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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060706029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906070602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906070602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-06
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Frohes Ereignis im Kaiserhause, Dresdner Lehrcrgesaugvcrei». Amerik. Nacht im Kgl. Belvedere. ! O» König Friedrich August in Hamburg. Kurs nach 2 Uhr traf gestern König Friedrich August, wie bereits in einem Teile der Morgenausgabe mitgcteilt wurde, in Begleitung des Bürgermeisters Dr. Burchard im Börsen- geväude ein. Nach einer kuMn Begrüßung durch den Prä sidenten der Handelskammer Herrn Alfred Michahelles und den stellvertretenden Präsidenten Herrn Rich. E. Krogmann, trat der König in Husarenunifvrni an die Brüstung, von der unten Kopf an Kops harrende» Menge laut jubelnd begrübt. Aus einen Wink von Herrn Michcchelles trat i» der Börse eine feierliche Stille ein. Herr Michahelles hielt daraus an die ver sammelte Kaufmannschaft etwa folgende Ansprache: .Meine Herren! Heute ist für unser gesamtes Deutschland ei» großer In bei tag, denn Heute wurde dem deutschen Kaiscrpaare der erste Enkel geboren ivieltausendstimmi-ges Hoch>. Für uns in Ham burg ist aber heute noch ein besonderer Festtag, »veil König Friedrich August von Sachsen, der anlässlich des Stapellauses eines Dampfers, der seinen Namen tragen wird, in Hamburg weilt, auch die hiesige Börse mit seinem Besuche beehrt. Die Beziehungen Mischen dem Königreich Sachsen und Hamburg ind stets besonders Herzlich gewesen, weil Hamburg als Rück- chlagsplatz für Sachse» zu dem Königreich in engen geschäft lichen Beziehungen steht." Der Präsident dankte zum Schluß dem König für sein Erscheinen durch ein kräftiges Hoch, in das die Menge dreimal 'brausend einstimmte. Ter König dankte für diese imposante Kundgebung durch ein dreimaliges Ver neigen. Darauf liest sich der Monarch von Herrn Michahelles die Einteilung der Börse erklären. Zum 'Schluss richtete der König nach den „Hamb. Nachr." etwa folgende Worte an die Versammlung: „Es Hat mich gefreut, Gelegenheit zu Haben, die Vertreter des Hamburger Handels und der Schiffahrt an -der Stätte ihres ernsten Strebens beisammen zu sehen. Ich wünsche dem Hamburger Handel eine recht blühende, freudige Zukunft! Adieu!" — Unter lauten Jubelrusen verliest der König das Börsengcibäude und begab sich wieder in sein Absteigequartier. Stapcllauf des „König Friedrich August". Vom „Hamburger Hof" begaben sich König Friedrich-August und Bürgermeister Tr. Burchard, sowie die anderen Mit glieder des Senats und das Gefolge des Königs zu den St. Pauli-Landungsbrücken, Ivo der festlich- geschmückte Staatsdampfer „Johannes Dalmann" ihrer harrte. Rings auf den Elbhöhen und am Strande standen unzählige Menschen, um den Stapellauf zu beobachten. Fast sämtliche Schiffe im Hafen — auch die ausländischen — hatten die Flaggen über die Toppen gezogen und von allen Hafengebänden, sogar von den Speichern, grüßten die bunten Flaggen. Auf der Werst lag, mit dem Heck »ach dem Strom zu gerichtet, der in seinem schwcirz-weist-roten Anstrich und. mit grünen Girlanden, sowie der Rautenslaage Sachsens geschmückte Täufling, der seinen Namen schon in Goldbuchstaben am Bug trug. An seinem Bug war auch die Tribüne errichtet: die sogenannte Ablaufskanzel fehlte wegen der Raumverhältnissc. Die Tribüne war mit Flaggentuch in den sächsischen und deutschen Farben Lraviert und die Brüstungen mit Girlanden behängl. Zwei bedeckte Tribünen flankierten rechts und links die Ablausskanzel, wo auf einem Podest die Ebampagnerslasche stand, die mit rotwcisten Schnüren am Bug befestigt wa». Aus der Tribüne hatte sich ebenfalls schon recht früh ein zahlreiches Publikum anaesammelt, darunter viele Offiziere der Garnison und besonders sehr viele Tannen. Rechts und links neben dem Täufling hatten zwischen den Eisenrippen auf Helge» liegender Nenbaiilcn die Arbeiter der Werst von Blohm n. Bost Ausstellung genommen. Trotz der glühenden Sonnenhitze, die mit mehr als tropischer Kraft niederbrannte, verlor man doch nicht seine gute Laune und harrte mit Andacht der Dinge, die da kommen sollten. Auf der Taufkanzel entwickelte sich bald ein reges Leben: zunächst erschienen der kommandierende General des 9. Armee korps, General von Bock und Polach. und Generaldirektor Ballin, denen sich Stadtkommandant Generalleutnant v. Versen, der Ches des Geueralstabes des 9. Armeekorps Oberstleutnant Fuchs, die Adjutanten des kommandierenden Generals Major v. Jordan und Rittmeister v. Polen, Oberstleutnant v. Münster, der Inten dant des 9. Armeekorps Geh, Kriegsrat Freibott, Obcrkriegs- gerichtsrat Dassner. Oberst und Kommandeur deS Infanterie- Regiments „Graf Bose" Nr, 3l v. Hinckelde», sowie die übrige» Negimeiltskoiniiiaiideure der Garnison und Platzmajor Rittmeister v. Schmeling auf der einen Seite und die Direktoren der Ham- burg-Ämerika-Linie anf der anderen Seite, zum grössten Teil mit ihren Damen, anschlossen. Die Taufkauzel füllte sich bald immer mehr, und es erschienen dann auch die Mitglieder des Senats, so sah inan n a, Senator Dr. Schröder, Senator Nesardt, Sena tor Dr. Slhnmer, Senator Mattstes, ferner waren zugegen der Präsident der Bürgerschaft, Landgenchlsdirektor Engel, Herr Adolf Woermnnn, Admiral v. Bodcnhausen und viele andere. Es war kurz vor >/r4 Uhr, als der Fanfarenmalsch ertönte, ein Zeichen, daß der „Johannes Dalmann" mit dein König am Landmigsponton angekommen war, wo ihn die Herren Blohm und Bost empfingen. Bald hörte man brausende Hurrarufe und sah den König und Bürgermeister Dr Burchard, sowie Bürgermeister Dr. Staniniann die Treppe zur Kanzel hinaufsteigen, gefolgt von einer Reihe von Offizieren und sächsischen Hoiveamten. Beim Eingang zur Kanzel überreichte ein kleines Mädchen dem König eine» Blumenstrauß. Freundlich nickend und mehrere Damen und Herren begrüßend, schritt der König, der sehr wohl und frisch nns- sah, zu dem Podium, auf dem anf einem kleinen Tischchen die rosengeschmückte Ehampagnerslasche lag. Oben flatterte die könig liche Standarte, die bet der Ankunft gehißt worden war. Ein Kanonenschlag dröhnte zum Zeichen, das; die feierliche Handlung beginnen solle. Dann wurde es still. Der König verlas dann folgende N ede; „Der Hamburg-Amerika-Linie danke ich aufrichtig für die Einladung zu dem heutigen Stapellaufe und für die freundliche Absicht, die sie damit verbindet. Mit Genugtuung erfüllt es mich, in der Werst von Blohm L Bost auf einem der hervor ragendsten Werkplätze deutscher Schiffbaukunst zu stehen. Hier blicken wir jetzt in anerkennender Bewunderung auf den ncu- erbanten Dampfer. Selbst ein Erzeugnis deutschen Gcwcrbc- steißos, ist er bestimmt, in den Dienst deutscher Arbeit zu treten. Die Gesellschaft, deren Fahr- und Werkzeug er werden soll, hat cs verstanden, unsere Landsleute immer weitere Bahnen über die Meere zu führen, immer neue Verbindungen anzuknüpsen, immer größere Absatzgebiete für unsere Produkte zu erschließen. Dabei hat sie in der Erfüllung ihrer nächsten Pflichten stets das Wohl der Allgemeinheit im Auge gehabt und über den wirt schaftlichen Ausgaben nie den Blick für vaterländische Ideale verloren. Wir weilen aber auch hier auf altem Hansaboden, wo Treue und Tüchtigkeit in Handel und Verkehr ein unver letzt bewahrtes und reich gemehrtes Erbe der Väter ist. Und auch ich danke es diesem Staatswesen und seinen Bürgern, das; wir alle im Reiche Teil haben dürfen an der Ehre und den Erfolgen hamburgischer Arbeit. Aus dem Binncnlande heraus verfolge ich mit lebhaftem Interesse -den großen Weltverkehr, der von den deutsche» Hafenplätzcn seinen Ausgang nimmt, denn ich bin mir wohl bewußt, wie zahlreiche Erzeugnisse gerade meines Landes diesen Weg gehen. Mit besonderer Ge nugtuung erfüllt es mich ober, dies zum ersten Male in Ham burg öffentlich bekunden zu können, da hier durch die Wasser straße der Elbe Sachsen unmittelbar dem überseeischen Welt verkehre sich onschließt. Möge Gottes Segen auch ferner mit Hamburgs Schiffährt sein, mit den Erzeugnissen dieser Werst und mit den Dampfern der Hamburg-Amerika-Linie. IVor allem aber wünsche ich von Herzen stets glückliche Ausfahrt und glückliche Heimkehr dem Schiff, das jetzt seinen ersten Lauf an- treten soll und dessen Wege ich immer mit besonderer Teil nahme verfolgen werde." Hammerschläge ertönten, die Bolzen wurden wcggeschlagcn, die Taue gekappt, der Schlitten kam ins Rutschen, und unter brausendem dreimaligem Hurra tauchte der »König Friedrich August" in die Elbe. Ter Dampfer „K önigFriedrich A UL u st" Hat eine Länge von 144^8, eine Breite von 16,76 und eine Seitenhöhe von 10,36 Meter. 'Leine Tragsähigikeit beträgt 7200 Tonnen, sein De placement 15 200Tonnen. Er vermag neben einer Mannschasts- bcsatznng von 157 Mann 255 Passagiere t. Klasse und 4M Passa giere 2. Klasse zu fasse». Ter Dampser ist mit zwei Vicr- zylindermaschinen, drei Doppclenderkesseln -und einem Einfach, enderkessel, zehn Ladewinden und zwei Psahlinast-en -versehen. Seine Geschwindigkeit beträgt 15 Knoten. — Nach dem Stapel- lauf des Dampfers „König Friedrich August" besichtigte der König die Werst unter Führung des Herrn >H. Blohm. Dann erfolgte die Rückkehr nach den St. Pauli-Landungsbrücken »na -die Fahrt zur Elbhöhe, wo der König das N isma r ck - D e-n k- mal besichtigte: -daran schloß sich der Besuch der Brandstätte, wo der König etwa eine halbe 'Stunde verweilte. AB der Fahrt durch die Stadt wurde Der König überall mit lebhaften Hurra- Rufen begrüßt. Neueste Drahtmeldnuuen vom 5. Juli. König Friedrich August in Hamburg. Hambur g. Der König von Sachse n verweilte gestern nachmittag und abend als Gast des Senats im Uhlen- horsier Fährhaus an der Alster. Bei der Tasel brachte der König ein Hoch aufdic Familie desdeutschcn Krön, prin z c n aus. Nach Einbruch der Dunkelheit fand vor dem Fährhaus en prächtiger Lampionkorso der Hainburger Ruder- vereine statt, dem sich viele Privatboote angcschlossen hatten. Auf dem Wasser wurde ein glänzendes Feuerwerk, abgebrannt. Das gegenüberliegende Ufer erstrahlte in magischer Beleuchtung. Dem König wurden bei seiner Rückkehr zum „Hamburger Hof", die mit Dampfer -erfolgte, von einer nach Tarnenden zählenden Menschenmenge herzliche Ovationen dargebracht, für die der König herzlichst durch Zunicken und Winken dankte. Heute vormittag 9 Uhr erfolgte vom DammtHorbahnhose aus die Weiterreise des Königs und seines Gefolges nach Kiel. Zur Verabschiedung aus dem Bahnhöfe war eine Anzahl Herren er schienen, an ihrcrSpitze die beiden Bürgermeister, Pr. Burchard und Dr Stammann, mit denen der Muig Händedrücke wechselte. Kiel. König Friedrich August von Sachsen traf, von Hamburg kommend, heute vormittag 10 Ubr 57 Min. auf dem hiesigen BahnHose ein. woselbst Prinz Heinrich von Preußen, das Offizicrkorps des 1. Seebataillons, Polizeipräsident v. Schröter und andere Herren zum Empfange erschienen waren. Nach herzlicher Begrüßung und Vorstellung des Gefolges begaben sich die Hohen Herrschaften durch das Fürstenzimmer aus dem Bahnhofe und traten mit einem Ver- kehrsboote die Fahrt zum Königlichen Schlosse an. Zur Lage in Rustland. Petersburg. Der „Russische Invalid" veröffentlicht einen Tagesbefehl des Kaisers vom 4. d. Mts., der den Obcrkömmnndierenden des Petersburger Militärbezirks und der Garde, Großfürst Nikolaus, auf den Mangel a n i n n e r c r O r d n u n g und Disziplin beim ersten Bataillon des P r e o b r a s ch c n s k y - L e i b - G a r d e - R e g i m e n t s aufmerksam macht und dieserhalb Verweise sür den Kommandeur deS Gardckorps der 1. Garde-Jnfanterie-Division und der ersten Brigade ausspricht. Ein zweiter Tagesbefehl enthält die Verabschiedung des Kommandeurs des Preobraschensko-Leib- Garde-Regimeuts und des Kommandeurs der 1. Garde-Jusan- tcric-Diviston, sowie die Enthebung des Kommandeurs des Gardekorps von seinem Posten. K o w n o. Aus Schaulen wird gemeldet, daß in dem dortigen Gefängnis die Gefangenen die Wächter entwaff ne ten und dann unter Abfeuern von Schüssen die Flucht er- griffen. Um an (Gouvernement Kiews. Auf einem benachbarten Gute kam cs zu einem Zusammenstöße aufständi scher B a u c r n mit der Polizei und Kosaken. Die Kosaken gaben eine Salve ab, wobei eine Frau und ein Bauer getötet wurden, Kunst und Wissenschaft. s* Die Direktion des C e n t ra I - T h c a t e r s Hat wegen des glänzenden Besuches der „Shcrlock Holmes"-Vor- stellunaen das Gastspiel des Herrn Bozenhard bis ein- schließt,ch Freitag, den 13. d. M.. verlängert. Die Erstaufsüb- rung von „S o n n w c nd t a g" mit Frau I. Baycr-Kwontbal und Herrn L. Böhm findet nunmehr Sonnabend, den 14. d. M., statt. st* Sommerkonzcrt des Dresdner Lchrergesangvereins im Linckeschen Bade. Lindcnblütenduft und linde Sommcrabcnd- luft — unter diesen glücklichen und hochwillkommenen äußeren Begleiterscheinungen vollzog sich gestern abend vor einem Audito- rium »on wohl 3000 Köpfen das mehr bescheidentlich denn treffend als „Liederabend" bczeichnete Gartcnkonzcrt der Dresdner Lehrersänger. Kurz wie das in überaus rascher Folge sich abwickelnde Konzert selbst kann auch der Konzcrtbcricht sein. Was könnte man zum Lobe der intelligenten, von Haus aus mit musikalischer Fachbildung gerüsteten Sänger und ihres kunst- erfüllten Leiters, Herrn Prof. Friedrich Brandes, wohl neues sagen? Man müßte denn heroorocbcn, daß die ersten Tenöre des Vereins seit dem letzten öffentlichen Auftreten nach Ouantität und Qualität noch erheblich gewachsen sind, sodal; den von scher imponierend klangkräftigen Bässen des Chores gegenwärtig eine völlig -ebenbürtige Bcrtreterschaft der melodie- üyrenden Stimmen gegenübersteht. Die über 200 Mann tarke Sängerschaft überwand — unterstützt von der wunder- amen Ruhe -eines durch keinen Lufthauch gestörten wonnigen Juliabends — alle akustischen Schwierigkeiten eines im Freien gebotenen Konzerts mit io trefflichem Gelingen, daß man selbst in den entfernteren Teilen des Gartens mit vollem Genießen sich aller Vortagsfeinhciten — und an solchen war wahrlich kein Mangel — erfreuen konnte. Mit einem Worte: ein ideal ge lungener Konzerlabend, an dem Kunst und Natur sich in seiten schöner Harmonie die Hand zum Bunde reichten. Nicht wenig triia zu solch erlesenen Eindrücken die Wahl und Zusammen stellung des Programms bei. Stimmunggebend für, den Ver lauf des ganzen Abends war gleich die erste Darbietung des Sängerchors: Richard Wagners eindruckstiefer Chor mit Orchester „An: die Kunst", der, in jeder Hinsicktt vorzüglich aus- geführt, als ein glänzendes Zeugnis für die Gewissenhastigkeit, den künstlerische» Ernst und die Begabung der Lehrersängcr gelten konnte. Wie dieser gewaltige Ehor, so erklang auch ein zweites größeres Chorwerk von echtem Kunstwert crstmalig seitens des Vereins: Curtis prächtig tonmalcnder. in den Wirkungen unfehlbar packender Chor: „Die Toten voni „Iltis", eine ergreifende musikalische Huldigung -an die Manen der mit dem Kanonenboot „Iltis" vor 10 Jahren heldenmütig unter- geangenen deutschen Krieger. Die weiteren Neuheiten der Vor- tragssolgc waren nach Art und Umfang ungleich ärmer an Be deutung, fanden aber mit Recht als sehr akzeptable Chorbaga- tellen freudig-beifällige Ausnahme. Es waren dies „Ein kleines Lied" von Fr. Nagler idcffen gestern ebenfalls gelungener und bereits früher erprobter „Mahnruf" allerdings wesentlich höher ,zu bewerten istj »nd zwei niedliche musikalische Huinoresken von Olhegraoen: „Ter -Obendrauf" und „Das faule Gretchen". Daneben begegnete inan im Programm einigen stets gern ge sehenen oder vielmehr gehörten Bekannten, wie Weber-Körners „Schwertlicd" und „Lützows wilder Jagd", Rheinbergers „Tal des Estzingo" (mit Orchesters und — vom stimmlich wie musika lisch trefflich beschlagenen Doppclguartctt des Vereins geboten — Attenhofens „Äbendfcier" und Curtis „Selige Zeit". Als be sonderer Vorzug des Programms ist zu rühmen, daß auch die — übrigens sehr lobenswert ausgcführten — Orchestervorträge der Schühcnkapclle lLeitung: Herr Musikdirektor A. Hclbigs sich sinnvoll und organisch dem Charakter der sie umrahmen den Ehorgesänge angliedcrt-en. —6t. Auieriknnische Nacht im König!. Belvedere. Z-ur Feier der Una-bhängiglkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika fand gestern im Königl. Belvedere ein Festkonzert im Rahmen einer ^nwrioan dlintzt statt, eine gleich elegante wie eigenartige Veranstaltung, zu der sich die hielpgc anglo-amerika- nffche Kolonie vollzählig eingefunden hatte. Dazu so zahlreiche fremde Passanten und Damen und Herren der Dresdner distinguierten Gesellschaft, daß bereits beim Beginne des Kon zertes die Saal- und Gartcnräumc übersüllt waren. Wer später kam, Mußte sich mit einem bescheidenen Stchplähchen begnügen. Man tat dies aber g-crn um des originellen Reizes der Sache willen. Es war ein Bild glanzvoller Aeußerlichkeitcn, was sich da entfaltete. Die an sich pompöse Beleuchtung des vornehmen Etablissements war 'durch Hunderte von Lanwions wesentlich er höht, die aus den Wipfeln der Bäume, den Rasen- und Garten- anlagcn herauslcuchtcten, die meisten der Tische schmeckten Blumen und Miniaturausgaben des t-ltnr 8pkcnp6<P Lanner, und in diesem mit einem Soinmernachtshimmel überspannten Bilde, den, auch der Vollmond nicht fehlte, ein Geiwvge von amerikanischen und englischen Damen und Herren, meist i« 1'uII clrc-ss, altes so festlich und fröhlich in der Stimmung, daß man unwillkürlich von dem Ganzen gefesselt und zur Anteil nahme an der llnabhängigkeilsscicr mttgcrisscn wurde. Das charakteristische Gepräge, die laute, festliche L-ust, gab dem Abend- aber doch erst die M »s i k. Herr Kapellmeister WilIvOlien hatte ein -Festprogramm -zusammengcstellt, das mit zwei Aus- nahmen <„Meistersinger"-Vori>piel und Donau-Wai-zcrl aus schließlich Kompositionen amerikanischer Komponisten auswies. Es folgten 'sich da in bunter, wechselrcicher Reihe teils pro- arammäßig. teils als stürmisch verlangte Zuaaben die welt bekannten Märsche Sonscss. der Oaüs 5Vr6k, Mvddletcms Para phrase über,.I1mvn 8outb". die „lilnvarmtbs" Morris, Fragmente ans Kerkers Operette ,/1'lis Lotto ok blcov Vork". ..lllumbtin liloss" lThurban) usw.: vor allem aber waren cs Stücke wie der „Vanlces lloocilo" in den Variationen Rubtnsteins, ,.1?bg lühorke voll", ..3'iio Stars aml Stripes torovar". die nebst einem geschickt »nd effektvoll zusammen-gestelltcn Potpourri amerikanische Weisen sSaddlers wa-l>rc Stürme des Beifalls »neckten 'und die kühlsten der anwesenden Aankccs und Ladys temperamentvoll bis zum Enthusiasmus stimmten. Die Stücke wurden übrigens ganz vorircss-iich, schwungvoll, namentlich auch rhythmisch charak teristisch ausgezeichnet gespielt und mit so au^scjprochen künst lerischen Fincstcn »viederqegeben, daß auch die mit Vergnügen lauschten, die dem Zwecke des Abends fremd gegeiiHberstanden Jedenfalls war es ein durchaus aclnngenes. reizvolles und eigenartiges Fest, was sich da a-bispielte, eine festliche Delikatesse, die in ähnlicher Distinktion allerdings nur in der Vornebimheii der äußerlichen Veranlagung unseres erste» Dresdner Etablissements, des Königl. Belvedere, sich zu so vollem »nd fesselndem Ganzen entfallen komtte. 41. 8t. st* Karlsruhe. Die Budgetkommission der Zweiten Kammer befaßte sich gestern nachmittag mit der Heide!- berger SchIoßsragc und beschloß, die Regierung zu er«
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