dem Be mühen, die Politik Preußens von den friedlichen Be strebungen anderer Mächte zu trennen und derselben eine feindliche Haltung gegen die eine oder die andere Regierung unterzuschieben. Daß in der deutschen Presse die Verdächtigung der friedlichen Bewegung der natio nalen Idee in Deutschland durch die „Mosk. Ztg." energisch zurückacwiesen ist, berührt dieses Blatt i» em- psindlichcr Weise. Möge dasselbe den Weg der Wahr heit betreten, und die Benrtheilung seines Verhaltens wird eine andere werden. Wenn die „Moskauer Ztg." ihren Lesern die Fabel von Zerrüttung der preußischen Finanzen beibringt, so schädigt sie durch diese Lüae den preußischen Credit gewiß nicht, wohl abcr ist tiesc Er dichtung geeignet, den Landsleuten deS Blatte- in ge werblicher und industrieller Hinsicht schwere Nachtheile zu bereiten." — Daß der „Moskauer Ztg." wegen ihres bei Gelegenheit der gedachten Jahresübersicht in Nr. 2 und 3 über die Thätigkeit der russischen Ne gierung ausgesprochenen Urtheils eine offictelle „Ver warnung" zu Theil geworden ist, haben wir bereils in Nr. 21 unsers Blattes mitgctheilt. Nachdem von dem bekannten „äsmsk" Nouher's bis zu den neuesten Erklärungen der Minister Ollivier und Taru für die Aushebung der französischen Occupatio», des Kirchenstaates der italienischen Presse kein Hoff nungsstrahl leuchtet, tröstet sich dieselbe bezüglich der Politik der französischen Negierung in der römischen Frage damit, daß das Cabinet Ollivier nicht ewig in Frankreich dancrn werde. Die „Opi nione" findet in den Aeußerungen Ollivier's den kla ren Bewtis, daß man in Frankreich von der Scptem- berconveution nichts mehr wissen möge. Der Zweck dieses Vertrags sei gewesen, die Räumung Noms von Seiten der französischen Truppen festzustellen, und nun sage man: diese Truppen würden erst dann abziehen, wenn Italien den Beweis geliefert habe, daß es die Convention erfüllen könne und wolle. Aber welchen Beweis soll denn Italien noch liefern, da doch völlige Ruhe im Lande herrsche und keine Gefahr vorhanden sei, daß die päpstlichen Staaten vou bewaffneten Schaa- ren angegriffen würden? Wenn Ollivier den Abzug der französischen Truppen jetzt von der Zustimmung des französischen Parlaments abhängig mache, so stehe diese ganz neue Klausel im Wide.spruche mit den von dem französischen Cabinet übernommenen internationa len Verpflichtungen. Vollends aber das Versprechen, daß man während tur Dauer des Concils nicht in Ver handlungen mit Italien treten werde, beweise, wie man sich von der Convention in Wirklichkeit lossage, wenn man auch behaupte, dieselbe noch immer als Grundlage der französischen Politik zn betrachten. — Die „Nazione" drückt sich bei Weitem energischer aus: „Die Septcmberconvention sei ein zweiseitiger Vertrag, durch welchen Italien und Frankreich sich zur Erfüllung gewisser Bedingungen verbanden. Italien hat die seintgen erfüllt, und einige derselben waren schwer und peinlich genug. Eben Mentana bewies, daß e- den eingegangenen Verbindlichkeiten treu blei ben wollte und konnte. Heute handelt nur Frankreich denselben zuwider; die Gegenwart seiner Truppen in Rom Ur»Zne Verletzung eines internationalen Vertrags." Die „Nazione" weist schließlich die Prätcnston zurück, daß Frankreich darüber zu richten habe, ob Italien den Vertrag beobachten wolle und könne. Diese Prä- tenstvn ruhe nur auf dem Rechte des Stärkern. Tngesgeschichte. Dresden, 28. Januar. Die Erste Kammer hat heute auf Grund des Berichts ihrer Finanzdcputation den Rechenschaftsbericht auf die Jahre 1864, 1863 u. 1866 in Uebcreinstimmung mit dem Beschlusse der Zweiten Kammer genehmigt und ist sodann auch den Beschlüssen der jenseitigen Kammer ü'er die Petition Zacher's zn Werdau und den Gesetzentwurf des Aba. Temper, Abänderung des Gesetzes vom 30. Juni 1868, Veräußerungen zwischen Ehegatten betreffend, bei- geireten. Die Zweite Kammer hat heute die Eisenbahn» debatte fortgesetzt und beendigt. Sotann ist noch das k. Decret, ein Postulat von 12,000 Thlr. für die ab gebrannte Stadt Frauenstein betreffend, durch die ein stimmige Bewilligung dieses Postulats erledigt worden. Dresden, 28. Januar. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 26. Stück vom Jahre 1869, sowie das 1. Stück vom Jahre 1870 in der Ansgabe begriffen. Das 26. Stück enthält: Nr. 116) Verordnung vom 14. De- cember 1869, polizeiliche Maßregeln zu Unterdrückung der Lungenjeuche betreffend, und Nr. 117) Decret vom 7. April 1869, die Bestätigung der Statuten für die Krctzschmar'sche Stiftung zu Loßnitz bet Freiberg be treffend. Das 1. Stück vou diesem Jahre enthält: Nr. 1) Gesetz vom 5. Januar 1870, die Verminderung der Instanten im Adm nistrativjustizvcrfahren betref fend; Nr. 2) Bekanntmachung vom 3. Januar 1870, die Bewilligung der von dem Spar- und Vorschuß- Vereine für Lobstädt und Umgegend erbetenen Aus nahmen von bestehenden Gesetzen b treffend; Nr. 3) Decret vom 3. Jamnr 1870, die Bestätigung der Statuten der Schmabe'scheu Stiftung betreffend; Nr. 4) Bekanntmachung vom 14. Januar 1870, das Ver fahren mit den nach dem l. Januar 1870 in das mi litärpflichtige Alter tretenden Stndirenden der Theo logie rc. b zuglich Ableistung ihrer Militärdicnslpflicht betreffend. Berlin, 27. Januar. Der „St.-A." meldet, daß die diesjährige Session des Bundcsraths des Norddeut schen Bundes heute eröffnet worden ist. — Im Ab geordnete n Hause bildete heute den ersten Gegen stand der Tagesordnung der mündliche Bericht der Commission für die Geschäftsordnung über die Frage, ob durch die Uebertragung des Kuratoriums der Uni versität zn Kiel als Nebenamt an den Abg Freiherr« v. Scheel Plessen dessen Mandat als Abgeordneter als erloschen zu betrachten sei? Der Referent, Abg. Steltzer, befürwortete den Antrag der Commission: „Das Han del Abgeordneten wolle beschließen: das Mandat deS Abg. Freiherr» v. Scheel-Plessen für erloschen zu er klären." Nach kurzer Debatte trat das Haus dem An träge der Kommission bei. Es folgten 2) Beschlüsse der Vorberathung über den von den Abgg Duncker und Oe. Eberty beantragten Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Beschränkungen der Preßfreiheit. Nach einer kurzen Debatte, an welcher sich cie Abgg. Simon v. Zastrow, Graf Schwerin. Duncker und Windthorst (Meppen) bcthciltgten, wurde der Gesetzentwurf der Abgg. Duncker und vr. Eberty auch in der «chluß- berathnng augcnommen. Hierauf folgte 3) mündlicher Bericht der Kommission für das Justizwesen über Petitionen. — Wie die „N. Pr. Z." versichert, ist die Nachricht von einer erheblichen Erkrankung des Staats ministers a. D. Freiherr» v. d. Heydt unbegründet. — Nach demselben Blatte begiebt sich die chinesische Gesandtschaft am Montag, den 3l. Januar, von hier nach St. Petersburg, wird daselbst etwa 6 Wochen verweilen und die Rückreise von da über Berlin wie derum antreteu. — Die Nachricht der „Neuen Stettiner Zeitung", daß das Kricgsmimsterium nun zur Auf hebung der Festung Stettin entschlossen sei und eine Verständigung hierüber mit den städtischen Behörden in unmittelbarer Aussicht stehe, wrrd der „N.Pr.Z." al- rein erfunden bezeichnet. — Znr Abwehr des Noth standes in den ostfriesischen Moorcolonien sind, dem Vernehmen nach, von Sr. Majestät dem Könige zunächst 3000 Thlr. bewilligt worden für Meliorations arbeiten in den fiscalischcn Moordistncten. Rostock, 27. Januar. (Wes. Z) Die feierliche Einweihung des neuen UniversitätsgebäudcS fand heute unter dem Beisein der großherzoglichen Familie statt. * München, 27. Januar. Die Adreßcommis- sionen beiderKammc.n haben gestern ihre Bcrathungen beendet. Dem vom Referenten v. Harleß verfaßten und vom Adrcßausschnß der Kammer der Reichs- räthe angenommemn'Adreßentwurfe entnehmen wir Folgendes. Nach den einleitenden Worten sagt derselbe: „Mit Eurer Majestät beklage» auch wir den ausgebrochenen Widerstreit entgegengesetzter Meinungen, dessen ungewöhnliche Heftigkeit durch die erneuten Wahlkampfe und die damit zu sammenhängenden Hergänge nur^gesteigert wurde. Entsprechend der tiefgefühlten Treue gegen Eure Majestät und der festen Anhänglichkeit an das Land und dessen selbstständige Entwicke lung hat sich in der Majorität des Bölkes ein durch die Partei- stellung deS Ministeriums noch gesteigertes Misstrauen gebildet, dessen Ausdruck der Erfolg der Wahlen ist. Wohl sind die er habenen Worte Eurer Majestät geeignet, die erregten Gemüther zu beruhigen. Allein ein wirkliches Vertrauen wird nur dann znrückkehren, wenn es Eurer Majestät gelingt, Männer als Räthe der Krone zu finden, welche den entsprechenden Willen FeuMeton. K. Hoftheater. Donnerstag, 27. Januar, wurde „Der Königslieutenant", Lustspiel in 4 Acten, von Karl Gutzkow neu einstudirt gegeben. Es ist wohl das schwächste Stück desselben mit seiner Unnatur, seinem gesuchten theatralischen Ausputz, seinen tenden ziösen Beimischungen. Doch dürfen wir nicht ver gessen, daß es ein flüchtig gearbeitete- Gelegenheits stück zu Goethe's hundertjährigem Geburtstage war und im Jahre 1849 geschrieben wurde. Und gegen über der Mehrzahl unsrer jetzigen Novitäten behauptet es doch noch den vortheilhaften Eindruck, da- Product eine- geistreichen, dühncngewandtcn Autors zu sein und einige dankbare Rollen zn bieten. Die Darstellung war eine gute. Herr Jaffa gab den räthselhaften, langgrdehnt parlirendrn Deutschfranzosen Thoranr in außerordentlich fleißiger mit künstlerischer Hingebung erfaßter Durchführung, warm in der Empfindung, voll Natürlichkeit und Ebenmaß der psychologischen Fär bungen und ohne die Virtuosität im sprachlichen Rade brechen zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Der elegante naseweise Monsieur Wolfgang, dieser jugend liche intrigant-phantastische Goethe Voltaire mit ly- rtsch-drutscher Beimischung, der bet der Erzählung deS Grafen in aller Seelenruhe schon da- Scenarium sei ne» Stück- entwirft, und in seinem satirischen Urtheile über die Frankfurter Maler schpn die Reife der Pro pyläen verspürt, wurde von Fräulein Gutnand mit bestem Bemühen dargestellt; doch verlangt die Rolle an sich allerdings weit beaetsttgtern Ausdruck. Im Vordergründe stehen noch Professor „Mittler", eine klatschende Fraubasrnnatur, „Mock", ein der Komik recommandtrter Sergrntmajor und dir Dienstmagd de» Goelhe'schen Hause-, „Gretel". Diese Partien war ¬ ben gut von den Herren Meister, Kramer — von Letzterm mit etwas zu starkem Farbenauftrag — und von Frl. Wolff wiedergegeben. Charaktere, wie der Vetter Goethe's und die Frau Nath, welche in Me moiren und Briefwechseln historisch fertig und lockend vor uns, sind sehr in den Genitiv gestellt. Herr Winger gab dem gothaisirenden Rathe und Frau Bayer der Mutter Goethe's mit sicherer Behandlung eine so charakteristische Zeichnung, als nur irgend mög lich bleibt. C. Banck. Dresden, 28. Januar. Gestern fand die von der großherzoglich mecklenburg-strelttz'schen Kammersängerin Fräulein Georgine Schubert im Verein mit ihrem Bruder Franz Schubert, sowie mit Unterstützung ihres Vater-, des königl. ersten Concertmristers Hrn. Schu bert, veranstaltete Soirse mu»i«»le im Saale deS „Hotel de Saxe" statt. Wir hörten von der Concert- geberin zunächst eine Arie au- „Don Carlos" von Verdi und drei Lieder von Schubert, Rubinstein und Gounod. Die treffliche Sängerin erfreute, wie bei ihrem Gastspiele im Theater, den zahlreich anwesenden Hörerkreis durch ausgereichnete technische Beherr schung ihrer Stimmmittel, durch Eleganz, Anmuth und Verve deS Vortrag-. Vorzüglich gelang ihr die Wiedergabe der Lieder, namentlich der von Gounod und Rubinstein; in beiden Musikstücken wirkte Frl. Schubert durch musikalisch-feinsinnigen, schlichten und doch warm-n Vortrag. Ihr jugendlicher Bruder spielte al- erste Nummer des Programm- mit scinrm Vater ein Concert für zwei Geigen mit Quartettbegleltung von I. S. Bach, ferner Variationen für Violine von Mayseder. Der talentvolle Geiger zeigte alle Vorzüge der soliden und tüchtigen Schule seine- väterlichen Lehrer», verbunden »tt der Grazie und Liebenswür digkeit im Vortrage, welche in der Familie Schubert erblich zu sein scheint. Wenn dec junge Spieler mit vorschre»tendem Alter und wachsender Erkenntniß der gestellten schwierigen Aufgabe unter Benutzung der Schule der großen Meister des Violinspiels sich so tüchtig weiter entwickelt, wie dies bisher geschehen ist, kann demselben eine resnltatvolle Künstlerlausbahn wohl in Aussicht gestellt werden. Herr Hof Schauspieler Dettmer, welcher in freund licher und collegialischer Weise für den dienstlich be hinderten Herrn Winger ringetreten war, sprach in vorzüglicher Weise ein Gedicht, wenn wir nicht irren „Im Mondschein" betitelt. Dem übrigen Theile jdes Concerts, der Mozart'S Arie aus „Jl Re Pastore" mit obligater Violine, und noch weitere Violin- und Gesangsleistungen und Dekla mation enthielt, waren wir verhindert, betzuwohnen. v : Dresden. Ueber Wesen und Formen der Dichtkunst mit besonderer Beziehung auf das Drama sprach Herr Friedrich Rohde am 24. Januar im wissenschaftlichen Cyklus mit Klarheit, Tiefe und Urtheil, so daß man sich von dem Werke, welches der Vortragende nächstens herausgeben wird, Gediegene- versprechen darf. Ausgehend von dem Begriffe des Kunstwerke- al- eine- Organismus, sind an das Drama folgende drei Anforderungen zu stellen: es muß eine dem Leben entnommene Idee enthalte», dieselbe im Kampfe sich entwickeln lassen und da- Gesetz ewiger Weltordnung zur Geltung bringen. In der Tragödie darf der Held nicht ein vollendeter Bösewicht, nicht unbedingt im Unrechte sein, weil dadurch die Theil- nahme an seinem Schicksale geschwächt würde; in diesem Punkte steht Shakespeare'- Julius Cäsar über seinem Othello und Macbeth, und über Lessing'» Emilia Ga- lotti. In Uebcreinstimmung mit einem kürzlich gehör ten Redner über dramaturgische Reform forderte auch Herr Rohde, daß die Idee nicht der bloscn Vergangen heit angchören, sondern mit dem Leben des Volkes, mit der Gegenwart aufs Tiefste zusammenhäugr», jedoch nicht das Gewöhnliche, sondern das Tiefste und H.t- ltgste angehen müsse. Daraus geht die Berichtigung politischer Stoffe und nationalen Charakters hervor, wenn schon manches Stück darum nicht allen Völkern gleich verständlich sein wird, z. B. Kalderon's „Arzt seiner Ehre" mit seinem eigenthümlich spanischen Ehr- begriffe. Der Dichter darf den heimathlichen Boden nur verlassen, wenn die vorgesührte Idee ganz allgemein ist, wie im Hamlet. Von den antiken Anforderungen der Einheit ist unzweifelhaft die der Handlung, die der Zeit so, daß keine störende Unterbrechung etntritt, die des Raumes aber bet den veränderten Formen unserS Lebens kaum noch festzuhalten. Aus dem Be griff des Epos, welches in die Breite geht und sehr wohl aufhaltende Episoden verträgt, ergiebt sich die Unmöglichkeit, Erzählungen wahrhaft künstlerisch zu dramatisircn, denn im Drama drängt Alles vorwärts und kommt es vielmehr auf scharfe Charakteristik und streng nothwendige Entwickelung an. Während daS Lustspiel einen unläugbaren Werth hat und der Phan tasie weiten Spielraum gewährt, erscheint die Berech tigung des Schauspiels m seiner Mittelstellung viel mehr al- zweifelhaft. —b— Neue Romane und Novellen. „Kinder der Zeit. Roman von Karl Marquard Sauer. Drei Bände. Hannover, Karl Rümpler 1870." Wir be gegnen diesem Autor hier zum ersten Male, aber e» ist anzunehmen, daß da- Erzählnna-talrnt desselben sich bald Bahn brechen werde. Vor Allem versteht der
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