Suche löschen...
Dresdner neueste Nachrichten : 13.11.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193511137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-11
- Tag1935-11-13
- Monat1935-11
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 13.11.1935
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
43. Jahrgang Mittwoch, 43. November 4935 Anzeigenpreise: Tnmdprelck: dl« Ispaltige wm-Zetle lm An« — - zeigentetl 14 Rpf, Stellengesuche und private Aamilicknanzelgen S Rpf., die rs w m breit« ww-Zeiie im T e x t t e t 11,10 NM. Nachlaß nach Molstaffel l ober Mengenstaffel v. Sriefgebühr für Ziffer anzeigen Z0 Npf. auckschl. Porto. Zur Zeit Ist Anzeigenprelrliste Nr. 4 -ültlg. Nr. 265 * Dresdner Neueste Nachrichten 2'0»»M, mit Handels« und Industrie «Zeitung HawmonaN.l,ooZM.Postbezugmonatl.rx>oRM.einM4ZNprpostgebahr«n »»d», w »V V — lohne Zustestung-gebühr). Nreuzbandsendungen: Für di« Woche 1/X> NM. Einzelnummer 10 Rpf-, °us«rhak» sr»s.v^b«n, isApf. Schrtftleltung. Verlag und Hauptgeschäftsstelle: Vre-dea-A. Zerdlnandflraße 4 pollanschttst: VresdeEl. Postfach * Fmmrf: OrtsvettehrSamMlnommer24S01. Fernverkehr 27SS1-27S8Z * Telegr.: Aeueste Dresden * Serliner Schrlstleitnng: Serlin W.3S, Moriastr.4«,- Fernruf: KurfürstSZSi-sZöü Postscheck: vceckden roso - Richtverlangte Einsendungen ohne Rückporto werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. - 2m Falle höherer Gewalt oder Äetrlebostörung haben unsre Äezleher keinen Anspruch auf Nachlieferung ober Erstattung deck entsprechenden Entgelt« Italiens Antwort aus die Sanktionen Weiterer Vormarsch -er Italiener - Unruhiger Wasfenstillstandstag in Frankreich - Oer Reichsbauerntag zur Volksernährung ein- hcutc nicht Vcr- Ganz ossen droht Rom aber an, das, es gewillt ist oder wenigstens sich mit dem Gedanken trägt, seinen Austritt aus dem Völkerbund zu volizichcn, wenn cs mit seinem Protest keinen Erfolg haben sollte. Im übrigen ist bemerkenswert, das, auch nach der Note Roms der Verhandlungsweg nicht versperrt ist. Denn Rom will Antwort haben, wie die einzelnen Re gierungen sich zur Sauktiousfrage stelle». In Paris und London ist man im übrigen über einstimmend der Ansicht, das, der italienische Schritt die Lage weiterhin erschwere. Davon ist man sicherlich auch in Rom überzeugt, und daraus könnte man es erklären, das, zur gleichen Zeit der italienische Staatssekretär Suvich in einer Unter redung mit einem Vertreter des Pariser „Journal" überraschend freundliche Worte für England und Frankreich gefunden hat. Er hat davon gesprochen, daß man, wenn die „gegenwärtige Prüfung über standen sei", versuchen müsse, uachStresa zurück- zukchren, nm dort den eugliich-sranzösi scl>- italicui - scheu Pakt wieder aufzurichten. Weiter hat er gesagt, man werde cs erleben, das, daö junge revolutionäre Italien sich ,/ni die Seite Frankreichs und Englands, also au die Seite der konservativen Völker" stellen werde. ES ist freilich nicht anzunehmen, das, diese freundlichen Aeußerungen — vor allem in Eng land — besonderen Eindruck machen iverden, denn Suvich hat gleichzeitig zu erkennen gegeben, daß Italien nicht daran denkt, den abessinischen Feldzug vorzeitig cinzustellen. Er hat vielmehr gefordert, man möge Italien in Abessinien „n u r sechs Monate han deln lassen". Gerade das aber will England nicht. Weil London die augenblicklich bestehenden Tatsachen« um Abessinien sehr viel wichtiger erscheinen als Zu- s kunstsversprechungen, dürften also die Aeußerungen,-i Suvichs praktisch ohne jede Bedeutung sein. Vor dem 18. November Der italiilüsche Schritt Nur wenige Tage trennen noch von dem Zeit punkt, an dem die in Gens gegen Italien beschlossenen wirtschaftlichen Sanktionen in Kraft treten sollen. Bekanntlich ist dafür der 18. November aus ersehen. Nunmehr zeigt Italien aufs neue, daß es nicht gewillt ist, sich widerspruchslos dem Vorgehen der Völkcrbundöstaatem zu fügen. Rom hat gestern in den Hauptstädten der SanktionSländcr eine Note überreichen lassen, die nicht nur einen Protest enthält, sondern zugleich auch weitgehende italienische Gcgenmaßuah m e n ankündigt. Welcher Art die Gegcnmasmahmcn im zclnen sein werden, ist in der Note, die mittag in Rom verössentlicht wurde, noch gesagt. Einen Fingerzeig gibt aber eine ordnung, die gestern in Rom veröffentlicht worden ist und die bestimmt, daß die meisten der nach Italien c i n g e sü h r t e n Waren angabe- pflichtig sind. Das bedeutet, daß alle diese Waren einer besonderen E i n f u h r e r l a n bn i S bedürfen. Italien will also diejenigen Güter, die von den Sank tionen nicht betroffen werden, möglichst von der Ein- fuhr ausschließen. Gerade auf diese Waren legen aber die Sanktlvnöijinder begreiflicherweise großen Wert, weil sic hier einen Ausgleich zu Enden hossc» für die Verluste, die ihr Export nach Italien bet den Sank- tionswarcn erleidet. Krie-ensre-e Roosevelts X Washington, IS. November Wie alljährlich, wurde am 11, November im gan zen Lande der Gefallenen des Weltkrieges gedacht. Am Grab des Unbekannten Soldaten hielt Präsident Roosevelt esiie Rede, in der er den Wunsch, die Vereinigten Staaten vor einem Krieg zn bewähren, und den festest Willen, in jeder nur möglichen Weise den Frieden zu fördern, als die beiden Leitsätze seiner Regierung bezeichnete. Roosevelt fügte hinzu, imß die amerikanische Regierung auch dadurch dem Frieden dien«, daß sieiklare und eindeutige Begriffe verwende nnb einen Kr^eg auch „Krieg" nenne, wenn es sich um einen bewassiseten Einfall in ein fremdes Land und Tötung von Menschen ohne Kriegserklärung handle. Die aufwachsenbe Generation wisse nicht, mäS Krieg bedeute. Der Begeisterung und dem kurzen Wohl- stand der KriegSzett folge unweigerlich der wirtschaft- liche und soziale Zusammenbruch. Amerika, werde da- her weiterhin für den Weltfrieden arbeiten, aber selbstverständlich gleichzeitig für «ine Angemessene Verteidigung feiner LanbeSgrenzen zu Lande, zu Wasser und in der Lust sorgen. Rote der italienischen Regierung Drohung mit Austritt aus dem Völkerbund - Ankündigung von Gegenmaßnahmen X Nom, IS. November. (Durch Funkspruchj Die italienische Regierung hat an die Sankttons, staateu eine Protestnote gerichtet, in der „stärkster und entschiedenster Protest gegen die Schwere und die Un gerechtigkeit" der Siihncmaknahmcn erhoben wird. Die italienische Regierung wendet ein, daß 1. die Gründe der italienischen Denkschrift keiner entsprechenden Prüfung unterzogen wurden und S. daß der Völkerbundspakt nicht in seinen der gegen wärtigen Lage entsprechende» Bestimmungen an- gcwcndct worden sei. Die nach der letzten BölkerbundSoersammlnng eingetrctene Lage, so fährt die Note fort, habe den italienischen Gründen und den Protesten Italiens be deutungsvolle Bestätigung gebracht. Die Bevölkerung Abessiniens sei zahlreich gekommen, um sich nnter den Schutz Italiens zu stellen. Die italienische Negie rung habe die Sklaverei in den besetzten Gebieten auf gehoben und 1S0VV Sklaven die Freiheit gegeben, die sie von d?r Regierung in Addis Abeba vergeblich er wartet hatten. Die befreite Bevölkerung sehe in Italien die Macht, die das Recht und die Fähigkeit habe, jenen hohen Schutz zu entfalten, den der Völkerbund in Artikel LL als eine Mission der Zivilisation anerkenne. Solchen leit den Genfer Ent scheidungen cingetretenen Ereignissen müsse der Völker bund Rechnung tragen «nd daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen. Die Note bestreitet dann die Zuständigkeit deü SchlichtungsauSschusseS, der die Sanktionen beschlossen habe, und wendet sich dann mit aller Schärfe gegen das WassenauSsuhrvcrbot nach Italien «nd die Aushebung des gleichen Verbotes zugunsten Abessiniens. Eine solche Maßnahme, heißt cs in der Note, sei weit davon entfernt, die Beendi gung des Konslikts zu erleichtern, sic nähre nur seine Schwierigkeiten und drohe, seine Dauer zu verlängern. Die italienische Negierung wendet sich in der Pro testnote weiter gegen die zahlreichen Maß nahmen von wirtschaftlichem und sinan, zicllem Charakter, die gegen Italien ergriffen wurden. Solche Sanktionen würden zum ersten Male gegen Italien angcwcndet werden unter Umständen, die die italienische Negierung und das italienische Volk als ungerecht «nd willkürlich empsindc «nd gegen die die Regierung stärkste Verwahrung einlegcn müsse. Die Note weist auf die Folgen dieser Maßnahmen für die gesamte Weltwirtschaft hin und fährt dann fort: „Niemand wird daS Recht und die Notwendigkeit bestreiten können, die eigene Existenz des italienischen Volkes zu verteidigen und zu sichern. Die italienische Negierung wird daher verpsiichtet sein, Maßnahmen ron wirtschaftlichem nnd finanziellem Charakter zn ergreifen. Die Unterbindung des ganzen italicn scheu Exportes ist mehr als eine wirtschaftliche Maßnahme, sie ist c i n wahrer Akt der Fc i n d s cha s t, der die unvermeidlichen Gegenmaßnahmen Italiens voll rechtfertigt. Die Sanktionen und Gegcnsanktioncn, so wird weiter betont, würden schließlich die schwersten mora lischen und psychologischen Folgen nach sich ziehen, in dem sic eine Verwirrung der Geister beschwören, die viel länger dauern könne, als die Folgen der Sank tionen selbst. Italien hat sich bisher von der Genfer Institution nicht lösen wollen, ungeachtet seiner Gegnerschaft gegen das Vorgehen, daö znm Schaden Italiens unternommen wurde; denn Italien wünscht zu vermeiden, daß dieser Konflikt zu noch schwierigeren Komplikationen führt. Im übrigen hat die italienische Negierung ihrerseits unterdessen alle Dispositionen getroffen, nm zu verhindern, daß sich auö der gegenwärtigen Lage noch neue Gefahren entwickeln." Die Not schließt: Die italienische Regierung wird sich srencn, zu wißen, in welcher Weise jede Regierung in freier und souveräner WillcnSbildung die Absicht hat, sich gegenüber den Zwangsmaßnahmen zu ver halten, die gegen Italien vorgcschlagen wurden. Zunächst Einfuhrlonlpolle X Rom, IS. November. fDurch Funkspruchj Nach einer im Amtsblatt veröffentlichten Ver fügung werden fast sämtliche zur Einfuhr nach Italien bestimmten Waren angabe- pslichtig und bedürfen einer besonders ein- znholcndcn Erlaubnis, nm eingcsührt zu werden. Ans der Liste sind u. a. Schweinefleisch, Butter, Kaffee. Kakao, verschiedene Lurnöwarcn, Leder, Seide und zahlreiche Metalle ansgesnhrt. London-Nanking-Tokio Die neue Spannung im Fernen Osten In London hat man sich heute über den Zwischenfall in Schanghai wieder etwas be ruhigt, da die chinesischen Behörden die japanischen Forderungen zu erfüllen bereit sind und anderseits Japan erklärt, mit einer „lokalen Regelung" der An gelegenheit zufrieden sein zu wollen. Etwas schmie riger sieht es allerdings ans dem Gebiet der Finanz sragen aus. Der Entschluß der Nankingregierung, zur kontrollierten Papierwährung überzugchen und alle Silbcrvorräte in den Hauptbankcn von Nan king und Schanghai zu konzentrieren, hat bekanntlich scharfen Widerstand Japans hervorgcrnsen. In.Ja- pan ist man der Meinung, daß hinter dem neuen WährungSgesetz England stehe, bas Ehtna in die Gruppe des Stcrlingblocks hineinziehen wolle. ES spricht in der Tat manches dafür, daß England darauf ansgeht, sich die finanziellen Schwierigkeiten Japans zunutze zu machen und dem seit dem Kriegs ende erheblich gefchmälcrten englischen Einfluß in China und in Ojtasicn überhaupt zu verstärken, wenn man in London auch erklärt, keinen Einfluß aus die Maßnahmen Nankings genommen zu haben. Der englische Finanzsachverständige Leith-Roß hat, wie erinnerlich, mit Japan über eine,gemeinsame finan zielle Stützungsaktion für China verhandelt, und auch heute wieder wird in London betont, daß man großen Wert aus Zusammenarbeit, mit Japan lege. Tokio hat jedoch keine Lust, den englischen Plänen zuzu stimmen, da man China als bas Gebiet des unbe strittenen eigenen Einflusses betrachtet, den man nicht mit andern, am wenigsten mit England teilen möchte. Nach einer Reuicrmeldung soll der japanische Militärattache bei seinem Protcslschritt in Nanking er klärt haben, daß durch die Konzentrierung der im Lande umlaufenden Lilbcrgcldcr die nordchine- sischc Wirtschaft zusammeubrechcu müsse. Da durch würden die japanischen Bemühungen, die Wirt schaft Nordchinas wieder auszubauen, zu Nichte ge macht. Ter tiefere Grund des japanischen Einspruches dürste jedoch darin liegen, daß mit der Währungs reform die Kontrolle Japans über Nordchina sowohl in wirtschaftlicher wie in politischer Hinsicht stark ein geschränkt würbe. Deshalb auch verstärken sich jetzt wieder die Bestrebungen der japanischen Militärkreise, die chinesischen Nordprovinzen von Nanking zu lösen und in das japanische Interessengebiet endgültig ein- zu gliedern. Damit glaubt Japan, den englischen Be strebungen am wirksamsten begegnen zu können. Auch -lose neuen Auseinandersetzungen im Fernen Osten stehen in gewisse» Zusammeul-ang mit -cm abcssiniscl-cn Konflikt. England will die Schivächung -er wirtschaftlichen und finanziellen Kraft Japans, die sich in der Dnrchdrin-rung Mand- schuknos zum großen Teil verbraucht, zu einer Wieder erstarkung seiner Stellung ausnutzen. Japan jedoch ist weniger denn je geneigt, eine solche Politik zuzu lassen. ES ist überzeugt davon, daß England im gegenwärtigen Zeitpunkt, in dem cs durch die Ent wicklung im Mittelmecr und iu Afrika so stark in An spruch genommen ist, sich nnr mit halber Kraft der Wahrung feiner ostasiatischen Interessen annehmcn kann. In diesem Umstand sicht Japan «ine Gelegen heit, seiire Stellung als vstasiatisck>e Vormacht auS- znbauen uind vielleicht noch in viel höherem Maß« als bisher vollendete Tatsachen zu schassen, Misterpräsident Hodza In Prag ist nach einigen Tagen politischen Hoch betriebs wieder etwas Ruhe eingetrcten. Bcueich hat sein Vertrauensvotum erhalten, nnd der Wechsel iu der Miuistcrpräsidcntschast ist reibungsloser vor sich gegangen, als es nach dem Verhalten der Marxisten zunächst anznnehmcn war. Man hatte bekannt lich den vor kurzem erfolgten Tod deö Prä sidenten des Abgeordnetenhauses, Bradatsch, znm Anlaß genommen, eine Acnderung in der Führung des Kabinetts vorzunehmcu, die von außerordentlicher politischer Bedeutung ist und wahrscheinlich in absehbarer Zeit noch zn weiteren wichtigen politischen Veränderungen überleiten wird. Um die Bedeutung der Auswechslung des bisherigen Ministerpräsidenten Malnpctr, der nach den Ver einbarungen unter den Koalitionspartcicn auf den Posten des Präsidenten des Abgeordnetenhauses ge kommen ist, gegen den bisherigen Landwirtschasts- ininistcr Dr. Hodza würdigen zu können, muß man sich kurz das Ergebnis der letzten Wahlen in der Tschechoslowakei am ö. Mai 1l>85 vergegenwärtigen. Die tschechischen Agrarier, denen sowohl Malypetr als auch Hodza angeboren, blieben mit ihren 4ä gegen früher 17 Abgcordnclenmandatcn zwar die stärkste Partei des Parlaments. Aber die Rcgicrungskvalition war durch den überwältigenden. Erfolg der Hcnlcin- bcwegung. die die an der Regierung teilhabenden deutschen Agrarier, den Bund dar Landwirte, fast zer rieb und die Zahl der Mandate der ebenfalls an der Regierung teilhabenden deutschen Sozialdemokraten um die Hälfte verminderte, so schwach geworden, daß auch die Hiiizunahme der tschechischen Gcwcrvcpariei mit ähren 17 Mandaten die Basts der neuen Regie rung Malnpctr nicht so zu stützen vermochte, daß eine reibungslose Rcgiernngsarbcit gewährleistet war. In folgedessen mußten sich die grundsätzlichen Gegensätze innerhalb -er Regierung — zwischen den rechts orien tierten Agrariern und den Sozialdemokraten — noch viel schärfer und hemmender geltend machen, als es früher schon der Fall gewesen war. Tic schwere wirt schaftliche Notlage der Tschechoslowakei erforderte vor allem ein klares Wirtschastsprogramm, das aber weder nach der einen, noch nach der andern Seite mit einer weltanschaulich so verschieden zusammengesetzten Re gierung von Agrariern und Sozialdemokraten zu ver wirklichen war. Zum Exponenten der Agrarier war immer mehr — schon vor den Wahlen — der Land- wirtschastsministcr Dr. Hodza geworden, der gegen den Sturm der Sozialdemokraten das Gelrcidemono- pol durchgcseyt hatte und auch noch weitere Monopole zur Lösung der immer brennender werdenden land wirtschaftlichen Fragen erstrebte. Ministerpräsident Malypetr war den Schwierigkeiten der Gcsamtlage nicht mehr gewachsen, und so hat er jetzt den Tod des Kammerpräsidenten Bradatsch benutzt, sich von der Führung des Kabinetts zurückzuzichen. Ter neue Ministerpräsident Tr. Hodza ist der Nationalität nach Slowake, so daß zum ersten Maie ein Nichttscheche Ministerpräsident ist. Tr. Hodza ist NnivcrsitätSprofessor und Führer der slowakischen Bauern, die mit den tschechischen Agrariern zusammen gehen und die radikalen Forderungen der slowakischen Volkspartei, die die Autonomie der Slowakei ver langt, nicht unterstützen. Dr. Hodza sicht auf dem Boden einer ständischen Wirtschaftsorganisation, einer „dirigierten Wirtschaft", wie er es nennt, oder einer „kollektivistischen Demokratie". Er hat früher, vor den Wahlen, schon den Gedanken vertreten, die konser vative Mitte, gebildet durch die tschechischen und die deutschen Agrarier, müsse erweitert werden durch die Gewerbetreibenden und eine auf ständischer Grundlage stehende städtische Partei in beiden Lagern. Er will also die „konservative Mitte" durch die tschechische Gc- werbepartci verstärken, waS ja schon durch deren Hinzuziehung zur Regierung ihren Ausdruck gefun- den hat, und denkt ferner« an die tschechischen Natio nalsozialisten des Außenministers Bcnesch, aus deut scher Seite aber logtschcrwetse wohl auch an die Partei Henleins. Ta Hodza selbst Angehöriger einer Minderheits nationalität der Tschechoslowakei ist, bringt er von Hanse aus ein gewisses gesundes Verständnis für die einzelnen Volksgruppen b?S Staates mit, daö seine Schulung bereits im ungarischen Parlament erhalten hat, wo Hodza Vertreter der Minderheiten und Vor sitzender des Nationalitätenklubs des ungarischen Reichstages war. Er gehört zu jener Gruppe der tschechischen Agrarier, die an die Möglichkeit eines Iricdlichcn Ausgleichs zwischen Tschechen und Deut schen in der Tschechoslowakei glauben, ihn zur Siche rung d-s Bestandes des tschechoslowakischen Staates vielleicht sogar für notwendig halten, aber auch die Nützlichkeit einer, zunächst wirtschaftlichen, Zusammen- arbeit der Tschechoslowakei mit dem Deutschen Reich erkennen. Daß sich bei Dr. Hodza infolgedessen ein innere Abneigung gegen die sowjetrusstsche PolttU!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite