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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270106014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927010601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927010601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-01
- Tag1927-01-06
- Monat1927-01
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1927
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Freispruch der Deutschen in Wiesbaden. Der englische Staatsanwalt stellt ungebührliches Benehmen englischer Soldaken fest. Gefährliche Zuspitzung in Kankau. — Waffenlieferungen -er U. S. A. an Diaz. - Wieder Tilel und Orden in -er Republik. Ein Urteil -es englischen Kriegsgerichts. Frankfurt a. M-, 5. Januar. Das englisch»: Polizeigcricht in Wiesbaden ha« die vier sungcn Dentsche« auS dem Tannusort Wörsdorf, die am Heiligabend in einer Wirtschaft mit zwei englischen Soldaten in Streit gerieten und sic aus der Wirtschaft herauswarscn, nach zweitägiger Verhandlung sreigesproche». weil das Gericht von ihrer Schuld nicht über zeugt war. Die Verhandlung vor dem englischen Gericht unterschied sich in sehr bemerkenswerter Weise von der Ver handlung in Landau. Der englische Staatsanwalt hatte unumwunden zugegeben, dag die beide« Engländer durch ihr ungebührliches Benehmen die Deutschen provoziert hätten und dadnrch an dem ganzen Vorfall die Hauptschuld trügen. Er habe aber Anklage erheben müssen, weil die dentsche Zivilbevölkerung nicht das Recht habe. Soldaten mit Gewalt zu entfernen. Das verstoße gegen die Ordonnanz >l. * Das Urteil von Wiesbaden steht in wohltuendem Gegen satz zu der französischen Justtzschmach von Landau, und ist geeignet, den von den Franzosen mit ihrem Prozeß beabsichtigten Eindruck im Ausland wieder auszulöschen. alS vb der Morbbube Roucier das Opser deutscher Provokationen gewesen wäre. Der Freispruch von Wiesbaden labt damit erneut den krassen Unterschied in die Augen springen, der zwischen den englischen und den französischen Besehungs- methoden besteht. Die Kehe gegen Vriand. Paris, 8. Jan. Die Absicht Briands, eine Debatte über die auswärtige Politik hcrbeiznsühren. wird damit erklärt, daß der Außenminister durch Sanktion des Parlaments Wider ständen innerhalb des Kabinetts ein Ende machen will. Wie mau behauptet, möchte Vriand seinen Ministcr- kollegcn Marin zwingen, entweder die Locarnopolitik an- znerkcnuen, o derauS dem Kabinett ausznscheiden. Wie ans Auslassungen der Pariser Presse hervorgeht, sind Vriand aus der unfreundlichen Haltung Marins große Schwierigkeiten erwachsen. Die Marin nahestehende Presse hat auch in der letzten Zeit wieder sehr scharfe Angriffe gegen Vriand gerichtet. Mehrere Artikel in der „Nation", die von Marin inspiriert waren, beschuldigen Briand, vor Deutsch land kapituliert z« haben. Einer der letzte« Artikel enthielt auch eiue Karikatur, auf der Strescmann als Unter offizier gezeichnet war. vor dem Briand und PoincarS stramm stehen. Driands Millelmeerreife Paris, 5. Jan. Außenminister Briand. der sich in kognito unter dem Namen eines Dr. Boyer auf einer Auto- rciic durch Südirankrctch befindet, traf in Marseille ein Er gedenkt von hier nach Ecc an der Mittelmeerkiiste weiterzu- reiscn, um dort einige Tage znr Erholung zu bleiben. In Pariser politischen Kreisen geht das Gerücht um, daß anläßlich der Reise Briands eine Zusammenkunft mit Mussolini in einem französisch italienischen Greuzorte ge plant sei, und daß die Reite des französischen Außenministers nach der französischen Riviera in erster Linie durch dtes« Zu sammenkunst begründet sei. Zusammenkunsl Churchills mil Mussolini. Paris, 5. Jan. Der englische Tchatzkanzlcr Churchill ist auf der Durchreise nach Malta in Paris eingctroffen. Chur chill wird in Nom Aufenthalt nehmen und mit Musso lini und mit dem italienischen Finauzministcr Volpi zu- sammentrefscn. Unisormzwang für die Offiziere im befehlen Gebiel. Mainz, 8 Januar. AuS Anlaß des Falles Roucier ist durch eine Verfügung des Oberkommandos der Rbeinarmec alle» Angehörigen der französischen Besatzung verboten worden, innerhalb dc^ Bcsetzun"^gebiets Zivilklcidung ,n tragen. Nur in ganz bestimmten AuSnahmesällcn darf von diesem Verbot ab^ewichen wcrd^., wozu aber tedeSmal die Erlaubnis der Truppcnkvmmandcure notwendig ist. Das Programm der französischen Demokralen. Znr Senatswahl am Sonntag. Paris, 8. Januar. Die radikalen Kandidaten für die Tcnatsersatzivahlcn am S. Januar, die eine Vorschlags liste zusamincngestellt haben, an deren Spitze der Gcneral- gouverncur von Französisch-Marokko steht, veröffentlichen heute ihr Wahlprogramm, das an erster Stelle für den Frie den cintritt. Wir lehnen in außenpolitischer Hinsicht, so heißt eS In der Erklärung, jede Handlung und jede Geste ab. die icmals einen Vorwand zur Erneuerung der Katastrophe bieten könnte, an die Frankreich mit Schmerzen zurückdenkt. Wir wollen, daß dieser Friedenswille sich auch im Innern des Landes durch Respekt vor der Republik, ihren Gesetzen und ihren Geist auswirkt. lW. T. B.i Am die Deutsche Studentenschaft. Der Ausschluß des Heidelberger Ortsverbandes aus der Dachorganisation der „Deutschen Studentenschaft" hat di« Aufmerksamkeit der Oeffcntlichkeit wieder auf den Konflikt zwischen den deutschen Studenten und dem preußischen Kultusminister Tr. Becker gelenkt, von dessen Ausgang die Zukunst und der Fortbestand der Deutschen Studentenschaft überhaupt abl,äugen. Mit dem „Wcihnachtsbriefe", den der preußische Kultusminister an die preußischen Hochschulen ge richtet und in dem er in verbrämte» Worten ein unmttz. verständliches Ultimatum gestellt hat, ist dieser Kampf, -er das akademische Leben schon seit langem stark beschäftigt, in ein akutes Stadium getreten. In der von Dr. Becker gestellten Frist bis zum l. März wird sich der Deutsche Stu-dcntentag entscheiden müssen, ob er unter Preisgabe seines bisherigen völkischen Aufbaues lnicht im Sinn« de» parteipolitischen Schlagwortes zu verstehen) Las vom Kultus minister geforderte starre Staatsbürgerprinzip der studeu» tischen Selbstverwaltung zugrunde legen oder in offenem Kamps« seine Ideale verteidigen will. Die Deutsche Studentenschaft setzt sich zusammen auS de» Einzelstudcntenschaften, di« ihrerseits wieder durch di« Hörer schaft einer Hochschule gebildet werden. Sie sind staatlich an erkannte Institutionen in den einzelnen Ländern mit Gelbst» verwaltnngs- und Zivangsbcstcuerungsrccht, analog de» Handels-, Handwerkskammern und ähnlichen Einrichtung««. Als Aufgaben sind ihnen zugewies«n di« Vertretung der Studierenden gegenüber der Hochschule, studentische Selbst verwaltung und Mitarbeit an der Hochschulverwaltung, ferner im allgemeinen Förderung der Leibesübungen, sowi« die Pflege des geistigen und gesellige» Lebens zur Förderung der Gemeinschaft aller Hochschulangehörigen. Gegenüber den Angriffen aus den Reihen derjenigen politischen Parteien, die unter Führung Dr. Beckers den einst selbstgeschaffene-n Studentenschaften jetzt den Garaus machen möchten, erfordert cs die Gerechtigkeit, zu betonen, daß diese Aufgaben von den studentischen Selbstverwaltungen unter schwierigsten Ver hältnissen mit treuer Hingabe und gutem Erfolge erfüllt morden sind. WaS auf dem Gebiete der sportlichen Ertüchti gung erzielt wurde, ist zum großen Teil Ser Förderung dieser Vertretungen zu verdanken. Als die Inflation den un bemittelten Studenten — und das ist die weitaus größt« Zahl aller Hochschulangehörigen — die Fortsetzung des Studium» fast unmöglich machte, da waren eö wieder die Studenten schaften. dte durch Aufbau einer Selbsthilfe, durch Wirtschafts organisationen, Vermittlung von Nebenerwerb, durch Be schaffung von Wohnung, Kleidung und StudienbvdarfS- artikeln den Daseinskampf der Jungakademiker erleichterten. In der Folgezeit wurde auf dem Gebiet« der geistigen Förde rung nachgehvlt, >vas die WirtschaftSnot verhindert hatte, durch Veranstaltung von Vorlesungen, die über das Fach studium hinausgingen, durch Studienreisen ins Grenz- und Ausland, die die Studenten mit den brennendsten Fragen des AuStandsdeutschtnmS in Berührung brachten und ihnen Ge legenheit zur Erweiterung ihrer Kenntnisse gaben. Wenn auch von stndcntenseindlicher Seite diese erfolg reiche Arbeit hämisch bekrittelt oder gar geleugnet wird, so geht der Kamps doch nicht eigentlich um diese Fragen, sondern um die Verfassungs- und KoalitionS.Grund sätze, nach denen sich die Studentenschaft organisiert hat. Bon jeher, besonders aber seit dem Versailler Diktat, sind di« deutschen Studenten Vorkämpfer des großdeutschcn Ge dankens gewesen, allerdings in anderer Weise, als ihn Dr. Becker und seine preußische Landtagsmehrhcit verstanden wissen wollen. Die Deutsche Studentenschaft war auf Grund ihrer Einstellung seit Jahren bestrebt, die deutschen Gruppen Danzigs, Oesterreichs und der Tschccho - Slo w a - kei in ihren Rahmen cinzubcziehen, und sic ging dabei von dem Grundsatz ans, daß sie nach eigenem Ermessen auslandsdeutsche Studenten und deutsche Gruppen des Aus landes ausznnchmen berechtigt ist. Gegen dieses Verfahren kämpft der preußische Kultusminister mit der Begründung, daß die deutschcn Studentenschaften im Sinne seiner Mini- sterialvervrbnung und der Weimarer Verfassung auf dem staatsbürgerlichen Prinzip aufzubaucn seien, wäh rend die in Frage kommenden auslandsdentschcn Studenten schaften ans völkischer Grundlage organisiert sinh. Der Unterschied besteht darin, daß nach deutsthem Muster jeder eingeschriebene Student deutscher Staatsan gehörigkeit Mitglied der Stndcntenschast sein kann, mährend in den deutschen Gruppen Danzigs, Oesterreichs und der Tschecho-Sl»waket nur Studenten deutscher Abstam mung aufgenommcn werden können. WaS der Minister den Studenten znm Vorwurf macht, ist der Einivan-, sie hätten sowohl in der Ausnahme einzelner Auslands deutscher wie im Zniammenschliiß mit auslandsdeutscheil Gruppen ein Aiiswahlsnstem befolgt, das er aus ver fassungsrechtliche» Gründen nicht dulden könne. Um seiner Forderung nach Aendernng der Statuten in diesem Sinne Nachdruck zu verleihen, hat er sie mit Ser Hankau unter der Pöbelherrschaft. Vor der Räumung der britischen Konzession. London, 8. Jan. Dte hiesigen Abendblätter veröffentlichen aussührliche Berichte über die Lage i» Hankau. Danach haben die Angehörigen der in Hankau wvhnenden Engländer Befehl erhalten, die britische Kon zessionzuräumen, mährend anderseits die in den Bvrorten wvhnenden Engländer angewiesen wurden, in der Konzession Zuflucht zu suchen. Der chiuestschc Pöbel hat die Verteidigungsanlagen zwischen der britischen Konzession und dem chinesischen Gebiet zerstört, jedoch ist das Kantoncscr Militär noch Herr der Lage. Die ausländischen Konzessionen und Banken und auch das britische Konsulat haben zum Schutze gegen den Pöbel chinesische Waffe» erhalten. DaS Zollgcbäudc und verschiedene andere Häuser der britischen Konzession werden vom Pöbel besetzt gehalten. Nur die französische und die japanische Konzession sowie amerikanisches Eigentum sind bisher unbehelligt geblieben. Alle verfügbaren britischen Floitenstreitkräftc sind von Schanghai nach Hankau beordert worden. London, 8. Ja». Reuter meldet ans Hankau: Infolge der sehr ernsten Lage sind die H a n d c l S h ä n s c r in der britische» Konzession gcschl o s s e n worden. Man hält cs nicht für aus geschlossen. daß das KonzcssianSgcbiet geräumt wird. (WTB.) Die B«nq1se-S1a-r Muhu geplündert. London. 8. Jan. Nach einer Meldung der British United Preß ist die Giadt Wnhn am Bangtse »»«ständig geplündert worden. In Peking hofft man, daß der zum Schutz der Euro päer entsandte amerikanische Zerstörer noch rechtzeitig in Wuhu ctntresscn wird. In .Hankau sind zwei amerikanische Kanonenboote zum Schutze der amerikanischen Interesse» cin- getrosfcu. Snqltznd hvffl auf Vermeidung eines Eingreifens London, 8. Jan. Renter veröffentlicht heute abend eine asscnbar inspirierte Erklärung über die Lage in Hankau, in der eS n. a. heißt: Die Notwendigkeit, von den Waffen Ge, brauch zu machen, wird sich hoffentlich vermeiden lassen. Nach den vorliegenden Berichten scheint die Regierung von Kanton in der Lage zu sein, die Ordnung aiifrechtznerhaltc». Die Frage, vb ocr Bolschewismus sür die Gestaltung der Lage in Hankau verantwortlich ist, wird man wohl nicht uneingeschränkt bejahen können. Der Ausgangspunkt der Bewegung ist der Wunsch der Chinesen, Ihr Land selbst zu verwalten. Die britische Politik entspricht dem, und sie ist, abgesehen vielleicht von den Vereinigten Staaten von Amerika, früher zu diesem Ergebnis gekommen, als die anderen Mächte. Ein allgemeines Ucbcrcinkominen über die Politik gegenüber China hat nickst bestanden und England hat nichts getan, was gegen den Geist der Verträge von Washington ist. (W. T. B.) Ein Deutscher in Kankau schwer verletzt. Peking, 8. Jan. Nach amtlichen Meldungen aus Hankau wird dort die Lage immer bedrohlicher. Am Montag wurde ein deutscher Staatsangehöriger in der britischen Konzession von einem chinesischen Agitator durch Dolchstiche schwer verletzt. Coolidge liefert Massen sür Nikaragua. Neuyork, 8. Januar. Wie hier verlautet, hat Diaz, dessen Truppen unter starkem MunitionSmangei zu leiden haben, die Genehmigung der Washingtoner Negierung znr Munitionscinsnhr nach Nikaragua beantragt. Wie die „Associated Preß" aus Managua meldet, hat bas StaatSdepariement in Washington Diaz die Erlaubnis erteilt, aus den Vereinigten Staate« 1MM Gewehre und ISO Maschinengewehre, sowie einige Millionen Patronen zu de» ziehen. Nach Washingtoner Meldungen habe« die amerikanischen Mari«etrn»pcn dcu Bcsehl erhalten, die Hauptstadt Rikara» gnas, Managua, zn besetzen. Der englische und italienische Geschäftsträger in Nikaragua hätten gegenüber dem amerika nischen Geschäftsträger erklärt, daß das Eigentum ihrer Staats bürger in Nikaragua gefährdet »nd daher ausländischer Schutz erforderlich sei. Die Kanalrechle -er U S A nicht bedroht. Washington, 8. Januar. Der Vertreter der liberalen Partei von Nikaragua in Washington, Dr. T. S. VacoS, erklärt hier zu den gestrigen Acußernnge» aus der Umgebung des Präsidenten Cvolidge über die Politik der Vereinigten Staaten in Nikaragua: „Mir ist nicht bekannt, daß die Kanal- rechte der Vereinigten Staaten oder die Konzession in der Bucht von Fonscca von irgend jemand bedroht werden. Bisher wird ein Kanal nickst gebaut und die amerikanischen Marinctruppcn sind an Stellen der Küste von Nikaragua ge landet worden, die am weitesten von dem geplanten Kanal entfernt liegen." lW. T. B.)
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