Nr. 9. s Beiblatt zu», „Chcniiilher Geiiernl-Anzelgcr" und zu», ..Säck,fische» Landboten". / 1699. Aus den Vorbergen des Thüringer Waldes- Skizze von Fr. Beruh- Störzner- Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Beide Wanderer, Vater und Sohn, traulen ihren Augen nicht bei dem Anblicke, der sich ihnen darbot. Auf der Ebene „Wüste Kursdorf" er hoben sich schilf- und strohgedeckte Hütten. In der Mitte des hervorgezaubcrten Dörfleins ragte ein Gotteshaus mit niedrigem Thurme hervor. Orgeltöne erklangen durch die stille Mondnacht. Hie und da blinkte durch die kleinen niedrigen Fensterluken Lichtschimmer. Da öffnete sich die Thüre einer Hütte und heraus trat ein alte- Mütterchen, gestützt auf einen Krückstock. Ihr folgte ein junges Mädchen in blondem Haar. Beide gingen an den erstaunten Scheiditzern vorüber, nickten diesen zu und traten in die erleuchtete Kirche. Nicht lange darauf schlug die Glocke aus dem Thurme des Gotteshauses und plötzlich >var aller Spuk verschwunden. Von einem Dörslein war Nichts mehr zu sehen. Still als hätte sich Nichts er eignet, lag die „Wüste Kursdors" da, über welche der sandige Weg dahinführt. — In manchen Nächten klingt vom wüsten Dorfe Kursdors Glockenklang durch den abendstillen Wald, der von den Bewohnern des Zeitz- grundcs oftmals vernommen worden ist. Von der idyllisch gelegene» Kursdorfsmühle gelangen wir nach kurzer Wanderung am Rabsberge vorüber, der, wie schon erwähnt, einst eine stolze Burg getragen hat, von der noch Gräben und Mauerwerk vorhanden sind. DaS Thal» welches sich vom Zeitzgrunde nach Norden abzweigt, nennt man den »RabSgrund". Die Nabsburg, deren Namen früher Robenitz, berg, Rabesberg und Rabenbergk lautete, ge hörte den Dynasten von der Lobdeburg bei dem Städtchen Lobeda im Saalthale, wurde- von diesen an den Grafen Günther von Schwarzburg verpfändet und am 15. Februar 1333 an die Schwarzburger Herren vertäust. Die Burg, in der einst auch di« fahrenden Sänger gern gesehen wurden und manche» Lied ertöne» ließen, sank mit der Zeit zum Raubschloß herab und ist als solches zerstört worden- Die Weimar« Geraer Eisenbahn hat sich durch den südlichsten Vorsprung des RabS- berges den Weg gesucht, und man fand damals beim Durchbruch dieses Berges verkohlte» Getreide, Sporen, Hufeisen, einige Dolche, Münzen, ferner stieß man auf verschiedene» Mauerwerk. Wenige Minuten vom Rabsberge nord wärts entfernt liegt im tiefen Forste versteckt die kleine Rabsburg, welche mit der großen Rabsbnrg, die auf dem Rabsberge stand, durch eine» unterirdischen Gang noch heute verbunden sein soll. Von der kleinen Rabsburg sind nur noch die ehemaligen Wallgräben und spärliche» Gemäuer übrig. Der RabSberg ist von der Sage umrankt und Viel wissen die Leute zu erzählen, was sich einst hier zugetragen haben soll. Am südlichen Fuße des Rabsberge» be findet sich in unmittelbarer Nähe der alten Lumpenmühle, die zur Papiermühle gehört, zu der wir bald, aufwärts im Zeitzgrunde wandernd, gelangen, eine einsame Begräbnißstätte. Hier ruht der frühere Besitzer der genannten Papier mühle, dessen Lieblingsplätzchen die Umgebung des Nabsberges und die alte Lumpenmühle war. Da, wo er so gern im Lebe» geweilt und den Traum der Kindheit geträumt, wollte er mich im Tode ruhen. Die Seinigen haben ihm den letzten und sehnlichsten Wunsch erfüllt. Wir gelangen nun zur vielbesuchten Papier mühle, in der zur Sommerszeit Erholungs bedürftige «ine freundliche Aufnahme finden. Besonders Familien au» Leipzig und Altenburg halte» sich gern hier längere Zeit zur Sommer frische auf. Unmittelbar über der Papier mühle, in der noch heute wie vor langer Zeit schon Papier gefertigt wird, liegt die Halte stelle „Papiermühle". Hier kommen zu jeder Jahreszeit und bei jeglichem Wetter Bewohne» au» den umliegenden Dörfern zusammen» um einige Stunden kn zwangloser Gesellschaft zu verweilen und zu Flandern. Da werde» wohl nicht kette» auch jene gruseligen Geschichte»