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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070507011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-07
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Sitzungsbericht.) * Im preußischen Abgeordnetenhause wurde die Berggesetz - Novelle beraten. sS. Dischs. R.s * Die Disziplinarkammer hat auf Dienst entlassung des ehemaligen Gouverneurs Horn von Togo erkannt. (S. Dtschs. R.s * Es wird amtlich bestätigt, daß zurzeit zwischen Frankreich und Japan Unterhandlungen im Gange sind bezüglich des Abschlusses eines Ver trages zur Ausrechterhaltung des stuws quo im äußersten Orient. lS. Ausland und Letzte Dep.s * Der russisch -japanische Handels- und Fischerei - Vertrag ist gestern endgültig unter zeichnet worden. * Nach einer dem Staatsdepartement in Washington zogevangenen Meldung sind die diplomatischen Be ziehungen zwischen Mexiko und Guatemala ab gebrochen worden. Vie Wlliibeivegung. «Von unserem Londoner L-Korrespondcnten.) Peinliche Nachrichten kommen von der indisch-afghanischen Grenze. In Rawalpindi haben unter der Führung des aka demisch gebildeten Hinduelements ernste Unruhen der Bauern stattgemnden. Rawalpindi ist für die indisch-afghanische Politik mit allerlei bedeutsamen Erinnerungen verknüpft. Hier sand das große Darbar statt, auf dem Lord Tusferin mit dem Emir Abdurrhaman die von zwei liberalen Vize königen verfahrenen Beziehungen — die Russen hatten die Situation zu benutzen verstanden! — vergeblich wieder einzurenken versuchte. Zwanzig Jahre sind darüber hingegangen. Dem ebenfalls konservativen Earl Minto und seinem Vorgänger Curzon ist gelungen, was dem stürmischen Dufferin nicht glückte. Der Emir ist heute englischer Freimaurer. Ein größerer Um schwung läßt sich gar nicht denken. Aber es scheint, als ob die englisch-indische Politik dieses Erfolges nicht froh werden soll, die Politik, an der heute jene beiden unglücklichen Vize- önig«, Lord Elgin und der Marqurs of Ripon, als Kabi- nettsmitglieder maßgebend beteiligt sind. In Afghanistan ist der Mohammedanismus in heftiger Gärung. Der Emir hat mit den Mollahs ein kategorisches Wort gesprochen, um seinen Sohn und Vizeregenten wäh rend seiner eigenen Inspektionsreise durch sein Reich vor religiösen Wühlereien zu schützen. Im geheimen glüht der Brand weiter. Wie rapide der Funken religiöser Verstimmung an der indischen Grenze bösartige und schwer zu überwindende Brände stiftet, davon hat England mehr als einmal blutige Beispiele erlebt. Auch jetzt wieder ist die Flamme auf der indischen Seite des Khaibar-Passes zuerst zum Durchbruch gekommen. Ohne die englische Herrschaft würden in Indien Moham- medaner und Hindus sofort übereinander hcrfallcn, und das Ringen würde kein Ende nehmen, bis eines der beiden Be kenntnisse verblutet hätte. Es vergeht kein Tag, ohne day es zu kleineren Zusammenstößen kommt. In Rawalpindi haben diesmal die Mohammedaner angefangen und ein paar Hindukapellen verunreinigt. Dazu kommt die Empörung der Mohammedaner, daß der Hinduboykott englischer Waren die Preise für die wichtigsten mohammedanischen Konsum artikel gesteigert bat. Das scheint auch bei den gleichzeitig in Bengalen ausgebrochenen Unruhen eine Nolle zu spielen. Tas dritte Element der Unzufriedenheit ist der Hindubauer. Ter Somindar sGrundherrs und der Mahädschan lGeldper- leihers sind die beiden am schwersten von ihm verfluchten Dorftypen. Seit der Shakespeare Bengalens, der Dichter Tina Bandhu Nitro, in seinem „Jndigo'piegel" die Lage oes Dauern mit einer nicht nur Indien, sondern auch ganz England erschütternden Tragik auf die Bühne brachte, ist die britische Herrschaft allerdings unermüdlich an der Arbeit ge wesen, um dem Helotentum des Hinduackerers ein Ende zu machen. Es bleibt aber noch viel zu tun. Vor allem ist die Landsteuer als wichtigster Budgetpollen ein arger Truck dort, wo der Landwucher in Blüte stehl. In Rawalpindi sollte die Landsteuer erhöht werden. Ein halbes Dutzend Hindu, juristen — wohlgemerkt in England ausgebildete junge Leute —, die in der Garnisonstadt das „Jntellektuellen- Element" vertraten, rannten mit dein beschränkten Verstände der armen Bauern davon, rissen auch die Mohammedaner mit fort, und die Opposition gegen die Steuer nahm die bös artige, der jüngeren Hindubewegung eigentümliche anarchische Form des Pogroms gegen Fremde und Christen an. Der Polizeirichter verhaftete die Hindujuristcn zu spät; er kannte die sanften Saiten, welche die Regierung der Elgin und Ripon gegenüber der Hindubewegung aufzieht. Ende der siebziger Jahre hatten diese Herren durch übertriebene Nach sicht ganz Indien an den Rand des Ausstandes gebracht, und auch jetzt Hot der Polizeirichter das Militär erst registrieren dürfen, als die Mehrzahl der Sraatsgebäude und die christ- lichen Institute bereits Trümmerhaufen waren. Und dies, obwohl Rawalpindi das größte Militärlager an der indischen Grenze ist: die Cantonnements bedecken mehrere englische Ouadratmeilen. Wer die gebildete Hinduklassc kennt, wird mit ihr sym pathisieren, insoweit es sich um diejenigen nüchternen und besonnenen Kreise handelt, deren politische Aspirationen auf dem alljährlich zujammentretenden Nationalkongreh zum Ausdruck gelangen. Sie gehen im großen und ganzen auf eine ausgedehntere Teilnahme des englisch gebildeten Hindus an der lokalen Verwaltung, an der Justiz und allmählich auf *) Die Skizze ist den Vierteljahresheften für Trupp.mu.runz und HeereZkunde (mit geringen Änderungen) entno.nmen. einen größeren Einfluß in den verschiedenen Coucils, denen die Verausgabung des indischen Budgets obliegt. Nament lich finanziell ist das Losungswort „Indien für die Inder" zu verstehen. An ein indisches Parlament denken diese Kreise im Ernste nicht. Sie sind sich wohl bewußt, daß die niederen Hinduklassen dastir nicht reif sind, und daß die Parlaments- frage den Kamps mit dem Mohammedanismus zum Hellen Brande schüren würde. Ter richtige Kern ihres Verlangens besteht aber darin, daß sich England des Nationalkongresses nicht nur zur Ausübung der Herrschaft bedienen, sondern sich durch ihn auch mehr und mehr mit indischem Geist er füllen soll. Die besten englischen Verwaltunasmänner freilich, so liberal sie theoretisch dieser Forderung gegenüberstehen, sind der Meinung, daß der englische Beamtenapparat dieser Auf gabe nicht gewachsen ist. Sic erklären deshalb, daß man selbst den Vertretern der gemäßigten Hindubowegung schon zu viel Zugeständnisse gemacht habe, wenn man ihnen ohne Gefährdung der englischen Herrschaft, ohne Heraufbeschwö- runq blutiger Ereignisse ihre weiteren Forderungen nicht be willigen könne. Mit tiefer Unzufriedenheit und den ernstesten Besorgnissen aber blickt der indische Civil Service auf die liberale Politik des Gcwährenlassens gegenüber der jüngeren, direkt anarchisch gerichteten Hindubewegung, welche, mit Re formen nicht zufrieden, nickt nur die sofortige Gewährung eines indischen Parlaments, nicht nur die Erhebung Indiens zur Kolonie mit Selbstregierung, sondern die Austreibung oller Europäer fordert, sich der unteren Eisenbahnbeamten auf dem Stoatsbahnnetz als anarchischer Agitatoren bedient, überall Ausläufe in Szene setzt, mit dem bengalischen Boykott die Austreibung des englischen Handels faktisch begonnen bar und die Sicherheit einzelner Europäer, ja schon der kleineren europäischen Kolonien durch unaufhörliche Hetze in der „Ver- nacular Preß" bedroht. Die Milde, welche die Gerichte unter Druck von England aus walten lassen müssen, l>at die Frechheit dieser Gesellschaft nd ihrer-Presse bedenklich ge steigert, so daß die Verhältnisse einer Krise zudrängen, deren Vorspiel wir jetzt in Rawalpindi erlebt haben. Es liegt aus der Hand, daß die Bemühungen der legitimen Hindubewegung damit zur Aussichtslosigkeit verdammt werden, und daß der schwächliche und zugleich übertriebene Liberalismus wieder wie in den achtziger Jahren durch eine fest zugreifende Reaktion abgelöst werden wird, die unter Umständen manu militari Ruhe schasst. Für den europäischen Frieden könnte eine solche Entwickelung nur vorteilhaft sein. * - Nach Blättcrmeldungen aus Lahore haben in Amritsar aufrührerische Tumulte stattgefunden, bei denen sich ein Trupp von Hindustudenten hervortat. Hur «km fteicdrlag. Berlin, 6. Mai. (Privattelegramm.) Da man übereingekommen war, die nötig gewordene Wahl des zweiten Vizepräsidenten auf Dienstag anzusetzen, deS besseren Besuchs wegen, so schied diese Materie am Montag auS. Nur in den Mitteilungen des Präsidenten tauchte sie aus, als Graf Stolbergdie Amtsniederlegung des Vizepräsidenten Kaemps mitteilte. Dock leistete der Reichstag am Montag äußerst nützliche Arbeit. Zunächst er ledigte er in erster Lesung den vierten und fünften Ergän- zungsctat, sowie den zweiten Ergänzungsetat für die Kolo nien. Tie beiden ersten Evaänzungsetats enthalten in der Hauptsache die einmaligen Teuerungszulagen für die Be amten. Der koloniale Ergänzungsetat fordert hauptsächlich 31 Millionen aus Anlaß des Eingcborenenaufstaudes in Südwcftasrika. Frhr. v. Stengel gab darauf ein Expos« über die Neicksnnanzen, das ziemlich trübselig aussiel und mit der Aussicht ans die Erschließung neuer Reichs einnahmen, lies Steuern schloß. Im Hanse war man sich, .natürlich bis aus die Sozialdemokraten, wenigstens darüber einig, daß die Regierung mit der Vorlage wegen der Teue- rungszulage in loyaler Weise den Wünschen des Parlaments entsprochen bat, wenn auch die vom Staatssekretär emp fohlene Stundung der ungedeckten Matrikularbeiträge keine angenehmen Genihle hcrvorricf. Tie Etats werden der Budgetkommission überwiesen und das Haus fährt in der am Sonnabend unterbrochenen Beratung des Etats der Schutz gebiete bei Kamerun fort. Dabei kommt es zu einer neuen Puttkamerdcbatte. Herr Kopsch berührte die Erklärungen der Frau v. Germar, geb. Ecke, die ein neues Licht auf die Angelegenheit zu werfen geeignet seien. Bebel unter strich die Forderung einer neuen Untersuchung und Herr Der n bürg ließ sich nickt lange nötigen, zu erklären, die neuen Anschuldigungen ließen allerdings eine neue Unter suchung angezeigt erscheinen. Man kann sich also aus eine neue Auflage der leidigen Prozeßafsärc g'faßt machen, wo- bei gleichzeitig gesagt sein mag, daß die Chancen des Herrn v. Puttkamer sich wesentlich verschlechtert !*atun und daß awy die Reste von Sympathie, die man stir den Beamten baden konnte, sehr zusammenschrumpsen dürsten. Hier haben sich einmal llcberciser, Uebcrgesch ct und Rücksickls osig- kcit bitter gerächt. Wäre die Verteidigung nicht in w hohem Maße bemüht gewesen, die Geliebte des Herrn v. Puttkamer möglichst zu belasten und den Angeklagten m Lichte der verführten Unschuld erscheinen zu lassen, so wäre wohl Frau v. Germar kaum mit ihrem Material hervor getreten und die Sache wäre definitiv erledigt. Beim Etat für Togo trägt wieder einmal Herr Lede- bour wesentlich zur Erheiterung des Hauses bei. Als er zum Sprechen an die Reihe kommt, ist er nicht da. Aber kauni hat der Präsident frohlockend gesagt: „Ter Adgeord- ncte Ledebour verzichtet", — l„Gibts ja gar nicht!" rief je mand dazwischen! — so erschien Herr Ledebour mit einem ungeheuren Aktenbündel. Unter großer Heiterkeit des ganzen Hauses wird ihm bedeutet, daß er zu spät komme. Man gratuliert einander dazu auf allen Bänken. Tatsächlich ist denn auch der Kolonialetat durch die Folgen dieses Zwischenfalles bald erledigt. Ter Etat der Neichseisen- babnen kommt an die Reihe, wird im Galopptempo bewilligt und kurz vor 7 Uhr tritt das Haus noch in die Beratung des Marineetats ein. Der Abg. Bebel beantragt zwar Vertagung, findet aber nicht die nötige Unterstützung; Herr Bebel bezweifelt deshalb di- Beschluß fähigkeit des Hauses. Hätte er sich vorher bei seinem Freunde Singer, dem Experten für Geschäftsordnung, er kundigt, so hätte ihm der gesagt, was -hm n:n Herr Paasche sagen mußte, nämlich, daß die Beschlußfähigkeit nur vor einer Abstimmung eine Rolle -vielt. Endlich vor 8 Ubr soll cs zur Abstimmung über das Kapitel „In standhaltung bei Flotten und Wersten" kommen. Darauf hatte nun Bebel gewartet: Er bezweifelte abermals di: Be schlußfähigkeit, mit welchem Zweifel er natürlich recht hatte, und die Sitzung mußte abgebrochen werden. von cientrin über Oie Zchlacbtteläes tler Manttchum. VHI. Am Tage unserer Ankunft in Liaoyang waren wir bereits nachmittags gegen 3 Uhr in Begleitung eines japanischen Offiziers, der die Kämpfe um Liaoyamg selbst mitgemacht harte, arstgebrochen, um die Stellungen südwestlich und süd- lich des Ortes zu besichtigen. Am folgenden Tage ritten wir die Höhen östlich Liaoyang bis einschließlich Aentai ab. Des Zusammenhanges und des besseren Verständnisses wegen gebe ich in kurzen Zügen die Ereignisse, die zur Schlacht von Liaoyang führten, wieder. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Japan waren am 6. Februar 1904 abgebrochen worden, und unmittelbar darauf begannen die Feindseligkeiten von seiten Japans mit dem plötzlichen Ueberfall des Hafens von Port Arthur in der Nacht vom 8, zum 9. Februar. Gleichzeitig lvaren auch im Haien von Chemulpo (Südküste von Korea) die russischen Kreuzer „Korejctz" und „Wariag" unschädlich gemacht worden, so daß noch am 9. die ersten japanischen Truppen den Boden Koreas betreten konnten. Sie gehörten zur 1. japanischen Armee unter Kuroki, die nach vollendeter Landung in der Stärke von ca. 3 Divisionen den Vormarsch nach Nordwesten anlrat. Dos unvorbereitete Rußland, das für die Heranziehung seiner Truppen lediglich auf die sib'rifche Eisenbahn ange wiesen war, konnte erst nach Monaten ein Heer auf dem Kriegsschauplätze bercttgestclli haben, das stark genug war, den nach und nach landenden japanischen Heeresmassen ent scheidend gegenüberzutrcten. Bi? dabin wußte es mit den im Osten vorhandenen schwachen Kräften versuchen, Zeit zu gewinnen, Schritt stir Schritt zurückweichend, dem Gegner Widerstand zu leisten, um io di Entscheidung zurückzuver legen, „wobei es mehr daraus abgesehen ist, daß der An greisende sich selbst ausreibeu soll, als daß er durch das Schwert der Schlacht zugrunde gerichtet werde" (Clausewitz, „Vom Kriege"). > Rußland, besten Versammlungsgebiet für das Heer bei Chardin lag, kam das Verfahren der Japaner zu Hilfe. Denn anstatt zu versuchen, sofort in kühnem Anfasten ihre Truppen hei Wladiwostok oder etwa bei Uingkou, in der Nähe der Mantschureibahn, zu landen, um von hier aus so schnell wie möglich in das Herz des russischen Auimar'ch. qebictcs oorzustoßen, übewchätztcn Re Japaner augenscheinlich die sie hierbei erwartenden Schwierigkeiten und wollten als -Sicherheitskommissare" erst mal ihre Schäfchen im Trocknen haben, d. b. die Truppen gesichert auf dem Festlande wissen. Deshalb landeten sie mit der 1. Armee in Korea, das sie nun erst in 'angen beschwerlichen Märschen durch das Ge birge durchziehen mußten. Auf den ersten Widerstand traf General Kuroki am Palu, und errang hier am 1. März einen ausgesprochenen Sieg, da die Russen nicht verstanden, im richtigen Augenblick ab- zubaucri, nachdem sie den Gegner io lange wie möglich aus gehalten batten. Erst nach diesem Siege landeten die weite- ren japanischen Armeen aui der Liauiung-Halbin'el und bei Takistchan, bei letzterem Ort die IV. Armee uittcr General Nodzu, und auf ersterer bei Taini und Pitzewo die II. Armee unter General Oku, sowie die III. Armee lNrgi). >.e sich gegen Port Arthur wandte. So rückten allo langsam, aber sicher die drei Armeen in nordwestlicher lKuroki — rechter Flügel) bzw nördlicher l Richtung «Nodzu — Mitte, und Oku — linker Flügel), immer j in ihrem Vordringen auseinander Rücksicht nehmend, aus Liaoyang vor, wo inzwischen Kurovcttkiu Ende März cinae- trof'en war. Nack vcr'chiedeuen Sämpscn (Tku am lB Mai bei Kintichou, am 15. Juni bei Wasankou. am 23. Juli bei Tci'ckikiao: Kuroki am 9. Juii bei Liau'ckank.ran» standen am 31. Juli alle drei japanischen Armeen aus ibrcn Vor- mar-ckwegen im Geleckt gegen die Russen, und zwar im r >ren Kuroti gegen zwei Abteilungen, die aus Anpiug und Tau- bovan ziirückgcworscn wurden «liebe Skwzc). Nod'u < - Mitte) bei Si-mu-tschcn und Oku «westlich 1 ' tt südlich HaiCchöng. In den beiden letztgenannten Ka n gingen die Rusten über Hait'chönq aus Austchan'ckan zurück. Damit standen die drei sapani'ck"'n Armeen bereit, um sich in gemeinschaftlichem Kample nm Liaoyang die "finde zu reichen. Es waren somit seil dem Ausbruch der Feindseligkeiten ca. 6 Monate verstossen, die die Russen dank dem lang'amen Vordringen der Japaner rusgcnut-r hatten, um das Gleich gewicht der Kräfte berzustellen. Es werden aui jeder der beiden Seiten uugciähr 140000 Mann in den nun folgen den Kämpfen um Liaovanq «.e'ockten haben, doch waren die Japaner noch an Artillerie überlegen. Für Kuropatkin lag seht der Entschluß vor, wenn er 'ick noch nicht stark genug fül lte, noch einen Schritt wester zurückzuweicken, „die Entscheidung nochmals zurück»ver legen", oder sie hier bei Liaoyang herbeizusühreii. Er cnb'chied sich nir das Ich>ere. Ob ihn hierzu rein militärische Gesichtspunkte veranlaßt haben, oder inwieweit er dabei politischen und sonstigen Verhältnissen Rechnung zu tragen gezwungen war. läßt sich oorläung nickt entscheiden. Nock wcittger läßt sich bei der Unkenntnis mit den Motiven, die den Oberstkommandierenden geleitet haben und be: den verhältnismäßig geringen Einzelheiten, die über die Vor- gärige bekannt geworden sind, eine stichhaltige Kritik üben. Man muß sich vorläufig mit den Tatsachen absinden und kann höchstens darüber theoretische Betrachtungen^ anstellen, inwieweit der eine oder andere Umstand für die kämpfenden Parteien günstig oder ungünstig gewirkt hat. Die Einrichtung der russischen Stellung um Liaovang war bereits während der kriegerischen Ereignisse der letzten Monate durch verichiedene Anlagen der Feldbe'cstigung in Angriff genommen worden und erstibr einen weiteren Aus bau in der Zeit der Ruhe, die aus die oben erwähnten letzten Kämpfe am 31. Juli folgte. Wir müssen diesen Stillstand als ettie letzte Atempause aussasten, die sich zwei Kämpfende, Amu in Auge gegen- überstehend, gönnen, um ihre ganze Kraft zum entsck>eidenden Ansprung zu versammeln. Während die Japaner die Zeit ausnutzten, nm aui ibrer langen rückwärtigen Verbindung 'alle Bcdürstiissc an Wasten. Munition und Verpflegung I beranzu-chleppen, arbeiteten die Rusten an ihren Erdwer'en, I und reihten die aus Europa eintresfenden Ersatzmannschaf- I ten in ihre Formationen «in.
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