Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189009042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900904
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-04
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.09.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 2üS. — 10. Jahkgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit de» Datum der folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Rnrriger" «.it täglich einem Extra-Beiblatt; i. Meine Botschaft s. Sächsischer Erzähler »Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstr. Unterhaltnngsblatt 6. SonntagSblatt 7. Lästiges Bilderbuch listet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg-, bei de» Post-Anstalten 75 Psg. «Uchlch» Milks-ZMiger. verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die vanptblätter der^Schs. LandeS-Anzeiger»' erscheinen (ohne vrssk» Extra-Beiblätter) auch in eine, billigeren Sonder-Au-gabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" fürThemnitzmonatlich40Psg.sreiinsHaur: außerhalb Cheamitz monatlich50Psg.mitZntragen. Postzeitung-preirliste für 1890: Nr. 1307. Donnerstag, 4. September 1890 Der SSchs. Lander-Anzeiger ist eingettage»! i.d. 18S0erPost-Ztgr..Preirliste: Rr.»7S .t FSrAbonnentenerscheintieeinmallmIalstt Illustr. Kalender des Sächsische» Lantdote», Jllnstr. Weihnachtübtlch (Iahresbuch). Berlags-Anstaltr Alexander Wieds Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr.-Adr.: Lander-Anzeiger. Themuitz» Anzeigenpreis: Nanu, einer schmalen Corpurzeile 15 Psg. - Bevorzugte Stelle (lspaltige Petitzeile) 30 Psg. - Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle m« den Einrücknngkbetrag (in Briefmarken) beisngen sie 8 Silben Corpurschnft bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Die Anzeigen finden ohne Preisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den .Chemnitzer General.Anzeiger" (billiger- Sonder-Ausgabe der Hauptblätter der .Sächsischen Lande» - Anzeigers- ohne Veste» täglich- Extra-Beiblätt«,. Amtliche Anzeigen. 18. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Chemnitz, den 4. September 1890, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: I. Geschäftliche Mittheilungen. 3. Berichte des Berfassiiiigs-Nnsschusses über: ». den Nathsbeschluß, die Anstellung eines neue» Hilfsarzte; am Stadt-Krankeuhause; d. die Rathsvorlage: Anschaffung polizeilicher Traiisporlmittel betreffend; o. die Rathsvorlage, den mit der Gemcmde Funh abgeschlossenen Vertrag, die Lieferung von GaS seitens der städtischen Gasanstalt an die Gemeinde Furth betr.; ä. die Nathsvorlage, die Wahl des zcilhcrigen BanamtSregistratois Venter zum zweiten Stadt Buchhalter betr. 3. Berichte des Finanz-Ausschusses über: n. die RathS Vorlage, der Epileptischen Anstalt zu Klein-Wachau 300 Mk- zu verwilligen; d. die Rathsvortage, de» Verkauf einer Baustelle an der Seumestraße betr.; e. die Nathsvorlage, die Mitvollziehnng des Kauf- und Tauschvertrags zwischen der Stadtgemcinde und dem Eiscngießercilesitzer Se-dcl betr.; 6. die Raths vorlage, die Feststellung des Arealwerthcs vor den Grundstücken Nr- 1 und 3 j» der Bachgasse betr.; o. die Nathsvorlage, die Nichtvcrwcndnng der zur Schleaßeuhcrstellinig au, Brühl vcrwilligteu 1680 Mk. betr.; k. die Raths- Vorlage, de» Ankauf eines Geldsckraukcs für die Dcpositeuverwaltung betr.; x. die Nathsvorlage, die Mitvollziehnng des zwischen der Stadtgemcinde und Herrn Carl Friedrich August Uhlman» aageschlossene» Kauf- und Tausch- Vertrages betr.; I>. die Nathsvorlage, Führung eines Telcgraphenkabels durch die Stadt vou icr Flnrgrenzo Hilbersdorf bis zur Flurgreuze Kappel betr. Dev Stadtvcrordnetcn-Vorstehcr. Justizrath Or. Enzmanii. Limbach. Aus Folinm 327 des Handesrcgisters für den Bezirk des Unterzeichneten Königliche» Amtsgerichts, die Firma Gustav Hoher in Limbach betr., ist heute verlautbart worden, daß dem Kaufmann William Rittberger in Limbach Procura crtheilt worden ist. Limbach, am 23. August 1>90. Das Königliche Amtsgericht. Dr. Wctzel. Drahtnachrichten nnseres Altzeigers. Vom 3. September. Ga st ei». Hier fällt seit geraumer Zeit ei» an haltender, mit Schneegestöber nntermischter Gntzregen nieder. Die Temperatur beträgt 3 Grad. — Ans fämmt- ltche» Höhen »tn Gastein lagert eine dichte Schneedecke, die sich bis zur Thalsohle erstreckt. Genua. Zn Folge eines furchtbaren Wirbelstnrmes stürzten hier zwei Häuser ein, wobei 3 Personen getödtet und 12 schwer verletzt worden sind. Paris. It» der Nähe von Rodez, im Departement Aveyron gelegen, ist ein Arbeiterzng entgleist. Hierbei wurden 4 Eisenbahnbeamte und 6 Arbeiter getödtet und 17 andere schwer verletzt. Budapest. Das Hochwasser hat hier seinen Höhe Punkt erreicht. Die Prager, Linzer und Wiener Vorstadt stehen völlig unter Wasser. Viele Läden find geschloffen worden. — Der Bahndamm zwischen Budweis und Frauenberg ist von den anstnrmende» Wasserflnthen dttrchriffen worden. — Ein hier in der Nähe befindliches Kalklagev ist in Brand gerathen. Ersprießliche Neuerunge,r. Chemnitz, den 3. September. Die Neuerung des Einjährig-Frciwilligenwesens, die im Princjp ja definitiv feststeht, wenn auch die Einzelheiten „och näher erörtert werden, wird für die gesammte Erziehung im Deutsche» Reiche und damit auch für das socinle Leben von gewaltigem Ein flus; sei». Schon oft ist nachdrücklich betont worden, daß der Gymnasialbesnch wenig geeignet ist für solche junge Leute» die nicht die Universität besuchen wollen, sondern sich einem praktischen Berufe zuwende» müssen. Wer einmal Griechisch und Lateinisch geschmeckt hat, der ist besonders meist für den Handwerkerstand verloren, und doch isst cS nur angemessen, daß auch Handwerker auf eine gute Schul bildung für ihre Söhne halten. Der Gymnasialbesuch war vor Allem um deswillen ein so reger, weil das Einjährig-Freiwilligen-Zeugniß erstrebt wurde. Auch Schüler, die für ein Nniversitätsstudiui» keine Veranlagung hatten, quälten sich bis zur Prima durch und gingen dann mit dem Zeugniß für den einjährigen Dienst ab. Ihnen hat der Schulbesuch nicht den Nutzen gebracht, den er bringen sollte, und die jungen Leute vergessen häufig genug hinterher schnell das, was ihnen eben erst mit aller Mühe eingcpanlt wurde, und auch die Lehrer haben an diesem Unterricht keine Freude gehabt. Zwei ein greifende Maßregeln sollen nun mit einem Schlage hier Aenderung schaffen: Auch der Besuch der lateinlosen höheren Bürgerschule soll die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst geben, und aus der anderen Seite erhalten Gymnasiasten das Zeugniß erst dann, wenn sie das ganze Gymnasium bis zum Schluß absolvirt haben. Zweierlei wird damit erreicht: Das mühsame Erreichen des Zeug nisses seitens nicht sehr befähigter Schüler nimmt ein Ende, und alle diejenigen jungen Leute, die sich nicht dem Universitälsstudinm widme» wollen, werde» mehr und mehr aus den Gymnasialbesnch verzichten. Der Besuch von lateiulose» Bürgerschulen sichert ihnen nicht nur schnellere Erreichung des Einjährig-Freiwilligen-ZeugnisscS, sondern auch höhere Kenntnisse für das praktische Leben zu. Deutschland hat im Verhältniß zu der Zahl der Gymnasien zu wenig höhere Schulen für gewerbliches und praktisches Lebe». Daraus erklärt sich der starke Andrang zu den Lateinschulen, dadurch die Ueberfüllung in den wissenschaftlichen Berufen, die auf allen Seiten sich bemerkbar macht. Und was die Folge des Gelehrten- Prolelariats ist, das sehen wir heute sehr deutlich. Hingegen fehlt es im gewerblichen und kaufmännischen Leben noch recht oft an wirklich zeitgemäßen Kenntnissen in Folge des Mangels an entsprechenden Schulen oder aber der geringeren Rechte, welche diese Schulen besaßen. Die neuen Bestimmungen über das Einjährig-Freiivilligen-Wesen werden hierin eine Aenderung bewirken, und auf der neuen Grundlage muß dann weiter gebaut werden. Eingehende und nicht bloß oberflächliche Kenntnisse sind gerade heute in der allgemein bewegten Zeit für den künftigen Gewerbtreibcnden, Geschäftsmann und Handwerker nöthiger als je, und diese Kenntnisse müssen aus dem Boden des praktischen, niodernen Lebens stehen. Darin waren wir gegen andere Industrie staaten noch zurück, und der ideale Schwung, welchen die Gymnasial bildung wohl verleiht, reicht im Sturme-deS-Alltagslebens für Den, welcher mitten in demselben steht, nicht a»s. Vor Allein aber dürsten die Neuerungen für viele Eltern den Anlaß bieten, nun nicht mehr, wie früher so oft, zu sagen: „Mein Sohn muß studiren!" Es giebt auch andere Wege, auf denen ein tüchtiger Mann das Ansehen seiner Mitbürger erwerben kann, und einen höheren Lohn für sein Streben giebt es ja nicht. Unwillkürlich gedenken wir dabei der Wortes, das dem alten Krupp in Essen in den Mund gelegt wird, als ihm die Erhebung in den Adelstand angeboten wnrde: „Es giebt viele Grafen und Freiherren in Deutschland, aber nur einen einzigen Krupp!" Eine Künstlerin. Novelle von Heinrich Ortmann. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten- Don Benito schien davon nicht das Mindeste zu bemerke». Er schaute ziemlich gelangweilt auf das Gewühl von Wagen und Fuß gänger», die sich auf dem nämlichen Wege von der Rennbahn heim wärts bewegten, und ein paar Mal zog er seinen Mantel fester ui» ,die Schulter», als wenn ihm, dem verwöhnten Sohne des Südens, die kühle Luft des Spätsommertages ein unbehagliches Frösteln ver ursache. In einer der stillsten und vornehmsten Straßen der Hauptstadt lag die Wohnung des Mexikaners. Er hatte eine Reihe von voll ständig möblirtcn Zimmern gemiethet und seine Lebensführung war, wie cs schien, auf dem größten Fuße eingerichtet. Wenigstens machte die Mahlzeit, welche ein Diener im schwarzen Gesellschaftsanzuge der kleinen Gesellschaft servirte, der Küche des Gastgebers alle Ehre, und die Weine, die auf der Tafel erschienen, trugen die allerfeinstc» Marke». Oberst Miramon verstand sich augenscheinlich auf diese Dinge nicht minder gut als auf Pferde und er zeigte unter dem Ein fluß des feurigen Rebenblutes jetzt auch eine ungleich größere Leben digkeit als vorhin. Er Wußte eine Fülle ergötzlicher Anekdoten zu er zähle», deren Schauplatz übrigens merkwürdiger Weise nimmer seine mexikanische Heimath, sondern abwechselnd bald London, bald Paris war, wo er sich — wie er sagte — vor seiner Ankunft in Deutsch land eine Zeit lang aufgehalten. Freilich streiften seine kleine» Ge schichten oft recht bedenklich nahe an Gegenstände, die man in Gegen wart ein« Dame sonst nicht zu erörtern Pflegt, aber Celeste hörte ihnen mit ihrem unschuldigen Kindergesicht so unbefangen zu, als begreife sie von alledem nicht das Mindeste, und so wurde das Pein liche solcher Momente wesentlich gemindert. Die Augensprache zwischen dem Baron »nd dem schönen jungen Weibe aber war während des Diners mit solcher Lebhaftigkeit weitergeführt worden, daß Treuen- W über den Sieg, welchen er da errungen, nicht langer mehr im Politische Rundschau. Chemnitz, den 3. September. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat am Sedantage früh im Morgengrauen Potsdam verlassen und ist mit Extrazug in das Manöverterrain des Gardecorps »ach Blumcnhagen bei Pasewalk in Pommern gereist und dort von einer von Nah und Fern zusammen geströmten Menschenmenge mit lebhaftem Enthusiasmus begrüßt worden. Der Kaiser stieg sofort zu Pferde» worauf die Manöver ihren Anfang nahmen, die sich bis in die Mittagsstunde.hineinzogen, und zu welchen der Kaiser selbst die Idee gegeben. Nach dem Schlüsse der Uebung sprach der Monarch seinen volle» Beifall mit de» Leist ungen von Osficieren und Mannschaften aus, und trat dann die Weiterreise nach Kiel an, wo über Neubrandcnburg und Lübeck die Ankunft am Abenb erfolgte. Auf dem Bahnhöfe wurde der Kaiser Zweikel sein konnte und daß die Flamme einer heißen verzehrenden Leidenschaft in seiner eigenen Brust immer mächtiger und unbezwing licher emporloderte. Als die Cigarren gereicht wurden, machte der Oberst dem Grafen den Vorschlag, ihm Einiges von den Merkwürdigkeiten zu zeige», welche er auf seinen weiten Reisen gesammelt habe, und da Coltzste erklärte» sie kenne alle diese langweiligen Dinge zur Genüge, so fand Treuenfels leicht einen schicklichen Borwand, ihr Gesellschaft zu leisten, während sich die beiden Herren in die anstoßenden Gemächer begaben. Kaum sahen sie sich allein, als der Baron, kaum noch Herr seiner selbst, die feine, weiche Hand des bestrickenden Weibes ergriff und sie ungestüm a» seine Lippen preßte. Und sie machte nur einen schwachen Versuch, seine Liebkosung abzuwehren. „Ich bitte Sie — was thun Sie da! Man könnte uns über raschen!" kam es zaghaft über ihre Lippen, und dies leise Wider streben war natürlich nur dazu angethan, die Gluth, welche ihn erfüllte, zu noch wilderer Zügellosigkeit anzufachen. „Sie überliefern mich der Verzweiflung, Celeste, wenn Sie mich zurückstoße»!" flüsterte er mit heißem Alhem. „Ich kann nicht mehr leben ohne Ihre Liebe." Und die schöne Mexikanerin dachte nicht daran, sich entrüstet von ihm abzuwenden oder gar den Beistand ihres Gatten gegen eine so beispiellose Kühnheit anzurufen. Ohne ihm ihre Hand zu entziehen, hauchte sie wie zu einem letzten ohnmächtigen Versuch, sich der Ge walt seiner Leidenschaft zu entziehen: „Lassen Sie mich, Kurl! Haben Sie Mitleid mit mir, denn ch bin ein hilflose» Weib!" ) „Nein, ich lasse Dich nicht, und wenn es mein Leben. kostet I Ich weiß cs, daß Du mich liebst — Deine Augen haben eS mir längst verrathen l Nun bist Du mein und keine Welt soll Dich mir entreißen!" Er preßte sie mit stürmischem Ungestüm an seine Brust und eine Lippen brannten auf den ihrigen in einem langen, inbrünstigen Kusse. Mvste hatte sich nicht länger gesträubt; hingehend und wilkn^ von dem Prinzen Heinrich und den höheren Osficieren empfangen und fuhr von dort durch die festlich geschmückten Straßen, von der Bevölkerung lebhaft begrüßt, nach dem Schlosse. Dort fand Empfang der Officicre des österreichischen Geschwaders und Abendtafel statt. — Ueber das Ergebuiß der Zusammenkunft Kaiser Wilhelm'» mit dem Zaren giebt der deutsche „Reichsanzeiger" folgende bedeut» same Meldung wieder: „Gegenüber mehreren Mitglieder» de» diplomatischen Corps, welche er im Laufe der vorigen Woche empfing, drückte der russische Minister von Giers seine völlige Befriedigung Über die Entrevue in Peterhof aus. Dieselbe, bemerkte er, bilde eine neue und feierliche Bekräftigung der zwischen Rußland und Deutschland bestehenden gute» Beziehungen und deren Wirkung werde sicherlich mächtig zur Aufrechterhaltung de- europäischen Friedens beitragen." — Die „Tägl. Rundschau" in Berlin und die „BreSl. Ztg." hatten vorige Woche mitgethcilt, daß Fürst Bismarck nach dem vom- Kaiser Wilhelm I. durch sei» Wort „Niemals!" zurückgewiesenen Demissionsgesnch noch ein solches Gesuch eingcrcicht habe, welches der greise Kaiser sehr kühl abwies. Die „Hamb. Nachr.", Fürst Bis- marck's heutiges Organ, klären nun die Sache auf. Es ist richtig, daß das Entlassungsgesnch, und zwar wegen eines unwillkommenen Bundesrathsbeschlusses eingereicht »nd kühl zurückgewiesen, aber Ein reichung und Rückwcisung beruhten auf einer Verständigung von Kaiser und Kanzler, es war ein politischer Schachzug gegen den Bundes rathsbeschluß, der denn auch zurückgenommen wurde. — Ein Blatt in Halle will erfahren haben, Gras Moltke würde zu seinem 90. Geburtstage zum Herzoge ernannt werden. Das ist schwerlich richtig, der greise Marschall hat schon früher jede weitere Standesechöhiuig abgelehnt. Voraussichtlich wird ihm zu Ehren eine allgemeine militärische Feier veranstaltet werden. — Die „Kreuzztg." schreibt, daß die Idee, eine Stiftung z». gründen, aus welcher der Armee entstammende, hervorragende mili tärisch-wissenschaftliche Werke prämnrt würden, dem ganzen Wesen deS Feldmarschalls am meisten entsprechen würde. I» Parchim agitirt man hingegen lebhaft für den Ankauf von Moltke'S Geburtshaus, um darin eine Moltkestiftung unterzubringe». . ^ — Der deutsche „Reichsanzeiger" bringt folgende Kundgebung zum Sedantage: „Dankbaren Herzens wenden sich die Blicke zum Himmel, der de» deutschen Heeren Ruhm und Sieg verliehen, dank baren Herzens aber auch zu dem Andenken deS großen Kaiser» und seines erhabenen SohueS, deS Kaisers Friedrich, welche das Deutsche - Reich geschaffen und die dem deutschen Volke in diesem Reiche da» heiligste Vermächtniß hinterlasscn haben. Dankbar gedenken wir der Segnungen des Friedens, welcher nunmehr seit fast zwanzig Jahren dem Volke beschicken ist, dankbar auch der glücklichen Entwickelung des Reiches, die sich nach dem Wahrspruche des großen Kaisers: „Allezeit Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an de» Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung" vollzogen und welche unter der gesegneten Regierung Sr. Majestät deS Kaiser» und Königs auch während der letzten zwei Jahre so schöne Früchte gezeitigt hat. Möchte diese glückliche Entwickelung auch fernmhin nach June», wie »ach Außen sich fortsetzen, und in de», deutsche» Volke stets das Bewußtsein lebendig bleiben, daß Einigkeit, Pflicht gefühl und Opferbereilschast, wie sie uns die großen Güter errungen haben, so auch für ihre Erhaltung und Vertheidigung allzeit »oth- wendig sind." — Ncichscoiiimissar von Wißmann ist am Dienstag in Brüssel vom König Leopold von Belgien empfangen und mit einer Aus zeichnung bedacht worden. Der Reichscommissar wird auch mit den leitenden Personen des Kongostaales eine Unterredung habe». — Der „Reichsanzeiger" publicirt die Verleihung des Kronen ordens 3. Classe an den Or. Karl Peters. Die Ernennung deS Letzteren zum deutschen Generalconsul in Zanzibar scheint sicher zu sein. — Die Bildung eines Arbeitgebcrbundes im Baugewerbe wird für ganz Deutschland angestrcbt. Zweck dieses Bundes svll sein, eine Capitalmacht zu schaffen, um den in den letzten Jahren Überhang Ä loS wie ein Kind lag sie an seinem Herzen; sie erwiderte seine Küsse nicht, aber sie duldete sie» und er fühlte das Wogen ihres BnsenS, wie die Wärme ihrer sinnberückenden Gestalt. Da schlug der Klang von Stimmen ans dem Nebenzimmer an ihr Ohr und machte ihrer seligen Selbstvergessenheit ein jähes Ende. Cslsste befreite sich hastig ans der Umarmung des Barons, sie trat ein paar Schritte zurück und ihr Gesicht war wieder so »„schuldig und unbefangen, daß diese plötzliche Wandlung ihren schauspielerischen Ta lenten in Wahrheit alle Ehre machte. Wäre Don Miramon ein arg wöhnischer Gatte gewesen, so hätte trotzdem leicht genug ein fataler Verdacht in seinem Herze» aufstcigen können, denn Treucnfels verstand sich viel weniger darauf» seine Erregung und Verwirrung zu verbergen. Aber der Oberst schien das wahre Muster eines vertrauensseligen Ehe mannes. Er nickte seiner Gemahlin zärtlich zu und fragte den Baron lächelnd, ob er sich nicht allzu sehr gelaugweilt habe. Uni so ernster und strenger erschien das schöne, aristokratische Antlitz des Grafen. Er richtete während der nächsten Viertelstunde nicht ein einziges Wort an Celeste, gab ihr, wenn sie ihn in das Gespräch zu ziehen versuchte, einsilbige, fast unhöfliche Antworten und verabschiedete sich dann in einer Weise, die auch Treuenfels »öthigte, sich ihm anzuschließcn. „Wir hoffen, Sie bald, recht bald wicderzusehcn!" war das letzte Wort des schönen, jungen Weibes. „Die gesellschaftlichen Formen unseres Vaterlandes sind etwas weniger steif und förmlich als die Ihrigen. Wir würde» glücklich sein, wenn auch Sie sich i», Verkehr mit »ns dieselben zu eigen machen wollten. Als Kurt zum Abschied ihre Hand küßte, fühlte er einen sanften» verheißungsvollen Druck der Weichen Finger, und wie in cinem Rausche chritt er an der Seite des ernsten Freundes über die teppichbclcgten Stufen des vornehmen Hause- herab. „Wollen wir eine Droschke nehmen?" fragte Jenison, als sie unten standen; Trsuenfel» aber erwiderte hastig: „Nein, laß un« ei» wenig durch den Thiergarten promeuiren; die Abendlust ist so würzig und der Kopf ist mir doch «in wenig heiß) gewoichek von hem schweren Wein-5 (Fortsetzung solgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite