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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071016014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-16
- Monat1907-10
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Parlamentsber.I * Das Reichsgericht hat die gegen das Todesurteil im Prozeß Hau eingelegte Revision verworfen. sS. Art. u. Ge- richtssaal.) * Der Bergarbeiter streik in der Riede rlausitz ist definitiv beendet. sS. Dtschs. R.> * Das Befinden Kaiser Franz Josefs ließ gestern noch zu wünschen übrig. sS. Ausl.) * Heute sollen die Ausgleichsvorlagen dem Reichs» rat und dem ungarischen Reichstage vorgelegt werden. lS. Ausl.) * Eine Einigung in derKongofragc wird im belgischen Parlamente als bevorstehend angesehen. sS. Ausl ) * Bei Shrewsburv (England) hat sich eine Eisenbahn katastrophe ereignet. 16k Personen sind getötet. 40 ver wundet worden. Dein Tode verfallen. Hau ist dem Tode verfallen — nach dem Buchstaben des Gesetzes wenigstens. Gestein nachmittag in dec drillen Stunde hat daS Reichs gericht die Revision verworfen. Von den 44 RevisionSgrünken, die der Verteidiger Haus vorgebracht hatte, war auch nicht ein einziger stark genug, das Urteil zu erschüttern. DaS Urteil! Richt falsch zu verstehen: schuldig oder nichtschuldig, das ist nicht die Frage, über die das Reichs gericht als Nevisionsinstan; zu entscheiden hat. Es hat nur zu untersuchen, ob irgend ein Fehler in der Prozeßführung von feiten des Gerichtshofes begangen worden ist. Aber keiner der 44 Revisionsgründe erschien dem Reichsgericht stichhaltig genug, um die Sache zur nochmaligen Verhand lung an das frühere oder an ein anderes Schwurgericht zu verweisen. Unv deshalb ist Hau dem Tode verfallen. Nur zwei Möglichkeiten bleiben ihm noch, ibn vor dem Schafott zu bewahren: die Gnade des Land-sfürsten und die Wiederaufnahme des Verfahrens. Die erster- Möglichkeit ist für den Verurteilten ein höchst frag liches Glück. Zeitlebens hinter Zuchthausmauern schmachten zu müssen, bas muß für den Dandy Hau eine furchtbare Strafe sein, eine größere, als der Tod. Nack 15 Zabren vielleicht völlige Begnadigung, wenn er rer Degenerierte, überhaupt 15 Jahre Kerker übersteht. Und was dann? Dann ist er der Welt entfremdet und gebrochen an Leib und Seele. Der erste Sturm wird den Haltlosen hinwegsegen. Aber noch bleibt ihm die Möglichkeit der Wiederaufnahme des Verfahrens. Mit ter Revision wird er wohl kaum selbst gerechnet haben. Sein Verteidiger Dr. Dietz hat es ganz sicher nicht. Erst vor kurzem bat Tr. Tietz seiner Ueberzeugung offenen Ausdruck gegeben. Bon einer Revision erwarte er nichts, um so mehr aber von einem Wiederaufnahmeverfahren. Seine sickere Hoffnung sckeint sich auf H 399 Abt. 5 der Strasprozeßordnung zu stützen, der folgendermaßen lautet: „Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteil geschlossenen Verfahrens zugunsten des Verurteilten findet statt, wenn neue Tatsachen oder Beweismittel beigebracht sind, welche allein oder in Verbindung mit den früher erhobenen Beweisen die Freisprechung des Angeklagten oder in Anwendung eines milderen Strafgesetzes eine geringere Bestrafung zu begründen geeignet sind." Und wer die Berichte nach rem großen Hauprozesse, der eine ganze Juliwoche füllte, sins ira et stuäio verfolgt hat, muß zugeben, daß Dr. Dietz leine grund lose Hoffnung hegt. Ob freilich ein neues Schwurgericht den ameri kanischen Rechtsanwalt sreisprechen wird, daS ist eine andere Frage. Doch nicht auf die Schuld oder Schuldlosigkeit des Angeklagten kommt es hier an. Ueber diese Frage zu debattieren war Ge legenheit, als daS Schwurgericht tagte, und wiiv vielleicht Ge legenheit sein, wenn des Dr. Dietz Wiederaufnahme-Bemühungen mit Erfolg gekrönt sein werden. Heute interessiert lediglich die Frage, ob die RevisionSgrünve des Dr. Dietz als stichhaltig ericheinen. Die wichtigsten RevisionSgrünve von den 44 sollen hier kur; beleuchtet werden. Auf viele scheint später Dr. Dietz stillschweigend selbst verzichtet zu haben. Der Vorsitzende wies ja auch ohne Widerspruch des Ver teidigers bei der Revisionsoerhandlung darauf hin, indem er bemerkte, daß bei der Kürze der Zeit, in der die Rügen ausgestellt werden mußten, wohl einige darunter sein würden, die der Scharfsinn des Herrn Dr. Dietz jetzt selbst nicht mehr als stichhaltig anerkennen könnte. Aber es blieben doch noch so manche Revisionsgründe übrig, die den sicheren Glauben aufkommen lassen mußten, daß die Revision Erfolg haben würde. Bor allem bemängelte Dr. Dietz, daß der Vor sitzende deS Schwurgerichts Dr. Eller am vorletzten Tag unmittelbar vor rer Sitzung mit Hau eine Unterredung gehabt habe. Es liege al'o eine Verletzung dcS tz 225 vor. Dieser Paragraph lautet: „Die Haupt- Verhandlung erfolgt in ununterbrochener Gegenwart der zur Urteilsfindung berufenen Personen, sowie der Staatsan waltschaft und eine- Gerichtsschreibers." Diese Rüge begründete Dr. Dietz vor dem Reichsgericht in höchst geschickter Weise. Er führte aus, eS wäre wiederholt erörtert worden, in welchen Be ziehungen der Angeklagte zu einer „gewissen Dame" gestanden hätte. Es hätte das gerade klar gestellt werden müssen unter Berücksichtigung des Wunsche- de- Angeklagten, daß diese heikle Sache möglichst kurz behandelt werden sollte. Nu» hätte der Angeklagte seinen Verteidiger ersucht, ihm mit dem Vorsitzenden eine Unter redung zu erwirken. Die- wäre ihm, dem Verteidiger, auch gelungen. Der Erfolg wäre gewesen, daß iu der Hauptverband- lung Vorsitzender und Angeklagter ganz leicht gerade über rieien für den Verteidiger höchst wichtigen Punkt binweggeglitten wären. „Mir schien e-, al- ob mir eine unbekannte Macht die Waffe aus der Hand geschlagen habe." Der Verteidiger jühlte sehr wohl, daß er gerade in diesem Punkte, der für ihn der wichtigste sein mußte, m seinem eigenen Klienten seinen schlimmsten Gegner hatte. Er sagte dies auch Hau auf den Kopf zu. Er sagte ihm, daß die Unmöglichkeit, gerade diesen Punl l mit der Zeugin näher zu besprechen, dem Angeklagten den Schuldspruch zugezogen habe. Und lächelnd habe Hau geantwortet: „Das habe ich Ihnen also glücklich vereitelt!" Man mag über Hau reden und denken, wie man will: er hat in diesem Punkte sich als Gentleman gezeigt. Dem Verteidiger aber war durch jene verhängnis volle Unterredung tatsächlich eine wirlsäme Waffe auS der Hand ge nommen worden. Er will durchaus nicht an der Unparteilichkeit des Schwurgerichtspräsidenten zweifeln, aber „ich muß aufrecht erhalten, daß eine stundenlange Unterredung ohne Wissen des Ver teidigers geeignet sein kann . . ." Hier bricht der Verteidiger vorsich tigerweise rasch ab und fährt sarkastisch fort: „Mehr will ich nicht sagen." Man sieht, dem Verteidiger ist sein Amt in diesem Punkte wenigstens, in Sachen Olga Molitor, von seinem eigenen Klienten herz lich schwer gemacht worden. Aber noch eine andere Rüge des Verteidigers erscheint höchst markant. Sie ist dem Leser schon seit dem großen Prozeß her bekannt: Die öffentliche Anklage des Staatsanwalts durch die Presse. Am 11. Juli hatte der Staatsanwalt in der „Badischen Presse" eine Berichtigung veröffentlichen lassen, in der es hieß, daß die Sache gar nicht so mysteriös wäre, wie man sie dar gestellt hätte, und daß Hau die Schuld ja gar nicht in Abrede gestellt hätte. Eine derartige Berichtigung, so folgerte der Verteidiger, sei dazu angetan, Stimmung unter den Geschworenen zu machen. Denn alle Erklärungen, die von einer Behörde kämen, trügen von Anfang an den Stempel der Glaubwürdigkeit. Und dann noch eine wichtige Rüge: Die Fragestellung an die Geschworenen. Es wären zwei Fragen gestellt worden: erstens ob Hau die Tat an der betreffenden Person begangen habe, und zweitens, ob er die Tat nut liebe,legung begangen habe. Daduich sei aber tz 293 verletzt worden. D:e Fragestellung hätte nicht nach Merkmalen erfolgen dürfen. DaS sind die Kardinal,Ligen. Nur wenige. Aber man me>nte, daß sie allein genügten, als wirlsäme Revisionsglünde zu gelten. Wohl alle glaubten es; nur er selbst nicht, rer Rechtsanwalt Dr. Dietz aus Karlsruhe. Er glaubte genau so wenig daran, wie damals im Jnl, an eine Frei'preckung seines Klienten. Tenn er machte jetzt vor dem Reichsgericht d:u Geiä worenon einen schweren Vorwurf, den er selbst verantworten muß unv wird: „Ein Kollege hat mir mit geteilt, und zwar am zweiten Tage der Verhandlung, daß schon am ersten Abend des Prozesses die Geschworenen eine Versammlung abge- halteu haben. Ter Kollege hat das von einem Geschworenen gehört, der sein Verwandter ist, und dieser Geschworene bat ihm erzählt, daß die G-schworenen bereits am ersten Abend beschlossen hätten, Hau zu verurteilen." Ob Hau schuldig ist oder nicht, das spielt bei der Besprechung des NeicksgerichtSurteils keine Rolle. Eins siebt fest: die ReoisionSgründe des Verteidigers standen auf schlecht,, Füßen. Er wußte dies ja selbst. Er wird selbst einsehen, daß seine Revision mit Reckt veiworsen worden ist, so wenig dieses Urtest auch der Laienv. rstano zu verstehen vermag. Aber Dr. Dietz hofft ans Erfolg mit der Wieveraujnabme des Prozesses. Sie wiro ibm gelingen. Ob aber ein neuer Schwurgerichtshof einen Freitpruch sällen wird, daS wird Wohl auch Dr. Dietz mit Zuversicht nicht glauben. Aus Hern Ncrchlnh -er Aönigür Viktoria.*) Aus Anordnung des Königs Eduard ist ein Teil der Archive der Königin Viktoria der Ocffcnilichkeit erschlossen wo,den. Schon dieier eine Teil gibt viel intciessanlen historischen Stoff. D e Königin versubr mit ihren Schriftstücken von Anbeginn in ganz metbooischer Weise: sie gewöhnte sich frühzeitig daran, ibre Pcivaibriefe auszubcben, und nach der Thronbesteigung wurden alle ibre amtlichen Schriftstücke ebenso bebandelt und in Banden geordnet. Der Prinzgemabl richtete ein auSgcarbeiteles System sachlicher Zusammenstellung ein und bezeichnete unv registrierte viele ter Dokumente mit ei.ner Hand. Das Ergebnis war, daß diese Papiere eine Sammlung von Staaisdokumcnten bilden, die wahrscheinlich einzig in rer Welt dastebt. Die Papiere, die sich aus daö Leben der Königin bis zum Jahre 186 l beziehen, sind in chronologischer Reihenfolge ge bunden und umfassen fünf- bis sechshundert Bände. AuS diesen ist eine Auswahl getroffen worden, die nun in zwei Bänden von zusammen etwa 1400 Druckseiten vorliegt. Wir entnekmen ihnen beute zunächst einige Dokumente, die für die Geschichte Preußens und Deutschlands von besonderer Bedeutung sind. Am 25. November 1847 richtet König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ein Schreiben an die Königin Viktoria über eie Streitigkeiten der katholischen und protestantischen Kantone der Schweiz; er nimmt den Anlaß wahr, dec Königin seine Ansichten über Liberalismus und Demokratie vorzutragen, und bittet sie um ihre Unterstützung, damit der Deutsche Bund bei einer internationalen Regelung der Schweizer An gelegenheiten nicht übergangen werde. DaS Schreiben (gesperrter Druck, AnsübrungS- unv AuSrusungSzeichen usw. sind die des Originals) lautet in seinem Hauptteile: . . . Für Deutschland ist die Errettung der Schweiz aus den Händen der Radikalen einfach eine Lebensfrage. Wenn diese dort siegreich sind, so werden auch in Deutschland Ströme von Blut fließen; das will ich vertreten. Tie Ermordung von Königen, Priestern und Aristokraten ist bei ihnen kein leerer Schall und Bürgerkrieg ist ibre Losung im Liede, in der Schrift, im Wort und in der Tat. „Douds cdaritä dien entenäuv ovmmsnes par soimsme". So beginnen sie treu diesem „christlichen":» Motto mit ihrem eigenen Laude. Wenn man ihnen gestaltet, weiter zu geben, werden sie dort nicht Halt machen. Tausende von ausgewanderten Uebeltätern warten nur auf rin Signal lwelches ihre Kameraden und 'Verbündeten in Deutschland nicht anstehen werden zu gebens uni sich über die deutsche Grenze zu ergießen. In Deutschland liebt daS Volk sie ebensowenig wie in der Schweiz, aber die Ersahrungen der Schweiz lehren uns, daß da? allein nicht ihren Siegesmarsch aus halten kann, wenn die Umstände ihnen günstig sind. Ta- deutsche Volk verläßt sich aus feine Regierungen und tut nicht-, aber die Regierungen sind *) Königin Viktoria- Briefwechsel und Tagebuchblätter. Aus Veranlassung S. M. deS König- Eduard Vll. herauSgegeben mit Einleitung, geschichtlichen I'.eberblicken und Anmerkungen von A. E. Benion und Lord Ester. Autori sierte Uebrrfetznng von Konter-Admiral z. D. M. Plüddemann. Mit Slamm- banmtaseln nn» sechs Porträts. Berlin 1bO8. Verlag von Karl Sigismund, köniqt. fächj. Hofbuchhändler. durch Len modernen Liberalismus lden Vorläufer deS Radikalismus, wie d e Hühnersierbe der Eholeia vorangeht) geschwächt und werken die Folgen ter eigenen Nachlässigkeit auf sich nehmen müssen. Tr^tz Volk u»d Fürsten wird diese gottlose Baude ihren Zug durch Deutschland nehmen, weil sie, w.nn auch klein, durch Einheit und Enijchlossenheit stark ist. Ueber das alles habe ich m Kopf und Herz uachgegrübelt iaeleitet, sozusagen, von der Hand der Geschichte), und das hat mich letzt veranlaßt vorzuschlagen, daß der Ternsche Bund ldcr nebenbei eine Bcvöl'erung von mehr als 40 Millionen in sich schließt) alS eine der Großmächte Europas bei der Ordnung des schweizer Streit- erscheinen möge, uns alS solche von len übrigen Großmächten zugelassen werde. Möchten Euer Majestät Gerechtigkeit üben und diesem Gedanken Ihre Gönnerschaft an» gedeihen lassen. Die Königin antwortete am 5. Dezember 1847 arrö Osborne. Der Schweizer Bürgerkrieg sei als beendet «»Zusehen, eine Vermittlung, sowie die vorgeschlagene Konferenz seien also unnötig. Doch sährl Königin Viktoria fort: Sollte eine Konsennz betreffs der schweizer Angelegenheiten noch notwendig werden, io konnte nach meiner Ansicht alS Grund hierfür nur geltend aeinacht werden, daß die Großmächte die Unabhängigieit und Neutralität dec Schwei; verbürgt haben und caß der Conderbuud jetzt in die Kantone eingerecht werden soll. Dabei ist aber der Deutsche Bund nicht beteiligt, unv ich weiß infolgekesscn nicht, wie d.r Bund zu der Konferenz zugelassen w rden könnte, wenngleich ich geliehen muß, daß ich r-s gerne sehen würde, wenn Deutschland leinen Ptav unter den europästchen Mächten einnähme, zu dem es seine Stärke und Be völkerung völlig berechtigt. Ich kann sagen, daß auch meine Regierung ebemo wie ich von der Bedeutsamkeit der deutschen Stärke und Einheit durchdranaen ist und von dem Gewicht, welches Liese Stärke im Gleichgewi l t Europas aus machen würde. Ich bin sicher, daß das englische Volk im allgemeinen dwse Emv- sindung teilt, aber ich darf Euer Majestät nicht verhehlen, daß viel davon ab hängt, in welcher klorm sich diele Macht verstellen würde. Wie gerne e-Z die Engländer sehen würden, wenn diese Maßt durch die erlauchteten Beschtießnugen Euer Majestät zur Geltung läme, so wist den sie doch von erheblich andersartigen Empfindungen beseelt werden, wenn sre dieselbe in der Hand des Fürlien Metternich jähen. Ein politisches Programm für die Entente zwischen England uns Frankreich unterzeichnet die Königin in folgendem Schreiben: Königin Viktoria an Len Kaiser der Franzosen. Osborne, 3 Januar 1861. 8iio et oller ! röre! Die Glückwünsche, die Euer Maiestät mir zum Neuen Jahre Vorbringen. sind mir sehr leuer, und ick bitte Sie, dafür meinen aufrich tigen Tank und den Aucdruck meiner Wunsche entgegenninehmen, Die ich für das Glück Euer Majestät, der Kaiserin und Ihres lieben Kindes hege; der Prinz schlieft sich mir in diesen Empfindungen an. Euer Majestät haben vollständig recht, wenn Sie mit einiger Unruhe aui den aufgeregten Ausland Europas blicken, aber ich teile auch die teste Hoffnung mit Ihnen, Laß Las Uebel sehr ermittelt werden kann, wenn Frankreich und England sich verstehen, und ich möchte lünzmügen, wenn diese Uebereinsttwmung sich daS uneigennützige Ziel jetzt, der Wett den Frieden, jedem Volle leneRect.e und Besitztümer zu erhalten und die Leidenschaften zu besänftigen, welche kie schwersten Uebelständc, Bürgerkriege und Rasjenkämpse hervorzubringen drohen. Ter Segen Gottes wird der Erfüllung einer jo großen wie heiligen Ausgalc nicht füllten. Ich freue mich mit Euer Majestät über die ruhmreichen Erfolge, die unsere verbündeten Anneen in China erreicht l aben, und über den schönen Frieren, ru dem die e Erfolge getührt haben. Er wird, wie ich hoffe, reich an Wohltaten für un cre beiden Länder, aber auch für Las wunderliche Volk sein, das wir ge- zivuiriku haben, mit der übrigen Welt in Beziehungen zu treten. Es bat uns viel Vergnügen gemacht, die Kaiserin zu sehen und von ihrer Reise in England zu vernehmen, die ihr so wohl getan bat. Nehmen Sie die Versicherung meiner vollendeien Freundschaft entgegen, mir der ich bin, Lire und mein Bruder, Euer kaiserlichen Maiepär In donn<- Loenr Victoria Id. Einen Beweis selbständiger deutschfreundlicher Gesinnung gibt der folgende Erlaß: Königin Viktoria an Lord John Rüssel. Osborne, 27. Mai 1861. Tie Königin sendet Len in Aussicht genommenen Autwortsentwrus auf die Bewertungen der rutsischeu Regierung betreffs der Vor ckläge Lord John Rüssels in der dänischen Frage zurück. Sir bat en bemerkt», Lag dies die ganze von unc bisher ein'enommene Haltung umdreht. Fürst Gorttchakow lat ganz recht, wenn er uns daran erinnert, daß das Uebereinkommen von >852 keine formelle Bürgschaft enthalten hat tdie uns verpflichten könnte, die Waffen zur Verkett igung der verbürgten Sache zu ergreifen), soweit es die Ansicht ker britischen Regierung betrat, die aus allgemeinen Grnndlätzen sich stets solchen Ucberrinkommen wicerletzt hat. Diese Gruncsätze ha' en jetzt jov cl Geltung wie je und dennoch schlägt Lord Jolln vor, „die Bürgschaft sur die Jnicgrität ter dänischen Monarchie, die im Vertrage vom 8. Mai 1852 erteilt worden ift zu erneuern", wodurch er diesen Vereinbarungen de» Etmrakier einer Bürgschaft gidi. die damals von uns grundsätzlich verworfen wurde. Sowohl Rußland als Frankreich wi0er>etzcn sich in ihren Antworten jetzt einer solchen Bürgschaft, selbst tezügli.ll Sch.eswigs all,m, da sie den bürgenden Machten für die Zukunft bedeutende Schwierigkeiten in Aussicht stellt, und Lord John jchlägt vor, ne ans Holstein, einen Teil Deutschlands, und nicht Tänemaiks auSrudebnen, um den Schwierigkeiten vorzubcugen. Tie Königin kann diesem Vorschläge nicht ihre Genehmigung erteilen. Tie Beziehungen zwi'chen Berlin und London behandelt ein Bericht Lord ElareudonS, der zu den Krönungsfestlichkeiten in Berlin war: Earl of Clarendon an die Königin Viktoria. Berlin, 20. Oktober 1861. Lord Clarendon bezeugt Euer Majestät seine untertänige Hochachtung. Er bittet untertänigst, melken zu dürfen, daß er gestern die Ehre hatte, zur Königin berufen zu werden, mit der er eine lange und interessante Unterhaltung hotte. Die Königin drückte ihr tiefstes Bedauern über den Ton der englischen Zeitungen aus, gab aber zu, daß die deutsche Presse die Beleidigungen mit Zinien zurückzahlt. Ihre Majestät sagte indessen, sie und der König und alle verstäiuigen Menschen, mit denen Ihre Majestäten darüber gesprochen batten, seien entlchlossen, die Angriffe nicht zu beachten, und sich in jeder Weise näher an England zu halten. Lord Clarendon nahm die Gelegenheit wahr, die Königin vor dem Kai er zu warnen und dessen fixer Idee, daß seine Dynastie nur durch Erbiete- Vergrößerungen Frankreichs gesichert sei. Lord Clarendon drückte jcine Ucber- zeugung aus, daß, wenn der König M. de Cavour ähnlich gewesen wäre, jo würden ihm bereits einige gewichtige Vorschläge gemacht worden lein; die Place des Kaisers seien aber Lurch den ehrenhaften Charakter des Königs verellell worden. Man dürfe sich hier aber keiner Täuschung hiugrben, im Gegenteil, sorgfältige Vermeidung der Fallen, welche Beschwatzung und Schmeichelei 'ür Preußen legten, iei nötig, weil der Kaffer es jederzeit im Interesse keiner Ab- luchten in Frankreich selber für notwendig halten könnte, sich das linke Rhein- ufer anzueignrn; alle Brvölkernngsklasstn in Frankreich, gleichgültig, zu weist er Partei sie gehörten, würden entzückt sein, wenn er «S täte, und keine Popularität in Frankreich würde dadurch ungeheuer wachsen. Tie Königin stimmte dem zn, stand jedoch unter der Idee, die Lord Clarendon in der Lage war zu bannen, daß der zerrüttete Zustand der französischen Finanzen den Kaiser verhindern würde, einen Krieg in großem Maßstab» zu unternehmen. Lord Clarendon ist der Meinung, dan er die Ansicht der Königin betreffs ter „Möglichkeiten" und der Notwendigkeit gekräftigt bat, sich zu rüsten n ck den nationalen Geist gegen feindlichen Angriff auszurusen, wie ec sich lürllich in England offenbart hat, und der so günstig für den Frieden gewirkt habe, wenigstens insofern. alS wir selbst davon betroffen seien. Ihre Majestät meinte indessen, die preußische Politik Deutschland gegenüber mache rin 'o großes Kapitel au-, daß sie sich die Besprechung derselben für eine spätere Unterhaltung Vorbehalte. Lord Clarendon fürchtet: Graf Bernstorfs u?iat zu dem Gedanken, Lester-
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