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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120217028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912021702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912021702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-17
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Die nationalliberale Fraktion des Reichs tages wählte einstimmig den Abgeordneten Basser mann zum Vorsitzenden und erteilte ihm zugleich ein Vertrauensvotum. Die Leipziger Wählerschaft des Herrn Dr Junck erwartet eine Rechtfertigung seines Ver haltens bet der Präsidentenwahl. Aus dem Schlosse des Barons Eduard v. Rothschild in Ferriöres wurden für 350000 Francs Silber und Wertgegenstände geraubt. Die Nationalversammlung in Nanking hat Iuanschikai einstimmig zum Präsidenten der pro visorischen Regierung der Republik China gewählt. Der Pennsylvania-Schnellzug ist in der Nähe von Altoona entgleist. BierReisende wurden getütet, 40 Personen zum Teil sehr schwer verletzt. Neueste vrMmelüungen vom ly. Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Im Reichstage hatten heute gleich bet Beginn am Bundesratstischc Reichskanzler von Bethmann-Hvllweg und sämtliche Staatsivkretäre Platz genommen. Die Generaldebatte zum Etat wurde fortgesetzt. Es sprach zunächst Abg. v. Payer (Frcrs. Vp,), der sich sehr ausführlich über die Wahlergebnisse verbreitete. Reichskanzler ». Bethmann-Hollweg ergriff darauf das Wort, um die Stellung der ver bündeten Regierungen zu den Wahlen und zu dem Ergebnis der Wahlen darzulegen. Die Vorwürfe gegen die Regierung, sie hätte nichts zur Aufklärung über die Finanzreform getan, oder nicht zur rechten Zeit, sind unberechtigt. Eins habe ich allerdings nicht getan, ich habe die Ablehnung der Erbanfallsteuer nicht verteidigt (leb hafter Beifall linkS), oder schärfer gesagt, ich habe die Art und Weise nicht verteidigt, wie sich die Konservativen und das Zentrum damals gegen die Erbanfallsteuer sestgelcgt haben. (Lebhafter Beifall links.) Wie hätte ich auch das machen sollen, nachdem die verbündeten Regierungen gerade diese Steuer mit besonderem Nachdruck gefordert hatten, und angesichts der Möglichkeit, datz bas Reich auf diese Steuer zurückkowmt. (Zustimmung ltnkS.) Der Abgeordnete Speck hat gestern für den Fall, datz Sie Regierung diese Art von Bosttzsteuern Loch wieder oinbringen sollte, das als eine Brüskierung der Parteien bezeichnet, welche den damaligen Entwurf abgelehnt haben. DaS ist ein sehr starkes Wort. (Hört, hört! links.) Die Regierung bringt ihre Vorlagen nach sachlichen Gesichtspunkten ein, da sollte von Brüskie- rung nicht gesprochen werden. (Sehr richtig! links.) Tie Bemerkung des Abgeordneten Speck hat mir aber zu glei cher Zeit gezeigt, wie die Erbschaftssteuer weit über ihre wirkliche Bedeutung hinaus zu einer hochpolitischen Frage erhoben worden ist. (Sehr richtig!) Meine Herren! Und was ist das Ergebnis gewesen'? Dort ans der Linken sitzen die lachenden Erben! (Heiterkeit.) Daß das so kommen mutzte, war von allem Anfang an mit Händen zu greisen. Aus diesem Grunde habe ich immer wieder die bürgerlichen Parteien gemahnt, sich nicht bis auf die Knochen zu zerfleischen. Der Sammclrus ist verspottet worden. Er ist bezeichnet worden als unzeit gemäß, als veraltet. Die Zeit wird .kommen, wo der Sammelriif nicht bloß von der Regierungsbank auS, sondern aus der Mitte des Volkes ertönt. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Dcsl-alb habe ich auch in den Wahlen bis zum letzten Augenblick die gemeinsamen Interessen des Bürgertums gegenüber der Sozialdemokratie zur Geltung zu bringen versucht. Erfolg habe ich damit nicht gehabt! (Heiterkeit links.) Aber ich habe meine Pflicht getan (mit erhobener Stimme), meine Pflicht gegenüber der Monarchie und gegenüber dem Lande, daraus hinzu weisen, welche Verwirrung im Volke entstehen muß, wenn die Scheidelinien zwischen den Grund- anschauungen über Staat und Gesellschaft, die in den bürgerlichen Parteien und in der Sozial demokratie herrschen, von den bürgerlichen Parteien selbst ins Nebelhafte verwischt werden. (Lebhafte Zustimmung, Lachen auf der äußersten Linken.) Wir haben da merk würdige Dinge erlebt. Als es 1007 gelang, dir sozialdemo kratische Fraktion auf die Hälfte ihrer Sitze zu reduzieren, da ging ein Jubel durch das konservative und liberale Bürgertum, und heute? Der Feind von vor fünf Jahren Hai 110 Mandate errungen, und wieder jubelt der Liberalis mus. (Große Heiterkeit.) Ich begreife ia, datz die Libera len eine Genugtuung darüber empfinden, daß die Konservativen und das Zentrum geschwächt wer den, aber der Schaden, der dem politischen Gegner zugefügt wurde, ist lange nicht so groß, zumal ein tortiu« gauclans vorhanden ist, wie die Sozial demokratic. Warum Haben Sie da gesubelt über den Sieg einer Partei, deren Niederlage Sie vor fünf Jahren ebenso laut begrüßt haben? Was hat sich denn in -er Zwischenzeit ereignet? (Sehr richtig! rechts. Unruhe links. Lärm.) Wie erklärt sich Ihre Freude, und was hat sich in der Zwischenzeit geändert? (Der Reichskanzler sprach nach Schluß der Redaktion weiter.) * Berlin. (Priv.-Tel.) Das Schreiben, in dem Ser Reichstagspräsident dem Kaiser die Konstituierung des Präsidiums anzetgt, ist gestern dem Kaiser übermittelt worden. Die Frage wegen der Abgabe der Visitenkarten der Präsidenten bei Hofe wird heute nach mittag oder morgen entschieden werden. Berlin. Die nationalliberale Fraktion des Reichstages wählte einstimmig durch Zuruf den Abgeord neten Bassermann zum Vorsitzenden und beschloß auf ein« aus ihrer Mitte gegebene Anregung mit all- seitiger freudiger Zustimmung, diese Gelegenheit nicht vor übergehen zu lassen, ohne ihrem in langjähriger an gestrengter und aufregender parlamentarischer Tätigkeit bewährten Führer den herzlichsten Dank und gerade im Hinblicke auf die Ereignisse der jüngsten'Zeit die Versiche rung ihres einuuitigen unerschütterlichen Vertrauens und ihres Einverständnisses auszusprcchcn. Aus dem Seniorenlonvent des Reichstages. Berlin. (Priv.-Tel.) Der S c n i p r c n k o n v c n t des Reichstages erörterte heute zunächst die Frage, ob an dem bisherigen Grundsatz sestgehalten werden (oll, daß zur F r a k t i v n s b t l d u n g und zur Vertretung im Lcniorcnkonvent und in den Kommissionen mindestens 15 Mitglieder notwendig sind. Diese Frage ist von praktischer Bedeutung, da die Neichspartci und die Wirt schaftliche Bereinigung nicht mehr über eine Mitglicder- zahl von je l5 Abgeordneten verfügen. Der Senioren- konvcnt einigte sich dahin, daß der bisherige Grundsatz aufrechterhalten werden soll, so daß die Reichs»» artet und die anderen kleinen Gruppen aus dem Seniorcnkonvcnt a u s s ch e i d c n. Weiter wurde eine Einigung darüber erzielt, daß unmittelbar nach Beendi gung der ersten Lesung des Etats die sämtlichen Anträge auf Aendcrung der G e s ch ä s t s o r d n u n g einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen werden sollen, ohne daß vorher eine größere Debatte über diese Anträge stattsindet. In Aussicht wurde genommen, die Tage vom 24. bis 26. Februar und vom 9. bis 11. März sitzungsfrei und die Osterferien am 29. oder sätest enS 3 0. März beginnen zn lassen. Ein deutsch-englisch französisches Kolonial- Abiommen? Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Paris wird gemeldet, die gegenwärtig schwebenden deutsch-englischen Ver handlungen seien nicht erst durch die Reise HaldaneS in Fluß gekommen. Was jetzt nicht nur zwischen Deutsch land und England, sondern zwischen Deutschland, England und Frankreich zustandckommen solle, sei kein Abkommen in Nüstungsfragen, sondern ein Kolonialabkomme rr. Die Aufnahme des Geplanten werde bei jedem der be teiligten Länder zunächst eine recht gemischte sein, weil für jedes von ihnen die Preisgabe langbcarbeitcten und -er Nation licbgcwordcnen Kolonialbesitzes in Frage stehe. Demgegenüber werde auf dem Wege einer Zusammen legung. wie sie die Geschichte kaum je gesehen habe, eine großartige Abrundung der beteiligten Kolo nialreiche und Ser Intercssenkrcise zustandekommen. England erlange wesentliche Vorteile, z. B. die Möglich keit der Durchführung seiner Kap—Kairo-Bahn. Zweifel los bezögen sich -ie Verhandlungen auch auf den französi schen und belgischen Kongo. Brand einer Zichorienfabrik. Nordhauscn. Durch Großfeuer wurde in der vergangenen Nacht die Zichorienfabrik von Heinrich Frank Söhne hcimgesucht. Der Brand äscherte einen Teil des Betriebes vollständig ein. Als Entstehungsursachc des Feuers wird das Hctßlaufen einer Zichorienmühlc an gegeben^ Großer Einbruchsdiebstahl im Schlosse Rothschild. Paris. (Priv.-Tel.) In dem Schloß des BaronS Eduard v. Rothschild in Ferriöres. in dem am lO. und 20. Dezember 1870 die ersten Fricdcnsverhandlun- gen zwischen Bismarck und Jules Favre stattfanden, ist gestern früh ein gebrochen worden. Die Diebe raub ten Silber und andere Wertgegenstände in Höhe von 350 000 Francs. Auch vernichteten sie ein Ge mälde, das Baron Rothschild für 200 000 Francs erstanden hatte, indem sic cs in kleine Teile zerschnitten. Auch kostbare Möbel im Fürstensalon wurden von den Einbrechern zerstört. Wagenspuren, die vor dem Schlosse fcstgestcllt wurden, weisen darauf hin, daß die Diebe im halten, z oerk. «. 1. Kunrt unli MrreincbsN. Mitteilung aus dem Bureau der Kiiuiglicheu Hof Heater. Im Opernhause wird Montag, den 10. Februar. Richard Wagners „Lohengrin" mit Herrn v. Vary in der Titelrolle aufgeführt. Die übrige Besetzung der Hauptpartten ist -ie folgende: König: Herr Zottmayr, Elsa: Frau Plaschke-von der Osten, Telramund: Herr Plaschke, Ortrnd: Frau Wittich, Heerrufer: Herr Zäüor (zum ersten Male). G Drittes (Gastspiel deS Kaiserlich Russischen Balletts im König!. Opcruhamsc. Zum Besten der unter dem Protek torat der Frau Prinzessin Johann Georg stehenden Kinder fürsorge des Elisabcthvereins und des unter dem Protek torat deS K. K. Oesterrcichisch-ttngartschcn Gesandten Grafen von Forgüch stehenden Ocstcrrctchisch-Ungarischcn HtlfsveretnS fand gestern das dritte und letzte Gastspiel deS Kaiser l. Russischen Balletts statt. Parkett und Ränge des ausverkausten Hauses zeigten nament lich ein glänzendes gesellschaftliches Bild. Man konnte bei dieser Gelegenheit beobachten, was durch den exquisiten Geschmack der Damen Dresdens und der Fremdenkolonie an Toiletten und herrlichem Schmuck geboten wird. Außer der Vorstellung tm Opernhause war offenbar der Gescll- fchaftsabend. zu dem sich Mitglieder der Vereine zu späte rer Stunde im Hotel Bellevue trafen, Veranlassung zur Entfaltung dieses Glanzes. Bor Beginn der Aufführungen nahmen Ihre König!. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde in der großen KüntgSloge Platz, Ge. Majestät erschien erst vor dem zweiten Tanzbild. De" Abend wurde mit einem „romantischen Traum" «D i e S y l v h t b e n", mit der Musik von Chopin, eröffnet. SS war wirklich, als ob ein holder Traum aus verklungenen Tagen wtederkehrte. Daß eine alte Kunst» die einer jungen Generation oft al» inhaltlose Fertigkeit und Künstelei er schien. noch einmal in solcher Köstlichkeit und Edelrcife ge hst«« vtrd. ist wie et» Wunder. ES wäre nicht uninter essant. zu untersuchen, wer namentlich in germanischen Ländern der alten Ballettkunst den Todesstoß versetzt hat — der Wandel der Anschauung hat sich jedenfalls ans der Basis der durch Wagner der Welt gegebenen künstlerischen Ideen vollzogen. Daß dadurch auch manches beiseite ge schoben wurde, was reizend und der Mühe wert war, ist zweifellos. Ballettkunst ist ganz besonders ans dem Trieb znm Spiel und Freude am Spiel hcrvorgegangen, schließ lich ist aber alle Kunst auf dieselbe Wurzel zuriickzusühren. Der künstlerische Reiz eines Balletts wie die „Sylphiden", in dem bläulich-grünen, ein wenig verschossenen Rahmen einer etwas mitgenomtnenen Dekoration ist unleug bar. Königin Gertrud sagt zwar zu Palonius „Mehr Inhalt, weniger Kunst", aber hier könnte ihr Wort nicht gelten. Man muß sich der be schwingten Anmut dieser holden Geschöpfe, in deren Tanz das Gesetz der Schwere aufgehoben zu sein scheint, herzlich srcuen. Es ist doch ein Stück Poesie, das sie in ihren Tänzen zu den melancholischen, zärtlichen, auf- peitschenden Weisen Chopins bieten. Und wer eine Ahnung hat, „wie das ward", wird die enorme Technik und Exakt heit, mit der diese Leistungen zustande kommen, bcw-um der«. ES ist „hohe Schule". — Als bedenkliche Verirrung ist allerdings „Der Getst der Rose" mit Webers Auf forderung zum Tanz zu bezeichnen. Dieser Geist der Rose sündigte so gegen den Geist der Weberschen Musik, daß eS verdrießlich zn hören und zu sehen war. Dazu kam. dqß das „Mädchen" (Frl. Piltz) recht wenig poetisch war, und der Nosenäeist (Herr Nijinsky) im Kostüm von der trübroten Farbe einer mißratenen Himbeerspetse trotz der fabelhaftesten Sprünge weiter nicht berauschte. Poetische Ideen dieser Art sind eben durch die Erneucrinnen des Tanzes, namentlich die Schwestern Wteseythal, künst lerisch viel glücklicher gestattei worben. — Dagegen hatten die „Tänze der Polowctzer", eines tartartfchen Stammes, etwas Berauschendes. stark Mitreißendes. Hier bei der rhythmisch - interessanten Musik BorodinS blühte ein leidenschaftliches Tempera ment aus -er» Tänzerinnen und Tänzern hervor. das elektrisierend wirkte. Das CharakterisicrungZvermögen der Einzelnen, die malerischen Kostüme trugen zur Ver tiefung der Impression bei, die man empfing. Hier sind die Russen unnachahmlich, — weil sic den Tanz im Blute haben, weil sic ihn fühlen. B. Anisfeld, der für die Inszenierung zeichnet, hat leider (auch in „Kleopatra") eine gefährliche Vorliebe für gleichmäßig rote Beleuchtung, die aber, was Anisfcld wohl nicht weiß, alle anderen Farben tötet und in ein älteres Galeriesauccnbrann verwandelt. Mit dem bereits ausgcsührtcn Drama „Kleopatra" schloß der Abend. Scraphima Astafiewa, die Dar stellerin der Kleopatra, ist ein Erlebnis — die Snggrstiovs- kraft, die von diesem Clitcstück der Schöpfung ausgcht, ist ungeheuer — man möchte an Scclcnwandcriuig glauben, Kleopatra ist für die Dauer einer Abendstunde in Seraphim» Astasicma lebendig geworden. Ein schönes, herrliches, mörderisches Tier, unbekümmert um Menschen, das nur nach eigenen Gesetzen lebt. — Der Eindruck der Darbietungen aus das Publikum war verschieden: es hat sich doch, wie man deutlich merkt, vom Ballett „weggclcbt" — die köstlichen „Snlphiden" ließen kühl, aber nach den „Tänzen der Polowctzer" und der „Kleopatra" wurden die Gäste lebhaft gefeiert. In das Beifallsklatschen milchten sich auch ,.71r> ?izvi'<1l,ii.sa"-R>ise — ans Wiedersehen. iizr. h* Sönigl. Schauspielhaus. Ein fast aiisvcrkaufteS Haus, in dem die Jugend besonders zahlreich vertreten mar. bereitete gestern der „Jungfrau von Orleans" eine begeisterte Aufnahme. Tic Rolle des Grafen Dunois gab zum erstenmal Herr Becker. Der temperamentvolle Bastard von Orleans konnte keinen temperamentvolleren Darsteller finden, Herr Becker war ganz und gar Ritter ohne Furcht und Tadel. Der Höhepunkt seiner Darstellung lag sicherlich im letzten Akt, als er, wie weiland der schreckliche Achill, durchs Lager raste, die Franken zur Befreiung der Jungfrau aufznrufcn. Der Eindruck war hier ganz ge waltig. Die übrige Besetzung war die alte, insonderheit war Frl. Treßnitz eine wundervolle Ieanne dÄrc. Ihr gelang es in der Tat, diese Schillersche Figur trotz aller Mystik wahrscheinlich zu machen.
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