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Dresdner Nachrichten : 01.03.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186303010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18630301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18630301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-03
- Tag1863-03-01
- Monat1863-03
- Jahr1863
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.03.1863
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fiir Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur Theodor DrMch. Sonntaa. dm 1. Mim 1863. M« SO > Dresden, den 1. März. — Se. König!. Majestät hat dem Einnehmer bei dem Untersteueramte in Frankenberg, Ernst Moritz Fischer, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Se. Maj. der König hat auf ein von dem wegen sei ner Betheiligung an den Maiereignissen des Jahres 1849 inS Ausland geflüchteten Otto Scheuffler aus Lommatzsch, dermalen evangelischem Prediger in Brüssel, angebrachtes Gesuch demsel ben die straffreie Rückkehr nach Sachsen bewilligt. — f- Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 28. Februar. „Das Leben ist der Güter höchstes nicht, der Uebel größtes ist die Schuld!" — Das konnte der Sohn sagen, der so oft wegen Diebstählen, die er an seinem eigenen Vater ver übt, bestraft ist. Wir sehen diesen Sohn heute auf der An klagebank, bewandert in der Schule des Lebens und der Ver brechen. Erst 36 Jahr alt, hat er bereit- wegm der verschie denartigsten Verbrechen 5 Mal im Gefängniß und 2 Mal im Arbeit-Hause gesessen. Wie er gegen seinen Vater gehandelt, beweist schon der Umstand, daß er einmal nächtlicher Weise iym ein Pferd für 9" Thlr. gestohlen und dasselbe für 61 Thlr wieder verkauft, bloS um Geld zu haben. Carl Gottlieb Wer ner ist der Sohn des begüterten Gutsbesitzers Benjamin Wer ner zu Prohlis, erlernte die Oeconomie beim Vater und ist fast immer im elterlichen Hause geblieben, außer wenn er im Ker ker saß oder vagabondirte. Differenzen mit dem Vater kamen häufig vor, mit der Mutter scheint er besser gestanden zu ha ben. Ich sagte, der Vater ist begütert — denn jedes Kind be kommt 3000 Thaler. Werner, nicht verheirathet, hat ein ziem lich einfaches Gesicht, aus dem zwei sonderbare Augen blicken. Das kurze braune Haar verliert sich in einem rothen Bart, der stark, das Gesicht umwaldet. - Am 5. Juli 1862 wurde er aus Zwickau entlassen und wurde während dieser Zeit 2 Mal polizeilich aufgesucht, weil er hier und da, oft im väterlichen Ochsenstalle, oft auf dem Heuboden, total betrunken und durch geprügelt angetroffen wurde Im Januar 1863 kam er nach Dresden in der Absicht, Geld um jeden Preis zu verschaffen, da ihm sein Vater sonntäglich nur einige Groschen Taschengeld gab Gr kaufte sich ein Wechselsormular für 2 Pfennige — ob er was darauf geschrieben, weiß Niemand — er selbst leug net es weg. Er ging zu dem Agenten Fr. Aug. Lange und dieser schickte ihn, so sagt Werner, zu dem Schuhmacher Joh. Gottl. Burghardt, der, wie er bemerkt, aber nur, auf Grund stücke, nicht auf Wechsel Geld borgt. Burghardt kennt seinen Vater Benjamin, da er für ihn arbeitet, trotzdem aber ließ er sich auf da» Geldgeben nicht ein Werner wollte 100 Thlr. auf Wechsel haben — in der Absicht, sich Pferd und Wagen in Pirna zu kaufen, in Pirna zu bleiben und auch in Pirna sich sein Brod mit dem Fahren von Leichensteinen zu verdienen. Der Wechsel sollte auf 2 Monate, gestellt werden und wenn er ihn nicht jur bestimmten Zeit gedeckt, so hätte nach seiner Mein- ung die liebende Hand der Mutter da« Ihrige " ^ ' ein (leider wieder) unbekannter Mann in Leubrn gesagt. Zeuge Burghardt sagt, er habe sich durchaus nicht abweisen lassen, er soll sehr „grau" gewesen sein und immer gesagt haben: „Im mer koofen se das Papier, koofen se, koofen se — 's is gutt!" Gegen Lange soll er gesagt haben, er hätte Pferd und Wagen schon gekauft und wollte Alles wieder mit Profit verkaufen. Befragt vom Herrn Präsidenten, ob er da« geäußert, antwor tet er: „Ob ich gesagt, daß ich schun grkooft habe, da- weeß ich se nich mehr — ich war a Bissel angestuchen!" — Geld hatte er nie — nur als er verhaftet wurde, fand man 10 Ngr bei ihm - eine Summe, über die sich selbst sein -7- Vater wundert. Da muß es weit gekommen sein, wenn man sich darüber wundert, daß ein beinahe 40jähriger Mann die ungeheure Summe von „10 Ngr." in der Tasche hat. Der Vater hatte noch einen zweiten Strafantrag für heut gestellt und zwar, wenn ich recht verstand, wegen eines gestohlnen Rockes. Herr Staatsanwalt Heinze beantragte noch beim Schluß der Beweisaufnahme, einige Auslassungen des alten Werner's über seinen Sohn und namentlich über sein Verhalten im väterlichen Hause aus dm Acten vorzulesen, um seinen Charakter zu con- statirm. Herr Gerichtsrath Glöckner thut es, und wir hören da eine magna ebarta von Herumtreiben, Beirunkensein, nächt lichem Vagiren, Diebstählen, Entfremdungen und Betrügereien, die nun mit ihrer traurigen Erinnerung den Sohn wieder in'« Leben begleiten werden. Herr Staatsanwalt Heinze meinte, die entscheidende Frage sei die, ob Werner das Geld, wenn er es wirklich von Burghardt empfangen, auch wieder zurückgezahlt hätte. Die Antwort liege nicht fern, sie laute zu Ungunsten des Angeklagten. Er sei ein verlorner Sohn, und seine Wem hätten diesen verlornen Gohn gewiß unterstützt, wenn er sie um diese Unterstützung nur würdig angegangen wäre. Nach dem Herr Heinze noch das Thun und Treiben des Sohnes in kurzen Bildern geschildert, nmnt er die That Werners beendig ten Versuch eines Betrugs. Bei der Strafzumessung hebt di« K. Staatsanwaltschaft noch den hohen Betrag, um den es sich gehandelt, die oftmalige Rückfälligkeit, ja auch seinen gewöhn lichen Zustand, die Trunkenheit, hervor. — Jndeß, der hohe Gerichtshof fällte ein Urtel, das vom Publikum gewiß nicht, wohl aber von Rechtskundigen erwartet wurde. Wenn der hohe Gerichtshof stets gerechte Erkenntnisse verkündet, so hat derselbe heut den allergerechtesten Urtelsspruch gethan: „Werner ist frei!" — Das ist die Antwort auf die Frage, die sich der Rechtskundige stellen mußte: „Was hat Werner gethan?" — Er wollte sich einfach 100 Thaler borgen — und das kommt an jedem Tage 100 Mal vor — in der großen, weiten Gotteswelt. Wenn alle solche Fälle stets Stoff zur Bestrafung sein sollten, dann würdm die Richterstühle aller Länder Europa'« Tag und Nacht nicht leer Werden! — Werner wurde sofort aus der Hast ent lass«"- — ^ ^ i — Als „ein Scherflein zu dem Neubau einer Kirche in Antonstadt" sind dem Stadtrathe von einem ungenannt^ ^leiben ja Pirna Pferd und Wagm hikig za ^kaufen sei, hockte ihm' wollenden Hchuhvertvssndtey M M*. Wrs«vhst joor^"'^
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