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Dresdner Nachrichten : 04.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188109043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 13-14 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-04
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.09.1881
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vrvsSsv 1881. „I»e1lit trll»7 U»r M t«r »rpedMoi,, «aliknlirallc 13. 7N»»new-»itiirci« »1-ri«lllchrliq VMacl «>Vlgc.. dura, dir Polt S vtark 7L Pla« «umuv UI Plgi. «ufloxr37000 r,„np,. tzllr dirüüilkgadc kliiaklaudicr Ma« iiulcrlplc >„a»' sich dir «cdaclios nicht verbindlich. Itmionccn liir uns »rl,»ikii an: He Annonren-riureaut ».Hinten. v«»n » 0«s>«r; — «»»»ls M»ts«j — raub« » «»m».; — A»»«tI»«U»a»»: — G. «üller in »briib! — Moll. «letz m Magdeburg, — I. «o»ik « «» k! -»««>, tn Halle! !iner in Hamburg Tageblatt für Uolitik, tlluterhaltung, Geschäftsverkehr. Lör/enbencht, Frem-enliste. OiKLrvttvii, l'Ur^Lsvkv ^pveiklliMott Voinp«s»»tv Lt«L«ri«« 'I'ttbult- uuck t)i8>»rotlun-j?adri!ion, Urvsckvn WsssensleinL Vogien, llnesllen,? Lü. ^nlirxunx. Inlemie iverden iXarieulir,»« >3 t>s «ach»,. » U»r anarnvmmrii. Sonuing, bis Miliaadlrilbr. A» Vtcuni'.t't nur an 2<!0ti)c»Ua-en: ar. lUz s«. iJNjjc Nr. d dx-Nachm. LUnr. — 2,e ^»luxiic kostet P;qc. ^>uücs»ttdl ^ Pfgr. Sine Garantie flir das nci<dil tüglflc Erscheint» der Jnjciate wird »lcht gegeben. Annonce» * Nuitragc von ttuvekaunicn ve n'ncn inie ncn wir nnr gegti, P»ä»»ume»ando« Hnlilttttg durch ^.«csmüikcn ober '^onciiiqalUuiv'.. Ann bilden kosten I P>g. ^»neurtc jur b,c N^ontugb. Nununcc od^i nach einem ^eftlage bre ^etttzcite pssprimm ^ . Der gestrige Abendpersonenzug j einige V'astwagcn wurden t>e,chädigt und entgleisten. Illlvllllvlv^I llllllll» von Pest noch Wrcn luln bere^zobb auf einen sichrer und der sichrer des Personen zuges sind schn voraussalirenden Güterzug. Die Maschine des Personenznnes und > sende leicht verlebt. >11'rvu>l>tl! Notunlorunl; ron Anrivj^cnl ü„ ullv /vituussvu ckoröM HWvIt /u turitiuilbllinon lOvivon ulmv »bonleu^ton. Vor-^ -Viischlrlgv, KaUtlugv, tlttortvii-trunnlunv vto. gratis. sl, DcrVokomotiv-! schwer, einige Rei-, vV x j » Osü 80it 22 Andren, FVallktrasso, Pelev clvi 8c:hot!ol A btrktübo, l)v8wtu!iul,! .> ^ rrisciirgcsiW »sn Leo Srljliils ^ ^ , hvtinckut siel» sol/t im M k>. Ni, <ioi' l^oinonttlioiwvito. 8! ^ ^^ o r k. ZZcriichtweisc verlautet, dass der aincrikanische tstcncral dar, . ... . invinnern au r nnt i ^Mieren und llO Soldaten von den Apachen s stiennierito üdeisnllen und nicdergeincpclt ivordcn sei. Rr. 247. Willerntig vom N. Erbt Barometer nach Vikar Bölold, Walisirabe tk, I«bbS. 7 N., 7LS «lill . leit aellcrn 2 Mill. m'linac». Tbeiuiomenoa,. u. Rcaum., '2rmv. 13 » M., nicdr Trmv. Il»W., »öchin TciuV. N>" W. «ord Vit-Wind. Aussichten siir den t. September: Wenig Aendcrung. Sonntag, 4. Septbr. Berautworilicher Sicdacicur tür PniilEschtö dr. iLmil B iercy in Trcsdcu Heute ist der Tag der Freude! Schmiickct beute die .Herzen und die Häuser. Heute vor 50 Iabrcn ergrilnte neu und in Fugend- s srische die Raute im Wappen des Königreiches, lasst beute das griin- wciste Banner hoch in den Lüsten weben! Ten Scdanstag beging an, Freitag das ganze deutsche Reich in stolzer Festfreude als den Aller-Deutschcn-Tag: an dem sächsischen Honstitutionsscslc beute am Sonntage nehmen unsere Landsleute im grossen Reiche gewiss j herzlichen, brüderlichen Anthcil. Tenn wisset, Fhr Brüder im Reiche, > ohne jenen Vertrag, den 1831 Krone und Volk in Sachsen schlossen,! hätte dieses Land nicht 40 Jahre später der vereinigten Streitmacht, ocS Vaterlandes solche Fülle geistiger und materieller Kraft ;uzusüb-j reu vermocht, die auf Frankreichs blutigen Feldern den stolzen Feind aicdcrwars. Tbeilt darum unsere Freude! Das erste Gefühl aber beute ist der Dank. Dank dem hochherzigen Friedrich August und seinem königlichen Dhm Anton, welche viele ihrer werthvollsten und bisher unbestrittensten landesherrlichen Gerechtsame opferten! Tank oen erleuchteten Staatsmännern, mit denen sich der Versassungssürst umgab — die Namen v. Lindenau, v. Könnend, v. Zcschau, v. NoM, l)r. Müller, v. Zezschwih, v. Minckwitz, v. Carlowitz, vr. Grüner, ltr. Günther leben ruhmvoll auf manchem Blatte der sächsischen Geschichte fort. Dank aber auch den Patrioten, die unter den Land ständen das Meiste zur Vereinbarung der Verfassung thaten : Fürst Victor v. Schönburg, Prof 1)r. Klicn, Albert v. Harlowitz, Crusius, o. Erdmannsdorf, v. Wietersheim, v. Schönbcrg, v. Leiser, Graf Hohenthal, v. Ziegler, v. Falkenstcm, v. Weisicnbach und die städtischen Vertrelcr: Oberstcuerprocnrator Eisenstuck-Dresden, Bürgermeister Dentrich-Leipzig, Stndtrichtcr Schenk-Bauhcn, Znndikus Bergmann-Zittau, Stadtrichter Wchncr - Ehpinnih, Bürgcriiicistcr Reiche-Eiscnstuck-Annabcrg, Senator Schömbcrg- Eainenz. Dank aber auch den muthigcn Bürgern DrcS- oens, welche die Beschwerden des Landes külm vor dem Throne aussprachcn: Buchhändler Arnold, Banguicr Egg, Advokat Kuntz, Kaufmann Peyer, Gem.-Nichter Rnhsch, Niajor Scrrc, vr. Struve. Nächst dem Ilcbelstandc, dass Niemand, der nicht ein AdelS- wnppcn oder einen kostspieligen Toktorlnit mitbrachte, im Staats- vicnste vorwärts kam, nächst der Mißregierung, Zerfabrcnhcit und Schwerfälligkeit des Bchördcnorganismus hatte daS Land haupt sächlich folgende Beschwerden: Die Stüdtcbewohner schrieen laut über die Missbrauche ihrer Magistrate: die Patrizierfamilicn schalteten uneingeschränkt und ohne Rechnungsablage mit dem Vermögen der Städte und den Steuern der Bürger. In der Stadtverwaltung spreizte sich eine Cliguenwirtbschast, ein Nepotismus, ein Gcvatter- wesen, das, weil es bürgerlich war, um kein Haar bester war und nicht minder gebässig und drückend wirkte, als die Adelshcrrschast im Staats dienste. Gar manche Stadt wurde durch etliche bevorrechtete Patrizicrgeschlechtcr in ibren Finanzen auf's Tiefste beschädigt. So toll war mitunter der Ilebcrmutb, der Machtmissbranch und die Gcldbcrcichcrung dieser Bürgergcschlechter, dass dann und wann ganze Stadträthe abgelebt werden mussten. Die Stadtbcwobner erfuhren niemals, was die Stadträthe mit dem Gcmcindcvermögcn Vornahmen. Tic Bauern erlagen aber beinahe unter dem Drucke der Frohndienstc. Sachsen war eines der Länder, in welchen der Bauernstand am längsten crbuntertbänig und in.Hörig keit gehalten wurde. Man sprach mit Grund von einer civilisirten Leibeigenschaft der sächsischen Bauern. Tic Bauern verarmten immer mehr und ihre Herren, die Edellcute, mit ihnen. Dieses Verfügen über die Arbeitskraft, die Zeit und das Vermögen der Bauern ward auf die Darier unerträglich. Hierzu trat ein schwerer Abgabcndruck, der glcichmäsiig auf Stadt wie Land lastete. Brod und Fleisch mussten 20 Prozent des Einkausswertbes als Abgabe entrichten, Bier zahlte 30 mal mehr Steuern als Kastee und Tb»e. Die Eingeschlossenheit des kleinen Landes ringsum durch ZoUschlag- däume verhinderte den Absatz der sächs. Jndustricerzcngnisse in Deutsch land. Das Ausland — damals mutzte man das durch Zolllinien ge spaltene Deutschland so nennen—überschwemmte wiederum das Inland mit seinen äußerst massig zu verzollenden Maaren. Die Ungerechtig keit dieser unter dem Namen Fir-Accisc in Bausch und Bogen ge zahlten niederen Eingangszölle fiel um so mehr auf, da der inlän dische Gcwcrbfleitz mit hohen direkten Steuern belastet war. Sachse» verarmte und ward erwerbslos unter einem Zollsnstem, das dem heu tigen Freihandel ziemlich ähnlich sah. Von diesem unseligen Freihandels - systcmc profitirtc damals, wie heute noch, Niemand mehr als die Juden. Eine Hauptbeschwcrde der „Dorsprccher, Viertelsmcislcr und Sbei ältesten" Dresdens war die Ausbeutung der Gewerbtrcibcndcn durch den schamlosen Schacher und Wucher der Juden, namentlich mutz cs der „Handelsjude Abrabam Mendel Eohn allhicr" arg getrieben haben. (Die gleiche Handlungsweise hatte damals Judenkramalle in vielen Städten Preutzcns, in Karlsruhe, Mannheim und Kopen hagen naturgcmätz erzeugt.) Endlich wurde die allgemeine Iln zufricbenlieit durch eine Reibe lokaler Uebclstände gesteigert. In Dresden die Brutalität, der Hochmuth und die Bestechlichkeit der Polizei, in Leipzig und Chemnitz der Amtsmihbrauch unfähiger Be hörden, in den oberlausitzer Weberdörfern der ungerechte St»l,lzins, in den Waldorten des Erzgebirges die allzustrengc Bestrafung des Holzdiebstahls u. s. w. Und über all diesen Sümpfen schwebte wie eine schwüle Wolke der geistige Druck, der jedes freie Wort in Sprache und Schrift unterjochte. Die Luft war mit Elektricität gefüllt. Das Gewitter entlud sich in lokalen Aufständen. Die Regie rung dämpfte sie mit mehr oder weniger Mühe. Prinz Johann legte als Kommunalgardcn-Kommandant persönliche Beweise von Unerschrockenheit und Umsicht ab. DaS Beispiel der siegreichen Pariser Julirevolution wirkte clektristrend. Fremde Emissäre wic kelten daS Volk auf. Dieses Sachsen, welchem die schmachvollo Landcstheilung, die grausame Gefangenschaft seines altehrwürvigen Königs, der Jubel bei seiner Rückkunst ins Vaterland in frischester Lebendigkeit vor Auge» schwebte, war durch Alles dieses geistig so weit hcrnbgcbracht, das, cs seine Selbstständigkeit zu basten anfing und datz das „Prcutzischwerdeu" fast als eine Erlösung erschien. Denn Preutzen hatte die ihm ausgelieserten sächsischen Bauern emnn- zipirt. In Sachsen sing die Liebe zuin Vnterlande an zu erlöschen. Diese Folie mutz der neuen Verfassung untergclegt werden, ivill man das edle Kleinod in vollem Glanze schanen. Ter löniglichcn Familie, in sittlicher und geistiger Vildnng zu den vercbrungswür- digslen Regentcichäuptern Europas zäblend, batten höfische Schmeichler diesen Abgrund, vor dem daü Land staiw, verborgen gehalten. Ein mal aber erkannt, beseitigte die patriotische Energie der Prinzen Friedrich August und Johann die Gefahr mit einem Schlage. In einem Augenblicke war die Scheidewand, die eine ehrsüchtige Kaste engherziger Menschen zwischen Volk und Fürsten ausgerichtet, nicdcrgeristen. Verhaßte Ketten ivnrdcn von Fürst und Volk in rühm lichem Wetteifer gemeinsam zerbrochen, st!ach fast 300jährigem Still stände, seit der großen Reformation, geschah der zwcitwichtigstc Schrill in unserer Bildungsgeschichte. Sachsens Elststenz war gerettet. Dir Sachse gewann ein zweites Mal ein Vaterland. Es war die geistige und materielle Wiedergeburt Sachsens! Metternichs perfider Rath, mit Hilfe fremder Bajonette die neue Konstitution zu zerspietzen, fand bei den sächsischen Fürsten taube Obren. Ilnd doch! Und doch! Glaubt inan cs wobl, datz, außer in den großen Städten, die Vcrfaffungsvcrlcihnng zunächst nicht den enthu siastischen Jubel erweckte, dessen ein solches Kleinod wobl wertst war? Abgesehen von der begreiflichen Mißgunst der durch die Verfassung in ihren Vorrechten beeinträchtigten Klassen, befremdete doch die Küble, mit der das Volk die Verfassung ausnabm. Im Grunde war das jedoch natürlich. Wenn man dem Bauer von den politi schen Rechten sprach, die in der Verinssungsurlunve standen, gab er die Gegenfrage: Werden wir unsere Servituten bald los? Müssen wir weiter srohnden und zehnten? Der Städter aber fragte: Endet nicht bald die Willkürhcrrschast unserer Stadträthe? Es ist That- sache, datz die Ankündigung der Grundzügc der neuen Städteordnung helleren Jubel erregte, als der Erlaß der Verfassung selbst. Nur die gebildetsten Köpfe des Landes hatten für deren geistigen Fnhalt Augen und Verständnis;. Der Bauer und Kleinbürger suchte in der Verfassung nicht die höchsten Güter des Menschen: Recht und Freiheit. Sic verlangten zunächst und sie erhielten Brod, Nahrung, Verdienst, Ausbörcn der Frohndienstc, städtische Bügerrcchte, Zutritt der Befähigten zu den Staats-Aemtern. Allmählich aber erkannte das Volk den hoben Werth der Verfassung, sie war ein Skelett, in welches das Fleisch erst Inneimvachsen mutzte, um ein lebendiger Organismus zu werden, sie war zugleich Untergrund, Bürgschaft und Hilfsmittel des geisti gen und materiellen Aufschwungs des Sachsenlandcs, das nun um gekehrt um dieses Juwel von dem verknöchernden Preußen bcstig be neidet wurde. Rasch schritt das Land ans der erschlossenen Balm vorwärts: Ter Stadtbürgcr wurde bald Herr im Hanse, der Bauer freier Besitzer der von ibm bebauten Scholle. Die Ablösung der ländlichen Dienste und Frobnden erfolgte so, datz der Bauer bester wegkam als der Edelmann; die Lnndrrntenbank ward dazu eingerichtet; die Behörden zeitgemäß organisirt, ein neues Schulgesetz bob das geistige Niveau des Volks. Führen wir noch die Gesetze über die Zusammenlegung der Grundstücke, das HcimatbSgesctz und die Gesindeordnnng als die nächsten Leistungen des Landtags, die Gründung des Zollvereins, den Bau der Eisenbahnen und die intelligente Pflege der materiellen und geistigen Interessen durch die Regierung an — so begreift cs sich, datz man dem König Friedrich Anglist am liebsten den Namen der „llmgestaltende" gegeben hätte. Die Entwicklung ergriff Alles und Jedes. Ans die Vcrfassungüivirrcn von 181050 geben wir beute, am Jubcltage nicht ein. Freuen wir uns vielmehr aufrichtig, datz Fürst und Volk einen durch freie Vereinbarung erzielten Recstts- bodcn unter den Füßen haben, der die Bürgschaft seiner Dauer und reichen Segen für seine Jahrhunderte in sich trägt, stricht datz wir die Hände in den Sckwotz legen svllten! Die von Zehnten und Frolmdcn befreite Landwirtbscbast drobt unter die Knecht schaft dcü mobilen Kapitals zu sinken ; es ist der gleiche Feind, der auch dem Gcwerbflcitz des Bürgers und Handwerkers ans den Leib rückt, der die geistigen Elemente der deutschen Nation betäuben, fälschen, vergiften und uilcbt an sich reißen möchte, der auch das Sittengesctz unseres Volts nnterwüblt. Das 183l ans einer un würdigen Bevormundung entlassene Sachsenland könnte — bäumte sich nicht die unzerstörbare Lebenskraft des Volks gegen diesen FremdlingSfeind in alter Elastizität ans — sonst nur den Herrn gewechselt haben, statt von ibm befreit zu sein. Doch, das wird die Sorge der nächsten Zeiten bilde». Heut aber am Jubcltage der Verfassung stimmt, soweit gntsäcbsischc Herzen schlage», das 'Volk ein in den Ruf, in welchen die um den Thron des geliebten Fürsten gcschaarten frcigewählten Landstände auobrechen werde»: Hoch lebe der König! Hoch lebe die Verfassung! Hoch unser Sachsenland! haussier verlangen dringend Verstärkungen. Ans Marseille und Toulon wird gemeldet, datz die Entsendung von Truppen nach Afrika mit fieberhafter Hast betrieben wird. Tie Annexion von Tunis wird unter solchen Umstanden als nothwendig bezeichnet. Berliner Börse. Tic Haltung war schwankend. Günstig wirkte, datz sich in Paris die Liguivation leicht vollzieht, un- annstig, dag der Rcichsbankausweis eine Verminderung des Baarvorrnths um 7 Millionen nuswcist. Das Geschäft war mäßig, am Schluß ganz still. Vcn deutschen Bahnen hatten nnr Obcrschlesische, 1 Proe. höher, guten Verkehr. Oesterr. Bahnen meist matter; nur Franzosen und Dmccr gingen etwas hinauf. Banken waren entschieden schwach. Ercdit Actien blieben 4'/^ Mark, Disconto 2 Proe. schlechter. Deutsche Fonds ziemlich fest ; auch fremde blieben fest. Russische Noten standen im Vordergründe des Verkehrs und zogen rasch l Mk. an. Berg werke gcschnilslos. Industrien vielfach recht fest. Sachs. Gntzstahl X/.-,, Sächs. Webslnhl 1'P, Frister 1 Proe. höher. Ocstcrrcichische Prioritäten eine Kleinigkeit besser. Heues» Telearaulnie vcr..Dresdner Nattir." vom 3. Septbr. Berlin. Der „Post" wird aus London gemeldet: Ei» unermeßliches Unglück drobt in landwirtbschattlichcr Beziehung. Sollte daS regnemche Wetter, von dem wir in England in letzter Zeit so viel zu leiden batten, noch länger anbaltcn, so wird die Ernte vollständig verloren geben und die englischen Lnndwirthe wären vollständig ruinirt. Paris. Selbst die Hauptstadt Tunis ist ernstlich von den Insurgenten bedroht, die plötzlich an allen Punkten anstanchen. Die Truppen weigern sich auf ihre Landsleute ui schießen und versehen diese mit Munition und Lebensmitteln. Die Generäle Logcrot und Loküles und Sächsisches. — Se. Mas. der König hat am Sonnabende den Hebungen bcr 2. Jnfanteriebrigade Nr. 46 bei Stolvcn angemohnt. — In der letzten Sitzung des Gcsammtministcrinms, welcher Se. Majestät der König am Freitage präsidirte, ist der Wortlaut der Thronrede sestgcstcllt worden, mit der heute der Landtag eröffnet wird. Mil besonderer Wärme verweilt dieselbe bei dem Jubiläum der Versaffungsverlcibung. Es verlautet außerdem glaubwürdig, datz darin eine nambastc E r m atzigu ng der Z u - schlage der Einko m m c n st euer nngekündigt wird und datz der Landesherr mit besonderer Gcnngtlmnng dein Volke Zici dieser Besserung der Finanzlage und der Erleichterung der Steuerlast seiner Ilutertbanen verweilt. — Ihrem Gebrauche zufolge wählte in geheimer Sitzung gestern die 1. Kammer ihr Direltorimn: den Landesülteslen Hcmpel zum Vicevräsidcntcn, Bürgermeister r/öhr-Bautzcn und Gras von Könncritz zu Schriftführern. — Tie Verleihung dev Grotzkreuzes des V c rd i c n st o rd ens an die Präsidenten beider Kammern hat in der ^andcsvcrtrctung große Befriedigung erregt. Es hätte nahegelcgcn, dem Präsidenten der ersten Kammer, Herrn v. Zehnten, den Titel Erccllenz und dem Präsidenten der 2. Kr., Bürgcrmstr. Habcrkorn, das Grotzkreuz des Aldrechtsordenö zu verleihen. ^Turch gleichmäßige Verleihung der höchsten Klasse des höchsten Ordens sür Eivilverdicust an^ beide Kammerpräsidenten wollte der König dem konstitutionellen System eine.Huldigung Vorbringen. — Der Premicrlieutcncint Frbr. v. Eompe II. des 2. Hmnrcn- Regimcnts ist wegen überkommener Ticnstuntauglichkeit aus aller höchsten Kriegsdiensten verabschiedet worden. — Tic Absabrt des Ertradainpsschisses, welches die L a n d « st ändc zu deren Galadincr nach Meißen bringt, erfolgt Mon tag ' ->l Ubr. In Meißen erwarten königliche Gnlawagcn die Gäste, mit sic nach der Albrechtsburg zu bringen. — Znm Galadincr in Meißen am 5. d. M. marschirt auch eine Kompagnie des 2. Grcnadierregimcnts aus dem Kantonnement als Ebrentompagnie nach der Allwechtsburg. Das vollständige Musikchor dieses Regiments sowie die Fabne begleiten die Abthcr- lung. Abends nickt das Kommando wieder in das Kantonnement. Gestern Mittag tagte hier im Stndtvcrordnctensaale der Lnndesnnsschutz sür das König-Jobann-Denkmal unter dem Vorsitz des Herrn Lberbürgermcistcr I)r. Stübel. Es waren 80 -Herren ans verschiedenen Tbeilen des Landes, darunter verschie dene LaudtagSmitaliedcr anwesend. Es wurde mitgctbeilt, daß bis jetzt an Haaren Mitteln ca. 01.000 Pik. aufgebracht wurden, daß aber mit einer Ainalil in sicherer Aussicht stehender Beträge die Summe von 100,000 Mk. als erreicht angenommen werden darf, llebrigens stehen noch am'ebnliclie Beiträge in wahrscheinlichster Aussicht. Definitiv ward beschlossen: daß das ^Denkmal nunmehr und zwar in Dresden errichtet werden soll. Für die Vornahme aller weiteren Schritte zur Andsührueg des Denkmals ward ein engerer Ausschuß von 7 Personen gebildet. Diese letzteren sind: Kammcrberr Freiherr v. Burgk, Oberbürgermeister 1)r. Gcorgi, Präsident Bürgermeister Hnberkorn, Oberbürgermeister 1>r. Ttiibcl, Präsident Kammerberr v. Zebmen und zwei Deputirte der Militär vereine, die erst noch von den Vereinen zu wählen sind. Mit dem Hinweis ans das morgende Jubiläum und den Zusammenhang zwischen demselben und diesem patriotischen Unternehmen, sowie einem dreifache» -Hoch ans Se. Majestät den König schloß der Vorsitzende die Versammlung. — An dem Festmahle zu Ebren des an seinem 70. Geburts tage einstimmig znm Präsidenten der 2. Kannncr erwählten Herrn Bürgermeister H a berkor n nahmen alle Fraktionen zahlreichen Antbeil. Vieepräsident Streit begrüßte den vielfach geehrten Ge- bnrtsläger in herzlichen Worten, und Direktor Heger brachte den Toast ans die Kinder und Enkel des Gefeierten ans. In seiner bekannten schlichte» und liebenswürdigen Weise dankte Präsident .Haberkorn der Festgenossenschast. — VII. Vor sünszig Jabrcn. Ans den Erinneningcn eines alten Dresdners. Das war ein schöner Festtag, der 4. Sep tember vor fünfzig Fahren. Und die Sonne, die endlich den dichten Morgen»ebel durchbrach, war eine Allegorie sür den damaligen Zu stand Dresdens und nnseres "Vaterlandes. Von; ststlicb geichmücktem Raibbause ans zogen trüb halb nenn Ubr in feierlichem Kirchgänge die Mitglieder des Ralbs und die Eommunerepräientanten in die evangelische Hofliicbe, wo aucb die Vandstände sich versammelten. Nach einer geistreichen Festvredigt des Oberlidsprebigero Ilr. von Ammon erklang der ambrostaniicbe Lobgesnng. während dieses wur den im naben „Zwiw'er" von einem Bataillon (Mmmunalgardc und zwei Bataillons Jiinn'eric die Ehrensalven gegeben. Gegen N Ubr bildeten Abtheilnngen oer Garnison und der Hominnnalgardc auf dem Seblotzplabe ein Onarn e, in welches der Stadtratli und die Eommnnerepräicntnnten eintraten. Andere Abtbeilunge» von Mi litär und Ermimmalgardc bildeten eine -Have vom Grünen Tbor am Schlosse bis zum Vandbanie. Die Vandslände, Minister u. 1. w. versammelten sich im Tinonsaale. Nach einer Anrede deo Ministers Nosliz »nd Jänkendort ergriff der König Anton die ans einem Saminetkissen ruhende Originalversassungsiirkunde mit den Worten: „.Herr Landtagsinarichall tv. Bunan,, hier übergebe Ich FImcn die neue Vertonung, zu deren treuen und vollständigen Erfüllung ich mich mit meinem fürstlichen Worte verpflichte: möge der Himmel seinen Segen dazu geben, datz diese Venassung das Land und seine Bewohner so glücklich mache, mie cs meist herzlicher Wunsch und Wille ist!" Hierauf sprach der Prinz-Mitregcnt: „Beseelt von den selben Gesinnungen, welche Se. Majestät der König soeben aus gesprochen bat, verspreche auch ich bei meinem fürstlichen Worte, die letzt übergebene Verfassung treu zu beobachten, zu bewachen und zu beschühcn!" Die Lösung von lOI Kanonenschüssen und das Ge läute aller Glocken verkündeten der Residenz und der Umgegend den
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