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Dresdner neueste Nachrichten : 17.12.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193512173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-12
- Tag1935-12-17
- Monat1935-12
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 17.12.1935
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43. Jahrgang Dienstag, 17. Dezember 1935 Anreiaenvreise» Grundpreis: die Ilpaktigewm-Zeile Im An- ' - — , e > g e n t e t l 14 Npf , Stellengesuche und privaie > Famllienanietgen üNps„ diel» mm drei!« mw-Zeile tm Tertietl t,lv KM. Nachlaß nach Malstaffel I oder Mengenstaffel v. Lriefqediihr für Ziffer anzeigen Z0 Rl>f. autschl. Port». Zur Ze« ist Anzeigenpreisllste Nr. 4 gülii«. Postanschrift. DreSdea-A.1 vskfaft»«ftenmft: onsverkehr Sammelnummer 21601, Zernvettehr 27981-27983 « Telegr.: AeuefteDresden«Nerllner Schrlstleltung: Verlin D.35, VMoriastr.ia: Fernruf: Kurfürst 9361-9366 Postscheck Dresden Alüü - Nlchiverkmgt« Einsendungen »hn» Rückporto werben weder zurückgelandl noch aufbewahrt. - Zm Faste HSHerer Gewalt »der SetriebSstdrung haben unsre Sezieher keinen Anspruch aus Nachlieferung oder Erstattung deck entsprechenden Entgelt» Dresdner Neueste Nachrichten Be,«««»ttit«! „ 2,ooiM. Handels- und Hnduftrie Leitung Haldmonatl.1,v07tM.P«stde,ugmonall.2XX)NM.,infihl.4,NpfM>stg«bahren »»»»» w Vsv» — (ohne Zustestung-gebilyr). Nreuzbandsendungen: Für dl» Woche 1^0 AM. Einzelnummer 10 Rps., außerhalb Sr°,.vn<d.n< lZ Rpf. Schrlstlelwng. Verlag und SauvlgeschMfielle: VreSben-A^ zerdlnandftrafte 4 7tr. 793 " Wetter heftiger Kampf um den Friedensplan Neue Mckiriitsgerüchte um Eden - Wieder Kundgebungen in Aegypten - Goebbels über das Filmschaffen Masaryks Erbe Nachdem am Sonnabendmittag aus Schloß Lana bei Prag der feierliche Akt deö Rücktritts Masaryks, -em man jetzt den Beinamen „der Befreier" gibt, vom Amt des Staatspräsidenten vollzogen mar, wandte sich Ministerpräsident Dr. Hodza mit einer Rundsunkansprache an die Bevölkerung des tschecho slowakischen Staates. Gleich zu Anfang betonte er: „Seit der Erneuerung unsrer staatlichen Selbständig keit gab es kein Ereignis, das so tief in unsre Ge- sühle, in unsre Geschicke eingegrissen hätte." ES ist in der Tat so: das Scheiden Masaryks hat nicht nur Aussehen, sondern tiefgreifende Erregung in allen Kreisen und allen Nationalitäten der Tschechoslowakei hervorgerusen. Man slirchtet, daß dieser Rücktritt er heblich mehr Bcdeutng ballen könne als die eines einsachcn Personenwechsels. Denn Masaryk, der den neuen Staat mit vorbereitet, mit gegründet und dann bis heute geleitet hat, war in seiner allgemein ge achteten und vielfach verehrten Persönlichkeit so be- stimmend sür die Grundprinzipien dieses Staates, bah unter ihm manche Gefahrenmomente zurücktraten, die unter seinem Nachfolger, wer es auch sei, wohl auftauchcn könnten. Diese Sorge bildete ja auch den Hauptgrund dafür, bah Masaryk jetzt sein Amt niederlegte, obwohl er aus Lebenszeit gewählt war. Er will selb st noch missen,wer sein Nach, folger ist — und er will selbst noch seinen Ein fluß aus dessen Wahl ausübe». Er hat früher schon davon gesprochen, das, er an den jetzigen Außen. Minister Dr. Bcnesch denkt, und er hat auf Bencsch in seiner Rücktrittserklärung, die er am Sonnabend in Schloß Lana verlesen ließ, auch noch einmal hinge- wiescn. Diese Rücktrittsurkunde hat folgenden Wortlaut: „Das Amt dcS Präsidenten brr Republik ist ein schweres und verantwortliches Amt und erfordert deshalb die gesamte Kraft. Ich sehe, daß dieses Amt über meine Kräfte geht, und begebe mich deshalb des selben. Ich bin viermal zum Präsidenten der Republik gewählt worden. Das gibt mir wohl die Legitimation, Sie und die tschechoslowakische Nation sowie die Mitbürger der übrigen Nationalitäten zu bitten, dessen eingedenk zu bleiben, daß die Staaten durch jene Ideal« erhalten werden, aus denen sie geboren wnrden. Ich selbst war mir dessen immer bewußt. Wir be- dürscn einer guten auswärtigen Politik und im Inland« der Gerechtigkeit gegenüber allen Bürgern, welcher Nationalität immer sie feien. Ich möchte Ihnen gern noch lagen, daß ich Dr. Bene sch zu meinem Nachfolger «mpschl«, mit dem ich gearbeitet habe «nd den ich kenne. Ich habe das volle Ver trauen, daß alles gut gehen wird. Wenn Gott will» werde ich Euch noch eine Weile -ulehen." Beruhigend hat Hodza in seiner Rundsunkansprache gesagt, es werbe in der Tschechoslowakei keine Kämpfe um oie Macht geben, weil die Macht in den Händen der parlamentarischen Demokratie liege, deren bewähr ten Zusammenhalt niemand in der Welt stören könne. Tie wirklichen Verhältnisse stimmen freilich mit dieser Schilderung nicht ganz überein: in der Bevölke rung selbst wirb zwar nicht um die „Macht" fd. h. um Masaryks Nachfolget gekämpft, denn die Bevvlkeruna übt keinen Einslnß auf die Neuwahl aus, — aber iw Parlament, das die Wahl vorzunehmen hat, kämpft man ohne den „bewährten Zusammenhalt" hinter den Kulissen außerordentlich heftig um die Macht. „Für und gegen Bcnesch" heißt die Parole. Tie Links parteien, die Kommunisten eingeschlossen, wollen den Außenminister wählen, die Rcchtsparteiell sind scharf dagegen, und so wird cS, wenn in letzter Stunde nicht doch noch überraschend eine Einigung kommt, am Mittwoch in der Nationalversammlung eine Kampfabsttmmung geben. Prager Blätter haben aus gerechnet, daß für Benesch 26ö Stimmen der Lints- varteieü sicher sind, während für Nemetsch, den Kandi- daten der tschechischen Agrarier, nur ISO Stimmen ein- gesetzt werden können. Wenn dazu noch die 67 Stim men der Sndelendeutschen Partei, die 83 Stimmen der Slowakischen Bolköpartei HlinkaS und die 1b Stimmen des sogenannten »MahlMcks", der sich aus kleinen Partetspltttern zusammemetzt, kämen, dann wär« Benesch geschlagen. Da» „Wenn" muß aber stark unterstrichen werben. Denn auch der Kandidat der Rechten ist nicht der Mann, der sich di« Zuneigung tnS. besondere der Sudetendeutschen und der Slowaken er worben hätte. Er ist tschechtscher Lhauvtnist ebenso wie Benesch. Klar sichtbar zeigt sich hier die groß« Bedeutllyg des Scheibens Masaryks Mr den inneren Zusammenhalt der Nationalitäten in der Tschecho- llowaketr Masaryk Mbrt« st« »entast««» ter Die italienischen Einwände Größere Gebietsabtretungen gefordert — Gegenvorschläge Mussolinis? Telegramm unsres Korrespondenten Rom, 16. Dezember Jetzt äußert sich auch die hiesige Presse zu den Pariser Fricdensvorschlägen. In der „Voce d'Jtalia" geht sie Virginia Gayda Punkt für Punkt durch. Nach ihm lassen sich folgende italienische Ein wände feststellen: 1. Die vorgcschlagenen Gebietsabtretungen an Italien, die Proviuzcn Tigre, Danakil und Ogaden, sind zu geringfügig. Sie umfaßten nicht alle Ge biete, die die italienischen Truppen bereits beseht haben und in denen sich die Bevölkerung „freiwillig unterworfen" hat. 2. Die Abtretung des Hafens von Assad und «ineü Korridors an Abessinien ist u n» möglich, denn auch hier würde die Bevölkerung „der abessinischen Schreckensherrschaft" wieder über antwortet werden. Abessinien brauche keinen Hafen unter eigener Souveränität. VS genüge der von Italien seit 1SL8 angebotenc Freihafen. 3. Das Gebiet im südlichen Abessinien, das Italien als wirtschaftliches Reservat zugedacht ist, ist kleiner als in den englisch-italienischen Proto kolle» von 1831 und 1831, im englisch-sranzösifch- italicnischen Drcicrabkommen von 1886 und im englisch-italienischen Abkommen von 132b aus gemacht worden sei. Ferner ist nicht klar, was unter der vorgeschlagenen Beschränkung der Rechte Ita liens durch „die wohlerworbenen Rechte der Ein geborenen und der Fremden" zu verstehen sei. In demselben Sinne änßern sich der „Popolo di Stoma" und der „Messaggero". Der „Menaggero" er weitert die Liste der italienischen Beschwcrdcpunkte noch um die Bemerkung, daß die neuen Vorschläge Italien wiederum die notwendige Länderbrückc zwischen seinen Kolonien Eritrea und Somalia vorenthalten. So ergibt sich für den Augenblick die eigenartige Lage, das, die Vorschläge Hoares und Lavals vom Negus abgclehnt und von Italien noch keineswegs angenommen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Mussolini sich zu klaren Gegenvorschlägen bereit finden lassen wird, bevor Genf endgültig Stellung genommen hat und die innere Lage in England ge klärt ist. 20 neue Kardinäle Geheimes Konsistorium in Rom Sonderdienst der Dresdner Neuesten Nachrichten Vatikan-Stadt, 16. Dezember. (United Preß) Heute hält Papst Pius XI. das Geheime Konsistorium ab, um 26 kirchliche Würden träger ins Kardinalskollegium auszunchmen. Man erwartet, daß er zugleich auch einen dringlichen Appell an die europäischen Staatsmänner richten wird, den Frieden zu bewahren. Man glaubt weiter, daß der Papst dabei die Haltung des italienischen Klerus bil ligen wird, der das faschistische Italien im ostasrika- nischen Krieg moralisch nachdrücklich unterstützt. Be kanntlich hat der Papst bereits einmal seine Aussassnng über den gegenwärtigen Konflikt in einer für Italien günstigen Weise formuliert. Er erklärte damals u. a., daß die gerechten Ansprüche Italiens anerkannt werden sollten und daß man sich bemühen solle, unter Anerkennung dieser Ansprüche eine friedliche Lösung zu finden. Der Hauptzweck des Geheimen Konsistoriums liegt jedoch in der Aufnahme der 26 neuen Kardinäle. Seit 1866, als PtuS VII. 28 Bischöfe zu Kardinäle» erhob, ist nie wieder eine so große Anzahl von Kardi- nalsmänteln verliehen worden. Damals Herrschten außergewöhnliche Umstände. Die napoleonische Inva sion und die Gesangensetzung des Papstes hatten dazu geführt, daß das KardinalSkollcgium stark zusammen geschmolzen war, so daß die große Zahl der Ncuernen- nungen notwendig geworden mar. Ein weiteres Ge heimes Konsistorium, das «ine größere Anzahl von neuen Kardinäle« brachte, fand im November 1311 statt. Damals verlieh Papst Pius X. 18 Kardinals hüte. Aus das Geheime Konsistorium wird ein Oesfent- liches Konsistorium am l9. Dezember folgen, bei dem die Kardinalshüte in feierlicher Weise an die neuen Kardinäle übergeben werden. Dieses Oessentliche Konsistorium wird im Hauptschiff des Peter-Doms abgchaltcn werden. Ter päpstliche Thron ist bereits unmittelbar vor dem Bcichtaltar ausgestellt. An den Seitenschissen sind Tribünen mit Steh- und Sitzplätzen ausgcbaut für das Diplomatische Korps, die religiösen Orden, für hohe Geistliche, sür die Verwandten der Kardinäle, für die römische Aristokratie und für den päpstlichen Ehor. Wenn die 26 neuen Kardinäle in das Kolle gium einrücken, dann hat dieses 69 Mitglieder. Tas ist die höchste Zahl seit Jahrzehnten. Traditionsgemäß soll das Kollegium die Zahl von 76 Mitgliedern nicht überschreiten. Bon den neuen Kardinälen sind vier zehn Italiener: die übrigen sind die Erzbischöfe von Prag, Toledo, Reims »nd Buenos Aires, der Rektor der katholischen Universität Paris und der Patriarch von Antiochien in Beirut. Im neuen Kardinals kollegium werden also wieder »De Italiener gegen übcrallcn andern Nationalitäten in der Mehrzahl sein. 38 Italiener werden 81 Mitgliedern andrer Nationalitäten im Kollegium gegcnüberstehcn. Tamit ist wie bisher weiterhin die Gewähr gegeben, daß einmal lutedcr ein Italiener zum Nachfolger des jetzige« Paps« gewählt wird. Idee nach zusammen, zu den Kandidaten, die für seine Nachfolge präsentiert werden, hat niemand das gleiche Vertrauen. Daß freilich Masaryk in der Praxis l-äusig ganz anders gehandelt hat, als man nach seiner ideologi schen Zielsetzung erwarten mußte, ist schon mehrfach hervorgehoben worden. Es erscheint notwendig, auch heute noch einmal daran zu erinnern, gerade weil er selbst in seiner Rücktritlscrklärung mahnend bi« Lehr« gab, „daß sich die Staaten durch jene Ideale erhalten, aus denen sie geboren wurden." ES lassen sich zahlreiche Worte Masaryks ansühren, bi« jene Ideale dentlich Herausstellen. Zwei dieser Worte seien als Beispiele für alle genannt. Das erste: „Der Staat ist für die Einwohner da, nicht die Einwohner sür den Staat." Und da» zweite: „Mit Rtscksicht aus . seine zentrale Lag« wird der tschechoslowakische Staat stet« das größte Interesse daran hgben, den deutschen und den übrigen Minder- hetten voll« Rechte zu garantieren. Schon der gesunde Menschenverstand wird das verlangen." Das ist der „tragische Bruch" tm Leben des „Philosophen aus dem Präsi-euteustu-l" daß er sein« so ost ver kündete» hohen und schönen Gedanken nicht durch- zusctzcn vermochte. Vielleicht hat er das selbst ge fühlt, vielleicht hat er deshalb sein« Mahnung in die RücktrittSerklärung «ingeslochten: „Gerechtigkeit g e g e n ü b e r a l l e n B ü r g e r n, w e l ch e r N a t to nal ttät sie auch immer seien." Wird diese Mahnung befolgt werden? Es gehört viel Optimis mus dazu, daran zu glauben. Alle Völker der Tschecho slowakei sprechen Masaryk, wie schon gesagt, doch wenigstens den guten Willen zur Gerechtigkeit und zum Ausgleich zu. - Dieser gute Will« aber genügte nicht: die Sudclendeutschcn haben alle die Jahre hindurch auf di« praktische Anerkennung ihrer Rechte vergeblich gewartet. Ein neuer Präsident müßte also, wenn der jetzig« Wechsel im höchst«» Amt der Republik wirklich «ine Schicksalswende -um Besseren 'bedeuten sollte, noch mehr als bloß guten Willen mitbringcn. Man hat häufig, Masaryk entschuldigens gesagt, daß er -u sehr unter dem Einfluß seines eiirstigen Schülers Bcnesch gestanden habe. Und Benesch ist nun der erste der Anwärter auf den Präfi» dentcnstuhl , ,. - L Äk. Verschärfte Gegensätze Der Sturm in England dauert an. Alle britischen Zeitungen veröffentlichen Nachrichten über Proteste der öffentlichen Meinung gegen den Pariser Friedens plan »nd berichten ausführlich über Gegensätze inner halb des Kabinetts. „Daily Mait" will sogar das Kabinett in zwei Gruppen teilen: 1. die Gegner einer scharfen Lühncpolitik (Baldwin, Ehamberlain, Lord Hailsham, der Marineuiinisicr Lord Monsell, der Präsident des Handelsamtes. Rnnciinan und Sir Samuel Hoarci: 2. die G egncr des Pariser Friede nsplan cs (Eden, Land- wirtschasisministcr Elliot, Untcrrichtsminislcr Stanley, Kricgsminister Tnss Eooper nnd Arbeitsministcr L»mcby-Gore>. Tas gleiche Blatt will auch wissen, daß die Gegen sätze so scharf feien, daß Eden am Sonntag nach seiner Rückkehr ans Gens abermals mit seinem Rücktritt gedroht habe. Airs andern Berichten geht aber hervor, daß Baldwin entschlossen ist, die Friedensformel Hoares im Unterhaus am kommenden Donnerstag energisch zn verteidigen. Er hat die Hosfnung, daß es seiner Autorität gelingt, den Ltnrm in seinen eigenen Reihen zu beschwüren. Im übrigen gehen die Meinungen der englischen Blätter stark auc«inander. Während rin Teil der konservativen Sonntagsblätter erklärt: „Tie S ü h ne ma ßnah me n find tot", behaupten andre Zeitungen ganz im Gegenteil: „TieParis« r F r i e d e n s v o r sch bä g e sind erledigt." Er ledigt deshalb, weil der Völkerbund sie zum mindesten in ihrer jetzigen Form nicht billigen werde. Unterdessen hat man sich auch in 91 v in etwas klarer zu den Friedensvorschlägen geäußert als bis her. Italien hält sich aber trotzdem taktisch noch immer stark zurück, und Mussolini hat durch die Presse zu mindest außerordentlich starke Vorbehalte anmeldcn und die Pariser Vorschläge als für Italien un genügend bezeichnen lassen. Trotzdem neigt man zu der Meinung, daß Italien den Friedensplan doch wenigstens als Perhandlungsgrundlage annchmen werde. Der -roleststiM in England Telegramm unsres Korrespondenten London, 16. Dezember Seit dem Fahre 1S31 hat England nicht mehr einen derartigen politischen Sturm erlebt wie im gegen wärtigen Augenblick. Das Land befindet sich in größter Erregung. Ueberall herrscht völlige Unsicherheit, und wohl kaum ist eine Parlamentssitzung mit derartiger Spannung erwartet worden wie die am kommenden Donnerstag. An Stelle der sür hente angekündigten Kabinettssitzung sand am Vormittag in Downingstreet eine Ministerbesprechung statt, an der sich in der Hauptsache diejenigen Kabinettsmitgtiedcr be teiligten, deren Arbeitsgebiete mittelbar oder un mittelbar von dem italienisch-abessinischen Konflikt berührt werden. Außer Baldwin waren n. a. der Minister sür Völkerbundsangelegenheiten, Eden, der Erste Lord der Admiralität» der Kricgsminister und der Wirtschastsminister anwesend. Eine Voll sitzung des britischen Kabinetts ist vor läufig sür Dienstagstüh in Aussicht genommen, d. h. unmittelbar vor der Abreise Edens nach Gens. Bruch -er geheiligten Sonntagsruhe Tie hiesig« Kxisenstimmung wird am besten illu striert durch die politische Aktivität am gestrigen Sonn tag. Wenn man weiß, wie außerordentlich streng in England immer noch die Sonntagsruhe einge halten wird, dann kann man ermessen, was es heißt, daß englische Minister sich am Tonntagnachmittag im Foreign Ossicc zu mehrstündigen Beratungen zu- sammcnfandc». Baldwin hat sein Wochenende in Eheauers unterbrochen nnd traf nachmittags wieder in London ein. ES war überraschend, zu sehen, wie der sonst so ruhige und allen Situationen gewachsene Premierminister erregt aus seinem Wagen sprang und mit ein paar hastigen Schritten tm Foreign Office verschwand. Str John Simon, der, wie üblich, seinen Sonnlagnachmittag gvlsspielcnd in der Nähe von London verbrachte, wurde mitte» im Spiel drin gend nach London zurückgerufen. Str Samuel Hoare trifft heute, aus der Schweiz kommend, wieder in London ein. Was die Minister gestern befprochen haben, ist nicht bekannt geworden: nur so viel ist Lurch gesickert, daß, wie vorauszusehen war, Baldwin den Pariser Plan mit aller Energie vor dem IlntethauS vertreten will. In Londoner diplomatischen und politischen Kreisen hat ein großes Rätselraten eingesetzt, was Baldwin dem Unterhaus am Donnerstag vortragen wird. Bald wins Wort von den „versiegelten Lippen" kehrt in allen Gesprächen und Artikeln Meder. Aber alles
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