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Dresdner neueste Nachrichten : 16.08.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193508163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-08
- Tag1935-08-16
- Monat1935-08
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 16.08.1935
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Kreuzdandsendungen: Für bl» Woche E AM. Einzelnummer 10 Apf., außerhalb Sn>,-Vr^d.n« 15 Apf. Schrtftleitung, Verlag und SauptgeschWstelle: Vre-dea-A. Aerdtnandfiraße 4 Nr. 490 x Freltag, 46. August 4933 43. Jahrgang England wir- deutlich in Paris Bisher wenig Aussichten auf Erfolg -er pariser Konferenz - Neue Verschärfung -es Tones -er italienischen presse gegen England Randbemerkungen Quadratur des Kreises Wenn man den Londoner Berichten von heute morgen glauben kann, so sind die Engländer in Paris sehr deutlich geworden. Deutlicher, als mau anscheinend am Quai d'Orsay erwartet hatte. Aufgabe der gestrige» und heutigen Vorbesprechungen -wischen dem französischen Ministerpräsidenten Laval und dem eng lischen Völkerbundömlnister Eden tdie eigentliche Dreierkonferenz beginnt erst am freitags ist die H e r- stellnng einer gemeinsame» englisch französischen Hront gegen alle zu weit gehenden Ansprüche Italiens. Eden hat Laval nnumwunde» er klärt, da» eine Missachtung der Völkcrbundssatzung und eine Verletzung des englisch-iranzösisch-italienischen Vertrags vom Jahr 1886, durch de» die Unversehrtheit Abessiniens sestgelcgt wurde, England zn sehr folgen- schweren Entschlüssen veranlassen mühte. England würde dann mit dem bisherigen System der kollek tiven Sicherheit, wie es den französischen Wünschen entspricht, brechen und sich seine eigene Sicherheit durch zweiseitige Verträge zn verschallen suchen. Tas wäre das Ende der intimen sranzösjsch-englischen Zu sammenarbeit. wie sie seit einigen Jahrzehnten das Schicksal Europas.^stimmte. Ter französische Ministerpräsident befindet sich in einer außerordentlich heiklen Lage. Er möchte ans der einen Seite die wertvolle englische Bundesgenossen. schalt nicht verlieren, auf der andern Seite aber auch nicht auf die junge Freundschaft mit Italien ver zichten. Seine Militärs wirken stark ans ihn ein. Cie verweisen aus die für Frankreich angeblich aiihcrardcntltch vorteilhaften Ergebnisse der G c n c r a l st a b S b e s p r e ch n n g e n zwischen Paris und Rom, die es Frankreich ermöglichen, Truppen von der italienischen Grenze wegzuziehen nnd sic an seiner Nordostgrenze aufzustcllen. Tie Engländer dagegen warnen Frankreich und erklären, man solle in Paris nicht allzuviel Gewicht ans die Freundschaft Italiens legen. Man wisse nicht, welche Rückwirkungen ein kostspieliger und verlustreicher Krieg, der sich lange hinzieht, ans die italienische Innenpolitik haben könne, und man diirse nicht ver gessen, das, der grösste nnd beste Teil der Truppen Italiens im Kriegsfälle auf lange Zeit in Afrika ge bunden sein würde, also für die Franzosen in Europas nutzlos wäre. Man hätte in den letzten Tagen mehrfach davon gesprochen, es sei schon eine französisch-englische Ein heitsfront hergestellt. Die heutigen Pariser Berichte beweisen aber, dass dies in vollem Umsang zum wenigsten bisher noch nicht gelungen ist. Bisher sind also die ErsolgSaussichten der Pariser Treierbcsprechungen nicht grösser geworden. Die Kluft zwischen London und Rom ist genau noch so gross wie in den letzten Wochen, und die italienische Presse hat ihren Ton gegen England abermals verschärft. Die Pariser Diplomatie weiss selbstverständlich, was auch für Frankreich auf dem Spiele steht, und sucht verzweifelt, eine Formel zu finden, tie ans der einen Sette den englischen, ans der andern auch den italieni schen Wünschen entspricht. Ob dies nicht dem aussichts losen Versuch einer Quadratur des Kreises gleichkommt, werden schon die nächsten Tage zeigen. Line Kerfldie Die italienische Presse fühlt sich bemüssigt, in grosser Ausmachung «ine in Wien fabrizierte Sen sationsmeldung aufzugrcisen, wonach in Mün chen an der Feldherrnhalle ein Kranz für die Gefallenen des 25. Juli 1084 nicdergelegt worden sei. Aus einen Protest der österreichische» Regierung sei der Kranz zwar «ntserni, dann aber neuerdings wieder angebracht worden. Aus §tnen neuen Protest hin sei erklärt worden, das Denkmal sei nicht Staatseigentum, sondern Eigentum der Partei. Die Tendenz dieser Meldung ist klar. Es sollen neue Schwierigkeiten zwischen Wien und Berlin ge schaffen und salsche Auffassungen über die deutsche Politik in Oesterreich verbreitet werden. Diese Ten denz wird noch verschärft durch die Ueberichrift, die man in Italien dieser Meldung gab, nämlich: „Glori fizierung der Dollsussmörber in München." Es ist merkwürdig, -ass die italienische Presse in diesem für ihr Land so überaus schicksalSvollen und schwierigen Augenblick nichts Wesentlicheres zu tun hat, als Greuel,lügen über Deutschland zu fabrizieren oder weiter zu verbreiten. IN drr römischen Presse ist man stet» sehr empfindlich, wenn italienische Ding« im AuSlande tzesprochöü werden, und spart dann nicht mit Beschwerden, ja mit bxleidlgen-en. Anwürfen. Plan sollte sich aber zunächst einmal üM dieeigenen Angelegenheiten kümmern, statt «In grob«» Nachbar- . voli und sein« Rrgirrung zu verleumden und mit Schmutz zu bewerfen. Laval zwischen den Fronten Telegramm unsre» Korrespondenten F. London, 15. August Die Schilderung, die der diplomatische Korrespon dent des „Daily T e l e g ra p h " von den gestrigen Pariser Verhandlungen gibt, deutet ziemlich unver blümt an, bass entgegen den gestern aus Paris kommenden Nachrichten vorläufig noch ganz erhebliche Meinungsverschieden heiten zwischen Frankreich und England bestehen. Tie besonders engen Beziehungen, die der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" zu ihnen und -en übrigen eng lischen Dclcgationsinitglicdcrn unterhält, machen cS im hohen Grade ivahrscheinlich, da'ss seine Mitteilungen im grossen und ganzen den tatsächlichen Vor gängen entsprechen. Sieben Fragen sind «S gewesen, die die Engländer mit ganz besonderem Nachdruck in die Debatte geworfen haben: 1. Es wäre ein bedauerliches Beispiel, wenn es jetzt einem Bölkerbnndsmitglied erlaubt würde, Ge, bietSteile eines ander« Biilkerbnndsst.ates gemalt, sa« zu erobern. i. Da» Vertrauen in alle völkerrechtlichen Ver träge müsste erschüttert werden, wenn eS jetzt zu einer derartig ossenkundigen Verletzung einer ganzen Reihe von Verträgen käme. lt. Jede Hoffnung ans Vollendung des Werkes einer Befriedung Mittel, und Osteuropas müsste schwinden. 1. Ein abessinischer Krieg könnt« schwer« wirt, schastliche Folgen sür Italien selbst haben, und es bestehe durchaus di« Möglichkeit, dass ein sich länger hinziehender Krieg zu einem völligen innenpolitischen Zusammenbruch sür Italien sühre. 5. Italien schulde der englischen Industrie mehrere Millionen Pfund und könne daher nicht er, warten, dass die bestehenden Kredite noch verlängert würden. S. VS sei für England unmöglich, weiterhin seine auswärtig« Politik aus den Völkerbund zu stützen, wenn nicht auch Frankreich seinerseits die Grundsätze deS Völkerbunds verteidige. 7. Bleibe die sranzösische Unterstützung aus, so würde die englische Regierung sich unter dem Druck ihrer vssentlichcn Meinung gewiss stark von den europäischen Fragen znriickzichen. England werde sür sich selbst dann Schutzmassnahmen tressen, die durch zweiseitige Abkommen erreicht werden könnten. Der diplomatische Korrespondent des „Dailn Tele graph" fügt Hinz», England habe keineswegs im drohenden Tone gesprochen. Ganz im Gegenteil. Es habe immer wieder darans hingewiesen, dass es diese Möglichkeiten als tm hohen Grade bedauerlich empfinde. Besondere Beachtung verdient der siebente Punkt, in dem England ans die Möglichkeit zwei seitiger Verträge hinwcist, also sich bereit crtlärt, aus den französischen Gedanken eines kollektiven Paktsyslems zu verzichten. Bisher hatte man gerade mcker französischem Etnsluss eine solche Möglichkeit immer wett vo>r sich gewiesen. In England ist man durchaus nicht ohne Ver ständnis sür die schwierige Lage, in der sich Laval befindet, nnd man rechnet anch keineswegs damit, dass Laval jetzt sofort eine rindenlige Haltung etnnimmt. Der „Daily Telegraph" glaubt, dass von militärischer Seite stark ans Lavat «ingcwirkt werde, um ihn daran zn hindern, sich gegen Italien zu stellen. Die militärischen Kreise Frankreichs legen der Tatsache, dass die französischen Truppen von der französisch-italienischen Grenze hätten weggenommen iverden können, grösste Bedeutung bei. Diese Schmie« rigkeiten sicht das englische Blatt ganz deutlich. „Sein politischer Sinn soll Laval aber lehren", so sährt der „Daily Telegraph" sort, „dass ein starkes England ans lange Sicht eine bessere Wahl sür Frankreich ist als ein isolicrtes England und «in Italien, das seine Streitkräfte gerade in dem Augenblick der grössten europäischen Spannung aus einem andern Kontinent verwendet." Rom gegen das englische Kompromiß Telegramm unfrei Rom, 18. August In Rom lehnt man die heutigen Vorschläge der „Times" sErrichtung eines gemeinsamen cnglisch- französisch-italienischen Mandats über Abessinien unter besonderer Berücksichtigung der italienischen wirtschaftlichen Wünsche) glatt ab. Die aussenpolitische Wochenschrift „Asfari Est« rt" sagt wörtlich: „Hier ist der italienische Kompromissvorschlag: Kein Zugang zum Meer sür Abessinien. Keine Beschränkung auf wirtschaftliche Konzessionen an Italien. Keine Garantien des Völkerbundes oder eines seiner Mit glieder. Keine allgemeinen oder Kollrktivmandat«, die in Wirklichkeit zu nichts andern: dienen könnten, als ein britisches Mandat zu verhüllen." Italien erkenne die England aus dem Vertrage von 1806 er- fliessenden Rechte durchaus an, es beabsichtige aber nicht, wie schon rinnial tm Weltkriegs, „mit seinem Blicke das britische Weltreich zu vergröbern". Nach italienischer Auffassung haben die Dreirrbesprechungen in Parts - - lediglich die Aufgabe, di« italienischen Ansprüche in eine RechtSsorm zu kleide« und etwaige englische Sonderwümche mit dem italie nischen Gesamtprogramm in Einklang zu bringen. Für „Kompromisse", ist da allerdings wenig Platz. Das halbamtlich« „Giornal« d' Italia" beurteilt denn auch die Aussichten der kommenden Dreiervevhand- lnngen äusserst pessimistisch und sagt: „Die Drohungen der .Time»' nnd ihrer Hintermänner geben einen sehr schlechten Auftakt für dis Konferenz von Pari»" Der Ton, den die Presse gegen England anschlägt, ist wieder sehr scharf geworden. Da» „Giornalt -Italia'' ist besonder» darüber erbittert, dass die „Time»" er klärt haben, wenn Italien sich den britischen Vor schlägen ganz und gar verschlösse, könnte man anch praktische Gegenmassnahmen ergreifen. Da» römisch« Blatt sagt hierzu: Korrespondenten „Die britischen Drohungen können nur dazu führen, dass Italiens Haltung sich versteist." Die Antwort der „Assari Esteri" aus den Vorschlag der „Times" beschränkt sich im übrigen aber nicht aus die Zurückweisung der englischen Wünsche, sondern be schäftigt sich darüber hinaus grundsätzlich mit der eng. lischcn Politik. Diese Aussührungen sind typisch für die Aüssassnng der englischen Politik, die man zur Zeit hier hören kann. Die Zeitschrift weist daraus hin, Eng land habe sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Aufstieg Deutschlands bedroht gefühlt, habe daher die grosse „denischseindlichc Koalition aus die Beine gestellt" nnd sei selbst unter dem Vorivand, die belgische Neutralität zn verteidigen, in den Welt- krieg ringetretcn. Genau so verhalte England sich auch letzt, indem cs sich hinter -aS Völkerrecht verstecke, um seine eigenen Interessen in Abessinien zu wahren. Dieser immerhin gerade sür Deutschland interessante Beitrag zur Vorkriegsgcichichte, der grundsätzlich mit -et KriegSschuldlüge Schluss macht, hat nicht nur «in historisches Interesse, sondern ist ausschlussreich sür die Taktik, welche die italienische Delegation in Paris verfolgen wird. Wenn die „Assari Esteri" sagen, „Englanb will nicht, -ab Italien sich in Abessinien sestsctzt, weil es sich selbst bet der ersten möglichen Gelegenheit dort einntsten will, England wünscht keine Ausdehnung Italiens, weil es Italien in einer schwierigen Lage halten will, hi« der britischen Politik angenehjn ist", wenn die Turinek „Stampa" denselben Gedanken ausgreist und auSsührltch -le wirtschaftlichen Interessen Englands , am Tana-See erörtert , — so bezweckt Rom damit nicht» andres, al» den Ungländern von vornherein die moralisch« Schuld an einem Scheitern der Pariser Besprechungen znzu» schiebe«. Strafvollzug Ein Besuch im Zuchthaus Vom 18. bis 21. August sind«! in Berlin der 11. Internationale Strasrechts» und Gesängniskongress statt, zu dem 866 bis 1VN Juristen und GcsängniSsachverständiga des Auslands erwartet werden. Mit den Deut, schcn wird die Zahl der Teilnehmer gegen Illlii) betragen. Aus den verschiedensten Gebieten, die aus dem Kongress zur Erörterung stehen, hat das nationalsozialistische Deutschland in den letzten zweieinhalb Jahren Entscheidungen getroffen, die einer neue» Rcchtsanfsassung entsprangen. Aus dem Gebiete des Strafrechts waren sic eben so bedeutsam wie ans dem Gebiete des Straf, Vollzugs, wo an Stelle einer falsch verstan denen „Humanität" der Gedanke der Diszi plin gesetzt wurde. In den Strafanstalten des Dritten Reiches gibt cS zwischen dem Aussichtspersonal und den Straf gefangenen nicht den deutschen Gruss. Tee deutsche Gruss ist der Gruss des freien deutschen Mannes. Ein Volksgenosse, der sich eines Rechts- bruches schuldig macht, scheidet, solange er in einer Strafanstalt sür dielen Rcchtsbruch Busse tut, auS dcrl sichtbaren Volksgemeinschaft aus. Jede Strafe, die sür ein Vergehen oder ein Ver brechen ausgesprochen wird, ist eine Ehr en strafe. Sia ist nicht nur die unausbleibliche, vom Staat gewollte Folge der Straftat, sondern sic bringt dem Verurteilten die ganze Ehrcnrübrigkeit seines Verhaltens während der ganzen Strasdauer in fühlbare Erinnerung. Lediglich die sogenannte Ordnungsstrafe, die sür llcbcrtretungen, vor allem von Verkehrsregeln un ähnlichen Fällen, geschaffen wird, ist nicht entehrend. Tie Hast, die Einsperrung oder die Geldbusse, die sis nach sich zieht, sollen nur eine Ahndung von Verstössen sein. Wer eine Ordnungsregel übertreten hat, hat noch leinen Treubrnch begangen. * Wer heute ein deutsches Zuchthaus oder Stras- gesängnis besucht, dem fällt vor allem die deutsche Zucht nnd Ordnung aus, die in dielen Anstalten herrscht. Die Zeit des Experimentierens an dem Individuum Ver brecher ist vorbei. Die irregeleitete Humani tät des liberal! frischen Zeitalters ist von nationalsozialistischer .Disziplin ab gelöst worden. AlS in den Mailagcn deS Jahres 1821 Im da maligen alten Zuchthaus Brandenburg die Zucht häusler meuterten nnd unter bestialischem Gebrüll Geschirre, Fensterscheiben, Bcttbrcttcr aus dem Ge- meinschastssaal des LchlashanseS in de» Hof beförder ten nnd sinnlos die Bettdecken und die Strohsäcks zerrissen, weil ihre parlamentarischen Verhandlungen mit einem „R e g i e r u n g s v c r t r e t e r" nicht zum Erfolg geführt hatten, da gab cs einen hohen preussi« scheu Strasvollzugsbeamtcn — cs zvar, unter uns ge sagt, der höchste — der „war dagegen", die Herr schaften mit der Fcncrwchrspritze wieder zur Ver nunft zu bringen, „weil sich leicht einige dabei er kälten könnten". Als aber dann ein energischer Be amter mit scharfen Karabinerschiissen — nicht ans die meuternden Verbrecher, sondern in die Decke der Schlassälc — bewies, dass er den Mut zur Energie hatte, da war der tolle Hanse bald wieder zahm und konnte, unter völliger Einhaltung der zulässigen Strafvollzugövorschristen seitens der Zuchthaus- lettung, mit einigen harten Ercrziergrisfe» zur Ord nung zurtickgebracht werden. * Wer heute etwa das neue Zuchthaus Brandenburg besichtigt, dessen letzte Zellcnbauten soeben fertiggestellt werden, der kann eine merk würdige nnd interessante Beobachtung machen: Er sieht, wie Verbrechertum dnrch Licht und Hellig keit und Sauberkeit bezwungen wird. Wohl gibt eS da dicke und hohe Mauern, wohl gibt cS eiserne Türen und Schlösser und starke Gitter, wohl gibt cS bewaffnete Wärter und scharfe Hunde und modernste Drahtzannantagen — aber das Ausschlag, gebende ist nicht die Düsterkeit des Baues, sonder« seine lichtdurchflutete Helligkeit. Er wirb an den weissen Wänden, auf den blitzsauberen Fussböden, an den blanken Geländern und Türklinken keine Ber- nnreinigung, keine Flecken feststcllen, obwohl Teil« des Bane» bereits seit 1828, also seit sechs Jahren, im Gebrauch stehen; er wird vielmehr hier mit einem völlig neuartigen Prinzip de» modernen Strafvollzugs bekannt werden, da» -er Direktor
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